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rrlbutgespröche Mischen Paris und London EnMMSvttmismui-EiiiltiiktiizraiikrMs? London, LS. Mat. Der Pariser Korrespondent der -Time» weiß zu melden, baß -wischen der franzvsi- sch en und der amerikanischen Regierung Ber- Handlungen wegen der Wiederaufnahme der Kriegsschulden zahlungen und der Nachzahlung der durch das Hoover- Moratorium gestundeten Annuitäten im Wange seien. Non sehr zuverlässiger Seite verlautet, daß demnächst eine Ber- einbarung abgeschlossen werden dürste, die wahrscheinlich mit -er bevorstehenden Vereinbarung zwischen Großbritannien und de^n Vereinigten Staaten tibereinsttmmcn werde. Der Korresponbent glaubt ieftstellen zu können, batz Frankreich setzt durchaus bereit sei« würde, auch aus de« letzte« Pfennig aus Reparationen z« ver» zichteu, falls die Gewißheit einer allgemeinen Annul» lierung de« Kriegsschulden bestände. Es sei des» halb kaum zweifelhaft, daß die setzt mit den Bereinigteu Staaten im Gang befindlichen Verhandlungen im «efent, licht« technische« Charakter hätte«. „Der Schlüssel liegt in Washington" Pari-, 26. Mat. Der „TempS" nimmt gegen die Haltung ber englischen Presse in der Tributsrage Stellung und bedauert eS, daß cS vor der Lausanner Konserenz nicht möglich sei, zwischen der englischen und französischen Aus- sassuug eine Einigung zu erzielen, um den deutsch«« Forderungen ein« gemeinsame Front gegenüberstelle«« zu können. ES sei unverständlich, daß England Frankreich für die Schwierigkeiten verantwortlich machen wolle, denen man in Lausanne gegenüberstehen werde. Man versuche, den Eindruck zu erwecken, als ob die französische Forderung aus Beibehaltung des Grundsatzes der Reparationen eine dauerhafte Lösung der ganzen Frage verhindere. Vom allgemeinen Standpunkt a«8 und im Interesse einer Befriedung Europas, wäre die endgültige Ab» schassuug der Reparationen sicherlich nur z« begrüße«. Diese Lösnng sei jedoch nur möglich, wenn sie parallel zurStreichnuaderinteralliiertenSchul, den an Amerika lanse. Der Schlüssel liege also in Washington, und es sei keinerlei Aussicht dafür vorhanden, daß Amerika aus die Schuldenzahlungen verzichte. Selbst der Vorschlag, die Reparationen unter der Bedingung abznschafsen, daß Deutschland eine letzte Zahlung in Höhe von etwa füns Milliarden Goldmark leiste, habe keinerlei Aussicht, an genommen zu werden, da Reichskanzler Brüning bereits öffentlich gegen sede Wiederaufnahme der Zah - lungeu Stellung genommen habe. Eine solche Lösung würde außerdem die Frage ber interalliierten Schulden voll kommen offen lallen. Unter den gegenwärtigen Umstände« sei die vernünftigste Lösung die, bas Moratorium so lange zu verlängern, biS die Möglichkeit gegeben sei, aus ver, nllnstlger Grundlage mit der Washingtoner Regiernng die gesamte Schuldensraae zu besprechen. SS sei jedoch mehr als zweiselhast, daß di« Reichsregterung unter dem Druck der RechtSkreise «in solches Provisorium annehme. England soll aus leinen RevarallonÄmteti verzichten London, 26. Mat. In einem längeren Artikel über Lausanne erklärt „Financial News", baß die englische Regierung es in der Hand habe, einen Zusammenbruch ber Konferenz, der jetzt schon beinahe von jedermann voraus- gesagt werde, zu verhindern, wenn sie ihre amtlich mehrfach ausgesprochene Politik der völligen Streichung ber Nepara- tionen