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Ao in den. Die Verwundeten muhten mit Auto mobilen nach Antwerpen geführt werde». wie -ie „Drummer" schießen. Lhristiania, I. Oktober. Ein aus Belgien heim gekehrter Norweger berichtet in „Bergens Annonce tidendc" über den Eindruck, den die deutschen 12-Z e n t i m e t e r - M ö r s e r mache». Er habe in einer Stadt in der Nähe Antwerpens gewohnt, die von den Deutschen beseht sei. Unter der deuts<t>en Artillerie, die gegen Antwerpen ausgestellt sei, be fänden sich auf den höhen auch mehrere 42 - Z e n l i in e t e r - Mörser. Es sei verboten, näher als bis auf einen Kilometer bcranzutreten. Die ganze Stadt habe gebebl, wenn die Mörser ihre mächtigen Geschosse in Abständen von einer halben Stunde abfeuerten. Es sei wie der Ausbruch eines Vulkans gewesen. Die deutsche Posiverwulluuiz in Brüssel. Brüssel, 4. Oktober. Seit Ansang Oktober hat die deutschePonver'.valtung den hiesigen seit etwa sechs Wochen unlerbrochenenPohverkehr wieder eingerichtet. Es werden ossene Lrieie von und nach Deutschland mir Auslandsporto befördert. 2n Brüssel müssen die Briese im Postamt ab geholt werden, da die belgischen Briefträger den Dienst verweigern. cvtd. Berlin, 4. Oktober. Für den Post ver kehr im Bereiche des Kaiser!. Deutschen Gou vernements in Belgien werden Freimarken „ Deul > ch e s N e i ch " zu kl, 5, 1>» und 20 Pfennig, sowie einfache Postlarten und Weltpofttarten zu 5 und >0 Pfennig mit lleberdruck „ B e l gien " uud der Wertangabe 0, 5, 10, 25, sowie 5 und 10 Eenumes verwendet werden. Zu Sammel zwecken werde» solche Wertzeichen in einigen Tagen bei der Kolonial-Wertzeichcnfielle des Briespost amtes bl 0. 2, Königstraze t)l, um Berkaus gestellt. Lwei Osler cirr „Leipzig". Nicht nur die Kreuzer „Emden" und „Karls- ruhe" sind ein Schrecken der englischen Schissahrt geworden, auch der Kreuzer „Leipzig" bereitet den Engländern und ihrem Handel arge Pein. London, 4. Oktober. Die „Times" melden aus Lima: Ter deutsche Dampfer „Maria" ist in Gallas mit der Bemannung des Dampfers „Bant- jield" eingetrosseu, der an der Nordküfle von Peru durch den deutschen Kreuzer „Leipzig" in Grund gebohrt wurde. Der „Banksield" führte 1M>O Tonnen Zucker für Liverpool. Die Ladung hatte encn Wert von 120 000 Pfund Sterling London, 4. Oitober. Tas Ncuteriche Büro meldet aus Valparaiso: Der deutsche Kreuzer „Leipzig" hat das englische Oelschiss „Elsinor" in den chilenischen Ge wässern am 15. September in de» Grund gebohrt. Die Manmchast des Schiffes wurde in Galapagos an Land gesetzt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der bisher von /nglischcr Seite zugegebeneu Opfer deutscher Kreuzer auf zwanzig. Wir wünschen von Herzen der tüchtigen „Leipzig", daß sie es auch bald aus die Zahl der Opier der beiden anderen Kreuzer bringe. Der kleine geschützte Kreuzer ,.L e i p z i g", der im Jahre 10 5 in Dienst gestellt wurde, hat eine Wasser verdrängung von 0250 t. und eine Schnelligkeit von 25 Seemeilen. Er ist 110 0 w lang. 13.2 rn breit und hat einen Tiefgang von 5 w. Die Besatzung besteht aus 303 Manu. Die Bestückung besteht aus zehn 10.5.cuu-Gejchützen von 40 Kaliber Rohrlünge und 2 Bugtorpcdorohren von 45 em. Deutsche Kriegsschiffe vor Tahiti. Bordeaux, 1. Oktober. Amtlich wird von dem französischen Mariiicministcrium mitgeteilt: Die deutschen Kreuzer „Scharnhorst" und „G n ei se n a u" find am 22. Sepkember vor Papete er schienen und haben das kleine Kanonenboot „Zölste", das seit dem 11. September abgerüstct im Hafen lag, in Grund geschossen. Hierauf beschossen sic die offene Stadt Papete und fuhren