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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.11.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141124026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914112402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914112402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-24
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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Sette S. Nr. SS7. kvena-ttvvgsde. klärten, da, Essen sei ungentestbar. Sie gatten sich eine deutsche Flagge pfrlchasst, und von inigcn temperamentvollen Rednern ermutigt, griffen le. mit der deutschen Flagge a» der spitze, die Wochen an. Der Kapitän, der die Oberaufsicht Uber das Gefangenlager führte, warnte die (befangenen und erklärte ihnen, falls sie sich nicht ruhig ver- hielten, würde gesck-osicn werden. Die Gefangenen riefen: „Ihr wagt ja nicht zu schienens" Die Wache gab darauf eine salve in die Luft ad. Da dies nichts half, wurde aus die Gefangenen ge schossen. Fünf fielen tot zur Erde, zwölf wurden in einem sehr bedenklichen Zustande ins Hospital gebracht. die Antwort -er „Times" an Gattin. Die „Times" sagen in einem Leitartikel: „Herr Ballin sagt böse Dinge über unsere Flotte. Lr meint: „Ein England, das seine Flotte versteckt, ist nicht mehr das alte England". Wenn^Lallin sich nur ein wenig von Hamburg an die Sec^ heran gewagt batte, dann hätte er unsere Flotte durch die Nordsee fahren sehen können, ohne angcbaltcn zu werden. Wenn unsere Flott« sich versteckt, wie steht er dann nm die deutsche und um all die schonen Schiffe, die Ballin gebaur hat. In der ganzen Welt weht die deutsche Fahne heute nur von ein paar verfolgten l?) Kreuzern Deutscher Import von Ucbersce drängt sich nicht mehr aus den Werften von Hamburg und Bremen. Trotzdem wollen wir nicht ernstlich be haupten, dafr die deutsche Flotte sich versteckt. Wir wissen, dast die deutsche Flotte mutrg genug ist und ihre Zeit abwartet, um hervor zu kommen, und wir hoffen und glauben, dast sie uns bereit finden wird." fin -en Karpathenpässen. Der Kriegsberichterstatter des „B. T." in Gali zien meldet aus llngvar «.Ungarn): Die Loge in llngvar erinnert in vielem an die, als ich im September in dieser Gegend war, nur dos; die Begebcnlreiten jetzt im größeren Maste sich il entfalten scheinen. Am 22. November Härte man deutlich Kanonritdonner von den Karpathen her. Es scheint, das; die Russen weniger die Pässe und leicht befahrbaren Wege benutzen, als die waldbewach - jenen Hohenziige. wo sie meinen, unbemerkter norgehcn zu können. Wahrscheinlich werden sie von Führern mit guten Lokalkenntnissen begleitet. Falls sie nach Ungarn kommen sollten, mühten sie ans einen hei gen Empfang gefakt sein. Alle Mahre geln, um ihnen nachdrücklich entgegen .,»treten, sind schon in umfassender Weise gc- troffen. T«r Gesundheitszustand der österreichisch ungarischen Truppen ist trat; des Winterwetters vor ,-»glich. Der Libanon in türkischem Sesitz. Aus Kairo meldet die „Agence Havas": Die türkischen Truppen haben den Libanon be icht. Der Generalgouverneur hat sich noch Damas kus begeben; der Patriarch weigert sich jedoch, dort hin zu gehen. Da-.u wird dem „B. L." noch aus Gens berichtet: Die wenigen Franzoscnsreunde verliehen die Provinz Libanon vor dem siegreichen Ein zug der türkischen Elitet ruppen, denen sich alle Wehrfähigen mit Begeisterung an'chlosien: sie ichwuren