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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141203016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914120301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914120301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-03
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Vonnersras, 3. vnemvrr l9l^. Leip,»«« ragedlau. Nr. 6l3. Morgro-llusyave. Srttt 7. Kunst- Wissenschaft und Unterhaltung profegor Vr. Zastrow über -le ukrainische Zrage. Professor Iastrow schreibt in den vom Bund zur Befreiung der Ukrainer herau»gegebenen „llkrattn- chen Nachrichten'": ^hre Aufforderung, mich tu Ihrem Maire über die ukrainische Bewegung auszusprechen, kann ich nur dahin auffassen, daß Sie «in Urteil über tue Be deutung wünschen, die die ukrainische Frage bei der ^künftigen Neuregelung der politischen Verhältnisse für Europa und insbesondere für da» Deutsche Reich i esitzt. Der Weltkrieg gegen Deutschland und Oestcrreich- llnzarn, an dem sich gegenwärtig Rußland, Frant- reich, England, Serbien, Montenegro und Japan be teiligen, und der täglich neue Mächte aus den Plan rufen kann, ist in den Aufgaben, die er der »»künfti gen Neuregelung Europas stellt, nicht verständlich, ivenn man nicht seinen Ursprung hartnäckig im Ge dächtnis behält. Entzündet hat sich der Brand an oem Anspruch Rußlands, außerhalb seiner staatlichen Grenzen eine Prorektorrolle spielen zu wollen. Als Oesterreich-Ungarn für die Mordtat von Seraiewo von Serbien ein« Genugtuung verlangte, hat Ruß land die schlitzende Hand über Serbien gehalten. Ob gleich der Fürstenmord das Verbrechen ist, vor dem der Zar am meisten zittert, so war er doch von der Notwendigkeit seiner Protektorrolle über die sla wischen Balkanstaaten so durchdrungen, daß er in diesem Falle nicht einmal das Odium scheute, als Beschützer von Verschwörern und Fürstenmördern auf- ntreten. Die auf den Besitz Konstantinopels ge richtete Dalkanpolitik Rußlands betrachtet die Förde rung von Unruhen auf der Balkanhalbinscl als ihr gutes Recht. Um diesen Anspruch gegen Oestcrrcrch- Ungarn aufrechtzuerhalten, hat Rußland di« Welt in diesen Krieg gestürzt. Der Krieg wird um die Frage geführt, ob Rußland wie jedes andere Land sich mir einer Tätigkeit innerhalb seiner Grenzen begnügen, oder ob sein angebliches Recht, auch außerhalb der staatlichen Grenzen auf der Balkanhalbin el eine auf bedrängt« Delchützerrolle zu spielen, von Europa an erkannt werden soll. Welches daher auch d« Schicksal von Rußlands Bundesgenossen jein möge: wenn dieser Krieg nicht egen Rußland selbst so beendigt wird, baß ihm seine Balkanpolitik abgeschnitten wird, so hat der Krieg lesultatlos geendet. Ja mehr als das. Man setze den Fall, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn aus dem Kriege als entschiedene Sieger hervorgehen, daß sie Frankreich und England nievcrwerfen, Ruß land aber nichts weiter antäten, als ihm etwa die polnischen Gouvernements ab-unehmen. Die Folge iväre nur, daß Rußland in seiner Weltpolitik von zwei Rivalen befreit wäre und noch ungehinderter als zuvor auftreten könnte. Hält man sich da» Ziel de» Kriege», Abdrängung Rußlands von der Balkanhalbinsel, vor Augen, so zeigt ein Blick auf die Karte, welche Bedeutung die ukrainische Bewegung hierfür besitzt. Daß diese Bewegung in Europa nicht so