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Morgen-Ausgabe »»l«» tEk L«l»Ur u»d «Vorort« r»«Im«k tloltch VkgtLAo^IkklN» Mi Hont gedracht monotitch M. UV. otrrlrUSHrltü) M. 4L0: sür Bdholer monatlich M. 125; dorch vns«r« «4w4itla«ii gtllal«n In» Hao« -«drachl monatlich M. ISO, vi«rt«l- Ithrltch 5LU; durch di« Dost tnnerdald Deutlchlond« ch«Iomt-4Iutaode monatlich M. 1.7 V »t«rl«llti>rltch M. Mora»» Audgab« M. 2d«nd-Aut-ad« M V.75. Sonntaad-Autgad« M. 0,10 monatlich laudlchlirbltch Poltd«st«Ug»bIHir). öchristtrttu«, und iLrichLsljftell«: Zodanniigast« «vr. S hcmdels-IeUung ZUMsblatt des Rrrtes und des poUzeumrLes -er Stadt Leipzig M. Jahrgang » §dr Vr.«e«l0tta u. llnigrd. dl« rlnloalt »LllAktAkiepTklS« P«Ntj«ll«30Pl„». aaiiv 4UPf.; Aniklg«» ». B«h»rd«n im amtl. Teil di« P«IItz«ile 70 ps, o. ou«w. t>0 Pf.; dlelna Anzeigen die petttzrll« ?5 Pf« aulwdrtl 3t> Pf.; iSefchSsllanzeigen mit p'-atzoorfchrtsten im preis« erddht. vetlagen: Sefamtauflag« M. 7.— bas Taufend aulfchl. Postgebühr. Si»1tlau»««r Ui Pf. — Sonn- «ad Iestiag« ld Pf, Zernfprech-Anschlah «r. 14 E. 14 SM und 144»4 pvfischechdont» 7200. Rr. 191 -r Dienstag, den 17. April 1917 NWdlMzWenWOeMrAiM Deutscher Abendbericht Dos Molffsche Bureau meldet amtlich: Berlin, 16. April, abends. Bei Arras geringe Gefech-Slätlgkeit. An der Aisne hat der große französische Durchbruchsstoß mit wett- gefiecktem Ziel nach lOtägigem Massenfeuer be gonnen. Auf einer 40 Kilometer breiten Angriffs front ist der erbitterte Kampf um unsere vor derste Stellung im Gange. 3m Osten nichts Wesentliches. Neutrale Urteile über Arras fr.) Don der Schweizer Grenze, 16. April. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) In seiner Betrachtung zur militärischen Lags kommt Etegemann im «Berner Bund" zu dem Schluß, die Infanteriehandlungen der Engländer hätten zwar gün- stige Ausgangsstellungen zur Wetterführung der vierten Schlacht oder zur Eröffnung gar einer fünften Schlacht von Arras geschaffen, aber sie hätten weder die Operationspläne des Gegners noch seine OpcrationSfreiheit stören können. Der Militär. Lritiker des .Zürcher Tagesanzeigers" weist die Behauptung der HavaS- Agentur, daß der englische Angriff den deutschen RSumungSabsichten im Abschnitt von Arras zuvorgekommen sei, zurück, da überhaupt hier keinerlei Anzeichen einer durch die deutsche Heeresleitung geplanten Räumung vorhanden gewesen seien. : sr.) Amsterdam, 16. April. (Meldung der «Erpreß-Korrespondenz'.) Die holländische Presse verhält sich bei der Beurteilung der Schlachkdei ArraS im allgemeinen abwartend und bringt zum Ausdruck, daß erst bei weiterer Entwicklung der Kämpfe festgestellt' werde» könne, ob die englische Offensive diesmal die Kriegslage stärker- beeinflussen werde, als bet den früheren mißglückten Durchbruchs'ver- suchen. Das „Allgemeen Handelsblad' erklärt, der Dorstotz bei Arras sei voraussichtlich nur eine Lesiaktion, der sich weitere Unternehmungen anschließen würden. Der .Maasbode" bringt ine gleiche Ansicht zum Ausdruck. Der ausgesprochen deutschfeindliche „Telegraaf" sucht daS Mißlingen des englischen Durchbruchsoersuches auf die schlechte Witte- rung zurückzuführen und meint, angesichts der Witterungseinflüsse brauche man sich nicht darüber zu wundern, daß dir Engländer nach ihren ersten Erfolgen nicht in demselben Tempo weiter vorgehen, sondern ihre neuen Steilungen ausbauen und befestigen. Der «Nieuwe Rotlerdamsche Courant" tritt der Behauolung des Reuterbureaus, die Deutschen seien im offenen Felde geschlagen worden, entgegen und betont, daß die Er- oberung des Dimy-PlatcauS im Skcllungskamps, nicht aber im Be- wegungskrieg erfolgt sei. Das Blatt deutet an, daß dieser englische Erfolg