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Dienstag, l3. Dtrmder lS!4. 8 Leipziger Tageblatt. Nr. S22. Kdenü-Susgave. Lette 3. während wir die in unserer Nähe aus dem Klee auf» springenden Fontänen von Erde und Sprengstücken laienhaft im Stehen anglotzen. Der Leser kann au» diesem kleinen Erlebnis aber ein Bild gewinnen, was auf einem modernen Schlachtfeld, sofern e» sich nicht um ein Begegnungsgefecht oder einen Rückzug und Verfolgung handelt, vom Gegner zu sehen ist. Man bedenke: wenige, vereinzelt gehende Menschen, die ihrer Meinung nach, in Wirklichkeit aber nicht, gegen den Feind gedeckt gehen, genügen, um 5 oder 6 Granaten auf Len Fleck zu lenken. Wenn der Feind die Stellung der Protzen und bsx der ein» zelnen Geschütze wüßte, würde er oald alles zu- sammengeschossen haben. Diese Stellungen aber sind unter dem Schutze der Dunkelheit mit größter Vor» ficht ausgewühlt und besetzt. Der zielende Offizier steht mit seinem Scherenfernrohr seitlich oder vor geschoben gleichfalls in Deckung, und wenn etwa der Stab über den Berg sehen will, so schieben sich die Herren bäuchlings hinauf, decken sich mit ausge» rupften Stoppeln und dergleichen. Wer die Nase über den Erdboden steckt, bekommt Feuer. Und wohlgezieltes Feuer. Darum spielen sich die Haupt kämpfe und Bewegungen nachts ab- Das erste tak tische Gesetz ist — Unsichtbarkeit. Die Bataillone, die wir unter dem Schutz dieser Tarnkappe im Wiesenschlunde trafen, führten ein ganz idyllisches Dasein. Sie hatten rasengedeckte Erdhäuser in die Böschung gebaut, davor einen Graben mit Stroh gefüllt, in dem sie saßen. Einer briet sich Speck aus, ein anderer rupfte ein Huhn. Ein Leutnant, der sein Gepäck verloren, lag in Strümpfen auf einer Wolldecke, während ihm sein Bursche mit dem Seitengewehr die langen Stiefel reinigte. Wir pirschten uns in einem Graben bis zu einem Eutshof vor, und sahen zwischen der Gartenhecke durch und auf den Stallfenstern einige unserer Schützengräben, die etwa 500 Meter vor der Ar tillerie waren. Ab und zu fielen ein paar Gewehr schüsse, eine Scheune wurde von einer Granate ge- troffen und ging in Rauch auf. Sonst nichts. Kein Feind. Keine sichtbare Bewegung. Wer seine Ein bildungskraft spielen läßt, kann ein „Schlachten gemälde" daraus machen. Ich denke aber, der ernst hafte Leser wird sich für solche Spielerei bedanken. Er wird begreifen, daß eine Schlacht unter den heu tigen Umständen, bei Hundertkilometerfronten und Millionenhceren Wochen, vielleicht Monate dauern kann, ohne daß die feinste Strategie, der größte Hel- , denmut es zu ändern vermöchten. Auch die Unge duld und das anerzogene Bedürfnis nach Sensation wird nichts daran ändern. Die großen kriegerischen Ereignisse werden amtlich verkündet. Die strate- gischen Lehren und die Kriegsgeschichte werden von Fachleuten verfaßt. Aufgabe der Berichterstattung ist es, den Leser miterleben zu laßen, was mit ge übten Sinnen und dem lebendigen Gefühl für die große Stunde auf dem Kriegsschauplatz zu er schauen ist. Rudolf v. Koschützki, Kriegsberichterstatter. Gent unö Srügge. Gent und Brügge im flämischen Teile Belgiens sind zwei Stüdteperlen ganz eigener Art, die herr liche Sehenswürdigkeiten und Kostbarkeiten ent halten. Gent ist die Hauptstadt von Ostflandern mit ca. 165 000 Einwohnern. Es liegt an der