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Antwerpen. Einem Mitarbeiter de« „Lokalanzeigers" schildert ein nach Rosendaal geflüchteter Belgier di« ersten Wirkungen der Beschießung von Antwerpen in folgender Weise: Ein unheimliches Surren und Singen zog durch die Luft. Aus den Häusern stürzten die vom Wahnsinn besessenen Menschen, die schon feit mehreren Tagen Kellerräume bewohnten, die sie mit Matrahen sclxrlldicht verschlossen hatten. Die Un glücklichen rannten ziellos in den verein» samten Strafen um der. Niemand kümmerte sich um sie. Viele gerieten in brennende Straßen züge und wurden Opfer der schrecklichen Panik, die nicht mehr eingedammt werden konnte. An vielen Stellen begegnete man englischen Ab teilungen, denen schwarze Fadncn miteincm weiß e i n g ez e t ch n e t c n Totenschädel oorangctragen wurden. Es wurde mir erzählt, daß diese Soldaten ausgclost worden waren, die Forts bis zum letzten Mann zu verteidigen und sich dann in die Luft sprengen zu lassen. Nach dem Bericht desselben Korrespondenten herrscht unter den geslüchtctcn Belgiern große Wut gegen England. „Die Briten haben uns die Suppe eingebrockt!" rief ein fahnenflüchtiger Belgier. Seit 10 Tagen gab es keinen anderen Herrn mehr in Antwerpen als den englischen Befehlshaber. Der König vermochte seinen Wunsch, die Stadt zu retten, nicht mehr zur Geltung zu bringen, weil ihm in London strikte Instruktionen gegeben worden waren. London, 12. Oktober. Der Korrespondent der „Morningpost" in Antwerpen erzählt: Die Bel gier sahen schon an» 2. Oktober die Ueber- gabe der Stadt für unvermeidlich an, faßten aber neuen Mut, als am 3. Oktober morgens die Mitteilung kam, daß englisch Hilie unterwegs sei. Die englischen M a r i n c s o l d a t e n, die am 1. Oktober ankamcn, nachdem sie die ganze Nacht hindurch von England gereist waren, bezogen sofort auf dem am stärksten gefährdeten Punkt bei Lier re Stellung. Zusammen mit später an gekommenen Verstärkungen widerstanden sic den schlimmsten Angriffen, während sie furchtlmrem Ar- nlleriefeucr ausgesetzt waren. Die Deutschen täusclz- ten die Belgier durch eine List. Sie waren dadurch imstande, die Stellung bei Lierre zu umgehen, wo durch der Rückzug aus dieser Stellung unvermeidlich wurde. Die Besetzung Antwerpens hat in Eng land sichtlich großen Eindruck gemacht. — Die „Times" schreibt: Der Fall Antwerpens wurde in London als unvermeidlich bedauert, die Nachricht aber mit Fassung ausgenommen. Der moralische Eindruck dieses Ereignisses ist bedeutend, be sonders, weil die Regierung vorher den furchtbaren Charakter des deutschen Angriffs verschwiegen hatte. Der Besitz Antwerpens erhöht für die Deutschen die- Möglichkeit, wenn sie aus Frankreich vertrieben (!?) werden, den Krieg in Belgien anstatt in Deutschland sortzusctzen. Antwerpens endgültiges Schicksal hängt von dem Glück der britischen Truppen im Felde ab. London. 12. Oktober. Zn einer Schilderung des Korrespondenten der „Morningpost" aus Ant werpen heißt es weiter: Bei der Nachricht von eng lischer Hilfe am 2. Oktober ging eine Welle bei nahe phantastischer Zuversicht durch die Stadt. Jubelnde Menschenmengen durchzogen die Straßen, und die Vorbereitungen für die Abreise der Negierung wurden aufgeschoben. Die Begeiste rung dauerte bis zum 4. Oktober an, wo die Angriffe der Deutschen zum Stehen gebracht wur den. Die Kirchen waren überfüllt von Men schen, die voll Dank waren für den guten Fortgang. Die Ankunft der englischen Verstärkung für Lier am Montag kam aber zuspät, da ein Sektor der Forts bereits zum Schweigen gebracht worden war und die Deutschen außerordentlich