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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141201011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914120101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914120101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-01
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Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Was ist nun diese Truppe wert, und welche Verstärkung wird das russische Heer durch seinen Landsturm erhalten? Die „Opoltschcnie", wie der russisch Ausdruck für die Reichswehr lautet, setzt sich aus allen waffenfähigen Leuten vom 10. Lebensjahr an zusammen, die nicht dem Heere angehören. Es sind die vielen Heber- zähligen, Untauglichen und aus der Heeresreserve bereits Entlassenen. Seit 1800 wird ein Teil dieses Landsturms alljährlich auf zwei Wochen zu Dienst übungen cingezooen. Eine Uniform Haden sie nicht, nur eine graue Mütze mit einem Kreuz, das sie wie unsere Landwehr seit den Befreiungskriegen tragen, macht sie als Soldaten kenntlich. Ein Teil von ihnen erhält auch noch rote Achielklappen, die sie auf einem gewöhnlichen Anzug tragen. Diese Wehrleute heißen „Ratniki", die Abteilungen, die aus ihnen ge bildet werden, führen den alten Namen „Drushina". Bei der Ausbildung, di« jämmerlich genannt werden muß, werden sie in Abteilungen von 20 Mann einem Gefreiten unterstellt, der hauptsächlich mit ihnen ein studiert, wer der Kaiser ist, und was sie dem Kaiser schuldig sind. Auch einige Turnübungen werden in diesen 11 Tagen veranstaltet. Hauptsächlich aber dient diese Zeit der sogenannten militärischen Aus bildung dazu, die nickt waffenfähigen Leute zu poli tischem Wohlverhalten zu erziehen und sie von den Bestrebungen der Anarchisten und Sozialdemokraten obzuhalten. Schon daraus kann man erkennen, welchen militärischen Wert diese Formationen haben. Im ganzen werden von ihnen angeblich, wenn man den russischen Mitteilungen glauben kann, 20 Divi sionen aufgestellt. Wie groß die Anzahl dieser Leute ist, läßt sich nicht erkennen Soviel ist sicher, daß durch die hohe Sterblichkeit und durch Auswanderung die Anzahl nicht sehr groß ist. Aber es kommt auf die Größe dieser Truppenmassen wirklich gar nicht an. Hindenburg hat jüngst ausgefllhrt, daß die Anzahl im Kriege gegen Rußland keine Rolle spielt. Da hatte er die Kerntruppen und die jungen Reserven im Auge, die eine vollkommene militärische Aus bildung genoffen haben und gut ausgerüstet sind. Aber auch diese Kerntruppen sind vor Hindenburgs Streichen in ungeheuren Massen hingeschmolzen. Wenn nun jetzt die unausgebildete und mit altertüm lichen Büchsen ausgerüstete Reichswehr ankommt, für die moderne Waffen überhaupt nickst mehr vorhanden sind, dann ist das nichts weiter als ein Verbrechen der russischen Regierung, denn diese Leute sind nur Kanonenfutter in des Wortes jämmerlichster Bedeu tung. Also auch der Landsturm wird keinerlei Aen- derüng der Lage in Polen herbeiführen. Hinö -urg, -er zwölfte Zel-marfchall unter Kaiser Wilhelm II. kp. Hindenburg, der neue Feldmarschall des ocukjchen Heeres, ist der zwölfte Feldmarschall unter Kaiser Wilhelm II. und der 82. Feldmarschall des preußischen Heeres überhaupt. Es wird von Inter esse sein, einen Ueberdlick über sämtliche preußische Feldmarschälle, von Ser Regierungszeit des Erogen Kurfürsten an, zu gewinnen. Im ganzen gibt es k2 Feldmarschälle. Die weitaus größte Anzahl von ihnen ist von Friedrich dem Großen ernannt worden, da er nicht weniger «ns 21 Generale zu Feldmarschallin machte. Die