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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141009018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914100901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914100901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-09
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 514. Morgen-Nusgsve. leipziger Tageblatt. Frettas, 9. Vktovrr 1914. waren in der Kirche verborgen, verltrtzen sie nach dem Gottesdienst l!) durch «ine Seitentür und stürzten sich plötzlich aus die Landwehrleute. Einig« der letzteren erreichten die Dampsbahn, aber die Franktireurs töteten den Zugführer und er mordeten die Soldaten. Daraufhin wurden 8000 Mann zur Züchtigung Lanaekens ent- sandt. Diese vernichteten die Kirche und nahmen eine Anzahl Bewohner gefangen. Die Mörder sind zum Teil nach Holland geflohen. hollanüs Sorgen. Rotterdam, 8. Oktober. Die Versorgung der zu Tausenden und aber laufenden eintreffenden belgischen Flüchtlinge wird ein für Holland schwieriges Problem. Zu Tausenden treffen sie noch immer mit Zügen, Dampfern und zu FuN ein. In Rosendaal füllen über mindestens 0000 Flüchtlinge Plätze und St ratzen. Sie legen sich in Gruppen auf den nackten Boden nieder. In Rotterdam brauchte aber niemand im Freien zu übernachten. Dort wurden die Flüchtlinge noch den Schuppen der Holland —Amerika-Linie geführt, wo 1200 Betten für ihre Ausnahme bereit standen. Die Schlacht an -er Msne. Kopenhagen, 8. Oktober. „Ratioualtidende" meldet aus London: Alle vorliegenden Rachrichten sttmmen darin überein, datz die Rief en sch lacht in Frankreich nun ihren Höhepunkt erreicht hat und noch in dieser Woche die Entlchei» düng fallen mutz. Die Kämpfe auf dem linken Flügel werden nut einer selcht unter diesen blumigen Zuiammenstötzen bisher unbekannten Heitigteit »ort gesetzt. Die Deutschen juchen mit einer Hart näckigkeit, von der man sich teure Vor stellung macken kann, sich der Eisenbahnlinie zu bemächtigen. Der Kamps nördlich von der Somme hat einen deiart furchtbaren Charakter, datz er unmöglich lange anhaltcn kann. Eens, 8 Oktober. (Eig. Drahtm.) Die neueste französische Generalstabsnote kann keinen Vormarsch eines französischen Detachements in der Gegend von Arras verzeichnen. Diese Wirkung hatte das resolute Vorgehen der deutschen Reiterei, dre nach dem jranzösischen Bericht aus Lille jür den heutigen Tag die Fortsetzung des glotzen Umiang versprechenden Kampfes erwartet. In der weiteren Umgebung von Royon machen die Franzosen fortgesetzt Anstrengungen, einen deutschen Durchbruch ihrer Stellungen zu verhinder n- Englanüs Ansicht. Stockholm, 8. Oktober. lEig. Drahtber.) Die „Times" schreibest: In der Schlacht an der Aisne, ie bis jetzt 21 Tage dauert, zeigen die Deutschen e unerschöpfliche und bewunderungs würdige Aktivität. Rach dem Korrefpon- oenten der „Daily Mail" ist es keine Schlacht zwischen Männertl, sondern zwischen Ma schinen. Der Kampf hat dadurch etwas Unvcr- whnliches und Unwirkticlxs bekommen, wenn inan bedenkt, vah ein einziger Mann durch einen Druck feines Fingers imstande ist. hundert starke und nütz liche Mitbürger zu vernichten. London, 8. Oktober. Ajhmcad Bart let schreibt im „Daily Telegraph": „Deutschland hat einen grotzcn Vorteil vor anderen Rationen dadurch, datz die Gesamtheit des Volkes mili tärische Ausbildung erhält und jeder ver fügbare Mann unter den Waffen steht. Deutschland hat nicht weniger als .,1 Armeekorps. Diese Masse von Menschen, die sich in der Defensive hält, bedeutet eine furchtbare Macht, so datz cs grotzc Reuopfer seitens des englischen Volkes erfordern wird, um sie zur Unterwerfung zu bringen. Die Franzosen kämpfen tapfer in der Verteidigung ihres Bodens, aber dre Kraft ihrer Armeen, eine ernste