bekannt ist, wie sie es verdient, hat -um Teil einen äußerlichen Grund. Da dasselbe Volk bald als „Ukrainer", bald als „Ruthenen", bald als „Südrussen" bezeichnet wird, so haben die meisten kaum eine Vorstellung von dem scharfen Gegensatz dieser Nationalität gegen die russische und von dem geographischen Gebiet, das sie bewohnt. Statt ausführlicher Beschreibung und Aufzählung sollte man sich, wenn man von diesem geographischen Gebiet spricht, mit der kurzen Angabe begnügen: Die Ukraina ist die Gegend zu beiden Seiten des Dnjepr. Wie weit zu beiden Seiten, mag zunächst dahingestellt bleiben. Sollte der uns aufgenötigte schwere Kampf bis zu - dem Erfolge dnrchgekämpft werden können, daß man Rußland nötigt, aus das ganze Gebiet am Schwarzen Meere, von den Karpathen bis zum Don und darüber hin aus, zu verzichten — es wäre ein Segen für die Menschheit. Aber Ihr Blatt hat, soviel ich sehe, die Bewegung, der Sie dienen wollen, nicht notwendig an diesen weitestgehenden Plan gebunden. Sie haben mit Recht darauf hingewiesen, daß die Kerngebiete der ukrainischen Nation westlich vom Dnjepr liegen. Und da ist es nun für die zukünftige europäische Konstellation von großer Bedeutung, daß dieses geo graphische Moment mit dem hauptsächlichsten euro päischen Interesse zusammenfällt. Ein Reich, das auch nur diese Kerngebiete umfaßt, von den Pripet- sümpfen bis zum Schwarzen Meer (Wolhynien, Podolien, Iekaterinoslaw, Cherson usw.j, würde, wenn auch in unvollkommener Form, so doch in der Hauptsache das leisten was das Ziel dieses Krieges ist: die Abdrängung Rußlands vom Balkan. Die Geschichte lchrt, daß der militärische und der politische Busgang eine» Kriege» nicht notwendig parallel sein müllen. Denkbar ist der Fall, daß der gegenwärtige Krieg militärisch mit einem Siege Deutschlands und Oesterreich-Ungarns endet und politisch gleichwohl Rußlai-d aus diesem Kriege ge stärkt hervorgeht. Diese Gefahr halte ich für sehr ernst. Und da man anfüngt zu vergeßen, daß dieser Krieg ein Krieg gegen das Moskowitertum ist, so erblicke ich die Bedeutung Ihrer Bewegung darin, daß sie in vortrefflicher und eindringlicher Weise an Ursprung und Ziel dieses Krieges erinnert: das Moskowitertum vom Balkan abzudröngen." Ausstellung zur Unterstützung Weimarer Künstler im Kriegsjotzre. Unter dem Protektorate der Großherzogin von Sachsen wurde in Weimar eine Ausstellung eröffnet, deren Ertrag der Unterstützung Weimarer Künstler dienen soll. Jeder Verkäufer tritt 10 bis 20 Po,ent der Verkaufssumme an den Unterstützungsfonds Wei marer Künstler ab. Der Geduirte ist >o einfach und doch so gut erdacht, daß man hoffen kann, er wird Nachahmung finden. OelgemÜlde, Radierungen und Plastiken bekannter Weimarer Künstler oder solcher, die zur Ilmresidcn^ Bestehungen plleaen, werden an geboten. Ich erwähne von M ax Thedy zwei sei ner an Lcrbis Art erinnernden ii.e:aus fernen Ge mälde. Otto Rasch, der Weimarer Interieurmaler, scheint sich allenrheuben großer Benebryeit zu er freuen, auch die Großherzogin erstand ein 'Werk seiner Hand. Die innigen, sonnighellen Landfchafisbilder B. P. F ö r ste c s kennen die Leipziger von einer Ausstellung bei Del Vecchio, die viel Anklang fand. Der alte Meister Theodor Hagen steuerte Land- jchaflen von einer Farbenpracht bei, als wäre er ein ganz Junger. Sonne und Rhythmus lebten in d«n Werken