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Dresdner Nachrichten : 24.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193207246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-07
- Tag 1932-07-24
-
Monat
1932-07
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.07.1932
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Nr. 345 Selle S — »Dverdver Nachrichten" — Somrtaß. 24. IM 1S32 Ser Kampf um »en SlliWchtn Rarstall Zu deyr Artikel „Nochmals -er städtische Marstall", der «ns von -er Interessenvertretung -er Lieferanten -eS Mar» stalls zugegange» ivar. erhalten wir von der Fuhr« Herren-Innung eine Erwiderung, in der eS heißt: Unsere Darstellung der Verhältnisse ist nicht ein» fettig. Wir stützen unsere Angabe» nur aus Tatsachen. Wenn wir öabei unsere Interessen vertreten, ist «S nicht nur unser gutes Stecht, sondern als Innung sogar unsere Pflicht. Von Wahrneliinung eigener Interessen macht ia auch der Einsender Gebrauch. ES ist richtig, -aß der städtische Mar- stall eine länger als 50 Jahre bestehende Einrichtung ist und ihm die Bespannung der Wagen der städtischen Feuerwehr und der Beerdigungsanstalt oblag. ES konnten in diesem Betrieb nicht immer alle zur Verfügung stehenden Pferde zu diesen Zwecken voll auSgenützt werden und diese wurden zur Abfuhr von Asche aus den städtischen Geschäftsstellen und Grundstücken verwendet. Die Fuhrherrcn-Innung befand sich bei diesem Zustand in dem d e n k b a r b e st e n E i n ver nehmen mit der städtischen Marstallverivaltung. Zu Be ginn des Weltkrieges wurden dem Marstall, wie auch unseren Mitgliedern, die besten Pferde von der Heeres verwaltung unter dem Selbstkostenpreis enteignet. In den Jahren 1010/17 zur Zeit der großen Hungersnot standen die Marstallverivaltung und die Fnhrherrcn-Innung gemeinsam als Notleidende in einer Front. ES wurden uns pro Tag und Pierd drei Psund Hafer und fünf Pfund Heu zugetellt und damit begann daS große Pferdeherden. Gemeinsam mit der Marstallverwaltiing kämpften wir nm Zuteilung höherer Stationen. Das durch die große Not geschmiedete beider seitige gute Verstehen hätte sicherlich auch in Zukunft Be stand gehabt, wenn nicht der Weltkrieg für uns verloren ging und dadurch der erschütternde Umsturz der deutschen Wirtschaft kam. Das Dezernat des städtischen MarstallS wurde dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Kirch hos übertragen und von diesem wurden Neuanschaffungen von schätzungsweise mindestens 80 000 Mark vorgenommen. Die Führer der Fuhrhrrren-Innung werden dafür Sorge tragen, daß die Mitglieder der Innung bei Preisbildungen immer den Mittelweg gehen werden. Dazu kommt, -aß eine große Anzahl Unternehmer der Fuhrherrcn-Innung fern stehen, wodurch genügend Konkurrenz vorhanden ist. ES ist nicht richtig, daß der Marstall kein Regie betrieb ist nnd Zuschüsse nicht erfordert. Er trügt viel mehr alle Merkmale des topischen Regiebetriebes und er hält auch Zuschüße. Diese werden allerdings durch eine finanztechnische Vergnicknng zwischen Marstall und Beerdi- gungoanstalt verschleiert. Die Anregung, ein Fuhramt der Stadt Dresden zu schassen, würde gegenwärtig nicht In Frage kommen, da der Rat zu Dresden der einzige Arbeitgeber für das Fuhrgewerbe ist. Die erwähnte Inter essenvertretung der Lieferanten des Marstalls ist durchaus nicht einheitlich der Auffassung des Einsenders. Die Liefe ranten würden durch die Auslösung des Marstalls keine Einbuße erleiden, denn wenn die Fuhren durch private Unternehmer ausgeführt werden, so ist dann ihr Bedarf gröber und die Arbeit wird immer wieder von den Lieferan ten gedeckt