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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.05.1917
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19170508014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917050801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917050801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-08
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
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Morgen «Ausgabe ttr L,«p»i« «nd °»or»ri, u^bael W«n» VkA«A»V»AlV, l«i Hast gsdracht »»»aMch V. 1^0, »««rlrljSdrllch M. <20: sLr At>ho!«r monatlich M. I^S: oarch «ns»r« ««Imlrtlasn Filialen Int Laos grdrach« monatlich M. 1ZÜ vtartal is>»«Itch M. 5HV; dorch di« Poft lnnardalb Daatlchland« Galamt.^lotgab» «natiiit, Ni. 1.72, vitritllahrilch M. 2^5; Mora«n-Ao«-al>a M. 1^2, N»«d-B»1»ad« M. ft.7S. Sonntogt-Äntgad« M. 8,4V monatlich taoolchliatzltch PolldaftoUgadllhr). Schrtstloidm, m»d SalchSsltftelar Zvdannitaeg« Ar.« TLN^d Hlmdels-IeUung A«U»blatt des Rates urrd des pollzeumrtes der Stadt Leipzig 111. Jahrgang k<r Sr^e»i»,ia o. Umoao du «inlooft «ItA^rAEtnHtkkls» Pattti«il«30Ps^v. asj».taPf.:4lnirig«n ». Badikda» t» amtt. lall di« Pa»I»,«Il« 70 Pf., o. autw. 80 Pf.: »l,l„ «n,«i«e» »ia PaUtjatl. » Pf. aitmLrIS 80 Pf.: S.1chSft?anz«lg<n mit Platzvorlchrtflan >m Prrise «rhih!. »«lla^n: Valamtaallag« M. 7.— 8a« Laaland aujichl. P»ftg«t»tl»« rl»i^»«»»«k 1» Pf. — So,«- »nd Festtag« 11 Pt S,«fpr*ch.A,schl»tz «r. 1««L ttM! and 118« Postschechdont» 7?<M. Rr 230 Dienstag, den 8. Mai 1V17 EWlW Angriffe medeOlt nbgeiniesen Die Riefenschlacht bei Arras und an der Msne Dos Wolffsche Bureau meldet amMch: Berlin, 7. Mai, abends. An der Arra «- Front hält das starke Arkilleriefeuer in einzelnen Abschnüten an. Bei Roenr sowie zwischen Fon. taine und Riencourt wurden englische Angriffe blutig ob- gewiesen. Bei Bnllecourl wird noch gekämpft. An der Aisne scheiterten beiderseits von Lrao nelle starke französische Angriffe. 'K >vib. Berlin. ?. Mai. (Drahtbertcht.) Die viert« Arras-Schlacht ist zu Ende und brachte den Engländern trotz Massenaufwand an Menschen und Material aus der 30 Kilometer langen Front keinen an deren Erfolg als die Trumm erstatte deS Dorfes FreSnoy nördlich der Scarpe. Am Abend des t> Mai drangen deutsche Patrouillen westlich von Hulluch bist in den dritten feindlichen Graben vor, besten Besatzung im Handgronatenkampf fiel. Oestltch von LooS wurden feindliche An- fammlungen unter Vernichtungsfeuer genommen; Bereitstellun gen westlich von Achöville und FreSnoy wurden durch unser zu- sammengefassteS Feuer niedergehalten. Nördlich von Arras starkes Artillerie feuer, das sich allmählich auch südlich der Scarp» geltend machte und in der Nacht zum 7. Mai in großer Stärke «iitzielt. Zwischen Fontaine und Ouöant steigert« eS sich in den frühen Morgenstunden des 7. Mai zum Trommelfeuer; feindliche Angriffe sind bisher nicht erfolgt. Am Raum« nördlich von St. Auen «tu «matteten die «fotglose» Aitgriff« in ösr Segen- von Gon netten, di» dem Engländer erheb- ltche Verluste kosteten. Lin nächtlicher englischer Vorstoß gegen Dor- polten zwischen Biller et und St. Ouentin wurden verlustreich abg ö'tv'i'e s'eu, St. üuenktu abermals rücksichtslos bei- schossen. Nachmittags