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Gemrtao, 7. llrbeuar 1»sr kN ZVe Z-Ee//kSD Fe/Z«/k^ /«/Z M-DLe«- ^He/kt/sk/^sHe Amerlka lehnt Zar-lens Verschlage ab Ein Berlin», die Mriiliunn r« umgeben Feierliiber Zug von zweihundert Frauen KN W-M«l«Nst,U«»E«« LrkU>«, >eknwr«che«.Sammelnummer, »»»tt Um I»r Nachlg^peSch«, Ur. »00lt SchrlIUellunz u. HaupIgelchLIUftell-r wratd«-«. z, MmUnstrat« »S/w »nr« » «erlag! «epi» 0 »ei»«»«, Lreode». Pofts<»eN<Nto. ll>«S Lretve» Uachdnrck nur mit keutl.OueUenangab« tDretd«. Uichr.) »uliglg. Unverlangt« gchrtlt-ück« »erde» nicht austewadrt Washington, 8. Febr. Präsident Hoover wir», wie versichert wir», dte amerikanisch« Abordnung irr Gens an, «eisern de« französischen Vorschlag sür Schassnng einer inter- «atlouale« Polizei glatt ab,«lehne«. Znftänbige Stelle» sehe« den Borschlag als «inen neuen versuch Krank, reich- an, die Abrüftnng z» «»gehen. Washington sti dnrch diese- alteMauSoer nicht überrascht. „Guropa tu einer Zwangsjacke" vorah brandmarkt den sranzösischen Vorschlag Nashiugto«, 8. Febr. Senator vorah brandmarkte Deutschland braucht einen Außenminister Bekanntlich unterscheidet sich das zweite Kabinett Brü ning von dem ersten im wesentlichen nur durch das Aus scheiden des Außenministers Dr. EurtiuS und des Innen ministers Dr. Wirth. Seitdem verwaltet der Reichs kanzler Dr. Brüning auch die auswärtigen Angelegenheiten im Nebenamt und der ReichSwehrmtnister Groener das Innenministerium. Dte Verwaltung mehrerer Ressort» durch einen Minister mag in ruhigen Zeiten zur Not an gängig sein, in der schwierigen außen- und tnnerpolttischen Lage Deutschlands aber erweist Ne sich se länger se mehrmals ein schwerer Fehler. Die Zusammenlegung wichtiger Restarts ist sa nicht aus Gründen der Sparsamkeit erkolgt, sondern «ine Folge der schwachen Stellung de» zweiten Ka binetts Brüning gegenüber dem Reichstag. Brüning wollte durch dte Nichtbesetzung des Außenamtes und des Innen- Ministeriums den gefährlichen Streit der Parteien be schwören. Aber er und sein Kabinett sind dadurch in außen politische Gefahren geraten, dte sich sür dte Zukunst ver hängnisvoller auSwtrken werben, als innenpolitische Schwie rigkeiten, die sich leicht dadurch hätten überwinden tasten; doch Brüning dem Mehrheitswillen de» Volkes, der eine RechtSregiernng sördert, Rechnung getragen hätte. So stehen mir setzt vor der Tatsache baß wir bei der Genfer Abrüstungskonferenz unzureichend vertreten Nnd, ob wohl «S sich um die schicksalsschwere Entscheidung handelt, ob unsere Forderung auf völlige Gleichheit hinsichtlich des Rüstungsstandes und der Sicherheit siegt, oder ob Ne von Frankreich für immer abgedrosselt wird. DaS letztere würde bedeuten, daß Deutschland für unabsehbare Zett zur Ohn macht verdammt sein und genau dasselbe willenlose Objekt der Mächtigen bleiben würde, wie im Fernen Osten China. Wie riesengroß die Aufgaben Nnd dte in Genf geleistet wer ben müssen, das hat der wohl keineswegs überraschende Vorstoß Frankreichs gezeigt. Mit brutaler Eindeutigkeit geben die Pariser Politiker daraus hinaus, das Abrüstungs thema überhaupt abzusehcn und dafür baS am schwersten gerüstete Frankreich zum Polizisten über ganz Europa etnzn sehen. baS bann natürlich im Interest« der erhabenen Ideale des Völkerbundes seine Rüstungen so machtvoll wie nur irgend möglich gestalten dars. Wie raksi- niert diese Pläne auSgesonnen Nnd. gebt aus den Erwägun gen hinsichtlich der entscheidendsten Waste des ZnknnttS- krtegeS hervor. Danach soll baS waffenlose Deutschland seine zivile Luftflotte durch Internationalisierung, das heißt na türlich letzten Ende« Französisierung, verlieren, während der BölkerbundSgendarm Frankreich nebst leinen Satrapien bas Recht