werden. — Die Deutschnationale Volköpartel, BezirkSverb.ind Dresden, veranstaltet am Montag, 26 Uhr, dret grobe öffentliche Versamin» lnngen, im „Lchweizerhano", Schweizer Straße I, tm „Waidschlötz- chen", Bautziier Straße. und im „Wetlinfchiößchen", Marsdvrser Straße l y. Im „Schwcizerliäiischeii" ist der Redner der Führer der „rkamosgemeinschasl junger Teutschnatioiialer" in Berlin, Haupt mann M ü l> l e n b r t n k : sein Thema: „Der Ausbruch der Nation am 31. Juli." Um „Walöichiößchen" spricht der Neichsjugendsührcr der Deutschnaltonaleii BolkSpartel, Landrat v. BtSmarü: „Der Weg zur Freiheit." Um „Wetlinfchiößchen" spricht Bergarbeiter U a e u l n und Stndienrat Mener, der erste zu dem Thema „Ar- beiterlchast nnd NeichStagswahl", Studienrat Meyer über „Ta» Ende der Revolution, die Reichotagswahl am 3l. Juii". — U» einer öffentlichen Versammlung der Deulschnatlonalen BolkSpartet im „Goldenen Löwen" in Pillnitz spricht am Montag, 20 Uhr, Fn- gcnicur A <t e r t, Kötzschenbroda, über -aö Thema „Deiitschnalto- nalcr FrciheilSkamps". Am gleichen Tage und zu gleicher Stunde sindcn noch folgende weitere Beranstaltungen statt: Für die Orts gruppe Freital und Umgegend im „Goldenen Löwen", Freital. Dort spricht der Vorsitzende des BezirkoverbandeS Dresden, schrtst- stellcr Ni u r a tz s ch: „Der Keg des Mittelstandes zur Gesundung und Freiheit." U» Keibig bei Bühlau im Gasthof Weisiig spricht Studienrat Mener, Kivtzlche, über „Dcutschnationaler Freiheits kamps". Um Gasthof Bärnsdorf bet Moritzburg spricht Geschäfts führer Arnold über das Thema: „Macht eln Ende!" — Plahmnfik am Sonntag von 11,36 btS 12,36 Uhr in Rade- beul, Platz an der Schillerschnle, vom Trompeterkorps Nachr.- Abtlg. 1. Leitung: Obermusikmeister Buhlmann. 1. Parademarsch Nr. Ill, 61 von Böhr. 2. Ouvertüre zur Oper „Der Waffen schmied" von Lortziug. 3. „Ein Vöglein lang im Lindenbaum" von Eberle. 4. Marsch zum „Fest der weihen Rose", III, 29 von v. Redern. 5. Traumbilder-Fantasie von Lumbye. 6. Regiments kameraden von Schwiitmann. Ein Musterbeispiel freiwilligen Arbeitsdienstes und der Selbsthilfe Das Ailtrnhain-Vauda-Vörzts pp. MeltorationS-Snte«nehmen von Kulturbaumilftor Schub ort, Drosbon Landwirtschaftliche Meliorationen sind von allen maß- gebenden Stellen als die förderungSwtchttgsten Unterneh mungen für die Arbeitsbeschaffung anerkannt, weil st« für die Volkswirtschaft von produktivem Werte sind, in hohem Maße menschliche Arbeitskraft beanspruchen l«0 bis 75-6 der Baukosten sind Löhne) und nur geringe Materialkosten erfordern. Die Ausführung der vordringlichsten Meliora tionsarbeiten würde mehr als 200 000 Arbeitslosen zusätz- liche Arbeit bieten; eine vielfach« Zahl davon könnte infolge der Auswirkung der durch die Meliorationen erzielten land wirtschaftlichen Mehrerzeugung auf die gesamte übrige Wirt schaft für die Dauer wieder Beschäftigung finden, wenn sich solche Mehrerzeugung aus Lebensrnittel erstreckt, die wir heute aus dem Ausland beziehen. Die Meliorationen bilden, was vielfach übersehen wird, einen besonders wichtigen Teil der zur Zeit im Gange befindlichen, auf Marktanpassung gerichteten Umstellung der Landwirtschaft. sVermchrung und Leistungssteigerung von Wiesen und Weiden und damit der Milcherzeugung, Ertragssteigerung der schweren und mittleren Ackerböden.) Voraussetzung des Erfolges ist naturgemäß eine Handels- und BinncnwtrtschastSpolttik, welche die deutsche Landwirtschaft lebensfähig erhält. Bei der Höhe der öffentlichen Ausgaben und sonstigen lausenden Betriebsausgaben sowie bei der Unterbewertung fast aller landwirtschastltchcn Erzeugnisse, muß