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bette 2. Nr. 477. Morgen-Nusgave. Leipziger Tageblatt Sonnsüenü, iS. Sepiemver 1914 Zeichnet MgzanIM! Zweck verfolgen, so kann da, selbstverständlich nur willkommen geheißen werden und die Anregung des Kronprinzen in dieser Hinsicht ist höchst dankenswert. Besonders Strümpfe und Pulswärmer sind ja rasch zerschlissen und können nicht genug vor« Händen sein. Zurückstellung landsturmpflichtiger Landwirte. Berlin, 18. September. Die „Norddeutsche Allge. meine Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift „Zurück st ellung landsturmpflichttger Landwirte": Nach Verfügung des Kriegs ministeriums vom 15 September 1914 können fol gende landsturmpflichtige Personen über den IS. Sep- rember hinaus in begründeten Fallen zurückaestellt werden : die leitenden Gutsbeamten, Müller, Führer von Motorpflügrn. von landwirtschaftlichen Maschinen und von Maschinen der elektrischen Üeberlandzen- trale, die leitenden Beamten landwirtschaftlicher Nebenbetriebe (Kartoßeltrocknereien. Brennereien, Stärke-, Zuckerfabriken), landwirtschaftliche Vor arbeiter. Anträge sind an das stellv er» tretende Generalkommando zu richten. Austausch vou Listen der Kriegogesaugeuen. Wien, 18. September. Das „Fremdcnblatt" schreibt zur Verabredung über den Austausch von Li st en der Kriegsgefangenen zwischen Deutschland, England, Frankreich und Ruh land: Wie verlautet, ist eine ähnliche Verabredung durch Vermittlung der Vereinigten Staaten auch zwischen Oesterreich-Ungarn und den oben erwähnten Staaten erfolgt. Ueber -ie Sehan-lung -rr -rutschen Gegangenen in Englan- bcrichtcn die „Evening News": Die Gefangenen dürfen Billard und Karten spielen, Zeitungen lesen, in die nächste Stadt gehen, um Einkäufe zu mack)en, und erhalten alle während der Zeit ihrer Gefangcnsck-aft eine bestimmte Summe ihrem Range entsprechend. Für etwaige Arbeiten erhalten sie Bezahlung, die sie für Einkäufe ver wenden können. Die Gefangenen erhalten die gleichen Rationen wie die britischen Soldaten. Ihre Freunde können ihnen portofrei Gaben senden, sie selbst können Briefe und Pakete gleichfalls un frankiert absenden, dürfen Besuche empfangen und -en Gottesdiensten beiwohnen. Sterben sie im Lager, jo werden sie mit militärischen Ehren wie die bri tischen Soldaten begraben. warum -er /ldgeor-nete wen-el Kriegsfreiwilliger wur-e. Der sozialdemokratische Rcichstagsabaeordnete Wendel har aus Frankfurt geschrieben: W. E. Da meine Karte Sie nicht erreicht zu haben scheint, diene Ahnen folgendes zur Mitteilung: Nachdem ich mich der Heeresverwaltung im allgemeinen zur Ver fügung gestellt habe, bin ich Mitte August in das Landsturmbataillon Frankfurt a. M. eingetreten. Gründe: 1. Ach wollte nicht hinter dem Ofen hocken, wenn ein ganzes Volk im Kampf um seine E x i st e n zaufstcht; 2. war es meine Absicht, überall durch Wort und Tat im Semea der — im Krieg arg mitgenommenen — Menschlich keit zu wirken. Was ich in dieser Richtung in den acht Tagen, die ich letzthin in Belgien war, getan habe, dürfte allein schon eine Rechtfertigung, wenn es einer solchen bedürfte, meines Schrittes bedeuten. Fürs Vaterland gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starb am 7. September der Ordonnanzoffizier und Leutnant der Re>. im 1. Sächs. Feldartillerie-Negt. Nr. 12 Buch händler Wolfgang Koehler, Mitbesitzer der Firma K. F. Koehler, den Heldentod fürs Vater land. Auf dem Felde der Ehre sind ferner ge storben der Leutnant beim Res.