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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140922015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914092201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914092201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-22
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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oieuvta«. 22. vememver lSl4. Tageblatt. Ne. 482. Morvea-Nusvaoe. beue wedel im Infanterieregiment 139 Alfred Fren ze l, der Gefreit« im Reserve-Iägerbataillon 13 Gustav Brückner, der Musketier rm Infanterie regiment 108 Albert Junghanns, der Leut- nant der Res. im 81. Infanterieregiment Dr. phil. Bernhard Hagedorn, der Major und Kom mandeur im Fewcoctillerieregiment 32 Erich Dietel. Vettere Meldungen. * In einem Erlast des preußischen Ministers de» Innern wird darauf aufmerksam gemacht, dast nach K 1 Ziffer 1 des Gesetzes vom 4. August 1914 betr. die Unter st ützunader Familien der in Dienst «ingetretenen Mannschaften auch Angehörige de» für den Kriegsdienst verwendeten Unter personals der freiwilligen Kranken pflege im Falle der Bedürftigkeit auf die gesetz lichen Familienunterstützungen Anspruch haben. Bc- stimmungsmästig besteht das Unterpersonal der frei willigen Krankenpflege aus Zugführern, Zugführer- stellvertretern, Sektionsfllhrern, Krankenpflegern, Krankenpflegerinnen, Krankenträgern. Kaufleuten, Köchen oder Köchinnen, Schreibern und Dienern. vtb. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die Kommission der König!. Regierung Gumbinnen, die bisher in Berlin zurückgeblieben war, um die von den Russen in Ostpreußen begangenen Greueltaten festzusiellen, ist am Sonntag nach Königsberg abgcreist. Es ist dringend erwünscht, dast auch weiterhin Anzeigen über russische Greueltaten erstattet und an die König!. Regierung Gumoinnen, zurzeit in Königs berg, gesandt werden. * Die hervorragende Strategie Generaloberst von Hindenburgs würdigen die „Neuen Zürcher Nachr." in einem Berliner Privattelegramm u. a. mit folgenden Worten: „Die hervorragende Feldherrnleistung Hindenburgs tritt in um so helleres Licht, als er während des ganzen bisherigen Feldzuges nie ein Pferd bestiegen hat, weil ihn ein Galleusteinleiden daran hinderte. Generaloberst Hindenburg leitete, ein moderner Torstenson, die ersten Ope rationen seiner Truppen während der Eisenbahn fahrt und die weiteren oomKranken zimmer aus. Den Heeresbewegungen folgte er dann im Automobil." vom österreichisch-russischen Kriegsschauplatz. An der galizisch-russischen Grenze, 17. September, -eit 4 Lagen ruhen die Waffen vollkommen, wenig stens was den Kriegsschauplatz in Ostgalizien be trifft. Die Russen haben die neuen Konzentrations bewegungen des österreichischen Heeres bisher nicht im geringsten gestört. Sie verhalten sich vollkommen passiv uno liefern damit den Beweis dafür, dast die Schlacht bei Lemberg Ihnen einen Waffen erfolg nicht gebracht hat. Wäre die Rückwärts- bewegung der Oesterreicher mit den Waffen er zwungen worden, jo würden die Russen gewiß nicht gezögert haben, den geschlagenen Feind zu verfolgen und den erfochtenen Sieg auszunutzen. Aber der Rückzug der im siegreichen Avancieren begriffenen Oesterreicher wurde durch das Erscheinen einer neuen