Angriffsbewcgung auszuführen, vermindert sich täglich. London, 8. Oktober. Die „Morning Post" schreibt: Die durch den Krieg offenbar gewordene Haupt tatsache ist die ungeheure Stärke Deutsch lands, die es ermöglichte, die Russen aus Ost- prcutzen zu vertreiben, ihnen von der Ostsee bis zu den Karpathen entgegenzutretcn, zugleich Belgien zu überrennen, die verbündeten Armeen von der Tambre dis zur Marne zu treiben und nach dem Rückzüge an die Aisne diese Linie zu halten und selbst die rechte Flanke auszudehnen, dabet die Be lagerung Antwerpens vorzuberriten und die Angriffe gegen diese Stadt vorwärtszusühren." In einem zweiten Leitartikel schreibt die „Morning Post": „Das Ende i st noch nicht da. Wer auf einen frühzeitigen Zusammenbruch der deutschen Macht rechnet, verkennt die Lage gründlich. Deutsch land besitzt noch sehr grosze Kräfte und verfügt über autzerordentliche Hilfsquellen. Es besitzt ferner eine sehr starke Stellung. Im Innern besteht kein An zeichen und keine Wahrscheinlichkeit für eine innere j politisch« Zersetzung, wie manche Leute sie gern prophezeien. Der Kampf hat erst sein erstes Stadium erreicht. Das unmittelbar? Ergebnis ist noch zweifelhaft." Zrankrelchs letzte Anstrengungen. Zürich, 8. Oltober. (Eig. D r a h t m e l d u n g.) Italienischen Blattern zufolge ruft Frankreich seine letzten Reserven ein. Von der ita lienischen Grenze wurden alle Truppen zurückgeholt, die nicht unbedingt zur Aufrecht erhaltung der i n n e r e n Ordnung notwendig sind. Die in Italien ansässigen französischen Reservisten werden in den allernächsten Tagen einberufen. Haag, 8 Oktober. Aus Haag wird gemeldet, datz die französische Armee Mitte Ottober neue schwere Creuzot-Geschütze erhalten soll. Neue Morler bei Nüßen un- Errglänüern 1 London, 8. Oktober. „Daily Chronicle" meldet aus Petersburg, datz an den Kämpfen am Rjemen auf russischer Seite Mörser eines neuen Modells der Putilow - Werke teilge nommen hätten, die ein sehr grotzes Kaliber be- sätzen und gleichzeitig sehr beweglich seien. Artillerie- Sachverständige hätten erklärt, datz das neue Ge schütz allem, was von deutscher Seite an Ge schützen bisher an der Ostgrenze gezeigt wurde, vollkommen gleichwertig sei. Andererseits sollen dieEngländer ein Angebot von amerika nischen Akörsern erhalten haben. Wie „Daily Telegraph" aus Rew Port meldet, werden in dieser Woche drei hervorragende amerikanische Ingenieure in London eintrefsen, um dem Kriegsministerium das Modell eines neuen Mörsers anzubietcn, der an Leistungsfähigkeit den grotzen deutschen Haubitzen gleichkommen soll. — Soll! Vie Lage in Ungarn. * Budapest, 8. Oktober. Nach Blättermeldungen hat die Stadt M a r m a r o s - S z i g et während der Besetzung durch die Russen keinen besonderen Schaden erlitten. Die Russen hielten auf strenge Disziplin. Es war den Kosaken verboten, zu plündern. Offenbar wollten die Russen die Sympathien der rumänischen und ruthenijchen Bevölkerung gewinnen, die sich jedoch in ihrem Patriotismus nicht schwankend machen ließ sondern bemüht war, die österreichisch- ungariichen Truppen durch Rauch- und Feuersignale zu unterstützen. Zurzeit befinden sich nur noch unbedeutende Gruppen russischer Truppen im Beszterczer Komitat. Sie versuchen unbe merkt über die Grenze zu gelangen. Die Cholerafiille in Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. Oktober. Vom Sanitätsdepartement des Ministeriums des Innern wird mitgeieilk: Am 7. Ottober je ern Fall asiatischer Cyolera in Wien und Graz, zwei Fälle in Mähren und G r o tz - N i em t s ch i tz im Bezirk Auspitz, je ein Fall in Jäger ndorf und Teichen in Schlesien und in Galrzien, sowie zwei Fälle in Plattowa im Bezirk Reu-Sandeck bakteriologrich ermittelt worden. In Wien, Graz und Jägerndorf sowie