weiter. Die Mitteilung drückt zum S.nluz die Hoffnung aus, das? den beiden Schissen sehr bald die Kohlen ausgehcn würden. Hierzu wi.d uns von unterrichteter Seite mit- aeteilt, daß Papete durchaus nicht als offene stadt gelten kann, da es ein Fort und drei Balte rien mit etwa 20 Geichützen verschiedenen Kalibers besitze. Vie Kämpfe an -er ungarischen Grenze. Aus Wien wird Ser „Bofs Zeitung" gemeldet: Ans drin M aramorfcr Komitat sind die Nüssen vollst nndin vertrieben. Sie stiehcn in Unordnung. Ein Kamps bet jiioe- rocSmezoc ist im Gange. Tic i sterreichi chrn Aussichten sind so gut das; der Lieg genus; ist- Zum Teil beginnt bereits der russische Rück- zug. BcreittzeUe Gruppen wurden gefangen ge nommen oder niedergemacht Rückzug-erSerbenausSosmen. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Rom: Aus N i sch kommt die Nachricht, daß die Ser ben und die Montenegriner ihre Stellungen auf den Romania-Höhen, die Serajewo von Nordosten beherrschten, räumen muszten, da sie gegen die schwere österreichisch-ungarische Artillerie nicht zu halten waren. Das serbische Bulletin fügt hinzu, dog nunmehr die Serben die grössten Anstrengungen anderswo machen werden, doch urteilte ein Hauptmann des italieni schen Generalstabs, dafz vorläufig die serbische Aktion von untergeordneter Bedeutung sei. da sich keine andere Zone so wie das gebirgige Bosnien zu Operationen für kleine Kräfte wie die serbischen eigne. Ernste Lage in Serbien. Wien. ll. Oktober. Die „Südslavische Korre spondenz" meldet aus Serajewo: Aussagen der intelligenteren Stünden angehörenden serbischen Kriegsgefangenen stimmen darin überein, das; die politische und die militärische Lage Ser biens überaus ernst sei. Nur mit Gewalt mitteln gelinge es der um den Kronprinzen ge scharten Offizicrspartei, die blindlings den Befehlen Rüglands gehorche, den allgemeinen Zusammenbruch zu verhindern. Die völlig erschöpfte Be völkerung des Landes wünsche das Ende des Krieges herbei und würde keinen Moment zögern, sich von senen Elementen loszusagen, die man als Urheber des unaufhaltsamen Niederbruches in Ser bien ansehe. wichtige Seratung in Lonüon. Rotterdam, 4. Oktober. Den „Daily News" wird entnommen, das; am Mittwoch im Londoner Auswärtigen Amt eine wichtige Konfe renz abgehaltcn worden sei, an der u. a. außer Asquith Lord Kitchener, Churchill, Grey, Prinz Ludwig von Battenberg und Admiral Slafc teilnahmcn. Angeblich sollen bei dieser Ge legenheit wichtige Beschlüsse über die Operationen zu Wasser und zu Lande gefaßt worden sein. (Wenn die Engländer etwa noch Antwerpen entsetzen wollen, müssen sie sich beeilen. D. Red.) England reizt -ie Neutralen. Kopenhagen, 4. Oktober. Der Präsident Wilson teilt aus Washington offiziell mit, England und Amerika hüllen sich wegen der Versendung bedingter Kriegskonterbande mit neutralen Schiffen und nach neutralen Häfen verständigt. Präsident Wilson gab bekannt, daß England auf Nahrungsmittel nach Holland, Dänemark, Schweden und 'Norwegen Beschlag legen werde, weil der Verdacht bestehe, daß diese Ladungen nachDeutsch. land gelangen könnten. Ausnahmen könnten nur stattfinden, wenn die bctressenden Regierungen die nötige Sicherheit geben. Ueber Einzelheiten werde noch verhandelt. fluch Enqlan- will Ninen legen. London, 4. Okiober. Die Admiralität teil: mit, daß die deul che Taktik in bezug auf Unter mass e r m i » e n in Verbindung mit der Tätigkeit ihrer Unterseebote es nötig machen, ähnliche militärische G e g c n m a ß r eg e l n zu er greifen. Infolgedessen bat die englische Regierung die Ermächtigung erteilt, an bestimmten Plätzen Unterwasserminen