Kriegsjahre sind die Ursache dafür. An zweiter Stelle folgt Friedrich Wilhelm III., dessen Regierungszeit allerdings auch höchst kriegerisch war, und der 13 Feldmarjchälle ernannte. Friedrich Wil helm I. ernannte 0 Generalfeldmarschälle, Kaiser Wilhelm I. 9, der brandenburgische Kurfürst Fried rich III. 8, Friedrich Wilhelm IV. 5, der Kroße Kurfürst 4, Friedrich Wilhelm II. 2 und Kaiser Friedrich III. 1. Der erste GeneralfeldmarschaU überhaupt wurde im Jahr« 1657 ernannt und war Freiherr von Sparr. Ihm folgte Fürst von Anhalt- Dessau im Jahr« 1670. Im gleichen Jahre wird DerffUnger Feldmarschall und im Jahre 1687 der Graf v. Schömberg. Dies sind die Feldmarschälle des Großen Kurfürsten. Interessant sind die Namen der Feldmarfchälle Friedrichs des Großen. Im Jahve 1740 ernannte er die Grafen v. Kalte und Schwerin, im Jahre 1741 Wilhelm Herzog von Holstein-Beck, Otto von Glasenapp und den Grafen von Schmettau, im Jahre 1742 Christian Fürst zu Anhalt-Zerbst und Leopold Maximilian Fütst von Anhalt-Dessau, im Jahre 1745 Christian von Flanß, Dietrich von Bud denbrock und Wilhelm o. Doffow. Das Jahr 1744 brachte die größte Anzahl an Feldmarschällen, näm lich 6: Alexander von Kleist, Jacob Keich, Wilhelm von Kalkstein, Dietrich Prinz von Anhalt-Dessau, Christoph von Jctze und Ludwig Burggraf zu Dohna. Im Jahre 1751 wurden Graf von G^nler und Hans von Lehwaldt Feldmarschälle, 1757 Moritz von An halt-Dessau, 1758 der Herzog Ferdinand von Braun schweig und 1760 der Landgraf Friedrich II. von Hessen. Die Feldmarschälle Kaiser Wilhelms I., die durch den Krieg 1870 berühmt wurden, sind: 1870 Prinz Friedrich Karl und der Kronprinz, 1871 Her warth von Bittenfeld, Steinmetz und der Kronprinz von Sachsen sowie Moltke, 1873 endlich Roon und Manteuffel. Kaiser Friedrich III. ernannte während seiner kurzen Regierungszcit den Grafen von Blu menthal, und Kaiser Wilhelm H. im Jahre 1888 den Prinzen Georg von Sachsen und Prinz Albrecht von Preußen, im Jahre 1900 Walders«, 1905 Lee und Hahnke, 1906 Haeseler, ferner noch den verstor benen König Karol von Rumänien, den Prinzen Arthur von Connaught, den Grafen von Schliessen, von Bock und Poloch, Goltz und Hindenburg. Vas unsere Soldaten schreiben, von Givrt bis Keims. (Abdruck amtlich genehmigt.) vaudefimcourt, 3. Oktober. ..Sehr verehrter Herr Dereinsbruder! Meinen versprochenen Brief will ich heute gleich schreiben, habe >ch doch jetzt gerade mal wieder sehr viel sr«ie Zeit. Einet halten wir. unsere Reservedivision, vom 26. bis 31. August belagert; am 31. ergab es üch. Die ..Eroberung" war an und für sich für uns recht harm los gewesen. Nachdem eine Batterie unserer 21-Zen- timeter-Mörser und die letzten beiden Tage zwei ikeschütz: ter österreichisck)«n schweren Artillerie 130 Zentimeter) ihre ehernen Grüße hinübergeschickt batten, kam die weiße Flagge zum Vorschein. — Am 1. September marschierten wir über die Maas, und dann in einigen längeren, zum Teil recht anstrengen ¬ den Märschen (bis zu 52 Kilometer täglich) bei aus geprägter Hundstagshitze zunächst in südwestlicher, dann in südlicher Richtung und kamen hierbei durch die gesegneten Gefilde der Champagne mit ihren endlosen Weinbergen, vorüber an der alten Krö- nungsstadt Reims, mit ihrer berühmten alten Kathedrale, und trafen am 8. September abends in Normöe, südöstlich von Chalons-sur-Marne ein, wo wir Biwak bezogen. Schon oft waren wir Lurch abgebrannte Dörfer, verwüstete Gegenden gekommen, hatten bisweilen frische Gräber unserer gefallenen Helden gesehen, hatten aber doch immer das unangenehme Gefühl, hinter der Front zu sein. Jetztwaren wirran. Normte und der sich östlich anschließende Truppen übungsplatz von Lhalons waren ja ein Brennpunkt der schlacht, die sich am Vortage hier abgespielt hatte und wo unser: braven ... er. ... er, ... er und ... er so tapfer gekämpft und stark gelitten hatten. Normee selbst war ein Trümmerhaufen, vereinzelt stand noch ab und zu ein Haus annähernd unversehrt da, sonst rauchende Schutthaufen, bren nende Häuser. Ein markant.'