wurde das Gewölbe der Kathedrale durch französische oder englische Volltreffer schwer beschädigt. Abends und nachts hielt das lebhafte Feuer in mehreren Abschnitten cm. Bei Billers-Plouich wurde eine Anzahl Engländer durch unsere Patrouillen gefangengenommen und Materialbeute eingsbracht. West lich Gricourt vorgehende feindliche Patrouillen wurden abgewiesen. Dio französische Niederlage am 5. Mai stellt sich nach ergänzenden Meldungen als weitaus schwerer heraus, als sich anfäng lich überseben ließ. Die Franzosen setzten nach einer Feuervor- bereitung. die alles bisher Erlebte weit übertraf, «egen den Höhenzug Chemin deS Dames in der ersten Linie über 15 Divisionen «in und waren infolge der unerhörten blutigen Verluste gezwungen, immer mehr Reserven in den Kampf zu werfen, die sie von allen übrigen Frontteilen eiligst heranzogen. Ein Riesenheer non 290000 Mann sollte den entscheidenden Schlag führen. Schwerste Verluste und minimale Erfolge waren daS Re sultat der ungeheuersten Anstrengung, zu der Frankreich alle verfüg- §aren Kräfte zusammengerafft hatte. Am y. Mai vormittags trat eine Kampfpause ein. VaS französische Feuer blieb, abgesehen von dem Abschnitt Braye dis Hurtebise Ferme, matt, und erst im Laufe deS Tages wurde eS wieder kräftiger. Etz sey'en Kampfhandlungen von wechselnder Stärke ein. Nack stärk- ller Artillerievorbereitung erfolgte östlich Monnejean ein feindlicher Angriff, der in unserem Feuer blutig zusammen brach. Am Gegensatz dazu hatte ein von Rheinländern und West falen unternommener Vorstoß nordwestlich Monnesean Erfolg und krachte uns Wieder in den Besitz verlorengegangener Grabenstücke. Ilm 3 Uhr nachmittags griffen die Franzosen zwischen Malmaison und der Froidmout Ferme erbittert an. Liv, winden «nter schwersten Verlusten abgewiesen. Das französische Feuer lag mit andauernder großer Heftigkeit auf diesem Frontabschnitt. Beiderseits derRoydre Ferme fanden wilde Nahkämpfe van Mann argen Mann im vor dersten Graben statt. Auf dem Ostflügel der Kampffront wurde um den Winterberg "onr Vormittag bis spät in die Nacht mit äußerster Erbitterung gerun- gcn. Nachmittags tt Uhr nahmen die deutschen Truppen im Sturm die verlorengegangen en Gräben und behaup teten sie gegen sechsmalige feindliche wütende Anstürme. Die Fran- zcsen halten hier ganz außerordentlich schwere Verluste und mutzten sich aus den Südkang zurückziehen. Das Plateau selbst ist neutrales Gebiet. An den Kämpfen um den Winkerberg wurde eine größere Anzahl Ge fangener eingebracht. Neue Meldungen bestätigen die außerordentlich schweren französischen Verlust«, die namentlich vor der Mitte der Süd- front, wo neben Regimentern der Wasserkante Thüringer, Magdeburger. Hallenser und Gardetruppen mit aroßer Tapferkeit kämpften, ungeheuer sind. Südlich Landricourt wurde eine offen auffahrende feindliche Batterie durch unsere schwere Artillerie mit fünf Schuh in Trümmer geschossen. Gegen Abend bracht« der Franzose nochmals alle verfügbaren Kräfte und Reserven zusammen, um nochmals in einem gewaltigen Ansturm 'ins 8 Kilometer Breite in der Linie Sancy—Allles vorzultoßen. Aber auch diese gewaltige Anstrengung aller Kräfte brach unter schwer sten Verlusten in unserem Sperr- und Maschinengewehrfeuer und Nah kämpfen zusammen. Ebenso