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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.05.1932
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320506027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932050602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-06
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
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Vorab über dm Rledemam »er WoltwIrMM Ser Mrl der Au-lmt-wul-r« verdovvo» Washington, 6. Mal. Senator Vorab, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses deS Senats, sprach vor der Presse über die Ursachen der Weltwirtschaftskrise und ihr« Behebung. Er erklirrte u. a., der kommende Sommer bringe entweder eine Wirtschastserholung ober ein unbeschreibliche» Ehaos. Als Hauvtursache des Niederganges der Welt wirtschaft bezeichnete Vorab die ungleichmäßige Ver teilung des Goldes. Ausgehend von der Lage in Europa, sagte Vorab, es werde allgemein angenommen, das« die Genier Abrüstungskonferenz keinen Erfolg haben werde. 8S v. H. der Haushalte der europäischen Natio nen würden von den militärischen Ausgaben verschlungen. Zur Wiederherstellung der Weltwirtschaft schlug Vorab vor: 1. Weitgehende Rüstungsbeschränkung, um die Volks- lasten zu erleichtern. 2. Regelung der Tributsrage und 8. Wiedereinführung des SilberstandardS in alle» frühe- ren Silbernationen. In diesem Zusammenhänge wies Vorab ans die Er holung der englischen Wirtschaft seit Ausgabe deS Goldstandards bin. Vorab kam sodann aus die inter nationale Schuldensrage zu sprechen und erklärte unter anderem: Amerika und Frankreich haben 7» v. H. des gesamten GoldvorrateS der Welt in den Händen. Diese Gvidanbäuiung sei die Ursache des Rückganges aller Waren preise. Die übrigen Nationen der Welt mühten sich mit dem Nest des Goldvorrates begnügen, wobei nur etwa zwei Golddollar aus den Kops der Bevölkerung kämen. Unter diesen Nationen befänden sich hochentwickelte Länder, wie z. V. Deutschland und England. Die ungeheure Gold- anksättsung in Amerika und Frankreich verringere natnr- gemäh die Kaufkraft der übrigen Nationen. Infolge des niedrigen Preisstandes habe sich die ursprüngliche Schulden summe der Lchuldnerländer in ihrem Werte verdoppelt. ES sei daher unmöglich, dah die europäischen Nationen jemals ihre Kriegsschulden an Amerika bezahle» könnte». -o«im fordert Ausgleich dos ElautödauShalteö Washington, 6. Mai. In einer Sonderbotschaft an den Kongrch erklärt Präsident Hoover, ein endgültiges Pro- gramm für den Ausgleich dcS Staatshaushaltes lei eine gebieterische Notwendigkeit, da die gegenwärtig hierüber herrschende Unsicherheit verhängnisvoll sei. Hoover fordert die sofortige Verabschiedung der Steuer« Vorlage und der vorgeschlagenen Sparmaßnahmen. Die unerwartete Erklärung de» Präsidenten bat in Kongrebkreifen großen Eindruck gemacht. Der Präsident verlangt in der Erklärung im einzelnen eine entschieden» Verminderung der Ausgaben in Höhe von 700 Millionen Dollar. Er sagte, eine solche Verminderung würde zusammen mit der Steuervorlage, die 1 Milliarde Dollar erbringen soll, das Budget ausgleichen, das GeschästS- leben wieder in Gang bringen, der Landwirtschaft Hilfe ge wahren und die Arbeitslosigkeit vermindern. Gin Provrammvorschlag für Lausanne London, ll. Mai. Gelegentlich ihrer Anfrage bei den Poungplanmächten, ob ihnen der IS. Juni als Eröffnungstag der Lausanner Konferenz genehm ist, bat die englische Re gierung, wie der