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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140819011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914081901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-19
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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WMuroar, iS. «usuv isl< 8t. Leipziger Tageblatt. Nr. 419. Morgea»Nusgave. Sette 3. nähme, daß gerade bloß Wechselforderungen und nicht bloh offene Buchforderungen um 80 Tage pro. longiert werden, in kaufmännischen Kreisen Der« wunderung erregen, gibt es doch ein« große Anzahl Firmen, welche grundsätzlich nicht akzeptieren, und diese haben von dem Wechselmoratorium bloß inso weit Nutzen, als sie au» ihrem Giro erst 80 Tage später in Anspruch genommen werden können, aber im übrigen auf das Entgegenkommen ihrer Gläubiger und im Prozeß auf die Fristbewilligung des Richters, äußerstenfalls die Anordnung einer Eeschäftsaufsicht angewiesen sind, wozu man jelbstver. stündlich nur ungern schreiten wird. Der weniger solide Kaufmann hingegen, der für jeden Posten sein Akzept gibt und geben muß, ist besser daran. Es muß deshalb immer wieder anempfohlen wer. den, nicht zu rigoros gegen Schuldner vorzugehen, sondern stets zu prüfen, wen man vor sich hat. Einem soliden vertrauenswürdigen Schuldner muß man un- bedingt cntgegenkommen und von ihm erwarten, daß er, sobald er nur kann, seinen Verpflichtungen nach kommen wird. Es ist dann mit Bestimmtheit zu hoffen, daß die in manchen Geschäftskreisen vor handene Kopflosigkeit alsbald einer ruhigeren Auf fassung weichen wird, besonders wenn, wie zu wün schen, weiter recht günstige Nachrichten vom Kriegs schauplätze eintreffen. wie falsche Gerüchte entstehen. Der oft geradezu rätselhaften Art und Weise, wie in dieser Zeit Gerüchte entstehen, ist man in Köln einmal auf den Grund gegangen. Was man dabei ermittelt hat, wird in ähnlicher Weise auch ander orts zutreffen. Die „Köln. Ztg." schreibt darüber: „Zn der Halle des Hauptbahnhofes rollt Zug auf Zug heran und hinaus zur Grenze unter schmet ternden Lrompetensrgnalen und den brausenden Klängen der Wacht am Rhein. Da dröhnt plvtzt.cy dazwischen donnerndes Hurra vom Bahnsteig 2, und ein dichter Knäuel von Mannschaften und Reisenden ballt sich dort zusammen. Nochmals: Hurra! Hurra! Was ist los? Jeder stellt dem anderen die Frage. Aufgeregt stürzen sogar die Damen vom Noten Kreuz aus ihren Stationen herbei, um zu hören, was es gibt. Bald kommt die Antwort: Bel fort ist gefallen! Wer bringt die Kunde? Woher kommt sie? Man weiß es nicht, man hört es n.cht. Jeder sagt es anderen. Zweifelnd wiederholten es die einen; aufgeregt, schon mit jubelnder Freude die anderen. Jetzt hört man auch, wer der Freudenbote . der Nachricht war. Ein höherer Offizier, er klärt mir ein Bahnbeamter, hat es noch aus dem abfahrenden Zuge herausgeworfen. — Haben Sie ihn gehört? — Nein, aber mein Kamerad da hinten! Der Kamerad ist aber nicht mehr auffindbar. Nun hat die Nachricht auch bereits unten die Bahnhofshalle erreicht, und wie ein Lauffeuer eilt sie weiter. Alles drangt zusammen. Abermals stellt man die Frage: Wer hat die Nachricht gebracht? Ein Schutzmann hat es im amtlichen Auftrage ver kündet! — Wiederum stelle ich in den Menschen knäuel hinein die Frage: Hat jemand selbst den Schutzmann gehört? — Nein, niemand. Aber je mand hat einen andern gehört; der hat einen Schutz mann gehört. Wo ist dieser andere? — Nirgend: er ist ebensounauffindbar wieder