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Ahrn-Uu-sa-e Frritav, 29. AM 1932 kl. U-SUckNr» S«v»prkchn-Somm,i»ummrr: »I«» »iia I». «achlsrlPlLck,«: «r.»0011 Vchryl^Ikm, u. Haxvla-ichSsuft«!!«! »««d«,.«. 1, ««««»9«»« »»/I» Vntck «. »«üar riepsch a Uri-«dt, Lretden. PoftlcheL-itw. 10«- »r«»dr» Nachdruck nur mit deull-QurNenangab« (Drrldn. Nachr.) iulLIII». Unurrlangl« SchitNftück« werde» nicht aulbewahrt Gegründet 18S6 Veiualuikrhr »«I lL»Nch,weiiuall-er Austellunz »wnaMch I.»0 vik. lel>ychII«Mch 70 Vf», für rrige«- lahnl, durch Vostbetu» ».»o Ml. einfchiievlch »4 VI» Postgebühr lohne Posteuste>lung«gebühr> bet 7 mal wbchenMchem »erfand, «neelnummer 10 Vl». «neelgenpreife: Die einlpalllge »0 mm brelt« Zell« »» Vsg^ lür arrtwürit 40 Vtg., dl« »0 mm brelle «eName-elle roo Pf»., austerhalb »so Pfg. «ch». «rlfen-Ächla» lt. Darlf. gamlllenanzetgen und Slellengefuche ohne Rabatt 1» Plo-, ouster- tzalb »» Pf», vtlertengebsthr »0 Pf», «utwirtl,« «ufträge gegen Borautbejahlung. Bomvenattentat auf lapanWe Militärs Bet eine« Parate in Gchanvhai sieben hohe Würdenträger schwer verletzt die anscheinend von einem zweiten Attentäter fallengelassen wurde. Der Reutervertreter tn Schanghai, der sich im Augenblick deö Bombenattentats auf der Tribiine befand und wie durch ein Wunder unversehrt blieb, be richtet, daß -er Gesandt« Schigemits« wie von einem plötzliche« Wirbelwind hochgehobeu wurde und dann blutüberströmt zu Boden stürzte. Er ent rann dadurch dem Tode, daß japanische Krankenpflegerinnen sofort die Uniform des Verletzten zerrissen und ihn durch Anwendung von gedrehten Stricken an den Oberschenkeln vor Verblutung retteten. Die Aerzte sstrchten, bah ihm ein Bein amputiert werden mutz. Daö Gesicht des japani schen Generalkonsuls glich einer offenen Wunde. Admiral Nomura hat ein Auge verloren. Dieser «euerliche schwere Zwischenfall ist geeignet, die Friedensausstchten im Ferne« Oste« z« verschlechtern, obwohl der Anschlag von einem Koreaner begangen worden ist. Die Tat, die gerade zu einer Zett auögeflihrt worden ist, wo man aus den Ablchlutz eines Ä a s f e n st i l l st a n d e S hoffen konnte, kann zu etner ausserordentlichen Stärkung des militärischen Geistes in Japan stihren: man ftirchtet, datz die Rückwirkung aus die japanische Bevölkerung sehr heftig sein wird. Wie verkantet, gehört -er Koreaner, der die Bombe geworse« habe« soll, z« der provisorischen korea» ntschen Regierung, die angeblich mit der Kuo mintang im Einvernehmen steht. Der Attentäter soll im Austrage dieser Gruppe, die sich die Be, kämpsung der Japaner in China mit allen Mittel« zum Ziele gesetzt hat, gehandelt haben. DaS fapanische Autzenminlsterium hat sofort einen Be richt von den japanischen Behörden tn Schanghai angekor- dert. Man befürchtet, datz dieser Anschlag autzerordent- lich schwerwiegende Folgen haben wird. Wie noch bekannt wird, hatten der englische, der französische, der ita lienische und der amerikanische MarineattachS, die der Parade betgewohnt hatten, die Tribüne kurze Zeit vor dem Anschlag verlassen. AuS Tokio wird noch berichtet, datz das ganze La n b tn Heller Empörung über den Schanghaier An schlag ist. Wie verlautet, wird die Unterzeichnung des Aafsen still st andsabkommenS, die man sür morgen erwartete, verschoben werden. Schanghai, W. April. Während einer große« Parade japanischer Truppe« im Hougkew-Park schleuderte «in Koreaner eine Bombe gegen de« mittleren Teil der großen Tribüne, aus der eine Anzahl hervor ragender Persönlichkeiten versammelt «ar. Der iava «ische Gesandte in