Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.10.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141008029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914100802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914100802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-08
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lichtbildervorführung Les Projektionsappavatfabri- kanten Naumann über „Unsere Marine", wie Liliencronsche Kriegsnovellen vom LHrer Lorenz. Kroßen Anklang hat auch das Borlesen von Feldpost briefen. die aus der Feder von Kriegern in der Schlachtlini« stammen, gefunden. — Die nächste Ver anstaltung dieser Art findet Dienstag, den 13. Okto ber, abends Uhr im grossen Saale des Deutschen Hauses statt und es wird dabei ein Vortrag über die Feldpost gehalten werden. * Die Länder und Völker de» Weltkrieges. Es waren keine tiefgründigen politischen oder ethno graphischen Abhandlungen über die Volker, mit denen wir jetzt im Kriege leben, die gestern der bestens bekannte Weltreisende Leo Erichsen im Theatersaale des Kristallpalastes vor einer ziemlich zahlreich erschienenen Zuhörerschaft zum Vortrag brachte, sondern gesammelte Eindrücke und Erleb nisse in jenen Ländern. Es sei kein Zufall, so führte er aus, daß gerade über das belgische Volk die meisten Klagen während des jetzigen Krieges in Deutschland laut werden. Wer das Wesen des belgi schen Volkes kenne, das immer nach Frankreich hin neige, der wisse, daß in ihm eine ganze Menge Niederträchtigkeiten schlummerten, die in demselben Augenblicke ausgelöst wurden, als die Gelegenheit günstig war. Paris bzw. Frankreich sei die Parole der Belgier. Die Anziehungskraft Frankreichs sei kaum auf das Wesen des französischen Vol- kes zurückzuführen, zumal seit 1870/71 der Nieder gang dieses Volkes in geistiger Beziehung eingesetzt habe. Aber die französische Art komme dem Massen instinkt entgegen, im Gegensatz zur deutschen Act. Und zu dein französischen Wesen sei auch die Sprache der Franzosen wie geschaffen. Seit dem Dcutsch- Französischer. Feldzuge beherrsche jeden Franzosen der Gedanke der Revanche, die er in den vergangenen 14 Jahren auch teilweise schon genommen habe. iO 000 Mann habe der Krieg 1870/71 Deutschland ge kostet, aber inzwischen hätten rund 80 000 deutsche Fremdenlegionäre ihr Leben in Algier und den iranzösischen Kolonien ausgehaucht. Mehr als 70 bis >0 Millionen Mark werden jährlich von Deutschen in Monte Carlo verspielt. Höchst fesselnd waren dann die Schilderungen des serbischen und russi schen Volkscharakters. In Rügland, dem Lande des Schreckens und Entsetzens, empfinde der Reisende sofort, daß es kein Recht gebe, und er atme auf, wenn er wieder die deutsche Grenze passiert habe. Durchweg faul seien die obersten Schichten des Vol kes, bei den Intellektuellen gäbe es keinen, der nicht den Revolutionsgedanken hege, und die Willkür des russischen Beamtentums erfülle jeden Ausländer mit Abicheu. Rusfland habe seinen Niedergang, ohne jemals einen Höhepunkt gehabt zu haben. Und England? Wenn jemals eine Massensuggestion zi>m Ausdruck gekommen sei. so komme sie bei dem Standpunkt des deutschen Volkes den Engländern gegenüber zum Ausdruck. Zum Glück könne man jetzt endlich hierin einen Wandel feststellen. Das englische Krämervolk habe noch nie einen großen Musiker und