dem Sultan Mehmet Treue. — Die Meldung des ..Echo de Paris" über eine Lan dung englischer Truppen in Jaffa ist n n b e st ä t i g t. Der Libanon, der den Türken niemals voll händig bonnästig geworden war, wurde IE infolge des französischen Einschreitens als s e l b st ä n d i g e s Pajchalik von der osmanischen Provinz Syrien, zu dem er bisher gebärt lratte, abaetrennt und unter der Kontrolle der Gesandten der Weltmächte einem christ lichen Gouverneur zur Berwaltnna unterstellt Doch blieben Orte mit überwiegend moslemischer BevoUe rung, sowie die drei wichtigsten Hafenstädte Tripo lis. Beirut und Saida bei Syrien. Ein englisches Geschwader für kapsta-t. : Amsterdam, 21. November. Nach einer Eourant"-Meldung aus London entsandte die englische Regierung ans Ersnck>cn des süd- afrikantjckrcn Ministeriums ein britisches Ge- jchwader nach Kapstadt. Leipziger Tageblav. ASS Millionen Mark kana-ische Anleihe. lr.) iSravenhage, 21. November. lEigene Dr a h t m e l d u n g.) Einer Drahtnachricht aus Toronto zufolge plant jetzt auch die kanadische Regierung die Aufnahme einer neuen Anleihe, di« sich voraussichtlich auf 560 Millionen Mark belaufen und hauptsächlich die Ausgaben für Kriegs bedürfnisse decken soll. 110 000 Kanadier sind gegenwärtig rn Ausbildung begriffen; 2000 ka nadische Geisilicbe hätten Dienst als Feldprediger ge nommen. Vie Japaner als Herren von Schantung. Berlin, 24. November. sE i g. Drahtm.) Nach einer Meldung der „Sera" in Mailand haben di« javarisch«« Truppen sämtliche Bahn linien der chinesischen Provinz Schantung be setzt und japanisches Personal zur Betriebssührnng eingestellt, ) Nückkehr -es Neichskanz'ers nach Serlln. Frankfurt a. M.. 24. November. Die „Franks. Ztg." meldet aus Berlin: Der Reichskanzler wird am 28. November zum vorüber gehenden Aufenthalt hier erwartet. Voraus sichtlich wird Herr o. Bcthmann Hollweg an der Tagung des Reichstages tctlnchmen. Erkrankung deö Herzogs von 5kobnrg'lÄo1ha. lr.) Kobnrg, 24. November. sE i g. Draht meldung.« D-er Herzog erkrankte an einer Sehnenscheidenentzündung und ist des halb aus dem Felde nach Gotha zurückackchrt. hinüenburg an -en Gouverneur von Grau-eaz. General von Zastrow hat am Mittwoch abend nachstehendes Telegramm des Oberbeiehlshaders Ost erhalten: „Ich beglückwünsche Ew. Exzellenz zu der tapferen Haltung derKrieasbejatzungen von Graudenz, Culm und Marienburg auf den Schlachtfeldern von Soldau und verleihe Ew Exzellen i und den Generalen von Breugel und v o n W e r n i tz im Namen Seiner Majestät das Eiserne Kreuz erster Klasse von Hindenburg." Ueberstuß an Wehrkraft! Das stellvertretende Generalkommando des 7. Armeekorps in Aiünster veröffentlicht eine Mitteilung, nach welcher es sich entfernt nicht in der Lag« siebt, den Gesuchen um freiwillige Einstellung unausgebildeter Landsturmlrute in die Armee zu entsprachen, die täglich noch immer zu Hunderten eingehen. Das Generalkommando rönne bei all:m Entgegenkommen nur einen Teil der Einstellungs gesuche berücksichtigen. Dazu wird in der Mitteilung des Generalkommandos noch näher ausgcführt: „Diese Beschränkung, die das (sicneral- kommando lvi der Einstellung des unausgebil det:»; Landsturms walten lasten muh, ist eine er freulich.' Folge des starken patriotisck«en Sinnes, der im Bereich des 7. Armeekorps vom ersten Tage der Mobilmachung au bis h:ute hervorgetreten ist. Wie ja allgemein bekannt sein dürfte, ist der diesjährige Rekruten jahrgang