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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.10.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141008029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914100802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914100802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-08
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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die Selagerung von Przempfl. Wien, 7. Oktober. Mittags wird amtlich mit. geteilt: Unsere Offensive erreichte auch gestern da und -ort unter kleineren Gefechten Überall ihre Ziele. Laut Meldung eines von einem küh nen Fluge aus Przemnsl zuriickgekekrten Leneral. stabsofsizieres wird die Verteidigung der Festung von den kcnnpsbegcisterten mit großer Tüchtigkeit und Umsicht geführt. Mehrere Ausfälle gegen di« zurückgedränoten feindliche» Linien brachten zahlreiche Gefangene ein. Alle Angriffe der Nutzen brachen unter furchtbaren Verlusten im Heuer der Festungswerke zusammen. ?n den Karpathen steht westlich des Wmzlower Sattels kein Feind mehr. Der bei Marma- ros-Sziget eingebrachene Gegner ist zurück geschlagen. Die Stadt >st vergangene Nacht in unse ren Besitz zurückqelangt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes v. Hoeser, Generalmajor. Spionage an der galizisch-ungarischen Grenze. * Krakau. 8. Ottvbcr. Hiesige Blätter berichten: Im Frühjahr hat ein französisches Konsor tium ein an der galizisch-ungarischen Grenze ge legenes 'Naphtha-Terrain angekaust. Französische Ingenieure nahmen das ganze Gebiet kartographisch auf. Jetzt hat sich herausgestellt, das; es sich bei dem ganzen Unternehmen um Spionage zugunsten Rüglands bandelte. Seleuchtungseinjchrankung in London. Nach einer Meldung des „B. L.-A." aus Lan don sind nach einer Verordnung des englischen Mi nisters des Innern in London vorläufig ab 1. No vember alle Lichter und Laternen, die von oben herab sichtbar sind, an ihrer oberen Seite zu bedecken, die Beleuchtung der Läden cinzu schrän ken und ununterbrochene Lichtreihen zu löschen. Sesetzung -es Hinterlandes oon Tripolis durch die Franzosen. Franljurt lMains, 8. Oktober. Die „Frankjurler .Leitung" meldet aus Nom; Nach einem Privat- brief aus Tripolis haben die Franzosen Anfang September die Oase von Bartat oder Barracat besetzt, die als zu dem Hinterlande von Tripolis gehörig betrachtet wird. Ein japanischer Minensucher vor Kiautschou gesunken. Aach einer Reutermcldung aus Tokio ist ein japanischer Minensucher beim Zerstöre» einer Mine vor Kiaut schon gesunken. Neun Mann der Besatzung ertranken, während vier Man» gerettet werden tonnten. Torpedoboot 8 Nk gesunken. Der größte Teil der Mannschaft gerettet. 2 Berlin, 8. Oktober. (Von unserer Berliner Redaktion.) Wie mir erfahren, ist am t>. Oktober das Torpedoboot 11k" während des Vor post en dien ft es durch den Torpedoschuß eines englischen Unterseebootes verloren gegangen. Fast die gesamte Besatzung konnte gerettet werden. Soweit die Meldung, an deren Nichtigkeit leider nicht zu zweifeln ist. Immerhin ist der Verlust noch zu ertragen. Bei dem Torpedoboot 11K" handelt es sich nm ein älteres, aus dem Jahre 19U2 stammendes Schiff, das also eigentlich schon ersatzpflichtig war. Die