russischen Armee zwischen den Korps der Generale Dank! und Arzffenberg aus taktischen Gründen notwendig, nicht durch einen Mißerfolg in der Schlachttänie. So ließen denn die Oesterreicher einen durch die Kämpfe der letzten Lage aufs äußerste er- jchöpften und stark entmutigten Gegner zurück, als sie die Schlacht abbrachen. Die Verluste der Russen sollen sich auf annähernd 100000 Tote und Verwundete in den beiden Schlachten um Lemberg belaufen, wozu noch der Verlust der 15—18000 Ge fangenen tritt, welche die Oesterreicher gemacht haben. Sie werden daher eine geraume Zeit nötig haben, um neu gestärkt auf dem Kampfplane zu erscheinen. Inzwischen hat sich die gesamte öfter re ichisch- ungarische Ost - Armee mit Einschluß der Heere der Generale Dankt und Auffenberg auf der neuen Konzentrationsstätte versammelt. Dankt und Auffenberg haben das von ihnen vorher unter sieg reichen Kämpfen eroberte Gebiet nur insoweit ge räumt, als dies die neue Lage erforderte; strategisch wichtige Stellungen halten die von ihnen zurück gelassenen Truppen beletzt. Zu der Ost-Armee stoßen iorigejetzt auch Verstärkungen, da die in den Garnison orten noch befindlichen Reserve- und Landwehr- rruppen von dem Landsturm abgelöst werden, so daß diese an die Front vorgeschoben werden können. Es wird daher nicht lange dauern, bis die Armee die Operationen von neuem aufnimmt. Die Truppen- und Wagenzüge durch meinen Ort dauern noch immer an. Auch Verwundeten-Trans- porte kommen hier durch. Da herrscht denn immer ein lautes Leben und Treiben. Manchmal begegnen sich hier Angehörige fast aller Nationen der Habsburgischen Monarchie, und es ist da eine Freude zuzusehen, wie kameradschaftlich und brüderlich alle miteinander verkehren. Der Rumäne und der Dalmatiner, der Kroate und der Magyar, der Deutsche und der Tscheche, der Slowene und der Pole — alle nicken sich freund- jchajtlich zu, und wenn sie sich oft auch sprachlich nickt verständigen können, so suchen sie sich doch gegenseitig L-was Liebes zu erweiien. Wer hätte dies noch vor kurzen Wochen für möglich gehalten! Da glaubte man vielfach, ein Krieg namentlich gegen Rußland werde die einzelnen Nationen der Monarchie getrennt finden. Aber jetzt, wo der alte verehrungswürdiae Kaiser Franz Joseph seine Völker zum Kampfe auf riet, da erhoben sich doch alle wie ein Mann. Ver gessen waren alle NationalitätenstreitiAkeiten, ver gessen aller Parteihader, und der alte österreichisch« Wahlspruch „Viribus naitis" wird zu neuer glanz- voller Geltung gebracht, allen Gegnern Oesterreich- Ungarns zur Warnung. Die aus dem Kampfe Kommenden, insbesondere die Verwundeten erzählen manches Interessante aus den vieltägigen Gefechten, natürlich zumeist Selbst erlebtes. Da ist einer, der einen bösen Schrapnell schuß am rechten Oberschenkel hat. Die Sache ist ge fährlich, denn der Knochen ist verletzt und noch weiß man nicht,.ob das Bein erhalten werden kann. Aber er ist doch munter und wohlgelaunt und er weiß am besten von allen zu erzählen, zumal er sehr lange im Gefecht gewesen. Leider kann ich seine Er zählung in seinem heimatlichen Dialekt nicht wieder geben, aber im Hochdeutschen will ich es versuchen. „Sehen Sie — so begann er — als wir aus dem Eisenbahnwagen gestiegen sind — es war «ine sehr lange Fahrt, die fast kein Ende