er st zu in geringsten Teil eingestellt, und Rekruten müssen doch vor den Landsturmleuten eingestellt werden. Die vielen Gcsuchsteller, die um Einstellung bitt:«, bedenken nicht, daß die Verhältnisse bei uns denn doch ganz anders li;. gen. als bei uns:ren Feinden, während diese gleich zu Anfang des Krieges schon alle kriegsfähigen Leut« iin Alter von 17 bis 60 Jahren, ja in vielen Fällen noch darüber hinaus zu den Waffen haben rufen müssen, um ihre Trupprn auf Kriegsstärke zu bringen, brauchten zum Beispiel in Westfale»; Landsturmlcutc überhaupt noch nicht einberufen zu werden In jene»; Ländern ist alle bürgerl;ck>e Tätigk'it fast völlig ins Stocken geraten, bei uns hingegen herrscht namentlich in den Industrie gebieten noch Arbcttcrmaugel, und wir hab:n einen solchen Uebcrfluß an Leuten, baß die Heeresverwaltung mit alle»; Mitteln dar auf bedacht sein »nutz, einstweilen nur noch Mannschaften aus zu bilden, die frei sind von allen hemmenden Fami- ltenbandcn und dir noch di: ganze Jugend ¬ kraft und Begeisterungsfreude in sich tragen, wie sie der jchivere Kamps da draußen in Feindesland non jedem rinzelne»; fordert. Die Verheira teten und altere Leute aber sollen statt dessen eine gleiche patriotische Pflicht darin er blicken, mit ihrer Hände Fleiß die Fricdensarbeit in; eigenen Lande, jeder nach seinen Kräften, weiter so fördern, da mit unser Land auch in der Kriegszrit weiter so sortblüht, wie unsere wackeren Krieger es ver lassen haben und wie sic es wiedcrzufinden hoffen nach dem endlichen großen und entscheidenden Sieg über alle Feinde Deutschlands." Im Zeichen -es Surgfrie-ens. Die „Augsburger Postzcitung" hatte kürzlich ein italienisches Buck» über Martin Luthers Charakter besprach:»; und ohne Kritik die hästlichen Anwürfe dieses Werkes gegen Luther wiedcrgegcben. Nachdem die „Deutsch Evangelijck)« Korrespondenz" diese Störung des Burg friedens unrer den Konfessionen öffentlich fest genagelt hatte, batte das stellvertretende General kommando des l. Bäurischen Armeekorps das Er scheinen der „Augsb. Postzeitung" „wegen schwerer Störung des konfessionellen Friedens" auf drei Tage verböte»;. Dieses Eingreifen war zu er warten und war schon deshalb höchst erfreulich, weil es bewies, dast sich die Zensur der Militärbehörde mit Recht die Wahrung des Burgfriedens zwischen den Konfessionen angelegen sein lässt. Am 2t. Ok tober brachte die ..Augsburger Postzcitung" nunmehr folgende Erklärung: „Wir bedauern auf richtig. durch unsere Veröffentlichung über Dr Martin Luther unsere protestantischen Mitbürger, mit denen wir in herzlichem Einvernehmen leben wollen, ver letzt zu haben. Wir haben dem stellvertr-tenden Generalkommando die nötigen Garantien dafür ge boten, dasz derartige Störungen des inneren Friedens künftig unterbleiben. Das stellve"ttetende General kommando hat daraufhin von weiterem Vollzug der Einstellnngsversügung abgesehen." Werne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner verliehen: der Oberleutnant der Landwehr und Kompanieführer im Landwehr-Infauterie-Negiment 104 Dr. jur. Walter Schieck aus Johanngeorgenstadt, der Leutnant der Reserve im Feldartillerie-Regiment 77 Fabrikmitbesitzer Wolfgang Schieck aus Fran- tenbcrg, der Leutnant der Reserve im Infanterie. Regiment 139 Fabrikmitbesitzer Lothar Schieck fzurzeit verwundet) aus Frankenbcrg, Söhne des Geb. Kommerzienrats Schien in Frankenbcrg i. Sa., und sei»; Schwiegersohn Stabsarzt der Reserve