Lebensdauer dieser Schissstlassc beträgt 1- Jahre. Das Boot hatte M Tonnen WasjerurrLränoung nnd eine Besatzung von IM Man;,. Diese scch ig M a n :i sind, wie ge jagt, bis aus einen ganz kleinen Bruchteil ge rettet worden, uno zwar von unseren eigenen Streitkräften, die in de, Nähe weilten. Die Ge schwindigkeit des Pool« , betrug 2ti Knoten. Der Gegner, dem unser Boot zum Opfer siel, war, wie man uns mitteilt, das englische Untersee boot „bi it". Dieses hoc nach Len uns zuqegangenen Mitteilungen daraufhin einen englischen Hafen aus gesucht. Suchomltnow russischer Generalftabschef. Wie dem „B. T." über Notterdam aus Petersburg gemeldet wird, ist der russische Kriegsminister Snchomlinow zum LH es des General stabs ernannt worden. die Nückkrhr elsWfther Zamilien in die Heimat. Frantfurt, 8. Oktober. lPrioatmeldung.s Aus der Provinz Hessen-Nassau sind über 3000 vorüber- aehend untergebrachte elsässische Familien aus dem gefährdeten elsässischen Grenz gebiet nach ihren inzwischen von Len französischen Einfällen gesäuberten H e i m a 1 g e m e i n de n zu rückgekehrt. Weitere 3000 elsässische Familien aus Thüringen werden ihnen noch diese Woche folgen. weitere Meldungen. Seinen 7b. Geburtstag feiert heute im Felde der Generalarzt Dr. Hartwig aus Wilmersdorf. Der Jubilar hat bereits Len dänischen Feldzug mitgemacht und war auch an den Leiden Feldzügen oon 1866 und 1870/71 beteiligt. Vie Riejenjchlacht in englischer Seleuchtung. „Dagens Nhhelcr" in Stockholm erhält fol genden Bericht seines Korrespondenten. Als ich in einer der letzten Nächte durch die Straßen non Paris ging, sah ich einen großen Bo l ks a uf laus und inmitten der vielen Menschen drei englische Soldaten mit der Binde des Noten Kreuzes cun Arme. Sie kannten anscheinend den Weg nicht und verstai d u kein Französisch. Ich ging auf sie zu und fragte den Sergeanten: „Wohin wollen Sie'?" — „Nach der .Kaserne der Kolonial-Insanterie." Es war Uhr nartzts, aber trotzdem saßen wir 20 Minuten später aus einer Bant aus dem Boulevard jen seits der Seine. Es gingen zwei schläfrige Poli- zeibeamte an uns vvrbei, die, seitdem es keine A pacheu mehr i n P aris gibt, Muhe haben, in der Nacht nicht cinznschiafen', und die schläfrig die Hand zur Mutze führten, um die englischen Soldaten zu grüßen, obwohl es noch gar nicht so lange her ist, daß dieselben Schutzleute in Wut gerieten bei dem Gedanken an das „perfide Albion". Der Sergeant zog den Korken aus seiner Feldflasche; sie war mit Jamaika rum gefüllt, und wir ließen sie in die Nnnde gehen. Die drei kamen direkt auS der Schlacht. — Warum sind Sie hier? — Weil w i r unser Negiment verloren haben; wir sollten einige Verwundete bergen, aber als wir lierübertamen, war das Negiment fort, es war uns gan'^ unmöglich, es wiederzufiuden. Wir haben 6 -Ltundcn lang gesucht, und end lich sanden wir ein fran zo s i s ch e s Negiment. Ein Offizier zeigte uns den Weg zur nächsten Eisenbahnstation, und nun sind wir hier. Jetzt wollen wir in der Kaserne der Kolvnial-Jnsan lerie O.uartier für die Nacht machen. Es kam mir so bizarr nnd so unglaublich vor, wie diese drei Soldaten ihr Negiment nicht wiedersinden konn ten. Ein g a n z cs Negi m ent, das plö tz- tich vcr s ci> wnndeu i st. Wie war es in der Schlacht'? Der Sergeant