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111. Jahrgang Morgen-Ausgabe Rr 300 1S17 Sonnabend, den IS. 2unl /Kursblatt des Rat« und des poUzeumiLes der Stadt Leipzig <l>' Letp,!, »,d Voror», zweimal flalich I»« -a»« ,«bracht monoMch M. I.7S, »leriellSdklich M. VL» sie Addol.r monatlich M. 1^0; darch anler, «»ImLrtiain Filialen in« -au« ,«bracht monatlich M. lLg »iertel- ISHrltch M.SSÜ^ durch dl« Pest innerhalb Drutlchland« Selamt-Autaad, «na»»» M. !L0 »iertelldhrlich M. 5.70: Mora«n-An«,ade M. ILS. «de»d-Au«,ad, Dl. VLl). Sonntaal-Äuegad« M. »L0 monatlich (aullchllthllch PostdefteUzebühr). Schrillleilung »ad SeichLlltllell«: Zohannltaos!« Rr. > Anzeigenpreis:^.'..?^ m «ehdrda» im »mtl. r«il di. Vetitzeil. 7U ,. a,«w. so Pf.: klelna Dnzel-e» »t« pettizell» 25 Vf« „«wart« 30 Pf.: Selchasitanzetge» mU pladvorichrlstea im Prell« erd«ht. V«ila>«n: Selamiaaflag« M. 7.— da« Iaus«nd ao«scht poftsedlh«. El»z«Inumm«r IS ps. — Sonn- »nd Fefllagt Id Pf. S«ims,rach-D,schl»b Rr. ,4«SL NS» n» 11SS4 pofllch.ckbonio 72«. Das klägliche Resultat der englischen Offensive in Flandern Das Wolffsche Bureau meldet amtlich: Berlin, 15. Juni, abends. In Flandern Feuertätigkelk wechselnder Stärke. Im Artois sind morgens bei Loos und Bullecourk englisch« Angriffe gescheitert. Sonst keine besonderen Ereignisse. * * * vtl?. Berlin, 15. Juni. (Drahtdericht.) An der flandrischen Front bcdursle es eines großen englischen Angriffes, der am 14. Juni 8,30 Uhr einsetzie, u n die schwachen deutschen Sicherungen, die vor der neuen Stellung zwischen Hollebeke und Warneton standen, an einigen Stellen etwas zurückzudrängen. Nichts charakterisiert besser die Zähigkeit der deutschen Verteidiger und die geringe Stoßkraft der Engländer als die Tatsache, daß diese schwachen Siche rungen seit dem 10. Juni alle Erkundungsvorstöße der Engländer ab- zuwcisen und di« neuen deutschen Stellungen erfolgreich zu verschleiern vermochten. Die Engländer verstanden durch sofort einsehende Propa ganda ihre Erfolge am 7. Juni maßlos zu übertreiben. Je mehr Einzel heiten über die Kämpfe im Wytschaete-Bogen bekannt werden, desto geringer erscheinen die wirklich erzielten englischen Erfolge und desto größer die gebrachten Opfer. Nur in einem Gelände, wie im Wytfchaete-Bogen, wo die Engländer in einer wasserundurchlässigen Lonschicht im größten Stile unbeachtet Minenanlagen vortreiben konnten, da die wasserhaltige Sandschichk der deutschen Stellungen ein Gegenminieren unmöglich machte, Konnte eine derart umfangreiche Anlage ausgebaut werden, ohne daß sie der Gegner bemerkte. Dem gemäß hoch waren auch die Hoffnungen, die die Engländer auf die Sprengungen und auf den Angriff gesetzt hatten. Ilcbereinstittlmend be- r.chkcn die Gefangenen von riesigen Vorbereitungen, die sie überall hinter der Fr/mt gesehen haben, und nannten diesen gegenüber das Nesultat eines so wohlvorbereiteten Angriffes fast kläglich. Ein Sergeant der 4. australischen Division, der im Zivilberuf Rechtsanwalt ist, äußerte, er glaubte diesmal fest an das volle Gelingen des Durch- öruches. Zahlreiche Gefangene äußerten, nur wenige von ihnen würden ein derartiges Feuer aushalten, wie es die Deutschen im Wykschaeke- Bogen ertragen hättcn. «Eine Wiederholung der Isonzoofferrfive ausgeschlossen" (r.) Von der Schweizer Grenze, 15. Juni. (Draht bericht unseres Sonderberichterstatters.) Aus Mai land meldet man dem «Berner Tagblatt": Eine Wiederauf nahme der Isonzooffensive ist nach einem sehr bezeichnenden Artikel des Militärkrikikers des «Corriere della Sera" ausge schlossen, weil die rechte Flanke am Meere vollständig eines Stühpunkles ermangelt, und es ein verhängnisvoller Fehler wäre, sich darauf zu versteifen, um den Preis von Tausenden von Sol datenleben derartige Stellungen zurückerobern zu wollen Ls ist dies das erstemal, so betont das Berner Blatt, daß