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Siegreicher deutscher AM bei Arras Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau mel-ek amtlich: Große-Hauptquartter, 16. April. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Auf dem Nordufer der Scarpe hielt unser Vernich tungsfeuer englische Angriffswellen nieder, so daß der Sturm nicht zur Durchführung kam. Auch nordöstlich von Lroisilles brachte unser Feuer einen starken Angriff der Engländer verlustreich zum Scheitern. Nördlich der Strohe Arras—Cambrai warf ein Vor- stoh unserer Truppen den Feind auf Lagnlcourt und BoursieS zurück. Zu den blutigen Berlnsten -er dort fechtenden Australier kommt die Einbuhe von 478 Gefangenen und 15 Maschinengewehren, die eingebracht, sowie von 22 Ge schützen, die genommen und durch Sprengung unbrauchbar gemacht wurden. Bei St. Queukiu nahm -aS Artilleriefeoer wieder zu. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Zwischen Oise und AiSne sind gestern durch starkes Feuer vorbereitete Angriffe der Franzosen bei Daoxaillon und Lhivres gescheitert. Bon SoissonS bis Reims und !m Westkell der Champagne hat der Feuerkampf bei stärkstem Gnfatz der Artillerie und Mlnenwerfer angehalten. Nach Scheitern feindlicher Erkuudungsvorstöhe am 18. 4. ist heute morgen in breiten Abschnitten die Anfauterieschlacht entbrannt. Heeresgruppe Herzog Albrecht 3n der Lothringer Ebene und der burgundischen Pforte blieben Anternehmunge« französischer Sturmtrupps gegen unsere Stellungen ohne jeden Erfolg. Ein einheitlicher Angriff feindlicher Flieger gegen unsere Fesselballone längs der Als ne war ergebnislos. Die Gegner haben zwischen Soissons und Der dun zesterrr 11 Flugzeuge verloren, deren Mehrzahl Maschinen neuester Bauart (Spads) find. Oestlicher Kriegsschauplatz Im allgemeinen geringe Gefechtstäkigkeit. Rur an der Bah» Kowel—Luzk verfeuerte die russische Artillerie etwa 1V 000 Schuh gegen unsere Stellungen; vordringende Strelf abteilungen wurden abgewiefen. Mazedonische Sronl Keine besonderen Ereignisse. Der Erste Seneralquartiermeist er. Ludeudorff. Neutralitätserklärung Chiles vib. Wie», 16. April. (Meldung des Wiener K. K. Telc- graphen-Korr.-Bureaus.) Der chilenische Gesandt tellte im Aus wärtigen Amte namens seiner Regierung mit, dah die Re publik Chile gegen die Monarchie und das Deutsche Reich auch weiterhin Neutralität beobachten werde. Dee neue Fliegerangriff auf Freiburg vtd. Berlin, 16. April. (Amtliche Meldung.) Am Souuabend, den 14. April mittags 12 Uhr griff ein feindliches Geschwader von zwölf Flugzeugen die offene Stadt Frei barg im Breisgau an. Der Angriff wurde um 5 Uhr nachmittags von zwei weiteren Geschwadern mit zusammen 23 Flug zeugen wiederholt. Dem ruchlofen Ueberfall fielen leider mehrere Menschenleben zum Opfer. 7 Frauen, 3 Männer, 1 Soldat wurden getötet, 17 Frauen, 8 Mäaner und 2 Kinder verletzt. Di« feindlichen Flieger wählten sich als Angriffsziel neben dem Neue» Stadttheater vor allem die Institut« und Klinik der Univer sität. Die Anatomie wurde beträchtlich beschädigt. Durch unsere wirksamen Gegenmaßnahmen kam d«r Angriff nicht völlig zur Durchführung. 3m Verlaufe der mit unsere» zur Abwehr aufgefliegcnen Fliegern sich entfpinnenden Luftkämpfe wurde» zwei feiickliche Flugzeuge bei Schlettfladt und Markirch abgefchosien. «in drittes im Luflkampf, vereint mit Adschutz von der Erd« aus, zum Ad- sturz gebracht. Bezeichnenderweise find sämtliche drei Flugzeuge eng lischen Tvps mit englischer Besä Hang. Der Führer des Angriffes, ein englischer Oberstleutnant, ist dabei in unsere Hand ge fallen Nach seinen Angaben nnd aus dem Inhalte etnes adgeworfenen Flugblattes war der Angriff eine Bergeltungsmohregel für die Torpe dierung der .Gloucester Lastl«'. Die Berechtig«,- einer solchen Begründung wird auf das entschiedenste bestritten. Uusere Negierung hat England zeitig genug zu oerstehen gegeben, dah sie den