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Dresdner Nachrichten : 27.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193202272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-27
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.02.1932
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—»„Dresdner Nachrichten" — Sonnabend, 27. Februar 1S32 Nr.« SeileS " Steuerkalender (Ohne Gewähr) Im Monat Mär» 1032 sind folgende Steuer«, Ab« gaben ußv. -u entrichten: a) an bttz ftädltfchen Kasfenftellen zu Sr«-Gn: s. März: MietztnSstcner 10. Mär»: Bürgersteucr, 3. Rate IV3l IS. Mär»: Gewerbesteuer, 4.Teilzahlung für d.Rechnungs jahr UM 31. März: LandeSknlturrenten der Abteilungen l bi» <Z sür da» I. Vierteljahr lv32 b) an »ie zuständigen Stnanzkassen: s. März: Steuerabzug vom Arbeitslohn einschl. Ledigen steuer und Ürisculohusteucr IO. ?NSrz: Anmeldung und Zahlung der Bdrsenumsatz- steuer. Zu zahlen an die Finanzkaste Dresden- Neustadt 10. März: MonatsvorauSzahlung der Umsatzsteuer* 10. März: 3) Vierteljahrs.Vorauszahlung der Einkom mensteuer sür alle natürlichen Personen außer solchen, die hanptjächlich Einkommen aus Land- nnd Forstwirtschast beziehen t>) Vierteljahrs.Vorauszahlung der Körper« schaststeuer sür alle »türperlchaststeuerpslichtigen außer solche», die hanplsächlick) Einkommen an» Land- und Forstwirtschast beziehen. Zu zahlen an die Finanzkaste Dresden-Neustadt 20. März: Steuerabzug vom Arbeitslohn einschl. Ledigen steuer und Krisenlohnstcucr -r«r Termin !N. April war ist aul den 1«. März isra vorvcrtcg« worden! «echefeter tm Ayvtene Museum Ausstellung einer Büste Max v. PettenkoserS An Anmescnhcit der Borstandsmttglteder des Deutschen Hygiene-Museums und zahlreicher Ehrengäste wurde am Freitag eine Büste des bekannten Hygienikers Max v. Pett en loser übergeben. Pros. Dr. Sttpsle zeichnete ein sesselnöcS Lebensbild PettenkoserS, des Begründers der modernen wtsscnschastltchen Hygiene, der nach wechsclvollcn Schicksalen als Schauspieler, Arzt und Apotheker zu höchste» wissenschaftlichen Ehren gelangte und als Präsident der Bayerischen Akademie der Wissen- schasten, als Geheimrat und Exzellenz sein NjährigcS Leben beschloß. Pettenkoser war der erste, der die Hygiene über das rein Empirische erhob und durch exakt methodische Er kenntnisse und Forschungen zur Wissenschaft machte. Mit nnbcirrter Energie übertrug er seine zahlreichen Forschun gen über die verschiedenste» gesnndhcitswissenschastlichcn Gebiete aus die Praxis, und gab Anlaß dazu, daß München aus einer der ungesundesten zu einer der gesundesten Städte wurde. Auf seine Bestrebungen hin wurde das erste Ordi nariat sür Hygiene gegründet. Trotz zahlreicher Ehrungen blieb Pettenkoser stets ein schlichter Mensch, dessen größte Freude die Fortsetzung seines Werkes durch seine Schüler war. Ammer war er bemüht, die Lehren seiner Hygiene in weiteste Kreise hineinzutragcn, ausgehend von der Er kenntnis, daß eine Gemeinsamkeit der Gcsnndhcitsgesahr besiehe, die nur durch gemeinsame Mithilfe aller Glieder des Volkes abgewiesen werden könne. So hat er auch in Dresden tm Aahre 1872 eine Reihe von Borträgen popu lärer Art im Albert verein gehalten. Das Deutsche Hugtcne-Museuin ehrt Max v. Pettenkoser deshalb nicht nur als Bahnbrecher der wtssenschastlichen Hygiene, sondern auch als Vorkämpfer für die hygienische Volksbclehrung. Hieraus übergab Obersustizrat Dr. Popper» der Stifter der von