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Sonnatzen», 28. Mal 1S32 »v. gahrvang. Re. r«8 kl. Gegründet 18S6 Frankreich sucht die Tribute zu retten SkittWmi» so« letzt KompMaüoncn bezahlen Seltmel» »rotzt mlt »em Meratoelum i.<! Klcin- denkt, kennt, einem ko »ruck u. BeNag! LI»Pl<h » «klchordt, Dresden. VolNcheck->Io. IV3» Dresden Nachdruck nur mtt deull.vuelltnanoab« <Dre«dn. Nachr.l zulilllk,. Unverlangl« Echrlltftück« werden nicht autbewadrt Dra-Ianlchrtlti «achrtchlen Dresden Yernturecher-Lammelnummer: idsst Nur für Nacht,elvrckche: Nr. ra»lt Lchristletlung u. HaupIaelchttllslteNet Dresden-«. >, Martenstrabe ss/s» ve»ua«ae«I>Ilr »et »glich »wetmaltger «ustellung monatlich It.ro Ml. letnIchllebNch 70 Psg. fst, DrSaer- lohnt, durch Postbezug 3.,0 Ml. einlchliebltch d« Big. Postgebahr lohne Postsustellungsgebührt bet 7 mal wdchentltchem verland. Ltnzelnummer 10 Big., auberhalb Sachsens l» Big. Anzelgenpretl«: Die etnsvalttge so mm breite Zeile 3» P,g., lür ausivSrl, so P,g., dl- so mm breit- Reklamezelle »oo Pig., auberhalb »0 Pig. ab,. Krilenabichlag lt. Tarii, NamINenan,eigen und Stettengeluche ohne Rabatt tb Pfg., auberhalb -i Big. Oilerlengebühi so Big. «uswitrtige «uiträge gegen Vorausbezahlung. Frankreich den Standpnnkt vertritt, dast eine Lösung der Reparativ nssrage erst nach einer Klärung der Schuldensragc eriolgcn könne, nnd das, dies wieder erst möglich sei, nachdem die amerikanische Präsidentenwahl statlgesunden hätte, glanbt man, die Entscheidung bis zum Dezember vertagen zu miissen. Die Schwierigkeiten, die dadurch entstehen, das, die Bestimmungen des HoovcrmoratorinmS am 1. Juli dieses Jahres ablausen. glaubt man in Frankreich dadurch um gehen zu können, dast man dann bis zum Dezember einfach eine Verlängerung der Be stimmungen des Hoovermoratorinms um ein halbes Jahr vorschlägt. Da diese Ansicht auch ausserhalb Frankreichs ge- äusiert worden ist, musi deutscherseits scstgcstcllt werden, das, alle derartigen Pläne der tatsächlichen Lage Deutsch lands nicht gerecht werden. Die Bestimmungen des Hoovermoratorinms gewähren Deutschland tatsächlich nur einen sehr kurzfristigen Zahlungsaufschub und befreien Deutschland nur zum Teil von den Lasten -eS BoiingplancS. Insbesondere wird das Hoovermorato- rlum auch der Tatsache nicht gerecht, das« Deutschland nicht zahlen kann. Es kann daher als sicher gelten, das, die deutsche Negierung jedem Borschlag aus Berlänge, rung der Bestimmungen des Hoovermoratorinms slir Deutschland um ein halbes Jahr ablehnend gegenüber steht. Versuche der französischen Negierung, durch dieses Mittel eine Verlängerung des Hoovermoratorinms und eine B e r- tagung der Endlösung In Lausanne zu erreichen, würden daher von vornherein die Konferenz in Lausanne zum Scheitern verurteilen. ES wäre daher wünschenswert, wenn das Ausland sich voll nnd ganz klar darüber wird, dast die Lage Deutschlands sich seit dem l. Juli l!M so weit gehend geändert hat. das, eS nicht angängig ist, die damals eingesetzten Mittel zur Abwendung einer Verschärfung der Krise noch einmal einznsehen. Eine Verlängerung des Hoovermoratorinms würde sa ins besondere auch nicht verhindern können, daß eine weitere Verschärsung der Krise erfolgt. ES dürfte daher deutscherseits verlangt werden, das, die G e g c n z e i ch n e r des BouiigplancS der gegenwärtigen Lage Rechnung tragen und die Zahlungsunfähig keit Deutschlands für alle politischen Schulden an erkennen. nachdem längst alle volkswirtschaftlich einsichtigen Kreise der Welt zu dieser Erkenntnis gekommen sind. Das innerpolitische Programm des Bundeskanzlers kann wie folgt zusammcngcfasst werden: Feste Währungspolitik» vereinfachter Staatshaushalt, Ausgleich der Handelsbilanz und Bereinigung der Kre- ditanstaltssrage. Die Negierung denke nicht mir, so führte der Bundeskanz ler