in Grotz- Rlemtickitz handelt es sich um Perwnen, die vom nördlichen Kriegsschauplätze eingetrofien waren. Ferner wurden nach einem am 6. Oktober ein gelangten Bericht in Gorlice in Galizien 20 Fälle bei Militärpersonen durch bakteriologische Unter suchung festgestellt. Portugals Absichten. Wie wir bereits im Abendblatt meldeten, scheint die Situation in Portugal kritisch geworden zu sein. Es ist nicht unmöglich, datz uns der eng- lischt Vasallenstaat mit einer Kriegserklärung erfreu?. Von gut unterrichteter englischer Seite wird über Norwegen dem „B. T." zu dieser Frage noch ge- meldet: In der Umgebung des Königs Manuel herrscht fieberhafte Tätigkeit und Auf- regung. Oft find Dutzende seiner portugiesischen An hänger zu Konferenzen bei ihm und englische Ofn,ziere und Beamte nehmen offen daran teil. Es soll sich darum handeln, in Portugal mit eng- lischem Geld eine grobe Bewegung zugunsten eines Anschlusses an Frankreich und Eng- land zu inszenieren. Für Portugals Hilfe sicherte England das deutsche Ambo- und Damaraland bis zum 22. Grad südlicher Breite und von Deutsch- Ostafrika den Süd teil bis zum 10. Grad «in- schlietzlick Lindi als Beute zu. Die portugiesischen Hilfstruppen sollen über Nantes nach Orleans ge bracht werden. Im Kampf gegen die „Barbaren" solle dann plötzlich „König Manuel" als Führer der portugiesischen Truppen erscheinen, um sich später von seinen ruhmgekrönten Soldaten im Triumphzug nach Portugal zurückführen zu lassen. Es ist ganz recht, datz sich Herr Manuel, der einst so mutig aus Portugal entfloh, auf die Seite un serer Gegner geschlagen hat: denn für das deutsche Heer, in dem sein Schwiegervater eine Ehrenstelle bekleidet, wäre er doch „völlig dienstuntauglich" ge wesen. Ein Lanösmann, üesten man stch schämen muß. Schweizerischen Fabrikanten und Händlern ist von deutschen Schuldnern angezeigt worden, datz sie wegen des hohen Wechselkurses (84,25s die Rechnungen nicht begleichen könnten. Da es überdies nicht im Interesse des Deutschen Reiches sei. datz in Kriegszeiten Geld ins Ausland geschickt werde, so habe der Absender das Guthaben im Betrage von . . . Franken in der deutschen fünfprozentigen Kriegsanleihe an gelegt und werde die Zinsen gutschreiben. Nach dem Kriege werde man nur mit denjenigen Fabri kanten in Geschäftsverbindung bleiben, die sich mit obigem Verfahren einverstanden erklären. Hierzu schreibt die „Köln. Ztg.", der wir diese Mitteilung entnehmen, folgendes: Es wird jetzt zwar vieles erfunden, um Deutschland in Übeln Ruf zu bringen, aber das vom National Suisse in Chaux- de Fonds im vollen Wortlaut mitgeleilte Schreiben ist offenbar echt. So arm ist Deutschland nicht — vergleiche die Milliarden —, datz es im Aus lande auf Erpressungen ausgehen müsste, und cs gibt keine deutsck)e Vorschrift, die irgend jemand be rechtigte, sich seinen Verpflichtungen in einem neu tralen Staate zu entziehen. Das ist Schwindel: und gemeiner Schwindel, weil er einen patriotischen Vorwand nimmt. Hoffentlich stellt der Brief einen Einzelfall dar: mit der vermutlich übertriebenen Einleitung, datz vielen Schweizern von ihren deutschen Kunden so'che Anzeigen zugegangen seien, läuft er aber auch schon durch italienische Blätter und schadet bei den leichtgläubigen Lesern dem An sehen Deutschlands. Wir bedauern, datz der Ab sender nicht genannt ist: er verdiente, in deutschen Zeitungen an den Pranger gestellt zu werden. Auckermangrl in England. Aardiff, 8. Ottober. Das Blatt „Western Mail" erfährt, datz die Negierung aus Anlatz des Ma ngels an Zucker 900000 Tonnen Rohzucker zum Preise von 20 Pfund Sterling per Tonne angekaust hat. Dieser Zucker kommt von Java, Mauritius, Deme- rara und anderen Stellen. Vie Kämpfe in Mazeüonien. Sofia, 8 Oktober. Uebcr die Kämpfe