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Sächsische Volkszeitung : 21.08.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193608217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360821
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-08
- Tag 1936-08-21
-
Monat
1936-08
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.08.1936
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diotlLGN Unlrrud o^ei» 6e>6 ? Im Laufe der letzten Jahre hat es sich als eln festes Recht herausgebildet, datz dem Arbeiter ein Recht auf be zahlten Urlaub zusteht. Zn fast allen Tarifordnungen ist «in entsprechender Abschnitt eingefügt, und auch in den Be rufen, wo der Arbeiter auf Grund seines Anstellungsver trages keinen Rechtsanspruch hat, wird ihm der Urlaub ge währt und er kann einen moralischen Anspruch hierauf geltend machen. Wie ist aber nun die Lage, wenn ein Arbeiter, dem dieses Recht zusteht, vorher aus dem Be triebe ans irgendeinem Grunde ausscheidet, nachdem die Wartezeit auf seinen Urlaub bereits abgelausen ist? Er folgt sein Ausscheiden aus dem Betriebe, dem er bisher an gehörte, unter normalen Umständen, also nach Ablauf der vorgesehenen Kündigungsfrist, so kann er ohne weiteres den Anspruch erheben, statt des Urlaubes einen entsprechenden Geldbetrag ausgehändigt zu bekommen, der sich nach der Dauer des ihm im Zeitpunkt seines Ausscheidens zustehen den Urlaubes richtet. Zn den Fällen einer fristlosen Entlassung jedoch war die Rechtslage nicht immer ganz klar. Nach einer neuen Entscheidung des Reichs arbeitsgerichts kann jedoch der Arbeiter (und Angestellte) auch dann eine Eeldentschädigung verlangen, wenn er frist los entlassen wurde und das Ausscheiden ihm selbst zur Last fällt. Der Fall, den das Neichsarbeitsgericht zu ent scheiden hatte, lag so, datz ein Angestellter wegen schwer wiegender Verfehlungen sofort ausscheidcn mutzte. Trotz dem entschied das Gericht, datz sein Urlaubsanspruch nicht verwirkt war, und darüber hinaus stellte cs fest — ganz allgemein und grundsätzlich — datz ein Urlaubsanspr >ch nicht erlischt, wenn ein Gefolgschaftsmitglicd eigenmächtig ausscheidet und dadurch der Betriebsführer gar nicht die Möglichkeit hat, den Urlaub „in Natur" zu gewähren. Dabei darf man eines nicht übersehen und die Entscheidung darf nicht verallgemeinert werden: in einer Reihe von Tarifordnungen heitzt es ausdrücklich, datz der Urlaubs anspruch bei fristloser Entlassung verwirkt ist. Bei allen Arbeitsverhältnissen, die unter derartige Tarifordnungen fallen, würde also das erwähnte Neichsarbeitsgerichtsurteil keine Anwendung finden können. Man wird sich aber doch fragen müssen, ob nicht die Entwicklung der deutschen So zialpolitik bereits über jene Klausel in manchen Tarif ordnungen hinweggeschritten ist. Das Recht auf Urlaub des Arbeiters ist bereits heute so weitgehend zu einem all gemeinen Bestandteil des Arbeitsvertrages geworden, datz man es als natürlichen Ansslutz eines jeden längeren Ar- beitsvcrhältnisses betrachten kann. Wird nicht gerade durch diese Klausel die Selbstverständlichkeit des Urlaubs be einträchtigt und in seiner Bedeutung gemindert? Eewitz ist die Zahlung eines Geldbetrages an Stelle des sogenann ten Natural-Urlaubes immer etwas Unerfreuliches, denn der Sinn des Urlaubes liegt ja nicht darin, datz der Arbei ter eine bestimmte Geldsumme ohne unmittelbare Gegen leistung