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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.04.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19170412025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917041202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917041202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-12
-
Monat
1917-04
-
Jahr
1917
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Seite 2. Nr. 183. Abend-Ausgabe Leipziger Tagebinn Donnerstag, 12. April 1V17 -aß da- freie Rußland nicht daS Ziel habe, andere Völker zu be herrschen, ihnen ihr nationales Erbe wegzunehmen und gewalt sam fremdet Gebiet zu besetzen, daß et vielmehr einen dauer haften Frieden auf Grund det Hechlet der Völker, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, herdetsühren wolle. Dat ist einmal eine alatte Absage an die Kriegtziele, die wenige Stunden vorher Miljukow noch laut der Welt verkündet hatte, und eS zeigt aus -er anderen Sette doch die Fesseln, mit denen auch das neue Rußland immer noch an das eigensüchtige England gebunden ist. Darum gebt also und mutz die nächste Entscheidung gehen, ob et der provisorischen Regierung oder der, die nach ihr kommen wird, aelingen wird, das russische Volk von diesen Fesseln zu befreien. Gelänge ihm das, dann märe der Weg zum Frieden mit dem deutschen Volke frei, das Rußland seine freie Entwicklung gönnt und dem russischen Volke nicht zumutet, wie es noch aus der Er- Klärung der provisorischen Regierung herausklingt, daß sein Vaterland aus dem großen Kampfe erniedrigt und erschüttert in seinen LebenSbedingungcn hervorgekt. Wenn Rußland Polen und Kurland die Freiheit gibt, sind seine LebenSbcdingungen nicht erschüttert, ebensowenig, wenn die Türkei die Dardanellen und Armenien behält, aus die Miljukows Angen sich noch lüstern richteten. Wir misten nicht, ob die von der «Ulro Rossis' bekannt gegebenen angeblichen deutschen FriedenSbcdingungen richtig sind, sind sie es aber, so könnte mit ihrer Annahme das russische Volk jeden Tag einen ehrenvollen Frieden haben, der ihm gestattet, die neu gewonnene Freiheit zu genießen und sein HauS im Innern so auszubouen, wie es notwendig ist. Wir knüpfen unserseits keine allzu großen Hoffnungen an den Lichtblick, -en die Erklärung der russischen provisorischen Re gierung in daä Dunkel dieses blutigen Völkerringens wirft. Roch bat das neue, werdende Rußland den härtesten Kampf zu be stehen mit feinem und unserem ärgsten Feind, mit England, daS alles daran setzen wird, um die Rückkehr der Vernunft in Ruß land hintanzuhalten. Alles wird davon abhangen, ob die Männer, die Rußlands Geschicke in der Hand haben oder sie vielleicht bald in die Hand nehmen werden, den Willen und die Macht haben, ihr Vaterland aus den Fesseln zu befreien, die britischer Eigennutz um es geschlagen hat. Nur wenn ihnen das gelingt, ist die Bohn für eine Verständigung zwischen dem deutschen und rus sischen Volke und damit für den Frieden Europas frei. Auf -lese Entwicklung warten wir, inzwischen aber halten wir unser Schwert auch im Osten scharf und unser Pulver trocken. Er zwingt das befreite russische Volk über den Kops seiner Bundes genossen hinweg sich den Frieden, dann wird Deutschland die aus gestreckte Hand nicht zurückweisen. Muß es jedoch unter dem Drucke seiner Verbündeten weiter Kämpfen, dann bedauern wir das, werden ihm aber zeigen, daß die Hoffnung, mit dem man es zu neuen Opfern onstachelte, falsch war, und daß es nur noch blutet, weil England es so haben will. DaS russische Volk hält fein Schicksal selbst