erfolglos blieb «in Kettiger Angriff zwischen Bau xaiNon und Laffaux. Die Kämpfe des 8. und 6. Hikai gehören zu den schwersten und für den Feind blutigsten oller bisherigen französischen Offensiven. Sie wer den für alle Zelten zu den stolzesten Ehrentagen -er kronprinzlichen Armeen an der Aisne und in der Champagne rechnen. * . » D VerÜ», 7. Mat. (Drahtbericht unserer Berliner Schri stiel tung.) An der AiSne hat am letzten Sonnabend die zweite Schlacht begonnen, die die gleich« Form zeigt wie die erste, di« am 18. April eingesetzt hatte: Zunächst wieder langandauern- deS Artilleriefeuer, dem dann aus einer Front, die sich diesmal ük-r 38 Kilometer auSdehnke. die mit großer Wucht geführten Infanterie- anrifse folgten. Auch diesmal hab«» die Franzosen bereits am zweiten SckkßöbVa-e nur noch an einzelnen Stellen vorgestotzen Das ist der deffe Vtz»«U dafür, dich Ihr Vorhaben mißlungen »st. Somit ist also auch der zweite Angriff schon m den Anfängen steckengebiieven lieber die erste AiSne-Schlacht werden uns setzt von einem Augen- zeugen folgende Einzelheiten berichtet: DaS charakteristischste war die Vvibereitung durch ein zehn Tage andauerndes Trommelfeuer. Wir hatten geglaubt, daß der In- fapterieangriff bereits an dem Tage nach dem Beginn des Trommel feuers erfolgen würde. waS sedoch nicht geschah, aas Gründen, die uns zunächst nicht ersichtlich waren, man munkelte von Differenzen bet der Oberführung. Jetzt wissen wir, daß die einzige Ilrsache der Widerstand unserer heldenmütigen Truppen war. Unsere Führung batte die Vor bereitung« n des Feindes rechtzeitig erkannt und konnte daher beizeiten die erforderlichen Gegenmaßnahmen treffen. Die fran- zösischen Stellungen wurden unter so vernichtendes Feuer ge nommen, daß es dem Gegner nicht möglich war, früher zum Angriff Überzugehen. Die feind lichenBatterien wurden durch unser Feuer zerstört, die Infanterie am Herauskommen aus den Gräben verhindert, so daß, als der Angriff endlich «tnsehte, das Zusammen arbeiten zwischen Infanterie und Artillerie fehlte. Wo es der Infanterie wirklich gelang, btS an unsere Stellungen heran,zukommen, wurde sie mit Maschinengewehren von uns begrüßt. Unsere Methode der elastischen Verteidigung l>ak sich vorzüglich be währt. Wir konnten fast alle unsere Stellungen halten. Nur in der Eben« östlich Er sonne und bet Aubertve hatten die Franzosen zunächst klein» örtliche Erfolge. Wer auch hier kamen st« nicht weit, sondern mußten sich sogar wieder zurückziehen- Auch ihre Tank- ge schwader, auf die sie soviel Hoffnungen gesetzt hatten, konnten ihnen nicht zum Siege verhelfen. Im Mtektegrund gelang es den Feinden, mit einer Anzahl Tanks tn unserem Rücken zu kommen. Unsere Infanterie hielt sedoch auS, bis unsere Artillerie herankam, die zwölf Tanks Mischen unseren Stellungen zusammenschoh, andere wurden Mischen den deutschen und französischen Stellungen und Wiede: andere direkt in den französischen Linien vernichtet. Trotz des ungeheuren M»vsch»n«tusatze» dar F»tnd» — ütz»r »tn» Million war der Erf»lß der Kämpf» karchasS ans mrsercr Sette. Selbstver ständlich hatte« auch wir Verlost« zu beklagen. Doch sind st» nicht an nähernd so schwer, wie di» des Feindes, was vor allem -em rechtzeitigen Einsetzen unserer Artillerie « danken