diplomatische Korrespondent deS »Dalty Telegraph" erfährt, auch schon gewisse Richtlinien für das Programm der Konferenz in Vorschlag gebracht. Danach sollen zunächst Besprechungen zwischen den hauptsäch lichsten früheren alliierten Mächten, England, Frankreich, Italien, Japan und Belgien, mit Deutschland stattfinden, an denen möglicherweise ein amerikanischer Beobachter teil nimmt. Anschließend sollen die kleineren alliierten Mächte, Rumänien, SUdslawien, Griechenland und Port»- gal, die au den Reparationen unmittelbar interessiert sind, und Polen und die Tschechoslowakei, die mittelbar an den Verhandlungen ein Interesse haben, hinzngezogrn werden. Der letzte Abschnitt der Konferenz würde sich mit den ftnan- zlellen und wirtschaftlichen Fragen Südosteuropas und mög licherweise auch mit Finanzfragen im weiteren Nahmen, wie WährnngSproblem «sw., zu befallen haben. Zu diesem Ab schnitt würden auch ander« Länder, wie Oesterreich, Ungarn, Bulgarien, die Türket und voraussichtlich auch früher neu trale Staaten, cinaeladen werden, deren finanzielle und wirt schaftliche Interessen und mögliche Hilfeleistung als be deutungsvoll und wichtig angesehen iverden. Der Korrespondent meldet ferner, daß amtliche Ein ladungen zu der Konferenz noch nicht ausgesandt sind, da in gewissen Fällen einzelne Mächte noch keine endgültige Ant wort geben könnten. Die Zusammensetzung der franzö sischen Regierung würde erst nach dem zweiten Wahlgange in Frankreich bekannt werden, »nb Dr. Brüning stehe vor einer neue» Reichstagsverhandlung. MWaurnSantrag men Nr. Nrünins Berlin, N. Mai. Die kommunistische NeichStagSsraktion hat zur bevorstehenden politischen Aussprache im Reichstag einen M i ß t r a u e n ü a n t r ag gegen das Kabinett Brü- ntng cingebracht, ferner besondere Mintrauensantrüae gegen die Minister Groener und Stegerwald. Die Rechtsparteien haben bisher noch keine Entscheidung über die Einbringung von Mißtrauensanträgen getroffen. Das wird voraussichtlich erst in den Kraktionositzungcn, die am Montag zusammentrcten, geschehen. »UartbukgsrM des deutschen MitklltandeS" Eisenach, 6. Mai. Nach eingehender Aussprache über die Innen- und Außenpolitik schlossen sich am Donnerstag aus einer Führertagung der WirtschastSpartei die mitteldeutschen Wahlkreise Sachsen, Thüringen und Halle-Mers e- burg unter dem Vorsitz des StaatSminisierö a. D. Dr. W i l h e l in und des StaatSratö K raus e zu einer „W art- burgfront dcS deutschen Mittel st a n d e s" zu sammen. Die Blockbildung bezweckt, „die Idee des Bürger- tnmS — Freiheit des Volkes, der Persönlichkeit und des Eigentums — gegen Angriffe, von welcher Sette sie auch kommen mögen, zu verteidigen, ferner die durch Artikel 161 der ReichSverfassnng gewährleisteten Rechte des Mittel standes in ehrlicher Zusammenarbeit mit allen anderen Volksschichten bnrchzusetzcn und von der ReichSregterung Durchführung folgender Maßnahmen zu verlangen: Wah rung der deutschen Ehre in allen außenpolitischen Fragen, insbesondere scharfes Durchgreisen in der Memelsrage, und offizieller Widerruf der K r i e g s s ch u l d l ü g e: Wiederherstellung der deutschen Gleichberechtigung in der We h r f r e i h e i t: unverzügliche Aufnahme des Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit durch Arbeitsbeschaffung: Stärkung deS freiwilligen Arbeitsdienste« und Einführung der Arbeitspflicht in absehbarer Zeit". Die Gründung der „Wartburgsront des deutschen Mittelstandes" soll verstärkt werden