m; Neseruc-Infaittcric Regiment 104 Dr. med. Arno Bellmann aus Bärenstein bei Chemnitz, der Major Nicolai, Leiter der Pressevertreter, der Major von Rohrscheidt, der den Bericht erstattern vom Ecneralstab zugeteilte Führer auf dem westlichen Kriegsschauplatz, die Leutnants im Gardereiter-Negiment von M e tz s ch - Reichenbach und von Friesen-Schleinitz, der Hauptmann im Neseroe-Infanterie-Regiment 241 Pöschel, Rektor der Fürsten, und Landesschule in Meisten, der Leut nant Degenkolb, der Oberjäger Hans Laake, bekannter Dresdner Fußballspieler und Kurz streckenläufer. der Unteroffizier der Re serve in der 2. Reserve - Pionier - Kompanie Architekt Kurt Schnaidt mann, der Leutnant im Feldartillerie-Ncgiment 78 Rudolf Eiben stein, der Feldin endantursekretär im 12 Reserve- Korps MoritzPreusker, der Reservist im Rr- seroc-Infanterie Regiment* 102 Schriftsetzer Otto Hartmann, sämtlich aus Dresden, der Bizcwacht meister und Regimentsschreiber im Feldartillerie- Regiment 28 Karl Friedrich sausterdem die Friedrich-August Medaille in Silber) aus Pirna, der Oberarzt im Nesrrve-Insanteric-Regiment 20 Dr. Jaenicke, Arzt an der Heilstätte Gottleuba, der Oberarzt der Reserve Stabsarzt Dr^ Curt Ber liner, der Leutnant im Fnsan cric Regiment 101, kommandiert zum Brigade Ersatz - Bataillon 88 Heinrich Hirschberg, der Feldwebel im In- sant«ric Regiment 104 Telegraphenassistent Weigel (außerdem die Friedrich August-Medaille in Silber), der Unterossizier im Infanterie-Regiment 13" Ober- vostasiistent Schmelzer, der Kriegsfreiwillige in der 63. Pionier-Kompanie Eand. arch. Gerold D i« bl er, Sohn des Realscbuldirettors Prof. Dr. Diebler. der Feldivebelleutnanr im Infanterie-Regi ment 101 Telegraphenassistent Mehnert sl. Klasse), sämtlich aus Chemnitz, der Hauptmann und Kom mandeur einer Munitionskolonnenabtcilung Georg Hochbetn, Rittergutsbesitzer auf Zöpen bei Borna, der Leutnant Kurt Grimmer aus Pfarrhaus Königreich vabeim. 29s Roman von Ada von «erSdorff. „Weil du in neuen Zwiespalt kommen wirst, „Ich verstehe nicht," murmelte sie. „Er hat mir dock», tm Falle jemals ein Schiff uns be werten sollte, uns retten — die freie Heimkehr versprochen?" „Jawohl. Er wird sein Versprechen stallen." „Gottlob!" atmete sie tief auf. „Dani; ist es ia gut. Wir warben unsere liebe, liebe Heimat Wiedersehen — ach Gott — all die lieben, alten st läste und bekannten Menschen, und dann nicht wehr tot sein sür die Lebendigen. — Es war grausig hier — so schrecklich öde!" Knut Jarl stand allein - abseits. Sein Blick war klar — auch in ihm lag still leuchtende, stste Hoffnung. Auch ihm brachte das Schiff Ret- nrng für sein ganzes Leben. Da rann,, oie Jolle ans die Steine dec Herzbncht. Tino stand drin und sprang in das seichte Wasser, das Scbisslein vollends herauzuziehen und festzukclten. Der >leine Farbige sah aus wie immer. Doch meinte der alte S-ammettnann, dast sein braunes Gesicht einen Scknin von Traurigkeit batte, nnd sein Blick nach den Harrenden an; Ufer nicht so funkelnd vor Zufriedenheit war wie sonst. Was sattle ihn; das Schiss, Hesse»; Kiel nach Europa wies — und das ihn dorthin nutnehmcn wollte in das kalte, unbekannte, fremde Land. „Aber — aber — Tino sicht jo traurig aus --!" r;ef Anna Scholastika sehr beängstigt aus, „er lacht doch sonst über jede Kteinigleit, da» man all' seine Zähne fleht!" Lammetmann nickte ernst. — „Ja. der arme Bursche freut sich even nicht so wie Du, Annika. Seine