Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140815011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914081501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914081501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-15
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
veue 2. Nr. ^t12. Mvrveu-Nusvvde. Leipziger Tageblatt Sonnaüenü, lS. Nugutt lSl4. Aufruf an ehemalige Unteroffiziere! Der stellvertretende kommandierende General des XIX. 12. K. S.) Armeekorps veröffentlicht folgende Bekanntmachung: „Zur Verstärkung des Ausbildungspersonals der Erjatztruppcn und Rekrutendepots ist der frei, willige Eintritt ehemaliger Unter« offiziere erwünscht. Lei Landwehr- und Ersatztruppen können dienst erfahrene ehemalige Unteroffiziere des Friedens« standes, die sich in geordneten Verhältnissen und in einer egtsprechenden bürgerlichen Lebensstellung be- finden, als Offizier-Stellvertreter ein gestellt werden, auch kann di« Beförderung zum Feldwebel-Leutnant erfolgen. An diejenigen ehemaligen Unteroffiziere, die sich noch rüstig genug fühlen, ergeht daher die Aufforde rung, sich zum freiwilligen Eintritt bei den Ersatz- Truppenteilen unter Vorlegung ihrer Militärpapier« zu melden." Lüttich unter -eutjcher Herrschaft. Aus Rotterdam wird dem „Verl. Lok.-Anz." ge meldet: Die Meldungen, wonach viele Häuser in Lüttich zerstört seien, sind übertrieben. Vom Rat' Haus weht mit (Genehmigung des deutschen Komman dos die belgische Fahne, und die Bürgerwache besorgt im Einverständnis mit den deutschen mili tärischen Behörden den Polizcidicnst. Zn den Kaffee- Häusern wird Musik gemacht. Nachmittags konzertiert eine deutsche Kapelle für die große, sich ruhig verhaltende Menge. Ein bayrischer wiUkommgruß für öen Freiherrn von Schoen. München. U. August. Die „Korrespondenz Hoff« mann" meldet amtlich: Der bisherige Kaiser!. Deutsckfe Botschafter in Paris Freiherr o. Schoen, der in Abwesenheit de» in das Hauptquartier des Deutschen Kaisers kommandierten Herrn v. Treutler die Führung der Geschäfte der preutzischen Ge sandtschaft am bayrischen Hose übernehmen wird, hat heute dem Staatsminister des Aeußern Grafen o. Hertling einen längeren Be such abgestattet. Freiherr v. Schoen wird morgen vormittag K12 Uhr von König Ludwig im Wittelsbachcr Palais in Audienz empfangen werden. Die Entsendung des Freiherrn v. Schoen, der mehrere Fahre Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und Botschafter des Reiches gewejen ist, auf den hiesigen Posten wird sowohl in den amtlichen Kreisen Bayerns als auch im ganzen Lande mit Ge nugtuung begrützt werden. Sie ist ein Unter pfand der innigen und herzlichen Beziehungen, die Preußen und Bayern verbinden. Freiherr von Schoen wird in der ernsten Zeit, die Deutschland beschicken ist, auf dem bayrischen Posten sich davon Überzeugen können^ w^« soft-das finiud-es- staatliche Gefüge des Reiches ist, und dah die Woge einmütiger Geschlossenheit, die durch die Geutschen Lande gaht, nirgendwo stärker brandet al» im Süden des Reiches. Die zahlreichen Freunde, die Freiherr v. Schoen sich während seiner diplomatischen Laufbahn erworben hat, werden mit Befriedigung verzeichnen, dass es dem ausgezeichneten, hervorragen den Diplomaten vergönnt ist, dem Reich auch weiter hin seine wertvollen Dienste zu leisten. Au viel Kriegsfreiwillige. Wie die Berliner Lcsirkskommändos