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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141203023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914120302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914120302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-03
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Neue» Opfer eines Unterseeboote». «München,». Dezember. Die Reuest. Rachr.- melden an» Amsterdam: Da, englische Dampf, schiff .Earl of Aberdeen" ist, »i« .Central Rew," berichten, zwischen Aberdeen und -ull durch «in dentsch«, Unterfeebast ,»m Sinken gebracht morden. Die Mannschaft konnte gerettet werden. der Zufluchtsort der ruflhchen Oflfeeflotte. „Politiken" berichtet au, Stockholm: Di« russische Flotte befindet sich jetzt bei den A a l a n d. 2 n s e l n. In Marienhafe« kamen ver schiedene Kriegsschiffe an und andere sind auf dem Wege dorthin. Außerdem treffen täglich eine Menge Schiffe mit Kohlen und Lei>ensmitteln ein. Am Montag wurde ein deutsches Luftschiff über Äaland gesichtet. die de-rohte Lage -er Englän-er in fiegppten. Konstantinopel, st. Dezember. Ter Führer der ägyptischen Nationalpartei. Mohamed Ferid, oer seit Jahren gegen die Besetzung Aeayptens durch die Engländer einen erbitterten Kampf führt, und vom Ausbruch des europäischen Krieges an hier weilt, erklärte in einer Ilnteriedung, er zweifle nicht daran, daß die osmanische Armee mit Leich tig leit und bedeutend rascher als man glaube, den Sueztanal überschreiten werde Ebenso stehe außer allem Zweifel, daß die Aegypter, die die Engländer verabscheuen, sich er heben würden, lokald die osmanische Armee in Aeeypten eiadrinae, und nicht minder die Sudanesen, so daß die Engländer zwischen vier Feuer ge raten würden, nämuch der türkischen Armee, der Bevölkerung Aegyptens, der Lenussi und der Sudanesen. flus -em flongogebiet. lr.j Genf. 8. Drzember. Nach einem Telegramm des „Matin" vom 30. November sind weiter: Truppenabteilungen in den belgischen Ko lonien und in Afrika aagekommen. Di« deutschen Truppen, die verschiedene Terrttorirn in Kamerun besetzt halten, seien g gen Norden zurllclgeschlageir worden. Tie Belgi.'r und Franzosen sollen die ganze Strecke, an d.'r Noldgrenze von B^lgisch-Kongo zurück erobert haben. s?j Hindenburgs dank. Berlin, 3 Dezember. Generalieldmarschall von Hindenburg blttet das Wölfische Telegraphen- Bnreait uni Veröffentlichung folgender Danknottt: sZelegentlich meiner durch die Gnade des Kaisers und Königs erf.'igten Ernennung zum General- reldmar schall sind mir zahllose Glück wünsche zugesandt worden Dasselbe erfreut mich unendlich, doch bin ich leider außerstande, sie einzeln zu beantworten. Ich bitte daher, meinen herzlichsten Dank allerieits lediglich auf diesem Wege aussprechen zu dürfen. von Hindenburg. der Wortlaut -er Erklärungen -er /lbg. hnafe un- Spahn in der R c i ch 2 t a g 2 > i tz u n g vom 2. Dezember. Die in der heutigen Morgenuummer im Auszug wiedergcgebene Erklärung des sozialdemokra tischen Abg. Haase lautete wörtlich: „Die sozialdemotratische Fraktion steht auf dem Standpnnkl ihrer Erklärung vom 1 August. Den krieg, dessen tiefere Ursache die ökonomischen Inter- esiengegeumtze bilden, haben wir bis zum letzten Augenblick bekämpft. Noch sind aber die Grenzen unseres Landes von feindlichen Truppen bedroht. Daher mutz das deutsche Volk auch heute noch seine ganze Kraft fiirden Schutz des Landes e i n s e tz e n. Die Sozialdemokratie bewilligt deshalb die gejordericn Kredite. In dankbarer Teilnahme gedeutelt wir aller tapferen Söhne des Volkes, die Leben und Gesundheit für uns hiugegeben haben, und aller, die unter unsäglichen Entbehrungen und Mühen im Dienste des Vaterlandes stehen. (Zu- stimmnng bei den Sozialdemokraten.