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Ra»»« »MW» ßerrKtnigr Sagen neue «ehaltskürzunven Sln» «arnunv -er höheren Beamten Sarhfen- Der Landesverband der höheren Beamte« Sachsens schreibt unS: „SS ist aus zuverlässiger Quelle bekanntgeworden, daß die ReichSregierung in Fortführung ihrer „Deflation-Politik* siir Sude März eine erneute Gebaltskttr»ung durch Notverordnung plant, der tm Laufe des Sommers noch eine iv eitere folgen soll. Nach dem offensichtlichen Fehlschlag, die Preise für di« Lebenshaltung in gleichem Mähe wie die Behälter und Löhne zu senken, erklärt die höhere Beamtenschaft Sachsens mit aller Entschiedenheit, dab sie einer wetteren Her absetzung ihrer Bezüge und damit der bereits auf» äuberste gedrosselten Lebenshaltung allerschärfsten Wider st and entgegensetzen wird. Schon die bisher den Gehalts- und Lohnempfängern auserlegtrn starken Ein- kommenSminderungcn haben bereits jetzt Vrrschulduna und Verelendung sür wette Kreise der Beamtenschast zur Holge gehabt. Sine weitere Verschärfung der Lage muh zu un übersehbaren Auswirkungen führe». Gan» besonders hart betroffen würden die höheren Beamten, deren Gehälter an- erkanntermaben vor Beginn der KttrzungSpolittk weit unter den BorkrtegSgchältern lagen. Die höhere Beamtenschaft ist sich ihrer Verantwortung für Staat und Volk bewuht und war stets bereit, Opfer für das Ganze zu bringen. Sie ist aber überzeugt, bah ein Weiterschreiten auf dem bisherigen Wege nicht nur für die Beamtenschaft, sondern für die gesamte Wirtschaft — Arbeit geber wie Arbeitnehmer — schwere Gefahren in sich birgt und zum Ruin weitester Kreise des deutschen Volkes führen muh. Gegen eine solche Verelendung, die namentlich auch der deutschen Jugend jede LebenShotsnung rauben würde, setzt sich die höhere Beamtenschast geschlossen zur Wehr und vertraut darauf, dab eine einheitliche Abwehrfront aller Be troffenen stark genug sein wird, solche Absichten zu ver eiteln/ Eft Auch da» Evangelisch-lutherisch« Lan-«»konststv- rium batte für Dienstaanachmittag seine Gemeinde« »« «Niem TrauergotteSbienft für den verstorbenen König auf gerufen. Die Domktrche war lange vor Beginn über füllt, Angehörttze aller BeovlkerungSschlchten hatten sich etnaefunden, um dem Heimgegangenen die letzte Ehre W er weisen; man sah u. a. auch Innenminister Richter, Ober bürgermeister Dr. Kül» sowie viele Mitglieder des Konsistoriums, an ihrer Spitze Präsident v. Dr.Seetzen, Nach dem Gemeindegesana und der Liturgie (Vberktrchen- rat Dr. Siedel und Domprebtger Arndt v. Kirch bach) hielt LandeSbtschof v. Ah meld, sichtlich ergriffen, di« Predigt. Sr baute sie auf dem Psalmwort auf: ,H«rr, Gott, du bist unsere Zuflucht für und für!" Die evangeli schen Gemeinden fühlten sich gedrängt, «in Zeugnis der Dankbarkeit für den Heimgegangenen abzulegen. Der Landesbischof betont«, wie sehr er sich in tieser verson- ltcher Dankbarkeit mit ihm verbunden »visier seitdem der König einst nach der allgemeinen Sitte in einer Vorlesung den neuen Professor der Universität Leipzig gehört habe, habe er immer wieder Beweise seiner Güte und Freundlich- reit empfangen. Das sei ihm ein Zeichen, »vir der Heim, gegangene, obgleich ein treuer Sohn seiner Kirche, doch der protestanttfchen Landeskirche und ihren Gliedern «in Freund gewesen sei. Als er 19SL seinen sechzigjährtgen Geburtstag feierte, habe er, der Lande»- btschos, auf ausdrücklichen Wunsch deS König» in der katholischen Kirche zu Sybtllenort einen