in der Hand, wir können warten, wie die Entscheidung fällt. Das Zentrum und die preußische Wahlrechtsfrage Die führende Zenkrumsvresse bewahrt auch anläßlich der Osterbotschaft des Kaisers in der preußischen Wahlrechtsfrage dieselbe Zurückhaltung, die sie, mit der ZentrumSsraktion des Reichstages Übereinstimmend, in bezug auf die politische Neu ordnung überhaupt beobachtet Hot. Denn ganz abgesehen davon, daß sie ihr Einverständnis mit der Verschiebung der Wahlreform auf die FriedenSzeil bekundet, vermeidet sie jede bestimmte Stellungnahme betreffs der Ucberlragung des gleichen Wahl rechtes auf Preußen. Die «Köln. Volksztg.' bemerkt in dieser Hinsicht: «Wenn . . das Kiassenwahlreckt füllt, kann entweder nur daS gleiche Wahlrecht, oder ein in wesentlich anderer Form, als eü ein Klassenwahlrecht mit sich bringt, abgcstustcS Wahlrecht kommen. Man könnte dabei an ein allgemeines Wahlrecht mit Mehrstimmen denken, für deren Verteilung nach dem gewaltigen Erleben dieses Krieges sicher lich in erster Linie sozialpolitische Gesichtspunkte, Erwägungen der Be- nölkerungSpolilik usw. in Frage kämen. Doch darüber wird erst zu reden sein, wenn der Entwurf der Regierung bekannt ist.' Auch die «Germania' will die bestimmten Vorschläge der Regierung zum Ersatz des Klassenwahlrechkes abwarlen, ehe sie Stellung nimmt, und begründet diese Zurückhaltung im wesent lichen folgendermaßen: «Das Zentrum ist . . in der glücklichen Lage, jeden wirklichen Fortschritt für daS preußische Volk gern annehmen und sichern helfen zu können, denn das Nebeneinander beste Herr des gleichen Wahlrechtes im Reiche, und des klassifizierten in Preußen hat bewiesen, daß seine par lamentarische Verteerung in jedem Falle in ungefähr gleichem Maße gesichert ist. Parteipolitischer Eaoiümus Ist dem Zentrum in der Wabl- rechtsfroge fremd, es kann und wird darum seine ganze Kraft dafür einsehen, daß die Gerechtigkeit im besten Sinne des Wortes zu ihrem Recht kommen werde, daß der preußische Staatsbürger dasjenige Stimm- gewicht erhält, das im wohlverstandenen höchsten Interesse des Volks- und Staatsganzen liegt.' Da die beiden führenden Zentrumsblätker Preußens mtt Stillschweigen übergehen, daß das gleiche Wahlrecht vom Zen- Durch Arbeit lernt man arbei.'en. Friedrich I. von Preußen. Goethe und der Hund des Aubry Zur 100 jährigen Erinnerung an GoetheS Rücktritt von der Weimarer Bühnenlcitung am 13. April. ES kriselte in der Thcaterdircktion zu Weimar. DaS war im literarischen Deutschland allbekannt, und es erregte viel Kvpsschütleln, daß Goethe, dieser heimliche Kaiser deS deutschen Geisteslebens, von der Leitung deS weimarischcn Theaters entfernt werden sollte, für die er doch eine unvergleichliche Autorität mitbracht«. In Weimar selbst wühle man ganz genau, aus welchem Loche der Wind pfiff. Dorthes Gegner war listig, schön und tatkräftig; es war eine Frau und obendrein die Freundin deS Herzogs: die Sängerin und Schauspielerin Caroline Jage mann, die sich unter den Mitgliedern deS Theaters eine ihr ergebene Partei gebildet und sich das Ziel gcseht halte, dos wcimartsche Theater unter Ihre Herrschaft zu bringen. Schon 1808 hatte sie anläßlich einer ganz gewöhnlichen Theaterasfärc «S so weil gebracht, daß Goethe seinen Abschied einrelchte, damals war er sch.teßlich noch Sieger geblieben, da im letzten Augenblicke die Heizoain Luise dazwischengetreten war, vor deren Vermittlung der Herzog in diesem Falle doppelten Grund hatte sich zu beugen. Aber Goethes Gegner nagten und wühlten weiter, sie ärgerten ihn. wo sie konnten, sie suchten seine Autorität