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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.07.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320718015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932071801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932071801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-07
- Tag 1932-07-18
-
Monat
1932-07
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.07.1932
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««Käs. IS. AM 1«r »Dresdner Nachrichten" — Nr. SS« Sette S ' Ser ReiKsmeKanikertag fordert WlrtfchMfrethett LXfknNiche Kuntaebuna im ««Werbebaus Die öffentliche Kundgebung de» Reich», verband«» de» Mechantkergewerbe» e. v. (Sitz Bremen) wurde von dem 1. Vorsitzenden, Ingenieur Tegtmeyer, am Sonntag früh 10 Uhr eröffnet. Er erteilte sofort Minister a. D. Dr. Weber das Wort zu einem Vortrag über „Die LebenS- tnteressen des Handwerks und des gewerb- ltchen Mittelstandes". Die Irrlehre beö Marxismus habe den klaren Blick für die LebenSnotwendtgketten des Handwerks getrübt. Eine Enquete des RetchSwirtschastS- rateS zeige deutlich, daß wir tm Handwerk den Vorkämpfer des Mittelstandes überhaupt haben. In 1^ Million Be- trieben würben IN Million Gesellen und 750 000 Lehrlinge beschäftigt, das heißt, der Nachwuchs auch für die Industrie werde in diesen Betrieben herangezogen. Von SS Millionen deutschen Erwerbstätigen seien vier Millionen im Hand werk tätig. Die steuerliche Leistung habe 1S28 rund eine Milliarde Mark betragen; diese gewaltige wirtschaftliche Bedeutung werde verstärkt durch die soziale Stellung als AuSgleichSfaktor zwischen Arbeiterklasse und Unternehmer. Schon aus diesem staatspolitischen Grund sei der Handwerk- ltche Mittelstand zu stützen als ein Stand, der in strengster Sparsamkeit und in persönlicher Verantwortlichkeit zu wirt schaften gewohnt Ist. Die Großbetriebe seiest häufig Kolosse auf tönernen Füßen, wohingegen die Führung des Hand werks nicht versagt habe, sie hab« sich aber mit allen Kräften gegen marxistisch, sozialistische Eingriffe z« wehren gehabt. E» sei zu fordern, baß der Geist -er Gesetze geändert wird; der Geist der Freiheit, Anerkennung der Unternehmer- Persönlichkeit als Motor des Wirtschaftslebens müsse an die Stelle des kollektivistischen Irrwahns treten, das freie und verantwortliche Schaffen dcS einzelnen. Ein Volk könne nur aus eigener Kraft gesund werden, nicht durch Kapitaleinfuhr, wie wir es seit 1924 glaubten. Aus geborgter Kaufkraft habe man gelebt, das national« Kapital sei zerstört worben, das sei die wesentliche Ursache für unsere wirtschaftliche Not. Unsere Arbeitslosigkeit könne nicht durch behördliche ArbeitSbeschassungSprogramme be endet werden, auch nicht allein durch den Arbeitsdienst, son dern grundsätzlich nur durch Herstellung der Rentabilität der Wirtschaft im großen und ganzen. Dazu müsse sie von den staatssozialistischen Fesseln befreit werden: ES sei heute verboten, daß sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter einander einigen über die Arbeit und den Lohn, ja, unter Umständen sei Arbeit überhaupt verboten. Man müsse zurück zu betrieblichen Vereinbarungen. Die Regiearbeit der Behörde« müsse aufhören, da dadurch dem Mittelstand in weitem Maße Existenz möglichkeiten entzogen werden. Die Zusammen ballung der Produktionskräfte in den Trusts sei be hördlicherseits gefördert worden durch die Steuergesetz gebung 