Schelde und Leie, die in zahlreichen Armen die Stadt durch fließen und 13 Jns'.ln mit 65 Brücken bilden. Der altertümliche Charakter der Stadt hat durch große Straßendurchbrüche und Anlegung freier Plätze etwas gelitten. Mehr als 100 Gärtnereien, die einen aus gedehnten Blumenhandel treiben, rechtfertigen den Namen „Ville de Flor". Ganze Schiffsladungen mit Palmen, Azale Orangenbäumen und anderen Treibhausgewächsen gegen alljährlich ins Ausland. Aber auch die Manufakturwarenindustrie und die Maschinensabrikation ist von Bedeutung. Wie alle großen Städte Belgiens, ist auch Gent sehr kirchen reich. Die Kathedrale zu St. Bavo ist in dem mit Marmor bekleideten Innern eine der prächtigsten Kirchen des Landes, die viele ausgezeichnete und be rühmte Gemälde (z. B. Johann und Hubert van Eycks „Anbetung des Lammes") aufwcist. Das an Verzierungen reichste und reizendste gothische Archi- tckturstück Belgiens ist die nördliche Front des alten Rathauses, und der in der Mitte der Stadt stehende Bclfried, der von 1183 bis 1339 gebaut und 118 m hoch ist, ist mit Recht berühmt. Aus seiner guß eisernen Spitze schwebt als Wetterfahne ein ver goldeter Drache, den die Kreuzfahrer auf der Sophien- kirche zu Konstantinopel fanden. Gent hat eine reiche Geschichte und wird bereits im 8. Jahrhundert erwähnt. In der Neuzeit wurde Gent wiederholt von den Franzosen eingenommen, und Ludwig XVIII. flüchtete sich bei der Rückkehr Napoleons von der Insel Elba dorthin. Das nordwestlich gelegene Brügge ist sicher die interessanteste altertümliche Stadt Belgiens, da sich hier wie nirgends ein Stück Mittelalter erhalten hat, das alle Reisenden zu restloser Bewunderung zwingt. Dies um so mehr, als das jetzt so stille Brügge einst der Mittelpunkt des Welthandels war und eine Stadt voll Glanz und Pracht. Die breiten und leb losen Straßen, die reichverzierten altertümlichen Häuser atmen «ine Stimmungskraft aus, die nur ganz selten anderswo erreicht wird. Die Hallen j Fleisch- und Tuchhalle) mff dem aus dem 13. Jahr hundert stammenden Belfried, das zierliche gothische Rathaus mit 6 Türmchen, die Liebfrauenkirche mit den Grabdenkmälern Karls des Kühnen, wertvollen Gemälden und Statuen, die Kapelle zum heiligen Blut, das alte St. Johannishospital mit berühmten Gemälden und dem Relignienkasten der heiligen Ursula, auf dem das Martyrium der 11 000 Kölner Jungfrauen dargestcllt ist, der große Begbinenhof, der prachtvolle Justizpalast, die Craenenburg sind Denk mäler alter Zeit, zu deren Ruhm nichts mehr gesagt werden braucht. Auch Brügge hat eine reichhaltige Geschichte und wird bereits im 8. Jahrhundert er wähnt. Wechselvoll waren die Schicksale der Stadt unter der spanischen und habsburgischen Regierung. Der Handel ist durch das Aufblühen Antwerpens gänzlich vernichtet. -Deutsches Soldat brav." Einem Feldpostbrief, ocn ein bekanntes Hambur ger Mitglied der sozialdemokratischen Partei seiner Frau schrieb, entnimmt der „Vorwärts" folgende Zeilen: „Es ist bereits die vierte Nacht ohne Schlaf. Endlich graut der Morgen. Ab und zu tönen Gewehrsaloen durch die Stille, bald dumpf donnernd in langen Zwischenräumen ein Kanonen schuß. Bei Tagesanbruch geht es ins Quartier zurück. Die Gewehre werden zusammengesetzt; es wird ab gehängt, und hinein geht cs ins Quartier. Endlich Ruh« bis auf weiteren