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Donnerstag, rs. Febmar «zg kN »ruck «. Verlag! L!evlck> t Helchardt, Dretden. PoMcheck-Mo. lv«» Lreßdeu Nachdruck nur mit deull.Quellenangabe lDretdn. Rachr.) »ulSIUg. Unverlangi« Schrtllllücke werden nlchl auldewadrr »r«-i«nlchrlft> »achrlchlen Dreeden gernlvrecher-Eammelnummer: rbrai Nur Ick« NachlgelvrLch«, Nr. I00l» rchrlllleltung u. HauvIgelchLltlstelle! vrelden -». l. Marlenstrate w/e» Gegrünoet 1856 Vetu-IgeHstir »el ttallch zweimallgar ZußeNun- männlich ».«<> Mk. lelnlchltetllch 70 Pf«, für lkrtgen- lahn), durch Pal»««»« Ml. «talchUedlich b« Pf». PastgebLtzr lohne Povzustellunglgebühr» bei 7 mal wbchenilichem Verland, «tnzelnummer l» Pf,., «uhechalb Vachlen» l» Plg. Tlnzelgenprelle: Dl« rtnloaltt,« «0 mm breit« Keile U Pfg., sitr «ulmbril el> Ptg., die N> mm breite NeNamezeile i<X> Plg-, «utechalb »i» Pl,. ab». Nrilenablchla, lt. varif, gamllienan,eigen und Etellengeiuche ohne Nabait i» Pfg., auilechalb 7» Pf» vfiertengeblldr »a Plg. Nuewllriige Nuitrlge gegen «orau«be,ahlun» /-/e /-wLef/ker ////7 Mo/Ne/k- NeichstagSWung zweimal unterbrochen allen politischen Gruppen des deutschen Volkes bet weitem die größte Anzahl von Blutopfern gebracht hat. Aus diesem Märtyrertum einer nahezu beispiellosen Selbstaufopferung im tnnerpolitischen Kamps zieht der Nationalsozialist starke politische Kräfte, und wer seine Märtyrer beleidigt, muß damit rechnen, daß ihm die Feind- schäft der Partei in formen entgegengetragen wird, die ein Ausweichen nicht mehr gestatten. Dr. Weber hatte die Bermeffenheit, mit erhobener Stimme heute z« erklären, daß die Nationalsozialisten den Weg des Politischen Mordes oorangegangen seien. Kaum »ar dieses Wort gefallen, als die National» fozialtfte« geschloffen gegen die Rednertribüne anrückten ««» von dem Redner Zurücknahme seiner Beleidigung «ud Entschuldigung forderten. Wieder war die Rednertribüne von einem Knäuel in höch ster Erregung befindlicher Abgeordneten umgeben, so daß die Sitzung ausgehoben werden mußte. Der Aeltesten- rat trat zusammen, und hier forderten die National- sozialtsten mit aller Energie, baß Dr. Weber seine Beletdi- «NN« »«eücknehme« müsse. Zu diesem Entschluß konnte er sich unglücklicherweise nicht durchringen. Aber aus Zu reden des Präsidenten entschloß er sich, seine Rebe heute nicht mehr fortzusetzen. Morgen will er es unter nehmen, dokumentarische Beweise für seine Behauptung «m Reichstag zn erbringen, ein Versuch, der, wie die Dinge liegen, sicherlich wieder zu tumultuösen Szenen führen muß. Wenige Minuten nach Wiedereröffnung der Sitzung kam es zu neuen Auseinandersetzungen, die diesmal von den Kommunisten provoziert waren. Der national sozialistische Abgeordnete und Ehefredakteur des ..Völkischen Beobachters", der Deutschbalte Rosenberg, hielt eine außenpolitische Rede, die wiederholt von der Linken unter brochen wurde. Kommunisten riefen dem Redner br- leidigen-« Worte zu und spielten auf eine schon oft zu- rllckgewiesene Behauptung an, die sich auf die Tätigkeit Rosenbergs in den Jahren 1918 bis 1922 im Baltikum be zog. Rosenberg erklärte hierauf, diese Behauptungen seien eine Lüge und bot dem Sozialdemokraten, der sie wiederholte, daraufhin eine Ohrfeige an. Löbe entzog Rosenberg das Wort und unterbrach in den daraus folgende» erregten Auseinandersetzungen, bet denen kein Mensch mehr ein Wort verstehen konnte, die Sitzung zum zweiten Male. Schließlich ging aber trotzdem dieser stürmische Tag in der achten Abendstunde einigermaßen friedlich zu Ende. In lange währender Sitzung des AeltestenrateS hatte sich Löbe entschließen müssen, das Vorgehen Rosenbergs als berechtigt anzuerkennen. Der kommunistische Beleidiger bekam seinen Ordnungsruf. Rosenberg hatte eS burchgcsetzt, seine Rede zu Ende führen zu können. Dies geschah denn in der fast trockenen Tonart, in