1927/28, sie müßten rttckgcbtlbet und aufgelöst werden in Einzelbetriebe; von ganz allein komme diese Ent wicklung schon in Gang. Die Gesundung der Wirtschaft werbe von den Betrieben auSgehen, die nicht viel Leih kapital brauchen, also vom handwerklichen Mittelstand. Be sonders ungesund seien die Zustände in der Bau wirt schaft geworben. Die Hauszinssteuerbelastung bedeute einen Raubbau, da dadurch das Nationalvermögen des HauSbcstheS verfallen müßte. Di« Schwarzarbeit müsse a«S wirtschaftliche« un moralischen Gründe« hekämpst werbe«. Die Rentabilität der Wirtschaft müsse wtederhergestellt wer den durch radikalen Abbau der Steuern, durch Reform des Vergebungswesens, durch Herstellung des Leistungsprinzips; alle Währungsexperimente seien abzulehnen. Eine gesetzliche Altersversor gung des Handwerksmeisters vertrage sich nicht mit dem Prinzip der wirtschaftlichen Freiheit, die Kapitalbilbung eines gesunden Betriebes müsse auSreichcn, um tm Alter den Handwerker vor Not zu schützen. Die berufsständischen Organisationen dagegen seien zu stärken und auszubauen. Anschließend wurde im Sinne dieser Ausführungen einstimmig eine Entschließung gefaßt, in der e» heißt: Die RetchSregierung hat in ihrer Kund- gebung zur letzten Notverordnung erklärt, daß sie nicht die Absicht habe, den Weg der Erschließung neuer Einnahme quellen weiter zu beschreiten. Diese Zusicherung unter scheidet sich in nichts von den Erklärungen der früheren RetchSregierung, daß man dem Volk nicht mehr a« Laste« und Entbehrungen ausbürden könne. Durch jede «««« Notverordnung wurde der Mittel» stand mit neuen untragbaren Steuern belastet. Nur eine sofortige und umfassende Reichs-, Verwaltung», und Finanzreform kann vor weiteren Steuererhöhungrn schützen. Voraussetzung jeder Gesundung ist die Anpassung des staatlichen Lebens an die Armut deö Volkes. Das Hauptaugenmerk der neuen Netchsrcaierung muß darauf gerichtet sein, die öffentlichen Lasten herabzU- setzen. Die heutige Tarifpolitik und das Schlichtungs wesen verhindern zu ihrem Teil das Wtederausblühen der Wirtschaft. Arbeiten darf in Deutschland nicht mehr bestraft «erben. Wir fordern die Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung des Wohnungswesens, Einführung der verfassungsmäßigen ArbeitSdienstpslicht und wohlüberlegte Siedlung sowie starke Eindämmung der öffentlichen Hand. Wir fordern von den Regierungen des Reiches und der Länder sowie von den Parlamenten die tatkräftige Bekämpsnng der KriegSschulblüge sowie geeignete Schritte zur Wiedererlangung unserer Kolonien als Vorratskammern für Nahrung und Rohstoffe und als Arbeitsfeld für deutsche Volksgenossen. Anschließend wurde eine schier endlose Reihe von Glückwunschtelegrammen verlesen. Damit war die öffentliche Kundgebung beendet. Der Festaben- Am Sonnabend sand tm Gewerbehaus der grobe Festabend mit einem überreichlichen Programm statt. Nachdem der Vorsitzende des sächsischen Gaues, G. Martini, die zahl reich erschienenen Mitglieder und die Ehrengäste herzlich begrüßt hatte, darunter Kreishauptmann Buck für die Lanbesbchörden, Stadtrat Müller für die Stadt verwaltung, Ehrenmeister Kuntzsch vom LandesauSschub deS sächsischen Handwerks, Fleischerobermeister Witzschel, Präsident der Gewerbekammer Dresden, Obermeister Bien er, M. d. N., Präsident der Gewerbekammer Chemnitz, Gewerbeoberschulrat Vurckhardt, Direktor Werner von der Versicherungsanstalt der sächsischen Ge werbekammern sowie zahlreiche Vertreter