Befehl. Dann geht s wieder weiter, an Dörfern vorbei; teilweise sind sie zerstört. Pferdekadaoer liegen an den Wegen, an Biwakplätzen, wo Lu»rüstung»geaenstände zerstreut liegen. Tor» «tftar, Kappt», all«» durcheinander. Hier hat et» Kampf in der Nacht stattgefunden. Ein großes Ge- bäude mit Rote-Kreuz-Flagge beherbergt über hun dert belgische Verwundete. Einige frisch zugeworfene Gruben zeigen die Ruhestätte der Gefallenen an. Wir stehen auf dem Marktplatz des Dorfes H .... in dem wir Quartier nehmen sollen, und treffen es mit 21 Mann gut in einer Wirtschaft. Der Keller steht voll Bier und Wein, die Leute sind ent flohen. Alles Eßbare wird zusammengetragen. Ein Schinken findet sich an und wird verteilt. Ein gemachtes ist vorhanden; es wird herangebracht. Im Obstgarten läuft eine Ziege, die sich an unsere Fer en heftet und durch Stube und Garten uns nicht verlaßen will; ein kleines grunzendes Schwein irrt auch im Garten umher. Hühner werden gegriffen und ge rupft. Heute abend gibt es Hühnersuppe. Wir ziehen uns aus und waschen uns. Eine Labung nach vier Tagen Schmutz. Dann schlafen wir. Wir haben unsere Wachen selbst einacteilt und stehen in der Nacht jeder eine Stunde. In der Kirche sind wohl an 200 Menschen eingebracht: Männer, Frauen und Kinder, teilweise ganz kleine, die, in Tücher ge hüllt, von den Frauen gehalten werden. Titz Bilo des Jammers. Ich gehe in der Nacht hinein. Hier und dort wimmert so ein kleines Wurm. Es ist herzzerreißend. Ich habe Gläser mit Marmelad« auf getrieben und Brot. Die Aermsten sind dankbar und radebrechen „Deutsches Soldat brav". Wenn ich in den Häusern Kinderspielzeug sehe, möchte ich heulen. Ich sehe ein kleines Kinderdreirad stehen und mußte weinen. Der Krieg ist furchtbar. Manches ist nicht zu schildern, weil es sich in Worten nicht wieder geben läßt. Jetzt qeht's auf A . . . zu. Nur keine Straßenkämvfe, lieber im freien Felde mobilen Trup pen gegenüoerstehen. Das ist noch ein ehrliches Streiten." vermischtes. Wieviel weiße Frauen leben in unseren Kolonien. Im letzten Jahre hat sich nach der neuesten amtlichen Statistik in allen deutschen Kolonien eine Ver mehrung der weißen Frauen Nachweisen laßen. Waren es noch im Jahre 1912 4329 weine Frauen, so zeigt der neueste Stand bereits 4817 weiße Frauen, d. h. eine Vermehrung um 488 Köpse. In bezug auf die Zuwanderung steht Lüdwestafrika unbedingt an der Spitze. Hier beläuft sich die Zuwanderung auf 250 Frauen. Ein großer Anteil an diesem er freulichen Fortschritt gebührt insbesondere der segens reichen Tätigkeit des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft Nach der Stärke der Ansiedlung weißer Frauen in den einzelnen Schutzgebieten er gibt sich folgende Reihenfolge: An der Spitze Süd- westafrita cs lolgen Ostafrika, Kamerun, Neu-Guinea, Togo und Samoa. Die Zunahme an weißen Frauen schiebt der weiteren Verbreitung der Mischlings bevölkerung einen energischen Riegel vor und dient dem Fortschreiten der weißen Raße. Leider aber läßt sich auf der anderen Seite «in allgemeiner Rück gang in der Kinderzahl in den Kolonien festilellen, von der am meisten Deutsch-Ostafrika und Kamerun betroffen worden sind. Die Verminderung der Kindertopfzahl belief sich in einem Jahre auf 80 Kinder. Sie wetten auf Russenköpfe. Von befreundeter militärischer Seile wird