zu verkleinern, uich am Anfänge d«S Jahre- 18i7 war et schon wieder so wett, daß Goethe erneut seinen Abschied erbat. Nochmals wurde der Konsl kt, dessen Peinlichkeit dem deutscyen Publikum gegenüber der Herzog sch. wvhl empsand, deigelegt, und eS schien, alt ob Goethe sich mit neuem Elfer den Tdeotergeschäflen widmen wollte. Da gelang e- einem Hunde, was einer schönen Frau nicht gelungen war. DaS war der berühmte Hund deS Aubry, der vielleicht mehr ge nannt und erwähnt, alt wirk ich gekannt ist. Wer war er denn, dieser Oteratu,geschichtlich gcwerdene Hund? ES gibt ein« aliftanzösisch« Sag« von der Ermordung deS RltterS Aubry durch d«n Ritter Maeaire, die sein getreuer Hund rächt. Dat Motiv ist literarisch mehrsach und in verschiedenen Formen bearbeitet und auch von dem höchst schreidsertlgen Franzosen Ptx^court ausge- arissen worden, der damals den etwas zweifelhaften Ehrennamen eines «Shakespeare der Boulevards' führte und aus dem dankbaren Motto ein« -andfest-wirkungsvollen Bühnenreißer zusammenbaute. Der be- ko»t» Wiener Schriftsteller Castelli übersetzte dieses Stück aus dem FewuzAsifche». »ab «tt dem Stück reiste nun der Schauspiel:« Karsten (der «etgenü erst b» Zatzr« 1S77 gestorben ist) in Deutschland herum. Natür- trum bisher programmatisch gefordert worden ist, will sich das Zentrum osjenbar aus jene Progranuusolderung jetzt in keiner Welse sestlcgcn. Anderseits deutet sowohl die «Köln. Volksztg.' als auch die «Germania" die Bercltwil..gkclt an, der Einführung elneS abgesiusten Wahlrechtes zuzusllmmcn. Im Sinne deS -Vorwärts' ist daher das Zentrum ein «höchst unzuverlässiger Faktor tn -er Frage der Wahlreform'. Zur Wahlrechtsfrage fVon unserer Dresdner Schrlftleltung.) Der Ostererlah des Kaisers über die Wahlrechtsneuordnung wird natürlich nicht nur im Reiche und in Preußen, sondern auch in den anderen deutschen Bundcsslalen die Absichten aus Wuhl- rechtsänüerungen neu beleben. Das Landtagswahlrecht in Sachsen dürste in elfter Lime mil beuosjen weiden, da der sozialdemokratische Antrag Flcißner und Dcuosicii aus Einfühlung des allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechtes in Sachsen, der bereits im Jahre 1915 bcl der Zweiten Kammer eingcgangen war, bis jetzt noch nicht zur Beratung gekommen ist. Wie wir nun hören, wird der Antragsteller sofort nach dem Wicderzusammcn- trltt des Landtags eine Anfrage nach dem Stunde der Angelegen heit an das Präsidium richten und die urwerrvcilie Beratung des Antrages fordern. Einen wesentlichen Einfluß wird die Neuordnung des Wahl rechts sicher auf die Verhältnisse der sächsischen Ersten Kammer ausüben, die in ihrer jetzigen Znionrmcnsctzung doch s<;hr dem preußischen Herrenhaus ähnelt. Es sind ja in den letzten Jahren regierungsseitig einige kleine Zugeständnisse hinsichtlich ihrer Zusammensetzung gemacht worden, aber lange nicht so durch greifend, wie sie sich aus den Anschauungen des Kaisers in seinem neuesten Erlasse ergeben. Danach wüidc ein ganz neuer Unterbau auch für das sächsische Oberhaus nöiig werden, ein so vollständig neues System der Zusammensetzung, das wirklich den Bejahiglslen des Lande: den Platz an der Sonne gewährleistete. Es gilt nun, die Wahlrechts- und Kammcrresormsragen tun lichst bald der Verwirklichung entgegen,jus ihren, damit jeder Druck von außen von vornherein überflüssig wird. War doch von sozial demokratischer Seite bereits ein Antrag an den neuen Ver- sasfungsausschuß des Reichstages in Aussicht genommen, die Prüfung deS Wahlrechts in den Bundes st aalen tn feine Zuständigkeit aufzunchincn und die Acnderung