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Dresdner Nachrichten : 28.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193202280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-28
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.02.1932
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»M, iE- v««tii« Ha-krickle» sannlag, 28. Februar Di- Anltvdkl ötk SphjNK / «»»«»»>,» » »«»«>,», In de» Lazarette« schlich da» Fieber, ei« bleiche« Ge spenst. um Verwundete und Sterbende. Da» serne Ge- rLujch der Karren, die ihre stummen Lasten au» Stadl und Lager hlnauSsührten, da» Klirren von Spaten, die Gräber schaukelten, und ab und zu ein verhallender Rui, ein Schrei, ««bekannt und rätirlhasl wie dir Nach» der Wüste, unter- -rachen allein draußen di« Stille des Abends. Neben Kleber und etntgrn anderen Offizieren sah der Bonaparte in seinem geräumigen Zelte beim Abendessen. Ordonnanzen bedienten. Man hatte einen Hammel ge« schlachiet und WlaSkarassrn mit Wein gefüllt. Bonaparte schlang hastig einige Villen hinter, wie da» seine Gewohnheit war, und kostete nur vom Weine. Ein- nlbtg folgte er der Unterhaltung der Generale, die mit ge dämpften Stimmen geführt wurde und sich um den eben erfochtenen Lieg über die Mamelucken drehte. „Vierzig Jahrhunderte haben aus unseren Sieg ge- sehen, General", wandte sich Kleber an ihn, „und vierzig Jahrhunderte werden noch von lhm reden." Der Bonaparte sah aus. „Mag sein." Gr trank einen Schluck und sagt« hinzu: „Aber wir stehen erst am Anlang. Die Jahrhunderte solle« «och mehr von uno sagen." „Von uns? Bon Frankreich!" ries einer. „Bon mir!" gab Bonaparte zur Antwort, und ein un heimlicher Blick strafte die etwa» vorlaute Begeisterung de» tungen Ossizters. Der Traum der letzten Nacht siel lhm wieder et«; er glaubte an magische Zusammenhänge und knüpslr gern an Träume an, an unerwartete Geschehnisse oder plötzliche Ahnungen, Gedanken der Zukunst. Was hatte er geträumt? Wette Gemächer «lnes Palastes — es ivaren die Säle ocr Tutlerien — waren angejulU mit einer glänzenden Menge, die sich huldigend vor euiem Gekrönten neigte. Dieser Ge krönte aber ivar er selbst, er, der kleine republikanische General Napoleon Bonaparte. Als sei er ein Zuschauer, einer unter der Menge, so Iah er sich selbst wie im Spiegel. Um seine schmalen Llppen ltes rin Lächeln in Erinne rung an den lockenden träum, und sein hagere», gelbes Äe- ichl erhellte sich. Indem er mtt der schmalen Hand da» anggesträhnte Haar von den Schläfen zurückstrich, lieb er einen herrischen Blick über die am Tische Sitzenden hin- euchtey. Stahlharle Sicherheit und ein seden Widerstand meisternder Wille sprangen aus seinen Augen. „Ein Peslland, dieser OrientI" knurrte ein alter, schnauzbärtiger Oberst am Ende der Tafel. „Es hat da- mal» den grobe« Alexander und alle seine Generale ge fressen." Da« Auge de« Oberkommandterenden streifte den Sprecher: „Wissen Sie auch, batz die Welt immer von neuem ein mal eines Alexanders bedars, um nicht zu versauten?" „Ah, Alexander der Grobe, ivar sa auch so etwa« wte «in Halbgott", ries General Kleber. -„Wte ein Gottl" berichttgte ihn Bonaparte. »Mein, Herren, man soll sich nicht begnügen, Mensch zu sein!" Er erhob sich, stieb de« Stuhl zurück und rtb sich den