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AdeWAussabe Dienstag, 24. «al ISZ2 r«. gahrgang. Rr. 24l kl. Gegrünöet 1HAH Drastanschrifti N«ckNtck»Inr Dretd«, geinwrecher-Gommelnummer: arm Kur lür KachlgelprLche: kr, »00»1 EchUIllrUmig u. HaupIgrichtlUstellk! Lretden - L. 4, McNenftraß« rs/1H »tt'ck u7 «Äiäg?Ärps-^» Dirtdrn. Posllcheck-Slo. 10«» Dreideit Nachdruck nur mit deutt.Quellenangab« (Dreldn. kachr.) »uMIg. Unverlangt« «chriNstücke weiden nicht aulbewahrt vq»glä«sg-a r«t UtgNch »weimaNger Zustellung monatlich ».«> vtt. (einichliestllch 70 Pfg. für rrSgem lohn», durch vostbezug r.ao Mk. etnlchltehllch r« Psg. Postgebühr (ohne Postjustellungtgebühr» bet 7mal «SchenUlchem verland, itinrelnummer »o Pia. Anzeigenpreise: Di« einspaltig« »0 mm breit« Leu« »» PI«., für aulwürl« «0 Psg., die »0 mm breite Nellamezelle «so Psg., außerhalb »ro Psg. ab», llrlsenadlchlag U. Darts, stamillenarteigen und Stellengesuche ohne Rabatt lb Psg., außer halb »b Pfg. Oiserlengebühr »0 Psg. AutwLrlige «ustrüge gegen voraulbetahlung. England Wer -le deutsche Staatskrise „Sie Bersaiiung in i»werer SesM" London, 24. Mal. Unter der fettgedruckten Ueberschrikt „Die deutsche Verfassung in schwerer Gefahr- be- schästigt sich das Rothermcre-Blatt „Daily Mail- in groszer Ausmachung mit der preusiischcn Kabinettskrise. Das Un vermögen des vreu bisch e» Landtages, einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen, sei ein Wahrzeichen der Krankheit, die das Leben von Deutschland vergifte: Mangel an Einigkeit. Die Frage sei nicht mehr die, ob Dr. Brüning in Aekahr lei, sondern ob die gegenwärtige Ne- gierungSsorm überhaupt noch ausrechtcrhalten werden könne. Ein Mitglied der Zentrnmspartet äusierte sich dem Berliner Berichterstatter der „Daily Mail- gegenüber dahin, das, die Nationalsozialisten möglicherweise alles tun würden, «ine Auslösung des Preus,Ischen Landtages herbeizusühren in der Hoffnung, bei Neuwahlen die Mehrheit zu erhalten. Moskau erlaube zur Zeit den Kommunisten nicht, den Nationalsozialisten zu Helsen. Aber MoSka» könne seine Ansichten ändern, wenn es denke, das, ein gün stiger Augenblick sür die deutschen Kommunisten ge kommen sei, ihre Zahl im Parlament zu vergröbern. „Dail Mail- meint hierzu, dab unter solchen Umständen «ine Koalition zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum natürlich schwer dnrchzuführen märe. Die Lösung der gegenwärtigen Krise werde möglicherweise eine Dik tatur oder ein D r e i m ä n n e r - N a t sein. Schleicher und Hitler würden den Apparat für eine diktatorische Ne gierung bereit und in bester Ordnung vorfindcn. Die „Times- führt die Aeuberung der „DAZ.- an, dab selbst eine völlige Streichung der Tribute in Lausanne Brüning nichts mehr nützen werde, da baS deutsche Bolk die Tributstreichung schon als gesichert ansehe. „Times- meint dazu, diese Aeuberung sei lehrreich im Ver gleich mit der oit im Auslande geäußerten Meinung, dab eine endgültige Lösung der Trtbntsrage der Ungcwischeit und dem Misstrauen von heute ein Ende machen würde. DaS Blatt vermerkt besonders die Acnbcrnng StrabcrS, der nächste Schritt der deutschen Aubenpolitik »niste die Wieder gewinnung der Wehrhohelt sein. — Die liberale „Newö Chro, nicle- betrachtet demgegenüber die politische Lage in Deutsch- lanh als ruhig und spricht von einem i n n c r p o l I t i s ch e n Waffenstillstand bis nach der Lausanner Konferenz. Hitler habe feine Hoffnung, Kanzler zu werden, scheinbar zurückgestcllt und wolle Brüning noch eine Galgenfrist biSEndeIuni gewähren. Sn Mmßmlmdtm nicht arbkiMWg? Keine Giniounv über bas Prasi-ium vradtmolckuog uunarar varlluar SodrUUaltuog Berlin, 24. Mai. Wie bereits verschiedentlich