der Deutschbalten zu reden pflegen. Nüchtern wurde «in außenpolitisches und später ein inner politisches Argument nach dem anderen Brüning entgegen, gehalten. Rosenberg schloß, indem er sich dem Reichskanzler zuwandte, mit den Worten: Brüning werbe in absehbarer Zeit dem Reichspräsidenten Adolf Hitler seine Demission einzureichen haben. Das Ende des ereignis reichen Tages waren noch einige persönliche Bemerkungen und die Vertagung auf Donnerstag mittag. jSitznngSbericht ans Seite r.f Schars« dwtschnatimaltt Ausritt SUouunngadUck na»«rar AorUnor SvdrttUsltang Berlin, 24. Kebr. Unter den Rednern der Reichstags debatte am Mittwochnachmittag verdient die ruhige, sach liche, außenpolitisch abgestimmte Auseinandersetzung des deutschnattonalen Abg. von Kreytagh-Lortnghoven besondere Hervorhebung. Die deutschnationale Fraktion zwang dadurch die Uferlosigkeit mehr ober minder theo- rettscher Deklamationen aus ein klar abgegrenzteS sach liches Siebtel zurück, zugleich aber auch auf ein Thema, Las dem Kanzler und Außenminister gleichermaßen pein lich sein muß. Bon dem unglückseligen AuSgang der von der gesamten Nation begrüßten Zollunion mit Deutsch- Oesterreich an wurde die Linie der deutschen Anßenpolitik einer sachlich wohl informierten Kritik «nterworse«. So entstand ein nahezu lückenloses Bild der verworrenen und verfahrenen außenpolitischen Lage Deutschlands, gipfelnd in dem wahrhaft deprimierenden bisherigen Pak tieren der deutschen NeichSregierung Litauen gegenüber in der Memelfrage. ES muß erwartet werden, daß der Reichskanzler in seiner Nolle als gleichzeitiger Außen minister die vielfachen Krage«, di« an thn ga«z präzis« ge stellt worden sind, beantwortet, wobei er freilich der Fest- stellung, baß Deutschland außenpolitisch isolierter ist denn je und sich nahezu tu einer verzweifelten Lage befindet, wenig Stichhaltiges wirb entgegenhalten können. AuS den Ausführungen beS wirtschastSparteilichen Redners Dr. Bredt geht hervor, daß die NeichSregierung der wirtschastSparteilichen Stimmen in der Endabstimmung sicher sein kann. Einen wenig schönen Eindruck machte Dr. VrcdtS Versuch, seinem früheren Parteifreund, dem ehe maligen sächsischen Kinanzmtntster Dr. Weber, der in zwischen zu den Dcntschnationalen ttbergetreten ist, nach träglich etwas anzuhängen. Das Ohr des HauseS hatte bann Graf Westarp, der sich keiner Aufgabe mit ebenso viel Takt wie Vornehmheit unterzog. Hervorzuheben ist, daß Westarp sich ausdrücklich nicht die von der Linken geflissentlich verbreitete Dar stellung zu eigen mach«, als habe Dr. Goebbels gestern den Reichspräsidenten persönlich beleidigen wollen. Gras Westarp bekannte sich nach einigen kritischen Bemerkungen über den Kampf der Harzburaer Opposition gegen das System erneut zu Hindenburg und versuchte darzulegen, baß auch die Unterzeichnung des youngplaneS Hindenburg nicht -um Vorwurf gemacht werden könne. Im Gegensatz zu dieser auch von den Geanern der heutigen Westarpschen Richtung mit Ruhe und Zurückhal- tung angchörten Rebe standen dann die plumpen Ausfüh rungen des StaatSpartetlerS Dr Weber, dessen rhetorischer Aufwand im umgekehrten Verhältnis zu der nahezu ins bodenlos« gesunkenen Bedeutung der von ihm vertretenen politischen Gruppe stand. Dabei war politisch interessant, daß sich Weber ziemlich heftig gegen den ReichSwebrerlaß GroenerS und auch die Interpretation, die der Reichs» wchrmintster heute dazu gegeben hat, wandte. Praktisch bestehen zwischen Staatspartei und Sozial demokratie kaum »och Nuancen in der Stellungnahme. Die Art, wie sich Dr. Weber seiner Ausgabe entledigte, führte schließlich zu neuen T » mnltszene n. Man mag zn den Nationalsozialisten stehen wie man will — ein« wird nicht zu bestreite» sein, und bas ist, daß diese Bewegung unter Viersteuersenkung ab 2«. März 0rat>tm«l«tunv anaoror vorUoor SoNrtMottonP