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Iohn>, durch Postbesug ».io MI. elnlchlteblich »» Psg. PoftgedLhr (ohne PostsuIIeNungsgebührl bet 7 mol wSchenUtchem Seeland, «tnzelnummee l» Ssg., außerhalb Sachten» »0 Big. Slnjetgenprette: Li« «tnldalttge »0 mm beeil« Zette »b Pfg., für auswLr» «0 Psg., die 80 mm breit« SeNamezeile roo Psg., auherhalb »»0 Psg. ab». Zettenabjchlag It. Laris, gamllienan,eigen und EteNengeluche ohne Rabat« tb vlg-, auterhald »ü Big. vlleeiengebühe »a Psg. UuswSrNge Aut teige gegen Lorautbezahlun». Dresden. Pofttcheck-lita. ivgs Dresden Nachdruck nur mit deull.0uellenangabe (Dresdn. Nachr.I julitltg. Unvcrlangi« Schrtslliück« werde» nicht aulbewahrt Seenlvrecher-Lammelnummer: irrst Rur >üe Rachtgelprichei Nr. rooil Schrtstlettung u. HouptgelchiltssteNei Dresden - R. l, Martentirah« »»/«» ZVe e///^e Z-^e//ker «?e/Zs/kA m// Deutschlands GchtSsal ln Deiner Sand! Rationale Gewiffensfease Der Worte sind genug gewechselt. In einem kurzen, aber leidenschaftlich geführte» Wahlkampf haben sich die Meinungen darüber, wie das höchste Amt des Reiches für die nächsten sieben Jahre zu besehen ist, voneinander ge schieden. Nun kommt die Stunde des Handelns! Für den kurzen Augenblick des Wahlaktes wirb der Leitsatz der Ver- sassung zur Wirklichkeit, wonach die Staatsgewalt vom Volke ausgeht. In den Urnen liegt heute das Schicksal. Aus der Linken gibt es Milltonenmasscn, die sich aus Hast gegen nationalbewustte Deutsche und aus Gründen der Partelräson zu einer Entscheidung treiben lassen, die ihrer inneren Ueberzeugung widerspricht. Das ist nicht die Ein stellung, die nationalen Wählern geziemt. Für sie ist die heutige Entscheidung eine Angelegenheit von ernster, ver- antwortungSbewustter Ueberlcgung, und jeder einzelne must so handeln, als ob von ihm und seiner Stimme die Wohl fahrt der Nation abhinge. Drei nationale Kandidaten, Hindenburg, Duesterberg «nd Hitler, ihnen gegenüber kein ernst zn nehmender Bewerber der Linken, das ist für die nationale Bewegung ein nie er träumter Erfolg, zugleich aber ein verwirrender Reichtum nnb eine Gefahr für die wettere Entwicklung ihres Be- freinngSkampfc«. Man hat die Gründe und Gegengriinde gehört: nun gilt eS, zu prüfen, zu wägen, und In einer Echlustüberlcgung den Kern der Dinge heranSzuschälen. In der nationalen Front hat sich im Berkaus der Aus einandersetzung immer stärker die Ueberzeugung durch gesetzt, daß eS hier nicht so sehr um die Persönlichkeiten geht, als um das „System", «nd bast man unter Aus schaltung aller Gefühlsregungen in diesem Fall, ebenso wie bei den Parlamentswahlen, diejenigen Kandidaten wählen müsse, die sich für den Sturz der Diktatur der Mitte und für einen gründlichen Wandel der RegiernngSverhältnissc in Deutschland einsehen. „Schlagwort" tönt es an» dem MegierungSlager entgegen. Die Opposition sei sich nur in »er Verneinung einig, aber sic wisse selbst nicht, was sie im herrschenden System bekämpfe und was sie an seine Stelle sehen solle. Die Entgegnung der Opposition ivtrd zu tiner wuchtigen Anklage. Gcwist, sagt sie, ist das „System", der Begriff, nm den sich alles dreht, ein Schlagwort, wie es der politische Kampf prägt, um ein ganzes Gedanken gebäude auf eine einfache, fastlichc Formel zu bringen. Aber nicht leer, sondern inhaltsschwer. Es bedeutet Kamps gegen die Politik der Illusionen, die nacheinander Ver- saillcS, den DaweS- und den Boungplan, Memel und noch vieles andere möglich machte, vor jedem dieser Schritte Heilung und Rettung prophezeite, die nationalen Warner beschimpfte und unterdrückte, «nd in allen ihre» Voraus sagen von den Ereignissen widerlegt wurde. Es bedeutet Kampf gegen den inneren Kurs, der seit dem V. November 1018 unter Zersetzung der sittlichen Kräfte und kulturellen Werte im Volk die Volksgemeinschaft anflöst «nd den Bolschewismus züchtet: Kampf gegen die Herr schaft des roten