-Anf. - Regrment Nr. 100 Assessor Dr. jur. Ewald Schöne, der Leutnant der Res. im Jnf.-Rea. Nr. 182, Referendar am Landgericht Leipzig, Dr. jur. Fritz Falk und der Musketier Frrtz Waldmann. Der Verein Deutscher Studenten zu Leipzig gibt den Tod seiner Mitglieder Leutnant der Re«, rm Jnf.-Reg. Nr. 148, Professor an der Universität Leipzig, Dr. jur. Karl Kormann, Leutnant der Res. im Feld-Art.-Regiment Nr. 48, Assessor Dr. Erhard « chippel bekannt. Wetter sind gefallen der Hauptmann im Res.» Infanterie-Regiment Nr. 106 Kurt Böhme, der Oberleutnant im Res.-Feld-Art.-Regt. Nr. 29 Wolf Dietz, ver Leutnant im Änf.-Regt. Nr. 177 Werner B l a ß m a n n, ver Leutnant im Regiment Jäger zu Pferde Nr. 2 Otto Glasewald, der Leutnant der Res. im Jnf.-Neat. Nr. 182 Dr. iur. Friedrich Falk, der Oberleutnant und Bat.- Adjutont im Ans-Regt. Nr. 139 Johannes Thomas, der Leutnant der Res. im Jnf.-Regt. Nr. 103 Erich Vogel, der Sergeant im Lerb- Gren.-Reg. Nr. 100 Albert M üh l p f o r d t, der Gef. der Res. im Hus.-Reg. Nr. 18 Ernst Ludewig, der Gef. im Leib-Grcn.-Reg. Nr. 100 Fritz Wald mann, der Reservist im Feldart.-Rea. Nr. 32 Otto Koch, der Musketier im Jnf.-Reg. Nr. 107 Kurt Müller I, der Musketier Paul Gerhardt, der Schütze im Schützen-Reg. Nr. 108 Willy Weidner, der Musketier im Jnf.-Reg. Nr. 179 Hans Weise. Der Bildhauer Friedrich Pfannschmidt, Präsident des Künstlerverbandes Deutscher Bild hauer, ist als Hauptmann auj dem westlichen Kriegs schauplatz gefallen. Der Künstler hat ein Alter von gerade fünfzig Jahren erreicht. — Am 4. September starb den Heldentod an der Spitze seines Regiments der Major und Kommandeur des Rei -Ul.-Reg Nr. 2 Achim von Quast, am 31. Auguit Oberstleutnant und Regimentskommandeur Karl von Hofmann. Ehre ihrem Andenken! weitere Mel-ungea. Auf die -cm Kaiser erstattete Meldung des Herzogs von Koburg-Gotha über heldenhafte» Verhalten der 95er ist folgendes Telegramm der Kaisers eingcgangen: Seiner Königl. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha: „Ich danke Dir für Dein freundliches Telegramm und beglück wünsche Dich und Dein« braven 95er zu den glänzenden Erfolgen, welche in der Kriegsgeschichte unübertroffen sind. Sage dies Deinem Regiment, gez. Wilhelm." Wie das Kriegsgericht Straßburg bekanntgibt, ist gegen den Rechtsanwalt Justizrat Blumenthal die Untersuchung wegen Hochverrate und Landesverrats eingeleitct und sein Vermögen mit Beschlag belegt worden. -r» Der Passagierdampfer „Nijndam" der nieder, ländischen Amertkalinie wurde auf der Reise von New Pork nach Rotterdam von einem englischen Kreuzer angehalten und nach Queenstown ge bracht. Der albanische Gesandte in Wien veröffentlicht eine Erklärung de» Inhalte»: Fürst Wilhelm härt« niemal» auf den Thron Albanien» und die Rechte verrichtet, die ihm von den Mächten und den albanischen Auserwählten über tragen worden seien. * Die Stadt Arad in Ungarn hat in einer unter dem Vorsitze des Obergespans abgehaltenen außerordentlichen Versammlung einstimmig und mit großer Begeisterung beschlossen, einen der schönsten Plätze der