> Schon nm 1. August haben wir in Ileberein strmmnng mit der Internationale den Grmilnatz ver kündet, daß jedes Volk das Recht aus nationale Leldständigkelt habe, und cs ist unsere unverbrüch liche Uederzeugung, Latz eine gedeihliche Fortentwick lung der Völker nur möglich ist, wenn jede Nation verzichtet, die Integrität und Unabhängigkeit anderer Nationen anzutasten, und damit den Keim zu neuen Kriegen zu legen. Wir bleiben deshalb bei dem, was wir am 4. August gesagt haben: „Wir fordern, daß dem Kriege, sobald das Ziel der Sicherung erreicht ist und die Gegner zum Frieden geneigt sind, ein Ende gemacht wird durch einen Frieden, der die Freund schaft mit den Nachbarvölkern ermöglicht." (Beiiall bei den Sozialdemokraten.) Die Sozialdemokratie verurteilt es, das, in allen Ländern kleine, aber rührige kreise unter dem Deckmantel einer besonderen Vaterlands liebe mit allen Mitteln den Hatz gegen die anderen Völker zu erregen suchen und dabei jede Rücksicht auf Wahrheit und Würde außer acht lagen. Solange der Krieg sich hinzieht, mutz unermüdlich daran gearbeitet werden, die durch ihn geschaffenen Leiden und Nötezu lindern für alle, die im Feldzuge ihre Gesundheit verloren haben, für die An gehörigen und Hinterbliebenen der Kriegsteilnehmer im weitesten Sinne, reichlich zu sorgen für die vom Feind aus ihrer Heimat vertriebenen Flüchtlinge, Arbeitsgelegenheit und Hilfe für die er werbslos und arbeitslos gewordenen Volksgenossen zu schassen, sowie jede Hilfeleistung zu gewähren, die erforderlich ist, um unsere Volkskra't zu erhalten, und die Versorgung des Volkes mir Nahrungs- und Ge- brauchsaegenständen zu organisieren. Die Anregungen unserer Partei und der Gewerk schaften zu sozialen Maßnahmen dieser Art sind bei der Rekchsregierung zum Teil auf fruchtbaren Boden gefallen, doch muß nach unserer Ueberzeuaung aus all diesen Gebieten noch mehr geschehen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir erwarten aber von der Reichsregierung auch Vertrauen zu unserem Volke, das im Kampf für das bedrohte Vaterland einmütig zu sammensteht. Die Ausdehnung, in der die Ver hängung des Kriegszustandes und die Beschränkung der verfassungsmäßigen Rechte namentlich der Presse noch jetzt aufrechterhalten werden, ist durch nichts gerechtfertigt und ist geeignet, Zweifel an ö«r Rette und Entschlossenheit des deutschen Volkes zu er wecken. Die Handhabung der Zensur führt fortgesetzt zu Mißgriffen und wirt schaftlichen Schädigungen. Wir fordern schleunigste Abhilfe, gerade im Interesse geschloffener Verteidigung und des Ansehens und der Wohlfahrt des Deuttchen Reiches (Beifall bei den Sozial demokraten.) Abg. Dr. Spahn (Ztr.) gab hierauf wörtlich fol gende Erklärung ab: Namens sämtlicher übrigen Parteien dieses hohen Hauses sLedh. anhaltender Beifall b. d. bürgerl. Parteien) habe ich folgende Erklärung abzugeben: Auch wir haben zahlreiche Wünsche auf dem Gebiete der Gesetzgebung und Verwaltung. Wir sind fest entschlossen, die soziale Fürso rge für alle Kriegsteilnehmer und für die durch den Krieg Geschädigten sorgsam aus zu bau en. (Beifall. > Dankbar gedenken wir auch derer, die durch den Feind schwere Wunden erlitten haben. (Beifall.! Aber heute kommt es darauf nicht a», heule gilt es in Nücksichl aus das Wohl des deutsche» Vaterlandes alles andere h i n ta n z u st e l l e n. (Bei'all.) In dem uns freventlich aufgedrungeuen Kriege wollen wir durchhalten, bis ein Sieg er rungen ist, der den ungeheuren Opfern entspricht und der uns dauernden Schuß für alle Zeit gewähr leistet. Zu unseren braven Soldaten in Heer und Flotte, die Schulter an Schulter mit den verbündeten Truppen kämpfen, haben wir das dankerfüllte Vertrauen, daß der Kamp» bis zu diesem Ziele geführt wird. iAndauernder Beifall und Hände klatschen.) Tie Abschüttelttttg ViebknechLo. Wie zu erwarten war, ist der „einzigartige" Herr Liebknecht, der allein gegen die kriegskredite stimmte, von der sozialdemokratischen Reichstags- sraklio» l>ereils entschieden zurcchtgewiesen worden. Der „Vorwärts" veröffentlicht folgende Erklä rung, durch die das Verhalten Liebknechts gebührend göbrandmarkt wird: „Der Vorstand der s vz i a l ve in o k r a t t - schen Rerchstagsfra ktion stellt fest, daß der A bgeordnetc Karl Liebknecht entgegen dem alten Brauch dm Fraktion, der durch einen ausdrücklichen Beschluß für den oorlieaen- den Fall erneuert wurde, argen die krieg»krevtt- Vorlage gestimmt hat. Der Vorstand brdauert diesen Bruchder Disziplin. der die Frak tion noch beschäftigen wird, aufs tiefste. Der Vorstand der sozial demokratischen Reichstagafraktton." Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten frrncr verliehen: der Oberleutnant der Reserve im -1. Feldartillerie- Regimenr 18, kvmmandeur der 6. Fußaitillerie-Mu- nitionskolonn.' Dr. jur. Hans Hoffman, der Oberleutnant d.'r Reserve Regierungsbaumeister Ernst Weißbach, der Schütze im Schützen-Regi ment 108 AIthus, d«r Gefreite im 1. Secbataillon Kiel Johannes Köhler, der Vizefeldwebel im Pionier-Bataillon 12 Erwin Köhler, der Vize feldwebel in einem Reserve-Infanterie Regiment Landin fiser Hans Gent sch, der Stabsveterinär Schmidt, Professor an der Tierärztlichen Hoch schule, der Feldpostschassner Oberpostschasfner I Förster, der Assistenzarzt Dr. med. Max Böhme, diensttuend beim Korps-Brückeulrain des 12. Armeekorps, sämtlich aus Dresden, der Leutnant im Feldartillene-Negiment 21 Fehs;, Sohn de» Reichsbankorrektors Fehse in Chemnitz, der Leutnant der Reserve im Rescrve-Inf.-Regimeni 211 Hans klobe aus Reichenbrand, der Leutnant der Reserve im Frldartillerie-Rcgiment 61 Kaufmann Fritz Ende aus Chemnitz, der Veterinär bei der Re- serve-Fuhrparkkolonnc 5 Dr. Curl Schumann aus Oelsmtz, der (befreite im Infanterie-Regiment Nr. 101 Robert Kaiser aus Luga (unter gleich zeitiger Beförderung zum Unterosf.zier), brr Soldat Otto Thoma aus Draisdorf (unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten), Stabsarzt Dr. med. Martin B a ck - Altenburg (er liegt zurzeit ver wundet in Berlin), er Stabsarzt Dr. med. Dretz- l e r aus Kahla, der Vizefeldwebel in der Maschinen, gewehrabtsilung 2 Kurt Köhler, Sohn des Rittergutsbesitzers Köhler in Rodameuschel (s.