pro- testan tischen Gottesdienst halten dürfen; und gestern habe er erfahren, wie der König zu seinem Amts- Vorgänger gesagt habe, er wisse, »vie er aus die Fürbitte der evangelischen Kirche und seiner Glieder angewiesen sei. Dann entnmrf der LandeSbtschof ein ergretsendeS Charakter- und SchicksalSblld. Scharf sei 1918 der Einschnitt in sein Leben gewesen: bis dahin ein Herrscher, von nun an ein Verbannter. Was ihm die Kraft gab, das zu er tragen, sei die Kraft deS Wortes: „Herr, Gott, du bist meine Zuflucht für und für!" Sine schlicht« Frömmigkeit, die nach außen hin nicht viel Aufheben» machte, sei für ihn charakteristisch gewesen und habe seine LtbenSfllbrung be stimmt. Daher seine wunderbare Schlichtheit, die ihn gerade so verehrung-würdig »nachte. SS hab« nicht viel Könige gegeben die so geliebt wurden wie er; davon haben wir in Dresden in diesen Lagen einen erschütternden Be- weis erhalten. Biele Menschen hätten durch seine Schlicht- heit, die nicht- für sich wollte, neue Freudigkeit für da ganze Leben gewonnen. Sety strenge-Pfltchtbemußt- sein, al- Soldat und LandeSvater, gegen sich selbst und gegen andere, sei gepaart gewesen mit schlichter Güte des Oerzens, die er stet- empfinden lieh und die ihm die Herzen öffnete. Wie sei er im besonderen von seinen Kindern ge- liebt wordeni Da- sei fa da- Schwerst« in seinem Leben gewesen, daß er ihnen auch die Mutter habe ersehen müssen. So wie er ihnen ein vorbildlicher, ausopsernder Vater ge wesen sei, so sei er ein Vater de- ganzen Volke» gewesen: nicht in falschem Patho» habe er darum geworben, seine Untertanen hätten sein Herz gespürt und ihm ihre Herzen entgegengebracht: auch diese grobe Lrauerversamm- lung sei dasttr ein Zeichen. Und diese Gesinnung habe er auch in der Verbannung geivahrt, nach seinen Taten und nach dem wunderbaren Wort, da» er in seinem Testa ment für sein Verhältnis zu seinem Volk gesunden hat. Der LandeSbtschof schloß: „Wir sind heut« unserem König ehrerbietigen Dank schuldig, daß er diese Gesinnung seinem Volke gewahrt hat, und ich weift, ich spreche damit aus Ihrem Herzen: Treue um Treue!* So wie er dem sächsi. schen und damit dein ganzen deutschen Volke ge dient habe, so wollten wir <» ihm nachtun. Da- sei unser Dank und Gelöbnis in dieser schweren Zett an der Bahre eines treuen Mannes. Die feierliche Stunde endete mit dem Wechselgesang zwtschen Geistlichem und Gemetnde: „Set getreu bi- an den Tod, so will ich dir die Krone des Leben- geben/ * SrtMeier der Seusschnasseimlm und der StaMimd Sine feierliche ernste Gemeinde füllt den schivarz au»- geschlagenen Gen»erbehaussaal. Aus der Bühne zwischen grünem Lorbeer leuchtet die KöntgSkrone. Die umflorten Farben deS Kaiserreich» und die sächsischen Landesfarben grüßen sie. Die Deutschnationale VolkSpartet nirgonck» dsveoe unci dlillgsr a!« da! MWWWWWWWU «ch »er «tahlßalm, Vund der Frontsoldaten, Drei- de«, gedenke» am Lage der Beisetzung in würdiger Weis« de» tote« König». Di« ernsten, ergreifenden Lön« der Gral»- fzene «u» Parstsal, vom Feleretdorchest«r eindrucksvoll unter Leitung von Staai»kap«llmetst«r Kurt Striegle« gespielt) leite« die Lrauerseier «in. Hauptmann «. D. Hauss^^ü^r«, de» Drei»«« Stahl» «rgreift da» Wort: Der König ist totk Mit Um sinkt Lre« in» Grab. St« Pan» über seinem Leben geschrieben: Lreue, Soldatentum und Liebe verbanden ihn mit der grauen Front »«» Stahlhelm». Lies und heiß brannte in de» König» Her da» Heimweh zur verlorenen Heimat, genau so wie in den