weiter aus, an die Gegenwart, sondern auch daran, der um die.Zukunft bangenden Jugend den LcbenSraum in der Heimat zu schassen nnd zu erhalten. Die Arbeits losigkeit soll u. a. durch Einführung einer frei willigen A r b e t t S d i e n st p f l i ch t nach den in Deutschland gemachten Erfahrungen bekämpft werden. Jnnerpoltttsch wird ferner eine Nenregelnng des bisherigen allgemeinen AusmarschvcrbotcS angekündigt. Zum Schlust seiner Rebe richtete der Bundeskanzler an alle den Appell: Seien wir «nS gemeinsam des Ernstes der Zett bewustt. Helsen Sie mit; ich sllrchte, sonst steht das Schicksal unseres BaterlandeS an der Wende. In der Aussprache über die Regierungserklärung erklärte der Abgeordnete Dr. Bauer im Namen der Sozialdemokraten, das, die Negierung nur eine Mehrheit von einer Stimme habe. Wenn aber die beiden steirischen Abgeordneten des Heimat blockes nicht zur Stange hielten, sei überhaupt keine Mehr- hett vorhanden. Am Schlus, seiner Ausführungen brachte Bauer einen M t st t r a u e n S a n t r a g gegen die Regie rung ein. Die Aussprache über die Regierungserklärung wurde bann unterbrochen und in die Beratung eine» DringlichkeitSantragcs der Sozialdemokraten zur Frage der Krtscnunterstützung eingctrctcn. Die Abstimmung über den MisitraucnSantrag der Sozialdemokraten wird wahrschein lich am Dienstag erfolgen. Kun-vebunyen vor -em Wiener Nationalrat Wien, 27. Mai. Während der Aussprache im National rat über die Regierungserklärung sammelten sich aus der Mingstraste, die sich innerhalb der Bannmeile befindet, etwa Küo» Menschen an, die Kundgebungen gegen die Negierung veranstalteten. Zahlreiche Sprcchchöre riefen „Dentschland erwache!" Die Polizei ränmte die Ringstraste. 18 Per sonen wurden verhaftet. Nach Schlust der ParlamcntSsitzung verlief sich die Menge. MM Paris, 27. Mai. Im „Paris Midi" gibt heute Pa « n - levö Erklärungen über die Vorschläge ab, die er als Mit glied der künftigen Regierung zu unterbreiten gedenkt. Er geht aus von dem Gedanken, den er bereits 1Ü22 entwickelt hat, nämlich alle Kriegsschulden mit dem normalen Spiel der wirtschaftlichen Kräfte zu verschmelzen. Er bleibe selbst verständlich ein Verteidiger der geheiligten Rechte Frank reichs, aber er sei überzeugt, das, man von diesen Rechten nichts aukgcbe, wenn man sie zur Grundlage eines grost- zügigcn europäischen LtguidationSplaneS mache, dessen Ent wurf und dessen Durchführung das Verdienst Frankreichs sein müsse. Painlcvü schlägt vor, eine internationale Kompcnsations- nnd Amortisationskasse für den Frieden zu gründen. Sämtliche europäischen Staaten sollen auf- gekorüert werden, freiwillig ohne Zwang und ohne Tribut ihren Beitrag für die Lignidatton zu leisten. Die fran zösischen RcchtStitcl würden so im Rahmen einer Gesamt regelung wirtschaftlicher Natur als Ausgleich für die Konten dienen, die gegenwärtig nicht abstcdcckt werden können. Der Begriff „Tribute" würde durch den Be griff „Kompensation" erseht werden. Selbstverständ lich müsse den ZahlungSmöglichkciien Deutschlands Rechnung getragen werden, nnd man wisse, dast ein Land wie Deutschland sie in hohem Maste besitzt. DaS Wirtschaftsleben der Welt würde aus diesem Plan neue Kräfte nnd neues Gleichgewicht schöpfen und das Vertrauen wicdergrboren werden. Sobald der Plan der Kompcnsations- und AmorttsationSkasse von den curo- Väischcn Mächten unterzeichnet sei, werde man ihn Amerika zur Gegenzeichnung vorlegen nnd die Amerikaner vor die Wahl stellen, entweder mit Nutzen an der europäischen Regelung teilzunchmcn oder die Verantwortung zu tragen, alles zu zerstören. Aus die Frage, was er tun werde, wenn man die Entwaffnung fordere, antwortete PainlevS: „Im Rahmen einer internationalen SicherheitSorganisalion und in dem Maste, wie der Völkerbund über die Luftstreitkräste aller Staaten verfügt, sa! Denn unsere