durch An schlag bekanntgeben, werden Meldungen von Kriegs freiwilligen nicht mehr angenommen. In Ber lin haben sich mehr Freiwillige gemeldet als Berlin im Frieden Garnison bat. Im Int.resse der militärischen Organisation liegt es, wenn abgewiesene Freiwillige sich zufrieden geben und nicht an anderen Stetten neue Gesuche stellen. Es mangelt bereits an Ausbildungspersonal für die Freiwilligen. Stiftung -es Nor--eutschen Llopö fürs Note Kreuz. Bremen, 14. August. Der Norddeutfche Lloyd hat vom Tage der Mobilmachung an seine gesamten neuen grossen Bahnhofsanlagen in Bremen dem Roten Kreuz zu Lazarett-, Verpflegung-;- und sonstigen Zwecken zur Verfügung gestellt. Die Anlagen sind ganz besonders hierfür geeignet und werden bislang da zu benutzt, die Liebesgaben, die für die durchziehenden Truppen bestimmt sind und in grotzcn Mengen eintreffen, zu sammeln und den Truppen bei ihrer Durchfahrt auszuhändigcn. Dann wird mit der Einrichtung von Lazaretten begonnen. Für alle diese Zwecke eignen sich die Anlagen ganz vorzüglich. Die erste Sammlung zum Vesten des Roten Kreuzes hat in Bremen die Summe von K2SVVV Mark ergeben. Anregungen für unsere Lcerriegfiihrung. Berlin, 14. August. Der Admiralstab der Marine gibt folgendes bekannt: Dem Admiralstab gehen täglich Anregungen für unsere Seerricgführung zu, welche zeigen, wie lebendig das Interesse für unsere Flotte im deutschen Volke ist. Bei der Fülle von Arbeit ist cs leider dem Admiralstab unmöglich, auf jede der artige Eingabe zu antworten. Die Einsender dürfen sich jedoch versichert halten, dass ihre Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen. weitere Mel-ungen. Der bisherige österreichisch-ungarische Botschafter in Petersburg, Graf Szapary v. Szapar, ist am Freitag vormittag auf der Rückreise nach Wien in Berlin eingetroffen. Die Wiener Universität wird in ein E e - nesungsheim für Leichtverwundete um gewandelt, die aus Krankenanstalten entlassen werden, aber noch der Pflege bedürfen. Der Deutsche O st m a r k e n - V c r e i n hat in Fortsetzung seiner bereits aufgenommcnen Arbeit für das Rote Kreuz diesem den Betrag von 25 000 mit der Maßgabe zur Verfügung gestellt, daß davon je 5000 den Provinzialorganisationen des Roten Kreuzes in Schlesien, Posen, West- und Ostprcutzen zufallen sollen. Die sehr bedeutende italienische Kolonie in Frankfurt a. M. hat an den Kaiser ein Ergebcnheitstelegramm gerichtet. In der Antwort läßt der Kaiser für den Ausdruck der Er gebenheit der italienischen Kolonie und die freund lichen Empfindungen herzlichen Dank sagen. * Wegen der Art der Berichterstattung über An gelegenheiten, die mit dem Kriege in Zusammenhang stehen, ist das Erscheinen eines zweiten Blattes in Schlesien, des „Oberschlesischen Kuriers" in Kattowitz-Königshiitte, bis auf weiteres verboten worden. Rumänien un- -er Krieg. (Von unserem Sonderberichterstatter.) Bukarest, 6. August. Der in Sinaia abgehaltene Kronrat, zu dein der König außer den gegenwärtigen Mi nistern auch sämtliche Parteiführer cingeladen hatte, hat sich für eine bewaffnete Neu tralität Rumäniens entschieden. Nur ein »ctnzggrn alt« <Larp, von jeher ein auf*.-- richtiger Freund Deutschlands, sprach sich für , cijw.spfortige .