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Sette 2. Nr. 417. Morsen-Kussade. Leipziger Tageblatt. 22 deutsche und 4 englische Schiffe ge sunken. General French landete in Belgien und vernichtete gemeinsam mit belgischer Arme« deutsche Eliter-gimenter «sw. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt dazu: „Es ist Vorkehrung getroffen, das, alle mit Berkin in Verbindung gebliebenen Stellen des auswärtigen Dienstes über solche Lügen täglich Bericht erstatten, und das, ihnen für die Gegenwehr ge eignete Weisungen fortlaufend zugehen." Ueber -en Kampf von Lagar-e erzählten die in Zweibrücken angekommenen deutschen verwundeten, bah das Gefecht 7 Stunden in glühendem Sonnenbrand gegen einen weit überlegenen, bis an die Nase verschanzten Gegner gewährt hat. Die Wiesengründe waren mit Wolfsgruben durchzogen, allerdings erfolglos, denn unsere Kavallerie merkte die Falle. Brillant war die Feuerwirkung unserer Artillerie. Zwei gefährliche französische Batterien waren in kurzer Zeit sturmreif geschossen und wurden gleich darauf genommen. Zu- vor hatten die Franzosen noch, so gut cs ging, die Verschlus,stücke ihrer Geschütze unbrauchbar gemacht. Bei den erbitterten Kämpfen um das Dorf hatten sie Franzosen jedes Haus besetzt; aus dem Kirchturm waren Maschinengewehre geschickt verdeckt postiert. Beim dritten Schuh unserer Ar tillerie lag der Kirchturm in Trümmern. Das ganze Dorf wurde unter Feuer genommen. Ein Flanken angriff unserer Kavallerie brachte die Entscheidung. Jetzt liefen die Franzosen davon; viele baten mit erhobenen Händen und aus ihre Trauringe deutend um Pardon. Einem deutschen Trompeter rettete seine Trompete, die er erst aus dem Rücken, dann auf der Brust getragen hatte, zweimal das Leben. Kämpfe -er Gesterreicher gegen -ie Montenegriner. «ettnje, 17. August. (W T B.) TaS Preffe- bnreau meldet: Tie m an teuegrintschen Truppen kämpfe» feit zwei Tagen in der Um gebung des Berges Lisani tz iu der Gegend von Grahova gegen bedeutende öfterretchtfche Streitkräfte. Tie Verluste der Montenegriner in diesem Kampfe betrugen bisher 45 Tote und verwundete. Tas 1«. österreichische Armee korps greift die West «re uze Monte negros aus der Linie »lrivare-Grahovo an. Das 1ä. österreichische Korpo marschiert aus der Linie T s ch a i n i t c y - G a t s k o. Tie österreichische Flotte bombardiert die moutenegrtutsche» Stctiuugen auf dem Lovceu. Rach dieser Meldung ist der österreichische Angriff auf Montenegro vom Süden und Südwesten aus bereits im Gange. Der Lovcen ist ein 1795 m hoher Gebirgsstock an der Südgrenze Montenegros. Dort schneidet die an die nordischen Fjords gemah nende Bucht von Cattaro tief in das Innere «in, ' wird aber vom Hinterland durch wilde, zerklüftete Gebirgszüge abgeschnitten. Die Stadt und die österreichische Festung Lattaro liegt am innersten Ende der Bucht. Bon ihr führt eine kühne, viel ge wundene Strafze am Lovcen empor nach Montenegro hinein zur Landeshauptstadt Cetinie. Der Lovcen ist deshalb von Montenegro stark befestigt worden. Stürmen ihn die österrerchischen Truppen, dann ist Eetinje sehr gefährdet. Der montenegrinische Ort Grahooo liegt nordwestlich von Cattaro, ungefähr 10 km von der Küste entfernt, ist aber von rhr gleichfalls durch hohe Gebirgszüge getrennt, so das, der Angriff Oesterreichs von Westen erfolgt. Ueber Italien ist heute kaum etwas Neues zu sagen. Die Mel dungen, die aus Italien kommen, lauten im allge- Die französische Verteidigungslinie. Die vorstehende Karte zeigt die Verteidigungsanlagen auf französischer Seite in besonders übersichtlicher Weise. Man siebt, wie die sogenannten Schutzriegel, die Verbindungen mehrerer fester Plätze, beschaffen sind, wie die belgische Festungslinle bestimmt