in Maze donien wird weiter berichtet. Am 2. Oktober sand leim Orte Gardetz im Kreise Tikwesch ein hef tiger Kampf zwischen einer Anzahl eingeborener muselmanischer Bewaffneter, die iniolge der Bedrückung durch die Serben ins Gebirge flüchtete, und der Bande des berüchtigten serbi > chen Komi- tafichis Babunsti statt. Der Kamps dauerte den ganzen Tag. 20 Mann der Bande, darunter ihr Führer, sielen. Die Türken hatten einen Toten und drei Verwundete. Seitdem führten die serbischen Truppen und Komitatschis eine Schreckensherrschaft in den bulgarischen Dörfern der Umgebung von Gardetz. Auf eine Mine ausgelaufen. London, 8. Oktober. Der britisch» Fisch- Kämpfer „Lily" ist a«st«rn in der Nords«» auf ein« Mine gestotzen und gesunken. Von der Mannschaft sind sieben umgekommen. Vie Flüchtlinge -es „annektierten Lau-e-". Bordeaux, 8 Oktober. Präsident PoinearS, sowie die Minister Viviani und Millerand kehrten am Donnerstag hierher zurück. Der Minister rat hat beschlossen, datz die Bestimmungen über di» Aufschiebung der Fälligkeit der Miet«- Zahlungen auf diejenigen Elsah-Lothrtnger angewendet werden sollen, welchen die Berechtigung zum Aufenthalt in Frankreich gewährt wurde. Die Großherzogin-Witwe Anastasia will wieder russisch werden. Kopenhagen, 8. Oktober. „Politiken" bringt di» Mitteilung, datz die Grotzherzogin-Witw» Anastasia von Mecklenburg-Schwerin wieder ihre ursprüngliche Nationalität und den russischen Namen Anastasia Michailowna angenommen hat. Die Großherzogin-Witwe ist bekanntlich die Mut ter der Kronprinzessin, eine Dame von viel Exzentrizi täten, die aus ihren russischen Sympathien nie ein Hehl gemacht hat. Möglich also wäre es immerhin, datz die Meldung zuträfe. (Line Mahnung an die katholische Geistlichkeit. Rom, 8. Oktober. „Osservatore Romano" hebt in einem Leitartikel hervor, datz der HeiligeStuhl in den Streitigkeiten der Menschen und den daraus sich ergebenden blutigen Konflikten stets voll ständigste und unbedingteste Unpartei lichkeit beobachten wolle, weil er die Mission des Friedens und der Nächstenliebe unter allen Völkern der Erde ohne Unterschied der Rasse oder Religion über jedes andere Interesse stelle. Deshalb dürsten besonders die P r i e st e r nicht vergessen, datz man das allgemeine Interesse der Kirche und Menschlichkeit immer über das berechtigte Streben der Vaterlands liebe stellen müsse. Diese Grundsätze mühten sie sich insbesondere stets bei Ausübung ihres Amtes und bei Ansprachen au das Volk gegenwärtig halten und über den an sich berechtigten Wunsch nach dem Sieg ihres Landes den weit menschlicheren und christlicheren des allgemeinen Friedens stellen. Sie dürften daher gegen die Feinde nicht Worte der Verachtung und des Hasses gebrauchen, sondern eine Sprache, wie sie die 'Nächstenliebe eingebe. Der „mindest barbarische" General. * Ein Mitarbeiter des „Figaro" nennt den General von Bülow den „mindest barba rischen der Barbaren", und erzählt, datz er die französische Kunst und Literatur lieot, und datz er sich, wo er sich nur aufhielt, sehr anständig und liebenswürdig benahm. Er habe eine Schwäche für Moliöre. soso kriegsgefangene -rutsche Reservisten. Kopenhagen, 8. Oktober. Nach einer Meldung der „National Tidende" aus London hat der Dampfer „Delphic" der White Star-Line, der aus Auck land angekommen ist, 5000 Deutsche, die in Neu seeland ansäisig gewesen sind, zu Kriegsgefangenen gemacht. Sie werden auf einer Insel gesangen gehalten. Die Wächter sind die Haifische, von denen die umliegenden Gewässer wimmeln. Fürs Vaterland gefallen. Wie aus den Fam'liennachrichtcn der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starben den Heldentod fürs Vaterland der Unteroffizier im bayr. 19. Infanterie-Regiment Vikar Gerhard Planck, der Gefreite der Reserve im Infanterie- Regiment 107 Gustav Buch mann, der Mus ketier im Infanterie-Regiment 120 Max Rüdi ger und sein Bruder, der Soldat im Infanterie- Regiment 124 Arthur Rüdiger, der Zug sührer im K. K. Landwehr-Insanterie-Ncgiment 9 Josef Kutzcr, Mitinhaber der Firma A. Kutzer k Co. Die Lehrerkollegien der Oberrealschule und der l. Realschule geben den Tod ihrer Amtsgenoffen Dr. phil. Arthur Günther, Offiziers-Stellver treter im 14. bayr. Reserve-Jnfanterie-Regiment, und Dr. phil. Walther Mogk, Einj.