in der italienischen Presse ein Mililärkrikiker so unverhohlen von einem Verzicht auf weitere Offensivpläne und noch mehr von einer Begründung dieses Ver zichts durch dessen hohe blutige Verluste spricht. Amnestie sirr sranzöfische Deserteure (r.) Don der Schweizer Grenze, 15. Juni. (Draht bericht unseres Sonderberichterstatters.) Die «Neu« Zürcher Zeitung" berichtet aus Genf: In amtlichen Kreisen verlautet, daß die französische Negierung demnächst einen Amaestleerlah zugursten der französischen Deserteure bekannkgeben werde. — Ferner meldet dasselbe Blakt, ein Rundschreiben des franzö sischen Ministeriums untersage den beurlaubten Franzosen und Bel giern, die ihre Angehörigen in der Schweiz haben, in Zukunft die Schweizer Grenz« zu überschreiten. Erlaubnisscheine werden nicht mehr ausgestellt. * * (r.) Von der Schweizer Grenze, 15. Juni. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Den «Vaster Nachr." zufolge meldet der Korrespondent der Reuteragenkur an der britischen Front, daß die englischen Verluste in der Flandern schlacht bis letzten Freilag abend auf zehntausend Mann gestiegen seien. Der englische offiziöse Kriegsberichterstatter ist über das tapfere AuSharrea der deutschen Maschinengewehrschühen im englischen Trommelfeuer so erstaunt, daß er das Märchen auftischt, diese Schützen seien an ihre Waffen angeketlet oder angebunden ge- wesen. Ein neues englisches Kampfmittel? (r.) Don der Schweizer Grenze, 15. Juni. (Draht bericht unseres Sonderberichterstatters.) Den «Vaster Nachrichten" zufolge ist nach Berichten englischer Kriegsberichterstatter in der Schlacht in Flandern zum erstenmal wieder «in neues Kampfmittel ausgeprobt worden. In einer Depesche an die eng lischen Blätter wird «S Petrolkanne oder Kanne für sieden des Oel genannt. Die Blätter schreiben, es sei verboten, den Appa rat näher zu schildern, aber man dürfe sagen, daß er auf weite Ent fernungen Geschosse schleudere, die mit grohem Lärm explodieren und Stoff mit flüssigem Feuer über eine weile Oberfläche verbreiten. Die amerikanische Wassenhilfe (r.) Köln, 15. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die «Köln. Ztg." meldet aus Amsterdam: Die «New Bork Evening Post' weA zu melden, daß der LandesverteidlgungSrat vom Kongreß Mittel für so viele Flugzeuge verlangen wolle, daß stets 20 00t) Flieger im Dienste sein können. LL Feinde Deutschlands vtd. London, 15. Juni. (Unterhaus.) In Beantwortung einer Anfrage sagt« Lord Robert Eecil: Folgend« Staaten habe» di« diplomatische« Beziehungen zu Deutschland abgebrochen: Ra hl and, Frankreich, Belgien, Grahbritaunie», Serbien. Montenegro, Japan. Portugal. Italien, Rumänien, die Vereinigte, Staate«, Kuba. Panama, Lhln«, Brasilien. Bolivia, Guatemala, Honduras. Nika ragua, Liberia, Haiti und San Domingo. Von den ge nannten Sündern befinden sich die ersten dreizehn (Rußland- Panama) im Kriegszustände mit Deutschland und müssen in dieser Hin sicht als im BundeSverhällnis angesehen werden. Fliegerangriff auf die Themsemündung Marineluftschiff L, 43 verloren Das Wolffsche Bureau meldet amtlich: Berlin, 15. Juni. 1. Eines unserer Marineflugzeuge griff am 14. Juni nach mittags vor der Themsemündung einen größeren Dampfer an un versenkte ihn. L. Das Marineluftschiff «t- 43' wird seit dem 14. Juni ver mißt. Englischen Nachrichten zufolge wurde das Luftschiff in der Nordsee von englischen Seestreilkräften abgeschofsen. Der Chef des Admiralstabes der Marine. «äd. Berlin, 15. Juni. (Drahtbericht.) Nach einem Poldhu- Berichk vom 14. Juni meldete der Atlantik-Dampfer «Kroonland', der am 14. Juni in New Bork einkraf, daß er am 15. Mai ein großes U-Boot an der irischen Küste gerammt habe und dasselbe gesunken sei. Ein deutsches U-Boot kommt nicht in Frage. Alle am 15. Mai an der irischen Küste in See gewesenen deutschen U-Boote sind wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt. Der Luftangriff auf London vtd. London, 15. Juni. (Reuter.) Unterhaus. Der Staats sekretär des Innern teilte mit, nach den letzten Berichten über den Luftangriff wurden 104 Personen gelötet, 134 schwer verletzt und 239 leicht verletzt. Im ganzen wurden 120 Kinder getötet oder verletzt. ' Unsere ersolgreichen Kampfflieger Die Zahl ihrer Luftsiege bis zum 1. Juni: "Rillmeister Frhr. v. Richlhofen 52 "Hauptmann Boelcke s 40 "Leutnant Voß 31 "Leutnant Wolfs 39 "Leutnant Schaefer s 20 "Leutnant Bernert 28 "Leutnant Frhr. v. Richthosen 24 Leutnant Allmenroeder 22 "Leutnant Gontermann 20 "Leutnant Frankl -s- 19 "Leutnant Wintgens f- Ist Leutnant Baldamus -f Ist "Oberleutnant Jmmelmana s 15 Leutnant v. Bülow 15 "Leutnant Dossenbach 14 Offizierfiellverlreter Nakhanal -f 14 Leutnant Schneider 14 Offizierstellvertreler Mütter (Max) 13 Vizefcldwebet Festner -f 12 "Leutnant Höhndorf 12 "Oberleutnant Berthold 12 Leutnant Böhm? 12 Offizierstellvertreler Goettsch 12 Vizefeldwebel Monfcholt -f 12 Leuknank Theiller -f 11 Leutnant von Keudell s 11 Oberleutnant Kirmaier s 11 "Leutnant Mutzer -f 1V Leutnant Pfeifer s 11 "Oberleutnant Dnddccke 19 "Oberleutnant Berr s 10 Oberleutnant von Tuschcck 10 "Leutnant Leffers s 9 Leutnant Müller (Hans) 9 Leutnant Schulte 1- 9 Leutnant Klein 9 "Leutnant Parschau -f 8 "Oberleutnant Frhr. v. Allhaus 8 Oberleutnant Schilling (Hans) 8 Leutnant Bougartz 8 Anmerkung: -f bedeutet gefallen: " bedeutet mit dem Orden Pour l« Mörite ausgezeichnet. Oesterr. - ungar. Heeresbericht vtb. Wien, 15. Joni. (Drahlbericht.) Amtlich wird ge meldet: Seitlicher Kriegsschauplatz In Ostgatlzlen und in Wolhynien HM die ver mehrte russische Gefechtslättgkelk an mehreren Stelle» an. Italienischer Kriegsschauplatz Bei der Ifonzo - Armee keine Ereignisse von Belang. In Kärnten steigerte sich das feindliche Artilleriefeuer im Ptöcken- und Ftit scher-Abschnitt zu größter Heftigkeit. Lin gegen unsere Stellungen am Nombom geführter Angriff wnrde abgewiesen. Auf der Hochfläche der Sieben Ge meinden steigerte sich der Artilleriekampf. Südöstlicher Kriegsschauplatz Kein« Ereignisse. Der Chef des Generalffabes. Staats- oder Privatwirtschaft Bon Emil Nihschke-Leuhsch, Mitglied der tt. Kammer. H. In dem Gesetzentwurf über dos Kohlenabbaurecht des Staates wird gefordert, daß die Kohle vom Verfügungs recht des Grundeigentümers ausgeschlossen wird, und daß das Recht, Kohle aufzusuchen und zu gewinnen, lediglich dem Staate zusteht. Mit einem Worte gesagt: Der Staat strebt eine Mo nopolstellung an, er will auf diesem Gebiete niemand neben sich dulden. Wenn man die Begründung zu dem Gesetzentwurf noch nicht kennt, wird man auf den Gedanken kommen, daß es dem Staat darum zu tun ist, sich Einnahmen durch werbende Anlagen zu schaffen, um eine Entlastung seiner Staatsbürger in steuerlicher Beziehung herbeizuführen. Es kann sein, daß die Regierung auch hieran gedacht hat, aber mit diesem Grunde der Oeffentlich- keik gegenüber zurückhält. Sie wird selbst im Zweifel sein, ob sie in der Lage ist. nennenswerte Ueberschüsse zu erzielen, und sick auch sagen, daß eine freudige Ueberraschung niemals zu spät kommt. Die Regierung stützt sich für ihr Vorhaben in der Be gründung des Gesetzentwurfs auf andere Gründe. Sie will zu nächst einem Raubbau begegnen, sie will sich die Unabhängigkeit beim Kohlenbezug für die Herstellung elektrischen Stromes sickern, sie will eine größere Stetigkeit in den Kohlenpreisen herbelführen und schließlich dem zunehmenden Einfluß der böhmischen Inler- essentengruppen auf dem Kohlenmarkt begegnen. Alles gewiß vernünftige Forderungen, denen man zustimmen kann, bezüglich deren Durchführbarkeit sich aber starke Bedenken geltend machen müssen. Der Staat hat einen wesentlichen Teil der sächsischen Kohlen- selber bereits ln seinen Besitz gebracht. Wenn