nahm — sind wir marschiert Wir waren froh, wie wir aus dem dumpfen Wagen heraus waren, und haben unsere Beine tüchtig in Bewegung gesetzt. Am ersten Abend wurden wir in einer kleinen Stadt einquartiert, von da ab haben wir aber jede Nacht biwakiert und ein Bett haben wir nimmer zu sehen gekriegt. Aber es ging auch so und es schlief sich mit der blauen Him melsdecke über uns ganz prächtig. Auf dem Marsche haben wir immer unsere Mahlzeiten reaelmästrg gekriegt und auch zu trinken gab es, freilich manch mal auch nur Wasser, aber da waren wir schon zufrieden. Die Strapazen gingen erst an, als wir über die russische Grenze kamen. Herrgott dieser Tand. durch den wir waten musttenl Er wirbelt« auch bet jedem Schritte auf und unsere Kolonne war in «ine mächtige Staubwolke gehüllt. Kaum zehn Schritte weit baden wir sehen können, und der feine Staub legte sich auf Lippen, Gaumen und Zunge und drang in die Lunge ein. Und dabei eine höllische Hitze. Ein Durst — nimmer zu löschen. Das Schlimmste aber war, daß unsere Proviant- und Küchenwagen in dem Sande mit un» nicht jortkommen konnten und bald weit hinter un» zurückblieben. Na, da hat jeder sich mit dem be- oelsen müssen, was er gerade noch bei sich trug, auch half einer dem anderen aus. Zuletzt haben nur aber doch, nachdem die» so schon drei Tage fortgeganaen, den rohen Salat vom Felde essen müssen. Uno gerade am Abend diese» Tages, al» unser Mayen leer war wie der Geldbeutel nach der Kirme», ging es los. Wir hatten schon vom frühen Morgen an Kanonendonner gehört und seit zwei Tagen hatte es immer geheißen, wir kämen bald ins Feuer. So waren wir schon saft ungeduldig geworden. Als dann ein Adjutant quer über das Feld zu unserem Major geritten kam, wußten wir gleich, was er für, einen Befehl brachte. Die Kompanien wurden denn auch in der Richtung halbrechts gleich auseinandergezogen. Erst ging es noch über ein Kartoffelfeld hinweg. Dann, als wir uns einer langgestreckten Erdwelle näherten, hieß es schwärmen, und als wir oben waren, tnallte auch schon ein Schrapnell hoch über unseren Köpfen. Unwillkürlich bückten wir uns und unser Herz schlug doch ein wenig Rasch hoben wir Schützengräben aus, und noch mitten in dieser Arbeit horten wir das Knattern der Maschinengewehre von drüben und das Aufschlagen von Kugeln. Da hatten wir freilich alle keinen Hunger mehr, der war wie weggeblasen, und wir dachten auch nicht mehr daran, als wir nunmehr den Befehl zum Schießen erhielten. Wer etwa noch Angst gehabt hatte, dem flog sie mit der Kugel zum Gewehrlaufe hinaus. Eine balde Stunde feuerten wir so, ohne daß wir mehr als zwei Verwundete gehabt hätten. Dann hie» es: „Aus, vorwärts!" Wir sprangen aus dem Graben und dem Feinde drüben am Waldrande ent gegen. Aber die Entfernung war zu groß uno wir mußten nach hundert Schritten uns niederwerfen und so viel Deckung wie möglich suchen. Der Feind verdoppelte fein Feuer, und er traf dabei manchen von uns, der bei unserem späteren Weiterstllrmen als eine dunkle Maste hinter uns liegen blieb. Schließlich hatten wir uns doch, laufend, nieder werfend, schießend bis in die unmittelbare Nähe des Feindes herangemacht Noch ein kurzer Anlauf mit Hurra! und mitten drin unter den breitränderigcn Mützen waren wir. Mit dem Bajonett stießen und hieben wir um