autiovrtele: Sir, >vie Sie wissen, haben wir den Befehl bekommen, nichts vor l t Tagen zu erzählen, aber das eine kann ich Ihnen sagen nnd versichern: Wir kommen direkt aus der Holte, ja, cs war absolut die Hölle, und die andern Soldaten wiederholten dasselbe. Der Sergeant fuhr fort: Sb Sie nur nun glauben oder nicht, aber als wir die Stadt verließen, waren die Felder Hausettweile mit Leichen und Berwun beten bedeckt. Aber nicht etwa zerstreut auf dem Felde, sondern direkt hngelwei s e. Wir sind hierher in einem Berwnndetenzngc qe fahren. Diese kamen vom rechten Flügel der großen Schlacht. Wissen Sie, was sie berichtet Hatzen'? Tas, die M a a s a n g e f ü ! l t w a r m i t Leichen, aber großer Gott, wie g e h e n die D e n t s ch e n a n ch vor! Sie kommen mir vor wie dicke, wandernde M a u ern , und wenn man irgendwo eine Bresche aesckwssen hat, stehen sosorr neue dahinter, und so ging es die ganze Zeit; aber ihre Offiziere sind außer ordentlich tapfer. Ich habe Halle gesehen, wo Vie stunÄerk Tage. rlls Noinan aus dem Jahre 181b von M. von Witten. Hatte er sic schon vergessen'? Oder zürnte er ihr deshalb doppelt, weil sie ohne Abschied von ihm gegangen, weil sie ihm nicht noch einmal die Beweggründe ihres Handelns tlargelegt? Gott! Es wäre ihr damals ganz unmöglich gewesen. Sie wäre eher gestorben. Aber heut, in dieser Stunde da konnte sie'-.-! Alle Tore ihre-' Herzens standen weit offen. Alle Gefühle, die drinnen verschüttet gewesen, oractzcn wie warm quellende Ströme hervor. Wenn sie denn sehe, den mußten — so sollte es wenigstens in Frieden sein! Und ohne sich zu besmncu, griff sie zu Papier uud Feder und schrieb und schrieb, als ob sie ihre Seele ausschreiben wollte einen Brief nach dem andern. Und ein Bries nach dem andern wurde wieder zerrissen. Schließlich aber blieben doch ein paar dürftige feilen stetzen. „Otto, habe ich Dir Leid zngefügl, so vergib mir! Ich hätte nie die Deine werden dürfen! Daß ich es doch lai, das rärbi das Schicksal nun an uns — an mir. Leb ivobl! Golt schenke Dir Glück — unendlicb viel tOlück! Und gedenke unsres kurzen Zusammenlebens als eines fckw neu Traumes, zu schön für diese Erde Tosta." Noch einmal überflog sie die wenigen Zeitcii, dann schloß sic den Brief, siegelte ilm nnd drückte das Petschaft auf -- alles in einer Hast, als fürchte sie, es könne sie gereuen. Mit fliegender Feder flog die Adresse auss Papier — ein zartes Rosa lag auf ihren Wangen, ein f. uciner ^cknm mcr glänzte in ihren Angen sie lös ellc fast So traf sie der Barer. „Toska, verzeih, daß ich so ifereinbrcche! Du hörtest mein Klopfe:: nicht!" Er hielt die eichene Tür des Salons, die sie vorhin zugeschlagen, in der Hand, und stand zwischen Tür und Angel in seiner schönen Gardeuniform vor ihr. „Ge statte! Graf Dubvit, der morgen zur Armee abgehl, möchte sich dir persönlich empfehlen!" Aufspringen und den Brief in die Schreib mappe schieben, war eins gewesen. Blntüber- gossen trat sic dem Bater entgegen. „Ich lasse bitten!" sagte sie verwirrt. Philipp von Eure schlug den Türflügel wew zurück und lud den Gast ein, näher zu treten. Es war ein feinglcedriger, dunkeläugiger Offi zier, einen halben Kopf kleiner als der hoch gewachsene Bater, mir schmalem, gelbbraunen Gesicht in der lichtblauen