Bildhauer Richter gearbeiteten Pcttcn- koscr Büste, die Skulptur der Ehrengaleric des Deutschen Hygiene-Museums. Oberbürgermeister i. R. Dr. Bltthcr dankte im Rainen des Dcntschen Hygiene-Museums. - Goethe-Postkarten. Die Deutsche ReichSpost gibt zur Goethescicr zwei Postkarten zu 0 und 15 Pfennig mit einem Bildnis Goethes und mit besonderen Frei- mar k e n st c m p e l n ans. Die Postanstalten »«erlaufen die Karten vom 1. März an. Aus Dressens Lichtspielhäusern „Mau braucht kein Gelb!" Eapitol Wer möchte nicht Las Rezept wissen für die Verwirk lichung des lockenden Filmtitel»: „Man braucht kein Geld?" Die Verfasser dieser filmischen Zeitkomödte: Karl Nott und Hans Wilhelm, werden wohl allerdings keineswegs die Gewähr dafür übernehmen wolle», -aß ihr Rezept in jedem Falle ebenso günstig wirkt wie in ihrem scharmanten Tonfilm. Auch Heinz Stüh mann, der Haupt held der Komödie, dürfte wohl kaum persönlich sür einen Heinz Rühmann und Hedy Riesler so glücklichen AuSgang von Unternehmungen ohne Geld hasten können. Aber waö tnt'S? Im Film ist jedenfalls „bet Aeschäft richtig*. ES genügt ein plötzlich austanchender Onkel aus Amerika, der allerwärtS ein goldenes Zehn- dollarstück (keinen einzigen Besitz!) sehen läßt, um einer verkrachten Bank, einer Halbpleiten OclbohrungSanlagc und einer in Mitleidenschaft gezogenen kleinen Stadt Kredit« über KredUe zu verschaffen und auf dieser Basis „neues Leben aus den Ruinen blühen* zu lassen. Zu dem bissel Falschheit In diesem Wiederaufstieg gesellt sich natürlich auch «in bissel Liebe, nämlich die des jungen HanptmanagerS zu der Tochter des "verarmten OelgrubcnbcsitzcrS. Auch diese Liebe, von ttnnz Rühmann und Hedy KtcSler in all ihren Stadien ganz reizend geschildert, sindet den selben glücklichen AuSgang wie die mit prächtigen satirischen AuSsälle» aus Zeitzustänoe gespickte .Folge der gewagten Gcldassären. HanS Moser, Hans Iunlermann, Ida Wüst, Kurt Gcrron unö Paul Henckels sinö wie immer routinierte Mithelfer zum außergewöhnlichen Film erfolge. Als Talisman für das Gelingen ähnlicher Finanz operationen und zugleich als Erinnerung an anderthalb köstlich heitere Kinostundcn hat das Eapitol für Jntcressen- ten aus Aluminium Nachahmungen von Zehndollarstückcn prägen lasten. — Am Beiprogramm lausen seit gestern auch im Eapitol wohlgelungcnc Filmbilder von den Dresdner Traucrseierlich leiten (nach eigenen Ausnahmen der Emelka). „Meine Cousine aus Warschau" Schauburg Das Publikum, das am Tage der Erstaussührung die Schauburg wieder in ungewöhnlicher Dichte besetzt hielt, schüttet sich über diesen Film bis zur Grenze des Möglichen aus. Der Anhalt des Lustspiels ist nicht so erheblich, um ein solches Vergnügen zu erklären: aber die Situationen geben den Anlaß zum Spaß. Diese Situationen entstehen aus de» Eheschwierlgketten des Herr» Adolphe heraus, eines wohlhabenden Pariser Kausmanns, dem der Arzt zur Auserbanung seiner Gesundheit einen Landausenthalt ver ordnet hat, und der nu» die Wahrnehmung machen muß, daß just sein Ruheplätzchen das Licbcsquarticr seiner jungen Frau, der Lucienne, und ihres „Freundes" Fred geworden ist. Der genaSsührtc Ehemann fordert Trennung, und da taucht die Eousine ans Warschau ans, Sonja, ein leidenschasts- glttheirdeS Geschöpf, das —weit entfernt, Frieden zu bringen — eher die Lage noch verworrener zu gestalten droht. Am Ende endloser Verwicklungen muß Lucienne sich der Ein sicht beugen, daß