seit langer Zeit keinen bedeutenden Literaten hervorgebracht. Shealespcares Werke würden in Deutschland mehr gelesen »nd aufgeführt als in England. Ueber Japans Haltung in dem Wcltbrand könne man nicht erstaunt sein, denn Ja pan, bis vor wenigen Jahrzehnten ein in sich völlig abgeschlossenes reines Naturvolk, sei inzwischen ein gelehriger Schüler Englands geworden. Dem mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Vortrag folg ten zahlreiche interessante Lichtbilder aus den besprochenen Ländern und vom belgischen, franzö sischen und ostdeutschen Kriegsschauplatz. * Einbrnchsdiebstahl. Zn Abwesenheit der Be wohner sind aus einer Wohnung in de: Ludwig- st ratze zu L.-Neustadt im August oder September ein Paar silberne, mir mehreren Brillanten besetzte, ältere Ohrringe im Werte von 1000 .!!, sechs silberne. V." gravierte Etzbcstecke und fünf silberne. ...I. V." gravierte Kaffeelöffel abhanden gekommen. Da sich der Hanshaltungsvorstand jetzt in Nutzland befindet, hat noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden können, wie die Schmuck und Silberiachen weggekom men sind. Auf ihre Wiedererlangung ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. V. ttnkällc. Ein 42 Jahre alter A rbeite r wurde gestern vormittag in der Eatritzscher Stratzc beim lleberschreiten der Fahrstraße von einem Straßenbahnwagen um gerissen. Da der Manu eine bedeutende Quetschwunde über dem rech tcn Auge davongetragen und die Besinnung verloren hatte, brachte man ihm mit dem Rettungswagen nach der 1. Sanitätswache, wo ihm Hilfe zuteil wu.d.. Nach den Angaben von Zeugen soll der Verunglückte direkt vor dem hcrannahendcn Straßenbahnwagen über die Straße gelaufen jein. — In der Karo linen st r a ß e fuhren gegen Mittag zwei Radfahrer zusammen. Einer von ihnen, ein löjähriger Maurerlchrling, stürzte gerade vor einen berannahenden Straßenbahnwagen der Linie 10, der ihn ein Stück mitschleifte. Man schaffte den jungen Menschen sogleich nach der Universitätsklinik, wo fest gestellt wurde, daß er eine starke Quetschung des linken Fußes erlttten hatte. Er konnte sich später ohne fremde Hilfe nach Hause begeben. —Auf dem Untergrundbahn Hofe wurde gestern abend ein 2! Jähre alter, in Gohlis wohnhafter Zimmer- m ann beim Hinablassen eines größeren Balkens von diewm am Kopfe getroffen und verletzt. Der Mann mutzte mit Lein Krankenwagen ins Krankenhaus ge bracht worden. ?. Selbstmord. Im Revierorte „Der Stempel" des Connewitzer Waldes wurde gestern nachmittag ein 40 Jahre alt:r, im Süden der Stadt wohnhafter Werkmeister erhängt aufgefundcn. Es liegt Selbstmord vor. Der Beweggrund wird lange Krankheit gewesen sein. V. Feuerbericht. Im Grundstücke Ncumarkt Nr. 38 brach gestern vormittag im 3. Stockwerke ein Balkenbrand aus. der nach kurzer Zeit auf den Dach stuhl Übergriff. Die Feuerwehr hatte nach etwa ein stündiger Tätigkeit jede weitere Gefahr beseitigt. Es wird vermutet, daß Kurzschluß einer elektrischen Lei tung oder die Lufthcizungsanlage den Brand ver ursacht haben. » Markkleeberg, 7. Oktober. Am Dienstag vori ger Woche gab die Leipziger SolistcnocreinigunH für Kirchenmusik in dem traulichen Gotteshause umercr Kirchgemeinde Proben ihrer Kunst und bereitete da mit den Gemeindegliedern einen hohen Genuß. Zn stimmungsvoller tiveise eröffnete Herr Albert Mül ler mit Bachs Präludium