starke Artillerie aus der von ihnen besetzten Seite des Flusses in Stellung brachten »nd die englischen Truppe«^ bombardierten. Spät nachts am 5. Oktober sah ein belgisches Regiment, das einige Schützengräben bei Dussel besetzt hielt, einige Soldaten herankommen, die man für Engländer hielt, weil sie, als sie angernsen wurden: „Freunde!" antworteten. Als zwei Wacht posten fielen, merkte man, daß man sich getäuscht hatte. Die Deutschen stürmten nun die Schützengräben, wo der größte Teil der Be satzung im Schlafe lag, und töteten 1200 von 2VV0 Mann. Das war das dritte Unglück bei der Verteidigung. Das erste Unglück war, daß das Fort Wavre durch einen unglücklichen Zufall i n die Luft flog, das zweite die Ab schnei» düng der Wasserzusuhr Antwerpens. Die Unruhe, die am 5. Oktober mit dem Bombardement der Vorstädte begann, wuchs am folgenden Tag« bis zur Niedergedrücktheit, als der Strom von Flüchtlingen ans den Vorstädten in Antwerpen an kam. Es war klarer Mondschein, als das Bombarde ment am li. Oktober begann. Vom ersten Schuß wurde die ganze Stadt erschüttert. Die Be völkerung strömte aus die Straßen. Der größte Teil der Armen der Stadt wanderte in gedrücktem Schweigen nach der Grenze. Die Flammen der brennenden Petroleumtanks hüllten die ganze Stadt in grauschwarzen Rauch. Dazwischen sah man Flammengarben und brennende Häuser, Granaten wälzten ganze Häuser ans die Straße. Das Rat haus und der Dom blieben wie durch «in Wunder bei dem Bombardement unversehrt. Rom, IS. Oktober. (EigeneDrahtmcl- düng.) Tie „Tribuns" findet, mit dem Fall von Antwerpen habe T cntschland dreier lei erreicht, die rechte Flanke gesichert, neue erhebliche Trupprubcstände für die Schlacht im Westen freigemacht und einige Bahnlinien sich gesichert, die für die LebcnSmittelzufnhr etwa auSgenüht werden könnten. Vie vereinsamte Sta-t. Amsterdam, 12. Oktober. Das „Handelsdlad" mel det aus Antwerpen vom 10. Oktober: Die Straßen sowohl der ärmeren als auch der wohlhabenden Vier tel und die Kais entlang dem Hafen sind allesamt leer und einsam. Sehr wenig Menschen wagen sich heraus. Sic schleichen vorsichtig an den Häusern entlang und kehren möglichst rasch heim. Nur im Zentrum der Stadt aus dem Stadthausplatz lasten sich einige Bürger sehen, die aus Neugier den Mut finden, den Deutschen unter di« Augen zu treten. Ab«, st« find zu zähl«. Di» Straßen fiLS so v»»» Odei'siclit-sksk'fe von k^oncl-öelgien. ödet, daß die deutschen Automobile sie ohne > Hupensignale durchfliegen. Alle Läden sind ge schlossen außer wenigen kleinen Kaffeehäusern am Stadthausplatz Eine große Anzahl von Bränden, die durch die Beschießung entstanden waren, nahmen durch die Abwesenheit der Bewohner einen großen U m sang an, da niemand zum Löschen da war: ein Grund mehr, die Auswanderung zu beklagen. Sie ist aber erklärlich, da versichert worden war, daß die Stadt bis !zum letzten Stein verteidigt werden solle. Amsterdam, 12. Oktober. „Telegraas" meldet aus Sas van Gent: Starke deutsche Ab teilungen patrouillieren an der Grenze, um belgischen Truppen gefangen,Zunahmen oder zum Be treten holländischen Gebietes zu zwingen. Löscharbeiten -er Deutschen in Antwerpen. London, 12. Oktober. Die „Evcning" News" melden aus Antwerpen: Nach dem Einzug in Antwerpen verlangten die Deutschen sofort alle Feuerspritzen und begannen die Lösch arbeit. Währenddessen brachten ihnen die Ein wohner Erfrischungen. Zur Versenkung von Schiffen im Antwerpener Hafen. Die „R h e i n i s ch - W e st s ä l i s ch e Zeitung" hatte am Freitag durch Extrablatt gemeldet, daß im Hasen von Antwerpen 32 deutlche Schifte versenkt worden