bekommt, Deutschland mit mächtigen Mili tärlustflotten zu überfliegen. Tie Einkreisung Deutschlands wäre damit auch sogar im bisher freien Luft raum zur Tatsache geworden. Tie Verbindung Frank reichs mit seinen östlichen und südöstlichen Vasallen, Polen, Tschechoslowakei. Rumänien und Jugoslawien, wäre voll kommen. Wie rasch könnten sich diese Luftflotten zu „srieb- ltchen" UebungSzwecken tm Dienste des Völkerbundes über Deutschland treffen. Ja. nach japanischem Vorbild könnte man sogar, falls Deutschland einmal irgendwelchen „heiligen" Versailler Rechten nicht entspräche, einige hundert Brand bomben auf friedliche Städte werfen lasten. Man mag im Glauben an das Wcltgewtsten solche Zu- kunttSgefahten für übertrieben halten. Aber hat sich ntcht in dek letzten Zett hinreichend gezeigt baß bittere Ueber- raschungen ntcht mehr in den Bereich des Unmöglichen ge hören? Schließlich Nnd Rüstungen eine stete Verltthrung für den Mächtigen, Ne gegen die Schwachen zu mißbrauchen. Deshalb ist es gut rechtzeitig in aller Schärfe zu sagen, welch unerhörte Verhöhnung des Abrüstung-ge- danken» tn den französischen Vorschlägen liegt. Wie man steht, steht unsere Zukunft als freier Staat aus dem Spiel. Wo aber bleiben tn solchen entschei denden Tagen der verantwortliche deutsche Außen Minister und der ReichSwehrmtnister? Gewiß, Brüning wird zu kurzem Besuch nach Gens kommen. Er wirb bet dem großen öffentlichen Rededuell ebenfalls das Wort ergreifen, aber bann sehr rasch wieder nach Berlin fahren. Auch Groener wird tn seiner Slgen- kchast al» Wehrminister zu den Beratungen eilen um jedoch ebenso rasch Gent wieder zu verkästen, weil wir tn Deutsch land ja dte Jnnenpoltttk niemals Über der Außenpolitik ver säumen dürfen. Unterbesten gehen die kranzösischen In trigen die Nch ausschließlich gegen Deutschlands Forderung aut Gleichberechtigung richten »n den entscheidenden SuS- 'chnßberatungen weiter. ES ist bezeichnend daß Frankreich, desten Leben-recht« aut dieser Konferenz auch nicht etnen Augenblick gesährde» Nnd vom ersten Tag an mit «ü»s Ministern, darunter dem Redakteur de» vertatller vertrag», dem außerordentlich gewandten KrtegSmtnister Tardieu, vertreten ist, von dem der Satz stamlntr «Frankreich gibt Gegründet 18S6 V«wwawm« ß«t UgNch »»NmaNae, ZufleMma «»NLtlick, n«. tektchUeMch 7» Wz-fü- Lrsg«r- lpy»), dmch OoM«"» > eo Mk. etnschNetllch M Vs» NoftgrbLH« Vost,«Nellwia»g«rü-H »0 »mal »SchMtüch«» BeNand. Ein»«li,ummer l» Vsg., «schien« »o Wg. «nieigenpretse: Li« «tnspillta« M mm »rett« AeU« »L Psg., für «u-wtr!« «0 Wg., dl« »0 mm tret«, ReNamezeU« »00 Os«., «mtechsld »S0 Wg. «b». Nrilenablchla, lt. Laris, FamllUmnuelgm und Slellengeiuch« o«n« Nadatt U Wh, «ußertzald »» Wh ossertensedtdr »0 «sh «u»i»rrt>^ Äuget,« ,,,«« voraiUbe««-l>mg. von Frankreich auf das von ihm gewählte Kampfgelände abbrängrn lassen und diese Verfälschung der eigentlichen Kernfrage zu lassen. Dte französische Delegation will von Anfang an die Nollen vertauschen. Der Angeklagte will sich zum Ankläger und gleichzeitig zum Verhandlungs leiter machen. Typisch für dte französische Absicht ist der Schlußsatz eine» Aussatzes in der französischen Propaganda- zeitung »Lournal des NattonS", in dem es heißt: So steht bi« Konferenz am Scheidewege. Will sie den Frieden durch eine RechtSorganisatlon der zivilisierten Welt, die allein ihn sichern kann, oder will sie diese grundsätzliche Lösung zurück weisens Also verautwsrllich sür alles Kommende sollen di« «ächte sein, die Frankreichs frechen, heimtückische» Vorschlag ablehne», die kampfkräftigsten Teile seiner Armee als SanktionStruppen des BölkerdnndeS zu tarnen, «m sie damit allen AbrüstungSverpsltchtungen z« entziehe». Selbst sonst Frankreich recht wohlwollend gesinnte