der Ge setzesbestimmungen ganz besonders in den norddeutschen Bundesstaaten zu betreiben, wo das Wahlrecht noch sehr im argen liegt. Wenn sich nun auch diese Bestrebungen in der Hauptsache durch den Kaisererlaß erübrigt haben, so ist doch die Pflicht der bundesstaatlichen Regierungen, für ein freiheitlicheres Wahlrecht besorgt zu sein, um so mehr auch aewacbscn. * * * Zur Frage der Reform der Ersten sächsischen Kammer wird uns aus Abgeordnetenkrciscn noch geschrieben: Der Streit um die Erweiterung der politischen Rechte des deutschen Volkes ist insofern In ein neues Stadium getreten, als der König von Preußen in einem Erlaß an seinen Minister präsidenten Vorschläge für die Acnderung des preußischen Wahl rechts und für die Umbildung des preußischen Herrenhauses for dert. Mit diesem Schritt gibt der Kaiser allen denen recht, die von scher fr notwendige Reformen in unserem Versassungsleben eingetreten sind. Auch im Königreich Sachsen muß sich die Neuorientierung unseres 'nnerpolitischen Lebens nunmehr voll ziehen. Mit der Bestätigung einiger sozialdemokratischer Ge meindevertreter kann diese nickt als abgeschlossen gelten. Schon seit Jahrzehnten verlangen die Stände, aus deren Leistungen sich der Staat in der Hauptsacke ausbaut, eine Acnderung in der Zu sammensetzung der Ersten Kammer. Der festige Zustand, der verfassungsmäßig den Rittergutsbesitzern die Mehrheit gibt, ist unvereknbar mit Recht und Billigkeit und steht Im Widerspruch zu dem wirtschaftlichen Gefüge unseres BundesstäateZ. Ilnser sächsisches Volk im Felde und in der Heimat hat so Außerordent liches geleistet, daß es auf die Beseitigung des bestehenden politi schen und sozialen Svannnngszustandes vollen Anspruch hak. Nun mehr hat die sächsische Regierung das Wort. Heer, Flotte, Heimat Aus dein Munde Hindenburgs, van dem ein spanischer Zeitungs mann am Ostermontag im Großen Haup'yuartler empfangen ward, hörten wir die Bestätigung der Ansicht, daß der Eintritt Amerikas in die Reihe unserer Feinde In absehbarer Zeit sich auf irgend einem unserer Kriegsschauplätze nicht bemerkbar machen werde. Die Munt- tionskicferungen ließen sich, so sagte unser höchster Führer, schlechter dings nicht steigern, und ein amerikanisches ErpcdilionskorpS von einigermaßen erheblicher Stärke könnte bestenfalls in Jahresfrist zur Einschiffung nach Europa bereit sein. «And doch,' fuhr Hindenburg fort, «keinen Augenblick unterschätzen wir die Gefahr und den Ernst der Stunde.' Wo und wie nun denn eigentlich führt Amerika gegen unS den Krieg? Zunächst wird eS den neuen Verbündeten seine Hilfe bringen auf rein wirtschaftlichem Gebiete, und der Feind ersteht also unserer wirtschaftlichen Front, an der sa wir alle hier drinnen stehen, lich brauchte er dazu einen wchldressierlcn Hund, der am richtigen Orte zu bellen und zu winseln, als Führer eine Laterne zu tragen und in Verfolgung des schändlichen Macairc ihm durchs Fenster nachzuspringen hatte. Karsten, sein Hund und sein Stück hatten in Deutschland einen gewaltigen Erfolg. In Wien, in Berlin cricbte daS Hundcdrama ein: ganze Reihe von Vorstellungen; in Berlin war sich Ludwig Devrient nicht zu gut, um neben dem Hunde die Rolle des Macairc zu spielen. Von Leipzig aus drang der Ruf deS Stückes nach We'mar, wo man auch große Lust hatte. Karsten mit seinem dressierten Pudel zu sehen. Karstens Antrag erreichte Goethe in Jena und wurde von dem Dichter diktatorisch unter Berufung aus den Paragraphen der weimarischcn Theatergcsetze abgelehnt, welcher lauleie: «Auch dürfen keine Hunde auf der Bühne erscheinen.' Aber