zu legen. Vie Stimmung in Englnnö. Rotterdam, 4. Oktober. Der „Nieuwe Rotter- damsche Courant" meldet aus London: Die eng lische Regierung verbot alle für Sonntag, den 1. Oktober, von der Arbeiterpartei in Groß britannien cinberufenen über 250 Massenver sammlungen gegen den Krieg. Vie zärtlichen Verbündeten. Der „Frankfurter Zeitung" wird von ihrem Korrespondenten aus Konstantinopel gemeldet: Zwischen dem russischen und dem englischen Botschafter hat ein e rregter Wortwechsel statt gefunden Rußland wirst England vor, durch über eilte Handlungsweise des englischen Geschwaderchefs wichtige russische Interessen auf das empfindlichste geschädigt zu haben. Ich erfahre zuverlässig: Ruß- land machte mit einer neutralen Heeresverwaltung größere Abschlüsse zur Lieferung von Kriegsmaterial, besonders eines Artillerieparts- dessen Zustellung durch die Dardanellensperre jetzt größtenteils unterbunden ist. Portugal will mittuni Nach einer Meldung des „Lokalanzeigers" soll die gegenwärtige Regierung von Portugal sich zu der verlangten Hilfe für den Dreiverband ge neigt zeigen. Man hat vermutlich den Portugiesen Hoffnung auf Dcutsch-Südwcstafrika gemacht. Sie können das Lügen nicht lassen. Der schwedischen Presse wird aus Gent mitgetcilt, Prinz Adalbert von Preußen sei in einem Brüsseler Lazarett gestorben. Ter deutsche Ge sandte in Stockholm dementiert die lächerliche Meldung in einer an die schwedischen Blätter ge richtete» Erklärung. Ein norwegischer Zeuge gegen die feind lichen Liigenmeldnngen. Lhriftiania, 4. Oktober. Zn „Aftenpostcn" ver öffentlicht der norwegische Ingenieur Olsen, der aus Belgien gekommen ist, einen Bericht, wonach Meldungen von deutschen Grausamkeiten, von denen die Auslandspresse voll sei, mit größ tem Vorbehalt ausgenommen werden müßten, er habe etwas Derartiges nicht gesehen. Wo ein Deutscher Strenge anwende, müsse dies sicherlich nur aus der härtesten Notwendigkeit geschehen. Brüssel sei sehr überrascht gewesen durch den Einmarsch der Deutschen, da die dortige Presse noch am Tage zu vor geschrieben habe, die Lage für Belgien sei aus gezeichnet. Das Benehmen der dcutscl>en Soldaten wie der Offiziere in Brüssel sei tadellos. Eine italienische Warnung vor -er Zrenr-enlegion. Nom, 4. Oktober. Das „Eiornale d'Ztalia" druckt einen Teil eines Briefes an das Florentiner Wochen blatt „Voce" ab, in dem von der Art und Weise die Rede ist, wie italienische Freiwillige in Frankreich behandelt werden. Die italienischen Frei willigen werden in di« Fremdenlegion gesteckt und als Kanonenfutter verwandt. Man hat ihnen als Offiziere Korporale gegeben. Sie sind vielleicht gute Kerle, aber ihr erstes Prinzip lautet: Koi personellem ent je m'enkuls. (Vor allen Dingen bringe ich mich in Sicherheit!> Die materiellen Bedingungen sind einfach f ii r ch te r l i ch, so daß man alle möglichen Seuchen erwarten darf. Tr»i Leute sind schon an einer verdächtigen Krankheit ge storben. Zehn Tage lang hat man sie mit unglaub licher Nachlässigkeit behandelt und ausgebildet und diese kräftigen, überzeugten Mcn'chen in einen Haufen Mutloser verwandelt. Der Artikel, mit dem das „Eiornale d'Ztalia" den Abdruck des Brie'es ein leitet, rät vom Eintritt in dieFremden- legion ab und hebt hervor, daß Italien seine Söhne jetzt selbst brauche. Die dunäer» Lagr. 13s N: man aus dem Jal re 1815 von M. von Witte». Zn diesen Bildern der Vergangenpeit ver. loren, die nicht nur an Erdmnth.tts innerem Ange vorüberzogen, sondern ganz ähnlich auch Ulrichs Herz bewegten, halten sie den (Karten verlassen und waren über den daransloßenden Hof geschritten, in dein Hühner