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Moni»,, 12. oittoder «SM. kecdi uns Sericvl. königliches Schöffengericht. Leipzig, 10. Oktober. Z Grober Unfug und Widerstand gegen die Staat»« gewalt. Der Dienstmann I. statte sich am 29. August auf dem Körnerplatze aufgestelli, um soeben erschienene Extrablätter zu verkaufen, als ein Schutzmann hinzukam, der ihm untersagte, überlaut auszürufen. I. erwiderte, da» er nicht überlaut rufe, und pries seine Extrablätter weiter an. Der Schutzmann wiederholte sein Verbot, fügte auch hinzu, datz das Durcheilen der Straße beim Verkauf von Extra blättern untersagt sei, und als I. seine Tätigkeit fort setzte, kündigte ihm der Beamte die Arretur an und nahm ihn niit zur Polizeiwache. Dort erklärte I., daß er seine Ertrablätter ausrufen dürfe, und wenn er wieder draußen sei, dann werde er sie sofort wieder ausrusen. Darauf wurde I. in eine Zelle gesperrt, wogegen er sich gewehrt hat. Nach einigen Stunden ist er wieder entlassen worden, und später ist ein Beamter in seine Wohnung gekommen und hat ihm den Kolportageschein abgesordert. Vor dem Schöffen gericht, wo I. sich wegen groben Unfugs und Wider st ands gegen die Staatsgewalt zu verantworten hatte, erklärte er, datz sein Ausrufen nicht überlaut gewesen sei. Rufen müsse man, um die Leute aufmerksam zu machen; die Siratzen habe er nicht durcheilt, er sei nur den Passanten einige Schritte entgegengegangen. Das Schöffengericht kam zu der Ueberzeugung, das» der Angeklagte geglaubt habe, nichts Verbotswidriges zu tun, von der Ver übung groben Unfugs könne nicht die Rede sein, und der Widerstand ist darauf zurückzuführen, daß I. der Ansicht gewesen sei, er solle unberechtigtermatzen in seinem Erwerbe geschmälert werden. Es erfolgte die Freisprechung von beiden Anklagen. k Kindermitzhandlnngen. Unter der Anklage der gefährlichen Körperverletzung wurde vor dem Schöffengericht gegen die Glasersehefran Elsa Minna Müller aus Großzschacher verhandelt. Die Miss handlungen hat sie begangen an ihren beiden Stief kindern, einem jetzt 13 Jahre alten Mädchen und einem zwölfjährigen Knaben. Die Anklage legt ihr zur Last, daß sie in den letzten fünf Jahren die beiden Kinder m der rohesten Weise behandelt und das ihr zustehende Ziichtigungsrecbt bei weitem überschritten habe, indem sie das Mädchen mit einem Nohrstocke so heftig geschlagen hat, das; Beulen und Striemen ruf Rücken und Armen die Folge waren. Eines Tages im Dezember v. I. soll sie das Mädchen an den Haaren an die Wasserleitung geschleppt und kaltes Wasser über dessen Kopf haben laufen lassen, so das; eine Nachbarin über diesen Auftritt ganz em pört gewesen ist. Die Angeklagte soll ihre Stief tochter auch mit den Fingernägeln gekratzt, mit einem Messer in die Arme geschnitten, sie mit den Fützen ge treten, mit einem Scheuerlappen in das Gesicht ge schlagen und ihr mit einem Küchenmesser eine Ver letzung im Rücken beigebracht haben. Dem Jungen soll die Angeklagte Kratzwunden am Halse und auf den Schultern zugefügt und ihn mit dem Rohrstocke mitzhandelt haben. In der Verhandlung gab die Angeklagte an, datz sie vor sieben Jahren zu ihrem ietzigen Manne als Wirtschafterin gekommen sei, nach -essen Scheidung von