Herzen der Frontsoldaten. Nun ist er tzeimgekehrt. Aber di« Soldaten -er grauen Front dursten ihm nicht in ihrem schmucklosen Klei» da» Geleit geben, obwohl sein Her, am Stahlhelm hing. Wer von den Stahlhelmern au» Sachsen erinnert sich nicht de» Lage» in Stbullenort, an dem der König nach der Parade die Shrenmitgltr-schast in tiefbeweg ten freudigen Worten annahm. In derselben Ausrüstung, wie die Stahlhelme» vor ihrem König zum letzten Mat vor beimarschierten, so sollte auch diesmal ein« kleine Ehren kompanie tm Trauerzug marschieren. Aber diese Vitt« wurde vom Retch-prästdenten an -en Innenminister »vettergvaeben, der sie aus juristischen Gründen ablehnte. Wir Soldaten fühlen «inen Abgrund der Trennung vor jenen, die den Kräften -er Seel« und -r» Gemüt«» mit juristischen Grün den «ntgegentreten. Der König, unser Kamerad, wußte, daß allein in den Lugenden deutschen Soldatentum» die Kräst« für den Wiederauspieg liegen. Uebrr seinem Leben stand da» Deutschlanbder Wehrhaftigkeit. Wir wollen die Lreue halten, wie er sie un» hielt. Dann singen die Kammersänger Fritz vog«lftro« vnd SeorgZottmayr -en KarfrettagSzauber. Lies er- artsfe« lauscht die Menge -en weihevollen Darbietungen der betden ausgezeichneten Sänger, dem Hellen, metallisch klaren Tenor Dogelftrom» und -em dunkelleuchtenden Baß Zott- mayr». Hteraus ergreift der Kühr«, de, Dentschnitionale« volk-partei, Dresden, «. ««ratzsch, da» Wort: Der Köntg ist wie-«, unter un». Seit er von un- gegangen war in jenen unglückseligen Novembertage», verkörperte er für un«, ob er auch in -er Fern« weilte, die Fortdauer -er Zeit, die für un» seine» Namen getragen hatte. Unser« Erinnerung haben wir heute mit unseren Kränzen zu ihm hinunter in die Grust aetraaen; unserer Kraft soll von jener Zett un- von -aher eine» Tages die Auferstehung kommen. Al« -er Erbe und geistige Nachsahr großer Wettiner stand er vor un». Wenn sie aber alle schlichte Menschen gewesen waren, so war er der schlichteste. Da» Moltke-Wort, baß man mehr zu sein al« zu scheinen streben müsse, sand in ihm seinen Ausdruck. Alle Hindernisse rückt« er beiseite, die Selbstgefälligkeit, Machtstreben un- Ehrgeiz dem Menschen sonst in den Weg spielen. Seinen gesunden Sinn, sein klare« Urteil, leine geistige Unabhängigkeit und den Mut zur Ueberzeugung machte er frei für die Aufgabe, die ihm als Lebensaufgabe überkommen war. Freilich hat die Oberflächlichkeit gewtsier zeltgebundener Meinungen den Wert de» König- ebenso verkannt, wie sie die Zett von 187» bi» 1914 herabgesetzt hat, di« aber unser Volk zur höchste» Kraftanstrengung im Weltkrieg befähigte. Nach dem Umsturz wandte sich der König in ruhiger Entschiedenheit -er politischen Führung zu, bi« auf dem rech ten Flügel -er nationalen Front aus Umkehr btnwirkte. So. ist uns -er König auch im engeren Sinn« zu eigen geworden. Wer die letzten 14 Jahre mit durch lebt hat, -er wendet sich hin -n dem Manschen der Treue gegen sich selbst. König Friedrich August ist wie Kaiser Wil- Helm l. «in Mensch der Wahrheit und der Lreue gewesen. Ueber die Krone ist nun der Trauerflor gefallen, aber er läßt für un» ihren Glanz nicht erblin-en. Denn wir sind überzeugt, dab die Rückkehr zum planvollen Staats aufbau der Vorkriegszeit die Voraussetzung für unseren Auf- stieg bedeutet. Die Stund« -er Aufrichtung kommt. Dann „Llavigo" rrauersptül von «otche Neueinstudierung i« Schauspielhaus, r». Februar IWb Der Aufbau -er Folge Goethescher Dramen schreitet