Ludwig v. Hosmanns, dessen Sorren- tiner Küste ein Werk von reifer Sä>önheit ist. Eine „Holländische Dorfstraße" von Kari Mel chers, 3 Gemälde des verstorbenen Carl Arp und der farbig interessante, leider allzu plakatartig gemalte Akt des Meistcrradirrers Ingwer Paulsen seien hcrvorgchoben. Farbig fesselt auch das Gemälde von Walter Klemm „Wär terinnen", leider kommt dieser Künstler immer mehr in eine Manier hinein, die ich mir nur durch ein Augenleiden erklären kann. Wenn Brillengläser angelaufen oder verregnet sind, dann sieht man die Wett so, wi^ sie Klemm schildert. Robert Weise, Mitglied der Münchner Scholle, vertritt in drei flotten Werkn Münchens beliebte Art. Unter den Graphikern fesseln Ing wer Paulsen und Alexander Ol bricht, (vegrnsätze, aber jeder Meister in seiner Art. Der begabte E. Schrammen erinnert zu s:hr an Gogh. Die wenigen Plastiken Richard Engelmanns, Arnold Dahlkes und Arno Zauche», be sonders des letzteren „Zopfflechterin", stehen auf gutem, hohem Niveau. Kurz eine gelungene Ver anstaltung, der wir Erfolg und Nachahmung wünsck)«n. kk. 6. Leipzig, 3. Dezember. Oesterreichisch - ungarisches Konzert. Geschmückt war das Podium mit Grün und den österreichi schen Landesfarben und die Besucher grüßte die Büste des Kaisers Franz Joseph im Zeichen des Doppeladlers. Und zwer Stunden vor Konzert beginn kam die Kunde von Belgrads Fall — Grund genug, daß Herr Geheimrat ^seliger in einer improvisierten kurzen, aber herzlichen Ansprache alles dessen gedachte, nwraui sich im Gesang je einer Strophe der deutschen und österreichischen, durch Joseph Haydns unsterb liche Melodie vereinigten Hymne die Hörer des Konzerts zusammenfanden, dessen Ertrag den hiesigen hilfsbedürftigen Ocsterrcichern und Un garn galt. Ausgezeichnete, von der die Albert- Halle füllenden Zuhörerschaft voll und dankbar gewürdigte Kräfte hatten sich zur Verfügung gestellt, und das vornehme Programm spiegelte die Zeitstimmung wider. Männerchöre von Hut ter, Bolkmann, Goepfart und Kügler trug der Leipziger Lehrergesangverern mit vorbildlicher Tonschönheit vor und Herr Prof. Hans Sitt verlieh dem Ganzen so viel Leben, Farbe und Steigerung, daß damit ein Muster musikalischer Kultur dargeboten ward. Dem Böhmen Sitt stand der Tiroler Herr Prof. Jos. Pembaur zur Seite, dessen nuancenreiches, technisch prachtvoll geschliffenes Spiel am Blüthner einen wahren Beifallssturm entfesselte. Der Künstler vermit telte zuerst drei interessante und sehr stimmnngs- volle Stücke seines Vaters Jos. Pcmbaur-InnS- bruck und spielte dann noch Liszts l3. Rhapso die, deren unzähligen Fiinesscn von L'» «schlag und Technik er auch nicht das geringste schuldig blieb. Äl.gemeinster Zustimmung erfreute sich auch eine Sitt-Schülerin — Frl. Ccuharina Bosch. In Brahms-Joachims vier ungarischen Tänzen lief; die hochralentierrr Geigerin das schöne Instrument nur eben immer singen und klingen, und imponierte ebenso durch Tonfülle Ivie mannigfaltig charakterisierten Ausdruck. Als auserwühlten Vorlragsmeister begrüßten wir schon früher Herrn Kammersänger Hjalmar Arlberg, der gestern wieder in Gejängen und Liedern von Schubert, Brahms und Wolf seine eigenartige, von starker Innerlichkeit durchsetzte Kunst leuchten ließ und aller Herzen erwärm:«. Als Klavierbegleiter walkte Herr Mar Wünsch gewissenhaft seines Amts. Kuxen kexuikr. * * Alois