China, Schigemits«, «urd« durch bi« Explosion lebeuSgesährlich verwundet. General Ujeda. -er anfangs die militärischen Operation«» in Schanghai geleitet hatte, un- General Schirakawa. -er tn» Februar bei -er Entsendung japanischer Verstärkungen au seiner Stelle zum OberbekehlShaber ernannt «nrd«, sind ebensallS schwer verwundet worden. Auch der japanische Generalkonsul Murat, -er Admiral Schi, «a-a, der General Taschtro sowie einige Zivilisten wurden verletzt. Bon den Verletzten ist das Bestnde« des Generalkonsuls Mnrai außerordentlich ernst. Zu dem Bombenanschlag ist im einzelnen folgendes zu berichten: Die japanischen Truppen, die in einer Stärke von 10000 Mann an der Parade sanlätzltch des Geburts tages des japanischen Kaisers) tetlnahmen, hatten ihren Vorbeimarsch gerade beendet. Eine Anzahl japanischer Kinder sammelte sich um die Tribüne, wo der japanische Generalkonsul und die anderen Würdenträger Ansprachen halten wollten. Als zu deren Einleitung die japanische Nationalhymne gesungen wurde, explodierte plötzlich eine Bombe. Alle aus der Tribüne befindlichen Personen wurde« -nrch den Luftdruck zu Bode« geworfen. Die japanischen Truppen besetzten 'osort alle AuSgänge des Parks. Die Polizei riegelte die Anschlagstelle ab und nahm sieben Personen fest, die sich verdächtig ge macht hatten. Unter den anwesenden 15 000 Zuschauern ent stand eine ungeheure Aufregung. Einer der Ver hafteten, -er LS Fahre alte Koreaner Ninhokitsu, -er angeblich die Bombe geworfen hat, wurde von der Menge beinahe gelyncht. Als ihn javanische Polizisten fest nahmen, strömte Blut von seinem Gesicht. Es konnte noch nicht festgestellt werben, ob seine Verletzungen von Bomben splittern oder von dem Angriff der Menge hcrrtihren. Fn -er Nähe der Tribüne fand man eine zweite Bombe, Bor Aenterungon ter SoziasteiMttmig «ar «rede Mr Strgerwaid« tn Erfurt Erfurt, 20. April. Aus der NeichStagung des Verbandes -er Katholischen Kaufmännischen Vereinigungen hielt am heutigen Freitag RetchSarbettSmtntstcr Dr. h. c. St eger- wald «tne längere Rede, tn der er unter anderem auS- sührte: Wir stehen gegenwärtig vor einem ungeheuren Weltburchetnandcr. Auch in Deutschland herrscht auf dem Gebiet der WirtschastS- und Sozialpolitik noch ein« grotze Verwirrung. Bon Arbettgebersette wird der Reichs- arbettSmtntster tmmer stärker bedrängt, im Hinblick auf die sechs Millionen Arbeitslosen den staatlichen Lohnschutz durch Aufhebung der Vorschriften über die BerbindlichkettS- Erklärung von Schiedssprüchen zu beseitigen. Dieses verlangen länst daraus hinaus, -aß in «ine« «eltwtrtschastlichen Erkrankungszustand ohnegleichen -urch -en Staat alle«, mit Ausnahme der menschlichen Arbeitskraft, geschützt und gestützt werben soll. Solange ich Arbeitsminister bi«, lehne ich das nachdrücklichst ab. Die gesetzliche Sozialversicherung, besonders die ArbeitS- kosensürsorae und die Invalidenversicherung, befindet sich tn etner sehr schwierigen Lage. Für das Jahr 1082 fehlen den YUrlorgeetnrichtungen und VerslcherungSzwetgen noch viele Hunderte von Millionen Reichsmark. Mit Beitrags- erhöhungen und Steucrerhöhungen ist dem Fehlbetrag nicht wesentlich beizukommen. Damit würde nur neue Arbeits losigkeit geschaffen. In den nächsten Wochen mutz eine Kom- btnatton -wischen Arbeitsbeschaffung und ArbettSlosen- sürsorge gesunden werden, mit der wir über bas Jahr 1082 htnttberkommen. Auch die Invalidenversicherung mutz ins Gleichgewicht gebracht werden. Aus längere Sicht gesehen, werden sich grundlegende Aende- rungen der gesetzlichen Sozialversicherung