uns, doch die Russen liefen eilig da von, viele von ihnen konnten wir auch zu Ge fangenen machen. Bei diesem letzten Anlaufe erhielt unser Leutnant, der immer vor uns her stürmte, einen Schuß in die rechte Schulter. Da er stark blutete, legten wir ihm einen vorläufigen Verband an, nachdem die Ruffen davongelaufen waren, und ich und seine Ordonnanz brachten ihn zum nächsten Verbandsplätze, von wo ich jedoch, nach dem ein mir befreundeter Sanitätssoldat mich mit einem Kognak gestärkt hatte, wieder zu meiner Truppe zurückmußte. Ich mußte in dieser Nacht auch noch auf Vorposten und Sie können sich denken, daß mir ein Biwak lieber gewesen wäre als der Befehl am anderen Morgen zum abermaligen Vorrücken. Zehn Stunden haben wir da im Feuer gestanden. Einmal habe ich geglaubt, es sei um uns geschehen, io hat es gekracht und gleichzeitig von drei Seiten. Aber da erhielten wir eine Kompanie Verstärkung und mit dieser wandten wir uns gegen die Seite, von wo wir das stärkste Feuer erhielten. Da hätten Sie uns sehen sollen. Wie die leibhaftigen Teufel sind wir dem Feinde entgegengesprungen. Wer siel, fiel, es war uns schon alles eins. Aber wir haben die Rusten aus ihren Gräben rausgehauen und ihre Maschinengewehre haben wir ihnen auch abgenommen. Unser Hauptmann hat vor Freude geweint. Die folgende Nacht verblieben wir in der Stel lung, die wir zuletzt während des Kampfes ein genommen. Wir dursten kein Feuer machen wegen der Nähe des Feindes, aber geschlafen haben wir doch wie tot. Am nächsten Morgen wurden wir bei Zeiten durch den Donner der Geschütze wieder ge weckt, und es ging abermals vorwärts. Aber gegen Mittag, eben als wir uns anschickten, das Gewehr feuer aufzunehmen, hat es mich erwischt. Ein nicht weit von mir explodierendes Schrapnell traf mich hier am rechten Schenkel. Und da bin ich nun auf dem Wege zu einem größeren Ll»arett. Hoffentlich werde ich bald wieder hergestellt, damit ich zu mein en Kameraden in der Front zuriickkehren kann." Die Eroberung von Maubeuge. Der österreichische Festungsartillerieleutnant Dr. Hans Stieglandt, in seinem bürgerlichen Beruf Advokat in Wien, war einer der Tapferen, die vor Maubcuge die österreichischen Mörser richteten. Er richtete jetzt an seine Wiener Angehörigen einen Brief, den das „Neue Wienerlagblatt" ver öffentlicht und dem folgende intereffante Stellen zu entnehmen sind: „Ergreifend war der Augenblick, als sich die ersten deutschen Truppen nach Abzug der französischen Garnison gegen Maubeuge in Bewegung letzten und die deutsche Militärmusik denRadetzky - Marsch uns zu Ehren hinausschmetterte. Mir schossen für einen Moment die Tränen in die Augen, aber nicht mir allein! Zum ersten Male nach langer Zeit wieder österreichische Musik und noch dazu diese Musik und in diesem herrlichen Augenblick!" Stieglandt erzählt dann: Am 5. September gegen 4 Uhr nachmittags kam ein französisches Automobil mit weißer Fahne in da» deut sche Hauptquartier und fragte den Ober st kom mandierenden, einen prachtvollen alten Hau degen, ob er unter gewissen Bedingungen die U « ber gab e der Festung annehmen würde. Da schlug aber der deutsche Befehlshaber mit der Faust auf den Tisch und rief: „Was Bedingungen? Be dingungslos bi» 8 Uhr abend», oder ich schieße die ganze Bude in Grund und Boden!" In