und ^uge (G-Dur) den Abend, die er ebenso wie Mendelssohns Andante aus der 4. Orgelsonate In vollendeter Art zum Vortrag - brachte. Frl. Lotte Sitt, die beliebte und geschätzte Leipziger Künstlerin, und Herr Paul Hunqar er freuten die Zuhörer mit mehreren Sätzen für zwei Violinen und Orgel, von denen das Arioso von Hän del und des Andante ihres Vaters, Les Professors Litt, besonders gefielen. Als Sopranistin wirkte Frl. Anna Führer. Ihre in der Mittellaae be sonders klangvolle Stimme kam in Beethovens „Litten" zur vollen Geltung. In Kremsers „Dank gebet" dessen dritter Vers von der Gemeinde ,tHend mitgesnnae» «euA», g«b sie dem weihevollen Abend einen würdigen Schluß. In uneigennütziger Weise haben die Damen und Herren der Solistenvereinigung sämtlich« Einnahmen an die Arauenhilfsvereine Dölitz und Markkleeberg überwiesen und zur allge meinen Freude an einem der nächsten Sonntage ein weiteres Konzert in Dölitz in Aussicht gestellt. 11. X-, * Lindenthal, 7. Oktober. In seiner letzten Sitzung erklärte sich der Eemeinderat in Gemäßheit einer 'Verfügung des Ministeriums einstimmig daillr, die diesjährigen Gemetnderatswahlen um ein 2ahr zu verschieben. — Als Mitglieder in die Steuereinschätzungskommission auf die nächsten zwei Jahre wurden die Herren Gutsbesitzer Schmidt und Jänichen, als Stellvertreter die Herren Hauak und Kögel gewählt. — Die bereits vor Aus bruch des Krieges beschlossene Neubefestigung der Südstraße und der kleinen Wiederitzscher Straße soll bis Frühjahr nächsten Jahres ausgesetzt werden. vermißtes. Der Hauptmann und sein Bursche. I», „Rostocker Anzeiger" lesen wir folgenden Nachruf, der ein rührendes Zeugnis für das Zusammengehörigkeits gefühl der Offiziere und Soldaten im deutschen Heere ablogt: Am 22. Septcinbcr starb in Chrnmp an den Folgen einer schweren Verwundung mein geliebter Haupt mann und Kompaniechef Paul Eschrnhagcn. Es war mir vergönnt, bis zur letzten Stunde bei ihm sein zu können. Nie werde ich die treue Fürsorge vergessen, die mein Hauptmann stets für mich hatte. Sein treuer Bursche Fritz Fründt. Die Bombe als Retter in der Not. Aus den Russentageu in ostpreußifchen Städten kommen neben so manchen trüben Bildern auch heitere Episoden ans Tageslicht. So war, wie berichtet wird, in S'o ldau gerade ein Rechtsanwalt dabei, eine Anzahl Wechsel proteste anzubringen, als plötzlich vor ihm eine russische Granate ein chlug. „Ja, was taten Sie nun?" fragte ein Neugieriger den Rechtsanwalt, als dieser gerade diese Geschichte erzählte. Im Berufs stile bleibend, erwiderte der Anwalt: „Bei solcher Sachlage blieb mir nichts übrig, als die Ver tagung der Wechselproteste zu beantragen" Der Hauptmann beim Rasieren. Ein Kriegs berichterstatter der „Franks. Ztg." im österrei chisch - r n s s i s ch e n Feldzug sendet folgende kleine Skizze: „Es kränkt den Hauptmann furchtbar, daß er sich nicht rasieren kann. Wenn er in Gedanken über sein Kinn fährt und dort die Stoppeln fühlt, jo ist es ihm, als sei er gcdemütigt. Sein hübscher Rasierapparat liegt in seiner Tajche. Aber die ist irgendwo auf seinem Pferde, das man ihm bei Nawaruska unter dem Leib erschossen hat. Er stellt sich vor, wie herrlich es wäre, rasiert zu sein. Nun sitzt er in dieser russischen Stadt mit seinem Bataillon und hat gar nichts zu tun, als aus den Befehl zum Weitermarsch zu