nicht vermeiden lasten. Meines Erachtens kommen wir nicht darum herum, die Sozialversicherung in steigendem Maße den versicherten zu überantworten. Damit würden sowohl der Streit über die staatliche Sozial politik als auch der Streit zwischen Arbeitgebern und Ver sicherten weitgehend zurückgedrängt werden können. Die Arbeitgeber hätten einen durch Gesetz sestzusetzenden Bei trag zu entrichten, wofür sie in bestimmten Fragen mit-u- Büscheiben hätten, während für den Rest des BeUrageS ole Versicherten selbst aufzukommen hätten, wie ihnen auch die Durchführung der Sozialversicherung bet entsprechender Staatsaussicht einzuräumen wäre. Auch das gegenwärtige Organisationswesen in unserer Wirt, schäft erweist sich immer mehr als eine Unmöglichkeit. Heute sehen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den ein zelnen Gewerben und Wirtschaftszweigen meist nur um den Lohn auseinander. Dabei ist die Lohusrage doch nur ein kleiner Ausschnitt aus den Äesamtvorgängen tn der Welt- und Volkswirtschaft. Ich könnte eine sehr grotze Aufgabe deö Reichs wtrtschastsrates darin sehen, daß er Vorschläge darüber herauSkrtstallisiert, wie die einzelnen Zweige der Wirtschaft auf den verschiedensten Ge bieten aufeinander abzustimmcn sind, nämlich preis-, steuer-, Verkehrs-, lohnpolttisch usw. Dav sich die Arbeitgeber heute noch gegen eine zweckmäßige paritätische AuS- gestaltung der gesetzlichen Kammern (Hand werks-, Handels- und Landwirtschaftskammern) wehren, kommt mir kleinlich und altmodisch vor. Auch auf dem Ge biet der Agrarpolitik, des SiedlungSwescnS, der Zinsen politik stehen wir noch vor grotzen Aufgaben, wie auch aus der gründlich veränderten Bevölkerungspyramide (früher starke Jugend- und schwache AltcrSjahrgänge, heute fast um- gekehrt) uns grobe Aufgaben aus den verschiedensten Ge bieten erwachsen. Ein murr Danzig-minisKer Streitfall Dauzlg, 20. April. Seit dem 15. Oktober v. I. werben im Eisenbahnverkehr des Danziger Gebietes Zuschläge zu den Fahrpreisen und Frachtsätzen erhoben, deren Erträge von der polnischen Etsenbahnverwaltung an die polnische StaatSkasfe für Zwecke der ArbettS- losensürsorge abgettihrt werben. Derartige Zuschläge sind natürlich durchaus unrechtmäßig, da sie kein Entgelt für irgendwelche Leistungen der Eisenbahn dar stellen. Der Senat hatte sich deshalb an die polnische Re gierung aewanbt, um die Aufhebung der Zuschläge yerbetzusühren. Trotz dieser Vorstellungen sind die Zu schläge nicht beseitigt worden. Die Frist für ihre Erhebung, die ursprünglich am 15. April ablirs. ist bis »um 18. Oktober verlängert worden. Der Senat bat nunmehr die Strett- srage dem BölkerbundSkommtssar zur Ent scheidung vorgelegt. Brüning unterwegs nach Berlin Gens, 20. April. Reichskanzler Dr. Brüning ist in Begleitung von Staatssekretär v. Bülow, Ministerial direktor Zechltn und Oberregierungsrat Planck heute vormittag 11 Uhr wieder nach Berlin abgercist. Botschafter v. Hoesch begleitet den Kanzler bis Basel. Am Bahnhof verabschiedete sich der Reichskanzler von den zahlreichen unter Führung von Botschafter Nadolny erschienenen Mitgliedern der deutschen Delegation und den Presse vertretern. Der Kanzler wir- nach seiner morgigen Rückkehr dem Reichspräsidenten Uber die Genfer Besprechungen Bericht erstatten. Dann wird er an der Sitzung des ge- schästSftthrenden Vorstandes der Z e n t r u m s p a r t e t teil« nehmen. Da sie angesichts der Wichtigkeit des Beratungs stosses längere Zeit tn Anspruch nehmen wird, werden die Kabtncttöberat ungen erst am Montag ihren Anfang nehmen. Die