der Landwirt heute jede neue Kapitalbclastung auch für die wirtschaft lichsten Zwecke auf ein Mindestmaß herabdrttcken. Darum können bei den gegenwärtigen Zcitvcrhältntssen in der Regel Meliorationen nur entweder mit wirtschastSeigcnen Arbeits kräften oder durch ArbeitSdienstsreiwtllige auSgesührt werden. Eine dritte AnSsührnngSart ist ferner eine Ver bindung des freiwilligen Arbeitsdienstes mit der Selbsthilfe, weil hierbei Bauern nnd Städter zn- sammcnleben und sich und den Begriff der Sameradschast und Volksgemeinschaft i« gemeinsamer Arbeit kennenlernen. Meine Erfahrungen bei Ausführung eines der größten und bedeutungsvollsten sächsischen McliorattonSuntcrnchmen auf dieser Grundlage weisen zwangsläufig einen Weg, wie Hundcrttauscnde durch Arbeit ihrem Volke und Vaterelande dienen können. Am 4. April dieses Jahres ist unter Leitung der Abteilung Landeskultur der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen auf die kombinierte AuSstthrungSart eine genossenschaftliche Melioration in den Gemetndesluren Wildenhain, Kl. Thiemig, Nasseböhla, Walda, Banda, Görzig, Zabeltitz und Perih, Amts- hanptmannschast Großenhain, die eine Fläche von 612 Hektar ninsaßt nnd an der 285 Landwirte beteiligt sind, in Angriff genommen worden. Hierbei handelt cs sich um die Kultivierung fast ausschließlich NeinbLuerlicher Wiesen» flächen, die in ihrem jetzigen Zustande für die Ernährung beS Viehes und dadurch für die Gcmeinwtrtschaft und im wetteren Sinne auch für die Allgemcinwirtschaft verloren sind, weil die nicht ganz einheitliche Grasnarbe neben einigen gnten und mittleren Gräsern tm wesentlichen aus Rasenschmtele, Seggen, Binsen, Moos, also aus Unkräutern oder sonstigen wertlosen oder gar schädlichen Pflanzen be steht. Die aus zu hohem Grundwasserstand gewachsenen Pflanzen und Unkräuter sind von ganz geringem Futterwert und die in diesen Pflanzen enthaltenen Reizstoffe und Gifte, sowie die mit dieser Flora zusammenlebcnden Krankheits erreger bergen große Gefahren fiir die menschliche und tierische Ernährung in sich. In diesen Sumps- und Ueber- schwemmungSgebieten ist die Bildung von mannigfache« Krankheitsherden und Fiebernestern sowie von gesundheitsschädlichen Nebeln eine leider allzu- ofte Erscheinung. Darum müssen die geschilderten Mißstände so rasch wie möglich beseitigt werden. Durch Entwässerung und Ent- säuerung des in seinem jetzigen Zustande kaum kultursähigcn Bodens muß die Grundbedingung für eine gute Futter erzeugung und gesunde Ernährung des Viehes und somit zu der erwünschten und notwendigen BetrievSumstellung ge, schaffen werben. Bet den fetzt in bMleunigter Ausführung befindlichen Borflutarbetten beS Wildenhain-Bauda-Gör-iger Melivra- ttonSunternehmenS sind zu leisten: rund 65 000 Kubikmeter Bodenbewegung, 105 OOO Quadratmeter vüschungSbegritnung, 40 000 laufende Meter BöschungSfußstcherung durch Faschinen ober Stmiaenbeschlächt, ferner sind 8 Düker, 8 größere Wehre, 8 Brücken und etwa 40 Durchlässe zu bauen. Bei den Gorflutarbeiten werden voraussichtlich etwa 50M ArbettSfreiwtlligentagschtchten ansallen. DaS mit 828 000 Reichsmark veranschlagt gewesene Unternehmen konnte wegen Fehlens jeglicher Mittel über. Haupt nicht anders als im Wege der Selbsthilfe nnd des frei, willigen Arbeitsdienstes in Angriff genommen werben. Die Bezirksgruppr Großenhain beS „Stahlhelm", Bund der Front soldaten, die Träger beS Dienstes geworden ist, stellt aus ihren Reihen 100 Arbeitsdienst willige, neben bene» gleichzeitig annähernd die gleiche Anzahl Bauern bzw. deren SöhneoderKnecht« arbeiten. Die ArbettSdienstwilligen