Kame- raddesBahnbeamten.derden „höheren Offizier" gehört hat. Draußen vor dem Bahnhof aber beteuert nun be reits auch der Posten, ein Offizier habe di« Nach richt gebracht, und damit fordert er die Menge zum Weitergehen auf: Nicht aufhalten! Nicht aufhalten! Aber die Menge hält sich dennoch auf, an allen Ecken und mitten aus dem Fahrdamm bilden sich die Men schenknäuel, und überall hört man aus ihnen nur die «ine Kunde: Belfort ist gefallen! Jetzt weiß man aber auch schon die Zahl der Gefangenen: 40060 Mann. Ein Zeitungsjunge von 15 Jahren bietet am Dom die Mittagsausgabe der „Kölnischen Zeitung" aus, und ein Zehnpfennigstück einsteckend, dankt er mit der Kunde: Belfort rst gefallen! — Junge, woher hast du das? — Es ist angeschlagen; an der „Kölnischen Zeitung" dort habe ich es selbst vor drei Minuten gelesen! — Was hast du gelesen? — Belfort ist in unsere Hände gefallen, 40 000 Ge fangene, der Bahnhof ganz zerstört! — Bengel, du slunkrst, dich soll der Teufel holen! — Nein, ganz gewiß nicht, vor drei Minuten habe iches gelesen, am Tor in der Langgasse, wo die Wagen hinein fahren! Auf zur Langgasse. Im Straßenbahnwagen be findet sich ein Reseroeunteroffi - rer, der mit wichtiger und völlig ernster Miene in bedächtigster Weise erklärt: Ja, die Nachricht ist richtig; ich weiß sie schon seit einer Stunde von einem Stabs offizier, und von unserem Regiment in Koblenz haben unser« Kompanien heute vormittag den Be fehl erhalten, zum Gefangentransport nach Belfort abzugehen. Ein Zeppelin hat das Werk vollbracht. — Donnerwetter nochmal, jetzt fange ich fast an, es auchzu glauben. An der Breitestraßen- und Langaassenecke ist eine Menge von anderthalb tausend Köpfen angestaut! Belfort ist gefallen, das Extrablatt ist schon im Satz! höre ich, rme ich mich hindurchdränge. Und oben, in den Redaktions räumen, wird mir die Wahrheit kund: Belfort ist nicht gefallen! Niemand weiß hier etwas davon, und die Behörde hat die Nachricht auf Anfrage als unzutreffend erklärt." Vie Ausweisung -er Kriegs berichterstatter ans Semlin. Von unserem Kriegskorrespondenten, der jetzt einen anderen Schauplatz aufgesucht hat, erhalten wir aus Semlin folgenden mit begreiflicher Verspätung eingetrof- senen Brief. Die Ausweisung der Journalisten aus Semlin macht wieder einmal die Frage aktuell: Was ist die Aufgabe des Kriegsberichterstatter«? Wir Korre- spondenten der österreichisch-ungarischen und auslän dischen Blätter blieben in Semlin von der Polizei- Verwaltung unbelästigt. Wir durften uns frei be- wegen und der Beschießung zuschauen, bis Korre- spondenten Budapester und ausländischer Zeitungen, denen wahrscheinlich die Zeit zu lange dauerte, Tele- gramme aufgaben, in denen vom Brande Belgrads, von Tausenden von toten Serben und vom Einmarsch österreichischer Truppen in Belgrad die Rede war. Sonderbarerweise schlüpften einige dieser Tele gramme durch, während andere nicht ausgenommen, und selbst die Briefe, die nicht» Unwahres oder Uebertriebenes enthielten, zuweilen nicht befördert wurden. Die unmittelbare Folg« dieser unsinnigen Nachrichten war die sofortige Ausweisung der Be- rtchterstatter aus Semlin. Kein Zug wurde ihnen zur Verfügung gestellt. Sie muß- ten elende Wagen für teures Geld mieten und im Sonnenbrand durch die kroatische Tiefebene fahren. Diese sensationslüsterne Berichterstattung muß man entschieden verdammen. Richt» kann so große» Un heil anrichten wi« st«. Dabet schaden sich Zeitungen, die solche als Reklamemtttel nötig haben, selbst. Wenn sie am Anfang des Krieges bet unbedeutenden