warten. Weit und breit keine Gefahr, er hätte Zeit, sich rasieren zu lassen — aber wie? Es wird zur fixen Idee bei ihm, er ekelt sich vor sich selbst. Mit dem Oberleutnant geht er durch die Stadt, die sich an die Gäste schon gewöhnt hat, und stößt plötzlich einen Freudenschrei aus: Ein Raseurladen! Schon will er cintreten; der Oberleutnant hält ihn zurück: „Was fällt dir ein? Der Raseur ist ein Russe! Willst du dir von ihm die Kehle durchschneiden lassen?" — Das sieht der Hauptmann ein und zieht betrübt weiter. Aber er kann an nicbts anderes denken als an den Raseur; der Wunsch ist stärker als Vernunft und Ueberlepung. Und nachmittags faßt er einen Entschluß. Befiehlt zwei Soldaten herbei, geht mit ihnen zum Rajeur. Der ist ein kleiner, blatternarbiger, schielender Mensch, der fast umfällt, als die drei Fe nde so in seinen Laden treten. Der Hauptmann spricht n'cht Russisch, der Raseur nur Russisch. Aber das schadet weiter nicht. Der Hauptmann setzt sich auf den Stuhl, deutet auf jein Kinn, winkt drohend mit dem Finger und weist auf die beiden Soldaten mit aufgepflanz- tein Seitengewehr. Der Raseur zittert, beginnt ein zuseifen. Wie ein Gliicksgefühl ist es dem Haupt mann. Dio Soldaten sehen finster mit angespannter Aufmerksamkeit zu. belauern jede Bewegung des Russen. Er setzt das Mejier an, die Soldaten fassen ihre Gewehre fester. — Zwei Minuten später ist der Hauptmann rasiert, bester als je in seinem Leben, denkt er. Wirft dem Raseur ein Zweikronenjtück zu. Der Russe bekreuzt sich und zittert noch immer." Mir der Zar bisher über die Friedensliebe des Kaisers dachte. Ein prachtvolles Zeugnis von der hinterlistigen Gesinnung des Zaren bildet, wie uns oeschrieben wird, ein Artikel in der russi schen Zeitschrift „Stara Wladinnrez", die zu Peters- burgcr Hofkreisen enge Beziehungen unterhält. Diese Zeirschrist brachte nämlich einige Zeit vor Ausbruch des Krieges einige Aeußerungcn des russischen Zaren über unseren Kaiser, der jetzt bctanntlich vom Zaren als „Erbfeind" bezeichnet wurde. Nach dieser Mit teilung des russischen Blattes hat nämlich der Zar Gelegenheit genommen, aus Anlaß einer Feierlichkeit im deutschen Kaiserpanse einige Urteile über unseren Kaiser zn sprechen, die heute eines gewissen Reizes nicht entbehren. Besonders bemerkenswert ist dabei, wie oft der Zar in den wenigen Worten die große Friedensliebe des Kaijers betont, der es allein zu ver danken sei, Laß dieWelt in allen den letzten großen Ver wickelungen infolge der Balkankricge vö: einein vernich tenden Wellbrand bewahrt worden sei. Der Zar sprach sich ungefähr folgendermaßen aus: Als Herrscher kennzeichnen den Kaiser zwei Eigenschaften, die bei dem Regenten eines jo großen Landes für die ganze Welt von Bedeutung sind, nämlich seine Friedens liebe und sein P f l i ch t b e w u ß t> e i n. Alle politischen Gespräche und Handlungen des deutschen Kaisers sind, wie der Zar sich äußerte, von dem Ge danken der Erhaltung des Friedens beherrscht. Diese Idee steht bei dem Deutschen Kaiser an enter Stelle, da von ihr die Kultur und die Wohlsahrt der Länder abhängig ist. Interessant ist dabei der Um stand, daß der Zar die Friedensliebe des Deutschen Kaisers aus seinem starten Pflichtbewußtsein erklärt, das Wilhelm 1l. seinem Volke und der Welt gegen über hat. Der Deutsche Kaiser ist nämlich durchaus eine