durch den Beitritt aller gleichgesinnten Partei- und wirtschaftspolitischen Gruppen und Stände in Stadt und Land. Pariser Kreuver Berhan-lunoen Stockholm, 6. Mat. Das Mitglied der Kreuger- Kommission, Direktor B. Prytz, reiste gestern abend von Stockholm nach Paris, um die Verhandlungen mit den Gläubigern der Zttndholzgesellschast über Fragen de» Zah- lnngSausschnbS und der Rekonstruktion sortzusetzen, die von Bankdirektor Nydbeck eingelcttet worden sind. Mae-onal- ein unruhiger Patient London, 6. Mai. Nach seiner Operation am rechten Auge ist Macdonald fest aus Vctt geschnallt worden, io daß er weder Hände noch Füße bewegen kann. Macdonald muß sich mindestens 24 Stunden ganz ruhig verhalten. Er ist ein sehr unruhiger Patient, dem die Trennung von den Staatsgeschästen außerordentlich schwer fällt. Matschnee in Gngtanö Lonbon, 6. Mai. Im Norden von England und in Schottland siel in den letzten 48 Stunden viel Schnee. In der Grafschaft Inverncß war die Schneedecke etwa 10 Zenti meter hoch. Die Kuppen der schottischen Berge sind mit Schnee bedeckt. Aus den Tälern von Westmorland werden Schneeverwehungen gemeldet. Rmümm verteidigt dl» engltlchea Md Lonös«, s. Ma». Da» Unterhaus lehnt« gestern lH später Abendstunde einen Antrag der Arbeiterpartei, der sich gegen die neuen Einfuhrzölle wendet, mit 408 gegen 70 Stimmen a b. In der Opposition befanden sich 28 «t- beral«, von denen sieben dem Ministerium anarhören. Hierauf wurde die von der Regierung etngebracht« Entschließung angenommen, in der Tartfänderungen gebilligt werben. In seinem Schlußwort vor der Abstimmung erklärte der Präsident de» HanbelSamte», Runctman, u. a., zum ersten Male sei England für Verhandlungen mit anderen Ländern in einer vorteilhaften Lage. SS sei B. aus geschlossen, daß 1k Prozent des französischen Sonderzolles aus Kohl« nachgelassen worben wären, wenn England noch Freihandel hätte. Der Eilen- und Stahltarif gebe der eng- lisch«« Industrie die beste Möglichkeit, bi« sie seit SO Jahren gehabt habe. Was die HanbelSverträae mit anderen Ländern betreffe, so könnten sie nur mit sechsmonatiger oder in manchen Fällen mit zwölfmonatiger Frist gekündigt werben. Inzwischen könnten Verhandlungen oder Besprechungen ge- übrt werden, und England werde bereit sein, für den Zeit- >unkt, wo die Fristen ablaufen, neue Vereinbarungen zu «blieben, sobald e» die» der Mühe wert finde. Nnnciman chloß: Die halbe Welt bricht zusammen. Wir sind ihre einzige Hoffnung. Mir werben mit unserer Politik fort fahren, die darin besteht, Unsicherheiten und Gefahren in Europa und Asien zu beseitigen. Wir sprechen mit einer einzigen Stimme: infolge dieser Einheitlichkeit unserer nationalen Politik haben wir heute einen größeren Einfluß in den NatSversammlungcn der Welt als seit einer Gene ration. Nie Lrkttmvlm« »e- Schimmel- am -ite-mbeln Strälen (Niederrhein), 0. Mat. Am Mittwochabend konnten Zollbeamte in A « wel an der Bahnlinie Strälen— Geldern wieder «inen großen Fang machen. Sie hatten den Gchmnggelwcg auf Hetzerath zu besetzt, al» Legen Mitternacht etne Schmnggelkolonne von fünf bi» sechs Mann ankam, die sofort von den Beamten angerusen wurde, aber nicht stehen blieb. Nach einigen Schreckschüssen mußten die Beamten scharf schießen, da die Schmuggler das Weite suchten. Siner der Schmuggler sank getroffen zu Boden. Die übrigen Schmuggler, die entkommen konnten, mußten ihre gesamte Schmuggelwaren, Kaffee, Tabak, Zigaretten und Speck, tm Stiche