-A.). der außerdem vor kurzem zum Neserveleutnant er nannt wurde, der Offizierstellvertrrter im 15. bayr. Neserr-e-Insanterie-Regiment Affessor Dr. Gärt ner-Altenburg, der Feldwebel im Reserve-Infan- rerir-Regim?nt 106 ' Richard Pierschel aus Wurzen, der Gutsbesitzer Arnv Backofen aus Niederstrigis bei Döbeln, diensttuend im Reserve- Infanterie.Regiment 103, der Feldwebel-Hoboist Büsche, der Sergeant-Hoboist Henning, beide vom Infanterie-Regiment 139 (Döbeln), der Stratz>enwärter Richard Beyer ans Eröba, der Leutnant der Reserve im Infanterie-Regiment 107 Stadtamtmonn Dr C h i l i a n-Chemnitz, der Waffenmeister in der Maschinengewehr-Kompanie des Insanjerie Regiments 191 Sergeant Bern Hard Grätz- Chemnitz, der Vizefeld vebel im Leib grenadier-Regiment 100 Schutzmann Kurt Bern hardt aus Chemnitz, der Unteroffizier im Fuß- arttllerie-Regiment 10 Albert Weiser, Sohn des Schlachtsteuer Einnahmeverwalters Weiser in Neu kirchen bei Chemnitz, der Soldat in der Maschinen- gewehrkompanie des Infanterie - Regiments 101 Kurt Risch, Sohn des Oberlehrers Risch in Krüna, der Jäger Arthur Röhr aus Aue. Weitere Mel-ungrn. * Die Ausfuhr jeder Art Tuchlappen aus Ru mänien ist verboten worden. * Die 'Ne u w ah l e n zur zweiten StänLetammer des hessischen Landtags, die ursprünglich durch Verfügung des Staatsininisteriums auf den 6. November d. I. anberaumt waren, sollten gemäß einem von der Regierung betanntgegeb-'nen Vor schlag mit Rücksicht auf die Zeitlage bis zur zweiten Hälfte des kommenden Jahres, bzw. bis zum Frie densschluß vertagt werden. Von einzelnen Partei führern wurde dagegen angeregt, auf Grund einer Verständigung zwischen den einzelnen Parteien tumpslose Wahle» vor unchmen. Sofort eingcleitcie gemeinsame Verhandlungen der Parteivorstände haben jedoch zu eineni Ergebnis nicht führen können. Damit wird der von der Regierung zunächst gemach!« Vorschlag, mit Hilfe eines Notgesetzes die Wablen zunächst auf den Herbst des Iayrcs 1915 zu ver schieben, Geltung erhalten. Vie Kämpfe in -en begonnen. Deutsches Großes Hauptquartier, 1. Dezember. (2.) Die Franzosen wissen jeden Tag von Fort- schritten in den Argonnen zu berichten. Es ist auch richtig, daß die Kämpfe, die sich in dem Urwald der Argonnen ablpielen, von Erfolgen begleitet sind, die aber ganz bescheiden nur di« Deutschen für sich in Anspruch nehmen dürfen. Seitdem di« Deutsch«» im Besitze von Four» de Pari» sind, ein«s wichti gen Stützpunktes, und sich der Eisenbahnverbindung zwischen Pari» und Verdun immer mehr nähern, sind die Franken in diesem Kampfgebiet ungemein nervös. Der Kamps um Four» d« Pari», ein großes prächtiges Sanatorium, war ebenso langwieny wie erbittert. Das große Gebäude mit seinen umliegen den Gehöften wurde mehrmals gestürmt und wieder geräumt, bis es in dem unbestrittenen Besitz der Deutschen blieb. Die Franzosen können, trotzdem sic sich zäh verteidigen, dem hartnäckigen, wenn auch langsamen Vordringen der Deutschen keinrn erfolg reichen Widerstand entgegensetzen. Seitdem heftiger Schneefall eingesetzt, haben sie sich aus den Bau von Blockhäusern geworfen, welche von den Deutschen im Sturm genommen werden müssen. Di: Feinde liegen sich hier oft auf zwanzig Meter gegenüber. Einige heftige Vorstöße unternahm französische Artillerie und Infanterie