Ereignissen von den entsetzlichsten Szenen schon zu berichten wußten, wie soll dann die Steigerung bet großen Schlachten erfolgen? Diese Blätter stellten sich ja selbst eine Falle und müssen ihre Leser ent täuschen. Das ist natürlich noch da» geringste. Sie bringen aber die gesamte Kriegsberichterstattung in Verruf und verhindern geschichtliche Feststellungen. Nun eine psychologische Bemerkung: Diese Bericht erstatter, di« die Nachrichten so saftig wie möglich machen, kann man nicht immer unbedingt als Lügner bezeichnen. Sre folgen ihren unklaren Instinkten. Vielfach find diese Herren vorzügliche Reporter, die von ihren Blättern mit dieser schweren Aufgabe be traut werden, der sie nicht gewachsen find. Sie be handeln die ernsten Kriegstatsachen wie irgendwelche Kriminalfälle oder «in Großseuer, worüber sie so „wirksam'^ als möglich berichten müssen. Von einem Kriegsberichterstatter aber muß in erster Linie klares Auffassungsvermögen, unbedingt« Wahrheitsliebe, un beirrbarer Tatlackensinn gefordert werden; dazu Selbstzucht und ein großes Verantwortungsgefühl. Eine Stütze in seinen ehrlichen Absichten muß er natürlich in den Zeitungen selbst finden. In Wirk lichkeit kann doch leine Nachricht so fesselnd jein wie eine streng sachliche. Wenn aber die Kriegsbericht erstattung ausartet, dann kann man es keiner Heeres leitung verübeln, wenn sie völlig auf die Journalisten verzichtet, zumal auf ungeschult« und unberufene, wie es hier geschehen ist. In den Laudonschanzen zu Semlin krachten die Schnellseuergeschlltze, als die Journalisten-Karawane in hoher Sonnenglut die Fahrt durch die weiten Maisfelder der kroatischen Tiefebene antrat. In jedem der auffallend großen Dörfer, die zum Teil von wohlhabenden Schwaben bewohnt sind, lag ungarisches Militär, schlanke, schön gewachsene In fanteristen und 'chneidige Husaren. Hunderte von Bauernwagen, die auf der Fahrt nach Semlin waren, begegneten uns. Das österreichisch-ungarische Militär wurde überall — auch von den Serbo-Kroa- ten — mit Begeisterung empfangen. Am nächsten Tage gelang es uns, mit einem Militärzug« von Jndja nach Ujoidek zu fahren, von wo aus ich die Absicht hatte, wieder nach der serbischen Grenze zu rückzukehren. Meinen Plan konnte ich jedoch nicht aussühren, da alle Fremden — vor allen Dingen die Journalisten ohne Unterschied — nicht durchgelasscn wurden. Hier hatte ich Gelegenheit, der Vereidigung des ungarischen 68. Infanterie-Regiments beizuwoh- nrn. Der Eid wurde zu gleicher Zeit in drei ver schiedenen Sprachen, in der deutschen, ungarischen und serbischen Sprache, ooraelesen. Wi« ein Sturm brausten durch das freundliche Städtchen die Hoch- und Eljen-Rufe, und der Abmarsch der über alle Maßen begeisterten ungarischen Soldaten war ein Vergnügen. LVährend die deutschen Bataillone des Regiments stramm abmarschierten, ließen sich die Ungarn von der Musik so hinretßen, daß sie unter Eljenrufen zu tanzen begannen. Es war bald be kannt geworden, daß ich ein Reichsdeutscher war und in kurzer Zeit erhielt ich zahlreiche Einladungen von d«n ersten Bürgern der Stadt, denen ich jedoch nicht Folge leisten konnte. Jeder einzelne verlangte aber von mir, der ich ja Angehöriger des Volkes mit den größten strategischen Eigenschaften bin, ein Urteil über das ungarische Militär. Mit gutem Gewissen konnte ich ihnen sagen, daß Ungarn wirklich stolz auf seine Vaterlandsoerteidiaer sein dürfe. Da kam plötzlich die Nachricht von der Mobilmachung Deutsch lands. „Deutschland hält sein Wort. Es lebe Kaiser Wilhelm! Hoch