der Industrie und des Großhandels, nachdem Stadtrat Müller die Mit- glieber des Reichsverbandes im Namen der Stadt Dresden begrüßt hatte mit dem Wunsche, daß sie recht bald wieder zu uns kommen fund mit der Bitte des Großstädters, dafür zu sorgen, dab Motorräder künftig so lautlos laufen wie Näh- maschine»), nachdem Obermeister Bi en er für die berufs ständischen Kreise, für die sächsischen Gewerbekammern und für die Spitzenorgantsation, den Retchsverband des Deut schen Handwerks lSih Hannover) die Gäste begrüßt hatte als „ein neues Reis am alten Stamme des deutschen Hand werks", ferner im Namen des Obermeisters Kuntzsch vom sächsischen Handwerk und deS Verbandes der berufs ständischen Versicherungsanstalten, rollte von 8 Uhr bis nach Mitternacht ein Programm ab (Ansager H. Schrot ky), daS klassischen Ernst und allermodernste Satire umsaßte. Opernsänger Rich. Kreuhiger sang mit seinem schönen vollen Bariton die seierlichen Gesänge deS Wolsram aus „Tannhäuser", Lieder von Weber, Wolf und R. Strauß, Martin Hellberg fStaatstheater) laS humoristische Gedichte von Lessing, Langbein, KiSfaludy, Fr. v. Ostint und Reimann, Vallettmttglteder der StaatSoper tanzten unter dem begeisterten Beifall des Publikums Walzer und Volkstänze nach Melodien von Strauß, Rubin- stein, Dvorschak, Anneliese Götz sang graziöse Chansons, dann kamen Solotänze von Werner Opitz und Gerda Sch einpflug fZentraltheater), und zwischendurch kon zertierte die ausgezeichnete Kapelle des Reiterregiments 12 mit klassischer, heiterer Musik und alten Parademärschen (Obermusikmeister Grübe). Im zweiten Teil deS Abends dankte der Vorsitzende deS ReichsverbanbeS, Ingenieur Tegtmeyer, den Behörden für die herzliche Ausnahme, die die Gäste in Dresden ge sunden haben. Dänn wurden vier Plaketten, fünfzehn goldene und fünfzig silberne Ehrennadeln an alte, be währte Mitglieder als Anerkennung für ihre aufopfernde Verbandsarbeit verteilt. — Bis weit in die Nacht hinein blieb man noch fröhlich bet Musik und Tanz zusammen. kerlenkurse in kVis8ckines6irelden. kacko«z VrMtches im- Sächsisches LnWtmmkftln z« SrEin Nuttntwfchast Da» Amt für die Langemarckspend« -er Stndentenschaft der Technischen Hochschule Dresden veranstaltete am Sonntag vor -er Front -er Hochschule am Bismarckplah und in deren Vorhalle «ine eindrucksvolle Yeter anläßlich der Einweihung des StubentenfrtebhofeS in Langemarck. Die Vertretungen des Nationalsozialistischen und -es Stahlhelm- GtudentenbunbeS, sowie sämtlicher Dresdner Studenten korporationen mit Fahnen und in vollem Wichs nahmen aus der Freitreppe und aus der Straße vor der Hochschule Aufstellung — ein ebenso würdiges wie farbenreiches Bild nationalgestnnter akademischer Jugend. Im Auftrage der Dresdner Studentenschaft ergriff zunächst Dr. Fricke, Dresden, daS Wort. Er erinnerte in kraftvollen Worten an die 16. Wiederkehr des Sturmes aus Langemarck, bet dem die Blüte der akademischen deutschen Jugend den Heldentod fürs Vaterland starb. In schlichter Einfachheit wolle man hier in Dresden die Feier des vor einigen Tagen in Flandern geweihten EhrcnsrtcdhoseS nachempfin- den, in dem erhebenden Bewnßtsein, daß der Tob slirS Vaterland der schönste Tod sei, den wir sterben könnten. Die heutige Jugend bebaure es tief, daß sie nicht an der heiligen Pflichterfüllung der Helden von Langemarck habe teilnehmen können, aber sie sei in innerster Seele ergriffen von dem erhabenen Psltchtgedanken und von dem uner