diesmal halte dec Olympier seine Macht überschätzt. Der Hof war gar zu neugierig aus den merkwürdigen Pudel. Demoiseile Iagemann tat wohl das ihrige, um das Feuecchen zu schüren, und so ging trotz Go-theS Verbot am 12. April 1817 der «Hund deS Aubry' über die Weimar ische Bühne, um bei dem Publikum einen Riesenerfolg zu erringen. Es versteht sich, daß Goethe unverzüglich die Folgerung aus diesem Vorgänge zog. AtSbald reichte er sein Äbschiedsg.such wiederum ein, und diesmal wurde cS bewilligt. Der amtlichen, am t7. erlassenen Ver fügung fügte der Herzog zur Milderung des Vorgehens noch einen privaten srcrmtschajtlichcn Brief bei. Doch gleichviel, der rlrandat war da, und er war groß. Goethe selbst hak die Kränkung tief empfunden, und in der ersten Wallung d s Zornes soll er damals bitter ruSgerusen haben: «Karl August hat mich nie verstanden!" Später sah er dis Sachs wohl ruhiger an. Das Thcaterwesen scibst'war ihm im Grunds ja längst lästig geworden, aber das Gefühl, von untergeordneten Persön- lichkeUen besiegt worden zu sein, hinterließ in ihm einen Stachel. UcbrigcnS fehlte eS nicht an Stimmen, die silne Llbl.h .ung der Hunde- Komödie mißbilligten. In diesen gehörte auch z. B. Schröder. Ader mochte das Pix^rSeourt-Castcliischc Machwerk im übrigen sein wie eS wollte, Goethe dachte daran, daß noch vor kaum einem Menschenalter die deutsche Bühne die Slälle von Gauklern gewesen war, nnd streng hie!» er darauf, ihre Würde und Weihe zu bewahren. Darum tat er wohl daran, dem Hunde deS Aubry sein Theater zu verbieten. Freilich — wenn selbiger Pudel mit seinen Kunststücken h ute. nach einem vollen Jahrhundert, rviedererschirne, ob wohl die deutschen Buhnen sich weigern würden, den Hundekünstler «als Gast" erscheinen zu lassen? Doch daS gehört zu den Fragen, . die nicht gestellt werden'. . . . Lhealerchrouik. Dis Leitung des Hamburger Deutschen Schauspielhauses hat daS dreioktige Spiel «Faschings von Franz Molnar, und «Madam« Legrot', Drama in drei Akten an der wir gerade jetzt die große, vielletcht entscheidend« Schlacht «lt der v. Kriegsanleihe schlagen und zum Siege gestalten sollen. Bon uns, die wir die gewaltig« Arme; der tz«imkämpf«r stellen, wird n.cht jenes Heidentum verlangt, daS tagaus, taget» sich draußen für uns hier bewährt, nicht jene Opferfählgkeit für Blut und Leben, werben nicht jene schier übermenschlichen Leistungen im AuSharren und Angre.sen gefordert, — wir sollen nur innerhalb unseres Könnens und unserer Mittel wirken. Jeder nach seiner Kraft. Und nicht einmal ein Opfer wird unS zugemutet, wenn wir die wirtschaftliche Riesenfchlachi nun schlagen und gewinnen sollen. Nicht um «lnen einzigen Pfennig soll unser Vermögen verringert werden, wenn wir eS setzf dem Reiche darlethen. Wer da noch bedenklich ist, wer da noch auch nur eine ein- zige Mark, die er zeichnen könnte, nicht in der Kriegsanleihe anlegt, der übt Verrat am Vaterland« und — an sich selbst. Denn ein Miß lingen der Anleihe bedeutet nichts anderes, als die Vorenthaltung der KriegSmtttel für die Unsrigcn draußen. Wer sich vor dem Feinde um die Erfüllung seiner Pflicht drückt, der ist als Feigling gebrandmarkk und mit Schimpf und Schande beladen, und wer tn der Schlacht, statt zu Kämpfen, abseits steht, der wird erschollen. Und gleicher Fach kifft den, der jetzt nickt voll seine Pflicht erfüllt, und nicht die letzt« verfüg bare Maik zeichnet. Feldgraue und Blaujacken halten uns die halbe Well vom Leibe, nun wollen wir Ihnen den neuesten Gegner abnohmen, indem wir mildem Krt-gSanleihe-Sleg auch Amerika treffen. Es gibt, wie