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Sächsische Volkszeitung : 21.08.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193608217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360821
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-08
- Tag 1936-08-21
-
Monat
1936-08
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.08.1936
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Bernhard von Llairvaur Politiker und Mystiker des hochnrittelalter» Im Jahre 1001 war der hl. Bernhard als Sohn eines vornehmen burgundischen Geschlechtes geboren worden; in der Geschichte sollte er aber nicht als Burgunder, sondern als der Z i st e r z i e n s e r weiterlcbcn. Denn als er mit 22 Jahren In das Kloster Citeaux cintrat, geschah es mit der festen Ab sicht, auf Heimat und Sippe, Familie und Baterhaus, Politik und weltliche Wissenschaft, Reichtum und Ansehen für immer zu verzichten. Zum zweiten Male mar Burgund der Ausgangs punkt einer grohen kirchlichen R e s o r m b e m c g u n g gewor den. Die Reform der Zisterzienser Die erste war von dem Benediktincrkloster Clugny aus gegangen. Unter den Aebten Odo, Aymar, Majolus, Odilo und Hugo hatte die Bewegung der Cluniazenser nicht mir zahlreiche Klöster reformiert, sondern das Antlitz der Kirche erneuert. Gregor VII. hatte die Reformidecu der Cluniazenser im päpstlichen Rom zur Herrschaft gebracht, er hatte sie gegen das Kaisertum ausgespielt Mit dem Siege im Iuvcstiturstreit, den für Deutschland das Wormser Konkordat abschloh, war ein Hauptpunkt des Programms der Cluniazenser erfüllt, die Kirche und ihre Aemter waren frei von weltlichem Einfluh gewor den. Aber bereits 50 Jahre nach dem Tode des hl. Odilo von Clugm) werden Klage» laut über die Verweltlichung des Ordens und so entsteht im Gegensatz zu Clugny und den Cluniazenser» der neue Orden der Zisterzienser. 1008 gründet Robert von der Champagne unweit von Dijon, also wieder in burgundischen Landen, das Kloster Citeaux. Die eigentliche Ausgestaltung dieser Gründung zu einem ganz Europa umspannenden Orden war aber nicht das Werk des Gründers, sondern Bernhards von Clairvaux, der als der formende Geist des Zister- zienserordeus gelte» darf, von dem auch die charta chnritatis, das 1tt9 eutivorsene Grundgesetz des Ordens stammt. Die As kese wird im neuen Orden auf die Spitze getrieben, der Orden lehnt die Predigt, die Seelsorge, die Wissenschaft, die feierliche Ausgestaltung des Gottesdienstes und des Gotteshauses ab. Nach dem Geist seiner Stifter soll er in die Waldeinsamkeit ziehen, harte körperliche Arbeit leisten, langes Gebet, das in der Nacht beginnt, ständiges Stillschweigen, strenge Disziplin, kärg liche Nahrung ans sich nehmen. Es ist ein uns fast protestantisch anmutender, puritanischer Geist, der im ursprünglichen Zister zienserorden herrscht, lind wir sind geneigt, in dem litera rischen Kampfe, den Bernhard gegen Clugny führt, einige Ab striche zugunsten Clugnys zu machen, so wenn er sich gegen den kostbaren Bau der Basilika in Clugny wendet und behauptet, dah die Leute dort mehr auf den Marmor als ans die Bücher schauten und ihre Zeit mehr mit der Bewunderung der Kunst, als mit der Betrachtung des göttlichen Gesetzes znbrächten. Auch die Geschichte seines Ordens hat dem Rcformeifer Bernhards nicht recht gegeben. Wenn wir. besonders in der deutschen Ostmark, geneigt sind, als das Hauplvcrdienst der Zisterzienser ihre kolonisatorische Arbeit zu buchen, so müssen nur bedenken, dah diese von Bernhard gar nicht ge wollt war. Bernhard schrieb den Aufenthalt in sumpfigen und womöglich