uns vom österreichischen Kriegsschauplatz geschrieben: Der österreichische Soldat ist ein wahrer Prachtkerl an Mut, Ent schlossenheit und Furchtlosigkeit. Man muß seinen heiteren, pflichtbewußten Sinn von Tag zu Tag mehr liebgewinnen. Es blieb diesem Krieg Vorbehalten, ihn wahrhaft kennen zu lernen, seine Unverdrossen heit beim Ertragen der größten Strapazen, seinen guten Humor in der Nähe des Todes und seine heldenmütige Tapferkeit. Man möchte auch auf ihn das Wort anwenden, das Bismarck im Jahre 70 auf den deutschen Soldaten geprägt hat: „Er ist zum Küssen" Eine lennzeichnende Geschichte trug sich z B. in der Schlacht del Lemberg zu. Wir lagen im Schützengraben und halten uns aus ziemlich kurze Entfernung an die Russen herangemacht, da sah mitten in einem furchtbaren Schrapnell- und Kugelhagel ein Offizier, wie ein paar Mannschaften anscheinend ein Spielchen auf gelegt hatten, dabei aber immer wieder scharf zielten und schoßen. Nach jedem Schuß gab einer dem andern ein Geldstück Der Offizier fragte, was da los sei. und was das alles bedeuten solle Da erfuhr er, daß die Soldaten eifrig beim Wetten waren. Jeder bezeichnete ganz ruhig ohne Rücksicht auf das mörderische Feuer einen Russen, der irgendwo aus dem Schützengraben ein wenig hcrvorragte und ver pflichtete sich ihn zu treffen. Wer verlor, mußte zahlen. Der Gewinner zeigte einen bedeutenden Stolz auf seine Meisterleistung und schoß nun noch einmal so gut und sicher. Der Offizier ermahnte sie zwar davon sofort abzulaßen; er mußte sich aber ab wenden und lachen, denn dieser gute Mut der Leute nach einer Schlacht von einer Woche Dauer, nach den größten Strapazen aller Art. schien ihm doch eine recht erfreuliche Tatsache zu sein. LehteUachrichlen Der Postverkchr Deutschland—Brüssel. Berlin, 13. Oktober. Das Amtsblatt des Reichs postamts enthält eine Verfügung, wonach zunächst nur zwischen Deutschland und Brüssel ge wöhnliche und eingeschriebene offene Briefe, Post karten. Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere in deutscher und französischer Sprache, ferner Telegramme in offener Sprache zugelassen werden, und zwar Telegramme nach Brüssel in deut scher und aus Brüssel in deutscher und französischer Sprache. Die Gebühren sind dieselben wie vor dem Kriege. Der Verzweiflungskampf -er öelgier. Amsterdam, 13. Oktober. sE i g. Drahtber.) Die „Daily Mail" schreibt: „Die Deutschen rücken in Belgien nordwestlich, vFn Antwerpen in westlicher Richtung vor. Die Umgebung von Gent wird ver- teidigt, und man erwartet die Besetzung W^st» flanderns Die Küste von Westflandern ist in Verteidigungszustand gesetzt worden. Wie man sagt, haben die Engländer sich dagegen gewehrt, daß die Stadt Gent kampflos aufgegeben werde. In einer Sitzung des Stadtrates wurde be schloßen, Gent als offene Stadt zu erklären. Di« Verwundeten wurden aus Gent nach Ostende ge» bracht, um nach England transportiert zu werden. Eine deutsche Flugmaschine, die über Gent erschien, wurde von zwei englischen Fliegern ver» folgt." Axel, 12. Oktober. Entlang der gesamten hol ländischen Grenz« wurde gestern hestig ge fochten, besonder» bei Moerbeke, Wachtebeke, Szaerbe und zwischen St. Ricola» nnd Gent. Di« deutsch«» Vorpost«» »nrtz«n gestern bei Moerbeke und Selzaet« etwas zurückgetrieb«n, aber im ganze» dringen die