begreiflicher Erschütterung ist darauf hin der Franzose abgezogen. Nun hat man nicht ge wußt, ob der Oberstkommandierende 8 Uhr nach fran zösischer oder nach deutscher Zeit gemeint hatte. Als es nach deutscher Zeit 6 Uhr war, wurde es jedoch klar, welche Zeit der Kommandeur gemeint hatte, denn er befahl die Fortsetzung der Be schießung. Kaum hatte diese aber eingesetzt, al» auch schon rn rasender Fahrt das Auto mit der weißen Fahne aus Maubeuge herauskam. Der Kommandant nahm den Bries, den der Parla mentär überbrachte, entgegen und sagte nickt» weiter als „Schießen e i nst e ll« n!" und damit war die bedinguiwslos« Uebergabe von Maubeuge angenom men." Stieglandt schildert dann die durch die Be schießung hervoraerufen« Zerstörung und den Abzug der Besatzung. Als die Engländer vorüberzogen , schreibt er, „schrien wir alle auf vor Wut, denn wie soll nicht alles wahren Haß gegen die Engländer, diese infamen Verräter am Ger manentum und an der weißen Rasse überhaupt emp finden." veutsihamerikanlsih» Stimmen. In Indianapolis fand am 16. August eine „DeutsTagfeier" im Germania-Park statt, an der 10 000 Mann teilnahmen. Da, deutsch« Blatt „Tele graph und Tribüne" berichtete begeistert über den Verlauf und die Festrede des Herrn Rich. Lieber. Er rühmte den deutschen Anteil an der amerikanischen Kultur und sagte u. a.: „An der Volksmasse nehmen wir mit etwas über 25 Prozent teil. In dem Volksgedanken und dem kulturellen Aufbau des Landes sind wir aber aufgegangen — und das absichtlich so —, dast unser immer größer werdender Anteil sich zifferngemäst nicht mehr ermitteln läßt. Welches Mast deutscher Gründlichkeit, Ehrlich keit, Sparsamkeit, fleißiger Arbeit und strahlender Vaterlandsliebe in das junge Wesen de» imposan ten amerikanischen Staatsbaues hineingetragen wurde, und wie dann das Innere dieses stolzen Hauses mit deutscher Eemütsinnerlichkett, Lebens freude und frohen Tönen ausgefüllt wurde — alles das wird wohl ernstlich von niemand abgestritten, von allen echten Vaterlandsfreunden aber wohl gern und rühmend anerkannt werden." Mit ihrer Tayfeier zeigten die Deutschamerikaner der großen Hauptstadt des Staates Jndiania, daß sie nicht gewillt sind, sich durch die englandfreundliche Presse einschüchtern zu lassen. Nicht buhlen um -ie Gunsi neutraler Völker! Es wird uns geschrieben: „Einen grossen, einen heiligen Kricst führen Deutschland und Lesterreich-Ungarn. Wir wissen jetzt, dass die Tripleentente, England, Russland und Frankreich, kein anderes Ziel hat, als Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu zertrüm mern und zu vernichten, vor allem das deutsche Volk mit Stumpf uud Stiel auszurvtten — das selbe deutsche Volk, das in langer, ehrlicher Friedensarbcit der Menschheit auf allen Ec- bieten des geistigen und materiellen Lebens un vergleichliche Schätze der Kultur geliefert hat, dasselbe deutsche Golk, das jederzeit der uneigen nützige, opferwillige Lehrmeister aufstrebender Völler gewesen ist. Mit heiligem Zorn haben wir diesen durch die Triptecntente heraufbeschwo-, reuen Kampf um unser D-asein, um unser Lebens recht ausgenommen. Wir werden ihn durch kämpfen bis zum letzten Blutstropfen. Sollen wir zu Grunde gehen, so müssen unsere Gegner mit ins Grab! Das ist die zornige Grund stimmung, die jetzt die S.'ele