Parteibuches mit schwarzem Einband, das unser vorbildliche» Bernssbeamtcntum unter Kuratel nimmt und Skandale über Skandale als Spur seines Wirkens zu- riicklästtr Kampf auch gegen die marxistische Zerstörung von Familie und Schule, die vom katholischen Zentrum zugelasscn wird. ES bedeutet Abwendung von einer Wirt schaftspolitik, die unter dem mastgebendcn Einslust der sozialistischen Gewerkschaften sich scheut, die wirtschaft- liche» Nebel an der Wurzel zn fassen. Und es bedeutet Ucberwindung jener Pseubodcmokratie, die ihre demokra tischen Einrichtungen nur als eine Rückversicherung zur Er haltung der Linksherrschast betrachtet und sich mit diktato rischen Mitteln um so verzweifelter an die Macht klammert, je entschiedener der Volkswille diese Methoden ablehnt. Das, sagt die Opposition, ist für uns der Jnbegrtss des Systems, dein wir den Kampf angesagt haben, auch in dieser Entscheidung. Nun haben es aber die Parteien des Systems fertig gebracht, den gerade vom nationalen Deutschland verehrten Führer in Krieg und Frieden, Hindenburg, der von ihrem Geist nie einen Hauch verspürt hat, als Schntzwall zwischen ihre VerteibigiingSslcNung und die Angriffswelle der nationalen Opposition zu stellen. Ihn könnt ihr nicht verantwortlich machen für die Mistwirtlchast des Systems, sagen sie. Weil er in unserem Lager steht, müstt ihr die Waffen strecken. Hindenbnrg selbst tritt vor und bekundet, dast er nicht al» Exponent einer Partetrtchtung, sondern, über allen Parteien stehend, das deutsche Volk tn seiner Perlon einigen wolle. Kein Zweifel rührt sich, der dt« Ehr lichkeit dieses Wollens zu bestreiten wagte. Das ist die Linie, nach der Hindenburg immer gestrebt hat mit betstem Bemühen. Aber die politischen Gegebenheiten waren stärker al» sein Wille, und sind e« auch heute. Auch die Opposition widerspricht Hindenburg nicht, wenn er sich dagegen ver wahrt, al» Kandidat brr Sozialdemokratie bezeichnet zu Weibs», «e M doch « such ber Sembt-M ite» Le». trumS, der Volkspartei, der Wirtschaftspakte! und einiger weiter rechts stehender Gruppen ist. Aber das heistt nach ihrer Meinung eben nichts anderes, als dast seine Kan didatur im wesentlichen von den Parteien der Weimarer Koalition getragen wird, den Nutzniestern des Systems, und dast den Ausschlag die stärkste und am weitesten links stehende Partei gibt, eben die Sozialdemokratie, die ganz offen bekennt, bast sie Hindenburg nicht um seiner selbst willen wählt, sondern als das kleinere Nebel, als „Schutz gegen den Faschismus", und im betonten Gegensatz zu allem, was in Deutschland antimarxisttsch und nationalbcwustt ist. Hier ist für das nationale Gewissen die unüberwindbare Kluft. Hier spitzt sich der tragische Konflikt zu, der seinen erschütterndsten Ausdruck tn dem Bekenntnis des alten Kammerherrn von Oldcnburg-Januschau gefunden hat, eines aufrecht nationalen Mannes, der tn persönlicher Freundschaft mit Hindenburg verbunden ist und doch zu dem Schlust kam, dast er bei der Entwicklung, die die Dinge ge nommen haben, als guter Prcuste und Deutscher das be stehende System nicht dadurch decken könne, dast er aus per sönlichem Gefühl der Pietät seine Stimme dem Feldmarschall gebe. Solchen Bedenken wird nun. von der HIndcnburgseite die Forderung nach Verwirklichung der Volks gemeinschaft entgegengehalten. Wenn man wahrhaft national sein wolle, dann müsse man es eben Hindenburg nachmachcu und aii diesem Tag gleich ihm dem Marxismus, der Demokratie, dem ganzen System, die Hand reichen in seinem Namen. Auch diesem etubriuglicheu Appell versagt sich die Opposition. Ja, wenn der Gedanke der Volksgemeinschaft von der Linken ebenso ehrlich gemeint wäre, wie von Hinden burg, dann sähe auch sic tn seiner Person den besten Mittler. Aber der sozialdemokratische Flügel der Htndenburgsront widersetzt sich selbst der Parole der Volksgemeinschaft. Sein Schlachtruf lautet: Nicht aus