und Sitten gackernd und schnatternd umherlicfcn. Tann waren sie im Hause die schmale Holztreppe em- porgestiegeu und in die cinsachc, aber blendend saubere Wohnstube ihrer bescheidenen Wohnung getreten. „Erdmuthe! Welche Wochen lügen, reinen Glückes haben wir drei hier doch verlebt!" Gr stellte das Kind auf den runden Hoiziisch in. mitten der blanigrfcheuerten Stube nieder, und während er cs mit dem rechten Arm umschlungen hielt nnd sansi an sich drückte, zog er seine Frau mit der linlen Hand zu sich heran. „Roch einmal: Hab Tani dafür! Würde ich hund.rt Zahre alt — ich lvnntc oi.-se Wochen nicht ver gessen. Und entscheidet Gottes Spruch anders - - Erdmuthe, ruft er mich bald zu sich — dann wisse," — ganz leise, ganz heimlich lam's von seinen Lippen, aber die dunklen Augen wieder- holten's in leuchtender, jubelnder Sprache — „du, — deine und deines Kindes Liebe haben mich zn einem der glücklichsten Sterblichen ge. macht. Tas nimm mit dir in cinsame Tage und Nächte." Tie innere Bewegung drohte ibn für einen Augenblick zu übermannen. Da hielt sie >ich nicht länger. „Ulrich! Nein, keinen Abschied!" wehrte sie mit einer Stimme, in der über zitternde Tränen ein Helles Jauchzen siegte. „Zch trenne mich nicht mehr von dir! Tas tannst du nicht mehr ver. langen!" „Wie meinst du das?" B.trofsen, aber wie. der völlig Herr s.iner .lbst, blickte er seiner Frau ins Auge. Die richtet- sich mit soldatischer GeradheA auf. „Herr Rittmeister, melde mich ganz gehör- samst als Kriegsfreiwilliger!" Ulrich fuhr zurück. .„Unmöglich, Erdmuthe!" Ta legre sie ihm mit eindringlicher Be stimmtheit die Hand auf die Schulter. „Ist für mich unmöglich, was hundert an dere vor mir taten?" „Aber das Kind — das Kind —!" „Wir, Söhnchen, sind einig, nicht wahr?!" Sic strich dem Kleinen, der an Vaters Hand aus dem Tische Springversnche machte, liebkosend über das schwarze Lockenhaar. „Wir reisen noch morgen zu den Großeltern." „Mit Papa — mit Papa!" warf das Büb chen dazwischen. „Tort ist er in bester Hut," wandte sich Erdmuthe wieder mit festem, treuem Blicke ihrem Manne zu. „Erdmuthe, wenn Dir ein Unglück zustieße! Steh davon ab, um Gottfrieds willen!" ries er in so verzweifeltem Ton, daß der Knabe plötz lich laut zu weinen anfing. Da nahm ihn Erdmuthe sanft auf den Arm und trug ihn in oie Küche zur Pc'agd hinaus, die sie mit dem Kinde, das sich unter ihren sanft zuredeuden Worten schon halb nnd halb wieder bernnigt, in den Ho, hinabfchickte. Als sie gleich darauf ins Wohnzimmer zu rücklehrte, fand sie Ulrich noch immer in ge dankenschwerem Sinnen versunken am Fenster stehend. Sie trat hinter ihn, legte von rück wärts her beide Hände nm seinen Hals und schmiegte ihre Wange, seinen Kops leicht zurück, biegend, bittend an die seine. „Steh ab! Steh ab!" murmelte er dumpf, ohne sich umznfeh n. „Um des Kindes willen." Da löste es sich in heimlich schwebendem Tone von ihren Lippen, indem sie lies, lies hinein in die sonnige Landschaft blickte: „Ulrich, ich lann cs nicht! Zch kann es nicht! Es ist mächtiger als ich. Mir ist, als könnte ich eine Trennung von dir, solange du noch unter der Sonne lebst, nicht mehr ertragen. Allzu glücldurmströmt waren diese Wochen, allzu tief ist meine Seele hineingewachscu in die deine. — Aber aancbcn ist auch noch etwas anderes in mir. Zch kann daheim die Hände nicht fei ernd in den Schoß legen, wenn ich euch um die Freiheit unseres Vaterlandes im blutigsten Kanrpfe weiß. Ein großes, heiliges, übermäch tiges Muß treibt mich Hinern in Eure Mitte — Seite an Seite mit dir um das herrlichste Gut der Erde zu ringen! — Tu darfst mich nicht