Riehl, der am Sonntag, den ti. Dezember, V»12 Uhr in der Frauenhochschu.e über das Thema: „Der Krieg und die geistige Kultur" lprechen wird, ist gegenwärtig der namhafteste Ver- treter der Philojophie an der Universität Berlin. Schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhundert» entstand sein großes Werk über den „Philoso phischen Kritizismus", die hervorragendste Fortbildung Kants im Sinne der modernen Natur wissenschaft. Seine meisterhafte „Einführung in die Philojophie der Gegenwart" und sein Buch über Nietzsche sind weithin bekannt ge worden. Im April d. 2. feierte er unter allgemeiner Anteilnahme den 70. Geburtstag. Schon in seiner äußeren Erscheinung die markante philosophische Perchntichteit verratend, wirkt er als aurdemljcher Redner zugleich durch Tiefe und Klarheit der Ge danken. Im vorigen Jahr folgte er einem Ruf nach Amerika zur Eröffnung des Graouate College rn Princeton, besten Ehrendoktor er ist. In Leipzig wird er zum ersten Male sprechen. * Erstmalige Beobachtung einer Spiralnebel drehung. Dem ameritantschen Agronomen Professor S l i p he r aus der Lowell-sternwarte mFlagstasf (Arizona) gelang zum ersten Male die Feststellung der Umdrehung eines Spiralnebels. Die Linien eines Nebels im Sternbilde der Jungfrau erschienen : dem Beobachter deutlich geneigt, genau wie bei einem sich drehenden Planeten. Wie die „Umschau" nntteilt, hatte derselbe Nebel bereits vor einem Ianre eine auffallend große Geichwtndigkeit in der Gesichtslinie gezeigt, und nun wurde an ihm die noch nie gefundene — wenngleich längst angenom mene — Drehung b. ' ^"t. * Die Ausreise Lha nach dem Südpol ver schoben. Aus Kristiania u, gemeldet: Von Sidney ist am 30. November nach London nntgeteill worden: das; die Streits berDockarberter eine Ver schiebung von Shackletons Abreise nach dem Südpol notwendig machen. Die Ausreise würde erst im nächsten Jahr statlfinden. » * Eine akademische Preisaufgabe über den Krieg. Man schreibt uns aus Heidelberg: Von dec Heidelberger theologischen Fakultät wurde lür das S-udienjahr 1014/15 fo.genbe Prrisauigabe gestellt: „Die religiöse und die ethische Beurteilung des Krieacs." * Lonnenfinsternisse im Jahre 1915. Tas Jahr 1915 bringt insoiern eine Mertwüidigkeit, als in diese« Jahr« kein« Mondfinfterni, statt, findet, während -. B. in diesem Jahre 1914 der Mond zweimal verfinstert wurde. An Sonnenfinster nissen dagegen werden wir zwei beobachien können, und »war »w«, ringförmige. Die «rne Eonnen- finsternt» findet schon in den frühen Morgenstunden de» 14. Februar statt. Wenn der Krieg in dieser Z«it noch andauert, wird diele Sonnenfinsterni» von deutschen Gelehrten nur schwer beobachtet werden können, da sie hauptsächlich über dem indischen Ozean zu beobachten ist. Sie beginnt etwa 10 Grab südlich von der Imel Mauritius um 2 Uhr 42 morgens. Sie verbreitet sich über den größten Teil des indischen Ozeans, über Australien und Polynesien Die Zone der ringförmigen Sonnenfinsternis durchschneioet die norowestliche Ecke von Australien und geht durch die Mitte von Neu-Guinea Diese erste Sonnen finsternis findet um 8 Uhr 25 M:n. vormittags im Nordwesten der Marchallinfeln ihr Ende. Die zweite Sonnenfinsternis des Jahres 1915 findet im Hochsommer statt und zwar am 11. August. Sie ist ist der Nacht vom 10 zum 11. »u beobachten. Der Anfang der Sonnenfinsternis