Adolphe von allen noch der bestznleidcnde Mann ich Die gelockerte Ehe schmiedet sich auss neue fest, und Sonja kann mit dem inzwischen „eroberten* Fred sieg reich zur Heimat ziehen. Fritz Schulz und Liane Haid tragen die Hauptrollen. An der Wochenschau wird die Bei setzung König Friedrich Augusts unter starker Anteilnahme der Zuschauer auch im Filmtheater gezeigt. — Nur ein Zehntel sehlt «och zur Bollenduug des Zwingerbaues. Die Notzeit ließ im Herbst vorigen AahreS die Arbeiten am Zwinger zum Stillstand kommen. Die Gerüste waren verwaist, die weißen Kittel der Bildhauer verschwunden. Harte Notzeit mnßten alle durchkosten, die so gern am Werke wcitergeschasft hätten. Nun hosst alles auss Frühjahr nnd — ans die neue Z w i n g e r l o t t e r i c. Arbeit und Brot sott sie bringen nnd dazu noch einen guten Schritt weiter zur Bollcndnng des Werkes der Wiederher stellung. Neun Zehntel des Baues sind sür die Zukunst ge sichert, sind wieder hergcstettt. Nur ein Zehntel fehlt noch. Die Notzeit zwingt zu langsamer Arbeit. Wie weit wird die l:l. Zwingcrlotteric die Mittel schassen zur Bollendung? Von den Mitteln hängt die Zahl der Arbcilskräste ab. Biele warten sehnsüchtig daraus, wieder am Zwinger Arbeit zu finden. „Bauen ist bester als Almosen geben" ist ein be rühmtes Wort. Wer Hilst mit, diesen Wiederherstellung«^» weitcrznsühren? Feber kann dies, der Zwingerlosc kaust und vertreibt. Jedes Los bringt Arbeit nnd Brot, jedes Los bedeutet ein kleines Stück weiter zur Bollcndung. Zu dem sind die Gcwinnaussichten sclteu günstig. Wie gern hosst man in dieser schweren Zeit aut einen großen Gewinn. Reiche dem Glück die Hand! Die Ziehnng der >:t. Zwinger lotterie sindet am 12. und 14. Mär» statt. Lose zu 1 Reichs mark sind bei allen Kollekteuren zu haben. — Bühnenvolkabund. Opernhaus: Montag Gr. l 6701 bt« 6000, 7001 bis 7260 und Gr. 3 551 bis 600 und INI bis 7M, Mittwoch Gr. I MSN, bis iiooo und Gr.2 47.1 bis 500 nud 001 bis 060, Donnerstag Gr. t 8101 bis 8300 und Gr. S 751 bt» gay, Sonnabend Gr. 1 7001 bis 8100 und Gr. 2 351 bis 45». — Schauspielhaus: Montag Gr. 2 15, bi» 25», Freitag Gr. l 1301 bis I5YN, 4NN, bis 4>NY und N NO bis II 420, Sonntag ttt.j Gr. I 1501 bis 17NY nnd 4401 bis 40aa. — A 1 b e r 111, e a 1 c r : Montag Gr. 1 5401 bis I>:>00, Dienstag Gr. I 770t bis 7800, Mittwoch Gr. l 78M bis 7060, Donner-tag Gr. 1 v20l bt» 0800, Freitag Gr. l »801 bi» »400, Sonn abend Gr.I 10 001 bi» 10 100, Montag Gr. 1 2001 bt» 2100 - Di- iS o m ö d I e : Montag Gr. 1 4301 bis 4400, Dienstag Gr. 1 2101 bi» 2200, Mittwoch Gr. 1 4iiOI bt» 4700, Donnerstag Gr. 1 4701 bi» 4800, Freitag Gr. 1 5801 bis 5000, Sonnabend Gr. 1 11001 bl» 11 050, Sonntag ch. Marzt Gr. 1 11051 bis N 100, Montag Gr. 1 11301 bis 11 400. — Rejtdenztheatcr: Montag Gr. 1 2151 bis 2500, Dienstag Gr. I 5501 bis 5550, Mittwoch Gr. 1 5551 bis 5600, Don. nerStag Gr. 1 6001 bis 6050, Freitag Gr. 1 8051 bi» 7000, Sonnabend Gr. 1 760, bis 7650. Montag >7. März» Gr. I 7651 bis 7700. — E e u t r a I t 0 e a t « r : Montag Gr. 1 10 6M bi» 10 700, Dienülag Gr. 1 10 501 bis 10 600 und Gr. 2 50, bis 525, Mittwoch Gr.I 10 701. bis 10 800 und Gr. 2 526 bis 550, Donnerstag Gr.I 2201 bi» 2300, Freitag Gr.I 10 201 bis 10 300, Sonnabend Gr.I 10 101 bis 10200, Montag ,7. Märzi Gr.I 3101 dl» 3200. — Dresdener Bolködsthn«, E. B. Opernhaus: Sonntag 128.»: 20 bi» 51: Dienstag: 55 bis 164: Sountag 1». 