bekommen, soweit «S sich um Erwerbslosen- und KrifenunterstühungSberechtigte oder Jugendliche handelt, eine pauschalierte Unterstützung von 2 Mark täglich in bar durch das zuständig« Arbeitsamt r.uS- bezahlt Den WohlsahrtSerwerbSlosen zahlt entgegen, kommenderiveise der BezirkSsürsorgeverband Großenhain die Unterstützung, falls sie höher als 12 Mark wöchentlich ge wesen ist, in bisheriger Höhe wetter nnd, falls sie niedriger mar, erhalten die „Wohlfahrter" ebenfalls eine pauschalierte Unterstützung in Höhe von 2 Mark täglich in bar ausbezahlt. Die ArbeitSdlenstfretwilligen erhalten Stiefel und Arbeits anzüge vom „Stahlhelm"; sie stehen unter -er disziplinari schen Führung eines von der Bezirksgruppe beauftragten Kameraden und kommen aus unmittelbarer Umgebung des MellorattonSgebietcS. Die Leute fahren nach beendete» Arbeit täglich nach Haus«, weShald kein Lager errichtet zu werden brauchte. Die Genossenschaft hat neben der Stellung des Werk- zeugeS und Lieferung sämtlicher Baumaterialien sowie der Uebernahme -er KrankenversicherungSbeiträge für die mit- b«schästigt«n WohlfahrtSunterstützungSempsängcr, auch ftir die Unfallversicherung sämtlicher beim Ban beschäftigten Arbeitskräfte aufzukommen. Besonders durch Lieferung der Baumaterialien entstehen «rhebliche Kosten. Die Leistungen sowie die Stimmung aus der Baustelle find ausgezeichnet. Mährend im Anfang im großen Durchschnitt von einer Arbeitskraft stündlich etwa ein halber Kubikmeter leichten, jedoch mit Wurzeln durchwachsenen Stichbodens gelöst und ein- bis zweimal geworfen wurde, beträgt die Durchschnitts leistung nach kurzer Einarbeitung bereits jetzt über zwei Drittel Kubikmeter. Die ArbeitS-ienstwilllgen sind genau so wie die beteiltglen Landwirte und deren Söhne oder Per- fonal mit Lust und Liebe bei der Sache. Der Gesundheits zustände -er Leute läßt nichts zu wünschen übrig. Ein Sani täter ist aber für erst« Hilf« auf der Baustelle stets vor handen. Durch Borträge über SiedlungSpolitik, aus »cm Gebiete der Kulturtechnik und über Sinn nnd Zweck der betreffenden Melioration wird für eine geistige Schulung der Arbcitsdlenstwilltgen Sorge getragen. Meines Wissen» ist -le Wildenhain-Bauda-Görzig- Melioration daS erste Unternehmen in Deutschland, das ans die beschriebene AuSstthrungSart zur Durchführung gelangt. Di« Bailstelle erfreut sich wohl mit deshalb eines zahl reichen Besuchs; sie eignet sich als ei« BeispielSunternehme« ür die »um T«tl groben und zusammenhängenden Sumpf- ,ebiet« in den Bezirken Großenhain und Kamenz. So bc- uchten die Baustelle Vertreter des WirtschaftSminIsterlnins, oes LandeSarbcitSamteS, der Technischen Hochschule Dres den, -er Korstakademie Tharandt, sowie der Landwirtschafts- Goethe betrat nie den Boden von Hellas, aber er sah in Pästuin nnd ans Sizilien den Abglanz griechischer Größe und hatte einst auf seiner italienisch-sizillschen Reise sich in jenen Hohistreilen einer Sänlcntrvmmcl von Agragas hincingestellt, der, 55 Zentimeter breit, 20„ial aneinander gereiht, erst den Säulenumfang ergeben würde. Hier, auf dem südlichsten Punkt seiner Reise, schloß er von der Größe eines solchen Säulen-„Knochcns" aus den ungeheuren Auf bau des „Riesengcrippcs". DaS Gigantische solcher Kunst, solchen Erlebens in der Vorstellung, wirkte in Goethe wei ter, und wir genießen dankbar solches Nachempstnden und Nachschaffcn deutscher Dichter und Künstler, ohne das wir die kleineren Verhältnisse bei einheimischen Nachbildungen an tiker Kunst unterschätzen. Darum wollen wir im Goethc- jahr das hundertste GebnrtSfest von Dresdens erster griechischer Tempelfront doch nicht