angekün- dtgt, tritt heute Dienstag nachmittag 8 Uhr der vor 80 Tagen neugewühltc Preußische Landtag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die Beratnugen beginnen in einer Sphäre völliger llngeklärthctt der politischen Verhältnisse. Neber keines der zur Erörterung stehen den Probleme ist auch nur annähernd Klarheit geschaffen. Verhandlungen zwischen Nationalsozialisten und Zentrum haben überhaupt nicht stattge kün den. Deshalb wird voraussichtlich die heutige erste Sitzung lediglich den ErössnuugSformalitätcn gelten. General Libman n, der nationalsozialistische Alterspräsident, dürste eine kurze Ansprache halten und dann den Aellestenrat cinbcrufcn, der voraussichtlich morgen Ver handlungen über die Wahl des LandtagSpräsidcnten einzu leiten versuchen wird, Für den LandtagSpräsidcntenposten, der in der preußischen Vcrsastung eine nicht unwichtige Nolle spielt, haben die Nationalsozialisten ihren Abg. Kerrl, die Sozialdemokraten den früheren Landtags präsidenten Wittmaack ausgestellt. Die Kommuuisten haben in aller Horm schärfste Obstruktionspoli tik angckündigt. In den Wandclgängen wurde heute vor Beginn des Plenums die Frage erörtert, ob der Landtag überhaupt arbeitsfähig sein werde, wenn eine Einigung zwischen den Parteien über di« Wahl des Präsidiums nicht ersolgt. ES steht fest, dab ans der Tagesordnung der zweiten Sitzung des Landtages die Wahl des Präsidiums flehen mub. Sollten die Nationalsozialisten cS ablehuen, über diese Angelegenheit zu verhandeln, dann könnte entweder bet der zweiten Sitzung oder bei der endgültigen Wahl des Präsidiums nach vier Wochen das Haus b c s ch l u b u n s ä h t g gemacht werden, indem alle Parteien, von den Kommunisten bis zum Zentrum, sich nicht an der Stimmabgabe beteiligen. In diesem Falle wurden die Rechtsparteien nur 208 Stimmen ausbringen, während sür die Brschlubsählgkcit 2t2 Stimmen erforderlich sind. Nach jeder Feststellung der Beschlusmnsähtgkeit mub die Sitzung geschlossen werben, so dab vor endgültiger Besetzung des Präsidiums unter Umständen überhaupt keine ordentliche Plena rfttzung des Hauses statt- finden kann. Die Nationalsozialisten kaffen im „Angriff- ankündigen, Ne würden ohne Rücksicht aus die ihrer Auffassung nach ver fassungswidrige GefchästSorbnungSänderung die Wahl beS Ministerpräsidenten nach früheren Vorschriften vollziehen. Unter Umstünden kann sich so das Schauspiel ergeben, das, der Lanbtagsprüslbent zur Wahl des Minister präsidenten schreiten lässt. Sollte dieser national sozialistische Plan burchgcführt werben, so werden unter Um ständen Zentrum, SPD. und Kommunisten den Versuch machen, das Haus beschlubuufähig zu machen. In den Vormittagsstunden waren in der Umgebung des Laiidiagsgcbäudcs noch keinerlei polizeiliche Ab- spc r rma bn a hm c n erfolgt. Vor dem Haupteingang in der Prinz-Albrccht-Straßc sieht man kleinere Gruppen von Fußgängern, die die kommende» parlamentarischen Sr- cignisse lebhaft erörtern. Vrünllio spricht im AuSwSrtiven Ausschuß Berlin, 24. Mai. Der Auswärtige AuSschusi de» Reichs tags trat am Dienstagvormittag unter dem Vorsitz de« Abg. Dr. Frick sNatfoz.j zusammen. Außer dem Reichskanzler nahmen anch NelchSvcrkehrSminister TreviranuS und Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Bülow an der Sitzung teil. Reichskanzler Dr. Brüning ergrtsi sofort das Wort, nm eine ausführliche Darstellung der hauptsäch lichsten a u b e n p o l i I i s ch c n Probleme zu geben: Genfer Verhandlungen, Tribute, ausländische Schulden, Ab rüstung, Donanproblem, Mcmclland und Danzig. Nach Beendigung der c i n st ü n d i g c n Ausführun gen des Reichskanzlers erhielt als erster Partcircdner der Abgeordnete Rosenberg