Deutschen in der Richt»«- Gent —Ostende vor. Unaufhörlich ist Kanonen donner und Schnellfeuer vernehmbar. Er scheint, al» ob d«r Rest de» belgischen Heeres noch die verzweifelt« Hoffnung hegt, den Feind zurückzuhalten. Die» kostet den Belgiern starke Verluste, besonder» der Reiterei. An der Grenze entlang wimmelt «» »on reiterlosen belgischen Pferden, die wild umherlaufen und start abgemagert sind. Vle Königin -er öelgier in (psiendr. Kopenhagen, 13. Oktober. Die „National Tidende" meldet aus Paris, daß die Königin der Belgier in Ost ende eintraf. Vie Lehre von Antwerpen. Kopenhagen, 13. Oktober. sEig. Drahtber.) Der „Times" wird aus Bordeaux gemeldet: „In französi'chen militärischen Kreisen glaubt man, daß der Fall von Antwerpen den Krieg wahrschein lich verlängern werde. Man meint, die Deut schen würden nun diesen wichtigen Hafen befestigen und zur Basis eventueller Zeppelin angriffe auf die britische Küste machen können. Die englischen Militärs betrachten die Tage der Festungen als gezählt. Gegen die gewal tigen deutschen Riesenkanonen vermöge sich keine Festung zu halten." „Bom sichern Port licht sich stemttchltch raten." Amsterdam. 13. Oktober. sEig. Drahtber.) Die „Daily Mail" schreibt in ihrem Leitartikel: „Es ist jetzt Sache Großbritanniens und Frankreichs, darauf zu sehen, daß Belgien gerächt wird, in Anbetracht des Umstandes, daß ihm keine Hilfe ge bracht werden konnte (!) Die Ehre Englands ist hier mit im Spiele. Jode nach Antwerpen hinein geworfene Granate muß unserer Rache ein neuer und leidenschaftlicher Ansporn sein, das Interesse Belgirns zu schützen." Englisch-belgische ,öürger*-Sol-aten. Amsterdam, 13. Oktober. (Eig. Drahtber.) Der „Telegraaf" bringt di« merkwürdige Mitteilung, am Sonntag seien 1300 englische und bel gisch« Soldaten in Bürgerkleidern über die Grenze gekommen. Aus dem Haag, 13. Oktober. sEig. Draht bericht.) Halbamtlich wird gemeldet, daß die Ge samtzahl der auf holländisches Gebiet über getretenen entwaffneten belgischen und englischen Soldaten etwa 4VVV0V Mann beträgt. Zein-liche Zlleger über Karlsruhe. Karlsruhe, 13. Oktober. Am 12. Oktober nach mittags uno abends erschienen feindliche Flieger über der Stadt. Tas abends 6 Uhr erschienene Flugzeug bewegte sich r "chzin über die Waffen- und Munitionsfabriken und die Kasernen und einsam unversehrt. Lemberg von -en Ruflen geräumt? o Berlin, 13. Oktober. lE i g. Draht bericht.) Aus Wien wird der „B. Z." gemeldet: Einheimische in Galizien erzählen, daß Lem berg von den Russen geräumt sei. Italien warnt England. Mailand, 13. Oktober. lEig. Drahtm.) Wie die Blätter aus Rom melden, ist noch in die sem Monat die Einziehung eines zweiten Reservejahrganges für die italienische Armee zu erwarten. Wie „Lombardia" erfährt, ist eine ernste italienische Vorstellung über die englischen Vorgänge in Aegyp ten in dem Grenzgebiet gegen Tripolitanien nach London abgegangen. Italien, werde hart! Köln, 13. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) In Petersburger politischen Kreisen ist, wie der „Kölnischen Zeitung" gemeldet wird, die Ungeduld über das Zögern Italiens, sich an die Seite der Ententemächte zu stellen, cnffs höchste gestiegen. Die „Nowoje Wremja" sagt, es sei zu hoffen, daß Italien seine Doppelzüngigkeit aufgcbcn werde, solange noch Zeit sei. Darauf erwiderte der „Cor- riere": „Tie russisch en Blätter irren s i ch doppelt, wenn sie glauben, Italien Rat schläge geben zu können und dazu in einem ganz ungehörigen Tone. Italien wird die Fol gen seiner Haltung zu tragen wissen." (Es scheint uns ein erfreuliches sympto- malisches Zeichen zu sein, daß gerade der sonst so franzosenfreundliche „Corriere della Sera" eine so entschiedene Sprache führt. Tie Red.) Tie „Taubett"-Gefahr in Paris. Pari», 13. Oktober. Gestern gegen 10 Uhr vor mittags flog eine Taub« über Paris und warf 6 Bomben herab. Eine durchschlug das Glasdach des Nord bahn Hof es. Weiter« fielen in ver schiedenen Straßen, ohne Schaden anzurichten. Meh rer« Flugzeuge machten sich zur Verfolgung auf. Zur Abwehr der feindlichen Flugzeuge sollen meh rere Flugzeuggeschwader in Dienst gestellt werden. Me-erlage -er Russen in perflen. Konstantinopel, 13. Oktober. „Zkdam" er. fährt »on unterrichteter Seite, daß die p « rsisch- kurdischen Stämme bereit» den dritten Angriff auf die Russen unternommen hätte», wobei dies« geschlagen wurden. Di« Kurden «räderten zwei Kanonen und nahmen drei Offiziere gefangen. Ungefähr 5« russische Soldaten fielen. Die Stadt Urmia, in di« die geschlagenen russischen Trupp«»adteilu»gen flächtet«», ist »all von ver- mundete». Di« Kurden soll«» sich Urmia di» auf > ««^tnnde» v»ilhert hadrn. der druck Rußlands auf Rumänien. (Von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, 1.3. Oktober. Ueber die Aktion der russischen Kriegsschiffe im Schwarzen Meer läßt sich im Augenblick kaum etwas Neues sagen Wohin diese Aktion drängt, ist ja klar, und daß durch sie leicht eine ganze Lawine inS Rollen gebracht werden könnte, nicht minder. Aber die Dinge liegen so, daß die Entscheidung hier binnen aller kürzester Frist fallen muß, und deshalb tut man gut, sich vorläufig mehr abwartend als betrach tend zu verhalten. Die Faktoren, die in Ru mänien für Beibehaltung der bisherigen Poli tik sprechen, haben wir schon neulich hier um schrieben. Es ist vor allen Dingen der neue König, der erst vor kurzer Frist die Russo- Philen so nachdrücklich abgeschüttelt hat, und es sind ferner angesehene und auch zahlenmäßig nicht geringe Kreise innerhalb der Intelligenz. Man kann nur wünschen, nicht zum letzten auch im Interesse Rumäniens, daß diese sich stark genug erweisen mögen, den russisch-französiscs)en Sympathien, die ja vielleicht auch durch den Thronwechsel einen neuen Impuls erhalten haben, zu widerstehen. Vie Türkei bleibt fest. Mailand, 13. Oktober. (Eig. Drahtm.) Nach Berichten aus Konstantinopel meldet die Zeitung „Jkdam", daß die Türkei auch die neue englische Forderung, ihren Handels schiffen im Schwarzen Meere die Rück kehr nach den neutralen Gewässern durch den Bosporus zu gestatten, bedin gungslos abgelehnt hat. Die Erklärung der Pforte sei dahin gegangen, daß sie nicht mehr in der Lage sei, ihren Minengürtel in den Dardanellen auszuschließen. Parlamentskrisis in Japan! Rom, 13. Oktober. (Eig. D r a h t b e r i cht.) Nach einer französischen Meldung aus Jokohama spielen sich gegenwärtig im japanischen Par lament erbitterte Kämpfe ab. Die kon servative Partei bekämpft lebhaft die Politik der Regierung. Marschall Jamagata unterstützt di« Opposition. Die alte Militärpartei tritt für eine Ausdehnung der kriegerischen Operationen