soldatische Natur, bei der das übermächtige Vorherrschen der Friedensidce nur durch das große Verantwortlichkeitsgefühl erklärt werden kann. Ais Menich und Freund ,eigt der Deutsche Kaiser Eigen schaften, die den obigen entsprechen. Er ist von schlichter Herzlichkeit und von einem aufrichtigen warmen Gefühl für denjenigen beseelt, dem er freund schaftliche Empfindungen entgegenbringt. Es ist nicht leicht, diese freundschaftlichen Gefühle zu zerstören, da der Kaiser mit Aufrichtigkeit an seine idealen Gefühle glaubt. — Wenn der Zar die alte Freund schaft, die ihm mit dem Kaiser verband, doch zerstört hat, jo kann man daraus ersehen, wes Geistes Kind und welch Charakter er fein muß. Der erst« Khediv« ... der Lohn eine» Nacht- Wächters. Der erste Kbedive von Aegypten hatte eine seltsame Lebensaeschtchte, die der Napoleon» I. nicht unähnlich ist Es war Mehemed-Alt, der al» Sohn eines Nachtwächters von Kavale zur selben Zeit einen ungeheuerlichen Aufstieg machte wie General Bonaparte in Frankreich. Mehemed-Ali war im Jahre 1800 Oberst des in Kairo stehenden Albanesenkorps. Der Sultan fühlte sich veranlaßt ihn in demselben Pascha von Aeayvten zu ernennen, wozu ihn sein« Leute eigentlich schon vorher aus gerufen batten, so daß Mehemed-Ali nur mit seiner erfolgreichen Rebellion gegen den bis dahin im Amte gewesenen Pascha allerhöchsten Ortes anerkannt wurde. Mut, Tapferkeit, vor allem aber List und Tücke hatten den damals 37jährigen türkischen Offi zier auf diesen Platz gebracht, und er nahm ihn mit dem Ehrgeiz ein, es dem Korden Napoleon nachzumachen, welcher sein Kaiserreich im Abendlande aufgerichtet hatte. Er war 1769 geboren, also genau so alt wie dieser; er kannte ihn als den Eroberer Aegyptens und noch gegen die hier zurückgelassenen Franzosen im Jahre 1800 das Gefecht von Rahmanieh geliefert, wodurch er sein Glück als Offizier gemacht hatte. Weil er so unge bildet war, daß er weder lesen noch schreiben konnte, und es sich erst als Statthalter des Pharaonenlandes aus zwingenden Gründen lehren lieü, so hatte er doch als Knabe von einem französischen Handels- mann in seiner Vaterstadt Kavala genug gelernt, um die Vorgänge in Frankreich und die Rolle zu verstehen, die Napoleon in denselben bisher gespielt. Unter Berücksichtigung der besonderen orientalischen Verhältnisse wollte er nun in Aegypten dieselbe Nolle spielen Als Pascha des Landes war er unter dem Großherr von Stambul fast so unabhängig wie ein König. Es kam nur auf sein Geschick und Glück an, um als Pascha mehr Macht und Spielraum für die Verwirklichung teurer ehrgeizigen Pläne zu ge- winnen. Der Sultan, sein Oberherr, machte ihm wenig Sorge. Wenn er dem ein ergebenes Gesicht zeigte, und pünktlich den Tribut lieferte, so tümmerte sich derselbe wenig darum, was der Pascha in Aegypten trieb. zehteUnchrichten Vie erste Granate in Antwerpen. Köln, 8. Oktober. sEig. D r a h t b e r i ch t.) Der „Köln. Ztg." zufolge müssen nach Berichten von Flüchtlingen in 'Antwerpen bereits Grana te» niedergegangen sein. Ferner wird mit- oeteilt, daß in Berchem, einer Vorstadt von Ant werpen, bereits Granaten eingeschlagcn sind. Mailand, 8. Oktober. (E i g. Drahtbericht.s Der „Corriere della Sera" meldet aus Rom: Die letzten Nachricht'«, lassen annebmen, daß der Widerstand Antwerpens nicht mehr lange dauern wird. Obwohl die