INS.) das Wort. RolverordtiunaStebatte tm SauShallaiiWiiß Berlin, 24. Mat. Der HanShaltausschub des Reichstags erledigte am Dienstag zunächst Petitionen. Gegen die Be handlung neu cingcgangcncr nationalsozialistischer Anträge erhob sich Widerspruch, weil die Anträge nicht vom Plenum eingebracht und von diesem dem AuSschns, überwiesen wor ben waren. Dann wurde die Aussprache über die Notverordnungen fortgesetzt. Rach Beendigung der Aussprache wurden die Anträge der Nationalsozialisten, der Deutschnationalen und der Kommunisten aus Aushebung aller seit dem 1. Juli 1»8ü erlassenen Notverordnungen oder ein, zelner von ihnen mit 18 gegen 17 Stimme» ab gelehnt. Für die Aushebung trat außer den Antrag stellern auch die Deutsche Volkspartei ein. In der vorangcgangencu Aussprache hatte Abg. Morath sDVP.j die Zustimmung seiner Fraktion zu den Anträgen auf Aushebung der Notverordnung begründet. DaS Recht der Regierung zur Anwendung des Artikels 48 sei un- bestrttten. Aber die Regierung habe bei der Anwen dung des Artikels 48 versagt. Sic gehe immer nur den Weg des geringsten Widerstandes. Htn-enbury am Sonnabend in Berlin vradkmolüung aoaorvr vorllaar SodrltUoltuag Berlin, 24. Mat. Der Reichskanzler hat feine Ost preußenreise abgesagt, da nunmehr scststcht, baß der Reichspräsident am Sonnabend, spätestens Sonntag nach Berlin zurückkehrt. Die Absage der Reise tst auch daraus zurückzuiührcn, daß die Sitzung des Auswärtigen Aus schusses des Reichstages den heutigen und möglicherweise auch noch den morgige» Tag voll in Anspruch nimmt. Infolgedessen verzögern sich die Kabtncttsberatnngcn um ein bis zwei Tage und mit ihnen auch der Abschluß der Arbeiten an der neuen Notverordnung. Der Staatssekretär des Reichspräsidenten, Dr. Meißner, wird indessen heute abend nach Neubeck reisen, um den Reichspräsidenten über die innerpolittsche Lage zu informieren. Vermutlich wird Staatssekretär Meißner dem Reichs präsidenten auch das Schreiben überbringen, das der Deutschen BeamtenbundcS ist in der Reichskanzlei un- steuer an Hindenburg gerichtet hat. Dieser Schritt des Deutschen VctmteubundeS tst in der Reichskanzlei un angenehm empfunden worben. Der Reichskanzler läßt er klären, er seit bereit gewesen, die Vertreter des Deutschen BeamtenbundcS aus ihren Wunsch hin zu empfangen, und es berühre ihn merkwürdig, daß noch, ehe seine Antwort an den Deutschen Beamtenvund herausgegangen sei, dieser sich seht an den Reichspräsidenten gewandt habe. Zu den N ü ck t r i t t S a b si ch t e n um Schiele wirb bekannt, daß der R c t ch S l a n b b u n b in einem sehr schroff gehaltenen Schreiben jede weitere Zusammenarbeit mit dem NeichSernährungSmtnIster abgelehn« hat. Amtlich ist zu diesem Schreiben allerdings noch nicht Stellung ge- genommcn worden. Do. X nach Berlin unterwegs vradtwolckung ansorvr Svrliavr Sodrlttloltnng Berlin, 24. Mai. Das Dornierflugschisf „Dv.X" ist heute vormittag 10,20 Uhr In E a l s h o t zum Weiterflug nach Deutschland gestartet. Mit seiner Ankunft aus dem Müggel see tst zwischen 10 und 17 Uhr zu rechnen. Unmittelbar nach der Landung wird das Flngschiss von den Vertretern des R e i ch ß v e r k e h r S m i n i st c r i u m s, der Stadt Ber lin und der sonstigen Behörden feierlich begrüßt werden. Die BVG. hat anläßlich der Landung des „To. X" einen So n d e r v c r k e h r nach dem Müggelsee eingerichtet: Ein aufregender Zwischenfall in Calfhot London, 24. Mai. AIS Do. X an der Boje ans der Reede von Ealshot fcstmachen wollte, ereignete sich ein aufregender Zwischenfall. Eine Pinasse der Flicgcrstattvn schleppte das Flngschiss nach der Fcstmachcboie. Als das Schlepptau loS- geworscu war, versuchte ein Manu der Besatzung des