gegen Npr«mont. Sie wurden sämtlich unter schweren Verlusten für die Angreifer zurückgeworsea. Das Torf wurde van schweren französischen Geschützen auf eine Entfernung von 13 Kilometer beschossen. Es wurden aber nur einige Häuser getroffen. Besonders heftiges Feuer richtete sich gegen ein Haus, in welchem die Fran zosen fälschlich die Wohnung des Eeneralfeldmar- schalls Grasen Hacseler vermuteten. Ein Volltreffer, der in das Haus einschlug, tötete einen alten fran zösischen Bauern, sein Weib und seine Tochter. Die Flucht der Einwohner von Apremont wird mir von Offizieren als eine Reihe erschütternder Szenen geschildert. Die Einwohner, welche nach der Besetzung des Dorfes durch deutsche Truppen in ihre Behausungen zurückgekehrt waren flohen bei Beginn der Be schießung durch ihre Landsleute nach Nordosten. An 300 Flüchtlinge, alte Männer und Frauen, die sich kaum auf den Füßen halten konnten, Kinder, die nur mit einem Hemdchen bekleidet waren, schleppten sich viele Kilometer weit, bis sie von deutschen Trup pen in leere Eisenbahnwagen und dann nach D. bracht wurden, wo sie gespeist und die Kinder wenig strns notdürftig gekleidet wurden. Der Anblick der frierenden Kleinen war geradezu jammervoll. Ein.- alte Frau von 72 Jahren starb kurz nach der Ankunft in V. an Erschöpfung Dio Flüchtling-' wurd-'n In einem Kloster nntergebracht Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. was unsere Solöaten schreiben. Feldpojtdienst in Feindesland. sAbdruck amtlich genehmigt.) Okodcr. Wohl die wenigsten unserer Leipziger Mitbürger, die daheim geblieben sind, können sich eine Vor skellung von einem F e! d p 0 st d i e n st machen. Wenn man unser prächtiges Postamt am Augustus platz sieht, wird cs allerdings auch schwer fallen, sich eine Vorstellung einer Filiale im F^lde zu macken. Wir befinden uns in N. . . . Am Sonnabend, den 5 September, wurde der Orl im Sturm unttr schweren Verlusten genommen. Das Dorf ist noch be rühmt aus den Kämpfen des Jahres 1870. An der Landstraße befindet sich in großer Schrift an einem Hause die Inschrift: ,,Combat de N 1870. 6. Octobre. Die Massengräber von 1870 sowie ein Denkmal reden eine beredte Sprache. Viermal haben unsere Väter im Jahre 1870 den Ort nehmen müssen. Die Berge im Hintergründe bieten den Franzosen eine famose Verteidigung. Wir haben unseren Vätern keine Schande gemacht. N ist auch diesmal unser. Während rings in den Bergen die Kanonen brüllen, hat man hier im Orte die Feldpost errichtet. Rechts an der Straße steht ein altes Bauernhaus. Davor befinden sich drei feldgrau an gestrichene Vauernwagen. Einige „P 0 st r ä t r" sind bemüht, für die Pferde Wasser aufzutreiben. Das ist nicht so einfach. Die Franzosen haben die Wasser ieitung (artesische Brunnen) zerstört In einem Straßengraben läuft langsam eine Oucllc. Sie wird von den Mannschaften geradezu bestürmt. Feldpost! Ein eigentümliches Gefühl be schleicht die Soldaten. Es ist die Verbindung mit der Heimat. Vor dem niedrigen Parterrefcnster, das den Schalter ersetzt, herrscht ein reges Leben. Mw holl sich die Feldpostknrten, die wobl schon in Massen da heim angelangt sind. Oder will noch einen Gruß und Strdrsivmrsvlünvv LkeiNdA n ttrlmnnil^obe 8tr. 24. I'o'. 