lallt nämlich aus 8 Uhr 57 Mm. obenö» des 10. Augun und das Ende auf 2 Uhr 49 Min morgens de» 11. August. Der Be ginn der Sonnenfinsternis erfolgt im Norden der Marianeninseln. Sie durctsichneidet einen bedeuten den Leil des Großen Ozeans, um aus den Paumotu- inieln ibr Ende zu finden. Für die Beobachtung ist , dieses Gebiet demgemäß wenig glücklich. Auch in den Jahren 1911 und t>08 konnten Mondfinsternisse nicht beobachtet werden. * Eine k edentfchrift für Robert Mayer. Zum Jahrhundertgedächtnis Robert Mayers hatte die Stuttgarter Technische Hochschule zu sammen mir dem Verein Deutscher In genieure eine Feier in Stuttgart beichlcssen, zu der auch Vertreter anderer akademischer und in dustrieller Kreiie erwartet wurden. Da die Feier lichkeit jetzt nicht staltfinden kann, so hat sich, wie uns geschrieben wird, der in Aussicht genommene Festredner, Professor Dr. Jakob v. Weyrauch von der genannten Hochschule, der Herausgeber von Rodert Mayers Schriften, entschloßen, seine Ansprache mit fünf anderen Ausfägen zu einer Gedenkschrist zu vereinigen Weyrauch, einer der besten Kenner und derulenjten Beurteiler, schildert dann Mayers Lebensgaug, schil dert ieine geistige und religlisie Anlage und würdigt tue Bedeutung leines Ledenswerke» sür di« Natur- wissemchait. Sein Gefamtuneil lautet: Mayer ist nicht nur ein Bahnbrecher der Erkenntnis, em Mär tyrer der Wissenschaft, sondern auch em Förderer des Gemeinwohls, em charaktervoller und guter Mensch gewesen, In den anhangsweise neugedruckten Auf sätzen verficht Pros. v. Weyrauch die Intaktheit des Mayer chen Intellekts — gegen Treitchke —, die Priorität der Entdeckung des Prinzips von der Er- tjaltung der Kraft — gegen Helmholtz —; er nimmt ferner den Heilbronner Arzt in Schutz gegen Poggen borsf, und schließt ein Verzeichnis sämtlicher Bildnisse des großen ichwäbischen Naturforscher» an * Hochschulnachrichte«. An der Technischen Hoch schule zu Darmstadt wurden aus der Mueller- Alewyn-Stiftung für die besten Ergebnisse bei der Diplomprüfung zwei Preise nebst den zugehörigen Erinnerungsplaketten verliehen, nämlich ein Preis von 1000 -tt dem früheren Studierenden der Archi tektur Dipl.-Ing. Walter Wickop aus Köln a. Rh und ein Preis von 500 dem früheren Studierenden der Elektrotechnik Dipl--Ing. Walter Bucks ath aus Alzey. — Die VHn l6s«ncii für Anatomie wurde an der Universität Rostock dem Prosektor am ana tomtschen Institut. Dr. med. et phil. Richard Nikolaus Wegner erteilt. — Der frühere Biblio thekar am germanistischen Institut der Universität Leipzig, Dr. phil. Franz Pogatjcher (aus Graz) ist in Urfahr, Oberösterreich, nach längerein Leiden gestorben. — In Berlin ist der frühere ordent liche Professor an der Kgl. Preußischen Bergakademie zu Klausthal, Oberbergrat Dr. Karl Schnabel zu Klausthal, Oberbergral Dr. Karl Schnabel im 72. Lebensjahre gestorben. — Aus Gießen wird be richtet: Der Prio udozent für Psychiatrie und Ober arzt an der Klinik für psychische und nervöse Krank Helten der Universitär Gietzen, Dr. Kurt Berliner, ist zum außerordentlichen Professor er nannt — Der ordentliche Professor der Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität I n n s b r u ck. Hofrat Dr. E h r e n d o r f e r, ist in den Ruhestand getreten. Vie deutsche Lvi. 12f Ein Roman aus unseren großen Tagen von Paul Burg. Ich habe meine alte Knarre