lassen. Wegen KletnschmuggclS wurden im vergangenen Monat im Bezirk der Zollaussichtsstelle Herzogenrath 200 Straf verfahren eingeleitet. In der gleichen Zeit wurden im Bereich deS Hauptzollamtes Aachen rund 8000 Personen beim Schmuggeln angctrvffen. Beschlagnahmt wurden tm April k>SSS Kilo Kaffee, 750 Kiko Tabak, 627 000 Zigaretten, 4080 Zigarren, 10 840 Heftchen Zigarettenpapter, 867 Kilo Margarine, 0350 Kilo Zucker, 8141 Kilo Getreide, 4100 Kilo Mehl und 8830 Kilo Brot. Mi schwere AwstwagemmWe - Sech- rote Budapest, 0. Mat. Wie die „Donanpost" aus Klausenbnrg meldet, ereigneten sich am Himmelfahrt«, tage in Siebenbürgen zwei schwere Krastwagcnunfälle, die insgesamt sechs Todesopfer forderten. Bei Klausenburg wurde der Kraftwagen des früheren Flttgeladlutanten des Erzherzogs Franz Ferdinand, Major Karl Barth, von einem Schnellzug überfahren. Der Major und seine beiden Begleiter wnrdcn getötet. Bet Szamosutvar stürzte der Kraftwagen deS GroßkansmannS Martin Bürger von einer Brücke in den Fluß. Bürger, ein Bekannter und der Kraftwagcnführer ertranken, während sich die Frau des Be sitzers retten konnte Rn der gleichen Stelle war vor zehn Jahren ein Kraftwagen der tschechoslowakisch-rumänischen Milttärkommission ins Wasser gestürzt, wobei neun tschechische nnb rumänische Offiziere den Tod fanden. Meic-IW Murer und Wltbmllmer «saßt Ohrdruf, 6. Mai. Seit Anfang März wurde die Um- gegen von Ohrdruf durch eine Einbrecherbande in Schrecken versetzt, die jetzt endlich bei einem nächtlichen Ein- bruch in einer Gastwirtschaft überrascht wurde. ES handelt sich nm vier junge Burschen im Alter von 12 bis 16 Jahren, denen nach den bisherigen Feststellungen in zwei Monaten etwa 40 Einbrüche zur Last fallen. Sie begnügten sich jedoch nicht mit diesen Raubzügen, sondern bet Ihrer Festnahme wurde noch eine großangelegte Falschmünzerwerk st att aufgedeckt, in der Fünfmarkitücke hergestellt wurden. Auch batten sie Waffen im Besitz. Berliner Theater Bet Gott, das Spiel, das hinter den Kulissen der Ber liner Theater gespielt wird, ist interessanter als das, was auf ihren Bühnen agiert wird. Die Versuche, die aus der Szene anSprobiert werden, gehen die Oeisentlichkeit zumeist und im Grunde weniger an als die Drahizichercicn hinter der Szene. Das beliebteste Gesellschaftsspiel der Berliner Direktoren, bet dem manchmal auch Gerichtsvollzieher und Steuerbcamtc Mitwirken dürfen, heißt „Kämmerchen zu ver mieten!" Ein paar Kämmerchen sind jetzt glücklich vermietet. Melancholisch könnte man werden, wenn man denkt, daß Mar Reinhardt mit einer etwas merkwürdigen Geste, halb Verlegenheit, halb Vorwurf gegen Publikum, Presse »nd Zeit, das Deutsche Theater geräumt hat, um das größte Thcatererbe der deutschen Gegenwart an Dr. Rudolf Beer abzutreten, dem von Wien der Rus eines reinen Geschäfts- routinicrS vorauögeht. Daß er sich die anpassungsfähige Regiepersönlichkeit Karl Heinz Martins von der Bcr- liner Volksbühne geholt hat, ist immerhin ein schwacher Trost für den großen Verlust, nnd Mar Reinhardt nur noch als internationalen Schauinszenator von Schaustücken großen Stils aus den ihm noch verbliebenen Großen Schau spielhaus zu sehen, ist doch nur eine zwiespältige Freude: die „Schöne Helena", die er jetzt vom Kursürstendamm aus die Bretter der Zirkusarena verpflanzt hat, ist zwar immer noch großartig im Rausch der Farben und der Massen. Aber wie sie durch einen eigens hinzukomponierten Akt, der vor TrojaS Mauern spielt