schütterlichen Willen, wenn es nottue, auch das eigene Leben sür die Freiheit des Vaterlandes zu opfern. DaS Ehrenmal in Langemarck sei zugleich ein Ehrenmal für die gesamte deutsche Jugend, zu dem man emporschaue tm steten Gedenken an die Glanzzeit des Vaterlandes während der blutigen Kämpfe in Flandern. Die Rede schloß mit einem glühenden Appell zur Einigkeit im Gelöbnis der Hingabe an das Vaterland bis zum äußersten. Der Rektor der Technischen Hochschule, Prof. Dr. Reu ter, sührte aus, baß Langemarck für die akademische Jugend ein Symbol der Kampfbereitschaft darstelle, zugleich aber auch sür die Jugend überhaupt eine mahnende Erinnerung an die Großtaten unserer Helden aus allen europäischen Kriegsschauplätzen. Gebe Gott, baß der Tag nicht mehr fern sei, wo alle Deutschen §itt Inbrunst fühlen möchten, bah sie nur Deutsche sind, damit aus der großen, heißerschnten deutschen Einigkeit die Freiheit des Vaterlandes erblühe. Im Anschlüsse an die Reden legten der Rektor, sowie die Vertreter -er Dresdner Stndentenschaft und des Dresdner WasfenrtngS am Ehrenmal der Hochschule Lor- beerkränze nieder, während mehrfach wiederholte dumpfe Trommelwirbel durch die Lust rollten und die Fahnen ge lenkt wurden. Das gemeinsam gesungene Deutschlandlied beendigte die ernste Yeter. 12Z gahre Corps Lusatia-Leipziv Das älteste Korps der sächsischen LandeSuntversität ve- ging am Sonnabend und Sonntag die Yeter seine» 250. Se mesters. 1807, in ähnlich schwerer Zetk wie heute, gegründet, hat das KorpS seitdem als eins der wenigen Köscner SC.- Vertrcter ohne Unterbrechung bis heute bestanden. Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens sind aus den Reihen der Träger deS blau-gold-roten Bandes hervorgegangen. Die führende Stellung, die der Rund von alterSher inne hat, kam in der Teilnahme der Spitzen der Leipziger Behörden und Gesellschaft zum Ausdruck. Auf dem Fest kommers am Sonnabend sah man u. a. den Rektor der Universität, Prof. Dr. Litt, Oberbürgermeister Dr. Goer- delcr, Vertreter der Reichswehr, des Reichsgericht» und der NeichSbank. Daneben waren Abordnungen fast sämtlicher Korps deS Kösener und des Weinheimer SC.-VerbanbeS erschienen, um dem Geburtstagskind ihre Glückwünsche bar- zubrtngen. Am Sonntagvormittag sanden feierliche Kranznieder legungen am Gefallenendenkmal der Universität und am Standbildc des verstorbenen Königs von Sachsen in der Halle des UniversitätSgcbäubcS statt. — Todesfall. Infolge Herzschlag verschied am Sonn abend, wenige Tage nach seinem Uebertritt in den Ruhe stand, Oberregiernngömedizinalrat und Kgl. Stichs. General oberarzt a. D. Dr. med. Johannes Kaiser. Der Alte Tterschutzvcretn hat in dem Entschlafenen, der n. a. auch Leiter deö Tierasyls war, ein langjähriges, verdientes Vor standsmitglied verloren. — Innenminister Richter besucht da» Unwettergebiet. Wie wir erfahren, wird Innenminister Richter heute die am Donnerstag vom Unwetter schwer heimgesuchten Gebiete der sächsischen Lausitz besichtigen. Ausstellung im Dresdner Kupferstichkabinett Carl Gustav CaruS als Zeichnir Earus, der große Psychologe der Romantik, der Arzt, Naturforscher, Maler und Schriftsteller, mar ein glühender Verehrer Goethes und hat, wie nur wenige seiner Zett, die geniale Größe seines Meisters erkannt und gedeutet. Und er erfuhr das Glück, in seinem künstlerischen Sinnen um die ganze innere Beseeltheit und um die Aufgaben feiner Welt von Goethe angeregt und gefördert zu werden. Die