Sicherheit must un veränderlich bleiben wie ein Wall des Friedens selbst." BariS slir Vertagung »er Laulanner Konlerenz Berlin, 27. Mal. In der französischen Presse wird neuerdings sehr stark für eine Vertagung der Endlösung in Lausanne Propaganda gemacht. Da man osfenbar in Regierungserklärung im Nationalrat Wien, 27. Mai. Der Nationalrat trat heute nachmittag zur Entgegennahme der Regierungserklärung des neuen Kabinetts D o l l s u st zusammen. Bundeskanzler Dr. Tollsus, verwies eingangs aus den Versuch, alle bürgerlichen Parteien zur gemeinsamen Arbeit znsammenzusassen und erklärte ausdrücklich, dast er seine Bemühungen in dieser Rich tung sortsctze umwerbe. DaS Kabinett trete sachlich geeint und mit dem Willen, initiativ und tatkräftig die schwierigen Zeitprobleme zu lösen, vor das Parlament. Oesterreichs Innen- und Anstcnpolitik, sagte der Kanzler, wird derzeit durch die W i r t s ch a s t S k r i s e bedingt. Oester reich, eines der friedfertigsten Länder der Welt, ist bemüht, mit allen Staaten in Freundschaft und Frieden zu leben. Dabei wird und must alle Welt verstehen, dast wir uns als selbständiger deutscher Staat — bedingt durch das Blut, die Geschichte und die geographische Lage unserer Heimat — der engsten Verbundenheit und Freundschaft mit dem Deutschen Reich bewustt sind, einer Freundschaft, die berechtigt und ver- pslichtet. Von ehrlichem, srenndschastlichem Geiste wird auch unser Verhältnis zu unseren Nachbarstaaten, zn den Grost- mächtcn und überhaupt zu allen Mitgliedern des Völker bundes getragen sein. Da Oesterreich mit Geduld und gutem Willen allein ohne Hilfe von auswärts leider seine AuSlandSverpflichtungcn nicht erfüllen kann, stehen wir in diesen Tagen vor der Entscheidung über die Devisensperre für Auslands schulden. Wir hegen die berechtigte Hossnnng, dast daS Ergebnis der für Montag angesetztcn Sitzung der vom BölkerbnndSrat eingesetzten gemilchten Kommission Erleichterung in der Er füllung nnlerer Pflichten gegenüber de» AuSlanbSgläubigern wie auch gegenüber nnserer eigenen Wirtschaft bringt. Jede Verzögerung miistte unerfreulichen Schaden nicht nur für Oesterreich, sondern anch für die interessierten Staaten nnd tzaS Ansehen des Volke'bnndeS im Gefolge haben. Die Re» tzierung wird sonst in kürzester Zeit vor einschneidende Selbsthilsemastnahmen tzestellt sein. Ltnannchmbav! Ter kommende französische Ministerpräsident Herriot, der Sieger des französischen Wahlkampfes, hat, von der deutschen Linkspresse stürmisch begrünt, bereits jetzt schon, gewissermastcn ossiztös, die NcgicrnngSgcschäftc über nommen. Und cs wird offiziell bestätigt, dast er Anfang Juni mtt der Bildung einer neuen Negierung betraut werden wird. Herriot hat sich nämlich dieser Tage beim Staatspräsidenten mit Tardteu nnd dessen Finanz minister Flau bin zu einer Aussprache getrossen, bei wel- chcr der gegenwärtige Ministerpräsident seinem Nachfolger Aufklärungen über die Anstcnpolitik Frankreichs gab und ihm die Akten anvertrante, damit sich Herriot bis zu seinem Regierungsantritt bereits einarbeiten könne, und die Einheitlichkeit der französischen Politik gesichert sei. Der Abschied des Siegers von dem Geschlagenen des Wahl kampfes war sehr herzlich. Man sagte einander laut und deutlich: „Auf Wiedersehen, lieber Freund!" Dieses äustere Bild beweist hinlänglich, wie irrtümlich die Ausfällung in deutschen Linkskrcisen war, der Sieg des LinkSpolitikcrS Herriot werde in Frankreich die VerständignngSbcreitschast wachsen lassen. Wir sind dieser Auffassung von Anfang an entgegengctretcn. Die letzten Verlautbarungen Herriots haben es nun mit grösster Eindeutigkeit bestätigt, dast eS wenige französische Politiker von so fanatischer Unnach- gicbigkcit gegenüber Deutschland gibt, wie den Führer der politischen Linken in Frankreich. DaS ist psychologisch