Kragen aus, der ihn beengte. Er liebte gewaltsame, unbeherrschte Bewegungen; auch waren str damals au» Berachtung einstigen königlichen Zeremoniells tu Mode. „General, Sie haben mehrfach den Gott gespielt", warf Kleber mit seinem Lächeln ein, „denken Sie an die Brücke von Ascole, an das Lazarett vor Jaffa! Und bisher war Ihnen der Himmel giinsttg." „Weil ich nicht spielte, sondern nur der Vollstrecker höheren Willens war." Er trat in den Zelteingang, wandte sich aber plötzlich wieder de» anderen zu. „Kommen Sie, meine Herrenl Der Abend ist klar, retten wir noch ttn wenig. Patrouillen beobachten den Feind, aber es bleibt immer besser, selbst zu sehen." Ohne besondere Eil« erhoben sich die Offiziere. Einer -er Adjutanten befahl, die Pserde zu bringen. Mau stieg bald daraus tu deu «attel. Jenseit de» breiten, träge strömenden Nils brach hie und da ein trüber Lichtsunke aus dem Dunkel der mauer- umgürteten Stadt. Ihre engen Gassen wurden wegen der Unsicherheit und der Leuchen gern gemieden. Bonaparte verlieb das Lager und lenkte lein Pserd dem Rande der Wüste zu. Kleber ritt an seiner Linke», die anderen blieben etwas zurück. Dieser nächtliche Ritt paßte ihnen nicht, sie hätten nach der siegreichen Schlacht lieber noch etwa» beim Weine gesessen und warfen nur hin uno wieder eine halblaute Bemerkung ein. Der Militärarzt hielt sogar die Abcndluft für gefährlich und raunt« dem neben ihm Reitenden zu, sie trage Pcstkelme in sich. Bonaparte schien bi« Begleiter völlig z« vergelle«. Sei« Blick suchte in der dunkelblauen Tiefe de» Himmel« «inen bestimmten Stern, seinen Stern. Aut diesen trabt« er zu. Ihn überkam ja zuweilen ein seltsames Gefühl der Be- lellenhett, des ErsülltseinS von einem dämonischen Wesen. Aus der Ferne klang da« heilere Geheul eine« Lcha- kal», der Fraß witterte. Noch lagen ja vereinzelt« Tote an abgelegenen Stellen des Schlachtfeldes, in Sandlöchern und hinter Mauerrrsten. Die Pyramiden ragten in den bestirnten Himmel. Als hätten Gedanken Bonaparte« im Kops« KleberS Wtderhall gesunden, lieb dleser mit einem Male die Be merkung faken: „Was meinen Sie, General, wird unsere Republik Bestand haben?" Der Befragte zuckte die Achsel«. „Wenn -er Leiv eine« Kops findet, vielleicht." Kleber schwieg eine Weil«, bann entfuhr e» ihm plötz- ltch: „Sie werden dieser Kopf sein. Generali" Ohne zu antworten, trabt« Bonaparte dem blitzenden Stern zu. Stabt und Vager blieben weit zurück. Sand dünen dehnten Nch wl« dunkle, erstarrte Wellen. WaS trieb Bonaparte weiter der Wüste zu? Wußte er nicht, dab es ein Wagnis war, durch da» einsame Dämmer in kleiner Zahl zu reiten? Fanatische Trupp» von Arabern durchstreiften habentslammt die Gegend, umschlichen da» vager der Franzose«, überfiele» und erschlugen Ver sprengte. Der Bonaparte aber ritt ««bekümmert dahin. Bon neuem erhellte sieghafte» Lächeln seine Züge. Also auch Kleber glaubte, in ihm den künftigen Herrscher von Frank reich zu sehen. Und nun türmte er Nch Pläne aus und wälzt« einen Uber den anderen, wte einst dort an den Pyramiden der Pharao Block aus Block getürmt hatte. Er sah lein Leben vor Nch hinlaufen, einen silbernen Strom, auf dem buntbcwtmpelte Schisse dahinfuhren, unaufhaltsam einem leuchtenden Gestade zu. Das Land der Unsterblichkeit. Er