unbemerkt vorübergehen lassen. Kunstausstellungen s Goech, - Ausstellung lm Üunstverefn iBrüßlfche Terrasse). Nächste Fühlungen: Tienstag, den 26. Juli, nachmittags 5 Uhr, durch die Aöiciiiiug „Naiurforlchuiig" »Friedrich Klemm). ToiiuerSiag, den 28. Juli, nachmittag» 5 Uhr, durch die Ab teilungen „Goethe in Trecken" und „Goethe und der Sächsische Kiinstvciciii <Tr. Fritz Löffler). Tie Ausstellung ist geöffnet Sonntags von 16,36 bis 1,36 Uhr, werktags von ll bi» 6 Uhr. Am Montag, dem 25. Juli, wird die Ausstellung bereits nachmittag» 5 Uhr geschloßen. t Künstler-Vereinigung Dresden. Die Sommer-AuSstellung der Küiistler-Bereinigung Dresden im städtischen AusstellungS- gebäude an der Lennistiaße zeigt in Architektur, Malerei, Plastik und Graphik Arbeiten ihrer Milgliedcr und zahlreicher Gäste. 15 Architekten und 68 Maler und Bildhauer stellen ihre neuesten Werke au». Die Ausstellung ist geöffnet Sonntag» von 16 bi» 2 Uhr, werktags von N bis 6 Uhr. s Tentfcher Künstleroerband Dresden. Kunstausstellung vom 11. August bis Mitte Oktober im ehem. künigl. Schloß. Werke Dresdner und auswärtiger Künstler. Anmeldung noch bi» zum 36. Full an die Geschäftsstelle, DreSden-N., 23. Marsdorser Str. 23. s Galerie Ernst Arnold iLchlofistraße). Anläßlich Ma« Lieber manns 85. Geburtstag seltene Radlerungen und Lithographien. Ferner von Ludwig v. Hofmann di« neuen Pastelle der italienischen illeise. Weiterhin Dresdner Künstler: Eugen Bracht, Professor Fritz Beckert, Professor Arno Drescher, Georg Siebert, Walter Gasch, Willy Waldapsel, A. Sanier. s Galerie Nene Kunst Fides sPrager Straße). Letzte Noch, der Ausstellung „Junge Dresdner Künstler 1922 bi- 1632". Im Sommer ist die Ausstellung nur wochentags von 9 bis 6,86 Uhr geössnet. s KuustanSstellung Kühl «AugustuSbrlicke). Sommer-«u«. stellung moderner Gemälde. Neuansgenominen: Strand von Fehmarn von E. V. Kirchner tanv der Brückezeilt; zwei neue ArbeUeu von Johanne» Beutner. Angckaust wurde auS Stistungs- mitteln: Italienische Landschaft mit reitendem Kardinal von 1836 von Ferdinand v. Olivier. Geöffnet von 16 bi« 6 Uhr. Sonntag» tm Sommer geschlossen. In den Räumen de» Kasino» Weißer Hirsch u. a. SouserauSstcllung Fred Boelckerltng. s Knnftsalo« Emil Richter sPrager Straße) Gemälde von: ttngewitter, Ouarck, Körner, Otto, Ritter, Poeschmann, Oehme, Faber, OSwald, lieber». Moderne Graphik, Aquarelle, Hand zeichnungen aus den Jahren 1826 bis 18S6. s AttSftellung junger Dresdner Künstler sPrager Str. 1«, 1., Hartunghau»). Die Maler Erich Fraaß, Han» Kinder, Ewald Schönberg, Georg Siebert und Fritz Tröger zeigen neue Aquarelle und Zeichnungen. Geöffnet täglich von 9 bi» 7, Sonntag» von 11 bi» I. Eintritt frei. Ammfgeschnitten Bon KritzMUller, Parlenkirche« DuS war damals, als ich mich der Eltern schämte. Gin jeder Junge schämt sich einmal seiner Eltern. Schuld daran sind nicht die Eltern. Vielleicht nicht einmal der Junge. Eher noch das Blut der Flegeljahre. Meine Mutter küßte mich. Bei offenem Fenster, eben erdig. Ich fand das ungehörig. Gesetzt den Fall, mein Klassen- freund, der Wigger, hätte es gesehen. Der Wigger sagt, Ge fühle seien Mumpitz, Gefühl blamiere. Aus Sonntag hatte mich der Wigger eingeladcn. Bummel durch den Englischen Garten. Treffpunkt: Chinesischer Turm. „Ich begleite dich ein Stück", sagte meine Mutter. Sic habe den gleichen Weg. Ich log, ich ginge nicht, ich hätte Kopfweh. Ich ging bann doch. Allein. Beim Chinesischen Turm sagte Wigger, drüben warte eine alte Dame. Ich sagte: „Verflucht!" Einmal war Unterhaltung. Der Wigger sprach von Hermann und Dorothea. Sehr gescheit und