geistigen Beziehungen Goethes zu Dresden in späteren Jahren waren nicht zuletzt auch persönliche Beziehungen zu CaruS. In der GoetheauSstellung des KunstveretnS wirb ja ausführlich darauf htngewiesen. ES lag darum nahe, daß das Kupferstichkabtnett seine reichen Bestände öffnete, um das.Bild des künstlerischen Schassens um Goethe und seine Zeit zu erweitern. Für Dresden sind unter diesem Gesichtspunkte die Hanbzeich- nungen von CaruS besonders wichtig. Durch eine glückliche Fügung ist früher einmal der gesamte zeichnerische Nach laß in den Besitz der Sammlung gekommen. Bisher war noch nie Gelegenheit, den Reichtum an Blättern tm Zu sammenhänge auözustellen. Auch diesmal ist nur eine Aus- wähl getroffen worden. Aber sie bietet Möglichkeiten genug, «nS in ein Menschentum und Künstlertum zu versenken, dem sich bas Göttliche in der Natur wunderbar erschloß, und daS sich im Schassen von „mancherlei schweren Trtt- billigen der Seele befreite". In seinen Bildern und in dem pekulattven Betrachten über die LandschastSmalerei hat er >rogrammatisch nm die Gestaltung romantischer GestthlS- nnigkeit gerungen. In seinen Zeichnungen dagegen ver- pilren wir nichts oder nnr wenig von dem weltanschau, ichen Denken und Jdecnausbau. Sie sind mehr freie, un voreingenommene Hingabe an die Natur. Wie Blüten, die er am Wege pflückte. Erlebnisse auf Meisen und vielleicht auch Erinnerungen. Daß sie hier zeitlich geordnet sind, er höht ihren Netz. Wir nehmen teil an den Wanderungen und Wandlungen eines Lebens, das von Erfahrungen und Offenbarung«!»! tief erfüllt war; wir nehmen anch teil an einer kurzen künstlerischen Entwicklung, die sich tn den Arbeiten dieses Landsa-astcrS „aus Liebhaberei" wider- spiegelt. CaruS hat schon tn Leipzig al» Student gezeichnet. Wohl mehr zur Un'erstithung und Ergänzung seiner botanischen Studien. Im Jahre 1814 kam er nach Dresden. Wahr- scheinltch hat er hier die Arbeiten des Kupferstechers Abrtan Zingg kennengelernt. Die Führung des Stiftes ähnelt tn den ersten Blättern der Technik des Schweizers. Im Jahre 1819 unternimmt er eine erste Reise nach Pommern, Greifswald und Rügen, anger^t durch seinen Freund C. D. Friedrich. Er bringt eine Mappe voll Stu dien mit zurück. Landschastösktzzen, Blicke aus den weiten Horizont des Meeres, auf die Vertikalen der Kretdekttste. Die Architektur der norddeutschen Backsteingotik interessiert ihn. Es sind daS alles vorwiegend sachliche Arbeiten. Aber schon da gibt er sich zuweilen anmutigen Stimmungen hin. Im nächsten Jahre reist er nach Oybin und dem Riesen- gebtrge. Sin Stück Wald, durch den es geheimnisvoll leuch- tet, die schlanken Linien der Ruine, die weichen Schwer- lungen des Kamme», das alles löst in ihm lyrische Emp- finbungen auS. Hier ist er schon ganz der Romantiker. Später äußert sich CaruS einmal, daß der Landschafter ein guter Kenner der Gebirgsformen und ihrer inneren Struk tur, baß er aus den inneren gesetzmäßigen Bau und die Entwicklung von Pflanze und Baum achten und mit den Gesehen der atmosphärischen Erscheinungen vertraut sein müsse. Der Grund zu dieser Erkenntnis wurde offenbar mit auf der Reise ins Rtesengebirge gelegt. Wie oft hat er dort die Schyeekoppe von allen Seiten ausgenommen. Seine Arbeiten werben malerischer. Der Einfluß Friedrichs «st unverkennbar. Eine Wanderung nach dem Saaletal (1821), nach Naumburg, Schulpforta und Weimar führt auch zu einer Begegnung mit Goethe. Anch hier wieder ent stehen