man auch den Be darf der staatlichen Elektrizitätsversorgung an Kohle sehr hock annimmk, so ist der Staat doch ln der Lage, in Berücksichtigung eines Abbauverlustes von 25 Prozent, weit über 300 Jahre mit seinen Vorräten auszukommen. Dobel ist noch nicht berück sichtigt. daß durch die Vergasung der Braunkohle, wie sie fetzt vom Staat auf dem Braunkohlcnwerk Herkules in der Oberlausih für das staatliche Elektrizitätswerk Hirschfelde in Aussicht genommen ist, eine weitestgehende AuSnüßung der Kohle und damit eine außerordentliche Streckung des Kohlenvorrates um weitere Jahr hunderte stattfindet. Menn der Staat allein das Recht des Abbaues hat, ist er gewiß in der Lage, einen Raubbau auszuschalten. Menn man aber berücksichtigt, daß unsere sächsischen Kohlenvorräte an unserem Verbrauch gemessen gering sind — zwei Drittel unseres Bedarfs beziehen wir aus außersächsischen Gebieten — dann muß man sich auf den Standpunkt stellen müssen, daß die Absichten der sächsischen Regierung, wenigstens die zutage getretenen, in dem gedockten Rahmen nicht den beabsichtigten Erfolg haben können. Für Maßnahmen seglicher Art auf diesem Gebiete wird es un erläßlich sein, mindestens das ganze mitteldeutsche Gebiet zu- sommenzufassen. Wenn in Sachsen allein der Kohlenabbau eine besondere Einschränkung erfährt, dann müssen die sächsischen Verbraucher noch mehr als bisher von den außersächsischen Kohlenlieferanken abhängig werden. Ebenso liegt es bezüglich der Preisbildung. Wie kann dem Staat, der günstigenfalls nur ein Drittel des eigenen Bedarfs decken kann, der Gedanke kommen, einen Einfluß auf die Preise zu gewinnen? Der Staat wird als Unternehmer gar nicht anders können, als sich der allgemeinen Loge anzupassen. Er wird die Preise nehmen, die ihm erreichbar sind, ebenso wie er sich wäh rend des Krieges auch für seine Hölzer mehr als das Doppelte hat bezahlen lassen, als im Frieden. Nun wird vielleicht gesagt werden, daß der Staat als Unter nehmer billiger zu erzeugen in der Lage ist. Es wird sich niemand finden, der das glaubt. Auch der Hinweis, daß er durch seine Monopolstellung billiger in den Besitz der Kohlenfelder gelangt, ist, sofern es überhaupt zutrtfft, nicht richtig. Die Belastung der Kohle durch den Kaufpreis der Kohlenfelder ist nicht ausschlag gebend, hier sind noch andere Posten in die Rechnung einzustellen, nicht zuletzt der Geist, von dem das ganze Unternehmen getragen ist. Aber auch die Erfahrung spricht gegen die Auffassung der sächsischen Regierung. Der preußische Staat, der doch auch ge schäftstüchtig sein will, muß, um auf seine Rechnung zu kommen, für seine geringere Saarkohle mehr fordern, als dle Privat unternehmer für die westfälische Kohle, obgleich hier die Verhält nisse betrieblich schwieriger liegen. Man wird vielleicht darauf Hinweisen, daß auch der preußische Staat seine Kohle an den Mann bringt. Gewiß richtig, aber damit entfällt doch der Grund, daß die Verstaatlichung des Kohlenabbaues im Interesse ber Ver braucher notwendig Ist, um eine Preissenkung herbeizuführen. Wenn aber der sächsische Staat bezüglich seiner Kohlen erzeugung wirklich außer der Reihe tanzen will, dann ist zu be fürchten, daß sich ein Kampf entspinnk zwischen dem sächsischen Staat und den nach Sachsen liefernden außersächsischen Kon zernen. Auch der sächsischen Regierung muß die Lage auf dem Kohlenmarkte bekannt sein, und es unterliegt keinem Zweifel, daß der sächsische Verbraucher die Kosten bezahlen muß, abgesehen da von, daß überhaupt eine Sperrung der Lieferung nach Sachsen er folgen kann. Unser sächsisches Wirtschaftsleben braucht dle Kohle wie daS tägliche Brot. Das eigene Land kann unS ober nicht annähernd genügend mit Kohle versorgen. Diese nackte Tatsache läßt eine selbständige sächsische Koblenpolitik als eln zweischneidiges Mittel erscheinen, weist ober auf eine Derständi-