Schelde- miindunq in Holland liegt, wird doch die Möglich keit angenommen, daß belgische Truppen sich nach England ei »schiffen können, um vou dort aus auf einem anderen Punkte des Kriegsschauplatzes wieder aufzu- tauche n. Ein solches Vorgehen würde aber große tech niiche Schwierigkeiten mit sich bringen. sDas dünkt uns auch so! Die Red.) wie üeutjche Kriegsgefangene in Englan- behandelt rverüen. lVon unserer Berliner Redaktion.) O Berlin, 8. Oktober. Uns wird eine Abbildung zugestellt, die der Pariser Zeitschrift „L e M o yc u" vom 13. September entnommen ist. Sie hat insofern einen besonderen Wert, als sie mit dem begleitenden Text die französische Zensur passiert hat. Die Ueber schrift lautet: „Die Engländer sind streng gegen ihre Gefangenen." Unter der Abbil dung ließt man wörtlich: „Die Deutschen werden als gemeine Verbrecher behandelt und sind bei Hunger strafe gezwungen, zu arbeiten." Menn die Franzosen selbst von ihren Vundesbrüdern berichten: „Die Eng länder behandeln ihre Gefangenen streng", drängt sich nns die Frage auf, was würden die Franwsen sagen, wenn wir Deutschen die Kriegsgefangenen in ähnlicher Weise behändesten? Ein englischer Gericht über Sie Lage. London, 7. Oktober. Ein Bericht des Preß- biiros zollt Lem Mut und Elander franzö sischen Truppen in den heftigen Kämpfen nörd lich der Oise und bei Lens Anerkennung und be.zeich- net die allgemeine Lage als befriedi gend. Hinzugefiigr wird, daß die Deutschen vor Antwerpen ungeachtet Les starken Widerstandes der Garnison, ihre Stellungen vorgeschoben haben. Deutfchlanö un- Portugal. O Berlin, 8. Oktober. (Eig. Draht- bericht.) Ans Wien wird berichtet: Zn hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, die Bezeihtingen zwischen Portugal und Deutschland seien gespan n t. England will die portugiesische Regierung bewegen, aus ihrer Neutralität hcrauszutreten und au den Kämpfen t e i l z u u c h m e u. Zu Deutschland wird mau den Ucbcrgaug Portugals zu der 2char der Feinde wohl mit Fassung hinzunehmen wissen. Ein norwegischer Dampfer mit Kriegskonterban-e aufgebracht. Stettin, 8. Oktober. Die „Stettiner Neuesten Nach richten" erfahren aus absolut zuverlässiger Quelle: Gestern vormittag brachte ein deutsches Tor pedoboot den norwegischen Dampfer „Nodig", der ungefähr 1800 Tonnen Kohlen an Bord hat und sich auf der Neise von England nach Rußland befand, in »er Ostsee aus und schleppte ihn nach Swinemünde. England knebelt üie neutrale Schiffahrt. Haag, 8. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Abermals ist ein holländisches Schiff von den Eng ländern aufgebracht worden. Der Dampfer „ M a a r t e n s dy k", der Holland-Amerika-Linie gehörend, der sich auf der Reise von New Park nach Rotterdam befand, wurde am Montag nach Queenstown gebracht. Diese Schikane wirkt hier nach der von der englischen Regierung ab- gegebenen Versicherung, Lebensmittel wie Kakao, Kaffee und Früchte passieren zu lassen, wenn eine be stimmt angegebene Person in einem neutralen Lande der Empfänger ist, sehr verstim m e n d. Herr poincare ist zufrieden. Paris, 7. Oktober abends. Nach dem Besuch bei den Armeen richtete Präsident Poincare an Len Kriegsminister Millerand einen Brief, worin er sagt, de: Besuch habe ihn tief bewegt. Der Anblick der prachtvollen Truppen und dieses lebende Zu sammenwirken der nationalen