Verkehr non sogenannten .La^rettschiffea' innerhalb einer genau bezeichneten Zone nicht länger dulden köan«. W«»n di« Eugläaber trotzdem ualer Mihachtong uns«r«r Warnung u»d »»ter Mißbrauch des Noten Kreuzes Transporte im Sperrgebiet unternehmen, so mäste« sie di« Folgen ihrer Handlungsweise tragen, aus Rachsucht aber offene Städte anzugreifen, ist ein billiger Ruhm. Militärisch wichtige Objekte, die den Angriff rechtfertigen könnten, gibt es in Freiburg im Breisgau nicht. So reiht sich dieser Ueberfall an andere durch nichts begründete Ueberfälle auf wehrlose süddeutsch« Ort schaften an. Ein neues Stück zu dem Karlsruher Kindermord am 22. Juni vorigen Jahres. Reue N-Dootbeute im Mittelmeer vvtb. Berlin, 16. April. (Amtlich.) Im Mtttelmeer wurden nach neu eingegangenen Meldungen versenkt: Sechs Dampfer und vier Segler mit 40 782 Tonnen, darunter am 6. April der bewaffnete englische Dampfer «Spithead' (4697 Tonnen), von Alexandrien nach Colombo bestimmt, und der fran zösische Segler «Cybele» (154 Tonnen), von Malaga noch Lissabon mit Eisen; am 10. April ein englischer bewaffneter Transportdampfer (etwa 8000 Tonnen), tief beladen, auf der Fahrt nach Port Said, und ein englischer Hilfskreuzer, Typ «Otway", von etwa 12 000 Tonnen, von Alexandrien; am 11. April der bewaffnete englische Dampfer .Imperial Transport" (4648 Tonnen), von Dort Said nach Malka; An fang April nach Aussagen englischer Kriegsgefangener Mei Dampfer von je 5000 Tonnen durch Minen. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Die Kriegslage D Berlin, 16. April. (Drahtbericht unserer Bersin er Schrift- tettung.) Das gewMgste DramavonArrashäN die Gemüter «och wie vor in Ban». Das Bestreben der Engläader geht dort offensichtlich darauf hinaus, ihre Augriffsfro«t zu erweitern, and In solcher Veranlassung habe» sie sowohl westlich von Leus wie südöstlich von ArraS gegen den Nordhügel unserer neuen Front starke Angriffe gerichtet. Unsere Truppen haben sich gegenüber diesen Angriffen ver schiedenartig verhalten. So leisteten sie an der Scarpeniederung kräftige» Widerstand, und die englischen Angriffe wurden blutig abge wiefen. Auf dem Rordhugel westlich von Lens beschloß unsere Führung indessen, andere Bahnen za gehen. Lbrrch den Angriff östlich von Arras war die Lage für unsere Truppen la dem von Leus westüch vorspringcsden Bogen, der durch di« Orte Vimy, Givenchy, An-res bezeichnet ist, nicht eben günstig geworden. Vom Vimy- rücken aus im Süden und von der Stellung btt Loos im Norde» konnte dieser Bogen unter konzentrisches Feuer genommen werden. Ein Gegenangriff gegen die beherrschenden Höhen von Vimy hätte uns schwere Opfer gekostet, und ein Erfolg wäre zudem angesichts der Höhen stellung der Engländer und des hier einsehenden Maffenartilleriefeuers zweifelhaft gewesen. So entschloß sich denn unser« Führung, diesen Teil der Front zarückzunehmen. Unsere Truppen stehen nun dicht vor Lens. DasLoslöfen vom Gegner ist für uns ohn« Verluste erfolgt. Die Kämpfe südlich der Scarpe haben auf breiter Front statt gefunden und wurden auf beiden Seiten mit großer Erbitterung geführt. Hierbei fielen uns 300 Gefangene in die Haud, während wir selbst nur 100 verloreu. An der westlich angrenzenden neuen Front fanden im Vorgelände täglich Gefechte statt. Die Engläader haben sich jetzt betder- seits der Straße von Cambrai und über das Vorgelände von St. Quentin vorgearbeitet. St. Quentin wird dauerndde- schossen. Mit den Franzosen, die ihr Feuer auch g«ge» den südlichen TeU unserer neuen Front richteten, nahmen die Kämpft auch an der alten Front zwischen Soissons und Reims au Heftigkeit za. Im Osten haben die Kämpfe sogar bis nach der Champagne über gegriffen. Im Osten haben nach unseren glänzende« Erfolg«» bei Loboly die Ruffen inzwischen an verschiedenen Stellen starke Tätigkeit e»t- wickell. Als das Artilleriefeuer auSsetzte, stieß russische Infanterie mehr fach