und Kriegsschulden durchführe. Zunächst einmal sei es ganz gut möglich, daß Frankreich und die anderen Länder sich einigten, eine Endsumme zur Ablösung der Reparationen sestzusehcn und baß Deutschland diesen Vorschlag annchmen werde. ES würde sich vielleicht nm 8 Milliarden Mark handeln, die nach einer Erholungspause in Raten zahl- bar seien, wobei Deutschland das Recht habe, die Zahlungen zu beschleunigen. Wenn aber di« verschiedenen Länder nicht mit einem Lösungsvorschlag vor Amerika hintreten könnten, so solle England erklären, batz eS ein für allemal auf seinen An» teil an den Reparationen und allen Kriegsschulden» zahlungen von solchen Ländern verzichte, die ihrerseits ihre Reparationsanspritche ausgeben. Italien würde sich voraussichtlich ganz dem englischen Vorgehen anschließen. Wenn Frankreich bann zu einem besonderen Abkommen mit Deutschland über wettere Reparationszahlungen komme, so könne die- England nur recht sein. ES könne bann über eine Revision des englisch- französischen GchuldenabkommenS zu einem späteren Zeit punkt verhandelt werden. Es mülle ein rascher Schritt gegenüber Amerika erfolgen, wobei England durch Verhandlungen zu einer Revision des eiigltsch-amerikanischen SchuldenabkommcnS unter Berücksichtigung der veränderten Verhältnisse kommen mülle. Freiherr von Neurach über Lausanne London, 26. Ma». Der dentsche Botschaster Freiherr von Neurath war am Mittwochabend ber Ehrengast der Goldschmicbgtlbe. In seiner Rebe wies er darauf hin, daß in ein paar Wochen die Staatsmänner Europas znsammen- treten würben, um Entscheidungen von größter Wichtigkeit zu tressen. Heutigentags könne ein Land allein nicht mehr Kossen, daß eS von den Schwierigkeiten, von denen sein Nach, bar heimgesucht werde, unberührt bleibe. Der Druck der Umstände verlange sofortige tatkräftige Maßnahmen. Halbe Maßnahmen und schwächliche Kompromisse hätten keinen Zweck mehr. Man müsse hoffen, baß die rich tigen Maßnahmen gesunden würden, um die Welt aus der Depression herauSzusühren. Englands Waffenlleferunven an gapan und China London, 26. Mat. Wie auf eine Anfrage im Unterhaus amtlich mitgeteilt wurde, stellten sich die englischen Waffen- und MuntttonSauSsuhren nach Japan und China in den Monaten Februar, März und April wie folgt: An Japan 2-tN Feldgeschütze und Maschinengewehre, sechs Mil lionen Maschinengewehrpatronen: an China 25 Maschinen- gwchre und KUKovV Maschinengeivehrpatronen und KW 600 Gewehrpatronen. Berlin, 2«. Mai. Staatssekretär Dr. Meißnerist heute vormittag aus Neudeck nach Berlin zurttckgekchrt, nachdem er den Reichspräsidenten über die Grundzttgc ber neuen Not verordnung eingehend unterrichtet hat. Irgendwelche Be schlüsse sind nicht gefaßt worden. Staatssekretär Meißner hat nach seiner Rückkehr aus Neudeck dem Reichskanzler über seine Besprechungen mit dem Reichspräsidenten eingehend Bericht erstattet. In unterrichteten Kreise« wird eS für möglich gehalten, daß ans Grund besonderer Wünsche des Reichspräsidenten die geplante Notverordnung in einigen Punkten noch eine Aendcrung erfahre« dürste. ES wird jedoch erklärt, daß derartige Aenderungen nicht auf irgendwelche Schwierigkeiten innerhalb des Kabinetts stoßen würden. Was die sonst mit der Notverordnung noch zu- sammcnhängendcn Fragen personeller Art angeht, so sind die Entscheidungen hierüber erst nach dem Vortrag zu