Hindenburg sagt, in diesem Krieg keine Einzelerscheinungen, alle« stehl bet unS kb einem inneren Zusammenhang, Heer, Flotte und Hekmat. Zeigen wir Heer und Flotte, daß auch die Heimat groß und stark ihre PsÜchh zu tun versieht. Liverpool gesperrt! Der Hasen von Liverpool wegen Minengefahk' für den Verkehr ge sperrt! E» liest sich wie Irgendeine klein« Kriegsnachricht, und hat doch die Bedeutung eines großen SiegeS, etn«S ganz gewaltigen Erfolges. Es ist daS Werk unserer rastlos arbeitenden U-Boote. Liverpool lst das Herz des englischen Seeverkehrs. Nicht London, sondern Liverpool war während des bisherigen Krieges der größte Einfuhrhafen der B.iteninfel. Lingcführt wurden Baumwolle, Wolle, Lein«nrvaren, Eisen und Stahl, Holz, Kautjchuck und in den letzten Monaten fast aus schließlich noch Lebensmittel: Weizen, Gefrierfleisch und Zucker. Und nun kann keine MauS mehr hinein und heraus. Di« «U-Boot-Pest', wie die Engländer unser« braven Tauchschtffe schaudernd nennen, hat die Irilche See verseucht. England, daS uns den Atem zur See ab schnüren wollte, wird jetzt an seiner Gurgel «packt. Von jeher haben dte Briten die fast ringsum von England und Irland umgebene Irische See als ein abgeschlossenes Binnenmeer betrachtet, auf dem der Union- Jack unangefochten für olle Zeiten wehen sollte. Dann aber auch ist Liverpool nebst den benachbarten Städten dermaßen et« Brennpunkt des englischen Welthandels und der englischen Industrie, daß schon daS eiste Auftauchcn feindlicher Streitkräfte zu Anfang deS Jahres 1915 ge rade hier außerordentlich beunruhigend wirkte und dl« maßlose britische Eigenliebe aufs bitterste kränkte. Aber die damaligen Strelfzüg« der deutschen U-Boote waren nur Nadelstich« im Vergleich mit dem furcht baren Schlag, den sie jetzt an Großbritanniens Westküste vollführten, indem sie Len Verkehr des Hafens Liverpool unterbanden. Jetzt liegt sie tot da, diese mächtig« Stadl am User deS breiten Golfes unweit der Mündung deS Mersey. Tot Ist auch Birkenhead, dk jung« Großstadt gegenüber, die mit Liverpool durch Dampffähren und einen Bahntunnel verbunden ist. Tot sind auch die Industriestädte tn der Umgebung Liverpools: Manchester, Shefsteld, Nottingham, Birmingham und Lei cester. Denn sie haben keinen Atem mehr durch Liverpool. Sheffield kann den amerikanischen Stahl nicht mehr zu Mordwerkzeugen ver arbeiten, Nottingham kein« Jacken für dte TommieS mehr stricken, Leicester, die Etieielstadt, kein« Schuh« mehr für dte Truppen besohlen. Ein guter Teil der englischen KrtegSproduktton ist ausgescholtet, wenn die Hasenetnsahrl von Liverpool geschlossen bleibt. Nun mag in den Vorstädten von Liverpool and be» Rachbarzentren die Not ausbcechen, die Not, dte sie über unS schicke» wollten. Die Not der mittellosen, hungernden Bevölkerung tn jenen endlosen englischen Arbeiter Wohnvierteln, in denen eine Straß« ist wie die andere, eines der moorigen Reihenhäuser, wie daS andere, aas all«« Dächern die Schornsteine wie Orgclptelfen, und tn vielen düsen Winkeln «in« an- -heimliche, nach deutschen Begriffen unglaablich« Häufang der ärgsten Verwahrlosung. Betrunken« Männer ans dem Pflaster, sinnlos be trunken« Weiber mtt Wtckelklndern im Arm, Tausende von zerfetzten, nie gewaschenen, halbverhungerten Kindern — die traurige Kehrseite der so gepriesenen englischen Hochkolwr, «tn« Kehrseite, von der di« Lnglänoer schon im Frieden höchst ungern sprachen, weil st« daS Thema der «Freiheit und Demokratie' auch gar za merkwürdig illustriert. Und wahrend dte Londoner Regierung tn uxchnsinniger Verblendung daran arbeitet, dem