Uniform der Husaren. Eine chevalercslc Liebenswürdigkeit, die sich wie eben setzt — bis zur glutvollen Schwärmerei stei gern konnte, schien den Grnndzug seines Wesens zn bilden. Mit graziöser Verbeugung ergriff er die Hand der jungen Fran und führte sie an die Lippen. In Toskas Antlitz ging und tam die Farbe. Das geheime Werben in diesem Blick, in die. sem Handkuß lat ihr weh. Nein! Es einvörtc sie. Und doch ließ sie sich ans dem 2ofa nieder uud lud dcu Grasen ein, Platz zu nehmen. Ein Ge spräch entspann sich leicht steigenden Raketen gleich, indes der Bater, sich entschuldigend, für ein paar Augenblicke das Zimmer wieder vcr. lassen hatte. Das war ihr peinlich, nm jo mehr, als ihr gerade in diesem Augenblick einficl, daß sie, als sie noch in Eourreües war, ja diesem Manne zur Gattin bestimmt war. Doch desto launiger und sprühender sielen ihre Antworten aus. Dabei dachte stc im Grunde ihres Herzens aber nichts anderes als: Der Brief! Der Bries! Wie fange ich's nur an, daß Otto den Bries er hält? Mt der Post ihn befördern? Unmög licti! An einen prcnßnchen Offizier gerichtet, würde er so nahe vor Ausbruch der Feind, sellgkeiten gewiß zurückgchalten, mindestens aber vor Weiterbeförderung erbrochen werden. Daun lag ,hrc Seele offen vor fremoen Augen! Aber, wenn sie den Pater ins Geheimnis zöge? , diese schwerverwundet auf dem Schlachtfelde lagen nnd aus ihrem Revolver Schuß auf Schuß abfeuerten, sie wollten keinen Pardon haben. Es war unterdessen V-H Uhr geworden und der Tag graute. Der Sergeant schloß mit den Wor ten: Entschuldigen Sie, aber das ist ein ..tzlooäv ein blutiges Geschäft. Wo habe ich diese Worte früher gehört'? Sie stehen irgendwo im Shakespeare. Zitiert er diese mit Witlen oder ist es nur ein Zufall? Die drei sagten mir ietzt Lebewohl, ich blieb noch eine Weile sitzen und erwartete den ersten Straßenbahnwagen. Hur Leiprig unü Umgebung Leipzig, 8. Oktober. §amiliennachrichten. Verlobt: Fcl. Manila Lncpcl »til Henn Paul Beniert in Leipzig. wcktorbcn: Herr Hugo Schmnlsrieg in Leipzig, Llto- EchiU-^ir. 0, 17 Jahre alt, Beerdigung LonnaSc'iw »orm. Uhr Fot>an»issriedl>oi. — Herr Musikdirektor a. T. pieiuholo Hagenstein i» Leipzig, Lüdilr. 10, Beerdigung Areiiag nach«». Z'.-t Uhr Südfriedhof. — Herr Otaslwirt cÄustav Fischer ,n Leipzig, Taut>ck»emoeg 87, Beerdigung Sonnabend norm 11 Uhr Trinitalissriedhas. — Frau irniilic Prost geb. Moebin-ü in L Lindenan, Beerdigung Sonnabend norm. II Uhr Iodanni?- friedhos. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 9. Oktober: Keine wesentliche Witterungsändcrung. Sonnenaufgang 0 Uhr 19 Minuten, -Untergang 3 Uhr 23 Minuten. Mondaufgang 7 Uhr 8 Minuten, -Untergang 12 Uhr 17 Minuten. Wetternachrichtcn vom 7./8. Oktober. Bom Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel rings umher, matter Sonnenuntergang, Himmelsfürbung orange. Pilotausstieg. Erdboden: still; 300 Meter: Nordwest 3; 1000 Meter: Nordwest 5; 1900 Meter: Nordnordwest 0; 1400 Meter: Wolkengrenzc. * Das Eiserne Kreuz erhielten, der Oberleutnant d. N. Martin Blancke, Kolonnenführer der Ka vallerie-Kraftwagen-Kolonne 3 der 9. Kavallerie- Division. (Blancke bekleidete den Posten Les tech nischen Direktors der Deutschen Flugzeugwerke Leipzig-Lindcnthal); ferner der Lehrer Kurt Polster