erste Sitzung wird voraussichtlich eine Aus sprache über Genf und die i n n e r p o l t t i s ch e S t t u a ti o n bringen: am Dienstag dürsten dann wohl die Endberatungen über die neue Notverordnung beginnen, die in den letzten Wochen in den Ressorts vorbereitet worben ist. Amnestie für Nationalsozialisten? vradtwolcknng nnooror KvrUnor Lckrttttettnog Berlin, 20. April. Zu der tn der Presse bereits erörierteck Frage, ob der Reichspräsident aus Anlatz des Beginns seiner zweiten Amtspcriode eine Amnestie zu erlassen gedenke, liege» jetzt amtliche Bestätigungen vor. So wird vom Ncichsjustizmintsterium mitgeteilt, datz mau sich dort zur Zeit auf Veranlassung des Reichspräsidenten mit dieser Frage befasse und nachprttse, inwieweit sich auf dem Gebiets der Amnestie praktische Möglichkeiten ergeben. In unterrichteten Kreisen verlautet dazu, daß die Amnestie wahrscheinlich zu der Niederschlagung der zahlreichen gegen nationalsozialistische Führer und Abgeordnete eingeleiteten Hochoerratsverfahren führen dürste. Offenbar hat man im NelchöpräsidcntcnpalaiS die Absicht, bet dieser Gelegenheit nach Möglichkeit den ganzen Wust von Prozessen und anhängigen Verfahren zu erledigen, der sich in den letzte» Jahren auch beim Reichsgericht angesammelt hat. Damit würden u. a. auch die sogenannten Box- Heimer Dokumente, aber auch daö Material, das Severing dem Oberreichsanwalt nach seiner grotze» Durchsuchungsaktion -«geleitet hatte, der Erledigung ver fallen. stein deutsch, italienisches Memmen Berlin, 20. April. Perttnar hat im Zusammenhang mit der Feststellung, datz die Aussichten sür eine sranzösisch- ttaltenischc Flottenverständigung sehr gering seien, be hauptet, datz sich s e t t d c m B c s u ch B r ü n i n g S in N o m eine grundsätzliche Wandlung in der italienischen Politik in allen Frankreich betreffenden Fragen vollzogen habe. Der Grund hierfür sei in einem recht weitgehende« deutsch-italienischen Abkommen, das engste Zu- sammenarbeit zwischen den beiden Ländern anstrebc, zu suchen. An zuständiger Stelle tn Berlin tritt man dieser Behauptung des französischen Berichterstatters energisch ent gegen. Von einem deutsch-italienischen Abkomme» könne keine Rede sein. ES handelt sich um eine ganz offenkundige französische Wahllüge. SeliSndischr BerMli« fiir dir BMtneiusuhk Berlin, 20. Avril. In der holländischen Zeitung „Tele- graas" ist eine Nachricht über deutsch-holländische Verhand lungen erschienen, wonach bas Zollkontingent sür Butter wesentlich erhöht werden soll. Wir erfahren hierzu von unterrichteter Sette, datz diese Meldung nicht zutrisft. Der Tatbestand ist vielmehr der, daß von der holländischen Re gierung Vorschläge gemacht worden sind, die nicht aus eine Verringerung des ZollschutzcS der deutschen Butterprobuktion, sondern auf eine Verbesserung und Vereinfachung der Zoll methoden htnanSlausen sollen. Die deutsche Regierung hat die holländischen Vorschläge zur Kenntnis genommen und eine Prüfung tn Aussicht gestellt. Die zuständigen Stellen haben zu den holländischen Vorschlägen noch tn keiner Weise Stellung genommen. Der sächsische BoikSrntscheit Mts Dresden, 20. April. Der LandeSwahlauSschuß hat heut« sämtliche Beschwerden wegen angeblicher Wahl beeinflussung beim letzten Volksentscheid einstimmig als unerheblich und gegenstandslos abgewtesen. Die Einstimmigkeit des Beschlusses ist insofern beachtens wert, als sich im LandeSwahlauSschuß auch «in Ver treter der NSDAP, befindet, die da- Volksentscheids- eraebnt» wegen „gewaltsamer Wahlbeeinflussung* an gefochten hatte.