Heimat liegt hier nn sonnigen Valmenland; er ist aus einer Insel .schoren. Tn aber saunst dick» freuen über seine Traurigkeit, denn daraus kannst du erkennen, daß er fürchtet, das fremde Schiss wird uns und auch ibn mitnehmen nach den; kalte;; Nor- de», patt in seine Heimat." da» begretz. ich!" rief Anna Scho ¬ lastika erleichtert, „die Heimat ist doch das l Liebste, Beste, Schönste, was wir haben, nicht I wahr, Baker Sammetmann? Ach, Bater Sammetmann, wenn mein guter Bruder nur noch lebt, wenn das alte. Vaterhaus nur noch da ist! Mir ist, als wäre ich schon ein ganzes Leben lang verbannt und tot — — vH — da kommt Tino!" Sie stürzte, ihm entgegen — Tino erzählte. Aus seinen; unverständlichen, vielsprachigen kauderwelsch konnte sie nur ent nehme!;, das; wirklich ein grostes Schiff ziem lich an derselbe»; Stelle, wo damals die „D.uee- deck" verschwunden, erschienen war und Tinos Notschus; gehört und beantwortet hatte. Knut Jarl schic»; in Minute»; ein ganz anderer gewor- Er schic»; gewachsen — so hoch nnd straff ragte seine Gestalt, so leuchtend strahlten seine Augen — strahlten in eine andere Welt — in ein anderes Leben! Er bemerkte niemand, sah weder den Kapitän noch seine junge Gattin — noch sprach er mit ihnen. Nnr mit Tino wechselte er heftige Worte. „Sic müssen - du nimmst mich doch mit aus das Schiss?" stammelte Anna Scholastika zitternd vor namenloser, angstvoller Spannung, er könnte cS verweigern. „Rein. Fetzt nicht", sagte er ruhig. „Zu nächst fahre ;ch allein hiuüber nnd spreche mit dem Kapitän des Schiffes. Dann komme ich zurück und bringe vielleicht jemand mit, der dich hinnberbeglcitcl. Kapitä»; Sammctmann wird ei,»verstände;; sein mit diesem allerersten Schritt?" wandte er sich fragend an diesen. „Das tun ich, mein Junge. Fahr' »nit Gott und bringe gute Botschaft nach Dal-cun! Ich ahne deine Pläne, nnd mein Segen geleite dich." Ein ernster langer Blick: ManncSange in Mannrsauge, ein fester Handschlag, und Jarl stieg in das Boot. Leiner Fran hatte er nur freundlich zugcnickt und sie gesragt, ob sie irgendeine Bestellung habe, die man dort ausrichte»; könne, aber sie weinte nur und bat, so schnell al» irgend mög lich. sie von der Erwartung und Spannnng zu befreie»;. Anna Scholastika ging umher, ohne eine Stund« Ruhe zu fiuden. Zuweilen wie im Fieber der höchsten Aufregung und Angst, zu weilen wie in; Traum, ihrer Person fast un bewusst, als sei sic's gar nicht, die still in der grüngoldenen Dämmerung des Juselbujches um^ hergiug. Grosze und kleine Schudcrötcn, braun graue und grüngeslecktc kröche»; lang an; gravi tätisch vor ihren Füße»; über den' Pfad, den Jarl geebnet hatte, die wilden Ziegen und ihre zahmen Schafe mit den kleinen Lämmern liessen ihr gemi'ttlickn's Blöken hören, und das freund lickw Gegacker der Hühner aus ihrem Zaun klang dazwisck-en. In den nächsten Tagen hatte Jarl die ganze Insel wieder einmal bereisen wollen. Nun — das war jetzt ganz gleichgültig. Darüber brauchten sie sich nicht den Kops zu zerbrechen — bald waren sie wieder unter Menschen in zivilisierten Gegenden. WaS die Familie, die Freunde und Bekann ten wohl sagen würden?! Wenn auch sie ihn nicht hübsch, nicht liebenswürdig, nicht shm. pathiscy fand, sic wußte, das; es viele andere Leute taten. Sie würde dann wohl nicht aus ihrem Schein, aus der versprochenen Scheidung bestehen — nein, sie würde wohl an seiner Seite bleiben. Das ging dec Menschen wegen nicht anders, das hätte