1298 t. Ke, Vie cleulsefte RN. Ist? Ein Noma» «ins unseren großen Tagen von Pani Burg. „In, auch erst acht Tage. Habe mitten aus nein Urlaub heimgemnßt. Alles ging Hals über Kopf." „Ihre arme, junge Frau!" sali 'hu Elena mitlcnoig au. Tränen stiegen ihr in du Augen. „Meine Frau hak muh sehr lieb: sie Hai ,a auch keinen Menschen weiter auf der Welt alel mich. Aber was macht das? — Es muß dock' >eiu. Ich bin Soldat." Er wandte sich ab. In seinen Hellen Augen schimmerte es feucht. „Alles Gluck Ihnen nnd Ihrer lieben Fran!" »lüsterte Elena, nnd beugte NM über die Rosen im Körbchen, ihre Tränen zu verbergen. Sie sah den Leutnant einsteigen nnd iah den Zug abfahren. Immer stand sie noch ans dem gletchen Fleck und störte seine Stimme, von nn- geweinten Tränen schwer: Meine Fran hat mich sehr lieb. Aber es muß doch fein. Ich bin Soldat! Tapferer, tapferer Zunge! Am späten Mittag wurde sic abgclvst. Mit der alten Exzellenz saß Elena bei einem Teller Suppe in der Kammer des Bodenmeisters. „Oma, ich kahre nicht ,n MarcOa Ninileben." „Warum denn nicht?" „Weil ich die taube Rulfe auf sein Dorfe nicht ertragen tonnte, wo hier alles so schrecklich und so herrlich ist. Ich will mitten dabei sem, Oma." „Siehst du, Kind! Dabei gewesen sein, das hält für dein ganzes Leben vor, kannst mir'ö glauben. Ich bin schon ein Stückchen älter als du., Aber ich selber habe solch eine Zett, solchen Jubel nnd soviel Gefaßtheit auch Siebzig nicht er lebt. Denn ich vergleiche: Damals war alles ganz ander». Heute geht es ja auch um viel mehr, um die Welt. Da» ist wirklich keine bloße Zet- tungsredensart. Und wer die Deutschen ansieht, Mann für Mann, das ganze Land und Bott. . Da muß man doch sagen : Gott kann uns nicht verlassen wollen. Bleist du um mitten im Getriebe. Wnch schon Ruhe finden. Einer, eine . . . was ist das heute? — Nichts. Mir geht cs jetzt so mit mir, daß ich den ganzen Tag gar nichts von nur selber merke." In der Tai fand die alte Frau vor alten Fragen, Pittchten, Forderungen, die sie um- drängten, nicht einmal Zeit un Ernardt und sein Schicksal, länger als liier und da einen Augen blick zu deuten, lind dann tvar cs auch nm eilt Fürchten und Abwehren zugleich, nstucll, wie ein schlimmer Traum: Laß, bis die stillen Wochen loinmcn .... Als beide Frauen am Abend heimtumen, fan den iie Lina m Heller Au reguug. Eiu Svidat sitze iu der Küche: er solle die Pferde l,oieu . . . Die beiden Pferde! Eccna zuckte zuiummeu. Es Ivar ictzt eiu immerwährendes Akücknednestmen nnd Eniiugemiliissen. Schleppenden Schrilles ging sie mn ücin Artilleristen nach dein Stulle nnd zeigte ihm bic Pferd,. „Dusür gibt s mindestens luufcnd Mart pro Stück. Dus sind lumme Pferde. Nu, der Slastrat bezuhlt fa uuch sein. Hof. semtilh wirb meiner Frau unser Pruulnr auch ubgenommen . . ." „Was Huben Sie beun für einen Beruf? —" „Einen Gemiisehundct Hütte ich. Prima Ware und feine Kundschaft! Nu, wenn meine Fran au soweit ist, muß sie den Kram eben verkaufen. Zumal wo das Pferd weggeht. ." „Wieviel Kinder staben Sie denn schon?