unseres ganzen Volkes erfüllt vom Kaiser bis zum letzten Arbeiter. Und darum: Wer Deutschland ver nichten will, riskiert selbst sein Dasein! Un erschütterliches Vertrauen auf unsere beispiel lose militärische Rüstung, auf die Führung unse res unvergleichlichen Gencralstabes, auf die un verwüstliche Kraft unseres Heeres und unseres Volkes — das haben wir, nnd mehr brauüxn wir nicht. Noch einmal: Wer dieses Volk mit seinen neun Millionen wehrfähigen Männern vernichten will, riskiert sein Leben! Die Ab neigung, die Bosheit und das Gift neutraler gehässiger Ausländer fürchten wir nicht Darum buhlt nicht um ihre Gn n st! Wir kämpfeu für eine gerechte Sache und sind uns selbst genug. Lasst sie zetern und keifen und ihr Gift weiter ausspritzen! Wie Dürers Ritter vor Tod und allen Teufeln, frei, kraft voll» selbstbewusst, so schreitet jetzt das deutsche Volk dahin im schicksalsschweren Kampf um seine heiligen Rechte." Kunst UN» Wissenschaft. Leipzig, 22. September. Konzert des Riedel-Vereins. „Herr, deine Hilfe sende uns, du bist Rüstung uns und Schild" — also erklang es aus dem alten Hussitenliede den Abend hindurch, bald erwartungsvoll bittend, bald auch zu versichtlich hoffend oder inbrünstig dankend. Der Geist der Zeit spiegelte sich wider in den Chor- und Einzel vorträgen, mit denen sich auch der Riedel-Verein (wie chon Anno 70) in die Reihe der Helfer zur Leip- iaer Kriegsnotspende stellte. Herr Richard Wetz sah ich von seinem Thor aufs beste unterstützt. Schon >te beiden Hussitenlieder in L. Zwonarz' Tonsatze zeigten lebhaft bewegte Stimmungsgegensätze, und aufs neue legte ein sein dynamisch ausgearbeiteter Vortrag die großen Schönheiten der Fest- und Ee- denksprüche von Z. Brahms dar. F. Mendelssohn bot einst auf kirchlichem Gebiete sein Bestes und Bleiben des und war gestern mit der Komposition des 43. Psalms vertreten. Als kirchlicher Lyriker erschien Fr. Schubert im 23. Psalm. Der Frauenchor sang diese Tondichtung (mit Orgelbegleitung) auf feine und edele musikalische Art, unter sanfter Milderung der seelischen Affekte und künstlerischer Betonung der ruhig auf- und absteigenden Eefiihlslinie. Die in strumentale Grundlage des Abends bereitete Herrn Max Fests Orgelspiel. Zu danken war dem Künstler die sehr schöne, in einzelnen Teilen vielleicht ein wenig gar zu moderner Klangwirkungen sich be dienende Wiedergabe einer Passacaglia von G. Fres- cobaldi, und jene andere, ungemein stilvolle des Choralvorspiels „Wenn wir in höchsten Nöten sein" von I. S. Bach, einem jener Werke, die durch Tief sinnigkeit des Ausdrucks Stichen Albrecht Dürers zu vergleichen und als höchste künstlerische Ideen assoziationen zu beurteilen sind. Frl. Else Siegel er warb sich um das Konzert wie um die gute Sachs kein geringes Verdienst mit dem Dortrag je zweier geistlicher Lieder Bachs und Beethovens. Inner- icher Besitz religiös geweihter Empfindung verband ich hier ebenso glücklich wie wirkungsvoll mit chöner, reiner Tongebung und impulsivem musika- ischen Vortrag. Luxoa Svxvitr. * Uraufführung der „Heiligen Rot" in Bremen. Bremen. 