! Geruch, wi« von ver brannten Tierleickstn, lag über dem Orte, wo wir gegen ILIO Uhr cintrasen. Am Südausgang be- zogen wir, wie bereits erwähnt, Biwak. Es war eine ziemlich kalte Nacht. Auf einer Schütt« Stroh liegend, die Mäntel als Decke benutzend, verbrachten wir die Nacht, infolge der Kälte öfters munter als schlafend. Zelte hatten wir zur Erhöhung der Ge- fechtsbereitschait nicht erbaut. Am folgenden Morgen >L5 Uhr (nach französischer Zeit ^4 Uhr) brachen wir auf und marschierten über den Truppenplatz nach Canon drey, wo wir um >L7 Uhr eintrafen. Welche Bilder waren auf dem Marsch an unseren Augen vorübergezogen! In Len Gräben, auf der weiten Ebene, wohin man blickte, überall verstreut gefallene Franzosen. Deutsche waren seltener zu sehen; sie mochten schon zusammengetragen und be erdigt worden sein. Wie viele Verluste mußten die Franzosen erhalten haben, die selbst beim Rückzüge möglichst alle ihre Ver wundeten und Toten mit sich nehmen, und so viel: Hunderte auf dieser Ebene hatten liegen lassen müssen. An einem Bahndamm, den wir überschritten, lagen sie tatsächlich wie in Schützenlinie. Wie tapfer mußte unsere . . . Division hier gekämpft haben. Bei Conoudrey angckommen, wurde die Lage be tanntgegeben — ganz wie im Manöver. Und doch war es ein ganz eigenes Gefühl. Das 1. und 3. Bataillon wurde eingesetzt: wir blieben in Re serve und wurden nachgeführt. Da — in einer Entfernung von 500 Meter platzte ein Schrapnell, wi« zuckte man da unwillkürlich zusammen. Doch nur das erste Mal. Bald surrte ab und zu mal «in vrrirrtes französisches Jnsanteriegeschoß über uns hinweg. Da schrie einer auf — wir hatten den ersten Verwundeten in d«r Kompanie. Noch eh« er an einem Kampfe sich hatte beteiligen können, hatte ihn bereits das feindliche Erschoß unschädlich ge macht. Wir blieben in Reserve liegen. Mittags gegen 1/H12 Uhr ging der Feind überall zurück. Wir hatten zwei Stunden Pause. Da kam 2 Uhr Befehl: „Gegner ist von neu:m anzugreifen." Wir gingen wor, das Bataillon entfaltete sich, die 8. Kompanie in vorderer Linie. Ich ging mit einem meiner Halbzüge als Schützenschleier vor, rechts und links angclehnt. Zuerst ging's durch ein klei neres Dickicht. Den gespannten Revolver in der Hand, ging ich mit meinen Spähern dem Halbzugr voraus, durch das Land. Es war frei vom Feind. Nun ging's weiter auf eine kleine Anhöhe. Vor uns im Tale lag ein Dorf, Gourganyon, da. hinter stieg das Gelände auf. Wir ging:» weiter auf das Dorf zu. Nirgends was zu sehen. Sollte das Dorf besetzt sein? Ich beobachtete durchs Glas, vergebens. Da, wir waren vom Ort: 400 Meter entfernt, gibt s «inen mächtigen Knall, dicht hinter uns platzte ein Schrapnell in der Luft, und prasselnd fielen seine todbringenden Splitter und Kugeln hin ter uns zur Erd«. Ich kommandiere: „Marsch. marsch!" und wir rasten d:m Dorfe zu, 150 Meter, dann im Schritt. Schon prasselten wieder vier Schrapnells nieder, eins davon dicht links von mir, vier Leute streckt's nieder. „Marsch, marsch!" weiter geht es. Und nun folgte ein Platzregen von Schrap nells auf unsere Schützenlinie. Wir