Deutschland!" schrie es in den Straßen des Städtchens. Für mich galt es nun. so bald als möglich fort zukommen. Ein Bürger stellte mir ein Pferd zur Verfügung, und nach einem strammen Ritt bn scharfer Kontrolle kam ich in Szabatka an, von wo aus ich nach Budapest fahren konnte. Vie vierte Verlustliste. Berlin, 18. August. Zn der heutigen Ausgabe des „Reichsanzeiger" werden amtlich der Tod des General majors o. Bülow und der Tod des Rittmeisters der Reserve Ludwig Bassermann-Jordan sowie des Obersten Prinz Lippe bestätigt. Die Namen der Toten aus d«r vierten Verlustliste, die gleichzeitig ver öffentlicht wird, sind folgende: Erenadierregiment Nr. 1 (Königsberg): 4. Komp.: Grenadier Zydel. Infanterieregiment Nr. 20 (Wittenberg): Mus ketier Karl Roth, Unteroffizier der Res. Franz Senfs, Reservist Stanislaus Sobictk (vermißt). Füsilierregiment Nr. 35 (Brandenburg a. H.): S. Komp.: Füsilier Peter Kruczinski; 10. Komp.: Füsilier Fritz Heberer, Oberleutnant der Res. Wind- moeller-Essen (?), Füsilier Otto Beetz II, 11. Komp.: Füsilier Hans Eriem. Füfilierregiment Nr. 4V (Rastatt): 9. Komp.: Gefreiter Willi Vortmund, Füsilier Alois Paug; 11. Komp.: Füsilier Heinrich Dargis. Infanterieregiment Nr. 41 (Tilsit-Memel): 7. Komp.: Gefreiter d. R. Josef Philipp Humelt- Magdeburg; 8. Komp.: Musketier Emil Weiß. Infanterieregiment Nr. 74 (Hannover): Kom mandeur Oberst Prinz Lippe. Infanterieregiment Nr. 142 (Mülhausen, Müll heim): 1. Komp.: Musk. Michael Schaffhausen; 3. Komp.: Res. Johann Samstag, Musk. Eugen Lais I, Karl Eaiger; 4. Komp.: Res. Friedrich Nuffer. Dragonerregiment Nr. 22 (Mülhausen): 2. Es kadron: Dragoner Eduard Zinniger; 3. Eskadron: Dragoner Karl Müller II' 4. Eskadron: Dragoner Wilhelm Wolf, Leutnant Friedrich Erb-Leipzig. Husarenregiment Nr. 5 (Stolp): 2. Eskadron: Husar Otto Wetzel-Sonneberg, Wladislas Rakowski. Jägerregiment zu Pferde Nr. 11 (Tarnowitz, Lublinitz): Jäger zu Pferde Paul Grün. Feldärtillerieregiment Nr. 80 (Colmar-Neu- dreifach): 3. Batterie: Unteroffizier Blune, Kanonier Pcplinsky, Lotfing, Link. Pionierbataillon Nr. 3 (Spandau): 1. Komp.: Unteroffizier Fuhrmann; Pionier Feuerredt. Badisches Pionierbataillon Nr. 14 (Kehl): Pionier Hermann Lang H. Fliegertruppen: Oberlnt. Koch, infolge Absturzes gestorben. Kehle Depeschen und Ferusprechmlldurr-err. (Nach Schluß d«r Reaktion eingegang««.) Sessenrn- Im -esin-en -es Papste». No«, 16. August. Der „Torriöre d'Jtalia" schreibt, der Papst sei von einem Unwohlsein befallen, da» durch die niederdrückende Hitze und die aufregenden Nachrichten vom Krieg« hervorgerufen lei. Der Papst leid« an einem Bronchialkatarrh und an Verstopfung, wa» bei seine« hohen Alter natürlich sei, aber nicht genüge, um die Beunruhigung zu rechtfertigen. Die starke Natur de» Papstes sichere eine schnell« Genesung. Rom, 18. August. (W. T.-B.) Di« Professoren Marchiafava und Amaici haben den Papst besucht und eine Besserung in seinem Be finden festgestellt. Das Fieber, das gestern abend 38 Grad betrug, ist während der Nacht um einige Striche gefallen. Da» Leiden, durch den Bronchial katarrh hervorgerufen, verläuft normal. Für di« Nachtwache ist keinerlei Maßnahme getroffen worden, da der Papst ruhig schlief. Di« Schwester und Nichte des Papstes besuchten ihn heute morgen. Der Krieg. Unterredung zwischen Salandra und Bollati. R o m, 18. August. (W. T.«B.) Ministerpräsident Salandrn hatte heute vormittag eine längere Unterredung mit dem italienischen Botschafter in Ber- lin, Bollati. Heimbefördernug der italienischen Arbeiter. Rom, 18. August. (W. T.