sah e« vor sich. Un willkürlich ballte sich seine Rechte, al- wolle sie da» Glück sesthalten, besten der General, der Mensch, jede» Geschöpf bedarf. Und er war sicher seines Glück». Plötzlich blickte er aus, sein Pferd hatte vor einem grauen Schatten gescheut, den ein riesige» Haupt gurr über den mondcrhellten Wüstensand warf. Die Sphinx! Mtt einem Ruck hielt Bonaparte sein Tier an. Auch Kleber, der ein paar Schritte zurückgeblieben war, und die anderen Osfiziere zügelten ihre Pserde. Wenig Schritte vor dem Antlitz der Sphinx verharrte Bonaparte regnng-loS, die Hände aus den Widerrist de» Pferde» gestützt, den Blick an die steinernen Lippen deS ruhenden Ungeheuers geheftet Und mtt einem Male fühlte er ein wunderbare» Ber bundenscin mit diesem Koloß. Er meint« Nch ihm verwand« in der Rätselhaftigkeit seiner Seele, im trotzigen Ve- harren der ausgestreckten Pranken im Blick, der Uber die kleinen Menschen hinweg in Wette«, in die Zukunst sah. Und Bonaparte war e», al« wüchse sein Scheitel den Sternen zu und al» würfe seine Geel« dem Rtesenhaupte die Worte zu: „Schwester, weißt b«, daß ich stärker bin al» deine Götter? Ich werbe Frankreich, und wenn e» au» tausend Wunden blutet, zur ersten Nation ber Welt machen für immer!" Ohne den Kopf zu drehen, sagte er nach einigen Minu- ten laut zu Kleber, besten Pferd ungeduldig den Sand scharrte: „Was meinen Sie, Kleber, wenn dieser Steinklotz prophezeien könnte?" „Fragen wir ihn", gab der lächelnd zurück. „Vielleicht gäbe er erst in hundert Jahren Antwort." „Warum nicht gleich, wenn wir bitten?" scherzte Kleber. Doch die Lippen der Sphinx blieben geschlossen. Regungs los starrte sie In die Ferne, dunkel und groß. Lautlos ging -er Abendwind über die Wüste. Noch immer heulte irgendwo der Schakal. Still glühte de» General» Stern am Himmel, er schien der leuchtende Punkt hinter besten stolzem Wort: Für immer! Mit einem Male blie» ein kalter Hauch gleichsam vom Munde ber Sphinx hernieder. Er bewegte den Sand unter den Hufen ber beiden Pferde, und der Saiid rieselte, wte der Sand in einer Uhr, und verwehte. ' ' ' Eine dunkle Wolke aber griss drohe« nach dem Stern, fraß den Stern. Der Bonaparte wendete plötzlich sein Pferd und ritt schwelgend in» Lager zurück. . . / von Heinz Lorenz Lambrecht Da sind zwei Menschen, sie haben al» Kinder zusammen gespielt, dann wurden sie auScinandergerisscn. Der Mann stieg, die Frau sank. Nach vielen, vielen Jahren, in denen hundert Wcltgcschchntsse da und dort aus der Erdrinde eine Stadt, ein Volk, «ine Nation, ganze Erdteile in Aufruhr versetzten, «ressen sie sich wieder. Sie ltesen an unsichtbaren Fäden entlang, dir da» Schicksal in verschiedener Richtung spannte, um sie einmal wieder sich kreuzen zu lasten. Der Mann saß neben einer rotblonden schönen Fra« in einem Anto. Da» Auto gehörte ihm, und die Frau gehörte auch ihm. Denn er hatte Glück gehabt und brauchte sich nicht» zu versagen. Er iuhr mit der rotblonden Frau, deren Gesicht hell war wte Elicnbetn, von Gcschäst zu Geschäft; er wollte an diesem Abend eine Reite mit ihr antretcn, und dazu benötigte sie noch viele Dinge, ohne die eine schöne Fran nicht reisen kann. Der Mann war glücklich und dachte, indes er neben der Fran saß, nm die ihn alle Männer be neideten, daß