aus der Versenkung in mittelalterliche Bausormen manche Blätter, die mit einer seltsamen Treue und AuS- ftthrlichkeit Menschengeist und Menschenwerk schildern. Skizzen auS der Dresdner Umgebung schließen sich an. Sintnal hat CaruS mit Friedrich gemeinsam aus dem Fried hof in Briesnitz ein schmiedeeisernes Grabkreuz gezeichnet. Beide Skizzen sind auf einem Bogen vereinigt. ES ist schwer, die Handschriften zu unterscheiden. So eng sind beide verwandt, so übereinstimmend geben Ne Betrachtung und Empfindung wieder. Die Sächsische Schweiz und Böh men lockten immer wieder, die grotesken Formen der Sand- fteingebtlde und der wuchtige Kulm des Mtlleschauer. 1828 tritt er die große Meise nach Italien an, die ihn durch die ganze Schweiz führte. Wie in einem Tagebuch schildert er in einer Blattfolge die Eindrücke (Hochgebirge, Mailand, Florenz). Mit feinen Farbtönen weiß er in kleinen Oel- fkizzen wundervolle Stimmungen an südlichen Gestaden ^»halten, Arbeiten, die hinüberleiten zu den großen Eine Fülle undatierter Blätter bereichert die Samm lung, Baumstudien, Ausschnitte aus Landschaften, Blicke auf Dresden und Pillnitz. Hier und da auch figürlich belebt. Im vorgeschrittenen Alter blieb ihm nicht mehr di« Zeit, tn Oelbildern seine Empfindungen und Gedanken aus- zudrücken. Und doch drängte es- ihn zur Gestaltung. Er griff zu dem einfacheren Mittel der Kohlezeichnung. In großen Bildformaten läßt er noch einmal seine ganze Gc- stthlS- und Gedankenwelt ausleben. In Mondschclnland- schaften und wildbewcgtcn Waldszenen, in Schilderungen der Gemtttswcrte seiner deutschen Heimat und tn Er innerungen an bas Sehnen nach der Sonne des Südens. vv. k>r. „Das kleine Haus" Ausstellung -es Dun-eS Deutscher Architekten Im Auftrage des BDN. eröffnete Professor Wilhelm Kreis am Sonntag tn den Räumen an der Lcnnsstraßeeine Ausstellung, die als Erweiterung und Ergänzung der schon besprochenen Baukunstausstcllung auszufassen ist und die mit programmatischer Klarheit und Bestimmtheit die Aufgaben der nächsten Zett ausreitzt. Professor Kreis sührte u. a. auS: DaS baukünstlerische Planen von gestern ist vorläufig still gelegt. ES gibt für den Architekten im bisherigen Sinne praktisch keine Probleme mehr zu lösen, keine Aufträge zu erfüllen. Wohl aber besteht für ihn die Pflicht, sich einzu schalten in-die große Bewegung, die den deutschen Men schen in seiner Liebe zur Scholle und zum Grünen wieder ergriffen hat. Diesem Streben möchte die schlichte Schau „DaS kleine HauS" dienen, die auf große Ausmachung ver zichtet, wohl aber in reichem Maße Anregungen bieten und in einem gesunden Optimismus tn die Zukunft weisen will. In etwa 70 Typen wird das kleine Hau» gezeigt, von den Ausführungen für die bescheidensten Verhältnisse bis zu denen für den gutbtirgcrlichen Lebensstandard der Familien mit mehreren Kindern. Die Entwürfe der 84 Architekten sind ungemein vielgestaltig. Greifen wir einige EntwurfSgcdanken heraus: Verzicht auf Luxus, Erhöhung der Behaglichkeit, Orientierung nach der Sonne und nach dem Garten hin, Beachtung aller hygienischen Be dürfnisse. wirtschaftliche Ausnützung des Geländes, Ver meidung des EtagenbancS, Konzentration nach dem Ge danken des EinwohnraumeS hin, Möglichkeiten fpäterer organischer Weiterentwicklung des Hauses ohne große Kosten, also „das Hans tn Bauabschnitten". Die einzelnen Entwürfe werben al» Modell, tm Grundriß «nd in -er
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