auf die zahlenmäßige Ueberlegenheit der englischen Artillerie im Angriffsraum zurückzulührcn sei. vtb. Bern, 16. April. fDrahkbericht.) Lyoner Blätter melden auS Paris: Portugiesische Truppen sind an der Westfront ein getroffen. Andere Kontingente sollen demnächst in Frankreich cintresfen, die augenblicklich in Tancos ausgebildet werden. -n,-tb. Amsterdam, 16. April. fDrahkbericht.) „Algemeen Handels- blad "berichtet aus London, daß die Arbeiter, die mit dem Bau und den Reparaturen von Kriegs- und Handelsschiffen beschä.tigt sind, nicht zur Militärdienstpslicht aufgerufen werden sollen. Um Ersah für die Arbeiter in der Munilionsindustrie, die in die Armee eingerciht werden, zu bekommen, will man Männer aus nicht unbedingt notwendigen Be trieben nehmen. sr.) Don der holländischen Grenze, 16. April. lDrahtbe richt unseres Sonderberichterstatters.) Laut .Amsterdamer Handelsblad" schreibt .Daily Mail': „Was ist Hindenburgs Plan?" ist die Frage, die auf allen Blicken liegt. Die Antwort hängt ab von der auf die Frage: .Warum ziehen sie sich zurück?" Am Treu- tino kann nichts Belangreiches geschehen, vielmehr wissen wir, daß Deutschland darauf rechnet, Rußland ohne Kampf überwinden zu können. Es macht sich keine Allusionen über die Dinge, die seiner bei einem Dor stoß gegen Calais harren, und dann würde die Eroberung von Calais noch nicht den Gewinn des Krieges bedeuten. So bleibt nur Derdun übrig fmeink die „Daily Mail', deren Beziehungen zu Hir»denburg wohl so gut sind, daß sie es wissen muh. Die Schrlftltg.). Eine fehlgeschlagene Hoffnung der feindlichen Fliegerwaffe -vth. Berlin, 16. April. (Drahlbericht.) Am Sonntag war das Weller auf der Westfront trübe und regnerisch. Die Flieger- tätig keit war dadurch stark behindert. Zwischen Soisson« und Reims und ln der westllchen Champagne, wo schon seit Tagen die Arlillerieschlacht im Gange ist. setzten unser« Flieger, trotz tiefhängender Wolken, alles daran, bei der gespannten Lage den Truppen zu Helsen. Auch die feindlichen Flieger zeigten sich hier rege, doch fließen sie nur ganz vereinzelt auf kurz« Zeit über unsere Front vor. Zwei Aufklärungsflugzeuge des Gegners versuchten, geschützt von zehn Spad-Kampf-Einsehern, östlich Reims gewaltsam die Aufklärung za er-» zwingen. Aus diesem Geschwader schossen unsere Kampfflieger vier Gegner heraus, drei liegen zerschmeltert auf unserem Sediet, einer un mittelbar vor den Linien. Am Dormillag wurde noch «in weiterer Kampfeinsetzer brennend hinter der eigenen Linie bei Raroy, am Rach millag ein Kampfeinsetzer ebenfalls auf unserer Seite zwischen Raurox rnd Moronvillers abgeschossen. Jenseits der Front wurde je ein Dupont bei ProflhneS und Dretheny brennend zum Absturz gebracht. Drxi weilere Flugzeuge holten wir ln der Gegend östlich Laon herunter. Mr verloren kein FluAzcua. Die Artillerie- und .Infanterieflieger waren gleichfalls mit Erfolg tätig Trotz ungünstiger Eicht gelang die mit Ftiegerbeobachtung durchqrführle artilleristisch« Bekämpfung schwerer ieindlicher Eisenbahngeschütze. Itnsere Flieger konnten AngrisfSoor- lereilungen de, Gegners und die Bereitstellung seiner Truppen recht, zeitig melden. Sie flogen dabei teilweise in nur .'M Meter Höh« über bi« feindlichen Stellungen, ^hlreich« Erdziele griffen sie mit Maschinen- g«webrfe»«r au. ES ist bemerkenswert, daß fast all« der gestern abgeschostenm, feinb lichen Flugzeuge Spad-Einjetz«» sind. Der Spnd ist da, neueste Kampsflugz'ug unserer Gegner, dem Dupont noch überlegen. Die felnb- Uchen Flieger halten auf seine Leistungen die größte Hoffnung gesetzt. Ähre durch die Derlusle dcr letzten Zeit ohnehin niedergedrückte Stim mung wird nicht zuversichtlicher werden, wenn sie