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Men-»Ausgabe. für Leipzig uns Vorort« Sur» unser« kriarr un»Sp«S>t«urermaItagI!»Inohou»srdracht! monotU» >.2L m., vIerteUSHrU» Z.75 m. v«i s«r »r1»aft»st»u«, unser» Molen un» NusgodeNeUen adgekolt! monatlich l M.,vt«rt«l>ährU»»M. Vurch uns«r« auowürtl»«» Zlllalrn tu» hau» gebracht: monatlich ,.s» M., vterteUSbrUch 4.S» M. l urch Sie Post lnarrhald deutsch» lau»» uaü »er »rutschen Kolonien monatlich t.rs M., »irrteliohrltch 4^» M., au»schlirstltch postdestellgel». prei» Ser Einzenummer io Pf. vn Leipzig, ürn Nachbarorten uns Sen Orten mit eigenen Malen wir» Si« stdrnSauogad« noch am stdenS Sr» Erscheinen» >»» hau» geliesert. Nr. 509. /trntsblaü des Rockes und despokrrerccrrrtes der Stadt Lcrpzm «eSaktlo» un» SeschSft-ftelle: 1»han«i»gasse llr.«. » Zernsprech'stnschlu- Nr. i»b»L, t»»»Z unü US»». ISS. Jahrgang »»1L-». für Anzeigen au» Leipzig un» Umgebung Sie /'NAtlgeNprelse. ,spaMg«petit,«Ue2rps.,»ieNettame,ri>e,M.. von aurwSrt» Z» Pf., Nrklamen 1.20 M., Kleine flnzeigen »tepetitzeli« nur rs pf.b.wi»Serb»l.Nob.,finH«igrn oon veborSrn im amtlichen Teil Step rtit» zeil« SS ps ch«sch»st»anz«igen mit planvorschrist >m Preis, erhöbt. Nabatt nach Earis. Vrtiagra: »elamtaufl.Z M.Sa» Eausen» ou»schi. Postgebühr, flnzetgen.stanahm«: ^ohanntogostr», bei sämtlichen ii taten Se» Leipziger Eagedlotte» un» ollen stnnoncen-Expeüitionen Se« bn- un» stusianüe*. Va»Leipziger»agedlatt erscheint werktags rmo>,Sonn»u.Z«>er1ag»>mal. derltn«rN«Sottt»n;^nSrnZ,ltraI7,Skraiprcch»nnschiu8: Hansa Nr. 4»7. Virnsiag, üen ö. Oktober. 1914. AbSkschlagkUrÄulm der Jajiancr Md Enzliiilder n»f Tlingtan. Berlin, 6. Oktober. Die „V. Z. am Mittag" meldet: Von unserem Berichterstatter in Rotterdam wird uns heute mitgeteilt: Beim ersten Sturm ans die Jnfanteriewerke von Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verlust von 2500 Mann zurnckgcschlagen. Die Wirkung der deutschen Minen, Geschütze «ns ^»aschiiengewchre war vernichtend. Ter rechte Jlüget der Verbündeten wurde von dem österreichisch-ungarischen »reuzer „Kaiserin Elisabeth" und dem deutschen Kanonenboot „Jaguar" wirtsam beschossen. Die deutschen Verluste sollen gering sein. Die Japaner erwarten Verstärkung aus Japan. Siege über die Russen in Galizien. ^vtb. Wien, 6. Oktober. Amtlich verlautet: Tie Operationen in Russisch-Polen und in Galizien schreiten günstig vorwärts. Schulter an Schulter tämpfend warsen deutsche und österreichische Truppen den J-cind von Opatow und Klimontow gegen die Weichsel zurück. In den Karpathen wurden die Russen am Uzsoker-Pah vollständig geschlagen. Der Stellvertreter des Chess des Generalstabö von Hoeser, Generalmajor. Osingtau. Bon Dr. Paul Rohrdach. Nach englischen Nachricpteu ip Tsingtau seit dem 28. September von der Landseite her ganz eingeschlossen. Am selben Tage beschossen ja panische Linienschisse zwei unserer Küstenbatce- rien. Am 29. September begann der von eng lischen Streitkräften unterstützte Angriff der Ja paner auf die vorgeschobenen deutschen Stellun gen, die 6—7 Kilometer von der Hauptvcrteidi- gungslinie, den Landsorts, entfernt liegt. So viel ist bisher bekannt geworden. Für die Verteidigung von Tsingtau iommt es auf eine ganze Reihe von Faktoren an, von denen kein einziger genau bekannt ist. Auf jedcu Fall sicher ist das starke Missverhältnis zwischen der Zahl der Angreifer und der Verteidiger. Auch wenn möglicherweise die Mannschaften einiger Schiffe in unseren Befestigungen zu Lande mit- känlpsen, wenn alle in Ostasien erreichbaren Rc- scrvtsten eingczogen sind und die Abteilung ans Tientsin-Peking mit in Tsingtan sein sollte, so kommen wir trotz alledem auch nicht annähernd an die von den Japanern jedenfalls ausgcwandtc Truppenstärke heran. Falls die Japaner rück sichtslos stürmen, ähnlich wie sic cs vor zehn Jahren bei der Belagerung des russischen Port- Arthur getan