-Freiw.-Unter- Die yuntlert Lage. 21j Roman aus dem Jahre 1815 von M. von Witten. Graf Dubvil jvg mit Wonne diesen Blick riefen, hilflosen Schreckens ein. Er war sich dessen gewiß: ein Teil davon kam auch auf seine Rechnung I „Halten Sie tapfer ans, Maoame! Ans Wiederiehcn! Aus glückliches Wiedersehen!" Noch einmal ststzte er Dosla mit vietsagendem Augenaufjchtag die Hand. Dann ließ er sich von Philipp von Eure zur Tür geleiten. Sprachlos vor Schmerz starrte Tosta vor sich hin. Duboits Herz frohlockte. Er verbeugte sich noch einmal und ging. Als der General sich wieder ins Zimmer zurück wandte, stand Toska noch immer auf dem selben Fleck. „Liebling, was ist der?" Da war; sie stch an seine Brust und schlang mit einem leidenschaftlichen Schinerzcusansbruch die Arme nm seinen Hals. „Du darfst mich nicht allein lassen! Hier ginge ich unter! Du mußt mich mttnehmen!" „Aber, Kind " „Wenn du mich lieb hast —! Du mußt! Du mußt! Bin ich nicht deinetwegen von Otto ge gangen?! Nun darfst du mich nicht so in Ein samkeit lassen — ich käme um!" schrie sie noch einmal. „Kind! So beruhige dich doch!" „Nicht eher, als bis du mir versprichst, mich mit dir zu nehmen!" „Ich kann doch nicht —!" „Alle Generale fuhren ihre Equipagen nttt sich! DaS kannst ou auch! Tu darfst mich nicht allein zurücklasscn." Sic blickte ihn mit so ver zweifelten Augen an, daß er wohl einsah, er setzte ihre Gesundheit aufs Spiel, wenn er nicht nachgeben würde. So sagte er denn: „Gut! Ich werde dich mitnehmen. Aber sobald der Weg frei ist, gehst du zu Onkel Augen nach Genaue. Einverstanden?" »Ich bin',! Hab' Dank!« ' Bon Eharlcroi au der stanzösischeu Grenze klang Kanonendonner und Kleingewchrfeuer herüber. Kein Zweifel mehr. Bedeutende fran zösische Truppenmajfen waren den preußischen Vorposten gegenüber eingetrvffen. Heftig an gegriffen, zogen sich die weitvocgcschobcncn Bri gaden des 1. preußischen, des Zieteistchen Korps, die dort zur Deckung der weit ausgedehnten preußischen Stellung standen, ihrem Befehle ge mäß vor der großen Ucbermacht kämpfend gegen Norden zurück. Südlich von Fleurus, auf der Chaussee nach Eharleroi, hielten die brandenburgischen Ulanen neben zwei kurmärtlfchen Landwehr-Kavallerie- Negimentern, um die zurückgehcnden Brigaden nuszunehmcn. Sie mochten zusammen wenig mehr als 8000 Pferde stark sein. Schon war ein Ordonnanzoffizier vorüber gesprengt, der dem Fetdmarschalt, dessen Haupt quartier sich noch in Namur besano, die Nachricht überbringen sollte, daß Napoleon selber mit seinen Garden jenseits Eharlcroi eingctrofsen sei. ' Mit einem Ausdruck glutvollster Spannung blickte Ulricb, an der Spitze seiner Schwadron haltend, in die Ferne, aus der der Geschützlärm herübcrtönte. Gott sei Dank! Napoleon wartete nicht ab, bis Frankreich durch die langsam herannahenden Heere der Verbündeten, von denen Oesterreicher und Russen noch recht weit entkernt standen, umzingelt werden würde, nein! Zn verzweifel ter Entschlossenheit nahte er heran, um zu nächst über die dicht an seinen Grenzen haltenden Truppen Blüchers und Wellingtons herznfallen. Endlich sollte dieses qualvolle Hangen und Bangen zwischen Krieg und Frieden ein Ende finden! Endlich sollte man sich mit Napoleon messen! Endlich durfte die Glitt tödlichen