sehen, daß sie auch mit ihren neuesten und besten Maschinen unseren Fliegern nicht ge wachsen sind. Kein Beitritt Amerikas zum Londoner Abkommen (r.) Köln, 16. April. (Eig. Drahtbericht.) Aus Amsterdam erfährt die «Köln. Zig.": Der «Morning Post' wird ans Washington gemeldet: Ach erfahre, dah der Präsident nach sorgfältigen Erwägungen aller dafür oder dagegen sprechen den Gründe zu dem Entschluß gekommen ist, daß es bestimmt unpolitisch wäre, wenn die Bereinigten Staaten das Londoner Abkommen mltunterzeichneken oder eine formelle Verpflichtung dahin eingingen, daß Frieden nur mit der Genehmigung sämtlicher Verbündeten zu schließen wäre. Wenn ein solches Abkommen durch die Vereinigten Staaten unterzeichnet würde, hätte es keine Rechtskraft, außer, wenn es vom Senat formell genehmigt wäre, und es erscheint zweifelhaft, ob eine solche Genehmigung zu erzielen wäre; es sind nämlich zwei Drittel der Senatsmitglieder dafür nötig, daß die Vereinigten Staaten den Krieg mit allen Mitteln fortsehen und keinen Frieden schließen sollen, bis sämtliche Kriegsziele erreicht sind. Allein eine Bindung der Vereinigten Staaten an eine poli tische Gemeinschaft mit den europäischen Mächten würde Anlaß zu einem langwierigen Parteistreit geben, der wahrscheinlich mit der Verwerfung de« Vertrages ende. . Der Kampf gegen die Aushungeeungsgefahr ' fr:) Hamburg, Ist. . Äpril. (Eig. Drahtbericht.) Da« Hamburger Frembenbl." meldet au« dem Haag: Pse letzte Nummer des «John Bult' enthält «inen Alarmartikel über die U-Dootgefahr von dem australischen Pazifisten Aale, be- tltelt: „Wer stellt unfern Sieg in Frage? Er sagt: Während unsere Staatsmänner schwanken, sinken unsere LebenSmillelschiffe. Er ver langt stürmisch die sofortig« gründliche Rationierung der ganzen Ration mit einem Hinweis darauf, daß die U-Boote im Laufe der letzten 49 Tage SV6 Schiffe mit 929 «MO Tonnen versenkten. Wenn die Regiernng mit der Rationierung noch länger warte, werde «S bald zu spät sein. Dieselbe Nummer enthält einen bitteren Angriff auf den dilettantischen LebenSmittelkontrolleur, der immer zu spät komme, wenn «S gelte, dieAuShungernng der Nation zu verhindern. tcli«. Berlin, 16. April. sDrahlbericht.) Das Londoner Schiff- fahttsdlatt .Fair play" hebt mit scharfem Tadel hervor, daß die schlechten Hafenzustände in Frankreich vielfach die Schiffsraumnot gesteigert haben. So habe unlängst ein requi- riertes Schiff in einem französischen Hafen über vier Wochen liegen müssen, bevor die Löschung erfolgte. Eine schnellere Löschung sei unbe- dingt nölig, wenn England den Franzosen mit Hilfe requirierten Schiffs raums Nahrungsmittel zuführe, und es sei ungehörig, nur 200 Tonnen Ladung täglich zu löschen. In früheren Jahren seien besonders Dün kirchen und Le Havre wegen der üblichen Verzögerungen berüchtigt ge wesen; Frankreich soll sich bemühen, diesen Uebelständen abzuhelfen. Die „Times' erklären, die Behörden sollten über die Lebens- Mittelknappheit vollkommen offen sein, viel offener, als sie es bis jetzt seien. Es ist Tatsache, daß wir knapp an Weizen- mehl sind, viel knapper als an irgendeinem anderen Artikel. Auch die Admiralität sollte mehr als bisher dafür tun, damit das Volk die Be deutung der Schifssverluste durch die U-Boote einsteht. Die Admirali- tät ist zwar hinsichtlich der Schifssverluste offen; aber nur in einer ge wissen Weise, bei der das DurchschmltSpublikum nichts denken kann. Wenn wir von Woche zu Woche erfahren würden, wie viele Schiffahrts- tonnen versenkt wurden, sowie, wie viele Lebensmittel dabei unter gegangen sind, dann würde das Volk in ganz anderer Art begreifen, was die Schiffsverluste wirklich zu bedeuten haben. Die Londoner .Nation" schreibt: Carson entwickelt sich zu einmr vollständig unbefriedigenden Leiterder Admirali tät. Am'21. Februar erklärte er sich deutlich, daß er gegen jede Der- helmlichung der Wirkung des U-Bootkrieges sei, und versprach mii dem Unterdrückungssystem zu brechen. Tatsächlich ist aber die jetzige Art der Bekanntmachung viel undurchsichtiger als irgendeine frühere. Er täte gut, sie entweder ganz einzustellen aber von Grund aus zu ändern. Zurzeit sind die Bekanntmachungen so offenbar irre führend, daß sie für den deutschen Dorwurf, sie srien unwahr, Anhalte- punkte geben Die wirklichen Verluste sind äußerst ernst, aber aus den veröffentlichten Verlusten gehen sie nicht hervor. Es ist höchste Zeit, daß wir begreifen, wie ernst die Verluste sind, die sich hinter diesen Zahlen verbergen, da hiervon die Entscheidung des Krieges abhängt. Oesterr. rmgar. Heeresbericht vtt». Wien, 16. April. (Drahtberichk.) Amtlich wird ge- meldet: vestlicher Kriegsschauplatz Ueber Darmonefci schoß am 14. d. M. em k. und k. Flieger ein russisches Nievport-Flugzeug ab. Gestern in Wolhynien erhöhte russische Artillerieiäiiq- keit. Sonst nichts von Belang. Italienischer Kriegsschauplatz An der Fle im Stal-Front drangen heute zeitlich früh unsere Sturmpatrouillen im Gebiet der Lima di Boeche in die italienischen Stellungen ein und machten sieben Offiziere vnd l?4 Monn zu Gefangenen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Unverändert. Belgiens Wiederaufbau Von Walther Rissen-Brsissel Wir olle, die während der beiden letzten Jahre in Belgien leben oder in Belgien reisen — Belgier, Deutsche, Neutrale —, wissen sehr gut, was wir von den feindlichen Darstellungen zu halten haben, noch denen die belgischen Städte Schutthaufen, die belgischen Dörfer Ruinenfelder sind. Wir erkennen nachgerade, daß solche Unwahrheiten einem bestimmten Zweck dcr feindlichen Kriegführung dienen müssen, die solche Mittel immer weniger entbehren kann. Wir wißen, daß dcr Krieg da, wo er vorüber braust, Opfer fordert und Spuren zurückläßt, die oft tief und schrecklich sind, und wir müssen bei klarer Ueberlegung Belgien unter den obwaltenden Umständen glücklich schätzen, daß es, mitten zwischen drei großen Nationen gelegen, durch den entfesselten Krieg nicht mehr, als es der Fall ist, gelitten hat. Wie denn, wenn die Frontlinie, die nun seit zwei Jahren die äußerste West ecke Belgiens berührt, seit dieser Zeit etwa in der Richtung Ant werpen—Mecheln—Brüssel—Charterst verliefe, wie dies vielleicht ohne die sogenannte „Neutralitätsverletzung" der Fall sein würde? Dann freilich wäre Belgien nicht viel mehr als ein Schutthaufen. Zum Glück ist es im großen und ganzen das schöne, blühende Land geblieben, das cs war. Der Krieg hat dem Gesamtbild keineswegs seinen Stempel aufgedrückt, sondern alles, was heute noch an die Zerstörungen des Krieges erinnert, wirkt in dcr Regel nur wie Flecken und Risse in einem schönen Kleide. Ist eS nun nötig, daß in Städten und Dörfern, in die vor zwei Jahren eine verirrte oder gezielte Granate einschlug, heute noch mitten in einer anversehrten Straßenseite verkohlte Mauer reste lagern? Wo wir daZ sehen, fragen wir uns immer wieder, warum baut ihr nicht auf, ober wenn ihr nicht aufbauen wollt, warum reißt ihr nicht nieder? Keine Gemeinschaft von Menschen sollte auf die Dauer, unter welchen Umständen auch immer, Totes und Leeres in ihrem lebendigen Leibe dulden.. Die Besitzer solcher beschädigten Häuser scheinen immer wie Bettler mit abgezogenem Hut davor zu stehen und zu erwarten, dgß der Vorübergehende seinen Mitleidpfennig ihnen zuwirft.. Und wer Sauberkeit in jeder Beziehung nicht um ihrer selbst willen liebt, dcr sollte wenigstens Schmutz und Zerstörung auch gegen seine Neigung einfach wegen der üblen Folgen beseitigen. 