rasen vorwärts. Sollte uns gegnerische Jnfantrri-e vom Dorfrande begrüßen? S ist egal. Wir kommen an die ersten Häuser, es bl«ibt ruhig im Ort. Durch die Häuser und Gärten durch bis an den Bach. Dort raste ich und erwarte meine 37 Krieger. Si: trafen ein, wohl 14 Mann, die ander:n fehlten. Waren sie tot, verwundet, oder hatten si« sich bei d«r Jagd zu weit seitwärts gehalten? Durch den Bach wateten wir bis an die Straß: ran. Dort legten wir uns hin; diesen Platz wählte ich als Auffüllstation. Hier erwartete ich die Unterstützungen, vom Feinde ungesehen. Wenn ich aber glaubte, auch ungestört, dann irrte ich. Ein rasendes Artillerie feuer setzt: ein. Die Franzosen mochten an nehmen, daß wir uns an dem Rand des Baches unter die mächtigen Bäume oder in die Häuser an der Straße, die 50 Meter vom Bach entfernt warm, geflüchtet hätten. Uns da zielten sie famos. Die ersten Granaten prasselten in die hohen Bäume. Die Acst: brachen wie Streichhölzer herunter. Hin term Bach schlugen einige ein und wühlten trichter förmige Löcher, die Erde spritzte auf. Jetzt schlug eine Granat« in ein Haus ein, das von uns kaum 25 Meter entfernt war. 2 Minuten später ging es in Hellen Flammen auf. Ein Glück war's, daß der Wind seitwärts weht:, wir hätten die Hitze nicht ertragen können. Wir lagen regungslos in Schützenlinie, aus freiem Felde zwischen Bach und Straße. X Stunde reichlich hatte uns der Feind derart liebevoll be handelt. Ich glaube, 150 Schutz waren es min destens, die im Umkrns von 100 Metern einge schlagen hatten (meine Landser mochten dabei etwas an Urteilskraft verloren haben, sie schätzten die Zahl auf 400—500, einer sogar auf mindestens 1000). Di« Herren da drüben mochten wohl annehmen, daß von den frechen Eindringlingen niemand mehr existiere. Ein gütiges Geschick hatte uns j.'doch vor Unheil be wahrt. Wir hatten nur einen einzigen Verwun deten. Jedenfalls beruhigten sich die Herren da drüben und lenkten ihre Rohr« nach anderen Rich tungen. Nur ab und zu kamen zur Abwechslung einige Schrapnells zu uns. Ich kroch nun vollends auf die Straße vor, suchte die umli:genden Häuser ab und schaute nach dem Gegner aus. Ein Draht- zaun hinderte das weitere Vorgehen. Mein Spiel mann bringt mir die Drahtschere, und der Zaun wird niedergelegt. Das mochten die Franzos:n, ob wohl ich's so vorsichtig gemacht hatte, gemerkt haben, schon sausten wieder ein paar Schrapnells rüber. Ich erwartete nun sehnsüchtig Unterstützung. Rechts und links hatten sich die Schützenschleier ein gefunden, auch von mir noch einige Leute, aber Ver stärkung fehlte. Rechts von uns griff R.-R das einen Eegn«r nahe gegenüber hatte, an. Wir lagen und warteten. Die Zeit schlich dahin. Seit ^4 Uhr lagen wir da, '^8 Uhr auch noch. Ich konnte nur annehmen, daß ein Befehl mich nicht erreicht hatte. Ich sammelte meine Leute und di.» führerlosen anderer Kompanien (etwa 40 Mann), schlich am Bach entlang zu d«n . . . ern rüber. Noch einmal mutzt:n wir das Feuer der Artillerie kreuzen. Im „Marsch, marsch!" ging's durch, zwei Mann fielen. Drüben fand ich unseren Major und stellte mich mit meinen Leuten zur Verfügung. Das Bataillon lag da in Reserve. Der Kampf der . . .er war gerade zu Ende Wir hielten das Dorf für die Nacht besetzt, marschierten aber dann nachts um 1 Uhr ad, aus taktischen Gründen wurden mir all: zurückgezogen. Wir marschierten nun die Nacht durch, am Vor mittag und Mittag lllachmittags 4 Uhr trafen wir in Tricon ein. Am 9. früh um 4 Uhr hatten wir Brot und ein« Taff« Kaffee -«kommen, am 10. nach mittags 5 Uhr nahn»:n wir die nächste Mahlzeit ein. Die Feuertaufe hatten wir empfa». gen. Während d«s nächsten Tages wurden wir noch ein Stück zurückgezogen. Seit 14. liegen wir bei vaudesjncourt in Schützengräben, und zwar liegen wir je 48 Stunden in den Gräben selbst. 