Berlin, 24. Februar. Der RetchSftnanz» Minister hat seine Zustimmung gegeben, daß die Bier steuer, soweit sie setzt insgesamt rr Mark beträgt» ab 2». März um insgesamt 7 Mark pro Hektoliter ge» senkt werden soll. Di« Lokalkommifston der Berliner Gastwirte hat in einer Sitzung am Mittwochabend befchloffen» ab Donnerstag früh » Uhr, das heißt mit dem Schluß der Polizeistunde, in den Bierstreik z« treten. Der Beschluß iftmitgroßerMehrheit grfaßt worden. Der GewerbcauSschub beim Branntweinmono pol hielt am Mittwoch eine außerordentliche Sitzung ab, zu der der Präsident der Monopolverwaltung sowie bas Finanzministerium etnaeladen worden waren. In dieser Sitzung wurde durch die Vertreter des Gewerbes mit großem Nachdruck auf den ständigen Rückgang der ftSkali- schen Erträge aus dem Branntweinmonopol und auf die allein schon hieraus sich ergebende Notwendigkeit einer er heblichen SpritpretSsenkung htngewiesen. Der Ver treter des Finanzministeriums anerkannte rückhaltlos die sich aus dem ständigen Rückgänge des Vranntweinver- vrauche» ergebende schwere Schädigung der ReichSftnanzen. Er fei ermächtigt, di« Erklärung ab,«gebe«, »aß gleichzeitig mit »er Senkung der «ierfte«.» eine den fiSkalttchen Inter, «ssen^erecht werdend« Senkung »e» SpritpreiseS erfolgen Gttms-rr vegen Aapan Nichtigerklärung d«S Washingtoner FlottenaVkommenS? Washington, 24. Februar. Staatssekretär Stimson hat jetzt in einem Brief an den Vorsitzenden des Auöwärtt- gen Ausschusses beS Senats, vorah, mittelbar aus die letzte japanische Note an den BölkerbundSrat geantwortet. Stimson wirst Japan vor, absichtlich den Washingtoner Neunmächtevertrag verletzt zu haben. 8r fordert die Ausrechterhaltung der Politik der ossenen Tür in China, andernfalls Amerika das Washingtoner FlotttnabkouNne« für nichtig erklären werd«. Der Neunmächtevertrag sichere allen Mächten dieselben Aussichten für den Handel im Kernen Osten und schalte gleichzeitig «ine Bereicherung einer fremden Macht auf Kosten Chinas aus. Die AbrüstungSpolitik der Bereinig, ten Staaten baue auf der Beachtung des Neunmächte. Vertrages, des KelloggvertraaeS und auf der Politik der offenen Tür in China auf. Die Mißachtung eines einzelnen Vertrage» mach« insolgedeffen das ganze Vertrags- werk hinfällig. Die Kämvk um Kianotvan London, »4. Aebr. Ueber Re Kampslage bei Kiannwa« liegen widersprechend« Meldungen vor. Die Nachricht, «»nach die Japaner Kiaugwan von neuem er, stürmt hätte«, konnte bisher «och nicht bestätigt wer» oe«. Tatsache ist. »aß am Mittwoch ein neuer japanischer Angriff nach Artillerie, «n» Fliegervorbereitung etnsetzte. Der japanisch« vorfioß war jedoichkrfolstl,». Wirtschaftlicher Irrsinn Dr. Luther, der sorgenüberlastete NeichSbankpräst- bent, der Tag um Tag stärker und dringender mit KreditauS- weitungSwünschen bestürmt wird und ihnen jetzt bereits vor allem bei der Bankensaniernng. aber auch bei den Agrarkrediten, der Osthilfe und den Nusscnexportkrediten, so weit nachgegeben hat, wie eS die schwache Golbdecke der NeichSbank nur irgend erlaubt, hat vor kurzem eine recht bezeichnende Aeußerung getan. Er sagte, wenn er so von einer Sitzung seines Instituts oder gar des NcichSkabinettS komme und in seinem Wagen nach Hause fahre, dann wun dere er sich immer wieder darüber, daß die Leute so ruhig durch die Straßen gehen! Die Verwunderung des ReichS- bankpräsidenten ist verständlich. Denn er hat vollen Einblick in unsere gefährdete wirtschaftliche Lage. Er erlebt täglich neu, wie wir wirtschaftspolitisch, finanzpolitisch und sozial politisch, von der Außenpolitik gar nicht zu reden, an einem Abgrund entlang gehen, in den uns der leiseste Fehltritt stürzen kann. Aber er weiß ja auch, wie wenig im Grunde die breite Oessentlichkeit von den Sorgen der Negierenden erfährt. Notverordnungen und der Ausnahmezustand ver hindern eS, daß die volle