^ftitnalMe an dem Kriege an der Seite Deutschlands und Oesterreich-Ungarns aus, während alle übrigen Redner, in denen zum Teil ihre französische Erziehung und ihre Sympathien für F-ranlreich mitbestimmend sein mochten, das Heil des Landes in der Wahrung einer strikten Neutralität erblickten. König Carol, der im Grunde seines Herzens den Ausführungen Carps beigestimmt haben mag, schloß sich als konsti tutioneller Herrscher der Mehrheit seiner Rat geber an, und so kam der genannte Beschluß zustande. Diese Neutralität kommt Rußland sehr zu statten. Denn die russische Grenze ist von der Moldau aus leicht zu überschreiten, und ein gutes, bewaffnetes Heer würde von hier aus leicht bis weit in das Innere von Rußland Vordringen können. Rußland hat denn auch so fort von der Neutralitätserklärung Rumäniens profitiert und alle seine Truppen von der ru mänischen Grenze weggezogen und damit die an der österreichischen Grenze stehenden Trup pen verstärkt. In einem Gespräch, das ich heute mit einem hohen Funktionär des Ministeriums des Aus wärtigen hatte — der Minister Porumbaru Sturmlied. Sturm! Es schreien Trompeten. Lie springen, von Glut getragen, Schanzen hegen den Feind. Sie springen. Fern floh Verzagen. Sturm! Es blühen Trompeten. Sie stürzen wie in Lcbensfluten Sich hochatmcnd in Tod, Und heilige Wunden bluten. Sturm! Es leuchten Fanfaren. Sie haben sich Weg errungen Durch erstarrende Reihen Und den Sieg, den Sieg gezwungen. 8. kaust ua- Wissenschaft. Leipziger Künfttrr-Vunü. Mars reaiert die Stunde, und die Tempel der Musen schließen ihre Pforten. Nur am Sonntag bleiben das Museum der bildenden Künste und die Ausstellung des Leipziger Künstlerbundes geöffnet, um, wie Wil Howard in seiner Rede aussührte, den Zurückgebliebenen edle Genüsse zu aewäbren. Zn schwerer Zeit tritt der Künstlerbund nach langem Schweigen vor uns. Drei feiner Besten stehen in Feindesland, und während Hoffnung und Wünschen für sie uns erfüllt, sollen wir kritisieren? Zn ernster Zeit wird unsere Stimmung ernst, und als Hauptgewinn dieses Krieges und seiner Opfer hoffen die besten Deutschen eine moralische Wieder geburt Deutschlands. Die Veräußerlichung des Lebens und der Gefühle muß einer Verinnerlichung Platz machen. Nicht mehr den Umweg über hohle Höflichkeit soll die Wahrheit in ernsten Dingen gehen. Wenn man den Nagel auf den Kops trifft, klingt s hart: aber Erz schlägt an Erz. Kemrzelchen der Gesundheit und der Tiefe des deutschen Volkscharakters war es zu allen Zeiten, daß in den Tagen der Not die ethischen Genies vor die Front traten und die Fahn« der Gesinnung voran trugen, und hinter ihnen zogen die Künstler, die in reinster Gestaltung das reine Sehnen verkörperten. Auch die Gegenwart muß uns bereit finden. Ver stummen werden alle Schlagwörter und Tageskämpfe der verschiedensten -ismen und Sezessionen. Große Zeit wird die große Kunst gebären. Die Primitiven werden nicht mehr Vereinfachen mit Verflachen verwechseln und sich bewußt werden, daß Zeit und Krieg, die der Ingenieur mit den kom pliziertesten Apparaten zum Siege führt, nicht Menschen mit Gefühlen der Höhlenbewohner be dürfen. Andere, d e die Größe des Erlebnisses mit Dutzendklifchecs festhalten wollen, werden in einer Menge, bereichert und vcrticft durch große Zeit, keinen Widerhall finden. So steht diese Ausstellung zwischen den Zeiten, zwischen Vergangenheit und Zukunft, und bei der rasenden Eile des Erlebens, da» sich in diesen Tagen zusammendränat, erscheint die Besprechung dieser Ausstellung wie ein Wort über