und die Liebenden in himmlische Zonen entführt (weder textlich, noch musikalisch in der Bearbeitung Korngolds eine erwünschte Zutat!), die paro distische Operette verbreitert und verwässert, so geht auch die szenische Gesamtwtrknug durchaus aus Masscudimcn- sioncn aus. Tie Veramerikantsierung Reinhardts sührt zu keinem guten Ende. DaS Kämmerchen in der Berliner Volksbühne, daS durch Martins Weggang ans Deutsche Theater frei- geworden ist, wird Heinz Hilpert beziehen, der bet Rein- Hardt mit dem „Hauptmann v"n Köpenick" und Horvaths „Geschichten auS dem Wiener Wald" sein sehr zuständliches, realistisches Negtetalent genugsam erwiesen hat, das bet dem proletarischen Publikum am Bülvwplatz erst recht eine dank bare Wirkungsstätte finden wird. Aber wer wird der geistige Letter der StaatSschauspicle am Gcndarmenmarkt, nachdem Bernhard Diebold cs abgelehnt hat, „Ehes dramaturg" mit seinen Forderungen nicht genügend ent sprechenden Kompetenzen zu werden? Dunkle Nebel brauen um das HauS, Namen kommen nnd gehen und bas einzige, was bleibt, ist die Sorge um die StaaiSbühne, die wie ei« Alpdruck die Beteiligte» und Interessierten belastet. DaS L ch t l le rt h e a t e r hat endgültig in Fritz Hirsch seinen Herrn gefunden und lebt einstweilen vom Vertrauen zu feinen Finanzleuten. Gänzlich unklar sind die Bcsitzverhältnisie der privaten Theater. Meist weiß man heute nicht, in wellen Hans man sitzt, unter welcher Direktion gespielt wird. Daß unter diesem Zustand vor allem die künstlerische Verantwortungs losigkeit immer mehr um sich greift, liegt ans der Hand. Im „Theater in der S t r e s m a n n st ra b e" ist plötzlich die „Univcrsal-Prvduktion-Gastspielabteilung" eingezogen «nd zeigt, wie man in Posemuckel Sommertheatcr spielt. DaS Stück „Mädel auS der Hölle" stammt von Alfred Herzog, demselben, der das OssizierSstück vom Leutnant Blumenthal vor einem Jahr aus die deutsche Bühne brachte. Hier gibt er sich hemmungslos naiv, und wenn es auch ein Spiel ist, „das sich um den Film dreht", wie der geschmack volle Untertitel den Zuschauer dankenswerterweise belehrt, so könnte man doch meinen, es sei zu jener Zett geschrieben, als Guido Tbielscher jung war. damals nämlich, al» eS noch keinen Film gab. Ei» hoffnungsloser Schwankblvbsinn, in dem Leo Peukert den Provinzehemann spielt, der sich immer aus Seitensprllngen ertappen läßt, und Ursula Grabley ein zappliges Ftlmmädchen, da» alle Temperamente springen läßt und doch kcinS hat — genug, um ein naives Publikum an seiner naivsten Sette zu kitzeln. ES wiehert Beifall. Im „Theater am Schiffbau erdamm" zeichnet vorsichtigerweise überhaupt keine Direktion mehr. Hier ur- anfsührt also „man" die „Hoffnung deS Wolfgang Binder", eine Tragödie unter Schülern von Wolf Ul rich Hasse, die ans den Restbestänben des Studio deS Staatlichen Schauspielhauses zu Legal» Zeiten stammt. Vier Akte lang wirb über nichts anderes al» die homoerotischen Gefühle von Pubertätöjüngltnaen geredet, ohne daß ein wirkliches Problem gestaltet wird. Binsenwahrheiten werden zerkaut, über die heute kaum noch Aufklärung nötig ist. Dennoch spürt man nicht nur im Wollen, auch in der drasti schen Kopie einer Lehrcrkonscrcnz, die einen unglücklichen, seinem sauberen EhrlichkeitSfanattSmnS zum Opfer gefallenen Jungen relegiert, etne dramatische Hand, allem Unfertigen und Kindlichen zum Trotz. Adam Kuckhoff, ehemaliger Dramaturg des Staatdtheatcrs, hatte die Regie, die, nament lich tm Wvrtmäbigen, auch