er nnn aber ganz bestimmt tür mindesten» vier Wochen nicht» Geichäittiche» mehr anrtihren wolle. Gleich -arani schienen ihm übrigen» auch drei Wochen aus reichend zn sein. Bor einem Modesalon hielt der Wagen. Al» er hinter der Fran aus die lür znging. immer an leinen unsichtbaren Faden geheftet, sah er noch nicht, dieser plnmpe Mensch mtt seinen groben Sinnen, den andern Faden, der, dem seinen verwandt, ebrntall» in diele kür btneinties. ES war ei« vornehme» Gelchätt, in dellen einzigem Schanlensier nicht» anlockte, al» ein herrlich gearbeitete» dnntelrolr» Abend.leid, ein großer weißer Lommerbnt, ein Bnddba au» Bronze nnd ein Buschen Kamelienblitten. Der Verkaufsraum wie» die iniime Behaglichkeit eine» Bondoir» ans, doch war e» eine bübnenhal« wirkende Behagttchkrtt. Da» eiaentliche Leben tpiette sich ln bein -roße» Helle« Raum dahinter ad. Hier arbeitete et« Dutzend Mädchen, fünfzehn die Jüngste, mehr al» doppelt so alt die Aelteste, doch ist die immer noch viel jünger als bl« Jnhabertn, deren augen blickliche Abwesenheit benutzt wird, um gewandt, wie Nadel und Schere, di« Zunge zu gebrauchen. Die Jungen haben sich unter Kichern und mit glänzenden Augen lauter kleine wunderbare Geheimnisse zu erzählen. Sie träumen noch von dem großen Unbekannten, der ein eigene» Auto hat, der ihnen die Kleider kaufen kann, die sie heute noch machen müssen, und der sie mit auf Reisen nehmen wirb. Sie werden Länder sehen, wo Zitronen blühen und Palmen wachsen, Venedig und Paris werden sie sehen und Hollywood und Miami. Vorerst kennen sie das alles nur aus dem Film, und sie sind auch damit zufrieden. Sie brauchen nicht mehr als den Film, ein wenig Tanzmusik und ein nette» Kleidchen, denn sie sind jung und ihnen gehört noch die Zukunst. Die Acltcrcn beteiligen sich nicht an der eilfertigen Unterhal tung. Sie hören zu und werben dabet an die Zett erinnert, da sie selbst noch solche Illusionen hatten. Unter dem Dutzend ist sie, die an dem andern unsicht- baren Faden geht. Ihr Alter hält die Mitte zwischen dem der Jüngsten und dem der Aeltesten. Ihr Gesicht ist schmal nnd hell, die Augen haben ein dunkles Braun, da» von langen aufgebogenen Lidern beschattet wird; ein Schleier herber Anmut lieg« über ihrem Gesicht. Sie sitzt da, als ob sie nicht zu den andern gehöre. Sie gehört nicht zu ihnen. Sie lebt in einem andern Kret». Sie kann sich anstrengen, wie sie mag, sie findet keinen Kontakt mtt den Mädchen, die ihre Kolleginnen sind. Ihre schlank« Gestalt gehört au! den Sportplatz, in ihre Hand paßt bester ein Rakett al» eine Schere, und leichter al» eine Nadel «tnznsäbeln, müßte es ihr sollen, beim Golf «inen Ball elnzulochen. Da» war ihr eigentlich auch bestimmt gewesen. Die erste Arbeit, bi« sie lernte, war, nicht von «ine» Shetlandpony hrrunterzusallen. Dann siel sie doch herunter — bildlich gesprochen, wie man sagt: vom hohen Roß fallen! Aber da sie noch klein war, tat ihr der Sturz nicht besonders weh. Schwerer trugen die Eltern an dem Sturz. Die Kleine dagegen lernte, anstatt Pserde znzureiten, Kleider zuzuschnetben — da» war ganz einfach. Sie lernte arbeiten. Johanna hieß sie, die Kollege« nannten sie natürlich Hanni. Die Jnhabertn kam herein mit mümmelnden Backen, scheinbar hatte sie wieder ihrer vor