lange Vergangenes. Da- Gefühl, in diesen Tagen hellhöriger und offener als sonst wird auch der Kunst freier begegnen, so trete jeder, geführt vom eigenen Herzen, in die Säle des Künstlerbundes und laste seine Kuust zu sich reden. vi. R. 6. * Amtliche Nachrichte» »er U»t»ersttöt Leipzig. Mit Allerhöchster Genehmigung hat das Königliche Ministerium de» Kultus Und öffentlichen Unterricht» weilt für einige Tage -in Sinaia —, wurde mir unumwunden erklärt, daß Rumänien sehr gern mit Deutschland gegangen wäre, daß aber die allgemeine Volksstiininunq gegen Oesterreich sei, da Rumänien von den Ungarn sehr viele Unfreundlichkeiten erfahren habe und die Ru mänen in Ungarn selbst ein sehr bedauerliches Los hätten. Ich tonnte schon neulich berichten, daß die Ungarn in Rumänien förmlich gehaßt werden, und diese Stimmung hat auch durch äußere Einflüsse manche Förderung erfahren. Insbesondere sind es die häufig aus Ungarn her überfliegenden Zcitnngslügen über angebliche ru mänische Vorkommnisse, die eine starke Erbitte rung erzeugten. Aber man weiß auch von vielen französischen und russischen Sendlingen, die schon seit längerer Zeit Freundschaft verbreitend und dabei mit Geldmitteln nicht geizend, das Land durchzogen. Und von jeher hat ja auch ein großer Teil des gebildeten rumänischen Volkes große Sympathien für das ihm nach Nasse und Cha rakter nahestehende Frankreich an den Tag ge legt.. So darf man sich schließlich über die gegenwärtige Haltung Rumäniens nicht verwun dern, auch nicht darüber, daß ein Teil der ckvröo die einberufenen französischen Re servisten zur Bahn begleitete und mit dem Rufe von ihnen schied: „Auf Wiedersehen in Berlin!" Ueber dieser Stimmung, die natürlich von dem russischen und französischen Gesandten s.hc rege gehalten wird, verpaßt Rumänien womöglich einen groß?« historischen Augenblick: di: Wieder gewinnung des 1d<6 so schmählich geraubten Bessar^l'..n. — Bei Hofe soll die Kronprinzessin Marie auf Grund ihrer nahen russischen Ver wandtschaft einen großen Einfluß zugunsten Ruß lands ausübcn. Vie England -ie Neutralität an-erer Staaten achtet. Das Bombardement Kopenhagens 1807. Der Friede von Tilsit war geschloßen. Preußen lag am Boden und der Beherrscher des bisher ihm verbündeten Rußland. Kaiser Alexander I., war zu einem Freunde des Korsen geworden und hatte sich sogar nicht entblödet, preußisches Gebiet (nämlich das Gouvernement Bialystock) an sich zu reißen. Aber während Napoleon im Zuli 1807 den Frieden in Tilsit abschloß, waren seine Gedanken unablässig darauf gerichtet, dem Todfeinde England zu schaden. Vor allem sollte d«n Engländern die Ostsee ver schloßen werden, und diesem Zwecke sollte ein noch zu bildender baltischer Staatenbund dienen. Ob dieser Bund wirklich zustande gekommen wäre, ist fraglich. Zn England beschloß man jedoch die sofortige Ausführung eines Hauptschlages. Un bekümmert um den herrschenden Friedcnszustand, fiel man über das kleine Dänemark her. Es war der schlimmste Gewaltakt, der jemals ausgeführt wurde. Da sich heute England zum Hüter der Neu- ttckkliüt' Belgiens aufgeworfen und an Deutschland wegen der Verletzung dieser Neutralität den Krieg «rklärt hat, sq löhnt e sich^<vif->den.!,geschichtlichen Vorgang jener Tage kurz zurückzukommen. Mit einer Flotte von 27 Linienschiffen und 50 Transportschiffen, die 20 000 Mann Landungs truppen an Bord