haben, ivo Zehnlansendc von Toten vor den Befestigungen liegen blieben, so können sie ohne Zweifel den Fall von Tsingtau jetzt rasch herbciführen. Nicht die BefestignngSwerkc tüinpsen, sondern die Menschen, die hinter den Mauern und an den Geschützen stehen. Ist tein Ersatz vorhanden, um die Gefallenen, Verwunde ten und Erschöpften abzulösen, so muß der An greifer, sei cs auch über Berge von Leichen, jein Ziel erreichen. Tie zweite Frage ist, ob schwere Belage rungsgeschütze nur von der Flotte aus oder auch von der Lanoscite h'er angewendet werden. Der Zeit nach, die seit der sogenannten japani schen Kriegserklärung vergangen ist, könnte Bc- lagcrungsarrillerie mit Hilfe von Feldbahnen hcrangc,chasft werden. Fne die Schisse ist eine Beschießung der Forts von Tsingtau keineswegs ungefährlich, denn wenn sie so nahe heran kommen, daß ihre Kanonen wirtchin werden, so setzen sic sich natürlich auch ihrerseits dem dem. scheu Feuer aus. Die gegenwärtig herrschende Meinung über die Aussichten von schwerer Schiffs- und ebensolcher Küstenartillerie gegen einander ist die, daß die Schiffsgcschützc über legen sind, wenn sie ein deutliches Ziel haben, d. h. wenn die Batterien am Lande nicht ge schickt maskiert sind. In dem Falle ist die Land stellung, bei annähernd gleicher Geschützzahl na türlich, stärker. Die Befestigungen von Tsingtan nach der Seescile hin sind sehr gut angelegt, aber man muß damit rechnen, daß die Japaner seit vielen Jahren eine ganz unglaubliche Spio nage betrieben haben und wahrscheinlich gut orientiert sein werden. Ich erinnere mich, wie schon 1908, bei meiner ersten Anwesenheit in Tsingtau, unter den chinesischen Kulis, die am Fortsbau arbeiteten, zwei abgcfaßt wurden, die falsche Zöpfe trugen. Der aufsichtführende Unter offizier hatte Verdacht, daß sich japanische Spione unter den Arbeitern befänden. Er ließ daher alle Mann antrelcn und zog jeden einzelnen am Zopf. Zwei Zöpfe blieben dabei in seiner Hand. Die beiden Kerls behaupteten, sie seien irgendwo von einer chim,.,.n.n Behörde für Diebstahl mit Zopfabschneiden bestraft worden, und hätten sich geschämt, ohne Zopf zu gehen. Dergleichen kam vor, aber man meinte dainals in Tsingtau, daß trotz aller Vorsichtsmaßregeln Spionage wahr- schcinlich sei. Bezeichnenderweise waren'auch alle Photographen am Ort Japaner, und Japaner beschäftigten sich mit Vorliebe damit, Landschasts- aufnahmen in der Nähe der Befestigungen zu machen. Mehr als einmal sind sie dabei ab gefaßt worden. Wie wir schon vor längerer Zeit erfuhren, ist cs gelungen, die Familien, in erster Linie die Frauen und Kinder, rechtzeitig fortzuschaffen. Das war vor allem aus Gründen der Menschlich keit richtig und notivendig, außerdem aber wegen der Verpflegung. Wahrscheinlich wird schon seit längerer Zeit Äeblockade bestanden haben und der Verkehr mit dem chinesischen Hinterlande wird unterbunden gewesen sein. Tie Wasser versorgung Tsingtaus geschieht durch eine Lei tung, die vom benachbarten Lauschangcbirge her kommt. Es ist selbstverständlich, daß die Japaner diese Leitung sobald als möglich zerstört haben. Innerhalb des befestigten Gebietes sind Stau dämme und Brunnen vorhanden, aber man steht gerade jetzt in Tsingtau am Ende der Trockenzeit, in der ganz China, namentlich der wenig wasser reiche Norden, förmlich ausdörrt. Daher ist sehr schwer zu sagen, Ivie es mit der Verteidigung unter diesem Gesichtspunkte jetzt steht. Trink wasser wird jedenfalls vorhanden sein, aber im übrigen ist anzunehmen, daß große Knappheit herrscht. In nächster Zeit beginnen die Regen. Sobald es regnet, füllen sich die massenhaft an gelegten Stanteiche, und wenn auch dieses Wasser stets lehmig ist, so ivürde es doch das Aushalten wesentlich erleichtern. Vom deutschen Standpunkte aus betrachtet muß man sich über die große Langsamkeit wun dern, mit der bisher das ganze japanische Unter nehmen gegen Tsingtau