von der hiesigen Kgl. Taubstummenanstalt, Unteroffizier d. R. im 107. Infanterieregiment. (Er wurde gleichzeitig zum Feldwebel ernannt.) Von städtischen Beamten wurden weiter mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet: Ratsregistrator bei der städti schen Beamtenkrankenkassc Fritz Zuchhold, Bizc- feldwebel d. L. im Landwehrinsantcrieregiment Nr. 106, 3. Kompanie, zurzeit verwundet im Lazarett Bad Nauheim: Ratsexpedienr beim Steneramt Mar tin Ficker, Gefreiter d. N. im Neseroe-Infanterie- regimcnt Nr. 100, 12. Kompanie; Wohlsahrtsschutz- mann Max Lei tert, Vizefeldwebel d. L. im Land- wehr-Infanterieregiinent Nr. 106, 1. Kompanie. " Auszeichnung. Die Königliche Kreisbauptmann- ichaft Leipzig hat dem seit 8. Oktober 188g ununter brochen in dem Betriebe der Großen Leipziger Straßenbahn in Lelpnq l-eschüfligien Schaffner Earl Lehmann in L.-Connewitz eine Belobigunqs- urlunde ausgestellt, die ihm beute in Gegenwart des Direktors Götz an Ratsstelle ousgehäudigt wurde. * Erbauung von 2 Baracken kür Obdachlose. Am 26. September d. I. wurden in Leipzig 48i obdach lose Personen gezählt (33 Männer, 102 Frauen und 3H! Kinoerj gegen 329 im Jahre 1013. Zur Unter bringung dieser Personen reichen das Obdachlosen baus in L. Tbcmderg und die kleinen Armenhäuser in Möckern. Stünz und Probstheida um so weniger au-, da befürchtet werden muss, daß die Lage der jenigen, die schon jetzt kaum eine Wohnung finden tonnten, durch die gegenwärtigen Kricgsverbältnisse noch verschlimmert wird. Der Rat bat deshalb be schlossen, auf dein hinter der Desinfektionsanstalt liegenden, dem Iohannishospitalc gehörenden Lande noch zwei Bar-acken zu errichten, die ebenso gebaut nnd eingerichtet werden sollen, wie die bereits im Obdachlosenhausc befindlichen drei Baracken. Die . eine Baracke soll als Isolierraum bei ansteckenden Krankheiten benutzt werden. Da jede Baracke, die >2,20 Meter lang und 11.30 Meter breit sein soll, Platz für 100 bis 130 Personen haben wird, können in den beiden Baracken 200 di- 260 Personen unter gebracht werden. Die Küsten für die beiden Ba racken, deren Bau so beichleunigt werden soll, daß die erste bereits Anfang Januar belegt werden kann, werden zusammen unter Berücknctztiauna der jetzt eingetretcnen Preissteigerung 83 .">00 .<( betragen. Diese Kosten sollen in 3 Iotzresbcträgcn oon 18 000 bzm. 11300 .tt deut Betriebsvermögen, zu besten Lasten sie bewilligt wurden, zurückerstattet werden. * Liebesgaben für das Negiment „Leipzig". Der vergangene Sonntag war ein Tag der Freude für die Mädchenhorte: im Hause von Herrn und Fran Konsul Sperling, Gohlis, in dem der Führer des neugebildeten Regiments „Leipzig", Obern Baumgarten Cruiius, einquartiert war, aino der Atnctzied des Regiments vor sich Von den Vorstandsdamen des Gohliser Hortes war ein Tiick; mit Liedesguven hcrgerichtet. auf dein neben allertzand nützlichen Gescheuten ;ur die Soldaten auch die Arbeiten der Leipziger 300 Mädchenhort-Kinder ausgeleqt waren Die klenien Hände hatten fleißig gearbeitet: eine Fülle von Strümpfen, Leibbinden, Schals, Müffchen nnd Handschuhen waren vertreten, ebenfalls 60 Nähbcuteichen, die den cmweienden Soldaten eine ganz besondere Freude bereiteten. Die tiefe Rührung der Männer, für die die Kinder gearbeitet