ungesunden Tälern und die körperliche Arbeit nur aus asketischen Gründen vor. Er hatte nicht überlegt, dah im Lauf der Jahrhunderte aus einem bearbeiteten Sumpf frucht bare Gärten, wohlangesüllte Fischteiche, reiche Felder entstehe» würden Das sollte einmal der Verderb des Zistcrzienserordens werden. Er wurde zum reichsten Orden der Cbristenheit, da ober Seelsorge. Predigt und Studium ausgeschlossen waren, er stickte er vielfach im Wohlleben. Vor der Reformation waren die Zisterzienser weitaus verweltlichter als ihre Vorläufer, die Benediktiner Körperliche Arbeit ohne Studium ist aus die Dauer kein brauchbares Mittel der Askese und Charakter schulung. Spätere Reformen des Zisterzienserordens haben im wesentlichen sich an die Gewohnheiten der Benediktiner ge halten, von denen der Zistcrzienserorden sich ja nur durch seine Tracht — weiher Talar und schwarzes Skapnlicr — und seine Verfassung und durch sein Offizium unterscheidet. Nnr der van den Zisterziensern abgezweiatc Orden der Trappisten versucht die alte bernhardinische Strenge dnrchzuhalten. Der Politiker Ein eigentümliches Schicksal hat es gewollt, dah Bernhard selbst gar nicht einmal dazu gekommen ist, das Ideal seines Ordens, die völlige Weltabgeschiedenheit. zu verwirk lichen. Es mutet wie Ironie des Schicksals an, dah kein an derer Ordcnsstister. nicht einmal der hl. Ignatius, so in die politischen Händel seiner Zeit verstrickt erscheint, wie gerade der hl Bernhard. Tie Gründe für diese rege politische Tätigkeit liegen zunächst in der eigentümlichen Struktur des Hoch- m i t t e l a l t e r s. Ter hierarchische Gedanke von Clugny hat sich restlos dnrchgesetzt, nicht nur in der äusseren sozialen Ord nung. sondern, was schwerer wiegt, im Bewnhtsein der Men schen selbst. Es herrscht die hochgespannte Stimmung der ersten Kreuzzüge, der entstehenden Ritterorden. In dieser hier archischen Welt nahm der Heilige, der von Gott begnadete Mensch, der Asket und Mönch, die höchste Stelle ein; selbst das nach der kirchlichen Rechtsordnung ihm überlegene Papsttum beugt sich vor ihm. Päpste und Kardinale lassen sich willig von Bernhard mahnen, zurechtweiso», ja im Grunde ist es zuletzt der Einfluh des hl. Bernhard, der über die Besetzung des Stuhles Petri bestimmt. Dieser regen politischen Tätigkeit des hl. Bernhard, die wir jetzt noch aus seinem Briefwechsel nicht nur mit Mönchen, Bischöfen und Kardinalen, sondern mit fast allen weltlichen Fürsten seiner Zeit studieren können, entsprach jedoch ein Wesenszug des hl. Bernhard selbst. Seine grohe Aktivität, fein Drang, einzugreiten. zu helfen, zu raten, wo er das Heil der Seelen und das Reich Gottes gefährdet sah. Gewollt und gesucht bat Bcr'ckord diese volitische Tätigkeit nickt, aber den vielen Fragen, Bitten und Wünschen, die von anhen an ihn herangetraaen wurden, alanbtc er sich nicht entziehen zu dürfen. Es ist jedoch immer religiöses Interesse, das Bernhard in die Politik hineinzieht. Dies ist gelegentlich bezweifelt worden, ivie es auch unvermeidlich ist. dah das Eingreifen Bernhards in die Bolitik ihm eine Fülle politischer Werturteile zugezogen hat, ivie sie nun einmal mit politischer Betätigung verbunden sind. Erich Caspar hat in der Schriftenreihe ..Meister der Po litik" ein Buck über den hl. Bernhard geschrieben, in der er ihn als das Muster eines kirchlichen Realpoli tikers bezeichnet. Zweifellos ist aber Bernhard mehr gewesen als ein politisierender Geistlicher. Es soll nickt geleugnet werden, dah er die Mittel der Politik meisterhaft, geradezu souverän beherrschte. Schliesslich war er der Sokn eines