seiner ersten Frau, die unheil bar geistesgestört sei, hätten sie sich geheiratet. Die Kinder seien vollständig verwahrlost gewesen, ver Leipziger Tageblatt Nr. SlS. Moroen-Nusoaae. vette <. stockt und lügnerisch, und sie habe sich die glühte Müke gegeben, ihnen ihre Ungezogenheiten abzu gewöhnen. Da habe sie nicht anders gekonnt, als zum Stocke zu greifen und zu schlagen, aber mitzhandelt habe sie die Kinder nicht. Das Vegietzen mit Wasser und An-den-Haaren-Schleifen sei Klatsch von Haus genossen, die ihr von jeher übelgesinnt gewesen seien, und die Verletzungen mit dem Metzer seien entstanden, als sie zufällig ein Küchenmesser in der Hand gehabt habe, während sie dem Mädchen einige Schläge mit dem Stocke gegeben habe. Sie sei leicht erregbar und leide an Krampfanfällen. Die beiden Kinder sind am 24. August den Eltern wcggenommen und in anderer Pflege untergebracht worden, nachdem sie schon früher einmal sechs Wochen lang in fremde Pflege gegeben worden waren. Durch die Aussagen der Zeugen wurden zwar nicht alle Punkte der An klage erwiesen, aber doch so viel, datz die Angeklagte sich erheblicher Mißhandlungen ihrer Stiefkinder, die sie auch tagtäglich mit den gröblichsten Schimpf namen belegte, schuldig gemacht habe, und so lautete das Urteil auf zwei Monate Gefängnis. Mitteilungen aus -er Gesamtratssiyung am 30. September 1914. Vorsitzender: Oberbürgermeister Dr. D i t t r i ch. 1. Man nimmt Kenntnis von einem Dankschreiben des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Körte-Königsberg für dis reichen Lvsnden für Ostpreutzen sowie davon, datz bis jetzt 67 Kisten mit Kleidern, Wäjche, Strümpicn, Betten u>w. an die Flüchtlingsnieder lage in Königsberg. 48 Kisten mit Betten nach Allenstein und .'>1 dergleichen nach Neidenburg ab gegangen und lütt 000 .X an Beihilfen eingsgangen sind, davon sind 95 000 . it bereits für Unterstützungs zwecke übcrwieicn. Weitere Sendungen sollen diese Woche erfolgen. Es wird allen hochherzigen Spen dern wärmster Dank ausgesprochen. 2. Weiter nimmt man Kenntnis von einem Schreiben des Herrn Pfarrers Dr. Buchwald, nachdem er zum Superintendenten der Ephorie Rochlitz be- ruüm worden ist. Es wild beschlossen, ibm oen Dank -es Rates für seine so reichgesegnete Amtsführung zum Ausdruck zu bringen. 3. Ferner wird beschlossen. Besitzern solcher Grund stücke, in Venen automatische elektrische Treppen beleuchtung eingerichtet ist, nachzulassen, bei Schluß des Hauses die dauernde Treppenbeleuchtung von 9 Ubr abends ab cinzustellen. 4. Bewilligt werden die Kosten für den Bau zweier weiterer Baracken zur Unterbringung von Obdachlosen auf dem Lande hinter der Desinfektion«, anstalt. 5. Zustimmung findet die Bereitstellung weiterer Betten im Krankenhaus«: zu 2t. Georg an die Mili- tärlazarettverwaltung. Es würden alsdann rund 600 Betten zur Verfügung stehen. Bisher haben rund 400 Verwundete im Kranken hause zu St Georg Aufnahme gefunden. 