ist. das französische Festungssystem im Norden zu ecken, und wo die Einbruchspforten sich befinden, die Frankreich mit »einer Feldarmee zu verteidigen versuchen wird. meinen günstig, doch sollte man sich vor allzu großem Optimismus immer noch hüten. Erfreu lich ist es auf alle Fälle, das, der italienische König den neuen österreichisch-ungart, schen Botschafter von Macchio sofort empfangen hat. Auch der Besuch des Bot schafters Bollat' beim Marquis di San Giuliano wirs als ein günstiges Zeichen ausgelegt. Giuliano ist durchaus dre bui dfreundlich und würde enie andere Politik wohl kaum mitmachen. Spanien bleibt neutral. Berlin, 17. August. (W- T. B.) Die spanische Negierung hat durch den hiesigen Botschafter Polo d« Bernabe der deutschen Regierung amt lich mitteilen lasten, daß Spanien in dem gegen wärtigen Kriege strikte Neutralität be wahren wird. Schwe-siche Kriegsvorbereitangen 1 Dem „Berl. Lok. Anz." wird aus Stockholm gemeldet: Die Königin versammelte gestern allä Vor sitzenden der Wohltätigkeit»»» st alten und bildete eine He n tral or g a n i sa t i on. Prinz Eugen wurde zum Präsidenten der Arbeitsausschüsse erwählt. Die Kronprinzessin stellte sich an die Spitze der Ausrllstungsaibeiten für das Lands thing. Prinzessin Jngeborg leitet alle Samm lungen für das Rote Kreuz. Das ist doch wohl nur so zu verstehen, daß Schweden sich darauf vorbereitet, seine Neutralität demnächst auszugeben und sich dem Kampfe gegen Rußland anzuschltefzen. Rumänien vor -er Entscheidung. Aus Sofia wird dem „B. T." gemeldet: Von diplomatische» Seite wird bestätigt, Ruh land verlange von Rumänien freien ä. .^istay, 18. 1914. Durchmarsch durch di« M«ldu». s« daß Rumänien sich ehesten« für oder gegen den Dreiver band »erd« entscheiden «ästen. Ueber -le Haltung Griechenlands erfährt die „Voss. Ztg." von zuverlässiger Seit«, daß Griechenland sich augenblicklich noch ebenso abwartend verhält wie Rumänien, mit dem es sich in engem Freundschaftsverhältnis be findet. Es ist nicht der geringste Anlaß zu der An nahme, daß in Griechenland auch nur das leiseste Uebelwollen uns gegenüber bestände, im Gegenteil: Seit dem Besuch des griechischen Königs und der glänzenden Aufnahme, die er am Berliner Hofe ge funden bat, ist Deutschland der griechischen Volks seele näher gekommen, als es jemals der Fall war. 2n Griechenland ist nicht nur da» Königs paar infolge seines nahen verwandtschaft lichen Verhältnisses zum Deutschen Kaiser auf unserer Seite, sonoern auch die Sympathien der In tellektuellen wie des Volkes gehören der deutschen Kultur. Solange also di« anderen Mächte, die uns die Neutralität zugesagt haben, diele halten, ist von griechischer Seite sicherlich keine unangenehme Ueberrasckiung zu erwarten. Die oriechiiche Regierung wird alles ausbieten. Ruhe im Lande zu bewahren, und im gegebenen Moment auch die stritte Neutralität aussprechen. keine frem-en Uniformabzeichen mehr! In einer Zuschrift an die „Düsseldorfer Zeitung" kommt die Freude darüber zum Aus druck, das; jetzt überall fremdländische Bezeich nungen durch deutsche ersetzt werden. Dann heißt es mit Fug und Recht weiter: „Warum aber behält man die fremden Abzeichen gerade da, wo es sich um Urdeutsches handelt; wo das Wesen vaterländisch und nur das Aeußerliche fremd ist? Warum tragen die Achsel, klappen deutscher Soldaten den Namen de» Landesseindes? Wir haben ein Regiment, das nach Alexan der I., ein anderes, das nach Nikolaus I., ein drittes, das nach dem jetzt regierenden Zaren heißt. Eben den Namen dieses Selbst herrschers tragen ein hessisches Dragoner- und ein bayrisches Chevauleger-Regiment. Russische Großfürsten sind Namenchefs von deutschen Regimentern, andere Truppenteile sind dem ^önig von England zu