gepackt, daß mir die Fäuste krachten, uno habe mich nicht geschämt, ww ein Bengel in die dunkle Nacht hinauszu- tzeulen. Wie mich mein Wachlkamerad nm ein Streichholz bat, habe ich auf seinen jungen Zacken auch Tränen gesehen." Der alte Kammerherc schnäuzte sich wuchtig und steckte die Nase tief in sein Taschentuch. „Ja," kam es endlich wieder hoch, nno seme grauen Angell blickten weich ins Helle, „ja, wes halb soll man sich denn seiner Rührung schä men? — Es ist doch ein Jammer, ein wahrer Jammer, und ein großer, großer Stolz für uns, liebe alte Iagemann! Daß wir das noch erleben dürfen! Man hätte ja auch keine Ruhe im Grabe gehabt bei diesen Zeiten. Drei so herrliche Burschen winkten mir zu, warfen Blumen aus dem Fenster. „Guten Morgen, alter Herr!" — „Heil! Heil!" schrie ich mir die Kehle heiser und haschte nach den Rosen. Da. haben Sic eine, Oma. Die andere nehme ich mit ins Grab. Denken Sie: die drei Soldaten fingen an zu singen, sangen mir zu Ehren: Lieb Vaterland, magst ruhig sein! Und alle in dem Wagen, in allen Wagen, die noch kamen, sangen mit und winkten uns beiden an der Strecke zu! Nachher, als die Lonne aufging, habe ich mit meinem jungen Wacytkameraden gebetet. Das ist ein blut langer Maler, hat den Kops voller Rrsse und Narreteien, aber em deutscher Junge. Ich habe heute nacht sein heißes Herz gespürt." Tie beiden weißhaarige,! Menschen lächelten sich selig an. „Oma, jetzt ist eine neue deutsche, große, herrliche Zeit! Wer zum Teufel spürt denn das nicht? — Jetzt fällt der ganze elende ausländische Firlefanz, däs Stänkern und Streiten, das Nör geln und Ekeln ivie alter Plunder, wie geborgte Fetzen von dem verjüngten Leibe unseres Vol kes ab. Wir sind Iungsiegfried geworden und sckuvin- gen unser Schwert!" Er hielt die alten Hände fest, die mit den welken Rosenblättern spielten, und ließ sie nicht mehr los in seinen: Redefluß. „Man hatte manchmal gar kein Hoffen mehr auf den guten alten deutschen Geist, der einfach und echt war. Man hätte sich am liebsten ins Gras gelegt, der ganzen Welt den Buckel zuge- tehrt: Macht, was ihr wollt; ich tue nicht mehr mit! — Jetzt aber geht'S anders rum. Dieser Krieg ist schon jetzt Deutschlands Jungbrunnen. Nun halte iest, Alt-Oeslerrcich! — Wir wollen sie schon dreschen? hat unser Kaiser gesagt. Unser goldener Kaiser! Hält den Frieden mit den Zähnen fest und warnt: Nehmt euch vor Deutschland in acht, ihr Spione ringsum! — Sie haben ihn und uns belogen und betro gen, diese Svinnen. Jetzt haut die deutsche Faust ins Netz!" Er schlug die Faust aus den Tisch, das; die Tass.n hüpften und klirrten. Die alte Exzellenz schob ihm die Zeitungs blätter zu und erhob sich. „Da, lesen Sie, Zimmern! England ist auch gegen uns. Ich muß jetzt " „Ach was, England! Tie elenden Seeräuber kriegen wir auch noch klein!" Aus dem vornehmen alten Herrn von Zim mern war ein wilder Patriot geworden, der in Omas stillem Heiligtumc seinen Jubel, seine Flüche zwischen die tanzenden Tassen donnerte. Der Vahnhos war abgesperrt. Soldaten wie sen die Frauen nach der Viehladerampe hin. Aus dem Güterbahnsteig waltete das Rote Kreuz. Im lecrgeräumten Güterschuppen drängten Damen, junge Mädchen um lange Tische, häuften Bröt chen, Zigarren, Karten, Blumen ans ihre Teller und zogen in langer Reibe wieoer yinaus. Die Frau Obcrhofmarschallin hinter einem Pult buchte