seien. Dieses Exirablatt wurde dann auch unter Quellenangabe vom Wolffschen Bureau über nommen. Dagegen meldet der „N i e u w e Rotterda ursche Courant": „Wie wir vernehmen, ist der Bericht von den 32 deutschen Handelsschiffen, die auf der Schelde in die Luft gesprengt sein sollen, sehr über- trieben. In der Tat scheint man die „Gneisena u" im Hafen versenkt zu haben, von den anderen «Wissen jedoch n u r die Maschinen unorauchGar gemacht' worden, das muß aber schon in der vorigen Woch« geschehen sein. Die Ursache dieses Vor gehens wird wohl die Sorge gewesen sein, daß die Schifte nicht in orauchbarem Zustande den Deutlchen in die Hände fallen sollten, falls sie in die Festung hineinkommen sollten." Wir sind einigermaßen gespannt, wie sich diese Widersprüche aufklären werden. Zwei Tauben über Paris. Paris, 12. Oktober. Gestern flogen zwei Tau ben über Paris und warfen 20 Bomben über verschiedene Stadtteile. Drei Personen wur den getötet und 14 verletzt, namentlich im Faubourg St. Antoine und in der Rue Lasayette. Der Materialschaden ist unbedeutend. Eine Bombe fiel aus das Dach der Notre-Dame- Kirche ohne zu platzen, eine zweite Bombe aus einen benachbarten Platz. Mehrere französische Flugzeuge stiegen zur Verfolgung auf. Genf, 12 Oktober. Abermals haben die zwei Taubenpiloten den Sonntagnachmittag ge wühlt, um über dem rechtsufrigen und über dem linksufrigen Paris Bomben zu werfen. Panik herrschte zwischen der Großen Oper und dem Nord bahnhof, sowie in der Umgebung des Bastillenplatzes. Abends wurde bekannt, daß eine Bombe das Dach der Notre-Dame-Kirche durchlöchert und einen Holzbalken entzündet hatte. Der Brand war aber sofort gelöscht worden. Die beiden Tauben konnten, da die Verfolgung zu spät eingeleitet war, nach dem Nordosten zu verschwinden. Der Himmel war wolkenlos. An Stelle des gestern abgesetzten Chefs der Miluär - Aviatik General Gernard soll der frühere Chef General Hirschauer, seinerzeit wegen Unstimmigkeit mit dem Kriegsminister kaltgestellt, neuerlich berufen werden. O Berlin, 12. Oktober. lE i g. Drahtmeld.) Nach Meldungen, die über die italienische Presse hierher kommen, haben die Erkundigungs fahrten deutscher Flieger nach Paris sich in den letzten Tagen gehäuft. Am gestrigen Sonntag sind die deutschen Flieger zweimal über Paris gewesen, das erste Mal gegen ^10 Uhr, das zweite Mal gegen 12 Uhr. Bon der Bombe, die dies mal in der Rue Lasayette ein altes Haus und das Trambahngleis vernichtete, wurden alle Fenster der umliegenden Häuser zertrümmert und viele Personen durch den Luftdruck niedergeworfen. Nach diesen späteren Meldungen sollen im ganzen 23 Per» sonen verletz, sein. Vie-er eine Glanzleistung -er „Em-en". Wie Vie „Köln. Volks,tg." aus ruifischer Quelle meldet, haben der englische Kreuzer „Triumph" und die japanischen Kreuzer „Nissin" und „Kassuga' tu aller Eile Hongkong in der Richtung nach dem Malaiischen Archipel verlassen, wo der deutsche Kreuzer „Em-en" japanische Aeisfchiffe zer stört hat. Zur verabjchle-uag fiuffenbergs. Wien. 12. Oktober. Armeekommandant Freiherr von Aussen berg wurde in den Stand der N i ch t a k t i v i tä t versetzt und erhielt folgendes kaiserliche Handschreiben: Es war mir ein erfreulicher Anlaß, Ihnen schon M, dia 1te-r«tchG Führuna meine, vierte« Armee bei Zamosc und Kamarow meine besondere Anerkennung zu bekunden. Ge denke ich ferner Ihres wirksamen Eingreifens in den Kämpfen bei Nagte row, so ist cs mir sehr bedauerlich, daß Ihr Gesund heitszustand Ihien die Pflicht einer län geren Schonung auferlegt. Diesem nach ver setze ich Sie unter Bekanntgabe meiner Zufrieden heit in den Ueberzähliqcnstand und behalte mir Ihre Wiederverwendung vor." Vie russische Schwarze-Neer- Zlotte in Tätigkeit. Sofia. 