erhält. Der Arbeiter soll sich, worauf schon des öfteren hingewicsen wurde, körperlich erholen, um so in die Lage gesetzt zu werden, nach der Ruhepause im Betrieb mehr leisten zu können. Das Interesse am Urlaub ist da her für den Unternehmer wie für den Angestellten gleich grotz. Deshalb darf auch der Arbeiter während seines Ur laubes keine bezahlte Arbeit für einen anderen verrichten, und erst kürzlich wurden die Strafvorschriften in diesem Falle erneut den Beteiligten ins Gedächtnis gerufen. Aus diesen Erwägungen kann man sehr wohl zu dem Schluss kommen, datz eine Ueberprüfung der Tarifordnungen, die derartige Verfallsklauscln enthalten, durchaus am Platze ist, und es läge in der Linie unserer sozialpolitischen Ent wicklung, wenn man in allen Tarifordnungen das Recht auf Urlaub auch bei fristlosem Ausscheiden aus dem Betriebe wenigstens in der Form der geldlichen Abgeltung, so wie es die Entscheidung des Neichsarbeitsgerichtes fest stellt, dem Arbeiter zubilligen würde. Die Türke! will ihren olympischen Sieger feiern Istanbul, 20. August. Die türkische Presse ergeht sich in begeisterten Schilderungen über den Sieg des türkisckzen Ring kämpfers Paschar Erken, der dem türkisck)en Sport eine olym pische Goldmedaille erbrachte. Dieser Sieg ist für die Stär kung des olmypisck)en Gedankens, der in der Türkei bis in die letzten Woche» hinein großen Anfechtungen ausgesetzt mar von besonderer Bedeutung. Dem Sieger steifen mannigfache Ehrun gen in seinem Vaterland bevor. Es wurde sogar angeregt, ihm ein Geschenk der Nation aus einer eigens für ihn veranstalteten Dolkssammlung darzubringcn. Es soll sich dabei um ein wohn fertig eingerichtetes Haus mit sechs Zimmern und Garten, ver bunden mit einem zehnjährigen Steucrerlah, handeln. Wenn ein Maharadscha reiff ... Geheimnisvolles Handgepäck. — Hotelzimmer wird Hindu tempel. — Streng befolgte Lebensregeln. Demnächst verläht der Maharadscha von Mysore London, um Berlin zu besuchen. 114 Koffer, 12 riesige Kisten, neun Wassertanks und eine entsprechende Menge Reis der am Ganges gewachsen ist — das ist das „Handgepäck" des Maha radschas von Mysore, der mir seinem vollen Namen und Titel Maharadscha Sri Krishnaraja Wadiyar heitzt. Wäre in England nicht ein Vertreter des englischen Kö nigs an Bord gekommen, um den Maharadscha zu begrützcn — die Zöllner hätten wahrhaftig nicht gemutzt, unter welche Ru brik sie sonst die Wassertanks mitsamt ihrem Inhalt verzollen sollten. So aber drückte man auch die strengsten Zöllneraugen zu und lietz den Maharadscha mit seinen Koffern und seinen Tanks zollfrei passieren. Dabei würden die Zöllner schon aus purer Neugierde gar z» gern einmal jenen schönen grossen Koffer durchsucht haben, den zwei Inder zwischen sich trugen. Dieser Koffer durfte nicht mit dem Kran an Land gebracht werden. Niemals liehen die Inder ihn unbewacht irgendwo stehen. Einer der beiden Träger schlief sogar des Nachts darauf. Die Eingeweihten wis sen. welches Geheimnis jener Koffer Nr. 7 birgt. Er ist das wichtigste Gepäckstück, das der Maharadscha von Mnsore nach seiner Glaubensüberzeuguna mit sich führt. Denn dieser Koffer enthält auf der Reise eine G ö t t e r st a t u e, die die Familien gottheit des Maharadschas ist Sie ist aus purem Gold und hat den scköncn Namen Chamundeswari. Als vor einigen Wocken aus Bangalore, der Hauptstadt von Mnsore, an jenes englische