vor. In Mazedonien wurde nach dem Scheitern der ftanzöfischen Angriffe auf Monastir der westliche Flügel der Sarraitarmee, der sich aus Fraazoseu, Italienern, Raffen und Serben zusammensetzt, wieder in Tätigkeit gesetzt, wie zuvor. — An der englischen Front wurden die Artllleriekämpfe insbesondere zwischen Ward ar- und Doiran- fee zettweise lebhafter. Er ist nicht ausgeschlossen, daß die Engländer hier die schon so oft angekündigte Offensive vornehmen wollen. So viel Zufammenfaffendes über die Vorgänge der letzte« Woch«. Heber die gestrigen Kämpfe ist nur kurz zu sagen: Nordöstlich von Arras waren im Vorfelde Patrouillen tätig. Auf dem nördlichen Teil der Scarpe wurden englisch« Angriffe durch unser Artllleriefeuer niedergehalten. Ein feindlicher Vorstoß nordöstlich von Lroisilles wurde abgewiefen, ein Vorstoß von unseren Truppen nördlich der Linie Cambrai —Arras endele für den Feind mit schweren Verlusten. Es wurden von uns 22 feindliche Geschütze gesprengt. Wir brachten 475 Gesängen« und 15 Maschinengewehre ein. An der Aisne und in der westlichen Champagne wurde di« Arlillerielätigkelt außerordentlich stark. Feindliche Patrouillenvorstöße wurden hier von uns abgewiefen. 3n der Nacht flaute daS Feuer hier zeitweilig ad, nahm aber heute morgen wieder zu. Aach im Suadgau war die Feoertätigkeit sehr lebhaft. Die Fliegertätigkeit war gestern ebenfalls sehr rege. Ein M a s s e n a n g ri f f gegen unsere Fesselballons an d«rAisne blieb erfolglos. Im Osten herrschte nördlich der Bahn Kowel — Luzk zeitweise starkes russisches Arlilleriefeuer. Russische Patrouille«, dl« im Anschluß an diese Artillerietätigkeit vorzustoßen versuchten, wurden glatt ab gewiesen. Die Kosaken gegen die provisorisch« Regierung (r.) BonderSchweizerGreuze, 16. April. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatter-.) Lo»t Schweizer Blättern schreibt die russische Zeitung «Praroda": Ab ordnungen der Don -, Terek- und Krim-Kosaken er klärten, dah sie der neuen Regierung den Treueid verwei gern würden. Preußen und die Osterbotschast G Eine Woche lang schreiben nun in Nord und Süd die deutschen Blätter über die Osterbotschast des Kaisers. Ein jeg licher hat nachgerade sein Sprüchlein gesagt, und inan kann sich also wohl an den Versuch wagen, die Summe dieser Betrachtun gen zu ziehen und die Wirkung der Botschaft auf Volk und Par teien festzustellen. Sehr erhebend ist. was sich-dabei herausschält, eigentlich nicht. Der Krieg hat unS von dem alten Erbübel deut schen politischen Meinungsstreits, der Nabulistik, nicht erlöst. Immer noch blüht die Kunst des Wortemachcns und des mit Be wußtsein und Absicht AneinandervorbeiredenS, wird derselbe Wein in die nämlichen alten Schläuche gefüllt, und übt man mit Grandezza Fechterstückchen, die Auge und Sinn von dem ab lenken sollen, waS allein zur Verhandlung steht. Wenn man so die konservativen Preßstimmen mustert und dabei auch zwischen den Zeilen liest, hat man fast das Gefühl, die Axt wird gelegt an das alte stolze Preußen, aus dem unser neues Reich erwuchs, und süddeutsche Demokraten, die von Rechts wegen diese Dinge überhaupt nichts angehen, geben bei solchem selbstmörderischen Werk den Ton an. Also ungefähr eine Variation auf das bekannte Spottwort Friedrich Wilhelms IV. über Meyerbeers Hugenotten: Katholiken und Protestanten schlagen sich die Köpfe ein, und ein Jude macht die Musik dazu. Kann man denn, wenn man in den Sinn des ReichsmcchaniSmus einzudringen sich bemüht, im Ernst behaupten, die preußischen Zustände gingen Reich und Reichstag nichts an Das mag man zur Rot von Lippe und Waldeck sagen. Preußen ist aber dock etwas andere-, etwas anderes selbst als Bayern, Würsten,berg und Sachsen. Unser Deutsches Reich ist doch nun einmal immer noch das verlängerte Preußen. Jede Vorlage, die in irgend einem Neicksamt geboren wird, muß zuvor die ' preußische Ministerialinstanz durchlaufen, und welche