24 Stunden in Reserve im Dorfe. Abends V>9 Uhr ist Ablösung. Die Gräben haben wir ganz nett ausgebaut, so daß wir selbst in den bellen, klaren, kalten Nächten, die wir jetzt immer gehabt, nur wenig gefroren haben. Nur während der ersten Tage (14.-21.) übte das Reqenwetter einen recht ungünstigen Einfluß auf die Leut« aus. Am 17. wurde ich nichts ahnend ins Bataillonsgefchäfts- zimmer befohlen und erhalte da vom Major unter einigen anerkennenden Worten für mein tapferes Verhalten im Gefecht bei Gourgancon, wo ich den Leuten «in so tapferes Beispiel gegeben Iiätte, mit einigen anderen im Bataillon das Eiserne Kreuz. Wie strahlte ich, als ich diesen schlichten Orden an die Brust heften konnte. Am 18. hatten wir wieder Gefecht. a,4 Uhr kam Befehl, 3,55 Uhr traten wir an. Mein idritter) Zug und der erste zunächst in Reserve. Bald setzte der Kampf vorn ein. Nach kurzer Zeit les pfiffen sehr viele französische Kugeln über uns weg, da die Kerle da drüben stets viel zu hoch schießen) zuckte plötzlich mein rechter Entfernungsschätzer, der dich! neben mir lag, zusammen, ein Geschoß hatte ihn in den Mund getroffen. Ich entledigte ihn sofort seines Tornisters und öffnete den Rock, cs war unnötige Arbeit, ein gurgelnder Laut, ein Blutstrom aus seinem Munde, noch einer — die Kompanie hatte heute ihren ersten Toten. Es war eine erschütternde Szene, doch wie schnell gewöhnt man sich auch an so etwas. Es gab jetzt auch Wichtigeres und Ernsteres zu tun. Nach einigen Minuten bekam ich Befehl, einen Halbzug einzusetzen. Ich schwärmte aus, ging vor in die Schützenlinie und eröffnete das Feuer auf den Eegncr, der in Schützengräben lag. Wir stellten bald fest, daß er nur schrvach sein konnte. Wohl pfiffen die Geschosse rüber, aber Berichte aab's fast gar nicht. So trugen wir den Angriff lebhaft vor. 7,20 Uhr waren wir aus der Höbe angelangt und lagen den Schützengräben des Gegners auf 200 Meter gegenüber. Die Geschosse schwirrten nur so in der Luft rum. Mein rechter Nebenmann schreit plötzlich auf. Ein Geschoß hat ihn in den Oberschenkel getroffen. Er läßt das Gewehr sinken und wimmert. Ich nehme das Dings, Seitengewehr aufgcpilanzt. an mich und platze selbst mit los. Zum Glück hatte ich selbst etwa 40 Patronen bei mir. Da gibt s plötzlich einen Ruck, mein Helm wäre mir vom Kopfe geflogen, hätte ihn der Helmriemen nicht daran gehindert. Nach dem Gefecht sah ich nach, ein Geschoß hatte ihn durchbohrt, den Blcchbeschlag zer trümmert. Doch danach zu leben, gad's keine Zeit. Wir sehen plötzlich in der Dunkelheit, daß einige der Franzmänner den Schützengraben verlassen und fliehen. Wir stürzen vor. mit „Hurra" acht's drauf, die letzten von ihnen stürzten Hals über Kopf davon, eine Menge Tote und Verwundete zurücklassend. Unendlich bedauert haben wir nur, daß wir nicht wciterfeuern konnten, da plötzlich von allen Seiten deutsch: Truppen hervorbrechen und wir in der Dunkelheit Gefahr gelaufen wären, eigene Truppen zu treffen. Das Regiment sammelte. Die Kompanie hatte 6 Tote und 26 Verwundete, leider auch einen Leutnant als Toten. Unsere Aufgabe, den ab ziehenden Gegner zu fesseln, hatte« mir gelöst. Wir gingen in unsere Stellung zurück. Am 26. hatten wir das dritte Gefecht. Das war eine heiße Schlacht. Ich war natürlich auch diesmal wieder vorn. Wir hatten den Angriff auf