12. Lktooer. „reiiag frist, hielt Sie russische L ch m arze - M c er-F l o tte, aus 28 Einheiten bestehend, uor dem rumänischen Hafen Ba lisch ik an. 3 Torpedobootzerstörer drangen m den Haien «in und dem Direktor der Zoll wache wurde von einem russischen Oistfter ein Brief an die rumänische Re gierung überreicht, der, wie man annimmt, vom Admtra! tzcrstammt. IuzNttschcn zagen sich die drei Zerstörer in bestimmte bntiernung zurück und Vas ganze Gesa wadcr verteilte sich in 3 Griippen. Der erste Deik ans 2 Panzerschiffen, 4 Torpedobooten, 2 Kreuzern und 4 Minenlegern bestehend, ver schwand am Horizont, oer zweite Teil, aus 8 Ein heiten bestehend, verblieb vor Valtichik in einer Entfernung von 5 Meilen, der dritte Teil entfernte sich gegen z,on anza zu jedoch hielt dieser wahr scheinlich vor Knwarna. Zwischen diesen 3 Teilen stehen 4 kiftne Einheiten. London, 12. Oktober. Die „Times'' meldet aus Sofia: Amtlich wird bestätigt, daß die russische Flotte Constanza passiert hat und südwärts weitergefahren ist. Vie Ursachen -er var-anellensperrung. ' Wie sich heraussrelit, hat di« Sperrung der Dar danellen noch einen anderen Grund, als man bisher annahm, einen Grund von sehr wichtiger, strategischer Bedeutung. Die „V. Z." erfährt darüber: Die Minensperren in den Meerengen wurden ge legt nach einem von der britischen Marine- Mission ausgcarbeiteten Plane und teilweise unter persönlicher Führung von einigen der englischen Seeoffiziere. Nachdem cs, wie seiner,zeit gemeldet, erwiesen war, in welch rücksichtsloser Weise die bri tische Marinemission durch die absichtl ich« und planmäßige Vernachlässigung des Ma terials sowie der Ausbildung des Personals der türkischen Seemacht dasVcrtrauenderPfortc mißbraucht hat, war sofort Zweifel entstanden über die Sauberkeit und Wirksamkeit auch dieser englischen Arden. Anderseits schien es, nameniftcb mit Hinsicht auf das Treiben der Geschwader der Drciver- dandmächte unter englischer Führung in den türki chen Gewässern und besonders vor dem Eingänge der Dardanellen nicht wünschenswert, eine von der britischen Marinemission gelegte Minensperrung zu gebrauchen, nachdem die Mission die Türkei ver lassen hatte und ihr Chef und die weiteren Offiziere wieder in den aktiven britischen Scedienst eingestellt worden waren. Die langen Besprechungen, die der Chef der Mission, Konteradmiral Limpus, sofort nach seiner Abreise von Konstantinopel in Athen auf der britisckxn Gesandtschaft mit einigen Stabsoffi zieren des britischen Mittelmecrge'chwaders sowie mit seinem Kollegen Konteradmiral Kcrr, der die griechische Seemacht befehligt, hatte, haben bei den Militär- und Marincoerwaltungen Konstantino pels diese Bedenken noch vermehrt. Darauf hin wurde beschlossen, die Minensperre in den Meerengen nicht nur genau nachzuprüfen, sondern auch abzuändern. Als dann die Schisssmacht der Verbündeten am 27. September den bekannten Vorstoß nach der Einfahrt in die Fahrrinne der Minensperrung der Dardanellen machte, gab diese verdächtige Bewegung einen günstigen und nicht un willkommenen Anlaß, die völlige Sperrung der Dar danellen vorzunchmen. Englische Arbeit gilt in diesen Zeiten in der Türkei von vornherein als verdächtig. Vie Montenegriner als Schän-er -es Noten Kreuzes. Wien, 12. Oktober. Die österreichisch-ungarische Regierung hat den Regierungen Deutschlands und der neutralen Staaten folgende Ver balnote zugchen lasten: Die SanitLtsambulanzen der 14. öster reichisch-ungarischen Gebtrgsbrigade wurden, so ost sie in