gefördert worden ist. Entweder weil die Japaner mit den Vorberei tungen nicht fertig wurden oder vielleicht auch weil sie aus andere.! Gründen zögerten. Maa aber Tsingtau jetzt fallen oder nicht fallen. Daß dieser Stützpunkt für Deutschland und das Deutschtum in China je dauernd aus unserer Hand genommen werden könnte, ist undenkbar. Menschlicher Voraussicht nach werden wir auf den Hauptkriegsschauplätzeu in Europa und in der näheren Nachbarschaft so siegen, daß wir den Gegnern die Friedensbcdingungen auserlegen können. Namentlich England gegenüber werden wir genügenden Pfandbesitz in der Hand halten, um einen kräftigen Druck wegen Rückerstattung Tsingtaus auszüübcn. Wie die Engländer sich dann mit den Japanern auseinandersetzcn, wird ihre Sache sein. Ich bin nicht der Meinung, daß England Japan zu dem Angriff auf Tsingtau ancfestachelt hat. Viel wahrscheinlicher ist es, daß Japan von vornherein mit seiner Gegner schaft drohte, wenn ihm nicht freie Hand in Nordchina gelassen würde. Dazu gehört natür lich auch der Besitz von Tsingtau. Aus japa nischen Oucllen ist in alle Welt schon vor Wochen die Nachricht verbreitet worden, Indien stehe vor dem Aufruhr, England habe japanische Hilfe dorthin erbeten und habe sogar die Forderung Japans bewilligt: freie Hand für ganz China und Einwanderungsrecht nach der Westseite von Kanada. Das sind die japanischen Ziele. Für die europäische Kultur und für die Gesamtinter- esscn der weißen Rasse ist es aber ausgeschlossen, die Zukunft Chinas den Japanern aüszuliefern. Die Japaner haben selbst nur die technische Seite unserer Kultur begriffen und übernommen: daß sie die Vicrhundertmillronenwelt Chinas je geistia durchdringen könnten, ist undenkbar. Zu den Freveln und zu der Verblendung Englands in diesem Kriege gehört auch der Entschluß, die Japaner auf China loszulassen. An uns wird es nach dem Siege sein, diese Sünde gegen den Geist der Menschheitskultur mit unfern Mit teln wieder gutzumachen. * * * Und doch! — In dem vorstehenden Auf- satz Rohrbachs wird auseinandergesetzt, wie we nig wir auf eiue lange Gegenwehr Tsingtaus rechnen könnten. Ec wird ja wohl recht behalten, aber es wird uns Deutschen eine Genugtuung sein, das; auch dort im fernen Asien nuferen Feinden nichts geschenkt wird. Die soeben ein getroffene Ertrablaltnachricht des Wvlffschcn Büros über den abgeschlagenen ersten Slurnl der Japaner und Engländer wird überall mit stolzer Freude ausgenommen werden. Mit 2300 Mann haben sie ihren ersten Angriff bezahlen müssen. Also so einfach, wie man sich in London und Tokio den Raubzug auf Kiautschou gedacht habe» mag, ist die Sache nicht. Auch dort steht eine treue deutsche Wacht, auch dort kommen deutsche Kriegskunst und deutsche Tapferkeit zu Ehren! Offenbar ist die Besatzung seit dem 23. August, dem Tage, da der Reichs kanzler dem japanischen Botschafter in Berlin seine Pässe zustellen ließ, nicht müßig gewesen; ja schon vorher wird sie in der Voraussicht eines Angriffs alles getan haben, nm den Fein den würdig zu begegnen. Am 24. August wurde bereits das Erscheinen des österreichischen Kreu zers „Kaiserin Elisabeth" angekündigt, der sich jetzt gemeinsam mit unserem Kanonenboot „Ja guar" wirksam am Kampfe beteiligte. Von eng lischen Kriegsschiffen verlautet in der Rotter damer Meldung nichts, auch das Ei" . c en ja panischer Schiffe wird nicht erwähnt. Der Haupt kampf wird als Angriff zu Lande auf die vor Tsingtau angelegten BefcstigungSwcrke vor sich gegangen sein, und hier vermochte die lieber- macht der Japaner und Engländer nichts anszn- richlen gegen die deutschen Geschütze und Ma schinengewehre. Wie wird die Besatzung gejubelt haben, als sich die Feinde zurückzogcn, zu mal da, wie es heißt, die eigenen Verluste nur gering waren! Nun warten die Japaner Ver- stärkungen ab. Leider ist ja kaum zu hoffen, daß auch die tapferen Kämpf, r von Tsingtau ihre Kräfte