21. September. (P r t va t m e ld u n g.) Als Eröffnungsvorstellung der neuen Spielzeit ging vor völlig au so er kauft em Hause die Ur aufführung Les dretakttaen vaterländischen Schauspiel» „Die heilige Not" von Z. Wiegand und W. Scharrelmann im hiesigen Schauspielhaus in Szene. Da» Werk, das starke literarische Qualitäten und eine packende Handlung besitzt, behandelt das überwältigende Aufflammen de» deutschen Volkes in den Mobilmachungsta^en diese» Jahre». Die stark dramatische psychologische Handlung veranlaßte das Publikum sofort zum Mitgehen. Nach jedem Akte setzt« ganz außerordentlicher Bei fall ein. Der Autor wurde viele Male gerufen. „Die heilige Not" ist ganz unzweifelhaft das Stück, da» heute die Bühnen suchen. Auch für das neutral« Ausland wäre es geradezu eine Tat, das Werk zur Ausführung zu bringen, weil e» wahr und aufrecht das ganz« Empfindungsleben der Deutschen in diesen Kriegslagen schildert. „Die heilige Not" wurde von den anwesenden Intendanten und Di» rektvre« sofort erw-röß». vermischtes. „Die fleißig« Bertha." Der „Vofsischen Zeitung" wird geschrieben: Ts ist schon viel über die neuen 42-Zentimeter-Haubitzen von Krupp geschrieben wor den, und man hat allerlei Namen für sie in Vor schlag gebracht. Ich wundere mich, dast noch nicht erwähnt wurde, dast dieses Geschütz in der Fabrik selber nach der Tochter von Friedrich Alfred Krupp „Die fleißige Bertha" genannt wird. Das ist doch hübscher al» „Ierichokanone", „die dicken Brummer" oder dergleichen, wie sie in Soldaten briefen getauft worden sind. Ein seliger Tod. Es sind Fälle bekannt, daß infolge heftiger Seelenbewegung, infolge Schreck» oder übergroßer Freude Menschen plötzlich vom Tode ereilt worden sind. Ein solcher Fall hat sich, wie die „Frankfurter Zeitung" berichtet, jüngst in Reichen« hall ereignet. Der erste Vizedirektor de» Oester- reichischen Museums für Kunst und Industrie Joseph Folnesics ist im 64. Lebensjahre gestorben. Er verschied infolge eines Schlaganfalles, dessen Ursache, wie es in der Todesanzeige heißt, „die große Freude über die Nachricht des deutschen Sieges in den Vogesen" war. Ein braver Zunge. Auf dem Charlottenburger und dem Stettiner Bahnhofe machen sich Sie Schüler der Präparandenanstalt zu Charlottenburg unter der Leitung der Beamten nützlich, wo und wie sie nur können, von früh um 8 bis abends um 9 Uhr. Und der Geist, der die jungen Leute beseelt! Ein Geschichtchen, das uns der Zufall zutrügt, zeugt für diesen Geist: Einem märkischen Gutsbesitzer ist auf dem Stettiner Bahnhofe das Gepäck verloren ge gangen; 50 -st gehören dem, der es findet. Nach Stunden mühseligen Suchens entdeckt der Präparand Willi Stockhausen die Pakete, und mit glänzenden Augen nimmt er die versprochene Summe in Empfang. Dann geht er schnurstracks hin und — stiftet sie dem Roten Kreuz. . . . Letzte Depeschen Mld Ferrrsprechmelbungen. Ein aufgefangener Zunkfpruch -er Nüssen. >vtl). Berlin, 21. September. (Amtlich.) Aufge fangener Funkspruch vom 25. August 12 Uhr mittags: General Postowski an den Kommandeur des 1. Armeekorps. Ich bitte unverzüglich weiter- zugcben an die 2. Infanterie-Division und den Stob des 23. Armeekorps 7 Uhr 13 Min. mor gens an Bte: Der Kommandierende befehlen, eine Kompanie mit einem energischen Komman deur auszuschicken mit dem Auftrage, alle Förster ohne Erbarmen zu erschießen. Für die gegen General Marios erhobene Be schuldigung hat sich bis jetzt kein Beweis er- bringew lassen. Marios bestreitet seine Schuld; die Untersuchung