hatten, stachen die Engländer Ende August 1807 in See. Die Instruktion der Komman danten lautete dahin, von der dänischen Negierung die unbedingte Auslieferung ihrer Flotte zu verlan gen. Diese bestand aus 6 Linienschiffen und elf schwimmenden Batterien sowie einer Anzahl Kanonenjchaluppen. In offener See konnte sie sich mit der englischen Flotte nicht messen. Am 2. Sep tember traf diese vor Kopenhagen ein und begann alsbald mit dem Bombardement des Hafens. Der dänische Kommandant ließ sich jedoch nicht einschüch- tern, und selbst die Landung englischer Truppen in der Kjögc-Bucht und ihr Vorrücken auf Kopenhagen vermochte ihn nicht umzustimmen. Auf die wieder holte Aufforderung zum Nachgeben erwiderte er: „Unsere Flotte ist unser unbestrittenes Eigentum; wir sind überzeugt, daß sie in den Händen unseres Königs ebenso sicher ist, als sie in den Händen des englischen Königs sein kann, da unser Herr gegen den eurigen niemals Feindseligkeiten beabsichtigte. Seid ihr grausam genug, es zu versuchen, eine Stadt zu zerstören, die niemals die geringste Veranlassung zu einer solchen Behandlung gegeben hat, so muß sie sich ihrem Geschick unterwerfen; aber die Ehre und die Pflicht gebieten uns, eine einer unabhängigen Macht unwürdige Zumutung zu verwerfen, und wir sind den außerordentlichen Professor Dr. phil. Meisen heimer zum ordentlichen Professor für Zoologie und Zoolomie in der philosophischen Fakultät und zum Direktor des zoologisch-zoo omijchen Instituts ernannt — Ferner bat das Königliche Kultus ministerium dem Geheimen Medizinairat Professor Dr. Rabl den aus Gesundheitsrücksichten erbetenen Urlaub bis Ende dieies Monats genehmigt. Seine Vertretun i wird Medizinalrat Professor Dr. Spalte holz übernehmen. * Kammersänger Alfred Käse wird, bevor er bei dem zu erwartenden Aufruf des Land.urms zu den Fahnen trirt, noch einmal zur Ehre des Vaterlandes seine Stimme erschallen lassen. Wie bereits mit geteilt, veranstaltet der hochaefchäßtc Künstler unter Mitwirkung von Professor Dr. G.Henning, der die Be gleitung gütigst übernommen hat, Dienstag, den 18. August, abends 8'« Uhr, in der Alberthalle einen Vaterländischen Abend, an dem er die schönsten Gelänge patriotischen Inhaltes unseres reichen Vollst,edersaatzcs zum Erklingen bringen wird. Genannt seien nur: nennt ihr das Land, so wunderschön! Der Gott, der Eisen wachsen ließ! ^a» Volk steht auf! Burschen heraus! Wohlauf, Kameraden, aufs Pfe d! Steh ich in finstrer Mitter nacht. Morgenrot. Morgenro.! Du Schwert an meiner Linken! Ich halt'einen Kameraden. Die Wacht am Rhein. — Ferner stehen die bekannte Loewesche Ballade „Prinz Eugen" sowie ein „Deut sches Vaterlandslieo" von Engen Lindner auf, dem Programm. Der gesamte Ertrag des Abends ist für das Rote Kreuz bestimmt. * Da» Spielen der Theater während de» Kriege» ist, wie wir an dieser Stelle betonten, unter der Bedingung in hohem Mage zu billigen, daß die auf geführten Dramen der Stimmung der Tage ent sprechen. In diefem Sinne handelt unser Leipziger Theater. Zn anderen Orten gibt cs allerdings Theater, die es fertig dringen, jetzt noch die „Spanische Fliege" zu geben. Nun, das Publikum wird dort die Antwort wissen. Welche hohe Ausgaben di« Theater tm Krieg« zu erfüllen haben, darauf weift in entschloßen, jeden Angriff zurückzuschlagen und die Stadt und unsere gerechte Sache, für die wir bereit sind unser