Ehren benannt, auch die weiblichen Mitglieder des Zarenhauses erscheinen mit Namen und Namenszug in unserem Heere. Aeußerlichkeiten? Eben darum. Man ver ändert ja gegenwärtig die Aeußerlichkeiten auch da, wo sie viel mehr Berechtigung hatten. Wer Sinn für Abzeichen hat, mag das Spiel in Friedensze'iten unter den kleinen Ge fälligkeiten gelten lasten; heute wirkt es ein wenig peinlich. Bester wäre es, man schaffte jetzt, da keine Rücksicht mehr nötig ist, diese mili tärischen Spielereien ab und — ließe sie ab- geschafft. Auch nach Friedensschluß. Unsere Be ziehungen zu den Nachbarn werden nicht darunter leiden, wenn künftig keine Regimenter von frem den Prinzessinnen geführt werden. Dieser Krieg räumt so manches Ueberlebte hinweg, der Zeit punkt ist günstig. Nehmen wir ihn wahr." Wir pflichte» diesen Auslassungen in jeder Beziehung bei. Wir konnten schon vor längerer Zeit rnitteilen, das; die Achselklappen des säch sischen Artillerieregiments, das den Namenszug des Zaren trug, bereits be seitigt worden sind. Auch das in den hier abstedruckten Zeilen ermähnte hessische Regiment trästt den Namenszug des Zaren nicht mehr. Dringend erwünscht wäre es allerdings, daß Die Gefahren -er Erwartung. Glücklich alle die, die würdig befunden sind, für Deutschlands Ehre ins Feld zu ziehen! Sie dürfen die Hände rühren, das Leben einsetzen, am große» Werke Mitarbeiten. Die aber, die daheim Zurückbleiben müssen, sind den peinigenden Qualen der Erwartung preis gegeben, und zu keiner Zeit ist diese Qual größer, als gerade in diesen ersten Wochen, wo sich in aller Stille die großen Schläge vorbereiten und daher unser Nach richtenamt sich ganz besonders dicht in Schweigen hüllt. Oft haben uns unsere Väter gleiches aus dem großen Jahre 1870 erzählt: wie sie damals erst den Schrecken von Saarbrücken auszustehen hatten, und wie dann schwere Wochen banger Stille folgten, bis die Donnerschläge von Weißenburg, Cpichern und Wörth der Welt den Sieg der deutschen Waffen ver kündeten. Da haben wir es doch in diesem Kriegs jahre besser gehabt. Schon in den ersten Wochen haben wir uns an wichtigen Erfolgen und Sieges meldungen erfreuen dürfen — jetzt aber heißt es: roart.'n, warten .... Schiller — der ein viel feinerer Psychologe ge wesen ist, als manche es Wort haben wol len — hat in einem seiner Gedichte, der bekannten „Erwartung", diesen Seelenzustand treffend geschil dert. Freilich handelt es sich da um einen Liebenden, der seiner Freundin harrt, aber die psychologischen Merkmale und Stadien der Erwartung sind vom Dichter mit voller Sicherheit gegeben. Wenn die ErX füllung sich verzögert, dann steigert sich die Erwar tung zur Ungeduld, die Ungeduld zur Unruhe, zur Furcht, und schließlich wird sie zu einem Fieber, das den ganzen Körper durchrast und Wahrnehmung wie Denken völlig au, dem Gleichgewicht werfen kann. Die überreizten Sinne glauben Geräusche zu hören, Erscheinungen zu sehen, die nur in der Phantasie existieren. Indessen arbeitet auch da, Gehirn unter Ucbcrdruck; es häuft Vermutungen auf Vermutun gen, eine immer sorgenvoller, immer gefährlicher als di« andere, und schließlich baut es sich ein Bild des Unglücks und des Leide» zusammen, in das sich das Denken fest einnistet, und da« e» bald für unwider legliche Wirklichkeit nimmt. Bis dann die Erfüllung eintritt und der ganze böse Spuk verschwindet. Auch wir haben uns jetzt gegen die Dämonen zu wehren, die in der Erwartung lauern. Der schlimmste von ihnen ist vielleicht das Gerücht. Wer sich mit der Raturgcfchichte des Gerüchtes näher beschäftigt, bemerkt alsbald, daß da, Gerücht au» sehr verschie denen Ursprüngen sich entwickeln km«, Dl« «ine Form des Gerüchtes gleicht einer Lawine, die ent standen ist durch ein unschuldiges