weiter. Da- Trauerspiel „Llavigo" hat lange im Spiel plan gesehlt; jetzt ist e» für den Goethe-ZykluS neu ein- stuLiert worden. Josef Gielen hat Regie geführt und die gesamt« Besetzung wie der äußere Rahmen sind neu. Elisabeth v. Auenmüller hat diesen geschasfrn: ein Hobe-BibliothekSzimmer ElavigoS, eine kleine, spärlich au»- äestattete Stube tm Hause GuilbcrtS, den Eingang dieses Hause», da- an einer einsamen, weiten Landschaft gelegen ist. Die strenge Klarheit, mit der Goethe sein Stück aus gebaut hat, spiegelt sich in diesen einfachen und ernsten Schauplätzen. Man sieht ja gern in „Llavigo* stilistisch ein Gegenstück zu Lessings „Emilia Galotti"; aber man über sieht auch meist, dab sehr viel und sehr Wichtige» vom jungen Goethe selbst darin steckt. Er muß sich iedenfall- in Geist und Phantasie dem Clavigo, seinem Geschöpf, so ver wandt gesühlt haben, daß er da» Erlebnis der Schwäche eines weichmittigen Charakters immer wieder, in WeiS- ltngen. Wertster, dann Fernando, selbst im Faust unablässig als Spiegelbild vor sich hinstellen mußte. Und immer klammerte er sich damals an einen Stärkeren, an Herder, an Merck, an Frau von Stein, um di« Kraft zur Größe, di« in ihm lebte, au- den Minderwertigkeitsgefühlen seines Schuldbewußtseins zu retten. Steht man das Trauerspiel, über dellen schnelle und leichte Entstehung Goethe selbst be richtet hat, vorwiegend unter diesem Gesichtspunkt eines Selbstbekenntnisses an, so gewinnt eS an Bedeutung und Gewicht wett über di« „Dramatisierung einer modernen Anekdote* hinaus, al» die e» Goethe selbst bezeichnet. Konnte er au» dem 4. MSmotre des Beaumarchais bi» zur wörtlichen Uebersetzung den Vorgang übernehmen, daß Llavigo durch den Bruder Marten», die er treulo» ver- lallen hat, zur reuevollen Rückkehr getrieben wird, so war die Begründung de» Rückfall» in «ine zweite Treulosigkeit ganz -e» Dichter» Werk. Und das scheint mir da- psycho logische Meisterstück dieser Lragöbte. Wie Earlo» in Clavigo all« Instinkte der Ruhmgier autregt, wie er den Schwankenden zu neuem Absall treibt» das ist mit einer «eredsamkei» gemacht, in drr sich die Rabulist» von Lessings Marinelli mit der SatanSltst be» Mephistopheles zu ver- einigen scheint. Und zugleich macht sich in Llavigo» Halt- losigkeit di« ganze Weichmütigkett der Werthersttmmung gel tend, so dab in dieser großen Dtalogszene all« Strömungen, di« de» jungen Dichters Herz damal» bewegten, durch- «inauderstrudeln und gären. Was vorher und nachher da- steht, ist gute- Theater: In jener Szene -wischen Llavigo und Larlo» aber schlägt das geauälte Herz des Dichter laut. Sr spricht darin unerbittltch da» Urteil über die 'eigene Schwäche, er malt in Llavigo, dem .unbestimmten. Kunst «n- Wissenschaft s Dresdner Theaterspielplan sür heute. Opernhaa-t ^Schwand«, der Dudelsackpseiser* s8). Schauspielha«»t .Llavigo* (8). Alberttheater: ^Jhr Korporal* (8). D t« Komödie: „Der Mustergatte* (>49). Mestdenzthea- t« r: „Maskottchen* (8). Lentraltheater: „Da» Veil chen vom Montmartre* (8). k veraaftaN»»,«». Heute )<» Uhr: In »er Kaufmannschaft Siterar. Verein tvIlh.