Energie habe in seinem Geist die glorreichsten Erinnerungen der französischen Geschichte erweckt. Die Truppen wüß ten, daß der Sieg nicht ein Preis für die Tapfer keit, sondern auch für Beharrlichkeit uns Festigkeit sei. Die zahlreichen Erfolge, die sie davon getragen hätten, flößten ihnen berechtigte Zuversicht auf den endgültigen Erfolg ein. Nach einem Lob für die Generale und Offizier« fügt Poincar0 hinzu, die Methode und sie Stand Hastigkeit des Generalissimus seien Gegen stand der Bewunderung für alle, die ihn am Werke sähen. Poincarv bittet schließlich Millcrand, dem Generalissimus, den Kommandanten der Armeen und der Korps sowie den Offizieren und Soldaten seine n-ucn, sehr lebhaften Glückwünsche zu übermitteln. Millerand übersandte den Brief, in dem, wie er sagt, Poincar« die einstimmigen Gefühle Frankreichs ausdrückt, deut Generalissimus und fügte seine persönlichen Glückwünsche hinzu. — Nach einem Besuch des befestigten Lagers von Paris richtete Poincarö durch Vermittlung Millcrands einen Brief an Galliüni, in dem er sagt, der Besuch habe ihm gestattet, di« ausgezeichneten Maßnahmen zu sehen, die ergriffen worden seien, um die eventuelle Ver teidigung der Hauptstadt aufs vollkommenste zu sichern. Anch Millerand übermittelte Galliöni seine persönlichen Glückwünsche. Zunahme der rustenfeinölichen Strömung in Persien. Wien, 8. Oktober. (Eigen. Drahtber.) Die „Politische Korrespondenz" berichtet aus Teheran über steigende rusjenfeindliche Strömungen in Persien. Das russische Grenz gebiet wird von starken Banden persischer Kurden beunruhigt. : TÜer seinen im Feindesland stehenden An gehörigen eine Festung aus dec Heimat regelmäßig zusende» will, bestelle für sie ein feiaposi-Monnemem auf das Heipriger Tageblatt für 1.50 Mark monatlich bei täglicher freier Zusendung durch Kreuzband Anzugeben sind: Vor- und Zuname, Dienst grad, Kompanie (Eskadron, Batterie), Regi ment, Division, Armeekorps. Bestimmungs ort nicht erforderlich, Bestellungen nehmen an unsere Haupt- ecpcdition (Iohannisgasse 8) sowie sämt liche Filialen. Tic vorliegende Ausgnlic umfaßt 4 weiten. Lauptschristleiter: Tr. B'rnh. Weftenderger. Verantwortliche Schristleiter: sür Politik Dr. Arno Günther: oie .HandclS»cituug Ualthcr -chtndler; süc Leivriger und sächsische^lngelegeulxiteii Arnold Jünke; sür Kunst und Wissen- sisast D». Arirdrich Lcbrccht: silr Musik Sugc« Gcgnitz: olerick: I. Haarkrld; siir die Reise-, Buder- und BerkehrSzeilun«, Ludwig Mrner. — Für den Anteiqeiueil -einr. Valser. P.'ilnj,: Lciv.iqer ragcblatt. Oic lljckmst niit b.'schrsliiktcr Lattung. Druck: Fischer k -uintcn. " Sttmtllch in Lelpüli. kiömisober Not Notel cke koms reebts vom 4nlialter ttabuliok (kt!»'! Ut-Ücwuuudir.), 3 Kiuutoa vom l'otscksmvr stabvbol. / moier von «D ssjs an HV»«vt»t«»tI^ttv lUiL Vrittanten, Gsld, Silber, Platin« usw. kaust Würscher. Märst 2.1. 8t. ^Vüi Ptrviertnlltgttngen, rchrcivinaschineil-Arbettcn, ^ebmutrlvr, Neunlarit 7b, Ein- aang Ltensetzerardetten Stto Lchöohrrr. Tüpsermrister, Humboldtnraßr 7. 8ekvi ÄereinSbcstcU nn g rn nicht mehr nötig! Ebenso billig jede» Quantum Briketts direkt durch uns. »tohIrii-drikrtt-Eentrale Leipzig, Bayersche Straße, Telephon Nr. 20402. ko, Aelt.Fr«« b. noch eia Tage t.d.Wo- fr^umAii»brss.Lind.,Spiltasir.1.I.r.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)