Ausländer sind überrascht und zum Teil empört über diese sran- zösische Unverschämtheit uiid machen auch darauf aufmerk sam, daß -er Plan einer Internationalisierung der Lust- fahrt und der fiktiven Berwandluna französischer uvd vok nischer Militärflugzeuge tn BölkerbundSflngzenge Deutschland di» Souveränität über feint» Lustraum ranbeu so«. Lar-ieu unterrichtet Raöolny Genf, S. Febr. Die Vorschläge der französischen Regie rung zur SlchcrheltS- und AbrttstungSsrage Nnd im Laufe des späten Freitagabend mit einem Begleitschreiben TardteuS der deutschen Abordnung übermittelt worden. Eine Prüfung und sachlich« Stellungnahme zu diesen Vor schlägen war somit von deutscher Seite bisher noch nicht möglich. Jedoch geht der übereinstimmende Eindruck in deutschen Kreisen dahin, daß man vor einem außer- ordentlich ernsten Vorstoß der französischen Regie- rnng steht, der die internationalen Erörterungen der näch sten Zelt beherrschen wird. ES ist kein Zweifel, daß diese Vorschläge für Deutschland nnanwenbbar sind solange nicht ans Artikel 58 des AbkommenentwurseS ver zichtet wird, der die EntwassnnngSbestlmmungen für Deutschland ansrechterhalten will. Deutschland märe damit schon praktisch nicht tn der Lage, an der Verwirklichung der französischen Vorschläge mitzuwirken Eine Demonstration hie die Abrüstung Von uooaram uavk klont ontaonätou VV.-A.-8ovs«r- boriobloritattor Gens, n. Febr. Noch niemals Kat sich tn den Hallen des Völkerbunds ein Schauspiel abgespielt, wie eS heute dem teils heiteren, teil skeptischen, teils freundlich zustimmenden AbrüstüngSkongreß geboten wurde. Es begann mit einem seterltche» Zug von etwa 208 Frauen, Vertreterinnen aller möglichen Länder, an der Präsidententribttne vorbei, wo sie die AbrüstungSpetition der von ihnen vertretenen Frauenverbände niederlegten. Es waren meist dicke Aktenbündel, mit denen sich dieser Krauenzua schleppte. Gleichzeitig wurde die Zahl der Unterschriften ver- lesen, die jedes Land für die Abrüstung gesammelt hat. An der Spitze steht England nrit über 2 Millionen Unter schriften von insgesamt ö,7 Millionen. Die Delegationen und die "mit Frauen dicht besetzte Tribüne spendeten Bet- sall, sobald eine besonder» hohe Zahl genannt wurde. Man sieht die Vertreterinnen EbtnaS und Japans nebeneinander, die Vertreterinnen UruguauS mit einer Art Cowboyhut und auch sonst manche groteske, zur Karikatur reizende Gestalt. Dabet haUdtlt e» sich größten teils um Genfertnn « n ober andere Europäerinnen, die vielfach mit der Vertretung überseeischer Länder betraut sind. Der Demonstration war dte Rede einer Abgesandte» der Frauen voransgcgangen, die eine Organisation der Ab rüstung und Sicherheit forderte. Auch hier klingen die französischen Propagandathesen leise durch. Den Frauen folgten die Vertreter christlicher Kirchen, mit Ausnahme der römisch-katholischen Kirche, di« am Sonntag eine Sonberveranstaltung machen wird, bet der als Hauptredner et» französischer Domini- kanermvnch sprechen wird. Man hörte heute eine Art Abrüstungspredigt tn deutscher Sprache von Dr. Joachim Müller. Hier siel wenigsten» einmal bas Wort Gerech tigkeit in Verbindung mit den Rüstungen. Nach den Vertretern der Kirchen sprachen ein Franzose und ein Amerikaner al» Vertreter, der Universitäten, nach ihnen ein höchst pathetisch deklamierende» Mitglied der Liga für Menschenrechte, da» freilich für da» natürlichste Menschenrecht DentschlanbS aus Gleichberechti gung und gleiche» KHu» kein Wort sand. Rn« kam — von stürmische,« Beifall »»grüßt — einer »er Mitschuldige« a» »em «ersagen »er vor»er«lten»e« A»rüftu«»»kons«renz, Lord Ro»«rt Se«i( als Vertreter der internationalen Völkerbundsltgen. Seine Rede, die er auf die Beschlüsse der Vülkerbundsligen tn