Liebe, sondern aus Hast! Und der böse Hintergedanke, bast nach einer Niederlage der Rech ten durch die Hindenburgivahl der Klassenkampf wieder Triumphe feiern soll, wird aus dieser Seite ganz offen als Zweck und Sinn des Eintretens für Hindenburg proklamiert. Nicht so eingcstandcn, aber nicht weniger offenbar ist die innere Unwahrhaftigkett der Parole von der Volksgemein schaft beim Zentrum. Für diese Partei handelt es sich da ¬ bei um die Fortsetzung jener Politik zur Auflocke rung der Rechten, die seit Brünings Amtsantritt sei» innerpolitischcr Leitsatz ist. Im Namen der Einigkeit gegen den deutschen Nationalismus kämpscn, mit dem Name» Hindenburg die Stostkraft der nationalen Bewegung lähmen, daS ist echte Zentrumspolitik. Dieselbe, die schon Bismarck als „rcichSverdcrberisch" gebrandmarkt hat, die sein Reich nnterwlihltc und den Weg zu neuen Ufern versperrt. Heute heistt es „Hindenburg und Ucberparteilichkcit", morgen, wenn die Schlacht für das System gewonnen iväre, hieße es nicht: „Das Volk hat für Hindenburg entschieden", sondern: Brüning mit seinen Systcmpartcien hat gesiegt; das Volk will, das, ihre Herrschaft weitcrbestehc. Um diese klare politische Ueberlcgung kommt die natio nale Opposition nicht herum. Sie ist, wen« man alles ver schleiernde Phraseuwcrk entfernt, auch das treibende Motiv des Zentrums als der führenden Systempartei und der Sozialdemokratie als der ständigen Partnerin der Zen trumspolitik. Auf die einfachste Formel gebracht, lautet diese Rechnung so: Hindenburg hat sich in diesem Wahl kampf mit Brüning verbunden: bleibt er Reichspräsident, so bleibt Brüning noch mindestens zwei Jahre, bis zum natürlichen Ende des Reichstags, Reichskanzler, mit ihm das Zentrum politisch tonangebend und die Sozialdemokratie vom Hintergrund aus in maßgebendem Einslust. Denn der gegenwärtige Reichstag wird au» Angst vor der Zusammen setzung des neuen die Regierung Brüning weiter „dulden", wie er sie trotz aller Opposition bisher geduldet hat. Die Gegenrechnung heistt: Wenn ein Mann der Opposition Reichspräsident wird, bann gibt seine Machtslille und ein bald zu wählender neuer Reichstag auch parlamentarisch die Möglichkeit, mit dem System der Vergangenheit zu brechen. Dann naht die Zeit, tn der man ohne schwarz rote Hilfe Deutschland erneuern kann. Aus dieser politischen Problemstellung ergibt sich für die nationalen Wähler die Alternative: Treuebekenntnis zu Hindenburg um de» Preis, dast die Herrschaft des erschütter te» Marxismus und seiner schwarzen Helfershelfer für zwei ivetterc Jahre bestätigt wird, oder Treuebekenntnis zur Idee des neuen Deutschland, wie sie sich im Befreiungskampf der nationalen Opposition hcranSgeblldct hat. DaS ist der Entscheidung letzter und tiefster Sinn. Ile RMchmMM im WaWeber vr»I>tm»I6uag owvvrvr Berlin, 12. März. Der Wahlkamps, der am Tage vor der erste» Entscheidung seinen Höhepunkt erreicht bat, be herrscht hentc völlig daS Bild der Reichshauptstadt. Die Nationalsozialisten führen den Wahlkampf im wesentlichen mit unermüdlicher Kleinarbeit, die Ihnen die Opferfrcndlgkeit und Disziplin ihrer wohlorganisierten Anhängerschaft ermöglicht. Jeden Tag haben sic jede» Haus halt einzeln mit Ihrer Flugblattpropaganda be arbeitet, die znsammengeslcllt, einen ziemlich lückenlosen Ucberblick über ihr Wollen abgibt. Stahlhelm und D e n t s ch n a t i o n a l e arbeiten gleichfalls mit grobem Eifer. Von allen Plakatsäulen grüßt der gcmeistelte Soldatcnkopf DuestcrbergS. Ebenso leisten die Stahlhelmgrnppen und die deutschnationale» Partei anhänger eine unermüdliche Aufklärungsarbeit. Der H t n d e n b u r g a u s s ch u st führt demgegenüber fast unbestritten in allen Provagandaarbeiten, die ihr Schwergewicht In behördlichen Möglichkeiten haben. Die Stadt Berlin hat aus den Strasten Transparente aus hänge» lassen, die zwischen Strastcnbänme und Laternen- pfähle gespannt sind und