-B.) Der Minister präsident hat den im Ausland befindlichen arbeits losen Italienern, besonders denjenigen in Paris und anderen Orten Frankreichs, Unterstützungen zukommen lassen. Außerdem treffen die Staatseisen bahnen Vorkehrungen für ihre Hcimbeförderung. Ebenso sind von Staats wegen Dampfer ausgerüstet worden, um nach Marseille, PortVendres, Algier und Casablanca zu gehen. — Bisso- lati, der Parteiführer der reformistischen Sozia listen, hat sich für den Kriegsfall als Kriegsfrei williger gemeldet. fiuch -er französische Generalstab will schweigen. Berlin, 18. August. (Eia. Meld.) Aus Buka rest wird d«r „N a t i on a l - Z e i t u n g" gemeldet: Verschiedene französiscke Gesandtschaften im Auslande sind ersucht worden, oekanntzugeben, daß die Regie rung der Republik sich entschlossen habe, im Augen blick keine Nachrichten mehr über den Verlauf der militärischen Operativ- »en auszugeben. Vie Selgier werden vorsichtig. Berlin, 18. August. (Eig. Meldung.) Wie die „Kölnische Zeitung" von der holländi schen Grenze hört, warnt eine Rotterdamer Zei tung den belgischen Minister des Innern vor allen Handlungen, die dem Fein de Anlaß zur Vergeltung geben könnten. Die Bürger dürfen an keinen Kämpfen teilnehmen. Sie müssen sich des Schimpfens und Drohens enthalten. Sie sollen in ihren Häusern bleiben und Türen und Fenster schließen, sobald Gefahr droht, damit sie nicht der Herausforderung beschuldigt werden. Wo der Feind herann'ickt, soll man kehrtmachen. Die kleinste G-m .lttat von feiten eines Einwohners wäre ein wahres Verbrechen, das gemäß den Ge setzen Verfolgung und Aburteilung nach sich zieht, und kann dem Feinde als Anlaß oder Vorwand zu blutiger Vergeltung an den schuldlosen Einwohnern, den Frauen und Kindern, und zum Plündern und zum Ausbrennen von Häusern dienen. I n Brüssel kommen allmählich die Ver hältnisse wieder in Ordnung. Di« Societe gSnörale nimmt Einlagen an. die ohne Kündigung rückzahlbar sind. Sie zahlt Papier 2 Prozent Zinsen. Aus Lüttich wird berichtet, daß dort alles ruhig ist. Der Bürgermeister hat einen Aufruf anschlagen lasten, worin er seine Mitbürger in Kenntnis setzt, daß die in der Feste gefangenen Geiseln wieder unbedingt in Freiheit gesetzt sind. Der deutsche Kommandant ersucht den Bürger meister zur Kenntnis der Bevölkerung zu bringen, daß die militärischen Arbeiten in der Stadt nicht gegen deren Bewohner gerichtet sind. Vepeschenwechsel zrvischen -em englischen unö -em belgischen König. Mailand, 18. August. (Eig. Meldung.) König Georg von England hat, wie der „Torri«re della Sera" meldet, folgend« Depesche an König Albert von Belgien gesandt: Ich beglückwünsche Sie herzlichst zu der aus- gezeichneten Führung Ihrer Truppen in der Ver teidigung des Vaterlandes und insbesondere zu dem Mut, den sie bei den wiederholten Angriffen auf Lüttich gezeigt haben. Si« können wahrhaftig stolz auf Ihre tapferen Truppen sein. König Albert von Belgien antwortete darauf: Tief gerührt durch Ihre heißen Glückwünsche, danke ich Ihnen mit meinem ganzen Herz«n und drücke Ihnen den herzlichsten Dank meines ganzen Heeres und meines Volkes aus. Angesichts der Tatsache, daß Lüttich sich in deut schem Besitz befindet, mutet der Telegrammwechsel zwischen London und Brüssel einigermaßen seit- sam an. Was die Russen sür eine Fahne erobert haben. Larkehnen, 18. August. (W. T.