hatten, wird diesen der schönste Tank sein für die Mühe, die ihnen in Wirklichkeit nur eine Freude war. " Verlegung der Endhaltestelle der Linie lv. Die Große Leipziger Straßenbahn will die bisherige Endhaltestelle ihrer Linie H in der Torgauer (an der Eraßdoner) Straße in östlicher Richtung ver legen, da sich an jener Stelle durch das Aufstellen und Verschieben der Wagen öfters Unzuträglich keilen für den Verkehr und für die Anwohner er geben haben. Der Rot hat genehmigt, daß die End haltestelle in das unbebaute Gebiet der Torgauer Straße nördlich der Eisenbahnstraße verlegt, werde. Die Kosten und Verpflichtungen für -ie Straßen herstellung, -Unterhaltung und -rcinigung hat die Gesellschaft zu übernehmen. * Freiwillige Helfer überall. Die erste Waggon ladung mit 23 000 kleinen Krügen des echten best doppelten „Steinhäger", die oon der ältesten und größten Stcintzägcr-Brennerci H. W. Schlichte in Steinbaaen i Wests, gespendet ist, ging am 2. Ok tober nach Münster zur Sammelstelle für Liebesgaben ab. Möge der Trunk unseren Kriegern ein Labsal sein, zumal bei dem jetzt einsctzendcn rauhen und nassen Herbstwetter. * Privattelearamme an Angehörige des mobilen Feldheeres nnzniässig. Vom Publikum wird immer wieder der Versuch gemacht, Telegramme an Ange hörige des mobilen Feldheeres auizulicfern. Es wird nochmals daraus hingcwiescn, daß solche Tele gramme unzulässig sind. * Bom Landesverband der Saalinhaber im Königreich Sachsen war an oie diesem Verband an gehörenden Vereine die Anregung ergangen, doch in Mitgliedcrkreisen dahin zu wirken, daß dieselben ihre zurzeit leerstehenden Räumlichkeiten zur Auf nahme von Verwundeten zur Verfügung stellen sollen. Erfreulicherweise hat diese Anregung ihre Wirkung nicht verfehlt und cs laufen noch täglich Angebote von Räumlichkeiten ein. Der Verein Marienberg hat allein 24 Säle, 16 Vereins zimmer, 67 Fremdenzimmer und 273 Betten für den genannten Zweck zur Verfügung gestellt. 1'. Abfahrt Arbeitsloser nach dem Osten. Gestern mittag gingen vom Arbeitsnachweis in der Münz gasse etwa 1000 Arbeitslose nach dem Eilen burger Bahnhofe ab. um von dort aus nach dem öst lichen Kriegsschauplätze abzufahren, wo sie Notstands arbeiten verrichten werden. * Nathanaelgcweinde Leipzig - Lindenau. Der letzte der hiesigen Kriegs Familirnabcnde erfreute sich gleich den vorhergehenden eines zahlreichen Bc- ßiches. Erste Kräfte, wie die Konzertsängerin Fräu lein Wilma Tammo mit ihrem prächtigen Sopran, der Oehmichcnsche Gesangverein und die der Kirch gemeinde, Hatton sich bereit gesunden, die Abende, die besonders jür die Angehörigen der im Felde stehenden Soldaten veranstaltet werden, musikalisch anszuschmüäen nnd durch Darbietung zeitgemäßer Lieder zu verschönern. An Borträgen börte man die ebenso interessanten wie instruktiven 'Ausführungen von Medizinalrat Dr. Poctter über „Sanitäre Maßnahmen im Kriege", von Direktor der 33. Be- zirksschnle Kirsch über „Alte fromme Klänge", die 8vdrk!idw.L8vditlvv LkemiM-, i«. Xirlit Ci iininli!>ebe 81r-, 2-t. Do!. 12989. Le, Das noch weniger! Sie hätte sich ihm gegenüber allzusehr dieser Schwäche wegen — sie fand bei sich selber kein anderes Wort — geschämt. Aber wie nur? Wie? Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Und ohne weiter zn bedeuten, wie ihre Worte aufgcsaßt werden könnten, nur einzig ihr Ziel im Ange haltend, beugte sw sich vor: „Graf, Sie gehen morgen zur Armee?" „Ich reise in wenigen stunden!" „Wollen Sie mir einen Gefallen tun?" „Befehlen Sie, Madame! Für Sic hole ich die Sterne vom Himmel!" „So unbescheiden bin ich nicht! Nur ciucn Brief bitte ich Sie zu besorgen, einen Brief, den ich der Post nicht anvcrtrauen möchte." „Einen Brief? Etwa an — mich?" Sprachlose Hoffnung in den lächelnden Augen ergriff der Graf Tvst'as Hand. Beinahe heftig stand sie ans. „An — an — meinen Mann" woltte sie sagen, und brachte es doch nicht über die Lippen — „an Herrn von Jäger." -Hastig hatte sic sich abgcwandt, war wieder zum Schreibtisch getreten und halte den Brief aus der Mapve gezogen. Jetzt hielt sie ihni bittend das Schreiben entgegen. Auf seinem langgewordencit Gesicht prägte sich eine große Enttäuschung aus. Sic sah es wohl, und sah es doch uuu, nicht. Zu bitter quoll mit einem Male wieder der Scbmerz nm das verlorene Gluck in ihr herauf. „Also — als Postillon d'amour —?" macqte er gedehnt. „Nein! Nicht als Postillon d'amour — als Uebcrmittler eines letzten Abschiedswortes habe ich Sie ausersehen", entgegnete fie mit zuckenden Lipvcn. „Ich sage Herrn von Jägcr mit diesen Zeilen füt immer Lebewohl. Der Post über, geben, würde ihn der Brief jetzt nicht erreichen. Sic reisen an die Nvrdgrenzc Frankreichs —» Sic werden irgendein Mittel ausfindig machen, nm das Schreiben sicher in seine Hände gelangen zu lassen." " v.-- -- Gras Dubvits bewegliche-.- Gesicht hatte sich sichtlich erhellt. Ja, es lag das Borg.füht eines Triumphes dciiauf. Sc.w:> wollte er den Brief ergreifen. Da glitt von neuem ein Schatten über seine Züge. „Wir sind im Kriege! Wenn nun der Bries — Aufklärungen enthielte'?" Toska reckte >ich am. wheitsvoll, mit kal- ten, strafenden Augen blickte sic ihn an. „Mein Herr — um sich mit Spiouage ab. zugebcn, dazu hält sich die Tochter Philipp von Eures für viel zn i:ocl>. Zwciwln Sie daran, dann lesen Sie den Bries!" Sie machte Miene, ihm das Schreiben fortzunehmen, nm cs zn erbrechen — vielleicht auch, nm es zn zerreißen. Er aber fühlte sich beschämt: zugleich freilich auch im tiefsten Herzen beruhigt. „Berzcihnng, Madame! Verzeihung! Kein Wort mehr darüber. Ich werde tun, lvaS in meiner Macht steht, um Ihren Wunsch zu er füllen. Und kehre ich heim, ein ruhmgctröntcr Sieger, darf ich dann vor Sie hintreten, und Sic fragen, ob Sie auch mir zur Belohnung einen Wunsch erfüllen wollen'?!" Mit werben den Augen drang er in sie. Ihr Blick wich ihm auS. „Das Wünschen ist frei, mein lieber Graf! Und wer weiß! Vielleicht haben Sie bis dahin Ihre Wünsche vergessen!" „Nicht in alle Ewigkeit!" Da trat Herr vvn Eure wieder ein. Er war vor zwei Tagen zum General befördert. Tosta wandte sich ihm zu. Die alte, heiße Kindesliebe durchflutete von neuem strahlend ihr Herz. Wie schön er war in seiner prächtigen Generalsuniform! „Ja, ja!" nickte er gütig-schmerzlich. „Nun heißl's scheiden, Tosla. Es wird Ernst! Morgen gehe auch ich zur Armee!" „Auch du'?!" Sie schreckte zusammen. Ent setzen trat in ihre Augen. „Dann bin ich ja ganz einsam " (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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