Wahrheit über die Lage unS völlig bewußt wird. Wer weiß, wie eS eigentlich um unsere Finan- zen steht? Die Aufklärung, die in früheren Jahren die Kinanzminister in regelmäßigen Abständen dein Parlament zu geben gezwungen waren, fällt fort, weil der Reichstag nur noch zu seltenen Zwischcntagnngen zusammenkommt. Dann aber ist die Tagesordnung wohlweislich ans einige politische Punkte beschränkt. Kür wirtschastS- und finanz politische Kragen bleibt keine Zeit. Ja, selbst wenn hier und da sich einmal der dichte Schleier löst und wir erfahren, daß die grüßten finanzpolitischen Schwierigkeiten uns erst bevorstehen, so pflegt das heute in der Regel unbeachtet zu bleiben oder schnell wieder vergessen zu werden, weil ein jeder zu sehr mit seinen großen «nd ganz groben Sorge« zu tun hat. Außerdem läßt uns die Gegenwart mit ihren sich jagenden Ereignissen kaum Zeit, eine wichtige Zeiterschei. nung mit ihren ost einschneidenden Folgen auch nur zu Ende zu denken. Die Kandidatenfrage zur NcichSpräsidcntenwahl, die Spannung über den AuSgang der NeichStagSabstimmun- gen bannt gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Oesfcntlich- kett vollkommen. Im übrigen sind wir durch die Flut der Ereignisse so abgestumpft, so fatalistisch geworden, daß unS nicht einmal mehr die Verlustbitanzcn der deutschen Groß banken, in denen sich die Opfer, die die Wirtschaftskrise bis her erforderte, in erschreckender Deutlichkeit widerspiegeln, irgendwie berühren. Ein Achselzucken und im übrigen ein geduldiges Hoffen auf das Wunderbare ist alles. Wäre eS anders, so hätten die Ziffern der Entwicke lung unseres Außenhandels im Januar wie Po» saunen st öbe wirken müssen. Künden sie doch in der ein. deutlgen Sprache der nüchternen Zahlen aus das eindrucks vollste das Ergebnis der Abschließungspolitik des Auslandes vor deutschen Waren wieder. Von einem Höchststand von 887 Millionen Mark im Oktober 1981 und von einem durch schnittlichen Ueberschuß von 818 Millionen Mark in der zweiten Hälfte 1981 ist der Ueberschuß unserer Ausfuhr über die Einfuhr auf 117 Millionen Mark im Januar gefallen; damit ist die deutsche Ausfuhr wieder aus den Stand zu Be ginn beS IahreS 1924 zurttckgegangen Das Entscheidende dabei ist, daß unsere KertigwarenauSfuhr. der einzige Aktiv- posten unserer Handelsbilanz, der bis vor kurzem noch 7 Millionen Menschen Brot und Arbeit gab, nunmehr um 49 Prozent seit Oktober 1931 gesunken ist. Der Ein schrumpfung des Binnenmarktes folgt jetzt auch der Außen- markt nach. Gleichzeitig hat die Einfuhr einen neuen Tiefstand von 44» Millionen Mark erreicht. Das könnte erfreulich sein, wenn davon die entbehrliche Einfuhr an Lebensmitteln und ausländischen Kohlen getroffen worden wäre. Aber gerade hier hat sich kein Absinken bemerkbar gemacht. Ja, bei der Kohle ist die Einfuhr trotz der riesigen eigenen Kohlenvorräte sogar gestiegen. Eine Folge des Ab- sinkens des Pfundes, das den Engländern die Mög- lichkeit einer billigen Konkurrenz gibt. So wird die vielbe- sprochcne Krise der englischen Währung in Wirklichkeit zu einer Krise unserer eigenen Wirtschaft. Denn neben den Schutzzöllen ist eS die Abkehr eines großen Telles derjenigen Länder, die bisher deutsche Waren abnahmen. vom Golde, die unsere Ausfuhr schädigte, während umgekehrt die Ein fuhr entbehrlicher Waren aus diesen Ländern erleichtert wurde. Wenn trotzdem die Einfuhr ebensall» einen Ties- stand erreicht ha«, so deshalb, weil die Einsuhr unent» behrlicher Rohstoske, die die Grundlage unserer Ker- tigwarenerzeugung und damit auch unserer Fertigwaren«»-- fuhr bilden muß, in bedenklicher Welse zurttckgegangen ist. Dies« Erscheinungen sind aber nicht nur vom Standpunkt der betroffenen Industrie einschließlich -er darin Beschäftig ten wichtig, sondern sie Haven eine eminente außen» «oltttsche Bedeutung. Denn «» ist bereits bet'öteseiü