alten burgundischen Adclsgeschlecktes. dem Menschenfübrnng und M'nschenbehnndlnng im Blute lag. Seine sorgfältige Er zieh",io batte diele Anlagen nock verstärkt und die Hauotkunst der Politik. Menschen psychologisch zn behandeln und zu führen, Katie er auch im Ordcnslebcn genügend üben und betätigen können. „Tc^üher -er Kirch«" Gerade aber dort, wo Bernhard als Politiker fehlte und danebengriff, zeigt cs sich, dah das Hauptmotiv seines Handeln» kein politisches, sondern ein religiöses war. Wegen irgendeiner Kleinigkeit gerät Bernhard mit König Ludwig VI. von Frankreich in einen Konflikt. Der Biograph Ludwigs VI., Abt Suger von St. Dönis — nebenbei gesagt ein Freund Bern hards von Clairvaux — kann die Ergebenheit dieses Königs gegen die Kirche nicht genug rühmen. Da aber der Klerus selbst nicht einig war, kam auch dieser fromme König ins Ge dränge und erregte den Zorn des hl. Bernhard. Bernhard nennt ihn einen „neuen Herodes", belegt ihn mit allen Attri buten des Antichristen, beschuldigt ihn der Religionsversolgung usw. Später tituliert er ihn wieder rex pacificns und sogar „S ch ii tz e r der Kirch e". Darin äuhcrt sich nicht nur lleber- treibung und hl. Eifer, sondern diese Haltung wird becinslutzt durch Bernhards Glauben an den kommenden baldigen Welt untergang mit dem Vorhergehen des Antichristen. Kirchen verfolgungen, Schreckenssürsten waren aber nach der Bibel die Vorzeichen des Antichristen. Aus derselben Einstellung erklärt sich auch Bernhards Hal tung im päpstlichen Schisma von 1130—114(1. Zwei Päpste waren gcwähst, von der Mehrheit Anaklct II., von der Minderheit Innozenz II. Schon die Tatsache einer Doppelwahl fahle Bernhard als ein neues Vorzeichen des Jüngsten Tages auf. Nun entstand für Bernhard die Frage, wer von den beiden gewählten Päpsten den Antichristen oder dessen Werkzeug verkörpere. Da Anaklet über hervorragende geistige Fähigkeiten vcrsiigte, erschien er Bernhard verdächtig, da die Prophezeiungen der Hl. Schrift die Klugheit als charakteristisch sür den Antichristen erwähnten. Sa entschlaf; sich Bernhard, sich für den intellektuell nnr durchschnittlich be gabten, moralisch vollkommen einwandfreien Innozenz II. einzu setzen, obwohl er nur von einer Minderheit von Kardinälen gewählt war, ein Fall der berühmten Berufung aus den minar et sanior pars, den kleineren, aber gesünderen Teil. Es ist allein der unermüdlichen Tatkraft Bernhards zn verdanken, dah Innozenz anerkannt wurde, und das; vor allen Dingen das Schisma beseitigt wurde. Der Kreuzzugspre-iger Zur Beseitigung des Schismas war Bernhard nach Deutsch land und Italien gereist, hatte mit sämtlichen weltlichen Groszen des europäischen Abendlandes korrespondiert und so einen tiefen Einblich in die Politik gewonnen. Nach dem Tode Innozenz' II. bestieg ein Zisterziensermönch als Engen III. den pävstiichen Thron, der sich oanz als Schüler Bernhards fühlte. Bernhard war zum geistigen Führer des Abendlandes ge worden. So erklärt sich auch die Tätigkeit, welche uns mo dernen Menschen wohl am unverständlichsten ist, die Tätigkeit Bernhards als Kreuzzugsprediaer. Es gibt keine bessere Widerleguna der Krenzzuas- idce als die Geschichte der Kreuzzüge selbst. Neben wirklich In ganz England zoll! man augenblicklich dem tollkühnen Husarenstück einer jungen Fron auirichl'ge Bewunderung. Nur öer Tatkraft der jungen Nütz Givendolen ist es zu verdanken, das; der englische Zoologe John Latson. der eine Ervedition in die Südsee unternommen hatte, dem sicheren Tode entrissen werden konnte. M>s; Gwendolen. die heut« Nirs. Latson heisst, unter