erwarten, den der Reichskanzler bekanntlich am Sonntag dem Reichs- Präsidenten v. Hindenburg nach dessen Rückkehr nach Berlin erstatten soll. Sie Anterimbung »er LmdtagsMAenWe Keine strasrrchttiche Bersolgung vraktwalcknng ««»«rar Vorliner SobrllUaltang Berlin, 26. Mai. Der Präsident des Preußischen Land tages, Kerrl, erklärte einem Vertreter des Nachrichten büros des VDZ. aus die Frage, ob und welche geschäftS- ordnungS mäßigen Folgerungen aus den Zu sammenstößen im Landtagöplenum am Mittwoch gezogen werden würden, daß hierüber zur Zeit noch nichts erklärt werden könne. Er werde später veranlaßen, daß auf keinen Fall in Zukunst vor der Rednertribüne sich abermals Ab geordnete zusaminenballcn dürsten. Die Abgeordneten sollten ersucht werden, innerhalb der Bänke zu bleiben. Ob bi« gegenwärtigen Ordnnngsbestimmnngen verschärft werden müßten, darüber werde erst nach dem Benehmen mit dein Ael testen rat die Entscheidung fallen können. Am heutigen Vormittag weilten einige höhere Beamte der Berliner Polizei im LandtagSgebände, um sich den „Schauplatz der Tat" anzuschcn. Der Präsident äußerte die Alisicht, daß die höheren Polizeiofstztere dem Hause lediglich einen privaten Besuch abgestattet hätten, waS ihnen natürlich nicht verwehrt werden könne. Bor Beginn der AeltestenratSsttzung am Mitt wochabend hatten vor dem Bcratungszimmer des Ael- testenratS Nationalsozialisten einen Kriminalbeamten weg geführt, ber sich dort ihrer Meinung nach widerrechtlich aus gehalten hatte. Der LanbtagSpräsident hat über diesen Vor- fall eine Auskunft vom Polizeipräsidium erbeten. Im Po lizeipräsidium wird erklärt, daß der betreffende Beamte nur beabsichtigte, den Palizeipräsidenten Grzesinski zu schützen, der in seiner Eigenschaft als Abgeordneter in Vertretung des bet den Zusammenstößen erheblich verletzten sozialdemokratischen Abgeordneten Jürgensen an den Verhandlungen des Acltcstcnrates teilnahm. Dadurch, daß ber Kriminalbeamte abgcdrängt morden sei, lei das Abgcordnetenrecht des Polizei präsidenten verletzt morden. Im übrigen sind bereits am Donnerstagmittag alle Spuren des schweren Zusammenstoßes aus dem Sitzungssaal beseitigt worden. Das Befinden der verletzten zehn Abgeord neten soll teilweise noch anßerordentlich schlecht sein. Der Abg. Jürgensen ist gestern nacht aus dem Krankenhaus in seine Wohnung gebracht worden. Er hat eine Kiefer verletzung erlitten, sedoch ist sein Befinden so, baß die Aerzte hoffen, daß bet normalem Ablauf der Heilung kein dauernder Schaden eintreten wird. Da die Mehrheit des Landtages eine strafrechtliche Verfolgung der Angelegenheit ablehnt, hat nur noch die zivilrechtliche Seite öffentliches Jnterclle. Hier besteht keine Beschränkung durch die Immunität. Die vaudtagSvcrwaltuug kann also von den beteiligten Abgeord neten Schadenersatz für die Zerstörung des Staats eigentums, nämlich der Bänke, Tische, Sitze usw., fordern. Unabhängig davon dürfte der sozialdemokratische Abg. Jürgensen im ZtvilrechtSwcae Schadenersatz Mr Kranken- hauSkosten, ärztliche Behandlung, notwendige Knr und Schmerzensgeld beanspruchen. Der Prozeß dürste von Jürgensen alsbald anhängig gemacht werden. Vorerst keine Verhandlungen RSDAV. - Zentrum Berlin, 26. Mat. Die sür heute unsprünglich vorgesehen« erste Fühlungnahme zwischen den Nationalsozialisten und -em Zentrnm ist verschoben worben. Di« Verhand