Stadt Kaiser-Wilhelm II. - Platz zu benennen. Die Preßburger Stadtverwaltung hat be schlossen, den Hauptplatz Franz-Josephs-Platz, den Marktplatz Kaiser-Wilhelms-Platz zu benennen. * Max Nordau und der ungarische Abgeordnete Gras Earoly befinden sich nach italienischen Mel dungen mit ungefähr 100 Deutschen und Oester reichern in einer Kaserne in Verdun als Kriegsgefangene. * Der englische Marinekapitän Steward, der ehemals in Deutschland wegen Spionage ge fangen gesetzt war, ist gefallen. Unsere Politik gegen England. Es wird uns geschrieben: „Vor einigen Tagen wurde in diesem Blatte und ebenso in der „Deutschen Tageszeitung" bereits mit aller Schärfe den Stimmen entgegengetreten, die sich hier und da jüngst erhoben Haden, um schon jetzt wieder einer Verständigung Deutschlands mit Eng- land das Wort zu reden. Wir wollen nur hoffen, baß diese an verschiedenen Stellen aufgctauchten Meinungsäußerungen nicht etwa gar darauf hindeu ten, daß selbst in amtlichen Kreisen die Ansicht ver treten wird, daß wir uns doch bald mit England wieder vertragen müssen. Wenn die Zeichen der jetzigen großen Zett nicht begriffen würden, wenn man nicht verstände, welcher tiefen Quelle der ganze glühende Haß Les deutschen Volkes gegen England entspringt, dann müßte ein Sturm der Entrüstung durch ganz Deutschland brausen. Die zahllosen schweren Opfer, die wir willig bringen, würden tausendfältig schmerzen, wenn gerade der wahre Friedensstörer, der eigentliche Urheber dieses bluti gen Krieges, der erbärmlichste und feigste unserer Gegner nicht getroffen und niedergerungen würde. Hat man denn selbst die Ereignisse der allerjüngsten Zeit schon wieder vergessen? Kann man wirklich noch im Zweifel darüber sein, daß England getreu leider allzuoft bewährten Politik Frankreichs Nevanchegeliiste und Rußlands Wirren im Innern und sein Drangen nach außen nur benutzt hat, um sic auf Deutschland und Oesterreich zu Hetzen, weil man glaubte, sich dadurch eines unbequemen und deshalb gefürchteten Geschäftskonkurrcnten mit möglichst ge ringer Gefahr für England selbst entledigen zu können. Gewiß wäre ein« Freundschaft zwischen uns und England vernünftig, durch viele gute Gründe geboten und sehr wohl möglich gewesen. Zusammen mit England hätten Oesterreich und wir Frankreich und Rußland in Schach halten und Europa den Frieden bewahren können. Davon sind auch viele urrü nicht die schlechtesten Köpfe Englands durchdrungen, und sie haben aufrichtig dieses Ziel er strebt. Aber die leitenden und für die Geschicke Eng lands maßgebenden Kreise wollten eine ehrliche Freundschaft mit Deutschland nicht, weil dabei aller dings der Anspruch Englands, allein die Herr schaft zu führen und niemand neben sich zu dulden, aufgegeben werden muß. England hätte sich darein finden müssen, daß neben ihm auch noch für andere Platz in der Welt ist. Gerade das wollen die Staats- männer Englands abwenden, die jetzt die grauen volle Verantwortung dieses Krieges übernommen haben. Deshalb kann es für uns keine Freundschaft mit England mehr geben. Wir haben uns lange genug, vielleicht zu lange, ehrlich um diese Freund schaft bemüht, aber wir sind dabei schmählich be trogen worden. Daß das gelang, darüber haben wir uns bei unserer Diplomatie zu beklagen. Aber Eng- land gegenüber gibt