Reisebüro der Auftrag zur Re servierung einer Zimmerflucht in einem guten Londoner Hotel gegeben wurde, zerbrach man sich erst den Kopf über den Satz: „Bitte ein Hotelzimmer ganz ausräumen!" Später aber erhielt man aus Indien die notwendigen Erläuterungen. Jenes Zimmer mutzte nicht nur ganz aus geräumt werden, sondern cs durfte nicht einmal ein Wand- jir- as kauften die Olympiagäste? Mßlge Umsahstelgerunaen in Kiel und Berlin Nach der Beendigung der Olympischen Spiele lätzt sich nun ein zusammensassendes Bild von der Umsatzzestaltung des Ein- zclhanoels während der Festwochen geben. Umfragen der Wirtsclmftsgruppe Einzelhandel bei den Kaufleuten ergaben, datz sich in Kiel die Belebung des Geschäfts am stärksten bereits kurz vor de» Spielen wahrnehmen lietz, da in diesen Tagen ein starker Durchgangs verkehr herrschte. Ter Textilhandel konnte einen gröhercn Um satz in Gesellschnftsklcidung verzeichnen, lwsonders war Fertig kleidung für Damen stark gefragt. Durch das Wetter bedingt, fanden auch Regenmäntel. Sweater und Oclzeug guten Absatz. Besondere Nachfrage herrschte nach Olympia-Ha's- uno Tasck>en- tüchern. Die Lebensmittelgeschäfte berichten, datz die Ausländer oft Nahrungsmittel in ihrer einheimischen Zubereitung forderten, aber auch Holsteiner Spezialitäten und Salate wurden viel ge kauft. Im Schuhhandel wurden viel Sportschuhe verlangt, be sonders weihe Leinenschuhe. Starkes Interesse instand auch für die Fabrikate der Kieler Kunltkeramik. In Lederwaren wur den von Ausländern hochwertige Damenhandtaschen und dir teuersten Koffer gekauft Im Galantericwa>--mzesck)äft herrschte starke Nachfrage nach Miitzcnbändern der Kriegsmarine. Die Photogeschäfte kalten naturgcmätz einen sehr starken Umsatz: einige Geschäfte konnten einen guten Verkauf von Leica-Appara ten und den dazugehörigen Filmen ausweisen Die photographischen Arbeiten waren in fast allen Geschäften kaum noch zu bewältigen: so entwickelten einzelne Gelclmfte täglich 400 bis 500 Filme. Der Brennsloffbedarf mar ebenfalls besonders stark. Geringen Um satz halwn dagegen die Imveliergeschäfte gehabt, die Andenken artikel verkaufen konnten. Dafür wurden wieder Ansichtskarten, Photographien, Serienaufnahmen und Schreibutensilien in grö beren Mengen abgesetzt. Allgemein Kann man sagen, oatz die U m s a tz st e i g e ru n g sich in Grenzen hielt. Ueber- tricbene Erwartungen — vor denen immer wieder gewarnt wor den war — gingen nicht in Erfüllung. Das gleiche gilt nach den — allerdings vorläufigen — ifterichleii, die der Wirtschaftsgrnppc Einzelhandel zugingen, vom Berliner Olympiagcichäst. Die Ausländer scheinen im allgemenien nur Gegenstände in billi gen und mittleren Preislagen gekauft zu haben Mau führt das darauf zurück, datz die Ausländer lwi der Reise schlief',lich nur Gegenstände von geringerem Umfang mitnehmeu können, oatz tzrdann die ifch'stimmungen ü!>er die Verwendung der b'll'ae- ren Regislermark nur liegrenzte EiukaussmögNchkeiten zulassen, datz ferner die Zuteilung von Reaiftcrmark nun Tetz nur be schränkt erfolgte und datz die Ausländer b.tz ihren Käufen dar auf achteten, keine Gegenstände zu erwerben, dw bei der Verzol lung Schwierigkeiten ergeben könnten. Dabei scheute man iveni- ger die Höbe des Zolles, a's die damit verbundenen Formali- — Znländer Hamstern mehr als Ausländer täten. Verschiedentlich zeigten die inländisckxen Käufer mehr Kauflust als die ausländisck>en. Die Ausländer haben auch bei ihren Käufen große Geschäfte, be sonders Warenhäuser, bevorzugt, die ihnen schon durch Reklame in Bordzeitungen bekannt waren. Die KdF.