3.): 155 bis 180: Montag: 100 bi« 284. S ch a u I p I e I h a u «: Sonntag t'28.): 2014 bi« 2088: DienSIag: 2080 bis 8000 und 1001 bl» 1073; Mitt- woch: 1071 bis 1003: Sonnabend: 1004 bis 1133: Montag t7. 3.t: 1131 bis 122-1. - Die Komödie: Sonntag t28.s: 8001 bis 3135," Montag: 3136 bi« 3180: DienSIag: 3181 bick 3225- Mittwoch: 3226 bis 3270: Donnerstag: 3271 bis 3315: Freitag: 3316 bis 3,160; Sonnabend: 8361 bis 3105; Sonntag ,6. 8.i: 3406 bis 3450; Mon tag: 3151 bi« 8105. — Alberttheatcr- Sonntag I28.i: 223l 2260: Montag: 2261 bis 2200: Dienstag: 2201 bis 2320: Mittwoch: 23-21 bis 2350: Donnerstag: 2351 bis 238«: Freitag: 2381 bis 2110; Sonnabend: 2411 bi« 2440; Sonntag t6. 3.j: 2441 bis 2470; Montag: 2171 bis 2500. — E c n t r a 1 t h e a 1 e r: Sonntag 128.): 1671 bis 1685: Montag: 1686 bis 1715; Dienstag 1716 bis 1750; Mitlwoch: 1001 bis 1015; Donnerstag 1046 bl« 1086; Freitag: 108« bis 2015: Sonnabend: 201« bi« 2030; Sonntag >6. 3.): "2031 bis 2O4S: Montag: 2016 bi« 2075. — Zur Handngcdcnkscter am Diens tag, dem U Marz, 20 Uhr, in der Kreuzkirche gelangt „Die Schdp- sung" zur Auskübrung. Eintrittskarten in der GeschäsiSslelle. Ti« Mitgliederversammlung findet am Sonntag, dem ti. Mürz, 10 Uhr, in der Aula der Obcrrealschulc Leevorjiadt, Bitzthum- strahc 4, statt. Winter tm Berchtesgadener Land Von HanS Teßmer Hochgebirge im Winter — wißt ihr, was das heißt? — Bcrchlcsga-cn, in der Talmulde zwischen dem Salzburger Land und dem Königsseegcbict, umkränzt von Bordeigen zu den Riesen, die dies Gebiet überragend kennzeichnen: Watz- nmnn, Hochkaltcr, Rcitcralp, Hohes Brett, Hoher Göll, ilntersberg — dieses Berchtesgaden im Hochwinter: wer «S je erlebt Hot, weiß erst, was Winter ist. Man ist gleich bei der Ankunst gefangen von der tiefen Stille über dem Land, von der Stille des Wtntcrwaldes, des winterlichen Gebirges. Meterhoher Schnee lastet auf Häusern, Bäumen und Zäunen, auf den Gärten unö Feldern — dort hat er wirklich die Bedeutung des abdämpsenden Tep pichs, und in seiner Fülle bewahrt er Wärme. Die Sonnen strahlen, die in den Mittagsstunden durch ihn hinöurch tn den Erdboden dringen, scheinen unter seiner schützenden Decke gc- iangen zu sein. Kurzum: Schnee tn solcher Maste und Wette hat etwa» Warmes, und in Lonnenstnnden strahlt förmlich Glut ans ihm. Kaum verunreinigt Benzingestank von Autos die un- beschreibltch klare, crgutckcnde Lust, die ja noch viel reiner, viel gehaltvoller, viel gesünder ist als tm Sommer. Muntere Pferde ziehen Schlitten der verschiedensten Formen durch die Gegend; Schcllcnklingcln bezeichnet ihre Wege. Schellen klingeln weckt auch morgens den Ort aus winterlich tiefem Schlaf — es sind die Mtlchschlttten, die von zwei oder — bet Neuschnee — gar von vier Ochsen gezogen werden. Die vielen aus- nnd abivärtösiihrcnde» Straßen und Gassen in dem be haglichen Gebtrgsstädtchen werden von den Einwohnern eifrig mit Rodelschlitten befahren oder aus Skiern begangen: hier ist tatfächlich Wintersreude heimisch! Und die Kälte stört in der Durchschnittshöhe von bU0 bis VNt) Meter gar nicht mehr, wenn man tn Bewegung bleibt; ja, in den Sonnenstnnden gibt eü gar nichts Schöneres, als „unbemäntelt" tm Sport- anzna zn wandern; vom Skiläufen gar nicht zu reden. Wandern wir also den herrlichen Waldweg zum Königösec. Außer Bewohnern der Schönau oder einigen wenigen Sportlern und Touristen, zumeist Münchnern, be gegnen uns etliche Ochsenschlitien. Und keine Fremden? Das