—" forschte Elena und schaute von ihrem Pferde unk, dem sie zärtlich über die Mähne strickt. „Ich, sechse bis jetzt. Ja, wir sind immer viel Kinder gewesen. Mit mir und es zehn Jungen, die mein Vater in den Krieg schickt, Fran Doktorn." „Zehn!" »«Jawoll. Wie wir noch klein waren, du gab s manch mal Krach. Unser Vater wußte oft nich. zu was wir jur wären. Na, nu sieht mau ja jleich, wozu der Kaiser Soldaten braucht." Mit stolzem Lachen zeigte er sein breites, gesundes Gelüst. Staunend sah ihn Elena an Zehn solche Söstne gab eine Mittler hin an den Krieg! Zehn Frauen eines Namens bangten mn ihre Man ncr.... „Die armen Flauen!" „Acki, Iott, wissen Sie, was meine Frau is, die Hal du nich ville Ieicknchten jemacht. Fritze, sagt sc, das is für dich junz jut, daß du mut rauskommst. kriegst was zu scheu vou be Well und lernst was dabei, kuck dich draußeu mn, denn hat das Ieschäsl auch teineu Scho den von. Ich null den kram Iner schon znfammen- hatten. Wenn s »ich jetzt, wüst alles verllopvi. 'Nachher sangen wir eben wieder von vorne au. Komm mau ful wieder, Fritze!" „Und Ihre Kinder? —" Das Herz ging Elena ans vor diesem biederen Manne. „Meine Jungens! Die möchten doch am liebsten alle Mann mit. Schule? — Das libt's doch nich, wenn der Baler in'n Krug is. Nu wenn nu der Siebente antoinmt, da meld ich mich bei unfern Herrn Hauptmann: da muß der Kaiser Patt werden!" Die innge Fran gab freien Herzens ihre beiden Pferde hin. Bis ans Tor geleitete sie den Artilleristen mit den schmucken Tieren. „Haltet euch brav, Nixe, Bella!" „Ei, allemal, Fran Doktorn! Das wer» citl vaar feine Offizierpserde." Bei Tische erzählte Elena von dem wackeren Soldaten. „Ich will den Kram hier schon Zu sammenhalten," habe seine Fran beim Abschicb gesagt. „Unsere Leute sind goldig!" Sic gingen schon bald zur Ruhe und schlie fen einen festen Schlaf in dieser Nacht. Elena empfand leine Schrecken vor dem leeren Bett Erhardts mehr und träumte in dieser Nacht auch nicht einmal, von ihm; die Ansttengungen des Tages, die überwundenen Aufregungen wo reu zu groß gewesen für die verwöhnte junge Frau, nnd sie hatte sich in ihrem Zustande nicht geschont. Früh donnerte es am Hauswr. „Ausgemacht! Ausgcwacht!" Sic wrang ans dem Bett und ltei ans Fenster. Einen Gewehr tolben sah sie in hohem Schwung gegen die Eichcntür saufen. Zornig drohte der weiße Sckmauzbart des .Kammer herrn herauf. „Schlaft ihr deun noch, um GottcSwttlcn?' Auf, aus, junge Frau, ich habe mir heute einen frischen Kaffee redlich verdient." „Wteder Wacste gestatt, On.ei Zimmern?—" „Und was für welche! Ich erzähle .. ." huschte er ins Haus nnd stürmte die Trepve. hinauf. Elena ivarf ihr Morgcnlleid über und trat in das Empfangszimmer. Aufgeregt rannte der Kammertzerr von einem Fenster zum andern. Er rieb sich die Hände, baß ine Geteilte knackten. Sein Gewehr hatte er im Hereinstnrmen auf ben Tisch geworfen. Behutsam stellte es Elena in eine Ecke. „Beißt nicht, bas DingS! Wenn sie nur alte erwischen, alle bie Schufte nnd Svione!" fuchtelte er herum. „Gilten Morgen, Outet Z.m-ueru' jst denn nur geschehen?" bot sie ttzm die Hand. „Acki so, entschuldigen Sie, schöne Frau: ich vergaß . . . Wo ist denn die Onm? — Es ist rein zum Berrncktwerden." „Hier bin ich doch schon. Jo, was haben Sie denn nur, Zimmern?" trat die alte Frau in das Empfangszimmer. „Erzählen? Erzählen! Na. euch barf ich's woht sagen. Ihr «chweigt, nicht wahr? — Ei, als ob bie Weiber den Schnabel halten könnten!" „Erlauben Sie inat, lieber Freund! Ich will «S Ihrem Amt und Eifer zugute halten..." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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