Leben zu lassen, auf» äußerste -u ver- leidigen." Nun begann ein furchtbares Bombardement von neuem, nicht aber nur auf die Festungswerke und die tzafenanlagen, sondern vor allem auf die Stadt. Die letztere wurde mit zahlreichen Brandraketen beschoßen. Bald brach Feuer an mehreren Stellen aus, und wenn sich auch die Feuerwehr nach Kräften bemühte, die Brände zu unterdrücken, so reichte hierzu ihre Kraft bet weitem nicht aus. Drei Tage lang wü- teten die Engländer in dieser Weis« gegen die Stadt; 305 Häuser waren niedergebrannt und lagen in Schutt und Asche, über 600 Einwohner hatten den Tod gefunden und Tausende waren verwundet worden. Die furchtbarsten Schreckensszenen hatten sich während des Bombardements abgespielt. Da bei weiterem Fortgänge desselben unfehlbar dte ganze Stadt zerstört worden wäre, so mußte sich der Kommandant zu Verhandlungen verstehen und end lich schweren Herzens in die Auslieferung der Flotte einwilligen. So endete die Expedition, die im Jahre 1807 das „stolze" England mitten im Frieden gegen das kleine Dänemark unternahm, unbekümmert um jedes Völkerrecht und um die Gesetze der Menschlichkeit. Und so ist England, für den Kenner der Geschichte, immer gewesen. Kein Staat hat daher weniger ein Recht, sich zum Hüter der Neutralität aufzuwerfen, als gerade England. Es ist kein Zweifel, daß, wenn nicht Deutschland sich die belgische Basis gesichert hätte, dann Frankreich und wahrscheinlich auch Eng land (durch Truppenlandungen) sich diese Basis er koren hätten, um Deutschland in die Flanke zu fallen. Denn vor Neutralitätsverletzungen ist auch Frank reich, wie die Napoleonischen Feldzüge zeigten, nie zurückgeschreckt. Was Deutschland Belgien gegen über tat, war also ein Akt der Notwehr, nichts weiter. Unsere Kriegsfreiwilligen. Von der Begeisterung, mit der sich auch die im Wafsenhandwerk nicht ausgebildeten Männer dem Vaterland in der jetzigen schweren Zeit zur Ver fügung stellen, hat bereits die Meldung, daß 1 300 000 Kriegsfreiwillige sich angrmeldet haben, eine gute Vorstellung geben können. Diesen erfreu lichen Eindruck mag auch das Schreiben eines Militärarztes an seine Angehörigen be stätigen, das man der „Franks. Zt§." zur Verfügung gestellt hat und aus dem solgendes wieder gegeben sei: „Morgen früh werde ich vom Generalkommando den Befehl erhalten, wohin ich mich zu begeben habe. Arbeit gibt es genug. Mit zwei Kollegen habe ich etwa dreitausend Freiwillige für das Regiment untersucht, abgesehen von Reserve, Land wehr, Landsturm. Natürlich geht das sehr fix. „Sind Sie gesund?" „Sind Sie sehr kräftig?" „Wie alt sind Sie?" — dann werden die Organe untersucht, die Herztöne gehört — und der Mann ist tauglich. Außerdem habe ich schon ein ganzes Bataillon mit den Offizieren geimpft. Meine Hoffnung auf den Triumph unserer Waffen hat sich bei dieser Be geisterung, die sich dabei so ruhig und würdig äußert, noch sehr verstärkt. Ich halte das Heer für des endgültigen Sieges sicher, wenn es auch Anstrengung und Mühe genug kosten wird. Ich habe bei der Untersuchung rührende Szenen beobachtet. Schwindsüchtige, denen ihr Leiden sofort anzusehen war, beschwören mich, sie einzustellen. Di« klinischen Mediziner und Zahn ärzte wollen durchaus nur mit ter Waffe dienen. Am interessantesten war mir aber die Untersuchung der Sekundaner und Primaner der höheren Schulen. Schon die