kst. Di« Franzosen fa^en ngtür, lich, daß sie gesiegt Hälsen. Aber auch hier kann man wohl sagen: Sie ger ist, wer sich als Sieger fühlt. Im übrigen beweisen dir Umwälzun gen im französischen Oberbefehl wohl am besten, wie sehr die Franzosen von ihren Erfolgen Überzeugt sind. Bei uns jedoch sind alle, Offiziere wie Mannschaften, sich darüber einig, daß daS Ergebnis der Schlacht einen vollen Erfolg für unS bedeutet. Unser» Truppen, die aus der vor deren Linie in Reserve zurück genommen wurden, sahen so glänzend auS, -aß man annehmen konnte, ganz frische Truppen vor sich zu haben, die erst eingesetzt werden sollten. Die Kriegsziele der Türkei Eme Unterredung mit Fuad Selim Bei fr.) Frankfurt a. M., 7. Mai. (Eig. Drahtbericht.) Der tür kisch« Gesandle, Fuad Selim Bei in Bern hatte eine längere Unterredung mit einem Mitarbeiter de« «Berner Tagblattes". in der er sich über dl« KriegSztele und die gegenwärtige Lage in der Türkei n. a. äußerte: „Die Kriegsziele der Türkei sind dieselben, di« der deutsche Reichskanzler auch für Deutschland genannt hat. Wir führen einen Verteidigungskrieg für unser Leben und für die freie Entwicklung unseres Landes. Was die Dardanellen anlangl, so möchte man glauben mache«, die Türkei habe ein Interesse daran Ruh lund die Meerengen za verschließe«. Das ist durchaus falsch. Einzig und allein England war es, dos die Schliehong der Darda nellen H8r Rußland immer wieder im Interesse seiner Vormachtstel lung im Mittelmeer gefordert hak. Das ergibt sich aus den Ver- Handlungen, die za dem Londoner Abkommen von» Jahre 1841 führten. Die Türkei hat aber keia Interesse Englands Geschäfte weiter za be sorge« und ist auch gern bereit, die russischen Wünsche zu er- füllen, soweit sie sich nicht la Widersprach mit der Unabhängigkeit der Türkei befinden. Die Oeffnang der Dardanellen allein würde allerdings nicht genügen, um Rußlands wirischafiltche Ausbreitung sicherzastellen, solange der Snezkanal and die Straße von Gibraltar, die beiden Aargänge des MittelmeereS, ausschließlich in englischer Nand stab.' WaS Armenien betrifft, so sagte Foab Bei: «Wir müssen in der Türkei die Bezeichnung „Armenien" zurückweisen, denn es gibt kein Laad Armenien, sondern östliche türkisch« Provinzen, sie gehören dem Ottomanischen Reich seit Generationen an und find mit ihm eng ver- banden, immer waren sie von türkischen Rassen bewohnt und nur von einer großen Minorität Armeniern, die man ober niemals in ihrer freien Entwicklung and in der Ausübung ihrer Religion behindert hat. In Wirklichkeit handelt eS sich jetzt um die Unterstützung revolutionärer Aufstände einzelner Banden, di« von ausländischen Elementen bewaffnet waren und moickend umherzogen." Zur Aenderung des Regimes in Rußland bemerkt« der türkisch« Gesandte, der Wechsel sei in der Türkei mit großer Frende begrüßt worden. Aas die Frage nach der gegenwärtigen wirtschaft- lichen Lage der Türkei erwiderte er: „Wir erwarten ein« gute Ernt«. Wir find zam Frieden bereit, aber unsere Soldaten an der Front kenaen die verbrecherische Absicht Englands, die die Antwort der Entente ans das Friedensangebot enthüllt bat, nnb wir werben, wenn «S nötig sein sollte, dis zum letzten Mann einstehen für die Freiheit and Unabhängigkeit unseres Vaterlandes." Verwendung von Vrandgefchoffen