den Angestellten ver heimlichten Leidenschaft gesrönt, Süßigkeiten zu naschen. Ei» unerguickliche», unförmliches Weib. Sir hätte das schönste Kleid ihrer Werkstätte anztehcn können, und ihre Häßlichkeit wäre noch sinnsälliger hcrvorgetreten. Kleine Augen mtt harten huschenden Blicken und dicken Tränensäcken darunter; Faltcnwulste vom Kinn die Kehle herab; di« Oberzähne vor stehend, so daß es Anstrengung kostete, dir Oberlippe über sie herabzndrückcn; dadurch batte der Mund im Lause der Zeit etwas Verkniffenes, Tückisches bekommen. Am häß lichsten waren die Beine; die Fesseln waren so dick wie die Knie, und der eleganteste Schuh hätte seine Schönheit ein gebüßt — aber lte trug nur schwarze, ausgetretene Halb schuhe mit einer Spange. Sie bellte einige Anweisungen und hatte eine Ausein andersetzung mit einem hochblonden Mädchen, da» sich östent- lich mtt dem Grundsatz gebrüstet hatte, sich von keinem Menschen etwa» gefallen zu lallen. Nach einer Minute war e» kusch. Dann klingelte die Ladentür. Die Alte bobbt« rasch ihren spröden grauen Bubenkopf aus und versuchte, ihren schwer stampfenden Beinen Grazie zu geben. Ihre BegrüßungSsormeln drangen zu den Mädchen, die sich an sahen und Fratzen schnitten. „Alte Ziegel" sagt« da» Mäd chen mit dem gekuschten Selbstbewußtsein. Dann rief «S: „Fräulein von Hellwangf" Johanna stand aus, klopfte Fäden vom Schob, streikte eine stumpsblonde Flechte zurück. Als sie in den Ladenraum ging, Iahen ihr die andern nach Kein Kichern, keine Be merkung kam aus vor Neid. So gehen wie „Fräulein Bon", konnte keine. DaS war kein Mannegutngang, das konnte man oder man konnte es nicht. Al» die Inhaberin den Namen rief, spitzte ber Man« neben der rotblonden Frau die Obren wte ein Soldaten« pserd beim Klang eine» bekannten Signal». Hellwanq...? dachte er und sah plötzlich weite Wielen und braune Arcker, weiße Gebäude zwilchen Nüstern und Nußbäumen, Fohle«- weiden und Buchenwald. Da stand ihm Johanna gegenüber, schlank und schlicht, mit Hellem Gesicht, grauen Augen, klaren Schläfen and klarer Stirn. Ihre Blicke hingen einen Augenblick i». einander. Der Mann vergaß die rotblonde Frau, da» Mädchen die Ehest» Die Fäden, die über ein Dubend Jahr« hierhin und dahin gelaufen waren, berührten sich. Der Augenblick war vorbei. Fräusein von Hellman« — mehrmals hintereinander breitete die Ebektn den Name« au», als sei er das beste AuSbänaeschild fsir die Vornebm- bcit ihres Geschäftes — mußte Kleider verführen. A!S sie i» der Kabine da» erste Kleid überstreifte, dachte sie: Ich ken»e ihn. Wir haben zusammen gespielt, obwohl er um zehn Fabre älter ist als ich. Er brachte mir da» Reiten bei. und »er« Ponn schlug ibn mtt dem Huk «n«er» Kinn. Tie Nert-e bei er beute noch. Aber ich würde ihn auch ohne die Narbe er kannt haben. Al» Ne da» zweite Kleid anzoa. dachte sie: Hoffentlich er» kennt er mich nicht. Ich merke ihm an, daß er in der Er innerung sucht. Aber ich habe mich mehr verändert al» er. Ich war sa ein Kind noch, während er ickwn dir Gvm- nasiastcnmütze trug, lind doch wäre eS schön, wen« mar» sich die Hand geben könnte. Nnd als sie da» dritte Kleid anzoq: Eine hübsche Fra« Ist sie. Aber sie ist unmöglich seine Frau. Sir naß! r-cht zu ihm ans die Dauer. Eine krstivieliac Frau! Wie tkr-.ch« von ihm, sich an die zu bangen. Die Männer sind doch oür gleich! Wenn ich setzt sagen könnte: .