nahm einen Gewaltslug um den halben Erdball, über drei Kon tinente. um dem Verlobten das rettende Serum bringen zu können. Das tückische Schivarzwassecsicber. Schon seit vielen Jahren arbeitete der junge Gelehrte John Latson an einer Theorie über bestimmte Südseetiere. Seine Arbeiten erfreuten sich in Fachkreisen wegen ihres Reichtums an Ioeen und wegen ihrer Gründlichkeit grohen Ansehens. So war niemand überrascht, als eines Tages bekannt wurde, John Latson sei mit der Führung einer kleinen Ervedition zur Süd see betraut worden. Er sollte einige Koralleninseln im Stillen Ozean besuchen und dort an Ort und Steile seine Theorien nachprüfen. Da er selbst über ein nicht unbedeutendes Vermögen verfügte, brauchte an der Ausrüstung der Ervedition nichts gespart zu worden. Unter anderem wurde auch ein Kurz wellensender angeschafft, der spater die Rettung Lcstsons er möglichen sollte. Für einen jungen Gelehrten gibt es kaum Schöneres, als mit einem ehrenvollen Auftrag hinaus in d>e Welt an die Forscher arbeit geschickt zu wenden. Frohen Mutes reiste Latson nm seinen Mitarbeitern nach Australien ab. Lediglich der Abschied von seiner Verlobten war ihm schwergefallen. Aber es war aus gemacht, wenn die Weltreise beendet war, sollte geheiratet werden. Von Australien aus liehen sich d>e englischen Wissenschaftler durch einen Fracktdampfer zu einer Gruppe von Koralleninseln nordwestlich Australien bringen. Dor vorher ausgearboitetc Arbeitsplan konnte genau inneaehalten werden. Das er'ährt man allerdings erst jetzt, denn d'e Erzicdition hatte nick' di« Möglichkeit, gröhere Bericht« in die Heimat zu senden. Eines Tages aber, es sind inzwischen schon w eder mehrer« Monate ver gangen. empfing man an? der britischen Insel Palmyra einen SOS-Ruf von den Forschern. John Latson war an Schwarz wasserfieber erkrankt, nachdem er Ickan längere Ze-t unter Ma laria zu leiden batte. Bei der Heimtücke der Krankheit, die fast immer tödlich verläuft, war dringende Kulte erforderlich. Von Palmyra aus ging unverzüglich ein Schill in See das die Forscher van ihren Koralleninseln abbolte und noch Palmyra bracht« Auherdem wurde der SOS.-R"l nach Australien und von dort nach England westeraeocben. E» f'blte an den wich- tiasten Medikamenten, denn Latwn hatte -die Vorräte lewer Er- peditionsapothcke bereits ve-Braucht. Obwohl der Ansatz des Schwarzivasserfiebcrs nicht allzu listig war. drohte dem Patien ten sicherer D'ö. wenn es nicht -^'ang, rechtzeitig die erforder lichen Medikamente herbeizuscbalsen. Mitz Gwendolen kennt keine Müdigkeit. In England erregte die Unglücksbotschast kein geringes Aufsehen. Man hielt Latson für verloren Es war ja unmög lich. ihm rechtzeitig Hilfe zu brinaen. selbst ive ni inan sofort im Flugzeug zu ihm flöae. Aber Mitz Gwendolen. dVerlobte, b'elt sich nickt mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auf. So bandelte mit überraschender Energie und Tatkraft. In unglaublich kurzer Zeit war «in Pilot gesunden, oer die Strecke En stand — Austra lien als Verkehrsflieaer nstederholt Ixstlogen hatte, und der zu einem Eilflug nach Palmyra bereit mar. Kaum waren die be nötigten Medikamente zur Stelle, als auch schon das Flugzeug mit Mitz Givendolen als Fluggast startete Als gelb' es einen Rekord aufzustellen, gönnte Mitz Givendolen aus den Zwilchen- landungsvlätzen ihrem Piloten nur immer wenige Stunden Ruhe. Nach elf Tagen ivar Australien erreicht. Es folgte jetzt die schwie- riaste Etapzxt. der Flug nach Palmyra. Auch tz« wurde ohne jeden ZwisclMiatz zurückaekat. Der Flug sollte nicht oer-zeblich gewesen sein. Wie