Wort, eine Vermu tung, die im Munde des zweiten, des dritten und der anderen bald zur Wahrscheinlichkeit und zur Gewiß heit wird und nun sich fortwälzend bald ungeheure Maßstäbe annimmt. Eine andere Form des Ge rüchtes ist die, daß Hoffnungen oder Befürchtungen, die vielen durch den Kopf gehen, gleichzeitig sich in Worten Luft machen und nun als ein Gerücht von vermeintlich«» Tatsache» sich schnell weiter verbrei ten. Wiederum gibt es Gerüchte, denen eine beschei dene, aber völlig falsch und willkürlich gedeutete Wirklichkeit zugrunde liegt Man sieht etwa nächt lich einen schnellen Schein über den Himmel huschen oder ein Milttärauto besonders schnell fahren — und gleich gibt das Gerücht diesen Erscheinungen eine Deutung, die dann wieder als Wirklichkeit von Mund zu Munde läuft. In einem Vororte der Reichshaupt stadt wurde während der Mobilmachungstage ein armer Geisteskranker abgeholt, der halbnackt zu Hause saß: und binnen kurzem wußte der ganze Ort, ein gefährlicher russischer Spion sei aus dem Bette ge rissen und zur Polizei gebracht worden! Das ist ein typischer Fall für das Gerücht aus falsch gedeuteten Tatsachen! Eine vaterländische Pflicht ist es für uns alle, die wir zu Hause bleiben und warten müssen, fetzt unsere Nerven zu beherrschen und unsere sittliche Disziplin zu bewahren. Ein jeder muß daran denken, daß einer, der stark ist, viele Schwache hält und aufrichtet. Der Druck der Erwartung ist schwer; aber ein männliches Volk, wie da» unsere, das Härtere» überwunden hat, kann und wird ihn mit Festigkeit und sittlicher Kraft ertragen und besiegen. Kunst UN- Wissenschaft. * Die Genossenschaft Deutsche« Bühnen-Angehörl-en ersucht uns um Aufnahme de« folgenden Aufrufs an alle Stadtverwaltungen: Obwohl in diesen schweren Zeiten nur der eine Gedanke dem Vaterlande gelten darf, halte ich e» al» Vertreter der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehörigen doch für meine Pflicht, an alle Stadtverwaltungen die ergebene Bitte zu richten e« zu ermöglichen, daß der Betrieb der Theater ausgenommen und durchgehalten wird. Selbstverständlich müssen der Kriegssituation angepaßte Verhältnisse geschaffen werden. Die dem Theaterdirektor zu gewährenden Erlcich- terunaen würden unter Berücksichtigung der jeweiligen lokalen Verhältnisse mit dem Theater leiter zu erörtern und zu beschließen sein. Es han delt sich um di« Existenz aller Bühnenangehörigen, die sich freudig in den Dienst des Vaterlandes stellen möchten, denen aber kaum Gelegenheit zur Betätigung geboten ist. Die Stadtverwaltungen würden mit der Auirechterhaltung der Theaterbetriebe nicht nur den Bühnenangehörigen eine Existenzmöglichkeit bieten, sondern gleichzertig eine vaterländische Pflicht er- lüllen, denn gerade in diesen schweren Kriegszeiten kann das Theater seine eigentliche Mission erfüllen: tröstend und erhebend zu wirken auf die vielen Taufende, die in banger Sorge um das Vaterland und um ihre im Felde stehenden Lieben von nieder drückenden Gedanken erfüllt sind. Rickelt, Präsident. * Den Mitgliedern de« Meininger Hostheater» gekündigt. Den Mitgliedern und Arbeitern des MeiningerHostheaters ist, wie uns berichtet wird, im Auftrage desHerzogsBernhard gekündigt und zugleich mitgeleitt worden, daß wahrscheinlich auch die sogenannten Sommergagen gekürzt oder ganz in Wegfall kommen würden. Falls diese Nach richt wirklich zutreffend sein sollte, so isteine solche Maßnahme als in hohem Grade be dauerlich zu bezeichnen. * Da» deutsche Landestheater in Prag spielt weiter. Aus Prag wird uns geschrieben: Während fast sämtliche Theater vorläufig geschlossen bleiben, hat es die Direktion des Kgl. Deutschen Landes theaters unternommen, im Interesse ihrer Mitglieder und Angestellten — 360 an der Zahl — den Versuch zu wagen und die Spielzeit programmäßig wieder, aufzunehmen. Der Versuch wird von der Zustim mung des Publikum» begleitet, und der Deutsche Theateroerein und die Behörden unterstützen da« Wagnis, so daß schon jetzt die Vorstellungen für mehrere Wochen gesichert sind. Man darf hoffen, daß die Nachrichten vom Kriegsschauplatz die theater- freudige Stimmung des Publikum« erhöhen werden und daß der menschenfreundliche Wagemut der Theaterdirektoren, die ihre Vorstellungen aufrecht erhalten, den Mitgliedern und Angestellten des Theaters zugute kommen wird. * Eia ganze« Theater im Krieg«! Eine besonders große Anzahl von Schauspielern ist von den drei Königsberger Theatern zu den Fahnen gerufen war. den. Das Stadttheater hat durch di« Mobil, machung fast all« seine Kräfte verloren. Mit dem Direktor sind, wie wir der „Königsberger All. gemeinen Zeitung" entnehmen, neun Mitglieder eingezogen. Dom 50 Mann starken Orchester haben nicht weniger als vierzig das Musikinstrument mit der Waffe vertauscht, und der gesamt« Thor ist bi« auf vier Mitglieder ins Feld gerückt. Auch ein weibliche» «ttalted. Lttieetai« Lott» «Alter, Imt sich als Krankenpflegerin freiwillig in den Dienst für die Verteidigung des Vaterlandes gestellt. * Bergt bedrohte Kunst! Unter dieser Ueberschrift erläßt der Dürerbund im Kunstwort den folgenden Aufruf: Wir glauben alle, daß es im Elsaß gut steht, wenn man auch anfangs in Kolmar eine Be setzung durch die Franzosen sehr gefürchtet haben soll — bei der Sache aber, wegen deren wir aufrusen, muß man auch eine Möglichkeit von 1 vom 100 nicht außer acht lassen. In Kolmar, dicht am Kriegsschauplatz, befinden sich deutsche Kunstschätze, die selbst von den größten Meisterwerken Dürers nur eben erreicht, nicht übertroffen werden, in ihrer genialen Besonderheit vollkommen einzig sind, die nach Ansicht vieler sogar die höchsten Schöpfungen der deutschen Malerei über haupt bedeuten: die wichtigsten Meisterwerke Grüne walds. Auch die überaus herrlichen Holzskulpturen zum Jsenheimer Altäre befinden sich dort und ferner köstliche Gemälde Schongauers. Kämen die Franzosen auch nur ein paar Stunden nach Kolmar, wer bürgt uns dafür, daß sie nicht nach ihrem alten Brauch mit all dem die Louvre-Galerie bereicherten? Welche „Begeisterung" würde diese „Kriegsbeute" in Paris erregen — „avancierte" doch durch so billige Erwer bungen das Louvre mit einem Schlage zu einem der ersten Museen auch der deutschen Kunst! Der Dllrer- bund hat sich an die zuständigen Behörden mit der Bitte gewendet, die Kolmarer Schätze auf alle Fälle zu sichern. Was aber von ihnen in ganz besonders hohem Maße gilt, das gilt immerhin auch von Kunst- schätzen in andern deutschen Grenzstädten. Man sichere vor Franzosen, Russen und Engländern, was dort in den Kirchen und Museen von unersetzlichem deutschen Kulturgut auch nur im unwahrscheinlichsten Fall einmal bedroht werden könnte! Der Dürerbund. * Der Schriftsteller Wilhelm Herzog, der Mitte Juli «ine Mittelmeerreise angetreten bat, ist ver schwunden. Die letzte Nachricht von ihm traf am 25. Juli aus Tanger hier ein. * Die Berliner Akademie der Wissenschaften und der Krieg. Don den jüngeren Mitarbeitern der akademischen Unternehmungen, besonder« in der Deutschen Kommission, sind viele einberufen word«n. Den Vorsitz und die damit verbundene Leitung der Geschäfte der Gesamtakademie hat Geheimrat Pro- fessor Dr. Gustav Roel he. Berlin ist seit dem 1. Januar auch Vorort der Internationalen Assoziation der Akademien der Wissenschaften, bis daytn war es die Kaiserlich Russische Akademie in Petersburg. Während des Krieges Kat aber jede Verständigung der gelehrten Körperschaft«» mrtttk- «inandar naturgemäß aufgehöri^