macht: das Berchtesgadener Land ist, so komisch eS klingt, als Winterfrische noch nicht entdeckt! Das glaubt niemand, der Oberbayern und Tirol einigermaßen kennt. ES haben sich da Moden herausgebildet, die ossenbar nur schwer zu korri gieren sind. Garmisch-Partenkirchen, St. Anton, Kthbühel — das sind die modischen Wtnterknrorte, für Norddeutsche vor allem, geworben. Ala ob da» Berchtesgadener Land nicht ganz ebenso anSgezetchiirteS Gklgelände hätte, unzählig« Bergstraßen und mittlere Höhen! Wir wandern also de» Weg zum KöntaSse«, entlang der Ache, die von dort kommt. Ein straffer kleiner GebirgSsluß, der an vielen Stellen überfroren ist; manchmal hört man ihn unter dicker Eisschicht mürrisch gluckern. Unter unseren Schritten autctscht und knirscht der vereiste und verharschte Schnee. Manchmal schlägt uns der würzige Harzgeruch brennenden Holzes entgegen; überall wird ja mit Hol» ge heizt; Häuser, die tics im Berborgencn des SctmccwaldeS stehen, scheu wir nicht — aber wir riechen sic. Und bicict sich mal ein freistehendes Bauerngehöst dar: Was ist das sür ein Anblick! Aus dem Dache Schnee, oft halb so hoch wie das HanS selbst; vor dem Hause karge Obstbüume, vom Schnee in einen märchenhaften Zustand verwandelt, so, als ob sie tn allerüppigster Blüte ständen; auf Holzzännen und Sträucher hecken rundgcschmolzcnc, ganz seste weiße Eisbalken. Eine Eskimosiedlung lönnie so aussehcn . . . Die Lonne scheint in den Schncewald — wer wollte beschreiben, was in diesen mittäglichen Stunden leichter Schnceschmelze tm Walde vor geht! Wie da Schneeballen plötzlich von den Zweigen stäuben, wie bas überall tropft und sickert und rannt, wie man ge legentlich Schnccschtchten versacken hört und sieht, ivte die Stille wispernd tönt, wie diese windstillen Sonnenstnnden schon vollen Frühling verheißen! Es atmet die Natur. Und nun sind wir am See. Der zugcsroren« KöntgSsee ist ein Naturereignis erster Ordnung, das keineswegs in jedem Winter erlebt wird. Nun stehen wir draus; die Fläche lst dick beschneit, ein breiter Weg ist abgesteckt und auSprobtert; wer von diesem Pfade abweicht, läuft Gesahr, einzubrcchen. Ein wenig beklommen geht sich'S anfänglich unleugbar, zumal wir tn der zwölften Stunde die ersten und vorläufig einzigen Wanderer sind. Bisweilen kann man durch dies glasklare StS in die finstere Tiefe, bis hinab auf den Boden des Sees, blicken. ES geht da bis zu 180 Meter hinunter . . . Wir machen hundert Schritte, zweihundert, nähern uns der Bucht am Malcrwtnkel, wandern nun In glühender Sonne — und plötzlich rumort der See unter uns. Wir hören Luftblasen aus der Tiefe gegen die Eisdecke schlagen und spüren jetzt erst, wie dünn diese Decke noch ist. Um uns herum geht ein leichtes Knattern los, mit rasender Schnelligkeit verbreiten sich Sprünge tm Eise, und das Knattern widerhallt am grell weißen Ostabhange des WatzmannS; eine Weile ist die Lust von Ansruhrgcräuschen erfüllt, wie von einer nicht allzu sernen Schlacht her. Ammer noch grollt der See; cs ist. als ob von unten her aus der Eisdecke gekegelt werbe, und ost läuft unter ihr ein melodisches Zischen dahin, wie von einer sausenden Granate. Nochmals: unbedingt gemütliche Empsin- düngen hat man dabet nicht — aber die Leute aus der Gegend haben ihren beruhigenden Spruch bereit: „Eis, das springt,bricht nicht." Dieser Marsch über den Königs- see. einer der schönsten, naturmächtigsten und eigenwilligsten Bergseen