es jetzt nur ein Ziel: England muß auf die Knie niedergezwungen werden. Wir wissen jetzt, daß Deutschland eher keine Ruhe bekommt, als bis dies Ziel erreicht ist. Und wenn es diesmal wirklich nicht gelingen sollte, was wäre di« Folge? So viel ist schon jetzt gewiß, Deutschland wird, selbst wenn es nicht völlig Sieger bei der Ueberzahl seiner Feinde bleiben sollte, unter allen Umständen so stark und so gefürchtet aus diesem Kampfe hervorgchen, daß England weiter an seiner Vernichtung arbeiten würde. Wenn England auf ein neues Werben um Freundschaft einginge, so wird es wiederum nur Freundschaft heucheln, um uns von neuem um so sicherer zu schaden. Wir würden also nichts weiter erreichen, als daß unseren kommenden Generationen die Aufgabe überlassen bleibt, die uns zu lösen nicht gelungen wäre. Kindern und Kindeskindcrn müßten wir cs als Vermächtnis hinterlassen, daß Englands Macht gebrochen werden muß, daß bis zum letzten Groschen Schiffe gebaut und Waffen geschmiedet werden müssen, daß kein Opfer zu groß ist, um England doch schließlich einmal in den Staub zu werfen. Denn nur dann kann Deutschland in Frieden blühen und gedeihen und sich der Früchte seines Könnens erfreuen. Bevor wir aber die Lösung dieser al» unabwend bar erkannten Aufgabe der Zukunft überlassen, müssen wir zunächst doch jetzt schon alle» irgend Denkbare aufbieten, damit England den nur zu reich lich verdienten Lohn sich holt. Der ganze Krieg hätte seinen besten Zweck verfehlt, wenn cs nicht gelingt, England niederzuzwingen. Wir wollen von unseren Feinden doch auch lernen. Daran wollen wir uns hauptsächlich England gegenüber erinnern. Alle Sentimentalitäten, alle Theorien und Dogmen haben zu schweigen. Was dem Feinde schadet, ist im Kriege ertaubt, weil es uns nützt. So denkt Eng land, und jo müssen deshalb auch wir denken. Außer unserem herrlickren Heere und unserer Flotte stehen uns noch manche weitere Mittel zu Gebote. Wir müllen sie kräftig benutzen. Wir müssen vor allem die Türkei unterstützen, damit Aegypten und In dien sich erheben. Erheben wir Kontributionen in Feindestand für die Scheußlichkeiten und Greuel- täten, die gegen Deutsche begangen sind. Die Sum men können vorläufig in Konstantinopel recht nützlich angelegt werden. Auch die eroberten Geschütze, so weit sie brauchbar geblieben sind, lallen sich dort vielleicht noch vortrefflich verwenden. Alles muß sich vereinigen in dem einen, einzigen Gedanken, das ganze deutsche Volk Mann für Mann muß davon durchdrungen sein, daß England unseren Fuß auf seinem Nacken fühlen muß. Wenn es für uns nach dem Kriege in Frage kom men sollte, nach irgendeiner Seite Freundschaft anzu bahnen, so kann es sich vielleicht um Frankreich han deln. Frankreich ist ein ehrlicher Feind, kein falscher Freund. Es hat sich seit 1870 stets offen als unseren Gegner bekannt. Sollte es ihm jetzt nicht gelingen, die ersehnte Rache für Sedan zu nehmen, so wird ihm vielleicht die Erkenntnis beizubringen sein, daß es bester fährt, wenn es sich in das Unabänderliche schickt und lieber Anschluß an Deutschland und Oesterreick sucht, um gemeinsam England niederzu halten, als wie jetzt England Handlangerdienste zu leisten und für England die Kastanien aus dem Feuer zu holen, wenn England den Wunsch hat, das ihm