3n diesen halbzer fallenen Baracken sammelt sich Unrat an. - Unrat stinkt und er zeugt Ungeziefer, Natten , und Käfer nehmen Besitz von den Schlupfwinkeln. Ganz abgesehen davon, daß ein dauerndes Zer bröckeln und Verschieben der Backsteinmassen stattfindet, so daß fortwährend von Unglücksfällen durch Zusammensturz berichtet wird. In einsamer gelegenen Mauerresten pflegt auch noch aller hand Gesindel seine dunkle Existenz zu führen. Die deutsche Behörde sucht, soviel an ihr liegt, diesen Uebcl- ständen zu steuern. Sie hat Bestimmungen erlassen, nach denen Mauerresle, die ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht mehr dienen können, niedcrgelegt werden müssen, und sie hat alle mög lichen Erleichterungen für den Wiederaufbau geschaffen. Tat sächlich hat auch eine Anzahl von Hausbesitzern daS Werk der Gesundung entschlossen in Angriff genommen. Sie konnten ihren Bau zu günstigen Bedingungen ausfnhrcn lassen und noch gben- drein das Bewußtsein hoben, ein gemeinnütziges Werk zu tun dadurch, daß sie Arbeitsgelegenheit für viele Feiernde schufen. Wie sehr der Gedanke des Wiederaufbaus weiteren Volkskreisen nahcliegt, sicht man auch am Erfolg einer ganzen Anzahl von Veröffentlichungen, die sich architektonisch oder polemisch mit dieser Frage beschäftigen. So z. B. hat die Revue „Le Home' mehrere Spezialnummern herausgegeben, in denen Fachleute ihre Pläne zum Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten Stadt häuser, Landhäuser, Fabriken und dergleichen entwickeln. An dere gerade jetzt erschienene Werke über flämische und wallonische Baukunst verfolgen mehr oder weniger deutlich den Zweck, zu bewirken, daß der Wiederaufbau in Anknüpfung an gute Tra ditionen geschehe und nicht gedankenlosen Maurermeistern an vertraut werde, die imstande sein könnten, das aus ästhetischem Gebiet zu tun, was der Krieg auf anderem Gebiet, zum Glück nicht ost in Belgien, getan hat, nämlich ganze Stadtbilder zu vernichten. Man sollte nun denken, dah cs gegen all diese gesunden Be strebungen keine Einwände gäbe, aber in Belgien gibt eS immer Einwände gegen gesunde Bestrebungen. Das Hauptargument ist immer wieder: „Keine Hand freiwillig rühren, solange die Deut schen in Belgien sind! Wir Belgier sind als Märtyrcrvolk ab gestempelt und wollen diese Gloriole nicht leichtsinnig dadurch ge- iährden, daß wir eines Tages eingestehen müßten, wir befänden uns den Umständen nach sehr wohl. Wehe dem, dcr unsere Wunden heilen will, die wir mit Stolz zur Schau tragen! Wenn wir wieder das freie Volk geworden sind, das wir waren sd. h. wenn wir wieder billig und bequem leben, keine Steuern zahlen und die flämischen „Brüder" unterdrücken werden), dann werden wir wieder anfangen aufzurichten. Zuerst die Seele, dann die Wohnhäuser." Der wirkliche Grund ist weniger pathetisch, aber dafür geschäftstüchtiger und wird in ausländischen Zeitungen ost genug angedeutet oder ausgesprochen: Noch dem Kriege wird eine Wallfahrt nach Belgien beginnen. Besonders wird jeder Ameri kaner. der auf sich kält, das „unglückliche Belgien" besucht haben müssen, und neben Rom und Pompeji wird Hpcrn auf die Liste der „schicken" Orte gesetzt werden. Schon jetzt treffen Schiffahrts gesellschaften Vorbereitungen zu einem ausgedehnten Reisever kehr Amerika—Belgien. Eine Dollarslut, heißt cs, wird sich nach Belgien ergießen, und wer weiß, ob nicht für die geprüften Ein- wohner an der Wer noch einmal goldene Zeiten anbrechen wer den! Wie entsetzlich wäre es nun, wenn die Herren mit den dicken Brieftaschen später über den großen Teich kommen wür den und für ihr teures Geld nicht genug Zerstörung und Greuel