überhaupt, wird iedem, der thn tm tiefen Winter kennenlernte, unvergeßbareS Erlebnis bleiben. Und nicht weniger die Wanderung durch dasRamsau - t a l nach dem Hintersee, der, zugefroren, tief eingeschneit zwischen Wald und Straße, den Eindruck macht al» sei er gar nicht mehr vorhanden. Unfern de» behaglichen PostgastbaufeS, dort am WaldeLrand, wird am Nachmittag das WUL ge füttert. Pünktlich aus die Minute, tn der der einzige Schatten vom Hochkalter in den Wald herabsällt, kommen die ersten Rehe, zuerst etwas zaghaft, dann im Gefühl, durch nach- folgende Tiere gesichert zu sein. Ein säst lautloser Borgang ist das — eine Gemeinde von Tieren naht sich; das ist der Eindruck. Bei den jungen Rehen ist jegliche Scheu sichtbar tn dem Augenblick verflogen, in dem der Forstaehilfe ihnen Futter hingcstreut hat. Die älteren, vor allem die Hirsche, ein paar stattliche Zwölfender darunter, halten sich zurück, bis ihre Krippen gefüllt sind und der grüne Mann nicht mehr zu nahe ist; sie wittern schon den Feind, und nur Hunger und Kälte mögen sic bestimmen, so vertraulich an die Menschen heranzukommen. Sind alle Krippen geleert, so taucht die kleine Ttergemeinde in den Wald zurück, lautlos, wie sie ge kommen war . . . Und auch wir wandern weiter; denn nun, nachdem die Sonne hinter den hohen Riesen verschwunden ist, herrscht wieder stramme Kälte wie am frühen Morgen. Und wir gehen tn die Dämmerung des herrlichen WintertageS im Hochgebirge, hinein tn diese bezaubernde Farbensymphonie unbeschreiblicher Abstufungen von weiß, blau, braun und grau, in die langatmendc Dämmerung des allmählich erst verdunkelnden Schnees ... Bücher und Zeitschriften X Di« „Woche* gibt ihren Lesern wieder einmal Einblick in da« Schassen «Ine« bedeutenden Erstnder«: Der Erbauer des Königswuslerhaiilener Funkturme», Hermann Hannes, Ist von dee „Woche* über sein »roße« Wtndkrajtwcrkproiekt interviewt worden. Walter Bloem feiert Washington, drn rrsien amerikanischen Präsi denten, Rolf Brandl erzähl« vom deuiichen Flugplatz tn Windhuk, Friedrich Freksa über die Phoiosammlung Menzel», ändert trogt» viele Interessante Bilder und Totlachen au« aller Welt zusammen. X Pole«, Preußen und Deutichlaud. Die polnische Frage al» Problem der preußisch-deulschen NationalftaaiSeniivIctluua. Bon Friedrich Schinkel IBerlag WIlh. Gottl. Korn, vre-lau 1, Schweid- nltzer Straß« 47.) X Wer wird ReichSpräßbeni? Da« Wahiversahren, die San- bidaien und ihre Aussichten von * * * IVerlag Gerhard Stal- ltng. Oldenburg i. O.) X ES brenn« an der Sreuz«. Sin deutsche» Schauspiel tn fünf Akten von Han« Kyser, iverloa der g. G. Lotialchen Buch- handluna, Nachsolger, Stuttgart und Berlin.) X »tlugltug». «ud «leiukiudguwnaftlk mit praktischen Rat schlägen sür die SängltngSpslege und SäiigllngSernähruna. Unter Beigabe von 7S Bildern, teil« in Ftlmserlen, und einem Uebung«- plan sür dir ersten Lebenslahre. Bon Lisa Mar. tSüddeulIche» Berlagdhau» G. m. b. H., Sluttaar«, Birkenwaldstrab« 44.) X Di« Mittwohuuua »,» Heute. Bon Sng. Karl Maria Sri mm«. iMIchael Winkler Verlag, Wien VN.) Diele» Buch berät einen, wie heute Mietwohnungen, von der kleinsten bi» zur grüßten, eingerichtet werden, «S zeigt ganze Zimmer ebenl» wie einzeln» sormschün« nnd praktisch« Möbelstücke. Dl« Ausstattung de» Werke» ist vortrefflich. X H«u« Schwarz: «»tter und Deutsch«. (Wilh. woitl. Kor», «erlog, vrr»lau k )
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