6. Hinsichtlich des Verkaufs der Zeitungen aus den Stratzen der Stadt wird festgestcllt. datz cs irrtümlich ist, wenn angenommen worden ist, datz dieser Zeitungsstratzenhandel denselben Beschränkungen unterworfen gewesen sei wie der übrige Straßen- handcl. Ausserhalb der inneren Stadt, in der allen hiesigen Zeitungen feste Verkaussplätze angewiesen waren, waren nur die wenigen Stratzen, die für allen Stratzenhandel gesperrt waren, deshalb auch für den Zeitungsstratzenhandcl gesperrt, das sind der Hauptbahnhofsvorplatz, die Wintergartcnstratze. der Erimmaische Stcinwcg, die Kurprinzstratzc und die Windmühlenstratze, die wegen ihrer geringen Breite und wegen ihres starken Verkehrs sich nicht für den stratzenhandel eignen. Ebenso ist es nicht richtig, datz gegen zurückhaltendes Nennen des Namens der Zeitungen oder selbst gegen die Zeitungsverkäufer ohne genügend« Gründe mit strengen Strafen ein« geschritten worden sei. Es ist tm Gegenteil sehr viel Nachsicht geübt worden und nur gegen allzu lautes Ausbrüllen und gegen diejenigen nachdrücklichst ein geschritten worden, die trotz aller Mahnungen und wiederholt ausdrücklich verweigert haben, erlassenen Vorschriften sich zu fügen. Mit Rücksicht auf das Ergebnis der aus Anlab des Antrages der Herren Stadtverordneten erneut erfolgten Erörterungen ist aber beschlossen worden, versuchsweise weit gehende Erleichterungen zu gestatten, und zwar in der LVeise, das; der Stratzenhandel mit Zeitungen, und zwar sowohl mit hiesigen als auch mit aus wärtigen. allgemein frcigegcoen werden soll; nur soll der Verkauf untersagt sein auf den Verkehrsinseln an den StratzcnbahnhaltesteUen. wo der Ansturm der zablreick)«n Zeitungslmndler tatsächlich eine wesent liche Beeinträchtigung des Verkehrs bildet, und an den Zeitungskiosken im Umkreis von 50 Meter, da dort das Bedürfnis durch diese Kioske völlig gedeckt wird. Um endlich den Verkauf auch nach Schluß der Theater usw. zu ermöglichen, soll die Kausszeit am Abend von 10 Uhr auf 11 Uhr verlängert werden. Diese weitgehenden Erleichterungen können aber nur aufrechterhaltcn bleiben, wenn die Verkäufer alle Verkehrsstörungen vermeiden und insbesondere die wenigen Beschränkungen genau einhaltcn. 7. Antragsgemäß vergeben werden a) die Pflasterung des Bahnkörpers in der Brandstrage zwiichen Selnecker- und Bascdowstratze, i») die Klempner- und die Kupferdeckerarbeiten kür die 4 Abschlußhäuschen auf der Zcppclinbrücke. 8. Nach Beendigung der Tagesordnung wurde Herr Stadtrat Pommer, der mit Ablauf dieses Monats aus dem Ratskollegium ausscheidct, ver abschiedet, indem ihm Herr Oberbürgermeister Dr. Dittrich für seine hervorragende und erfolgreiche Tätigkeit, die er mehr als 30 Jahre als Mitglied der städtischen Körperschaften der Stadt gewidmet hat, im Namen des Rates den wärmsten Dank mit den herzlichen Wünschen für die Zukunft aussprach. Zugleich gab der Herr Vorsitzende bekannt, datz mit Allerhöchster Genehmigung das Königliche Mini sterium des Innern dem Scheidenden in An erkennung seines langjährigen verdienstvollen Wirkens für die Stadt Leipzig den Titel Stadtrat verliehen habe. Mit Worten wärmsten Dankes seitens des Herrn Stadtrat Pommer schließt die Sitzung. Zu dem Beschlüsse unter 3 sind die Stadtverord neten zu hören, zu 4 sind sie um Zustimmung zu er- suckfen. kunstkalenSer. rheat:.'. * Städtische Theater. Im Neuen Theater heute Montag „Hans Lange", morgen „Orpheus". Im Alten Theater heute keine Vorstellung, morgen in der neuen Einstudierung „Der Verschwender", An fang t -8 Uhr. Im Operettentheater heute „Das Musikantenmädel", morgen keine Vorstellung Battenberg-Theater. Montag: „Auf der Sonnen seite." Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg. — Morgen: „Das Rätsel: Weib!" — Uebermorgen: „Der Störenfried." Konzerte. * MN seinen Bearbeitungen von x,Stücken alter Meister" hat Will» Burmester in seinen Konzerten siet« «inen groben Erfolg erzielt. Auch für seinen morgen Lien-tag an» gesetzten Abend hat der Künstler eine neu« Serie solcher Kabinettstücke aus» Programm gesetzt. Eä seien davon folgend« genannt: Haydn, Menuett; Hummel, Alter Ton,; Weber- Aaster; Händel, Ztaklato, Präludium; Tussec, Deutscher Tan». Savateo berühmte Zigeunerweisen tverden den Schluß de« Abend« bilden. Ter Aarienverkauf ist ein sehr reger, so daß »u hoffen ist, daß der Kriegsnotspende, »u deren Gunsten das Konzert veranstaltet wird, ein großer Betrag übergeben werde» kann. Die Schlachtvieh- und Fleischpreise in Leipzig tm Monat September 1914. I. Preise für Schlachtvieh uns frische» Fleisch für je <>,'» ltK <1 Pfund» m Pfennige». II. Preise für Flcifchware» (rnbercttetcs oder verar beitetes Fleisch: für je 0,5 k-r <1 Pfund» in Pfennigen Schlachtvieh» (Schlacht. Preis« für irisch,«Kleis» indes Iletschart« n gewi.1ns->preM t. s ll.I lll.I IV. L Qualität Z Lehsen 96 91 85 1. Bratsleisch <r) ohne Knochen 130 >20 110 b; mit ätnochrn IM ItO 90 2. Kochfleisch Kühe (Kalben) 93 87 8l 74 100 90 80 1. Bratsleisch »i ohne Knochen 120 >10 90 100 b) mit Knochen 0».' 80 2. Kochfleisch Kälber 8t« 79 69 - IO 90 75 1. Bratsleisch »; ohne Knochen . (Schnil'el. Frikandeau; 180 160 140 b mit Knochen IW 100 90 -2. Kochfleisch Schafe (Hammel) w 1 94 — — 100 9 80 120 W> llO 90 >00 80 Lchwcine 60 57 — — I.Bratfleiich 100 sO 8» 2. Kvchsleüu 90 80 70 3. Schivcü Smachen . . . . 50 40 20 Leipzig, am 5. Litobcr 1914. Arien der Fletsch waren Preise voebste häufigste niedrigst« vackficifch 130 90 80 Schwciuspökelstcifch lOO 90 80 Schittlen ni ohne Knochen 140 130 120 b) mit Knochen 120 llO 101 «9 ausgeschnitten .... 2ü) 180 IM Lchwarzftclich und Speck l'>0 90 80 Wurst a) Blut, ober Rotwurst . . . IlXl 90 60 b) Leberwursl 100 80 60 c) Fleischwurst(Äett-, Knackiv.rc.) 100 90 80 ck) Sulzenwurst 80 60 40 SchiUgl; ») Rindertalg »ni roh . . . . 61 — — lw- ausgeschmolzeu M — — b) Schweineschmalz un)roh 75 — — bviauSgeichmolzen 90 — Ter Rat der Stadt Leipzig. kür ttvl'dsl-, unä vis AlsMvitvir in allen VellwaoMsardsitoll —————— «tnek u k ———— kslügi'suv Zivilen in Vörsekieüsnon Ltarksn tür lVlüttekon, Lokals, 8okuks, Loklakäeeksn, Deiübivclsn, l-unßfonsekütSoi', Xnitzwäimsk'. Lrosso ^uswakl in Vslenlsniiiseken Kissen, Avr., anZst. unä tsptisf. Lamtliods Ltoüs u. Lutaten 1U? alle Urteil kanclarbsitsn! Dsinsntl'ansön u. Loknursn in allen karbsn! Diverse kröbel- u. Xinüoi'Li'bsitön usw. keiokkaltiZsts ^uswakl iv Xnöpteo, Lssatren, Krimmer, Leiclsn, Lamtsn, kssatSstokkou, Lpitrev, Llnsatrsn, Ltieksreisn, Uanüsekuksn, Xorsvtts, Küsten- daltvrn, Lürtsln, Lürtslseklösssrn, lüllpassen, Leklviten, Kragen iür Klüsen u. «laokotts, Lsiäsve Lanäsr in Dkino u. Ltroikvn, kaknenstofks u. tzuastsn usw. 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