„Hallo, Kurt, rette« wir morgen zusammen aus?" Schweigend stand der Mann neben der rotblonden Fron, die, mit einer Lorgnette vor den Augen. Kritik Löte Er sagte erst etwa», als die Ehest« ungeduldig mabnte: «Etwas flotter, Fräulein!" Denn unversehens war Jvbonno in» Träumen geraten, al» sie das vierte Kleid anzoa Do tagte er: „Aber bitte, wir hoben sa Zeit, nicht mabr?" Bei oller Liebenswürdigkeit klang eS wie ein Anschnauzer. Nnd alS Johanna ein Kleidungsstück ovi den Bode« kiel, sprang er hinzu und hob eS auf Sab ibr. olS er e» über ihren Arm legte, so eindringlich in dir Auge«, daß sie errötete. Von nun ab behinderte sie ibr brstia pochende» Herz beim gelaßenen Vorstlbren, so daß die Ebestn wieder cingriff. Aber ber Mann sagte: „Ob. lallen Sie doch, ich stnde. da» gnädige Fräulein führt geradezu wundervoll vor. Die Kleider pallen wie für sie geschneidert." Zwei Kleiber wurden gekauft und bar bezahlt. Johanna räumte indes auf. Ihre Hände waren ungeschickt und schwer. Jetzt geht er fort, dachte sie. Aber an der Tür blieb er noch einmal stehen und lagte zu tbr bin: .Dioden Sir vielen Dank, Fräulein von Hellwang. sür Ihre Müde." „Oh, bitte sehr!" sagte die Ebestn. da Johanna tu ihrer Verwirrung nicht da» kleinste Wort iand. Sie war unbrauchbar kür den Rest de» Nachmittag» Die Ehestn, mild gestimmt durch den Verlaus, zeigte Teilnahme. An keinem andern Tag hätte Johanna Kopfschmerzen zu gestanden. „Aber dann hören Sie doch für beute aui, Kindchcnl Geben Sie ein wenig spazieren Wollen Sic ein Pulver haben? Warten Sie, ich mache Ihnen rin Pulver zurecht." Johanna dankte nnd ging. Nun war große Getahr, daß sich die Fäden wieder von einander entkernten. Aber der Mann, der mit der rot blonden Frau abend» nach dem Süden fahren wollte, halte die Fügung in demselben Augenblick erkannt, da dir Er lnncrung die mtt Johanna von Hellwang aemeinsom ver lebte Kindheit wiedergeaebcn halte Ob, er batte bereit» in dem Modesalon in dem schlanken Mädchen da» Kind erkannt, dem er mtt der etwa» rüdtgen Herablassung de» viel älteren Pennäler» da» Reiten beiaebrackst batte. Aber da. im Mode salon, war er sich noch nicht klar gewesen, wie er vorgcben sollte. Jetzt wußte er r», denn er batte den Fingerzeig deS Schicksals wohl begriffen. Er brachte die rotblonde 'trau lnS Hotel zurück, wartete mit Ungeduld den Ladrn'chtt.^ ab und stand wie ein ganz junger Liebhaber vor dem Ge>eba': Die Mädchen kamen heran», al» letzte die Ebestn nnd da» Laustnädchen. Johanna war nicht dabei, und al» o:n Paar die Schutzgitter vor Tür und Fenster zog, stürzte er dem Laustnädchen nach und erfuhr die Adrrlle. Noch einmal mußte er sich der rotblonden ft-ai ,n wenden. Er fuhr in» Hotel zurück, und da sie nch da »«»». schrieb er einen Vries und, iva» wichtiger war e >v> L b'ck sür sie. Wa» ging ibn im Grunde die rotblond- 't an. Und wenn eine Million Männer ibn nm > c b.». a. mtt ihr verband tim keine gemeinsam vci^b.c Kudba-i Dann lief er weiter dem Faden nach d-m a geiuubo», hatte. Er führte «hn in ein alte» un-ktöcktgea M'ettum«, da» in einer öden Straße i« einer Reih« Shattchs« ia«.
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