überlegene Deutschland ntcdergeworfcn zu sehen. Bündnisse zwischen Völkern dürften künftighin aller dings nicht mehr auf geheimnisvollem — und wie es scheint nicht immer durchsichtigem und zuverlässi gem — Getuschel der Diplomaten, sondern ste mästen auf klaren Abmachungen beruhen, mit denen schärfste und dadurch wirksame Strafbestimmungen gegen die Hetzer in Wort und Schrift Hand in Hand zu gehen hätten, die Unfrieden zwischen den verbündeten Völkern zu stiften suchen. Auch die Komödie höfischer Freundschaften und Liebesbcteuerungen werden wir hoffentlich nicht wieder erleben. Gegenüber einem ernsten Bunde mit Frankreich wäre Englands Macht dauernd gebrochen. Das wissen die schlauen „Vettern" jenseits des Kanals ganz genau, und des halb hat die Kunst ihrer Politik von jeher darin be standen, auf dem Festlairdc Haß und Feindschaft zu nähren. Es ist heute gewiß die Zeit noch nicht gekommen, um Vorschläge über die Teilung der Beute zu machen, wie es leider schon von manchen Seiten ge schieht. Denn niemand weiß, worin die Beute oe- stehen wird. Aber eins muß das deutsche Volk schon jetzt mit aller Entschiedenheit verlangen. Es ist nötig, daß unser Auswärtiges Amt einen Beirat von hervorragenden Kennern des praktischen Lebens heranzieht, die ausreichende Kenntnisse und Erfah rungen auf wirtschaftlichem und volitischem Gebiete besitzen, um unsere Diplomatie bei Aufstellung der Zielpunkte zu unterstützen, die verfolgt werden müssen, um unsere militärischen Erfolge, die wir er rungen haben und hoffentlich noch weiter erringen werden, auch gründlich und wirksam auszunutzen. Wir haben die Männer im Handel, Industrie und Bankwelt in genügender Zahl, die geriebene Kunden wie Edward Grey und Konsorten durchschauen können und ihnen deshalb gewachsen sind, und die die Dinge zu ernst zu nehmen gewohnt sind, als daß sie sich auf unverbindliches und mißverständliches Ge plauder am Telephon einlasten, wenn es sich um die Existenz Deutschlands handelt. Auf sie soll man greifen und sie werden gewiß ihre Kräfte willig in den Dienst des Vaterlandes stellen." »kkriegsethiker.* Wir alle sind stolz darauf, daß das deutsche Volk in den kritischen Tagen des Kriegsbeginnes eine so würdige Haltung bewahrt hat. Eine ernste Zeit ver langt auch eine ernste Gesinnung, und es ist sicher ein Zeichen für die gute Bildung des Volkes, daß es sich nicht zu solchen Ausartungen patriotischer Gesinnung hat hinreißen lassen etwa wie die Franzosen, die sich in blinder Wut an den Ausländern und ihrem Eigen tum vergriffen. Nur ganz vereinzelt hat man bei uns von Taten eines irregeleiteten Patriotis mus gehört. Es gibt aber immer Elemente und wird es immer geben, die in bester Absicht sich im Ton vergreifen und die Weihe der Zeit in unangenehmster Weise zerstören. Vor uns liegt eine Schrift: „Die wahren Ur sachen des Weltkriegs 1914" von Karl A. Kuhn (Vcrlagshaus für Volkslitcratur und Kunst, Berlin), eine Schrift, die wir im ganzen ge nommen als eine bedauerliche Entgleisung eiges Mannes betrachten, der sicher nur das Beste für sein Vaterland wünscht. Diese Schrift, die dazu noch in schwarzweißrotem Einband vrangt, wäre besser nicht geschrieben, denn sie nützt wenig und kann viel schaden. Der Herr Verfasser. Dozent für Kriegs geschichte in Lharlottc.ibnrg, hat