Budapest ausbautc, war auch diesmal recht zweideutig. Besonders bedenklich war, daß er in der Budget beschränkung ein geeignetes Abrttstungömittcl erblickte. Auch hinsichtlich der S t ch e r h e I t S t h c s e machte er den Franzosen gewiße ntcht unbedenkliche Zugeständnisse. Selbst das verhängnisvolle Wort von der Internationali sierung der Luftfahrt fällt von seinen Lippen. Bester klingt eS, als er den Grundsatz von der Gleichheit der Abrüstung aller Staaten — nicht der Gleichheit der Sicherheiti — aufstellt, ohne aber etwas Konkretes zur schleunigsten Erfüllung dieser Forderung vorzüschlagen, eS sei denn, daß man das utopische Verlangen nach Ab schaffung aller besonders wirksamen KrtegSwafsen als einen solchen Vorschlag werten will. Als vorletzter Redner sprach der belgische Sozialist Baudervelde, bekanntlich einer -er Mitverantwortlichen am Versailler Vertrag, al» Vertreter der Zweiten Internationale. Bänder- velde verlangte Taten von der Konferenz, ohne aber die ' Taten genauer zu nennen. Immerhin hat er den Mut an Elemeneeau« Versprechen in Versailles, baß Deutsch lands Abrüstung de» ersten Schritt für die allgemeine Abrüstung bedeuten müsse, zu ertnnekn. Er beklagt den RüstungSunterschied -wischen Siegern und Besiegten: hier müßten ähnliche Grundsätze für alle aufgestellt werden. Zum Schluß wird er dann rein pazifistisch und verlangt in ziemlich deutlichen Worten Kriegsdienstverweige rung. Schon deshalb hat er natürlich Sier nichts zu suchen, nnd seine Rede bleibt rein akademisch. Wird Herr Vandervelde tm übrigen auch in Belgien ebenso rede», wen» er wieder einmal Minister ist? Dann erst wird sich zeigen, ob er wirklich umgelernt hat. Dte Schlußrede de» französischen Gewerkschaftler» Jou- Saur war mit Vandervelde» Worten verglichen reichlich tarblo» und tat niemandem weh. Senke kamen im Völkerbund leider die Stimmen der Völker nur sehr teilweise ober nur sehr abgeschwächt zum Ausdruck, viel mehr dagegen die Stimmen gewtsser ehr- geiziger und zum Teil recht zweifelhafter verbände. SS wär« eine Selbsttäuschung, wen« Deutschland glauben wollt«, hier auf zuverlässige Bundesgenossen rechnen zu kömre«, . Nashington, 8. Febr. Senator vorah brarrdmarkte in einer Unterredung mit einem Pressevertreter den französi schen Vorschlag, eine international« Polizei, trnppe zn schasse«, al» einen versmh, Eurapa i« eine Zwangsjacke ,» stecke». »Der Vorschlag", s» erklärte vorah, „ist -aS logische Erzeugnis des Versailler vertrage» nnd der anderen FriedenSverträge. ver trägt die weder ans Ehre noch Gerecht iakeit «usgeoaut Nnd. können eben nur durch Gewalt ansrechterhalten «erden. Di« Absicht ber Franzose» ist es, den Statu, ouo »hu« Rücksicht ß«s Geeechtiateit und ans dt« Recht» eine» «oliei gus^chtzn« erhalten, da» im Wachstum und in de« Entwicklung begriffen ist." Vorah vertritt die Austastung, daß nur wenige Re gierungen de» sranzvfischen Vorschlag unterstützen werde«. — In Washington strht «an dir Erklärung vorahS als de» Tobe »st aß für den französischen Vorschlag arr. «ckmascham mir Emv-nma im Ausland Der Angeklagte wirst sich -um Ankläger aus V»» uuaarom ouvtz Sank »nl,»näton Ak.-A.-S»uck«r- bortvtztorotattor Genf, 8. Febr. ES steM sich immer mehr heraus, daß es sich gestern tatsächlich um einen ganz großzügigen und für das Schicksal ber Konferenz vielleicht entschei denden französischen Vorstoß gehandelt hat. DaS erkennt man tn anderen Delegationen anscheinend zum Teil klarer, als in der deutschen. Jedenfalls könnten wir nichts Verhängnisvollere» tun, als wieder einmal den Kops in den Sand zu stecken, den französischen Vorstoß zu unterschätzen und diese Haltung mit Unerschütterlichkeit und Nervcnstärke zu verwechseln. Natürlich dürfen wir uns auch nicht