wird fortgesetzt. Dank des Großherzogs von Mecklenburg an seine Truppen. Schwerin, 21. September. Der Großherzoa von Mecklenburg-Schwerin hat oen nachstehenden Erlaß an das Mkcklenburgiiche Kontingcntkommando ge richtet: Ich habe während der letzten Wochen meine Trup pen in zahlreichen schweren, stets sieg reichen Gefechten und nach mühevollen, aufreibenden Märsä>en gesehen bzw. mir darüber Meldung machen lassen. Ihre hervorragenden Leistungen, ihre Tapferkeit, Standhaftigkeit und Manneszucht haben mich mit stolzer Freude er füllt. Ich spreche allen meinen Soldaten. Offizieren, Unteroffizieren uno Mannschaften, meinen Dank und höchste Anerkennung aus und bin gewiß, daß meine Mecklenburger wie bisher auch fernerhin stets ihren Fahnen und ihrem Hcimatlande Ehre machen werden. Glückwunsch der Großherzogin von Mecklenburg an ihr Dragoner-Regiment. Schwerin, 21. September. Großherzogin Alexandra richtete an das Dragoner-Regiment in Parchim folgendes Handschreiben: „Mit freudigem Stolze habe ich von dem Verhalten meines Dra. goner-Regiments vor dem Feinde Kenntnis er halten. Die schweren Verluste haben mich mit tiefer Trauer erfüllt. Der Schmerz um die Gefallenen findet für mich, für die Angehörigen, für die Freunde Linderung in dem Gefühl, daß das brave Regiment „über jedes Lob erhaben" sich unvergängliche Ehre erworben hat. Dem Regi ment wünsche ich, daß es ihm vergönnt sei, weitere Lorbeeren zu erwerben, und daß — nach ruhmvollem Frieden — die jetzt um die Standarte Gescharten und die von ihren ehrenvollen Wunden Genesenen siegreich und gesund in ihr Vaterland und zu ihren Angehörigen heimkehrcn möchten." Die verwüstete Champagne. Rotterdam, 21. September (E i g. Drahtber.) Der Berichterstatter der „Daily News" berichtet, daß alte Bauern den französischen Truppen folgen, um abends die Toten zu begraben. Er schildert die schreck liche Verheerung der Champagne, die der Mittel punkt der Operationen sei. Die Rebstöck« sind zertreten, um den Armeen den Durchzug zu ge statten. Millionen von Weinreben mit Trauben liegen auf dem Boden. Die Keltergebäude wurden zerstört, die Keller geplünd'ert. — Wohlverstanden von französischen Truppen! ^Vktttzr'beobLLkrunßvn in l-oiprix. m lUivk bib. keplimlnt t! »so mit«. u»ml mm litt- Iimp« ,»>0' l," k»et> istdril Stör. kielt- wo. »lml- sltsd» *l«tt,sro'-l»n<t ?v. sd«ao» S vlr tSl.ll i S, N dtt. dort,ki 21. lM l lll>- '614 l- S v S< 8» S„,a rl »»«dm. r Vlv ltt.Z chir, ,6 »0 > trlld, Ir»cli«a l»m,>«r»I»s,rts»m» »m iU. S«i>t«md« S Ulv l»mo«»l«: -f- ir r. u»l>l, I,mo«r»»: -ch s.6 s»0»am»az» m lil»»a »s» vki»kls»Im»I»«: 8.8. Vor-iq-l»« dlld, I>"61,6,mnmoaz. IBM* Unsere geftetg, Abrn»a«»gab« »«faßt 4 Sette», die »erliegend« Ausgabe II Seiten, -nsammea 14 weiten. vauptschnstlttter: Hr. Vern». kger. VeranlwvrUichk LchnNIrU«: für Politik De. Neu» Giiniher; für die Handels,eitun, Mnlttzer LHintzle«, für Leip,i,er und sächsische Nnpeleyendeitm «»noltz Hstnttrsitr Kunst und Wissen schaft r». -rtrdrich Gerecht: si»r Musik Vnae« ««»Nitz: Gericht I. Hnnrfeltz: für die Reise-, BSdrr» nnd Brrle-r»,titnng Lutz»»» Metzer. — yür den *n^i«nteil Heine. Vnlser. Vecka«: Heitz»t»er raaetzlntt. Gesellschaft mit beschränkter HnkUw,. Druck: Ltscher tz^Kiikstr»
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