-Fahrer schieden als Käufer weitzzehend aus, da lxtz ihnen offenbar das Interesse an den Sehenswürdigkeiten Berlins überwog. Photogravhiictie und optische (beschilfte erzielten naturaemätz sehr oute Umsätze: Photo apparate wurden hauptsächlich nur in mittleren Preislagen ge kauft. Filmmateria! fand natürlich den höchsten Absatz, ebenfalls wuroen Photoarbeiten in grossem Umfange in Auitraa aeaelxn. Im Lederwarenhandel waren Geldtaschen in Oiamvin zloctzenform ein begehrter Artikel. In Handtaschen Kampe elx'nfalls ein guter Umsatz erreicht werden. In der Glas- und Porzellanwaren- brauckxe wurden nur in den Haup'strotzen gute Umsätze erzielt, während in den Nebenstratzen so gut wie k-me Umlatzst.igerung austrat. Hier wurden sait austzchlietzlich Andenkeno'tikel ver langt. wie Abbeobecher, Olympia tzochen. Ochmwatuirbn-bsen aus Porzellan, Glasschalen mtz den o'gmntzchen Ringen. Besonders bevorzugt wurden ferner Rasierartikel. Ratzeravvarate und Pu derdosen. Der Sckmnckmaren handel enttäuschte: es wurden hauptsächlich nur Gegenstände bis zu tl> RM gekauft Die sei nerzeit in GarmischPartenk:rchen ausgetretene Sondernachsrag« nach Füllfederhaltern war in Berlin nickt in d-eiem Um lange zu verspüren. In Eisenwarengelchästen wurden aleützfalls kleinere und Markenartikel bevorzugt. Gute deutsche Qualitäten, be sonders Solinger Stahl, waren recht begehrt. In topischen Reiseartikeln, Maniküren. Feuerzeugen. Taschenmessern und Ra siermessern war die Nachfrage zum Teil recht grotz. Soweit es sich um wirklich gutes Kunstgewerlx handelt, hatten auch kunst gewerbliche Gegenstände bessere Umsätze nuszuweisen. Die grö sseren Schuhgesck)äfte der Innenstadt, deren auswärtige Kund schaft iil»erwiegend aus Auslänoern lxstand. Konnten beachtliche Mehrnmsätze erzielen: hier wurden auch bessere Preislagen be vorzugt. Der Terlilhandel konnte bei Bedarfsartikeln ein gutes Geschäft verzeichnen. In der tziauplsache wurden Krawatten. Strtzkwaren. Socken. Otynmiatücher und Oberkleiduno für Her ren und Damen gekauft. 'Besonders günit-g lag der Verkauf in folge der Witterung lxtz Regenmänteln Auch Svortausrüstungen waren gefragt, mehrere ausländische Mannschaften kleideten lich einheitlich ein. Vekleidungsaeoenstände mit sportlichem Ein- schlaa batten elx'nfalls oute Umsätze. Wenn die Ergebnisse -d-eier beschleunigt ourchgeführtcn Um frage auch nicht allzu verallgemeinert m'id n dürfen so lätzt sich anschließend doch feststellen, datz erfreulicherweise auch von den Ausländern fast nur deutsch« Waren verlangt wurden. Mag sich das Olomviageschält auch bauvtfäck'i-ch auf die Innenstadt beschränkt haben und mögen auch keine Reko-d- ums-ätze erreicht worden sein, so stellen doch d e Erzeugnisse di« unsere Gäste in ihre Heimat mtznchmen. eine Werbung für deut» sche Waren schlechthin dar. Ende einer Künstlerin Wien, 20. August. Die ehemalig« Kammersängerin Paula Windhäuser mar noch vor dem Kriege ein beliebtes Mitglied der Wiener Staats oper. Sic erntete als Aida und Elisabeth immer wieder die grössten Erfolge und stand knapp vor dem Umsturz Mu Höhe punkte ihrer Karriere. Wegen einer Kehlkopferkrankuua mutzte sie sich einer Operation unterziehen, die aber unglücklich