lungen werden sedoch bald ausgenommen werden. Den gegen wärtigen Augenblick nach ber gestrigen Saalschlacht im Land tag hält man nicht für sehr geeignet. RliWc Bkiirteilimg Sie e»vl» rta»Mo »et »en «ommuntften vradtmolcknng nnivrvr SarUnvr SodrUtlvttnnp Berlin, 26. Mat. Die gestrigen Vorgänge im Preußt- scheu Landtag finden in ber Berliner Presse ein bemerken», wert ruhiges Echo. Einig sind sich natürlich alle Blätter darin, baß die Saalschlacht einen höchst unerfreulichen Bet- trag der Zeitgeschichte barstellt. Da aber die Kommunisten einwandfrei als Angreifer festgestellt sind, wagen die demo kratischen Blätter kaum, die Schuld den Nationalsozialisten hundertprozentig zuzuschteben. Lediglich ber „Vorwärts" tritt heute offen aus die Seite ber verprügelten Kommunisten «nb versucht, bie «inbeutig klargeftellte Schulbsrage künstlich zu verdrehen. DaS Blatt wagt eS so darzustellen, als ob eS sich um „un geheuere Provokationen ber Nationalsozialisten" gehandelt habe. Hinsichtlich de» kommunistischen Verhaltens glaubt eS seststellen zu dürfen, baß diese «nicht ohne Mitschuld an ber Entwicklung ber Dinge gewesen seien". Die Nationalsozialisten hätten «S aber von vornherein auf Provokationen angelegt. Beim Lesen solcher Sätze muß man sich denn doch an den Kopf greifen, wenn man die Vorgänge als Augenzeuge mtterlebt hat. Von einer „Mtt- Auld der Kommunisten" zu reden, ist eine so unerhörte Verdrehung des wirklichen Tatbestandes, daß es beinahe so aussieht, als ob hier die Einheitsfront ber marxistischen Linken bereits vollzogen ist. Etwas vorsichtiger, wenn auch in der Tendenz in der selben Richtung liegend, ist ber Kommentar des ,OT.". das ebenfalls über die angegriffenen Nationalsozialisten her- fällt und konsequenterwetse feine Sympathien für die Kom- tn »er Wrtetpresfe muntsten tn den Vordergrund stellt. „Vorwärts" und „BT." verfolgen offenbar die Absicht, den neuen Preußi schen Landtag durch bauernde Beschlußunfähig- machung stlllzulegen. Nm so bemerkenswerter ist deshalb bie ruhige Be trachtungsweise, deren sich die seit ihrem ReoaktlonS» wechsel dem rechten Flügel des Zentrums nahestehende „Germania" befleißigt. DaS Blatt wendet sich zunächst gegen die Sozialdemokraten und stellt ihnen gegenüber fest, daß die Nationalsozialisten bet ber Präsidentenwahl den parlamentarischen Brauch konsequenter tnncaehalten hätten als bie Angehörigen der SPD. Auch die Aeußcrungcn zur Saalschlacht selbst sind bemerkenswert ruhig und objektiv. DaS Blatt begnügt sich mit folgenden Sätzen: „Bei vielen aber wird der Glaube, baß dieser Landtag sich doch zu sachlicher objektiver Arbeit aufrasfen werde, durch den gewaltsamen Abschluß ber gestrigen Sitzung einen schweren Stob erlitten haben. Man kann nur wünschen, baß sich derartige Szenen, wie sie ber Landtag gestern erlebte, al» ein« unheilvolle Nachwirkung ber Wahlkampsstimmung erweisen und für alle Zukunft un bedingt Episode bleiben." Wenn tn dielen Worten die Stellung ber ZentrumSpartet für die gestrigen Vorgänge zum Ausdruck kommt, dann sicht e» so aus, als ob durch die Saalschlacht bie Fäden, die »wischen Nationalsozialisten nnb Zen» trum tn ber Frage ber Regierungsbildung bereits an» geknüpft worbe« sind, nicht als zerschnitten gelten können. Die „Deutsche Allgemein« Zeitung" spricht davon, daß die blutigen Schädel -er Herren Volksvertreter gewisser«