ein. Jur Erkrankung San Giulianos. (Von unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, 13. Oktober. Die hier eingelaufenen Nachrichten laßen erkennen, daß es um San Giuliano nicht ganz so schlimm steht, wie man nach der Meldung tzes „B. T." von gestern abend annehmen mußte. Dennoch scheint es richtig zu sein, daß Can Giuliano mit Sterbesakra menten versehen wurde, und man wird sich wohl schon auf den Eintritt der Katastrophe gefaßt machen müßen. Für das Verhältnis Italiens zu Deutschland und Oe st erreich wird sich aber nach Annahme politisch unterrichteter Kreise auch mit einem Hinscheiden San Giulianos nichts ändern. Gewiß, der Marchese ist immer ein treuer Mann und eine unserer treuesten Stützen in Italien gewesen. Leine Verdienste um die Neutrali tät seines Landes gerade in den letzten sä-weren Wochen wird man nicht hoch genug einsck-ätzcn dürfen. Immerhin glaubt man, daß der kritischeAugen- blick überwunden ist. Nach der Gestaltung der Dinge auf dem Kricgstheater und vor allem nach, der Einnahme Antwerpens stchr Italien wohl so fest in der bisherigen neutralen Haltung, daß man eine Aenderung schwerlich zu befürchten braucht. Einen schmerzlichen Veriust würde der Tod dieses be währten Politikers für uns ja auf alle Fälle be deuten; aber die italienische Jmcresscnpolitik, so ver nimmt man, wind stark genug sein, um auch seinen Nachfolger in den bisherigen Bahnen zu halten. Besserung im Befinden Tun Giulianos. Rom, 13. Oktober. Nach dem heute vormittag aus gegebenen Ktailtheilooee^ic i,r .u beul Besuwen des Ministers des Anewänigen Marquis di San Giuliano nach gut verbrachter Nacht eine weitere leichte Besserung eingctrcten. vom örocken, -en 12. (pktober 1-14. Im Lau'c der lchien Tage hat die Witterung auf dem Brocken allmakliM völlig svätherbstlichen Clmrakter angenommen, und die Temperaturen. die zu Anfang Oktober noch 5,0 und Grad Varmr erreichten, sind inzwischrn bis an und unter drn Gefrierpunkt gesunken, Gestern, am 11. Oktober, wurden auch mittags kaum 2.0 Grad Värme erreicht. Tabei ist der Himmel in fast ganz Norodeuticbland mit dichtem N^belgewölk bedeckt, wie e» gewöhnlich bei Beginn der ersten Frostperiode der Aufheiterung, die dann sofort das Quecksilber nacht! unter den Gefrierpunkt führt, vorainugeben pflegt. Zeit fünf Tagen herrscht hier oben Nebel, vorwiegend nördliche bis nordöstliche Winde, früh und abends Frostwettcr und zuweilen leichter Sckmee- sall, aber in der übrigen Zeit 1,0 und 2,0 Grad Wörme und Regen. — Gestern morgen dichter Nebel, 2,0 Grad Kälte, lebhafter Nordostwind, Windstärke 5 und «ine wunderbare Rauhreislandschakt — So ungünstig, wie bisher dieser Oktober auf dem Brocken war. ist schon seit Jahren nicht mehr dagrwesen; wir batten nur am 1. und 7. Oktober einig« Stunden Sonnenschein, sonst andauernd Nebel. — Es ist auch nach allen Anzeichen kaum anzunchmen, bah dieser Herbst in absehbarer Zeit ein anderes Gesicht zeigt und uns noch jene späten «Ämnentnge mit hoher TageStemperaiur beschert. — Vielmehr siebt es so auS, al» ob wir einem recht unwirschen, regen- und sturmreichen Spätherbst entgegcngingen: darauf deutet wcnigstrn! die starke Wirbelbildung nn europäischen Lustmeer bin, das unablässig von tiefen Tevrenionen durchzogen wird. 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