-B.)) Die Russen kiern laut die Eroberung einer deutschen Fahne, die sie in einem Gefecht bei Marggrabowa erobert haben wollen. Es handelt sich um eine Fahne, die bei feierlichen Gelegenheiten auf dem Post- gebäude aufgezogen wird. Eine hollärr-ische preststimme über -en In-eaerlaß -es Aaren. Amsterdam, 18. August. (W. T.-B.) Das „Han - Lelsblad" bespricht die Meldung der „Deut schen Flotte" über da» Manifest, das der Zar an „Meine lieben Juden" erlassen habe, und bemerkt, daß es unglaublich erscheine, daß die russische Regierung gewagt habe, ein solches Doku ment zu oerbreiten. Wenn man diesen Aus ruf vernähme, trete ein Stück der Geschichte vor das geistige Auge, das in mancher Hm- sicht ein Schandfleck für die Kultur sei. Seitdem Rußland Polen annektiert habe, habe den Juden der Zutritt zum Boden de» heiligen Rußland nicht m«hr verwehrt werd«» können. Drnn sie waren es, die in Polen Handel und Industrie trieben. Ruß- land habe also die Juden mit in den Kauf nehmen müssen. Man habe ihre Dienste gebraucht und be nutzt, sie aber unter rin« Gesetzaebuna gestellt, die «ine ununterbrochene Drohung und Schikanierung und ein Htnd«rni» für ihr moralische» und intellektuelle» Leben bedeutet. In der Duina sei öffentlich ausgesprochen worden, daß die ganze Polizei von erpresserischer Aus saugung der Juden leb«, sogar d«r Vize» gouocrnour von Charkow bekomme jährlich 6000 Rubel von diesem Judengelde. Wie könne da die Rede sein von „Wohltaten" und von „Liebe" des Hauses Romanow. Durch die letzt« Revolution hätten alle Völker gewonnen, nur die Juden nicht. An den Betlirprozeß erinnernd, schreibt das „Handelsblad": Nein, vielmehr ist der Haß und di« Abneigung des Slawenvolke» gegen die Juden immer genährt und künstlich erhalten worden. Wie wäre also jetzt eine solche Proklamation des Zaren möglich? Deutschfreundliche Kundgebung in Gtambul. Frankfurt a. M., 18. Aug. (W. T.-B.) Der „Fran k. furter Zeitung" wird aus Konstantinopel ge meldet: Am Sonnabend fand in Stambul im Theater Millet eine große deutschfreundliche Kundgebung statt. Der Abgeordnete von Smyrna sprach über die kulturelle Kraft der deutschen Nation, die diejenige anderer Völker, namentlich der Franzosen und Engländer, weit übertreff«, und for derte das ottomanisch« Volk auf, sich an die Seite Deutschlands zu stellen. Erleichterungen für Kriegskreditanstalten. Berlin, 18. August. (W. T.-B.) In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde di« Zustimmung er teilt dem Anträge der zuständigen Ausschüsse be treffend Aenderungen und Ergänzungen der Brenn eretordnung. der Vorlage betreffend Befreiung inländischer Gesellschaften, die ausschließlich der Befriedigung des geschäftlichen Kreditbedürf nisses anläßlich Les Krieges di«n«n, von der R e i chs« stempelabgabe, sowie der Bekanntmachung über die Folgen der nicht rechtzeitigen Zahlung einer Eeldforderung. Eine energische Entschließung -es Metzer Gemein-erates. Metz, 18. August. (Wolffs Tel.-Burcau.) Der Gcmeinderat hat eine Entschließung gefaßt, in der er in scharfer Weise Stellung nimmt zu den a u f Militärpersonen vorgekommenen At tentaten. Es heißt darin u. a.: Einmütig und aufs schärfste verurteilt der Gc meinderat solche ruchlosen Taten, die jedem Bürger die Schamröte ins Gesicht treiben und ihn mit Ab scheu erfüllen. Wer die Hand gegen die Beschützer unseres Landes und die eigenen Landeskinder er hebt, ist kein echter Lothringer und kein echter Deutscher. Nur Meuchelmörder, die un bekümmert um das Schicksal des heimatlichen Bo dens absichtlich und böswillig verkennen, was unsere Lothringer Lande dem Deutschen Reiche zu verdanken schuldig sind, können zu solchen Schandtaten fähig