sogar das Brandenburger Tor zieren, alles Dinge, diesen anderen Bewerbern ebenso unzu gänglich sind, wie der völlig von der Negierung für ihre Wahlkampszwecke eingesetzte Runds» n k. Diese Methode hat naturgemäß viel bSseS Blut gemacht. Aebnlich verhält eS sich mit der Filmpropaganda, zu der die unter Einslust der preußischen Regierung stehende Film gesellschaft Emelka herangezogen worden ist. ES wirb da u. ». ein Propagandasilm „Heimkehr" aufgeflthrt, der mit dem pliimpesten Mitteln arbeitet und die „Errungen schaften" des neuen Deutschlands in den Dienst des Wahl- kampseS stellt: etwa so: der eine Bildstreifen zeigt, wie elend man in Deutschland vor der Hindcnbnrgzeit wolinte. — und -er andere, wie herrlich eS hentc Ist. freundliche sonnige Häuser, Gärten und Kinderspielplätze. Man mnst schon sagen, daß dies eine etwa« gewagte Spekulation auf di« Unorientiertheit der Zuschauer ist. Für heute. Sonnabend, hat beispielsweise der Htndenburgausschuß ein übrige» ge- tan, indem er Tausende und aver Tausend« »an Freikarten svr di« Berliner Smelkasilmtheater zur Verteilung brachte. Auch in der Lust tobt der Wahlkanivf. Scheinwerfer wagen projektieren Wahlparolen an Berlin» nächtlichen Himmel, Lautsprecher fahren durch die Straßen «nd schreien N»kr«l» 1» »te kalte Mär-lust, gw Fl-ck«»g«wtrru varlluar Sckriltloltang kämpscn Hindenburg- und Hitlcr-Wcrbcslugzcuggeschwader miteinander: mit dem Schnee wirbeln Flugblätter >crab. Die Straßen sind mit Papier übersät. Es sieht nicht lehr schön in der sonst recht sauber gehaltene» Ncichshanptstadt auö. Besonders heftig wird der Wahlkampf auch in -en Zeitungen geführt. Eine Schlagzeile überschreit die andere, die Geschäftigkeit ist hier wesentlich größer als draußen im Lande, wo man allgemein weniger geneigt zu sein scheint, einander zu überschreien, sondern das Schwergewicht -aiauf legt, sich gegenseitig zu überzeugen. Die Nervosität «nd Neverbetriebsamkelt des Berliner Lebens, die Aufgeregtheit, die Bedenkenlosigkeit in den Wahlmitteln seiern geradezu Orgien. Es ist wirklich gut, daß Berlin nicht Deutschland ist. 'Nirgends sloricrt die Wahlliige mehr, als hier in der Rcichshauptstadt. Wenn man oom Kampsbluck Lchwarz-weiß-rot absteht, dessen Kampsesweise wohl als Musterbeispiel von Ritterlichkeit be zeichnet werden kann, tobt sich alles in völliger Ungehemint- heit aus. Die preußische Regierung verbreitet Putsch gerüchte und sucht mit imaginären Abwehrmaßnahmen Stimmung gegen Hitler zn mache». Der rote Berliner Polizeipräsident scheint sehr bekümmert, dast seine Hochver ratsaktion in der Polizclbcamtcnsache ans den ObcrrclchS- anwalt offensichtlich keinen sonderlichen Eindruck machte DaS Privatleben vieler exvvnierten Persönlichkeiten wird vgr der Oessentlichkcit aiisgebrcitct und schmutzige Wäsche in Mengen gewaschen. Auch die StenneSleute der schwarzen Front haben jetzt irgendwoher Geld bekommen und Hetzen tn Plakaten gegen ihre Kampfgefährten von gestern. So geht die Rcichshauptstadt tn den ersten Ab schnitt der PräsidentschaktSwahl hinein. In den Amts stuben «st alles für die Nacht zum Montag vorbereitet. Der R e t ch ö wa h l l e i t c r hat einen riesigen Stab von Mitarbeitern mobil gemacht. Man rechnet damit, dast in der Nacht zum Montag zwischen 12 und 2 Uhr das Endergebnis bereits vorliegen wird. Presse und Nachrichtenagenturen siedeln am Sonntagabend in die Räume des PalaiS Prinz Leopolb, gegenüber der Reichskanzlei, über, wo sämtliche Fäden der Berichterstattung zusammenlausen. Den Zettun- gen in Berlin Ist eS diesmal untersagt, die Wahlergebnisse durch Aushang bekannizugeben. Severing glaubt, Unruhen bcslirchtcn zu müssen, über die Polizei «st die höchste Alarm- stufe und ttrlanbssperre verhäng«. Schnaps darf in der Aahlnacht nicht verschenkt werden. Die Spannung ist auf höchste gestiUen, und man rechnet mit einer noch nicht da- gewesenen Wahlbeteiligung.