dieselben Stellungen. Der Gegner war aber um vieles stärker als das erstemal. Wohl schoß er leb haft, traf aber wieder recht herzlich wenig. Natürlich war das Vorgehen um vieles schwieriger. Sprünge zu machen, war kaum möglich, meist krochen wir ab schnittsweise vor. Als es dunkel ward, waren wir aus 550 Meier ran. Da kam. da drüben das Feuer seit einiger Zeit sehr schwach geworden war, der Be fehl: „Zum Sturm antretenI" Wir gingen im Schritt vor, bis aus etwa !M> Meter. Da begann plötzlich ein rasendes Schützenseuer von drüben. Wir befanden uns im wahrsten Sinne des Wortes im Kugel-„Ncacn". Im „Marsch, marsch!" ging's vor. Aus 150 M.ter rangekommen, ging's geradezu toll her. Ringsum stürzten die Leute, von feind lichen Kugeln getroffen, nieder. Ich wollte selbst für einen Moment am Gelingen zweifeln, da stieß ich zum Ansporn ein „Hurra!" aus, und ein „Hurra!" entquoll den Kehlen der Leute, das schließlich aber mehr dem Wutgeheul Wilder ähnelte. Und das fiel den Herren da drüben auf di« Nerven — das Feuer verstummte und die Fran- zosenmänner suchten in der Flucht ihr Heil. Wir stürzten vollends vor, bis an die Schützengräben. Ich kommandierte: „Stellung! Schützen« feuer!", und schon prasselten unsere tödlichen Ge schosse in die Reiizen des fliehenden Gegners. Welch molliges Gefühl war es, das Blut der gefallenen Kameraden an diesen Schurken gerächt zu sehen. Es hatte so manchen noch das Schicksal ereilt. Eine Menge stürzte nieder. — Der uniergehende Halb mond spendete sein mildes Licht zum wilden Kriegs tanz. Der Schützengraben wurde abgesucht. Em« Anzahl Tote und Verwundete lagen da; eine Anzahl Unverwundete, die sich im Graben versteckt hatten, wurden gefangengenommen. Wir besetzten die Schützengräben, um am nächsten Morgen weitrr vor- zngchen. Da kommt Meldung, daß rechts von uns in einer Talmulde (von uns „Hexenkessel" ge tauft), die die Franzosen prächtig beherrschen, unsere Truppen die Stellungen nicht hatten nehmen können. Da wir zu isoliert waren, gingen wir wieder in unsrre Stellungen zurück, wo wir früh um 5 Uhr ein trafen. — Wir liegen also schon 3 Wochen hier. Zv gern möchten wir angreisen, aber „höheren Orts" scheint mau den Augenblick noch nicht für gekommen zu erachten. Ich liege augenblicklich Hinterm Schützengraben auf dem Boden und sonne mich, während ich diesen Brief schreibe. Der Mantel dient als Unterlage. Gestern war :s den ganzen Tag trüb, zuzeiten regnete es, trotzdem wir klare, kalte Mondnächte hatten. Wie sehnt man da einen solchen Sonnentag wie den heutigen herbei! Auch meine Leute liegen größtenteils hinter',, Schützengräben, schlafen, lestn, schreiben, einige spielen Skat. Zu tun ist ja tagsüber so gar nichts. Der Kanonendonner bat in den letzten Tagen bedeutend nachgelassen. Die Franzosen, die in der ersten Zeit wie wahnsinnig schossen, und dabei ost unsere Schützengräben als Ziel ihrer Granaten und Schrapnells nahmen lohne jedoch nennenswerten Schaden anzurichten), grüßen uns beinahe gar nicht mehr. Es scheint, als ob sie mit ihrer Munition sehr haushalten müßten. Unsere Feldhaubitzen allerdings, die sich etwa 250 Meter hinter uns aufgestellt haben und thre Geschosse über uns wegjagen, rufen un« schnell mal ins Gedächtnis zurück, daß noch Krieg ist. Mir geht es. Gott sei Dank, immer noch recht gut. Wollen wir hoffen, daß auch ich nach dem Frieden schluß unter den heimkehrenden Siegern weile . . . , Herzlichste Grüße Ihnen, allen Kollegen vom Sch. und unseren Bereinsbrüdern von Ihrem gez. R. Kunze.*
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