mit „gequältem Herzen" die vierundvicrzig Friedensjahre ertragen, und es scheint, daß er am liebsten so alle 5 oder 10 Jahre einen frisch-fröhlichen Krieg geführt hätte. Der Herr Dozent, der sozusagen im Namen der pa triotischen Deutschen zu sprechen vermeint, befindet sich Gott sei Dank in einem großen Irrtum. Der deutsche Arbeiter und der deutsche Landmann haben eine tiefere Einsicht und eine bessere Weltkenntnis als der Herr Dozent. Der Deutsche ist friedliebend und arbeitssam, er wird nur kriegerisch, wenn er in seiner frieduchen Arbeit gestört wird. Dann aller dings Gnade seinen Feinden! Dann bricht der deutsche Zorn los. Seine wahre, echte Friedensliebe gibt dem Deutschen seine moralische Rechtfertigung und damit seine Ueberlegenheit gegenüber dem Feinde. Krieassüchtige Stimmung herrschte nicht im deutschen Volke, wenn Herr Kuhn das behauptet, so ist das eine Beleidigung. Die Gesinnung des Herrn Dozenten Kuhn gäbe allerdings dem Ausland recht, wenn cs über uns herfällt, um die Menschheit von ihrem gefährlichsten Feinde zu retten. Wir kennen Herrn Kuhn nicht, wissen auch nicht, wo er doziert: wir würden seine Schrift auch nicht erwähnen, wenn Herr Kuhn nicht typisch wäre für eine gewiße Klasse der sogenannten Krtegs- ethikcr, die warmherzige Patrioten sein mögen, aber unseren Feinden die Waffen geradezu in die Hand drücken. Welcher Art diese „ethische" Gesinnung ist, geht aus folgenden Zeilen Les Herrn Dozenten Kuhn hervor: „Es läßt sich heute noch nicht untersuchen, ob die Leiter der auswärtigen Politik des Deutschen Reiches bewußt darauf hingearbeitet haben, uns in die Verteidigungsstellung zu bringen, die der Maste immer sittlicher erscheint. Es ist dies wohl möglich: aber ausgeschlossen ist es durchaus nicht, daß jenes geringe Maß von Kriegsfreudigkeit, das gewisse hohe Stellen des Deutschen Reiches in einen dauernden Gegensatz zum Volkswillen gebracht hat, die Feinde zuyr Angriff verführte. Dann würde für das Auswärtige Amt immer noch ein Lob spruch zu dichten sein, eine bedingte Anerkennung seiner Tätigkeit: das Amt war jene Kraft, die stets den Frieden will und Kriege schafft." Jeder gebildete Mensch wird diese leichtfertigen Bemerkungen als eine Verketzerung der auf den Frieden gerichteten Arbeit des Kaisers empfinden. Glaubt Herr Kuhn denn, daß wir heute die herv"-ragendc Machtstellung ein nähmen, die wir besitzen, wenn wir unsere Kräfte durch fortwährende Kriege geschwächt hätten? Und wenn wir auch diese und jene Macht vielleicht ge schlagen hätten, es hätte immer lachende Dritte ge geben. Wie könnten wir denn heute den Krieg gegen eine Welt von Fanden kämpfen, wenn un» nicht in über vierzigjähriger Frtedensarbett eine solche Volks- und Finanzkraft erwachsen wäre? Mit dem Schwerte allein läßt sich keine Weltmacht stellung erobern und behaupten. Die Kräfte, die das Schwert führen, wenn es nötig ist, müßen stark sein. Diese Kräfte wachsen aber nur im Frieden, und sie brauchen Zeit zum Wachsen. Hätte sich unsere be- scheidens agrarische Volkswirtschaft nicht zur Welt wirtschaft entwickelt, wo hätten denn 65 Millionen Menschen Beruf und Nahrung finden sollen, wie hätten wir uns ein solche» Heer und unsere achtung- gebietende Flotte schaffen sollen? Darum ist der Groll des Herrn Dozenten