Veränderungen ihr da erblühen, mit welchen Hemmnisten sie unter Umständen zu Kämpfen haben, das hat in vertrauter Stunde mehr als ein Staatssekretär seufzend bekannt. Auf Verfassung, Stimmung. Sinnesart besagter Ministerialinstanz — das wird sich gar nicht bestreiten lasten — färbt ober der preußische Landtag, vor dem sie restortiert und auf den sic sich einzustcllen hat, ab, und also wird man folgern dürfen, reichen gerade in Preußen diese Dinge über den einzelstaatlichen Bezirk hinaus in die Sphäre des Reichs. Im allgemeinen mag es ja nicht wohlgetan jein, derlei Streit fragen immer wieder ans Licht zu zerren. Es ist schon besser, man läßt sie in der Stille ausreifen und vertraut dem organischen Wachstum nnd der Entwicklung, die ja auch in Preußen-Deutsch land nie ausgesetzt haben, daß sie die Dinge langsam nach ihrem Schwergewicht zurechtrückcn. Aber nachdem einmal aus dem Glashaus der preußischen Herrenkurie zuerst mit Steinen ge worfen ist, und allerhand Unberufene sich fort und fort setzt noch an dieser Uebung beteiligen, wird man schließlich doch aussprechen können, was in Wahrheit ist. Es ist ein langer, schicksalsreicher, mitunter krauser Weg von den ursprünglichen Plänen Bismarcks, der alle Macht nach Preußen verlegt und das Reich nur mit einer Art Bureaudirektor ausgerüstet sehen wollte, bis zu dem Reichskanzler und den Staatssekretären von heute. Die alten Unitarier vom Schlage TreitschkeS sind darüber ausgestorben. Dennoch haben das Reich und seine Organe an Gewicht und Einfluß ständig zugenommen, und dieses organische Werden, dos diesen Bedürfnissen folgte, nicht etwa ihnen vorauscilte. wird auch in Zukunft nicht aufhörcn. Preußen hat das ihm eigentümliche Leben darüber nicht aufgegeben. Es wird seine Staatspersönlichkeit auch nicht ver lieren, wenn daS Herrenhaus künftighin nicht mehr die Domäne des östlichen Kleinadels ist, wenn in der zweiten Kammer nicht mehr die Konservativen durch ihre politischen und ihre wirtschaft lichen Interessen einen Einfluß ausüben können, der dem heutigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbau längst nicht mehr entspricht und auch in gar keinem Verhältnis steht zu der Zahl der Konservativen im Lande. Daß der preußische Landtag auch in seiner dermaligen Verfassung manch nützliche Arbeit geleistet hat, wird kein Verständiger leugnen wollen. Aber es ist doch Aberwitz, sich so zu stellen, als ob er — selbst Graf Westarp hat dieser Tage darüber gespottet — zu den geheiligten Gütern der Nation gehöre, und als ob wir mit Riesenschritten der demo kratischen Republik uns nähern müßten, sobald nur an dem Drei klassenwahlrecht gerührt würde. Dazu ist der Rechtsboden dieser Kammern doch ein wenig zu schwankend, sind sie, zumal da- Herrenhaus, zu sehr Kinder der von Mystik und ständischen Alle gorien erfüllten Laune Friedrich Wilhelms IV. Zu dem, was Preußen großgemacht hat, haben sie — wir wiederholen: trotz ansehnlicher Einzelleistungen und manchem großen Moment — sicher nie gezählt. Das hoben, neben seinen pflichttreuen Herr schern, Preußens Volksheer und sein Beamtentum besorgt, und beide erwuchsen in einer Epoche, die »och kein Parlament kannte, dafür aber von den Ausläufern des Klassizismus und der deuffchen idealistischen Philosophie überstrahlt wurde. Daß die Welt, auch die preußisch-deutsche, künftig demokrati scher auSsehen wird, ist freilich richtig. Aber sic würde so auS- gesehen haben auch ohne die kaiserliche Osterbotschast. Es ist nrm einmal der Sinn aller geschichtlichen Entwicklung, daß sie immer weiteren Kreisen und schließlich auch den Mafien die Teil nahme am Staat ermöglicht. Bisher hatten wir, wenn wir ans in Preußen dagegen sträubten, immer noch fo etwas wie einen Recht-titel. Dir konnten sagen: diese sozialdemokratisch infi zierten Mafien find in staatlichen Dingen noch zu unzuverlässig. MFgen sie immerhin im Reich und Reichstag ihre Msichtgelüste