einen schlechten Eindruck ge macht bei all dem Schöne»; uno Herrlichen, was ihnen gemeinsam bcvoritand. Ihre glückliche, s;egessrohc Stimmung stieg von Stunde zu Stunde. Ihr war, als wäre sie schon in der alten, Heben Heimat unter all den lieben, be kannten Mensche»; und Dingen und wandelte erlöst im Part ihrer Billa. Dann konnte sie sich eine Zaubcrinscl cinrichtcn und alle mög- lia-cn Dinge, Tiere und Pflanzen, die noch nie mand gesehen, würde sie von hier mitnchmen. Sae konnte daS alles gar nicht so still in ihrem Geist allein vorstellen und all die aal- denen Pläne und Bilder nicht für sich allein bebalten, sic musste dem Kapitän das eine oder das andere zum Mltsreueu anvenrauen. Er nickte auch und satte: „Ja, ja. Du hast ganz recht. Das kann wohl alle» so kommen", aber im ganzen war er kein lieben-würdiger Vtensrag. 24. NooeMer 1Sl4. Rückersdorf bei Kahla (S^A). der llntttoffiztxr Friedrich Wötzel au, Tautenhain, der Reservist Linus Lippold aus Raitzhain bei Ronneburg. weitere Mei-uogen. * Di« dänische Regierung erließ ein Aus fuhrverbot für alle Pferde. * Der „Berl. Lok." meldet au» Rotterdam: Holland beruft die Iahresklassc 1915 für Mitte De zember ein. * Wie wir erfahren, ist durch die preußische Stoatsregieruna die allgemeine Wieder zulassung oes polnischen Religions- unt.'r richtes in den Volksschulen des polnischen Sprachbezirks der Provinz Posen genehmigt worden — Zranzösischrs Militär im „neutralen" Selgien. Aus eidlichen Zeugenaussagen vor deutschen Ge richten macht die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgende Mitteilungen: Amtsgericht Quedlinburg, c> en 28. September: Mein Meister in Charters; war Mitglied der belguchen Garde civigue Bereits 1 bis 2 Wochen vor dem Ausbruch ces Krieges sagte er. es kämen 10 Regimenter Franzosen zur Unterstützung der Bel gier gegen Deut,chlanc>. Belgien würde zwar nicht in Deutschland ein-allen, aber seine Grenze vertei digen. Ich demerite auch bereits 1 bis 2 Wochen vor Ausbruch des Krieges in Charleroi Trupps französiiche; Infanterie in Siärle bis zu 10^. auch 200 Mann. Sic waren feld- manchmastig mit Tornistern und Gewehren ausge rüstet. Eine Verwechslung mit belgischem Militär ist ausgeschlossen. Ich ienne die U ttsorm des bel gischen Mniturs gcnn genau Die Leute hatten rote Ho en, den blauen Mantelrock und das Casquel, die Offiziere mit goldenen Tressen daran. Amtsgericht Berlin, den 8. November. Schon mehrere Tage vor dem 1. August sab ich französiiche In» a n teriepatrou illcn auf beiden Seiten des am Bohrturm vorbeifließenden Kanals Es wurde auch von 'Arbeitern wiederholt daovn gesprochen, das; dies sranzösijchc Soldaten seien. Ferner sab ich an demselben Tage eine gröbere Abteilung s ran zwischen Militärs au» dem Wege nach Quievram au» belgischem Boden stehen, von der an scheinend die Patrouillen ausgingen. Ich sah sie nur aus der Ferne, doch ichätzte ich lie auf eine Stärke von über einer Kompanie. Ich sprach auch in der Wirtschaft mii Belgiern über die Anwesenteit des nanzösischen Miliiärs, doch konnte ich keine Erklärung dafür bekommen. Es hieß nur es sei befohlen. 