ausgedeuteten .Freunde' Rußland noch schnell ein paar Hchen und Stützpunkte tn der Ostsee durch «Verpfändung' and .Dauer pacht' zu entreißen, muß der größte and wichtigst« Hafen im eigenen Lande geschlossen werden. Albion tastet nach d«n Küsten von Estland und Livland, während das Herz seines Weltverkehrs still zu stehen drohtl Lebensmlttelnot in Rrrnland tu. Stockholm, 12. April. (Drahtbericht.) Wie der Korrespondent der .Frkf. Zig." vernimmt, führt die tn Finnland herrschende LebcnSmittelnot fast täglich zu heftigen Kundgebungen sowohl tn H «lstngfors als auch ln anderen Städten. In Peters burg begann am 8. d. M. di« Elnführung d«r Brotkarte. Laut .Ruß koje Slowo' bereitet di« Brotfrag« in MoSka» Schwierigkeiten, da di« eintreffenden Mehlmengen einstweilen vollkommea unzureichend sind. von Heinrich Mann, zur Aufführung für dte Spielzeit 1917/18 erworben. — Die Märchenspiele «B e t t e l ch r i sie l' und «Der Sternen kantor' des Dichters Max Jung nicket sind von den Wiener Kammerspielen zur Aufführung angenommen word«n. Bildende Kunst. In Königsberg plant man eine KvnstauS- stell ung aus Königsberger und ostpreußischem Privatbesih. Die Ausstellung ist als ein Wohltätigkeitsunternehmen zum Besten Kriegs beschädigter Personen oder ihrer Hinterbliebenen gedacht. DaS Zentralkomitee für daS ärztlich« Forlbildau-Swesen ln Preußen veranstaltet Anfang Mat eine Reihe von Kursen für praktische Aerzte. Als KurSlehrer wirken mit SanitätSrat Dr. Abel (Krieg und Frauenleidens, Proiessor Dr. Brüg sch (Ausgewählte Kapitel aut der inneren Medizin), Dr. S. Flatao (Psychotherapie und hypnotisch« Behandlung mit Berücksichtigung der KrtePneurosea), Professor Dr. Lang st ein (Klinische Visite im Katserin-Auguste-Vtklorla-HauS zur Bekämpfung der Säulingssterbltchkeit), SanitätSrat Dr. Ledermann (Hautkrankheiten mit besonderer Berücksichtigung dv Therapie), Ge heimer Medizinalral Professor Dr. Polner stvie Gonorrhöe beim Mann), SanitätSrat Dr. Edm. Saalfeld (Heber Syphilis und ihre Behandlung). Hochschulnachrichlen. Professor Dr. med. HanS Rietfchef, Leiter deS städtischen Säuglingsheims tn Dresden, ist vom IS. April 1917 ab zum etatmäßigen außerordentlichen Professor für Kinderheilkunde und zum Vorstande deS Kinderambulatoriums an d« Universität Würzburg ernannt worden. — An den Folgen einer Lungwr- entzündung starb am S. April der außerordeniliche Professor d« klassischen Philologie an der Greifswalder Universität Dr. Georg Thiele. Die Bibliothek eiaeS Romanisten. Die Bibliothek deS bekannte» Wiener Romanisten Dr. Rudolf Bear ist in den Besitz von Karl W. Hiersemnnn tn Leipzig übergegangen. Dr. Rudolf Beer, gehöre» 1803 tn Bielitz, hat im Auftrag« der Kaiser!. Akademie der Wisse» schäften tn Wien ln den Jahren 188S dll 1888 ein« Forschangl» reise nach Spanien unternommen, als deren Ergebnis seit 1891 ln den Sitzungsberichten der Akademie seine umfangreiche Abhandlung «Die Handschriftenschätze Spaniens' erschien. Später« Forschungen und Arbeiten Beert bewegten sich auf demselben Gebiete. 1888 trat Bea« in den Dienst der K. K. Hofbtbliothek in Wien und übernahm 1910 dl« Leitung der Handschriften-Abteilung. Ein tückisches Leiden entriß ihn 1913 seiner Wissenschaft. Seine in Leipziger Besitz übergegangen« Bibliothek enthält zahlreiche wertvolle Werke aus folgenden Ge bieten: Vorromanisch« Sprachen, romanisch« Sprachen im alla«m«Inen. französisch«, italienisch«, katalanische, spanische, portugiesisch« »n> vrasiUanisch« Sprach« uud Literatur, bat talatnifch« Amerika.
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