leicht erklärlich. Herriot ist der Mann des französischen bürgertumS, das zwar inncrpolitisch demokratisch daS aber in der Anstcnpolitik nur einen Feind Deutschland, weil es in ihm — was nicht gerade von guten Gewissen zeugt — eine Gefahr für seine „Sicherheit" erblickt. So ist auch Herriot trotz vieler Phrasen von „Frie den für die Friedfertigen" und trotz ewiger Beteuerungen seiner Verständigungsbereitschaft ein fanatischer Anhänger der „heiligen Rechte" Frankreichs und deshalb gegenüber jeder Revision des FrlcdcnSvcrtragcS und einer Streichung der Tribute absolut unnachgiebig. Diese Einstellung des Parteiführers der Linken ist getragen von einem gewissen Minderwertigkeitsgefühl nnd einer starken Unselbständig keit in austcnpolitischen Angelegenheiten. Die Radikalen leben in der ständigen Angst, sie könnten von irgend- fcmandcm aus der Rechten als Verräter an den „heiligen Verträgen Frankreichs" und als diejenigen hingcstellt werden, die den „Sieg" prciSgegcbcn habe» oder die „Sicherheit" vernachlässigt hätten. Aus dieser Besorgnis heraus ergibt sich gerade die Linke einem austcnpolitischen Chauvinis mus, der selbst vor den gröbsten Entgleisungen nicht zu rückschreckt. So kommt eS zn der merkwürdigen Erscheinung, dast daS im Grunde seines Wesens ängstliche und deshalb pazifistisch eingestellte französische Kleinbürgertum und seine Exponenten austenpolitisch rückschrittlicher sind als die rechts stehenden Politiker, die sich, entsprechend den geänderten Zeiten, ost eine viel gröbere Anpassungsfähigkeit und Auf geschlossenheit leisten können. Hieraus erklärt sich zur Genüge auch die Tatsache, dast, In der grosten Linie gesehen, eine Verständigung zwischen der deutschen und der französischen Rechten leichter einmal zur Tatsache werden kann, als zwilchen einem Frankreich Herriots nnd Deutschland, mag eS dabei links oder rechts regiert sein. Deshalb bedeutet der Linksruck in Frank reich eine starke Belastung der kommenden a n st c n p o l i t i sch c n Entscheidungen. DaS wurde am deutlichsten durch die Erklärungen, die Herriot dieser Tage dem Vertreter des „Paris Midi" abgab, in denen er in der schroffsten Form sich zn Frankreichs „heiligen Rechten" ans dem Versailler Vertrag nnd dem Aonngplan bekannte, und versprach, in der AbrüstungSfragc ans kein Gewehr zu verzichten. Die ausländische Prelle war entsetzt über diese Haltung des „Pazifisten" Herriot, der sich in seiner wohlgefälligen Eitelkeit — freilich für unser Gefühl nicht ganz mit Unrecht — als den Erben BriandS von seinen Anhängern feiern lässt. Die bekannte englische Zei tung „Manchester Guardian" nannte die Erklärungen „fast unglaublich". Aber man erinnere sich daran, dast eS Herriot war, der sich im Jahre 1028, als die ganze Welt die Nhein landräumung erwartete, leidenschaftlich selbst gegen die Räumung der crstcn Zone auSsprach und sich dabei in den wüstesten Schmähungen gegen Deutschland erging, das angeblich das friedliche Frankreich heimtückisch überfallen wolle. Dieser Geist ist in Herriot, dem neuen Friedens apostel Frankreichs, heute genau io lebendig wie damals. Auch heute noch ist sein zweites Wort zu jedem europäischen FriedenSproblcm: „Und der Vertrag von Versailles?" Französische RcchtSpolltiker »eigen sich in der letzten Zett häufiger, wenn auch widerstrebend, den Erfordernissen der Zeit geneigt. In der rechtsstehenden Zeitung „TcmpS" lesen wir zum erstenmal den immerhin einen Fortschritt be deutenden Satz: „ES ist daS beste, die Reparationen zu liquidieren, falls Amerika die Schulden streicht", aber Herriot verlangt von Deutschland sogar slir ein Morato rium erneute freiwillige Anerkennung des Irrsinns von Versailles und des Boungwahn». Die Folgen de» sich anbahnenden HerriotkurseS Nnd bereit» zu spüren. Auf der Genfer Konferenz lassen die französischen Delegierten