Tätigkeit traten, von den Montenegrinern beschossen. Obgleich die Ambulanzen die Fahne mit dem Genfer Kreuz auf hohen Stangen ange bracht hatten, beschossen die Montenegriner die Ver bandsplätze, und zwar am 13. August denjenigen am Listac und am 18. August den in Terovopolje in Montenegro mit Schrapnells und am 2. Sep- tember den Verbandsplatz in Grahovo in Montenegro mit Infantertegeschossen. Zn Terovopolj« wurde die Errichtung des Verbandsplatzes gänzlich verhindert, da die montenegrinische Artillerie sofort, nachdem das Rote Kreuz aufgepflanzt war, ihr Feuer darauf richtete. Die österreichisch-ungarische Regie rung erhebt in aller Form Protest gegen diese Verletzungen der Genfer Konvention. Zur Lage la -en -rutschen Sü-feekolonien. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt unter der Uebcrschrist „Zur Lage in unseren Südsee- Koloni«n": Dem jetzt hierher gelangten australischen Blatte „British Austra lasia" vom 17. und 24. Sep tember entnehmen wir nachstehende Mitteilungen über das Vorgehen der Engländer in Neu- Guinea und Samoa ses handelt sich dabei fast ausschließlich um Reuter-Meldungens: Nach dem Bericht eines nach Australien zurück gekehrten Truppentransportschiffes fuhr «in eng» lisch«« Kriegsschiff, das die weiße Flagge führte, gleichzeitig mit dem Transport» dampfer in den Hafen von Apia ein. Der Gouverneur war nicht anwesend. Sein Stellvertreter verweigerte trotz der numerischen Ueberlcgenheit der Angreifer die llebergaoe. Der Gouverneur befand sich während dieser Zett im Gebäude der drahtlo:cn Telegraphenstation. Die britischen Truppen wurden an Land gebracht und besetzten die Stadt Apia, von den Ein geborenen angeblich freundlich begrüßt. Nach einem weiteren Bericht war den Soldaten der Expeditions abteilung Lei ihrer Abiahrt über das Ziel ihrer Fahrt nichts bekannt. Lediglich die Anwesenheit ver schiedener ehemaliger Samoa-Bewohner ließ darauf schließen, daß es nach Samoa ging. In Numca sNeu-Seelands wurden am 21. August begeisterte Begrüßungen mit den dort ansässigen Franzosen ausgetauscht, die der Expedition einen wahrhaft königlichen Empfang be reiteten. Am Sonntag daraus landete man in Apia und am 30. August erfolgte die feierliche Prokla mation der Besitzergreifung Samoas durch die Engländer in Gegenwart des See- osfizierkorps. der Land- und Seemacht, der Eingc- borencnhäuptlinge und der Residenten. Zum Gou verneur wurde Colonel Logan ernannt. Der Gouverneur Dr. Schulz, sein Sekretär, ein Beam ter der Telegraphenstation und ein deutscher Kauf mann wurden nach Auckland gebracht. Sie wur den in gute Quartiere in Quarantäne unterqebracht, während ihrer Reise wurden ihnen keinerlei Be schränkungen auserlegt. Gouverneur Schulz erwar tete, auf Ehrenwort freigelasten zu werden, doch wurde ihm eröffnet, daß er seinen Wohnsitz auf der genannten Insel zu nehmen habe. Ueber die Besitzergreifung der Station Nauru sMärschall-Znselns durch eine starke Abteilung australischer Streitkräfte wird unter dem 21. September folgendes berichtet: Der Gouverneur saemeint ist der Stationschefs leistete keinen Widerstand. Es wurde auch kein Versuch zur Verteidigung der drahtlosen Station unternommen. Diese wurde zerstört. Zwei deutsche Zivilbeamte wurden nach Sydney gebracht. Mit der Zerstörung der draht losen Station auf den Karolineninseln haben die Deutschen nunmehr ihren letzten Telegraphenstütz punkt im Stillen Ozean verloren. Nicht ganz so leichtes Spiel hatten nach derselben Quelle die Operationen gegen Neu-Guinea. Zwar sollte nach ei-.rr Reuter-Meldung vom 12. September Herbertshöhe von dem australischen Expeditionskorps ohne