sein. Solche Scheusale haben jede Gemeinschaft mit dem Lande und ihnen Blutsgenossen verloren. Der Gemeinderat siebt es einmütig als feine höchste und heiligste Pflicht an, ferne Zusammen gehörigkeit mit der tapferen deutschen Armee, in der die eigenen Söhne für Kaiser und Reich und sür di« Zukunft des geliebten deutschen Vaterlandes kämpfen, bluten und siegen, offen und laut zu bekennen. Ihre Gefühle für das mächtige Deutschland, dessen Geschicke mit den unserigen un trennbar verbunden sind und bleiben sollen und dem sie mit Stolz und unwandelbarer Treue angehören, fassen unsere Stadtverwaltung und der Gemeinderat in di« Worte zusammen: Seiner Majestät, unserem geliebten Kaiser Wilhelm geloben wir aufs neue un verbrüchliche Treue und Gehorsam und wünschen von ganzem Herzen, daß Gott unsere tapferen Truppen von Sieg zu Sieg führen werde. Dies« Entschließung ist von Bürgermeister Dr. Foret, der selbst aus einer altlothringijchc» Familie stammt, und dem Gemeinderat, unter dem sich zahlreiche Einheimische befinden, unterzeichnet. Englische Prcfiliigen gegen Deutschland. B«rttn, 18. August. (W. T.-B.) Die „Nord- deutsch« Allgemeine Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift: Englische Preßlügen gegen Deutschland: „Der Leiter der großen amerikanischen Zeitung „Associated Preß" in New Pork, Mel ville Stone, richtete unter dem 14. d. M. an den Reichskanzler folgendes Telegramm: Exzellenz, da die englische Negierung täglich Preßberichte über den Fortgang des Krieges aus gibt, würden uns ähnliche Verlautbarungen von der deutschen Regierung sehr angenehm sein. Der Reichskanzler antwortete: Deutschland ist vom internationalen Nachrichten verkehr abgeschnnten, kann sich a«gen Lügen nicht verteidigen, vertraut durch Taten die Falschheit seiner Feinde zu erweisen, dankt jedem, der di« Wahrheit verbreiten hilft." Französische GeographiekenntniS. Wien, 18. August. (W. T.-B.)) Das „Frem de n b l a t t" schreibt: Große Heiterkeit erregt hier die Tatsache, daß das französische Kriegsnnnisterium einen Bericht an die Pariser Blätter versandte, in dem es heißt: DerZar habedas Königreich Polen wied«rherge stellt, und der öster reichisch-ungarischen Armee sei es trotz der allergröß ten Anstrengungen nicht gelungen, das russisch« Tar- nopot in die Hände zu bekommen. Das französische Kriegsministerium weiß offenbar nicht, daß Tarnopol eine galizische Stadt ist, und daß Oesterreich-Unsiarn es nicht notwendig hat, die Stadt Tarnopol, die seit den Teilungen Polens zum festaefügten Bestände der Monarchie zählt, erst zu erobern. IE" Unser« gestrig« Ate»d«»»gabe umfaßt 4 Seit««, di« »orlirgend« Ansgnt« 8 Seit«», ,»sa«»«n 12 Leite». .Vanvtschristleiter: Lr. Bern». Westoster»«». Verantwortliche Schriftleiter: für Politik Mr. Arn« Gii«1h«r: für die bandel«,ritung Walther Scki»»l«r; iiir Leimiger »nd sächsisch« Angeiegenheiten Ar»»lst Aiirrte: für Fünft und Wissen, jckwst Lr Friestrtck Gedreckt; sür Musik G»»e» Genuitz: Gericht G. ckaarfelst; sür die Sitise«. Bader- und Verkehrs,eitung Lmstmi« M«tz«r. — Für den «n,enteil cketar. Vals«,. Verla-: 8«tP»lO«r rastestlatt. Gesellschaft mit beschränkter baftung. Druck: Fischer ck garste». Sämtlich tu Sckst»'«- Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, di« Rcdaknon oder di« GeschäsUstrlle de« L«ip,iger Tageblattr«. Gesellschaft mit beschränkter tzaftung. »a richten. Un»er1«a,t«n Manuskrt»»«» O ü«t« da« «Lck- Port« bet,ufa«en Für Ausbauahrun- und vtlckvtb« Mtrd keine
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