Do. X, der ans dem Bug stand, die Boje zu erreichen. Hierbei über schlug er sich und kiel i n S W a s s c r. Er konnte von einem Boot der Flicgcrstatio» gerettet und wieder auf Do. X. ab- gesetzt werde». In der Zwischenzeit war das Flngschiss von der starken Strömung nahe an die Flugstation hcrangetricben worden. Da das Flugboot zu landen drohte, machten die Mechaniker verzweifelte Anstrengungen, um die Motoren wieder anzuiversen. Dies gelang im letzten Augenblick, als die Do. X nur «och wcuigc Meter von dem Landeponton ent fernt war. DaS Flugschiss konnte bald daraus an der Boje scstgemacht werden. Trauerfeier für Fürst Lobkowitz vraklmolcknng nasorvr Verllnvr SokrUtlvUnng Berlin, 24. Mai. In der Kapelle des St. - Hildegard- Krankenhauses am Reichokanzlerplatz sand heute vor mittag unter starker Beteiligung die feierliche Einsegnung der Leiche des beim Avuörennen am Sonntag tödlich ver unglückten Fürsten Lobkowitz statt. Der Sarg ivar unter einer Fülle von Blumen ansgebahrt. Neben den nächsten Angehörigen, der Mutier und der Schwester des Verunglück ten sowie sonstigen Verwandten nahmen an der Traucrscicr viele bekannte Persönlichkeiten des AutosportS teil, dar unter die Rennfahrer v. Morgen, Bnrggallcr, der tschechische Hcrrcnsahrcr Pohl, Präsident Kroth vom ADAE., Freiherr v. Brandenstein vom AvD. sowie Dr. Edmund StinneS als AussichtSratSvorsihenber der Avus. Pater Ehring zele brierte die Messe und segnete die Leiche ein. Im Laufe des heutigen TagcS wird der Sarg In die Heimat des Fürsten, nach Schloß Ho rin in der Tschechoslowakei, übergesiihrt, wo die Beisetzung in der Familiengruft der Fürsten Lobkowitz erfolgen wird. Rechtsruck in Gsllanb Neval, 24. Mai. Am Montag fanden die cstländischcn Parlament-Wahlen nach dreitägiger Dauer Ihren Abschluß. Die Ergebnisse lausen infolge der mangelhaften Verbin dungen nur sehr langsam ein. Die Wahlbeteiligung betrug in Reval 70 v. H., in der Provinz teilweise bis 80 v. H. Die Wahlen verliefen überall völlig ruhig. Nach Angaben des deutsch-schwedischen Wahlbüros sind in den Städten 11201 Stimmen tgcgcn 11 777 Stimmen im Jahre 1020s für die deutsch-schwedische Liste abgegeben worden. Dicker Verlust wird scdoch allem Anschein nach aus dem flachen Land ausgeglichen werden, so daß der deutsch-schwedische Wahlblock seinen Bestand von drei Abgeordneten behaupten dürfte. Im allgemeinen macht sich ein starker Ruck nach rechts bemerkbar. Nach vorläufigen Berechnungen dürften die vereinigte Agrarpartei 40 Sitze, die nationale Mittclpartet 23 Sitze und die Sozialdemokraten 21 Sitze erhalten. Gtnfklllms -es Verfahrens gegen Meyer un- Beckers? Kowno, 24. Mut. Der Untersuchungsrichter für be sonders wichtige Angelegenheiten, NovicktS, überreichte am Montag das UntersnchungSmatcrial gegen Schulrat Meyer und BcckcrS. Der Staatsanwalt des Kriegsgerichts wird sich nun zu entscheiden haben, ob baS Verfahren Nieder zuschlagen ist oder ob Anklage erhoben werden soll. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, ist das Kriegsgericht wegen der Unzulänglichkeit dcS Materials eher geneigt, das Verfahren c t n z u st e l l e n. Der Kurswechsel in Anhalt Dessau, 24. Mat. DaS anhalttschc Staatsministerium hat beschlossen, den NcgicrnngSpräNdcutcn Pan lick und die KrciSdircktoren Günther lBcrnburgi und Hetnze sDessaus bis auf weiteres zu beurlaube n. Paulick und Günther sind Sozialdemokraten, Dr. Heinze StaatS- parteiler. Sie sind noch In den letzten Tagen der Amtstätig keit de« alten Ministeriums zu KrciSdircktoren befördert worden. Ferner hat das Staat-Ministerium dem „An halter Anzeiger- in Dessau die AmtSblatteigenschast wiebergegeben, die ihm vom alte» Ministerium genommen worden war.