Kampf besetzt worden sein. Hiermit steht jedoch eine wettere Reutermeldung vom gleichen Tage m Widerspruch, wonach das Kampffeld bei Herbertshöhe sich über ein Gebiet von 6 englischen Meilen erstreckte. Die Sta tion für drahtlose Telegraphie ist von einem Landungskorps zerstört und die britische Flagge auf Herbertshöhe gehißt worden. Die Er stürmung auf Simsonhafen wurde für den nächsten Tag vorbereitet. Ein« Abteilung Ma rinetruppen, die an Land ging, in der Absicht^ die Telegraphenstation zu zerstören, stieß auf kräftigen Widerstand. Bei Tagesanbruch rückte das Lan dungskorps vor, und es entwickelte sich nun auf einem Gcfechtsfelde in der Ausdehnung von 4 eng lischen Meilen ein erbitterter Buschkrieg. Die Wiesen waren teilweise mit Minen besetzt, und die Station war durch Schanzgräben ge sichert. Nach der Blättermeldung ergab sich der bc- fehlshabende deutsche Offizier der ersten Ver teidigungslinie 500 Pards seewärts von der Station bedingungslos. Die Engländer begannen daraus die Rekognoszie rung der deutschen Streitkräfte und brachten zwü Is st fündige Geschütze an Land, um die deutschen Stellungen unter Feuer zu nehmen, falls sie es nicht vorziehen sollten, die Uebergabe zu wählen. Ueber das Ergebnis der Kämpf« läßt sich der Bericht nicht aus. Die Verluste sind nach Reuter: Tot zwei Offiziere, ein Arzt und vier Matrosen der Marinerescrve: verwundet ein Leutnant und drei Matrosen. Die Verluste der Deutschen soll ten an Toten 20 bis 30 M a n n, an Gefangenen zwei Offiziere, einschließlich des Kommandanten, 15 Unteroffiziere und 56 eingeboren« Polizisten be tragen haben. Die australische Regierung beglück wünscht ihre heldenhaften Offiziere zu diesem ersten großen Erfolge der australischen Waffen. Endlich wird auch hier die Lüge aufgetischt, daß die Deutschen in Herbertshöhe mit gezähnten Bajonetten und D u m - D u m - E es cho sse n gekämpft hätten. Daß mit dem zeitweiligen Verlust unserer Süd seebesitzungen zu rechnen war, ist bei der geringen Anzahl der dort verfügbaren Streitkräfte ohne wei teres klar. Es gilt hierfür das gleiche, was neuer dings auch von englischer Seit« zugegeben wird, daß nämlich das endgültige Schicksal unserer Kolonien auf dem Kriegsschauplatz Europas entschieden werden wird. Einem Briefe des in Pagopago auf der ameri kanischen Samoa-Insel Tutuila an'ässigen Agenten der Dcutchcn Handels- und Plon^noen-Gesellsiaft der Südsee-Inseln zu Hamburg vom 4. September ist folgendes zu entnehmen: Die englische Flotte mit fünf Kreuzern und zwei Transportichiffen hat am 1. September Apia besetzt und 1500 Mann Besatzung gelandet. Die Kriegsschiffe sind inzwischen wieder abgefahren, und die Transportschiffe sind weggesandt, um Pro viant zu holen. Die Engländer 'allen den Gou verneur Dr. Schulz anfänglich schlecht Le» handelt haben, was sich jedoch nach einem Pro test der englischen Bevölkerung in Apia änderte. Hirsch, der Leiter der Funkenltcftion. ist gleichfalls wcggcfiihrt worden. Hirsch hat verschiedene Maschinenteile der Anlage versteckt, und es ist ihm mit Erschießen gedroht worden, falls er die fehlenden Teile nicht herausgebe. Ferner sollen ihm hi>-e Sum men für die Herausgabe angrboien worden sein. Er hatte geantwortet, daß er ein Deutscher und daß auf Herausgabe nicht zu rechnen sei. Sämtliche Fahr zeuge und Motorboote sind beschlaa- nah mt, und alle Pferde im Umkreise von zehn Meilen um Apia sind requiriert worden. Die Be satzungstruppen bestehen durchweg aus jungen, in Australien angemustcrten Burschen. Am Strande sind acht Kanonen ausgestellt worden. Der Gou verneur hat gegen die Besetzung Samoa» pro» lafttart.