-vusch-Abrnd). — Um 8 Uhr: Im Awer- tlnnm vortrageabenddelSachstfchenKnnstveeetn« (Hempel »der Permoser»; tm «ewerbehau» gubtlllum»koazrrt der Volksbühne lLeitung: Fr!» Busch). s Da» Dresdurr aousermUori»« bring» in seinem III. Grit- kuag»kon-«r« mit Orchester am Donnerstag, dem S». Februar, abeudd >18 Uhr, tm Harmoniesaale -um Vortrag: Klavierkonzerte von Mozart, Weber-Lts-t, Chopin, Tschaikowsky, Vboekonzert von Retßiger, Sonate 6-Moll für Violine allein von «ach, Serenade V-Moll für Streichorchester und Btolonrellosolo von Vollmann, Sopranarten au» ,Han« Helling* von Marschner, au» „Sitgoletto* von Verbt, au» dem „Bajazzo* von Leoncavallo und Baßarie au« der „SÜdin* von Hatüvy. Künstlerische Leitung: Professor Paul vüttner. Etntrittdkarten lm Konservatorium, Vandhau-straße. t Orchesterschnl« »er Sächsische» SlaatSkapele. DI« Abtellnv« 0per«schul« der OLK. veranstaltet am Dienstag, dem 1. Mürz, und D»nner»tag, dem 8. Mürz, HS Uhr, tm Kolpinghau» ihren elften Stndienabrttd (künftierlsch« Leitung: Kammersänger Dr. Wald«, mar Staegemann), Kur Aussü-rung gelangen an beiden Abende» — in der -wetten Ausführung in teilwets« anderer veseyung — »er -wett« Akt au» „Die weiße Dtzmr* von Fr. voieldieu und der erste Akt au« „Die tzledermau«* von Joh. Strauß. Orchester: Da» Or- chester der OS». (Leitung: Ernst Hintze). Karten nur durch die Kanzlei, DreSden-vlasewitz, Hochuferstraße «r Tel. »IS07). 7 Der Dresdner «ehrergesangveretn gibt unter «eneralmustk- »trektvr Frttz « uschein eigene« Kon,er« am >. Mürz 8 Uhr «m »rmerbrhau». Sr sing» Mtinnerchbrr von A. M«ndel«sohn nnd H. Lang -um erste» Mal«. s volk»«whlthe«ter. Zum hundertsten Mal« stan- am Dienstag Earl Zimmermann al» Regisseur und Darsteller auf -er Bühne de» Volk» wobl». Hundertmal bat er tm vun-e mit einer zumeist recht beachtlichen Schau- kptelerschar -er Bolk-wohlaemitnbe srohe, tm besten Sinne unterhaltsame Theaterstunden bereitet un- mit unsäglichem Fletße — oft auch unter persönlichen Opsern — trefflich gerundete, auch in bezug aus kuSstattung nach Möglichkeit „ansehnliche* Ausführungen -erauSgebracht. Dasür gebührt ihm der Dank und die Anerkennung nicht bloß der Volk»- wo-lmttglie-er, sondern auch der wettere» Oesfentltchkeit. Al» „Jubtläum-vorstellung* hatte er ein halb ver gessene» Vühnenwerk Otto Ludwig» de» „Makkabäer*- und ,,Erbs0rster*-Dtchter», gewählt: da» breiartige BerSlust- spiel gnn « Yr «i*. Da» vor einer Mandel Jahren (mit Alerander Wierttz in der Titelrolle) auch tm Siaat-theater ausgesührte Jugendwerk de» Dresdner Dichter» spielt be kanntlich im 1». Jahrhundert zu Nürnberg und behandelt mit viel Anmut und Witz da» Ltebe-aeplänkel mehrerer ver- lietzter Paar«, die sich den Anschein geben, nicht« voneinander halb großen, halb klrinen Menschen*, nicht nur WetSlingen „in der ganzen Rundheit einer Hauptfigur*, sondern sich selbst in der drohenden Möglichkeit de» versinken» in Schuld und Schwäche. Ob bewußt, oder unbewußt, tn dieser Szene gaben auch Felix Stetnbvck al- Llavigo und Lut- Rainer al» Carlo- ihr Veste». S» war seelischer Kamps, Innere Steigerung, tragische Notwendigkeit tn dem Ringen der gegensätzlichen Naturen, die aufeinander angewtesen sind. Rainer hatte etw- von einem Mephisto tm Kavalier»- gewand und mit staatsmännischem Ehrgeiz; Gtetnböck» melodische Weichheit konnte hier sinngemäß -erschmelzen in Tränenseltgkett und sich aufrtchten tn der unerfreulichen Halbheit eines Hilflosen, der de- Stabes bedarf. Da« traf -en Kern de- Problems und war außerdem schauspielerisch von stärkster Wirkung. Große Szene ist auch der zweite Akt, di« Unterredung »wischen Llavigo und Beaumarchais, die zur Entlarvung de« Treulosen führt. Paul Hoffmann gab hier dem Beaumarchais volle, fast etwa» zu leichte Beherrschung de» GesühlS; die Erzählung, die Marten- Schicksal enthüllt, könnte man sich wohl weniger armessen, sich