zurückweisen — Du nicht — D u nicht —!" Er war entwaffnet durch den inneren Glut strom der Begeisterung, der durch ihre Worte rauschte, und durch den er sich ihr nur noch wesensverwandter suhlte als zuvor, und leise mahnend wiederholte er nur noch einmal: „Aber dein Kind — ?" „Mein Kind wird dereinst die Mutter ver stehen lernen! Mein, unser Kind wird denken und empfinden wie du und ich! Es wird den Eltern Dank wissen, die Leib und Leben ein setzten, nm ihm em freies Vaterland zu hintcr- I lassen." Er schwieg — noch mit sich ringend und doch schon besiegt. Sic wußte, was in ihm vorging nnd rührte sich nicht. Da wurde die Tür ansgerissen. Zemand stürzte herein. Die Gallen fuhren herum. Mit einem beinahe entgeisterten Gesicht starrte Otto von Jäger, sich am Tisch hallend, in der Stube umher. „Wo ist Tosta?" „Nicht hier!" „Nicht — nicht hier? Aber wo denn sonst?" „Za, Zunge, wie sollen «wir denn das wis sen?" gab Ulrich, noch mit sich selbst beschäftigt, beinahe grob zurück. Erdmuthe aber begriff mit schauendem Feanengeniüt sofort die ganze Trag, weite dessen, was dem Freunde geschehen. „Aber Ulrich," lenkte sie ein, indem sie ihrem Manne einen vielsagenden Blick zuwarf, „wer wird denn gleich so heftig fein!" Und sie trat zu Ulrichs Freunde, der ja auch der ihre geworden war, und strich mit einer mütterlich tröstcmden Art über seine Hand, die noch immer die Tischkantc umklammerte. Sie fühlte, wie diese Hand leise bebte. „Herr von Zäger, fassen Sie sich doch! Beruhigen Sie sich! Wer wird sich gleich das Schlimmste ansmalen?! Das sieht Ihnen doch gar nicht ähnlich. Toska—Toska," Japan un- Ehlna» Tokio, 4. Oktober. sRcuter-Meldung.) Aus maß gebender Quelle verlautet: Die japanische Re gierung wird als Antwort auf die Vorstellung der chinesischen Regierung wegen der B e- sctzung der Schontun gbahn durch Truppen der Verbündeten erklären, daß die Linie von den Deutschen benutzt wurde, um die Bescstigungswerke in Tsingtau gegen die cnglisch.japanischen Truppen zu verstärken: ferner müsse die Besetzung als unbe dingte militärische Notwendigkeit be trachtet werden, die den Rechten Chinas nach Be endigung des Krieges in keiner Weise schaden werde. flbreise -es türkischen öotschasters in Washington. Washington, 4 Oktober. (Reuter.) Der türkische Notschalter Rustena Bei, dessen Bemerkungen über oie Haltung derVereinigtenStaaten dem gegenwärtigen Kriege gegenüber viel kriti siert worden waren, st über New Port nach der Türkei abgereist. Als er Alpchied nahm, er klärte er. daß dieser Schritt seiner eigenen Initiative en'.springe und daß er seine Regierung vorher nicht befragt habe. Registrierung -er Deutschen un- Wester reicher in flegppten. London, 3. Oktober. Die „Times" melden aus Kairo vom 1. Otlober: Der Oberbefehlshaber der Okkupationsarmee hat verfügt, daß alle sich in Aegypten aufhaUenoen Deutschen und Oesterreicher bei Strafe der Verhaftung durch die Militärbehörde sich bis zu in 10 Oktober registrieren lassen müssen Dieselbe Verfügung ist für den Sudan ergangen, wo Deutsche und Oesterreicher ihren Wohnort nicht ohne Pcv.j verlassen dürfen. Wohlverdiente Zuweisung. Zn der „Nordd. Allgem. Ztg." lesen wir: Lor der Flucht aus Insterburg konnten die Russen, i>a sie sich jebr beeilen mußten, nicht mehr alles dort derart zerstören, wie sie es gern getan hätten, und auch nicht alles mitnehmen. Blieb nur das Un- drauchbarmachen. In besonders gemeiner Weise Hal en sie sich da an den gewaltigen Vorräten des täc-ltchen Brotes vergangen. Sie übergossen es mit Massen von Petroleum! Aber sie haben nicht mit unseres Hindenburg grimmigem und gerechtem