Kuhn gegen die In dustrialisierung Deutschlands, die er gern durch Beschränkung der Freizügigkeit aufgehalten hätte, so überaus sinnlos. Doch es lohnt sich nicht, weiter auf die kleine Schrift des Herrn A. Kuhn einzugehen, die zum Schluß Bemerkungen über die Bestrafung der Eng länder enthält, die der Anstand verbietet hier wiederzuaeben, es genügt, die Anmaßung dieses Herrn „Kricgsethikers" zurllckgewiesen zu Haven, der im Namen der bewußt patriotischen Leute das deutsche Volk über die wahren Ursachen des Krieges belehren will. Wenn diese Schrift im Ausland als ein Erzeugnis deutschen Geistes bekannt würbe, so würde sie schweren Schaden anrichten. Es hat doch wahrhaftig keinen Sinn, unseren Feinden Beweis, mittel zu liefern, auf die gestützt ste in ihrer Ge schichtschreibung später behaupten können, die Frie densliebe der deutschen Regierung und des deutschen Volkes sei nur eine Heuchelei gewesen. Wenn es sich auch im vorliegenden Falle wahrhaftig nicht um ein „Quellenwerk" handelt, so wißen wir doch, wie be gierig unsere Gegner alles aufgreifen, was ihnen irgendwie dienen kann. Auf dem Gebiete der Kriegs literatur kann die gute Absicht, begeisternd zu wir- ken — eine Absicht, die gewiß auch jener Schrift zu grunde liegt —, allein nicht genügen. Darum meinen wir, die in hohem Ansehen stehende deutsche Ver- legerschaft sollte gerade jetzt aus vaterländischen Gründen bei der Auswahl ihrer Veröffentlichungen ihre Wirkung doppelt überlegen. Gerade jetzt sollte der Satz gelten: Nur das Beste ist gut genug. H. Vie Zeftungen Rufllan-s gegen Deutjchlan-. Mit dem Einmarsch des deutschen Heeres in Ruß land erhalten, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" geschrieben wird, die russischen Festungen eine erhöhte Bedeutung, da sie demnächst den Mittel, punkt der Schlachten darstellen werden. Rußland hat gegen Deutschland eine sehr langgestreckt« offene Grenze und aus diesem Grunde schon rechtzeitig Vor sorge getroffen, Festungswerke gegen das Nachbar reich aufzurichten. Die Festungen sind hauptsächlich an den großen Wasserstraßen angelegt, die den Auf marsch des Heeres nach Deutschland zu begünstigen. Wir haben schon in den soeben von Generaloberst von Hindenburg durchgeführten Schlachten die beiden Armeen, die vom deutschen Heere geschlagen worden sind, nach den hauptsächlichsten Flüßen als die „Narew- Armee" und die „Niemen-Armee" bezeichnet. Tat sächlich bilden dies« beiden Flüße im Verein mit der Weichtet die hauptsächlichsten Aufmvrfchlttrtrn. Dieses Gebiet ist durch zwei starke Festungen geschützt von denen die nördlich« etwas höher als Königsberg liegende die Festung Kowno ist, wäh rend die südlich«, in der Höhe von Lyck, Grodno ist. Beide Festungen sind in den letzten Jahren verstärkt und ousgebaut worden. Bedeutsamer als dieser Festungsgürtel, der den Einmarsch der deutschen Truppen von Ostpreußen her sperren soll, ist der große Festungsgürtel der Weichsel. Der Mittelpunkt dieses Gebietes ist die Festung Warschau. Es ist ganz klar, daß Rußland diese polnische Hauptstadt aus mehrfachen Gründen zu einer Festung ersten Ranges machen mußte. Der Vorgürtel dieser Festung hat einen Umfang von fast 50 Kilometern. Nach russischen Berichten ist die Festung heute mit ungefähr 1400 Geschützen aus gestattet