alle Eingänge, Gesch.mke und Liefe rungen. Eine junge Frau aus dem Arbeiter- einkausverein sagte ihr die Zahlen und Posten an. Arbeiterfrauen, Bürgerinnen schnitten und bestrichen mit Eifer Butterbrot, die Fürstin- Mutter teilte emsig Schinken,chciben zu. Sie dachte an ihre Söhne im Felde und war voll ernsten Eifers. Nur ernmal sah sie auf, als neben ihr ein junges Mädchen er^schuldigeud Pardon! sagte. „Das geht nicht!" vernahm man ihre weiche, klingende Stimme. „Wir sind alle deutsche Frauen: wir sprechen deutsch. Wer sich dagegen versündigt, zahlt in die Kasse dort!" Da hielten viele Hände der jungen Uebel- täterin die große Büchse mit dem roten Kreuz vor. Ein Zug! Ein Beamter ries's durch das weitoffene Tor. Frau von Iagemann ordnete die Scharen ihrer Helferinnen. Elena ging mit Blumen und Postkarten neben ihr. „Erst der Magen, dann die Nase und das Herz!" drängte sic ihre Enkeltochter hinter die Reihe der Butterbrotträgerinnen. Tannengeschmückt, eichcnlanbbekränzt rollte der Zug heran und hielt. Die fremden Männer im vertrauten Wasfenkleide fanden frohen Will komm, offene Herzen und Hände. Liebe Worte aus Frauenmundc kürzten ihnen den schweren Weg, den sie mit stammender Begeisterung gin- gen, Atldeutichlano schwertgewohnt nach Frank reich hinein. Die alte Exzellenz teilte sür sich noch Gaben aus, kleine Päckchen Tabak, Feuerzeuge und Pfeifen. Elena schmückte die Helden mit Blu men. Sie fühlte ihre Hand von mauclfer festen Faust um'chlojsen. Und als der Trompeter zur Abfahrt blies, stimmten die Soldaten dankbar eines ihrer schön, sten Lieder an, winkten mit Blumen, Karten, Mützen aus dem Fenster. Und fuhren dahin. Aus Wiedersehen! Aus Wiedersehen! „Das sieht nicht nach Niederlagen aus." Die alte Exzellenz drehte sich triumphierend herum. „So ist es Siebzig gewesen, so ist es heute und wird immer so sein in Deutschland. Lieb Vaterland, magst ruhig sein!" „Es ist mir vorher nie ausgefallen, rvie innig dieses schöne Lied vom deulscl-en Vater lande spricht: Lieb Vaterland, magst ruhig sein! Wie ein Sohn seiner Mutter znruft: Lieb Mütter lein, magst ruhig sein!" Eine alte Fran scturute dem entrollenden Zuge nach. In Tränen schwamm ihr Blick. Und die Soldaten sangen, saugen fern zu ihnen hin: Lebt wohl! „Meine Damen, schnell, schnell! In zehn Minuten kommt der nächste Zug!" Sie huschten in den alten grauen Güter- schuppen und schnitten, stricken, verteilten. Tel ler und Körbe füllten sich. Und leerten sich wie der in Soldatenhände, als der Zug eingefahren war. „Gnädige Frau, geben Sie mir eine rote Rose!" sprach Elena ein junger Leutnant an. „Haben Sie denn auf der ganzen Fahrt noch keine Blume. . .?" „Ich hatte herrliche Blurnen in allen Knop, löchern, und einen großen Strauß. Aber un terwegs ist ünS ein guter, treuer >iamcrad gc storbcn. Wir haben ibn mit nnsern Blumen zu- gedeckt und haben ihn wieder in die Heimat geschickt. Der arme Kerl ist um sein ehrliches Sol- dateiigrab gekommen." Elena gab dem Leutnant, der ihr freilich verschwieg, daß sein Kamerad ans dem Zuge ge stürzt und gräßlich verstümmelt war, ihre schönste Rose und ihre Hand dazu. „Sie sind anch so scboii nnd gilt wie meine Frau!" verneigte sich der Leutnant zum Danke. „Sie sind verheiratet? Sehen doch noch so jung aus . . (Fortsetzung i» d« Abendmmgäb«.)
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