Humor gerechnet. Aus die Meldung von dieser Gemeinheit erfolgte der prompte Befehl: „Ueber den Geschmack streiten wir nicht mit den Russen. Dieses Brot ist zur Ernährung der russischen Gefangenen zu verwenden, solange der Vorrat reicht." Und sie sind froh gewesen, als sie es bekamen; es hat ihnen auch nicht geichadet. Aber ob ne es nicht doch Ueber ohne diese russische Würze verzehrt hätten? WoUsuchcu für die Truppen. Die Versorgung unserer im Felde stehenden Trup pen mit warmer Unterkleidung könnte in besonderer Weise noch dadurch befördert werden, daß Sport vereine (Wassersport-, Rasensport-, Wintersport-, Radfahrer-, Jachtvereine usw.) oder deren Mit glieder die in ihrem Besitz befindlichen Woll sachen, und zwar Zacken (Sweater), Niesten, Trikots, Kniewärmer usw. zur Verfügung stellen. Der Kriegsausschuß für warme Unterkleidung, Ber lin XzV, Reichstagsgebände, bittet, derartige Lpen den ihm sofort zuzusenden, und wird dafür Sorge tragen, daß sie durch die nächsten abgehenden Woll züge an die Truppen befördert werden. Kriegsgerichtliches Urteil. Wie der „Vorwärts" mitteilt, hat das außer- ordentliche Kriegsgericht in Münster den Redakteur des „Bochumer Voltsblattes" zu einer Woche Gefängnis verurteilt, weil der Vertreter des tranken Geschäftsführers vergessen hatte, das Pflichtexemplar an das General kommando zu senden. Nähere Mitteilungen über dieses Urteil werden abzuwarten sein Die „Staatsbürgerzeitung" entle-igt sich ihres flntisemitismus. G Berlin, 4. Oktober. Die hiesige „Staats- bürgerzeitung" veröffentlicht heute eine Er klärung, wonach sie von nun ab ihren Charakter als antisemitisches Blatt aufgibt, infolge — sie stockte, die Unwahrheit wollte nicht über ihre Lippen, „ick meine, Toska liebt die Natur. Sie kann doch einmal einen größeren Ausgang unternommen haben." „Glauben Sie —? Glauben Sie, Frau Erd muthe?" Die harte Spannung in Ottos Zügen ließ nach — seine Brust weitete sich in einem tiefen, befreienden Atemzuge. „Gott! Sie geben mir das Leben wieder." Er strich sich stöhnend über das volle Blondhaar, das ihm in die Stirn gefallen. Ta trat auch Ulrich an den Freund' herein. Zn seinen Augen glomm ein düstrer Schrecken. Sollte denn seine Ahnung so bald, so bald zur Wirklichkeit werden?! Er wehrte sich gegen den Gedanken, der sich zur Ueberzcugung verhärten wollte, mit aller Kraft. Noch war sa nichts bewiesen. Und solange das nicht war, so lange nur den armen Zungen da nicht noch mehr ängstigen! „Aber, Mcnschenokind, so kenne ich dich ja gar nicht," rief er lauter, als es sonst seine Art war, eben weil er den Sturm in seiner Brust Lügen strafen wollte. „Wer wird sich durch die Launen einer Frau so ins Boxhorn jagen lassen!" Mit einer Bewegung, die halb ärgerlich, halb begütigend wirken sollte, aber höchst unglücklich ausfiel, legte ec ihm die Hand aus die Sclnilter. „Zhr werdet euch eben nm Napoleon, um diesen Stein des Anstoßes, etwas erregt haben. Tas, mein Lieber, war doch in einer Ehe wie der eurigen nicht anders zu er. warten. Zumal jetzt uicku, wo der Korse aus Elba zurückgclehrt ist. Na - und da ist sie eben, unberechenbar, wie sie ist, einmal davon, gerannt." Ze länger Ulrich redete, um so we- Niger glaubte er an seine Worte, um so hastiger reihten sie sich aneinander. Und der beabsich tigte Trostsai,: „Sie wird schon wiederkommcn!" erstarb ihm säst aus den Lippen. Ein bitterer Geschmack trat ihm auf die Zunge. Er wandte sich ab. Warum fand er den Mut nicht, sich und dem Freunde offen cinzugeflehen, was ihm innerlich in diesen kurzen Augenblicken zur Ge- wißheit geworden?" - lFortsetzung in der Abendausgabe.)