durch die Entente tb. Berlin, 7. Mai. (Drahtbericht.) Rach einer Meldung der deutschen Trappen verwendei die Entente unter Artillerie- and Iafaateriegesckofien auch besondere Vrandgeschofs». Am 22. April nachmittags wurde der Tornister eines Verwundeten von einem Iafan- teriegeschoß getroffen. Der Tornister brannte aas. bas Fleisch fing av zn kohlen. Bei einem anderen Verwundeten, dem durch einen Granat splitter «in Arm abgerisicn mord«, brannte das Fleisch tu der Achselhöhle trotz des strömenden Blutes. Einem Maschiaeagewehr- schützen ward« dar Rock durchschossen, d«r anaenblicklich lichterloh io brennen «ftng. Der Getreidemangel Amerikas und der Entente Bon den amerrkanischenGetreidemärkten Kämmen überraschende Nachrichten. Man erwartet daselbst stündlich die Festsetzung von Gekreidehöchstpreisen und das Verbot des Zeitgeschäftes in Ge treide- und Meklprodukten; man spricht sogar von der Möglich keit, daß zum mindesten der zwischenjtaallicbe Handel in Getreide und Mehl dem privaten Handel entzogen und eine bundesstaatlich« Organisation an dessen Stelle zu treten hat. Rasch trachten noch die Spekulanten den aus der Preissteigerung der letzten Wochen gezogenen Gewinn in Sicherheit zu bringen. Ls finden Zwangs realisierungen statt, weiche zur Folge Koben, daß ausfallendcrweise die Kurse der amerikanischen Getreidebörsen an den Lagen zurück gehen, an welchen besonders ungünstige Nachrichten über den vaatenstand vorliegen. Man spricht davon, daß die großen Ge treidespekulanten ihre Geschäfte obwickeln, und alle Anzeichen sind dafür vorhanden, daß grundlegende Veränderungen im Gc- treideverkehr durch den Krieg zu gewärtigen sind. Welches sind die tieferen Ursachen dieser Befürchtungen? Amerika ist oder war doch mindestens das größte Getreideexport land. Bis 200 Millionen Meterzentner und mehr in den ver schiedenen Getreidegattungen und Mehl wurden ost ausgefnhrt. und der Wert der Getreideverschiffungen überstieg ost 1 bis 1k Milliarden Dollar. Kann ein Krieg, noch dazu ein Krieg, der denn doch viele tausend Meilen weit vom amerikanischen Fest lande geführt werden soll, solche eingreifende Verschiebungen her beiführen, daß von Beschlagnahme der Ernte, Mehl- und Brot- ratlontenmaen ernstlich gesprochen wird? So seltsam dies Klin sen mag, dl« gegenwärtigen Verhältnisse find derartige, daß sie solche Maßnahmen als außerordentlich wahrscheinlich erscheinen lassen. Denn während noch vor wenigen Tagen der voraussicht liche. Ertrag des Wink^rweizens mit 325 Millionen Bushel ge schätzt wurds, laübet die jetzige Taxation auf 480 Millionen Bushel. Das wäre sogar um 52 Millionen Aushel weniger als im. Vorjahre, in welchem die Ernte unterhalb des Mittels blieb und mehr als 220, beziehungsweise 260 Millionen Bushel wenige, betrug als in den beiden vorangegangenen Jahren. Dazu kommt noch, daß der Frühjahrsanbau unter sehr ungünstigen Verhält nissen vonstatten gegangen ist, auch hier ist mit einem Rückgang, jedenfalls aber nicht mit einem solchen Ertrag zu rechnen, daß dieser Ausfall in Winterweizen wettgemacht werden könnte Man kann heute schon als sicher annehmen, daß selbst bet weiterer günstiger Witterung die amerikanische Ernte dieses Jahr die des Vorjahres kaum übersteigen, vielleicht hinter derselben Zurück