durch «in Minder war Latson noch am Leben. religiösem Eifer und inniger Ergriffenheit traten von Anfang an auch politische Berechnung, Machtgier, Habsucht, Neid, Eifer sucht, Abenteuerlust und Schlimmeres sehr deutlich in die Er scheinung. Uns erscheint es heute kaum noch verständlich, dah ei» Mann vom geistigen Format eines Innozenz lll. das schwär merische Unternehmen des K i n d e r k r c u z z u g e s gebilliat haben soll. Bei dem einseitig asketisch orientierten Bernhard verstehen wir die Begeisterung sür den Krmnzug schon eher. Denn trotz aller Mihersolge, trotz aller Menschlichkeiten lag den Kreuzzügen doch ein hohes Ideal zugrunde die der K>err- schaft des Jenseitigen, Geistigen über das Ti sleitiae "irdische. Die Idee der Solidarität eiii'r christlichen Weit geoeuüber der Welt des Unglaubens. Tie Errichtung eines Gottesst.iates aus Erden mit dem Mittelpunkt in Jerusalem, von dem aus man das Ende der Zeiten erwarten konnte — die Idee der «Vnaabe des Lebens und des irdischen Besitzes für das hohe Gnt des Glaubens. So wird die Predigt des zweiten Kreuzzuges zum (Höhe punkt im Leben Bernhards. Auf die Bersammlnng in Veze- lay, wo er als Legat des Papstes Frankreich und seinen Kö nig Ludwig VII. gewinnt, folgt seine Werbereise durch Frank reich und Deutschland. Das; er schliessticb auch den der Kreuz zugsidee ziemlich abgeneigten deutschen König Konrad III. auf seine Seite bekommt, wird in den Biographien Bernhards „Das Wunder der Wunder" genannt. Es kennzeichnet jedenfalls den ungeheuren, rein persönlichen, fast charisma tischen Einflns;. der von der Gestalt des heiligen Bernhard auf seine Zeitgenossen ausging. Das Unternehmen scheiterte, muhte scheitern Tie fran zösischen Kolonien im Morgenland wären damals noch mit Mitteln nüchterner Politik zn halten gewesen, aber mit eksta tischen. begeisterten Massen konnte man keine Politik treiben. Hinzu kamen die Uneinigkeiten der Fürsten, die Intrigen des griechischen Kaisers und des sizilischeu Königs. So scheint der unglückliche Ausgang dieses Unternehmens zn beweisen, datz Bernhard kein Politiker, am wenigsten ein zielbewusster Real politiker war. Aber Bernhard war ja nicht nnr als Prediger der Idee, sondern auch als ihr Prophet ausgetreten Er hatte einen glücklichen Ausgang gewcissagt Co muhte er denn als Mensch Kühen sür das, was er im besten Gewissen — aber irrend — veranlasst hatte. Dasselbe Abendland, das ihm so begeistert gesolgt war, lehnte ihn jetzt einmütig ab. Schon damals e^ klangen die Borwnne, das; der gröhte Redner zugleich der u n g l ü ck l i ch st e Politiker gewesen wäre. Bernhard hat alle diese Vorwürfe mit Geduld und Dennst getragen Und aus den Schmerzen des Miheriosges ist er erst zum M u st iker der Gottesliebe geworden. Er hat das Kreuz des Verkannt werdens, der Einsamkeit und der schmerzlichen Enttäuschung mit demselben Heldenmut getragen, mit dem er vorder das Kreuz gepredigt hatte. Dieser Bernhard der Gottesliebe der zarten Kreuzesmystik, ist der dem inneren Leben der Kirche erhaltene Bernhard geworden. Von der Beruh"'d-nu'chen Mystik sind durch das ganze M.twsgUer hindurch Wirkungen nusgegangen, die der Bernhardinischen Politik versagt bleiben muhten. Und jetzt zeigte sich, was eine schwache Frau zu vollbringen vermag, wenn es ihr Witze verlangt. Trotz öer langen an strengenden Reise setzte sich Mit; Gwenöolen an öas Krankenbett des Verlobten und pflegte ihn mit üuhersler Selbstauiopierung. Immer wieder von neuem musste der Herzschwäche des Paten ten beizukommen versucht werden. Es war ein Kampf aui Leben und Tod, den Mih