und hat eine Festungsbesatzung von rund 50 000 Mann. Warschau ist der Äittelpmrkt eines der drei großen russischen Militärbezirke, der in Friedenszeiten fünf Armeekorps umfaßt. Dieser Festung vorgelagert liegt Nowo-Eeorgijewsk. Durch diese beiden Festungen sind die großen Knoten punkte der Warschauer Eisenbahnen und die Wasser- straße der Weichsel gedeckt. Bei der Festung Nowo- Georgijewsk fällt ein vorzüglich ausgebildetes Fort system auf. das bei der Festung Warschau nicht den modernsten Anforderungen entsprechen soll. Wie weit die russischen Forts unseren 42-Zentimeter- Mörsern Widerstand leisten werden, kann als dahin gestellt gelten. Als dritte Festung auf diesem Gebiete, die im Dreieck zu den beiden vorerwähnten liegt, ist Zegrshe zu erwähnen. Der gesamte Fortgürtel dieser drei Festungen hat einen Umfang von 130 Kilometer. Zwischen diesen beiden großen Festungsmittelpunkten liegt der Festungsgürtel des Narew-Flusies. Er besteht aus vier Festungen, die von Norden nach Süden die Uebergänge über den Narew schützen. Die nördlichste von ihnen ist die Festung Lonza. Es folgt am Einfluß des Omujew die Festung Ostrolenka. Den Abschluß bilden Rozan und Pultusk. Im Rücken dieses großen von Kowno über War schau hinausreichenden Gürtels liegt das Festungs gebiet von Brest-Litowsk. Diese Festung ist beinahe ebenso stark ausgerüstet wie Warschau. Endlich seien noch kurz die Küstenbefestigungen Ruß lands an der Ostsee erwähnt. Die hauptsächlichste ist die Festung Kronstadt. Bei Helsingfors liegt Sweaborg zum Schutz des Finnischen Meerbusens, und zum Schutze von Petersburg liegt Wiborg nord westlich von Kronstadt. Vas -Zuge -es Unterseebootes. In diesem Völkcrkrieae fällt zum ersten Male den Unterseebooten eine entscheidende Rolle zu: jetzt sollen sie sich bewähren, und es wird sich Herausstellen, ob sie wirklich die Schiffe der Zukunft sind, die man an Stell« der Niesenschlachtschisfe setzen soll, wie unlängst noch englische Fachleute meinten. Tatsächlich hat dl« Erwerbung des Sehvermögens die Unterseeboote zu höchst gefährlichen Waffen gemacht. Während die ältesten Unterseeboote in der purpurnen Finsternis des Meeres blind waren, haben die modernen Unterwaßerrabrzeuge Augen, richtige Stielaugen, mit denen sie weit und gut zu sehen vermögen. Aus einem Aufsätze, den der Feuerwrrkshauptmann I. Engel im ..Prometheus" veröffentlicht, erfährt man, daß der älteste Vorläufer des gestielten Auge« des modernen Unterseebootes das Werk eines Deutschen, eine Erfindung des Dawzigrr Astronomen Johannes Hevelius war, die im Jahr« 1647 in dessen So« Seschi „Selenq um ein Stellung nicht un lagerte l Untersee b Stande, einem i spiegel; oollkomn reflekttor zielten, j auch dies kurzen u selb hat kommen, nehmen, der ober in der ! sogenann vom Hör das Im Da das weit ent weiteres Linse od> durch da untere i Unterseel nomischer arbeiten zeugen, größerun richtunge reichen, s Wenn d sein Aug Sehrohre Rolle: d< Dies wir lange St turmes e Sohrohr wird da! und will! starken ! Fortschrit seobootes rohres, b Kuvbelan Teil festsi weiter et da» schar erhalten das Bild förmig u enthält t Ringlinse dieses Se kugel m starken ! schwierige Les Hort jüngsten, alle ande das Aug, zugestalte das „Au! 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