bleiben wird, wobei in Erinnerung gebracht werden muß, daß die lehtjährige Ernte die schlechtete des letzten Dezenniums war. Heute steht schon so viel fest, daß die Getreidevorräte in den Vereinigten Staaten am Ende der Kampagne derart zusammen geschmolzen sein werden, wie dies vielleicht noch niemals der Fall war. Sie waren an und für sich nach den letzten statistischen Aus weisen sehr klein, sind aber weiter dadurch verringert, daß die Militärverwaltung größere Anschaffungen gemacht hat und über dies der Export, wenn auch in sehr vermindertem Mahstabe, dock noch immer angehalten Hai. Der Versuch, argentinischen Weizen für Nordamerika zu kaufen, ist infolge des argentinischen Weizen ausfuhrverbotes gescheitert. Der Konsum wird daher mit Un gestüm auf die Ergebnisse der neuen Ernte greifen. Wenn sich die bisher in Umlauf befindlichen ungünstigen Taxationen als richtige Vorschützungen erweisen werden, kann nur der infolge des Krieges sicherlich gesteigerte amerikanische Inlandsbedarf durch die Ernteerträge in Weizen Deckung linden, keinessolst- werden Exportüberschüße aber zur Verfügung stehen. Deshalb wird sich in Amerika die Notwendigkeit eines staatlichen Ein griffes im Interesse des heimischen Konsums ergeben. Die Be völkerung wird die hohen Preise nicht ruhig hinnehmen, der Appell Wilsons an die Farmer und Händler wird wohl kaum von Wirkung sein, und so wird ein staatlicher Eingriff wohl erfolgen müssen. Die Befürchtungen des amerikanischen GelreidchandelS scheinen deshalb begründet, und wenn nicht die Ernte die Er wartungen weit übertrifft, wird auch in Amerika das System der Bcschlagnobme und VerbrauchSrationierung seinen Einzug halten. Daß derartige Ereignisse nicht ohne starke Rückwirkung aus die Getreideversorgnnq der Länder der Entente bleiben können, ist selbstverständlich. Man braucht nur daran zu erinnern, daß die Länder der Entente sowie die neutralen Staaten in der Regel einen Importbedarf von 160 bis 170 Millionen Meterzentner Weizen haben, der wohl ans 130 bis 140 Meterzentner, jedoch nicht darunter, herabgcdrückt werden kann. Dieses Defizit ist in Friedensjohren durch die Donauländer, Rußland, Australien und Indien, hauptsächlich aber durch Nord- und Südamerika gedeckt worden. Solange der Krieg mährt, bleiben die Zufuhren aus Ruß land und den Donauländern, namentlich aus Rumänien, für die Entente auSgeschaltet, die Deckung kann nur aus Nord- und Südamerika, Australien und Indien erfolgen. Hierbei kommen infolge der Jahreszeiten, in weichen die Einbringung des Ge treides in den verschiedenen Ländern sich vollzieht, für die Mo nate September bis inklusive Januar nur die nordamerikanischen Ernten in Betracht. In Kanada sotten zwar noch Exportüber schüsse zur Verfügung stehen, aber selbst wenn man dies annimmt, ist höchstens mit einem Export von 30 bis 40 Millionen Meter zentner zu rechnen, welcher kaum genügt, um den Importbedarf des ersten Halbjahres zu decken. Bei solchen Verhältnissen würde 1-chenfalis schon zu Ende Januar und Anfang Februar auch bei guten Ernteergebnissen in den europäischen Ländern eine große Schwierigkeit in der Versorgung etntreten müssen, und selbst wenn die Ernten tn der südstchnn AiNntfPtzäre glckyenb ausfall««.
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