natürlich ver ächtlich. Meine Mutter sagte auch etwas. Was, weiß ich nicht mehr. Aber eins ging daraus hervor, sie kannte dieses Epos nicht. Ich dachte, jetzt wird der Wigger sich erheben: „Bet Böotiern bedaure ich nicht mehr verkehren zu können." Er erhob sich nicht. Aber ich ging gleich am nächsten Tage in die Buchhandlung. Am Abend legte ich das Neclam- hestchen Hermann und Dorothea meiner Mutter auf den Nachttisch. Wortlos. ES lag auch am nächsten Tage noch da. Eine ganze Woche lang. Immer wortlos. Dann verschwand es. Fttnsund- dreißtg Jahre lang blieb eS verschwunden. Gestern kramte ich tn einer alten Bücherkiste. Da lag es. Ich hätte nicht gedacht, daß man vor einem Rcelamhcst zu zwanzig Pfennig davonlaufen könnte. Ick hätte nicht gedacht, baß einen dasselbe Ncclamhest im Lause des Tages dreimal aus den Speicher hinaufztchen könnte. Wortlos. Endlich getraute ich mich'S anzurühren: Unausgeschntttenl Da ward'S in meinem Kopfe plötzlich wieder kühl und fach- ltch — vielleicht ein Rest der Flegeljahre. Meine Mutter war also gestorben, ohne Hermann und Dorothea gelesen zu haben. Möglich, daß sie Goeth« üherhaupt nicht kannte. Hm, mein Nachbar, der Feichtenbauer, kennt Goethe auch nicht. Ich hatte einen Hund, dem ich alles war, Goethe nichts. Von einem kleinen Ladenfräulein weiß ich, die Hermann und Dorothea für ein Theaterstück hielt. Auch der Maschinenmeister der „Columbia" hat eS nicht gekannt. Der Maschinenmeister der „Columbia" hat mich in sei» Schiss geschmuggelt, als mir » schlecht ging, bnndeschlecht, in Amerika. Das kleine Fräulein hat mir den ersten süßen Kuß gegeben. Der Hund hat mir daS Leben gerettet. Der Feichtenbauer hat in einem Wirbelsturm erst mein Haus gestützt und dann daS seine. ' Mein Vormund war ein Goethekenner. Mein Freund, der Wigger, wurde später Rechtsanwalt, derselbe Wigger, der in den acht Aufsätzen, die wir damals aus dem Götterletb von Hermann und Dorothea hcrano- schnetben mußten, durchgehends einen Einser bekommen hatte. Professor Binswanger hatte in seinem Bücherschrank die SophienauSgabe von Goethe stehen. Nun die Gegenrechnung. Mein Vormund hat mein väterliches HanS verschleudert. Professor Binswanger hat mich tm Examen mit Be hagen durchgeschmissen, weil ich bei dretundzwanzig Jahres zahlen, die er mich tn der Literatur abfragte, nur mit eisen dienen konnte. Mein Freund Wigger hat mich von dem Tage an ge schnitten, wo mein Einkommen unter zweitausend Mark ge sunken war. Das alles ist nicht welterschlttternd. Aber die Erinne rung daran hat doch an mir gerüttelt, als ich das unaus geschnittene Reclambüchletn tn der Hand hielt. Jetzt klappte es tn der Mitte auf: Hermann und seine Mutter tm Garten hinterm Hause. Hm, ob Hermanns Mutter Hermann nnd Dorothea gekannt hätte, wenn sie gleichzeitig mit meiner Mutter aus die Welt gekommen wäre? Ich glaube nicht. Da hätte also meine Mutter ihr die Hände reichen können und ihr sagen können — nein, meine Mutter hätte ihr wohl nichts gesagt. Meine Muster hatte nicht nur keine Bildung, sondern auch nur wenig Zeit. Wenn man keine Zeit hat, kann man keinen Aussatz über Hermanns Mutter machen. Da kann man höchstens Hermanns Mutter setn, glaube ich. Da klappte die letzte leere Sette tm Reclambüchletn aus. „Lieber Frihl Ich bin —" stand da, sonst nichts. Der Bleistift mußte ihr wohl hinter „bin" abgebrochen setn, der Mutter. „Ja, Mutter', ricsS tn mir. „du bist, du bist, du btstl" „W arst l" heulte e» auf einmal durch die Spetchcrlust und «in -erkrampsteS Büchlein fiel aus meinen Händen, Unaufgeschnttteu.
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