ver lief, so das; sie gezwungen war. ihre Künstlerlaufbahn aufzu geben. Ihre bescheidenen Ersparnisse waren bald ausgebraucht, ein gegen di« Stacltsopcr geführter Prozess brachte ebenfalls keine Besserung der sinanziellen Lage und so war sie fchlietz- lich auf die Almosen guter Freunde und früherer Bekannter angewiesen. Im letzten Winter wurde sie einmal in einem Tramway- häuscksen halb verhungert ausgesunden. Im Mai Halle sie in einem Delikatessengeschäft für 26 Schilling Lebensmittel gekauft, ivar den Betrug schuldig geblieben und halte ihn trotz wieder holter Mahnung nicht bezahlt. Die Firma erstattete hierauf gegen sie die Strafanzeige, derzusolac sie Montag vom Straf richter zu einer Arreststrafe von drei Tagen verurteilt wurde. Höherer Rang der Ehrenlegion fnr periinax Paris, 20. August. Aus dem französischen Amtsblatt erfährt man, datz der unter dem P'eudonym Pertinax schreibende Autzenpolitiker des „Echo de Paris". Andrä Geraud, zum Onizier der Ehren legion ernannt worden ist. Pertinar ist. wie man bei dieser Gelegenheit erfährt, bereits seit 1t Jahren Ritter der Ehren legion. Im allgemeinen wird man in der Ehrenlegion schneller befördert. Besonders pikant an dieser Beförderung ist aber die Tatsache, datz der autzenpolitischc Mitarbeiter des „Echo de Paris", eines ausgesprocl-en antimarristischen Blattes, ausge beschlag oder sonst irgendein Gegenstand in jenem Raum aus Leder sein. Denn jenes Zimmer sollte der Tempel werden, in dem der Maharadscha, ein fanatischer Hindu, durch seine Priester jene Zeremonien ausführen lätzt, die ihm die Kasten vorschriften auferlcgen. Er gehört zur Kaste der Kshatrina. d. h. Militärkaste. Gerade ihm sind besonders strenge Vor schriften auch in bezug auf die Ernährung und seinen ganzen Lebenslauf im Augenblick seiner Geburt aufcrlegt worden. Das Dorchester-Hotel am Park-Lane hat auch sonst für die Dauer des Aufenthaltes des Maharadschas und seiner 30 Die ner mancherlei Umstellungen in seinem inneren Betrieb vor. nehmen müssen. So mutzte zum Beispiel die ganze Hotelkiiche durch eine spanische Wand in zwei Hälften aufgeteilt werden. In der abgetrennten Abteilung wirken nur die Hinduköche, die aus indischen und europäischen Pflanzen, jene oft recht frugalen Platten Herstellen, die die einzige Ernährung des Maharadschas von Mysore bilden müssen. Schlictzlich darf er kein Bröcklein Fleisch essen. Nicht einmal Dinge, die an Fleisch erinnern oder zu Fleisch werden könnten, werden ibm gestaltet. Er mutz also selbst auf Eier verzichten. Nickt einmal Fische werden zur Tafel des Maha radschas zugelassen. Wir erwähnten schon, datz eine gewaltige Menge Reis aus Indien mitgcbracht wurde. Es darf nämlich nur Reis gekocht werden, der an den Usern des Ganges wuchs, genau so. wie der Maharadscha nur Wasser zu sich nehmen darf, das aus dem Ganges geschöpft und in jenen bereits er wähnten Tanks nach London gebracht wurde. Dagegen enthält die Hindulehre keinerlei Anweisungen über den Gebrauch oder Nichtgebrauck von Musikinstrumenten oder Sportgeräten. Da andererseits aber der Besuch von Lust barkeiten, sogar der Besuch eines Kinos oder eines Theaters den Hinduvorkckriflcn midersvricht, autzerdem jeder Tropfen Alkohol strengstens untersagt ist und das Leben somit für einen Maharadscha von Mysore nicht viel Lebenswertcs bietet, hat er sich zu einer Svort- und Musikalqrötze entwickelt. An Musikinstrumenten beherrscht er das Piano, die Orgel, die Geige und 11 indische Instrumente. rechnet die Herrschaft der ersten marristischen Regierung in der dritten Republik abwarten mutzte, bevor er zu dieser neuen Ehrung kam. Die Beförderung non Htcrtinar geht nämlich auf den Einfluß des Autzenministers Delbos zurück. Votschaster von paven auf seinen Posten zurückgelehrt Wien, 20. August. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg ist gestern nach Wien zurückgckehrt und hat die Regierungsgeschäfte wieder aufge» noinmen. Auch der deutsche Botschafter in Wien, .Herr v. Pap««, ist aus Berlin wieder in Wien e i n ge t r o s fe n. Die Phönlk-Affare Prozetz gegen einen Journalisten wegen Erpressung Wien, 20. August. Vor einem Schössengcrichtshos bgann gestern ein Prozetz, der in innigem Zusammenhang mit der Phönix-Affäre steht. Angcklagt ist der 68jährige „Journalist" Karl Friedrich Roki tansky. Er war ursprünglich Jurist und Verwaltungsbeamter, wurde später Offizier und Gutsbesitzer und gehörte eine Zeit lang auch als Abgeordneter der ..händlerischen Bauernpartei" dem steirischen Landtag an. Die Anklage legt Rokitansky zur Last, datz er vom Juni 1928 bis zum Februar 1936 dem ver storbenen Generaldirektor Dr. Berliner mit der Mrössent» lichung von dem Unternehmen abträglichen Artikeln in seiner Zeitschrift .Unsere Zukunft" drohte. Aus diese Weis« gelang es ihm, sich namhafte Zuwendungen zu verschonen. So sickerte er sich einen „Vertrag", in dem seine '„Bezüge" mit monatlich 3000 Schilling festgesetzt wurden. Im Jahre 1934 fanden die Bezüge Rokitanskys eine Kürzung aus 2000 Schilling monat lich, 1935 sanken sie aus 1500 Sch lling, ab 1. Januar aus 1000 Schilling monatlich, diese Summe jedoch wurde Rokitansky aus Lebenszeit garantiert. Im ganzen hatte er von Dr. 2Krliner 210 000 Schilling erhalten und dafür sich in Wiens vornehmster Villcnkolonie, in Döbling, ein eigenes Haus gekauft. Roki tansky bestreitet jede Erpressung, aber die Anklage betont dem gegenüber, datz Dr. Berliner niemals solche Beträge gezahlt hätte, wenn er Rokitansky nicht als gefährlichen Erpresser er kannt hätte. Gegen Glendswohnungen Eine Stiftung des Gauleiters Bürckcl Saarbrücken, 20. August. Eine Stiftung zur Bekämpfung von Elendswohnungen im Saarland errichtete Gauleiter Bürckel. Das Vermögen der Stif tung, die ihren Sitz in Neustadt an der Weinstratze hat, beläuft sich auf eine Million Mark. Aus Mitteln dieser Stiftung soll der Sicdlungs- und Wohnungsbau im Gau Saarpfalz nach Maßgabe der Stistungsurkunde gefördert werden. Explosion auf einem franz. Petroleumdampfer Paris, 20. August. An Bord eines französischen Petro leumtankdampfers, der sich vor Marseille befand, hat sich eine Explosion ereignet. Die Mannschaft rettete sich schwimmend ans Land. Nur ein Schiffsjunge ertrank. Zwei Matrosen habe» Brandwunden erlitten. Schuljuaendführer 56 Meter tief abaestürzt Salzburg, 20. August, Der Professor am Gymnasium St. Stephan bei Augsburg, Potzettl, Schuljugendführer der Grupp« Augsburg, unternahm mit neun Angehörigen eine Bergtour auf dos Palfenhorn im Steinernen Meer. Bei Erklettern der sogenannten Buchleitenschneid ist er 56 Meter tief abgestürzt und mit einem Schädelbruch und mehreren Rippenbrüchen bewutzt- los liegen geblieben. Er wurd« in das Spital nach Reichenhall gebracht.
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