Hasses sich im Kampfe entladen. Eine weihevolle, todvereue Begeisterung lag auf Ulrichs Handvoll freiwilliger Jäger, die zur Seite seiner Schwadron hielten — war'S nicht, als tausche er mit dem einen von ihnen, mit dem Strohblonden, Hrgeven, Klick um Blick? Der Blonde lächelte, grüßte mehr mit den Augen, als mit einer Bewegung des Kopfes; durch Ulrichs Glieder zitterte cs wie ein heim liches Erschauern — er teyrte sich ab. Suchend glitt sein Auge über die Sct-ar der Reiter, deren blaue, goldverschnürte Uniformen, deren blaue Tschatos und schwarzwciße Lanzensähnchen in der strahlenden Sonne schimmerten und fun kelten. Jetzt hatte er den Gesuchten gefunden. Bei der nächsten Schwadron hielt Otto von Jäger. Die gertenschlanke Gestalt auf dem fein- gliedrigcn Braunen war wie aus Stein ge meißelt. Armer lieber Freund! Was ist aus dir geworden! Seit jenen Tagen, oa er von Philipp von Eure die Nachricht empfangen, daß Toska für immer zu ihrem Batcr zurückgckchrt sei — seit jenem Tage schien Seele und Leben aus Ottos Körper gewichen, und die Glieder verrichteten nur noch einer Mafclstne gleich den Dienst. Daß man ihm hätte helfen können! Aber der starre Trotz, mit dem er sich dem alten Freunde gegenüber von vornherein ge wappnet, hatte sich bis zu einer eisigen Külte gesteigert, die jedes gütig teilnehmende Wort im Keim erstickte. Ja, er hatte es fertig gebracht, sich in eine andere Schwadron versetzen zu lassen. Daß sich sein Gram doch in wilden Aus brüchen Lust gemacht! Daß er... . Ulrichs.^aupt ruckte herum — Pferdegetrap pel hatte sein Ohr getrosten. Scharf forschend blickte er gen Süden. Aus der Staubwolke tauchten vier Reiter auf: Zwei westfälische Land wehrleute mit einem Unteroffizier — in ihrer Mitte sah er recht?! — ein französischer Offizier. Gefangen? Nicht doch! Ein Ueber- läufer gewiß. Die weiße Kokarde glänzte am Hute. Näher sprengten sie heran. Vor dem Ge neral, der mit dem Oberst von Stutterheim und ein paar Herren vom Stabe ganz in der Nähe von Ulrichs Schwadron hieltt machten Mit seltsam hochtlopsendem Herzen folgte Ulrich dem Vorgang. Worte wurden gewechselt -- Ulrich unter schied sie nicht. Ta zog der Franzose, ein zierliches, beweg liches Kerlchen, einen Brief aus dem Aermel seines Rockes. Oberst von Stutterheim nahm das Schreiben — prüfte die Adresse — wandte sich mit kurzer Erklärung gegen den General und gab es dann zurück. Im nächsten Augen blick loste sich dec lltegimcnlsadjukant aus dem Kreise und ritt an der Ausiiettnug der Ulanen entlang. Jetzt blieb er halten vor Leutnant von Jäger. Der trabte mit dem Adjutanten zum Obersten zurück, der französische Offizier reichte Okto den Brief — Otto ergriff iyn — erblaßte, schien zu wanken, — im nächsten Augen blick saß er wieder wie aus S^ahl gegossen im Sattel. Ulrichs Herz zog sich zusammen in tiefem Schmerz um den geliebten Freund. Dieser Brief — gewiß! Er mußte irgend, wie mit Toska zusammenhängen! Aber wie kam dieser französische Offizier dazu, der den Bour. bonen, nicht Napoleon dient:?! Ta wurde Ulrichs Aufmerksamkeit von neuem gefesselt: Der westfälische Unteroffizier sprengte mit seinen beiden Leuten zurück in der Richtung, aus der er gekommen — Otto von Jäger aber trabte an der Seite des französischen Offiziers mit zwei Ulanen gegen Nococn auf Fleurus zu. Was ging da vor? Während Ulrich sinnend und grübelnd auf seinem Hengste hielt, ritten die beiden, der Fran, zose und der Deutsche, schweigend einen schmalen Feldweg entlang, der zu beiden Seiten von mannshohem Korn umwogt war. Instinktiv hatte Otto diesen Seitenpfad eingeschlagen, der sie den Blicken der Welt entzog. Die beiden Ulanen folgten in gemessener Entfernung. (Fortsetzung in d«r Abendausgabe.)
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