'Amtsgericht Köln, den 7. November: Französisches Militär habe ich kur; nach der Mniotkoafläre, also seit 1911, ständig in Belgien be obachten können, und zwar gingen sowohl Offiziere als auch Mannschaften mit voller Bewaffnung durch die Strassen, während das holländische Militär stets ohne Seitengewehr ujw. tzeriwerkam Bei Manövern so wie be; gewöhnlichen Schiessübungen habe ich gesehen, dag sich französische Offiziere und Mann- schäften bei den Hebungen beteiligten. So sah ich, wie französiiche Artillerieioldaten bel gisches Militär im Bedienen von Geschützen unter wies. Auch haben die Offiziere an allen Kritiken teilgenommen. Die französischen Offiziere benutzten meistens die in Belgien meines Erachtens haupt sächlich zu diesem Zwecke veranstalteten Ausstellungen, um ihre Anwe enheit zu begründen. Auch wurden in den letzten Jahren die flämischen Soldaten mit französischen, nicht mehr wie früher mit flämischen Kommandos ernexerziert, obwohl die Leute vielfach kein Französisch verstanden nnd sich daraus graste Unzuträglrchkeiten ergaben. Amtsgericht Gelsenkirchen, den 7. November. Ich habe, wie ich bestimmt weist, bereits einige Tage vor dem 1. August in den Strasten von Charleroi französisches Militär gesehen. Es warerr im ganzen wohl 12 bis l.r Mailn. «ie waren in voller Ausrüstung, ins besondere auch trugen sic Gewehre bei sich Sie patrouillierten zusammen mit den belgischen Soldaten durch die Strasten. Ich weist bestimmt, dast es französisches Militär war und nicht etwa Belgier. Ich tenne, weil ich längere Zeit in Frank reich gewesen bin, den Unterschied zwilchen belgischem SvdreibMLSvdikso LllernediiT » «-rimmnl-wdv 8tr. 24. To!. l >981. 8e ober begeisterter, teilnehmender Zuhörer. Nun, inan mufztc denken, das; er ein ernster, alter Mann war, dost er zeitlebens aus seinem Schiff auch nur wie auf einer Insel im Meere gelebt hatte und das herrliche Leben, die hohen Freu den nnd Genüsse einer grostcn Sladt so gut wie gar nicht kanltte. Jetzt würde er es erst kennen lernen. Er hatte ja ohnehin nicht mehr fahren »vollen, sondern sich znr Ruhe setze»;. Und das war doch selbstverständlich sür ihn und für sic, die ihn so lieb hatte»; und so verehrten, wie eine»; wirklichen, lieben Bater, das; er he»; Rest seines Lebe»;» bet ihnen aus ihrer Insel- Villa verbrachte. z?.h, ja. So musttc sic heißen, das war e;n herrlicher Gedanke — „Insel Do heim!" sollte sie heißen! Ach, wenn dock» ihr 'Mann erst zurück wäre! Der alte Baker Sammel nrann hatte dock; tein richtiges Verständnis sür all das Schölte. Oer war zu lansze jo ganz allein aus seinem alten Schiss gefahren! Er hatte kein Verständnis dafür, und brummte fohar, weil sie den Reis batte zu Mus kochen laiscn und das Huhn noch halb roh war. Ihre Bc »vegling mü> Ausregultg begriff er nicht, die ihr allen Appetit nahm. — Und Knut Jarl blieb so endlos lange, dast ein leises Grauen, eine dumpfe Angst sie über kam nnd schließlich von all ihrer Erregtheit nm noch die schreckliche Spannung der Erwartung übrig blieb. Endlich! Oie Lonne sank müde in die Flu len dec, Meeres. Auch 'Anna Scholastika hatte sicli müde geschaut, gedacht, gewartet. Sie war aucti leise und still geworden über dem Fieber der grasten Erwartung. S.ill nnd matt lehnte ihr »opf an dem Stamm einer prachtvollen Palme, unter deren mächtigen Wedeln Tino eine Stroh, bank gefertigt hatte. Sic hatte die Last ihrer Gefühle und Gedanken auch so allein tragen müssen, keine lebendige Anteilnahme von ihrem alten, einsilbigen Freunde gehabt. Wahrhaftig, sie sehnte sich wirtlich nach ihrem Manne, d«r unmec so jugendlich lebhaft alles ersaßt hatte, was ihmn begegnete, sich jo interessieren und mitsreuen tonnte. lForts«tzung in der MorgenansaaLe.)
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