schneller zu ofsenem Angrtfs steigernd vorstellen. Im stummen Spiel des wachsenden Verstehens und Entsetzen» hatte hier Stein bück volle Ausdruckskraft und war nicht genötigt, wie e» sonst Brauch ist, sich hinter ein Taschentuch zu verschanzen. Wie denn sowohl dem Clavigo wie dem Beaumarchais eine gewisse jugendliche Frische und Unmittelbarkeit der Leiden- schäft wohl anstand. Im Hause Gutlbert» ist die leidende Marie der Mittel- punkt. Lotte Meyer, zwar nicht der Lupus der jungen, »arten, kränklichen Französin, gab doch so viel Erlebnis der Glücklostgkeit, -er TodeSNberschattung, daß «S diese herz lichen, mädchenhaften Töne waren, die ihr Sympathien schassten. Um sie herum Jenny Schasfer al» Schwester Sophie, schon eher «ine Pariser Dame, Paulsen und «letnoscheag al» würdig«, ernste und besorgt« Männer. Goethe selbst hat aus spanisch« ober französische Charakter- särbung kein besonderes Gewicht gelegt; seine Verarbet- jung des im Entstehung-jahre so aktuellen Stosse» hat doch nur allgemein« Zeitsttmmung und Kulturatmosphäre be» Rokoko. Diese» Lrauersvtel reißt un» nicht mehr bin, rührt «n» nicht zu Tränen wie bi« Zeitgenossen, aber e» ergreift «n» doch noch mit seinem herzlichen Grundton und der Offen- barung der Gefahren hattloser Setdenschastltchkeit. Auch die Geschlossenheit be» dramatischen Aufbau«» berützrt uns wohltuend, zumql wenn «tn« so geschmackwoll abgetönt«, auf Innerlichkeit, nicht auf stürmische Genialität gerichtete Aus- stihrung un» «in vielsach geringgeschätzte« Werk nahebrtngt, ans da- der Dichter selbst so stolz war, daß er ihm zum ersten Male leinen Namen mitgab. Nach langem Schweigen sosgte dem trauervollen letzten Ave ergrtfsener Beifall. D L Ar. « SM» 4 oertklches un» Süchftfches «er etaem «rsum Souvk sellft vu Müßen! Der Triebwagen der Linie 1ö gen Kvtzschenbroda ist überfüllt. Dichtgedrängt stehen Frauen uni Männer tm Vang« de» Wagens. Am Fenster fitzt «tn« Mutter, ihr gegenüber Hau», das Kind. Der Zehnjährige macht e» sich bequem. Die Mutter strahlt ihn an. Da meint der Nach bar de» Jungen: „Wie alt bist du, «et« Jung«?* „Zehn Jahre!* „und nne heißt dul* -Han»/ Die Augen der Mutter leuchten auf: „Ist er nicht ein lieber Kerl, mein Bnb? Und so arttal* „Ach, das ist Ihr Junge?* staunt der alte, weißhaarige Herr. „Ja, hätten Sie da» nicht gedacht? Wir sehen un» doch so ähnlich!" „Nein, da» hab« ich nicht gedacht. Und artig? Er hätte schon längst seinen Platz für die alte Dame fretgeben müssen, die hier tm Gange steht?* Die Frau winkt ihrem Jungen. Tiefe Röte bedeckt ihr Gesicht. Der alte Herr rückt nach, da» Mütterchen nimmt daukend seinen Platz ein. Schweigend geht die Fahrt weiter. Jeder kramt in seinen Gedanken. Der Knabe fühlt da» Veränderte un fragt leise: „Mutti, hab' ich etwa» Unrechte» getan?* Betreten schweigt die Mutter. Die Antwort fällt un endlich schwer. Fein lächelnd greift der alte Herr ein: „Nein, HanSI Du hast einer alten Frau deinen Platz eingeräumtl Da» war recht! „Vor einem grauen Haupte sollst du ausstehen!" Aber das darsst du nicht wieder ver gessen! Denn: WaS Hünschen nicht lernt, lernt HanS nimmermehr!* Der Knabe drückt sich an sein« Mutter. Diese tauscht mit dem Alten einen stummen Blick der Dankbarkeit und -«» — Einverständnisses. Alltag»geschehen and doch — Erziehung. Da» rechte Wort zur rechten Zett gesprochen, belehrte Mutter und Kind. Und jeder Hörer nahm sich seinen Teil mit aus den Weg. Ate ost aber sehlt da- „rechte Wort zur rechten ^elt*?l