vermehren werden. Aber sie werden sich rüsten, um auch einen zweiten Ansturm sieg reich zu bestehen. Wenn die Japaner als gute Geschäftsleute darauf rechneten, Tsingtau ohne viel Kosten und womöglich unversehrt in die Hände zu bekommen, so werden sie jetzt diese Hoffnung ausgcgebcn haben. Und kommen sie über kurz oder lang zum Ziele — Abrechnung Vorbehalten! Jedenfalls kommt der Eindruck die ser Nachricht uns in aller Welt zugute und nicht unseren Feinden. Gpatow un- klimontow. Die auffällig große Ruhepause, die sich die Russen nach der Schlacht bei Lemberg gönnten, war in der Tat eine Pause der Erschöpfung. Sie waren außer stande ihre Angriffsbewcgungen sortzusctzen, weil sie durch das elftägige Ringen völlig ermattet waren. Unterdessen ist zwischen den Oesterrcichern und den in treuer Waffenbrüderschaft aus Schlesien herbei geeilten Deutschen die Verbindung hcrgestellt wor den. Mit vereinten Kräften begann der Vorstoß gegen die Russen, und der erste Erfolg dieses ge- meinsam«n Waffcngangs ist die Niederlage der Russen bet Opatow und Klimontow. Beide Orte liegen südlich vom Lysagoragebirgc im Gou vernement Radom. Opatow ist eine Stadt von 7000 Einwohnern, deren Entfernung von der Weichsel etwa 30 Kilometer beträgt. Klimontow ist ein armseliges Dörfchen von 700 Seelen. Es liegt 16 Kilometer südlich von Opatow und ist von der Weichsel ungefähr 20 Kilometer entfernt. Wenn es bei der Verfolgung der geschlagenen Russen den ver bündeten Deutschen und Oestcrreichern gelingt, die Russen durch das hügelige Gelände ans Ufer der Weichsel zu drängen, dann müssen die Verfolgten die Waffen strecken oder in dem durch die Regengüsse hochangcschwollcncn Wcichselstrom elend zugrunde gehen. Hoffentlich kommt von jenem Teile des Schlachtfeldes bald weitere gute Kunde. Der König -er Seigrer flieht! Die „Köln. Ztg." veröffentlicht ein Telegramm von der holländischen Grenze, wonach König Albert von Belgien bereits von Antwerpen abgereist sei. Er habe sich gestern früh 11 Uhr im Kraftwagen nach Ostende begeben, um dort auf einem Kreuzer nach England übcrzusetzcn, angeblich um mit der englischen Regierung zu beraten. Nach einer anderen Version ist der englische Marincminister Chur chill in Antwerpen cingctroffen, um mit dem König zu beraten. Der König der Belgier sucht also vorsichtig das Schicksal Napoelcons III. zu vermeiden. Churchill in Antwerpen! Aus dem Haag wird der „Voss. Ztg." gemeldet: Nach einem hier eingetrosfenen Privatbricf ist die Stimmung in Antwerpen trotz der schließlich doch eingetrosfenen englischen Hilfe ver zweifelt. Bei der Aussichtslosigkeit des Wider standes wird ernstlich erwogen, ob die Be satzung kapitulieren, oder, was noch möglich, ent weichen soll. Die Furcht vor der Zerstörung der Stadt durch die Fortsetzung des Bombardements spielt bei den Erwägungen eine große Rolle. Das unerwartete Eintreffen Churchills in Ant werpen bezwecke offenbar, die Belgier zum äußer sten Widerstand anzuscuern. -Antwerpen in Verzweigung. Aus Antwerpen wird gemeldet, daß gestern den ganzen Tag über das A r t i l l e r i e d u e ll auf der ganzen Linie sortdauerte. In der Stadt wird das elektrische Licht auf den Straßen nicht mehr in Betrieb gesetzt und die Gaslaternen werden schon um 7 Uhr abends auogrlöscht. Zn der Nacht zum Sonnabend sind viele Truppen mit großen Schiffskanonen durch die Stadt nach der Front gezogen. Die Antwerpener Flüchtlinge, di« in Terneuzen angekommen find, bestätigen, daß die erste Fortslinie durchbrochen ist und die Antwerpener Behörde die Bevölkerung auf gefordert hat, Frauen und Kinder wegzuschaffen. Der Strom belgischer Flüchtlinge, die zu Lande und auf dem Seewege nach den Niederlanden kommen, dauert unvermindert an. Berichte aus Maastricht melden, daß gestern zwischen Dentschen und Belgiern bei Lanaeken an der luremburgischen Grenze gekämpft wurde. E» »ar nur eia Neines Scharmützel, denn ea