noch ost im Unfertigen stecken blieb. Freundliche Ausnahme ließ aus ein interessiertes Publikum schließe». In bcr Volksbühne hat setzt Bruno Franks reichlich laugainilge Köterkomvdie „Sturm im Wasser glas" ein leicht dankbares Publikum gesunden. Der un soziale Bttrgermeisterkandtdat, der Phrasendrescher, der über daS Hundetter der Blumenfrau stolpert, ist ein famoses Fressen für die hier vereinigte Gemeinde. Und dazu Hansi Niese, die die Komödie ganz ins Süddeutsche, in den öster reichischen Dialekt verlegt und mühelos ihre erprobten komi schen Register bi» zur tränenersttcktcn Stimme zieht! Sonst will die Komödie nicht recht Vorwärtsgleiten, Arthur Maria Nabenalt, der sonst sich nur als radikaler Operninsze- nator versucht hat, bemüht sich hier nicht sehr glücklich um daS Ankurbcln der Svielkomöbie. Trotzdem: ein Erfolg, für den auch der Autor sich bedanken konnte! 0. Sek. Kunst un» Wissenschaft Wochenspielplan -er Sächsischen Staatstkeater Opernhaus. Sonntag (8.), außer Anrecht: „Siegfried" (b)4 bi» nach 10 Uhr): Montag für den „BtthnenvolkSbund" (kein öfsentl. Kartenverkauf): „GaSparone" (8 bis nach ION Uhr): Dienstag, Anrecht U: „Ariadne aus Na»oS" (8 bis nach 10)4 Uhr): Mittwoch, Anrecht 0: „Die ZwilltngSesel" (8 bis gegen 10 Uhr): Donnerstag, Anrecht ll: „GaSparone" (8 bi« nach 10)4 Uhr): Freitag, außer Anrecht: „Götterdämmerung" lb)4 bis nach 10)» Uhr): Sonnabend, Anrecht 8: „Sizilianische Bauernehre", „Der Bajazzo" (7)4 bis gegen 10)4 Uhr): Sonn tag (1b.), außer Anrecht: „Earmen" (7)4 bis 10)4 Uhr); Montag, Anrecht ä: „Die Meistersinger von Nürnberg" (5 bis gegen 11 Uhr). Schauspielhaus, Sonntag (8.) Tanzgastspiel Niddy Impe koven (vorm. 11 Uhr); außer Anrecht: „Ein Volksfeind" (7)4 bis gegen 10)4 Uhr): Montag, Anrecht 8: „Die göttliche Jette" (8 b. 10)4 Uhr): Dienstag, Anrecht N: „Ein Volksfeind" (8 bi» gegen 11 Uhr): Mittwoch. Anrecht 6: „Dle göttliche Jette" (8 bis 10)4 Uhr); Donnerstag für den Verein „Dresdner Volksbühne" (kein öfsentl. Kartenverkauf): „Götz von Berltchingen* (7)4 bis 11 Uhr); Freitag, Anrecht v: „Götz von Berltchingen" (7)4 bis 11 Uhr); Sonnabend. An recht v: „Elavigo" (8 bis 10)4 Uhr): Sonntag (1b.), außer Anrecht: „Fausts 1. Teil (6 bis 10 Uhr); Montag, außer An recht: „Faust" 2. Teil (6 bis 10 Uhr». Mitteilunsen -er Sächsischen Staat-cheater - Opernhaus Morgen, Sonnabend, außer Anrecht, „Die Fleber« mauS", mit Staegemann als Eisenstein, Angela Kolnlak, Maria ElSner, Schmalnauer (Frank), Iellnka Koettrtk (Or- losskn). Kremer, SchöNler. Bttllel, Ermold. Pawlinin, Nep- pach und der Tanzgruppe. Musikalische Leitung: Striegle»; Regte« Staegemann: Tänze: Ellen von Sleve-Petz. Anfang: 7)4 Uhr. Sonntag, am 8. April, außer Anrecht, „Siegfried", mit Taucher in der Tttclpartte. Plaschke, Sngente Burkhardt, Ermold, Lange, Böhme, Helene Jung, Erna Berger. Musi- kaltjche Leitung: Busch: Spielleitung: Schum. Anfang: b)4 Uhr. Der letzte Tag des NtbelunaenrlngeS „Götterdäm merung" ist Freitag, den 18. Mat. angesctzt. Musikalische Leitung: Busch. Anfang: b)4 Uhr. Außer Anreckt. Infolge einer seit längerer Zeit bereits scstgelegten ver traglichen Beurlaubung des Kammersängers Hirzel kann die nächste Ausführung von DrellelS Spieloper „Die Zivil« lingSesel" erst Mittwoch den 11 Mat. stattfinden. Schauspielhaus Dr. Lu - wtg Fulda, der am 1b Juli diese» Jahre feinen siebzigsten Geburtstag feiert, hat ein neues Drama
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