Gwendolen hier am Krankenbett aus der ein samen Südseeinsel aussocht. Langsam wirkten oie Med.Kamenle. Die Krisis wurde überstanden uns nach weiteren Wacken mar Latson wenigstens wieder lransporstähig. Ein Frach'.dannnec nahm den Kranken, seine treue Pslegerin und die übrigen Er- peditionsmitglieder an Bord und dampsle ab nach Brisbane. Als aber unterwegs eine Komplikation in dem Zustand Lations cintrat, gab dieser selbst atze Hoffnungen auf. Er tzat den Kapitän ihn mit seiner Berlobten zu trauen, oamil ne seinen Namen trage und seine rechtmäszige Erbin werde. Ter Kap län erfüllte den Wunsch des Forschers in e ner schlichten Zeremonie. Die Aufopferung bleibt nicht vergeblich. Noch einmal nahm die heldenmütige Frau den Kampf gegen den Tcd auf. Sie kannte keine Müdigkeit, wachte Tag und Nacht, l es; dem Patienten die denkbar beste Pilege angeüeilzen und half ihm zum zweiten Maie über die Krisis. Was alle, auher der jungen Frau Latson. für unmöglich gehallen hatten, trat ein. Latsons Befinoen besserte sich, uird als dieser Tage der Dampfer im Hasen von Brisbane anlangle, und Latson ins Krankenhaus gebracht wurde, konnten ihn die Aerzie als ge rettet bezeichnen. Die Frau, die u-n den halben Erdball geflo gen war, um dem Geliebten Hilf« zu bringen, hatte gesiegt! Das wunderglas „Polaroid" Nur einseitig durchsichtige Fensterscheibe» — Das Problem der Blendungssreitzeit gelöst? In Newyork wurde soeben von dem Ingenieur Edwin H. Land «in von ihm erfundenes neues Glas vorgeiührk. das geeignet erscheint, eine grohe Anzahl der schwebenden Pro bleme in der Optik mit einem Schlage zu lösen Tiefes neue Glas ermöglicht z. B. die Anfertigung von Brillen, mit denen man in bewegtes Wasser hineinsehen kann, ohne durch irgend welche Blendungsreslere der Oberfläche gestört zu werden, es wird ferner möglich sein. Fenster an Wohnhäusern anzubringen, durch die man wohl hinaus, aber nicht hineinschauen kann Auher den genannten erstaunlichen 'Möglichkeiten gibt es noch viele andere, die das neue Glasprodukt bietet. Jin übri gen ist es äuherlich von gewohnlicl-em Glas nicht zu unter- scheiden. Ter grohe Unterschied des „Polaroid", wie Sie neue Ersindung genannt wird, zum Normalglas besteht darin, dah das „Polaroid" nur polarisiertes Licht Surchläht, d. h Lickt mit einer bestimmten Schwingungsiorm. Was ist polarisiertes Licht? Gewöhnliches Licht ist ein Sckwinaungsvoraang. bei dem sich der Lichteflekt von Ser Licktguelle aus wetzensörmig gleich- mähig aus einer ständig gröher «versenden Kugelobersläch« nach allen Seiten ausbreitet. Dagegen breitet sich voiarisierles Licht bei sonst gleichem Schwingungscharakter nur in einer be stimmten Fläche und Richtung aus. Tas menschlicize Auge kann den Unterschied ;nstscken gewöhnlichem und poralitzertein Licht nicht wahrnehmcn. Nur ivenigen ist es bekannt, dah Licht, das von einer Wasseroberfläche, von spiegelnden Gegenständen oder Wolken zuriiclnzeworlen wird, zum grohen Teil polarisiert ist. Aber es ist auch möglich. Licht künstlich zu polarisieren, indem man den Lichtstrahl durch bestimmte natürliche Kristalle leitet. Derartige Kristalle nennt man Nicols, und besonders geeignet sind Turmalin und Kalkspat. Das austretenSe Licht in einer Richtung polarisiert, abhängig von Ser sogenannten „Polarisationsachse" des betreffenden Kristalls. Fällt Sas auf Hirse Weis« polarisierte Licht auf «inen zweiten Nicol, so wird Rettungsflug uin den Hülben Erdball Der englische Forscher John Latson -ein sicheren Tode entrissen — Hochzeit an« Krankenbett
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