Fünfzehnjährigen wollen sofort das Gewehr auf die Schulter nehmen. Da für diese Lage keine Vorschriften bestehen, so muß sich jeder Arzt sein Prinzip selbst aufstellen. Nach Unterredung mit den älteren Offizieren habe ich mir zum Grund satz gemacht: Vor dem 17. Geburtstag stelle ich nur besonders kräftige junge Leute ein. Da wehren sich aber manche dieser jungen Tapferen. So war ein Vater mit seinem sechzehnjährigen Zungen (Obrrsekundaner) bei mir; ich hatte vormittags den zarten Knaben, der fast noch ein Kind ist. noch nicht für felddienstfähig erklärt. Jetzt wurde ich an gefleht, den Jungen doch sofort einzustellen, da er der einzige von sechs Geschwistern — Offiziere, Vizefcldwebel, Einjährige, Gestellungs pflichtige — sei, der sonst nicht mitdürfe. Schließlich gab ich dem Vater nach und stellte das Kind ..zur Probe" ein. d. h. es wird sich bei der sechs Wochen dauernden Ausbildung zeigen, ob es den An strengungen gewachsen ist. Ich bin sehr traurig darüber, daß ich nicht mitkann. Ich sage ganz offen, wenn ich es selbst in der Hand gehabt hätte, wäre ich mitgezogen. Auch viele Einjährige, die zu ihrer Zeit für untauglich erklärt wurden, machen jetzt den Feld zug als Freiwillige mit. Der interessanteste Rekrut, den ich heute für tauglich erklärt habe, ist ein 65j übriger Herr, der schon 1860 und 1870/71 mitgemacht hat . . beachtenswer.en Worten das Mitglied des Zentral- ausichusses der Deutschen Bühnengenossenschaft,Leopold Zehner, bin. „Deutschland braucht den Geist eines Kleist, eines Schiller, eines Wagner in diesen Schicksals tagen. Wir wissen, es hat diesen Geist; doch das Theater vermag iu steigern; es versteht, flammende Begeisterunz auszuprägen. Jetzt kann es wirklich leigen, da» es nicht nur eine Vergnügungsstäite ist! Spielt Theater, ihr Schauspieler!" so appelliert Jeßner. -eid begeistert! Tragt euren edlen Beruf überall hin! Denkt an Ernst Moritz Arndt und Schenken dorf — tragt ihre Begeisterung in die Männer neben euch, wenn ihr Soldaten, Samariter, freiwillige Arbeiter seid — tragt Jubel in eure Familien — eure Krait in das Volk! Und spielt Theater! Das edle Theater einer edlen Zeit!" * Di« Wiener Theater haben fast alle infolge des Krieges ihre Pforten geschlossen und dem Personal gekündigt. Ob die beiden Hoitheater, die Hofoper und das Hofburgtheaier, den Theater betrieb wieder aufnehmen werden, steht noch dahin. * Hochschulnachrichten. Zum Nachfolger des ver storbenen Pro enors H. Kronecker wurde der außerordeniliche Profesjor Dr. med. Leon As her zum ordentlichen Professor der Ptmsiologie an der Universität Bern ernannt — Aus München wird mitgeleilt: Als Prioatdo.ent für Philosophie wurde an der Universität München Dr. phil. Matthias Meier zugelassen. * Sin« Karte zur eurapäische» Lage. Zm Ver- läge von Dietrich Reimer (Ernst Vohienj, Berlin, erscheint eine neue Karte zur Uebersicht der gegen wärtigen Kriegslage in Europa von Professor Dr. R. Kiepert. Die Karte wird in vielen Farben hergeitcll. und gibt ein getreues Bild der gegen wärtigen politischen Lage von Europa. Diese Karte reicht im Norden dis Petersburg und im Süden bi» zur afrikanischen Küste. Es lassen sich demnach auf der Karte nicht nur di« kriegerischen Ereignisse auf dem Lande, sondern auch zur See verfolaen. Der Umfang der Kart« ist 125 em breit und 100 cm -och.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)