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s»«mab«nt, 2. LW I»zz kl. Gegründet 1SS6 s »nUk«. «««-,, «E » «««den. Postscheck-*to. l»«» «neid»« Nachdruck nur mit deutt-vuelleriangad« (Dretdn. Nach».) »ulststlg. Unverlangt« Schrtstftücke werden «tcht aufdewadrt tbr<ch>«nschrlstt Nachnchten Dresden tzernIprecher-Sammelnummeri «Litt Nur «tr skachtgelvrckchei Nr. »00lt Ochrtstleltun« ». HauptgeschLstsstellei Dresden -«. », viarienstrai« »e»n»»g«»<q, »ch «sNch Iwckm-Nge, An,»Mm« mon-a« ,ch» «u. «etnschveNtch 7« A«. fstr Drst««» lohn), durch «astdesug 1.70 «k. etnschllestllch »« Postgedsthr (odn, P-stsustellungsgeblchr) »et 7 mal wdcheutltchem «ersand. «t-selnummer »0 -ui-ch-ld «achten» »» M«. «n,etg»npretl«l Di« «tntvalti,« »0 mm »rett« Letl« »» vsg., sst, auswstrt» so Ma., di«»0 mm »rett« NeName»«tl« »00 Ps«., «ustechat» »so «la. ad«, »rtlenablchl-g lt. Dartt, Saml«enan,e>a«n und «teNengetuch« ahn« Nalatt U mi»«cha» »» Vt«. vtlertengebüde »0 «l» «uswstrtig, «ult,»«« »egen v,r«u»b«»a-llm» Mett am EchlußmanWt in Lausanne >1 Lausanne, 1. Juli. Wie wir erwarteten, ist es auch Heut« zu keiner Entscheidung gekommen. Alles wartet Hier auf HertiotS Rückkehr aus Paris und auf Chamberlains Rück kehr aus London. Sonnabend vormittag soll bann ein viel leicht letzter Versuch unternommen werden, die Kon sereng zu retten. Die fünf Gläubigermächte haben heute AusräumungS- und VorberettungSarbetten geletstet. Sie haben versucht, alle die Punkte zusammen- zufassen, in denen sie unter sich und sogar mit Deutsch land einig zu sein glauben. Dabet muhte die Frage der amerikanischen Schutzklausel sowie die Höhe der Ziffer automatisch ausgesondert werden. Dieses Verfahren konnte daraus hindeuten, -aß man äußerstenfalls den Versuch machen wird, sich über -i« Schema ob«« einen Rahme« für di« Er» itttgnng der Tributsrage mit Deutschland z« einige«, «nd die dornigste Frage z« vertagen, annähernd so, wie-man die Abrüstungs-Vorkon ferenz mit dem Konventionsentwurf abgeschlossen hat. Natürlich müßte man sich dann klar darüber sein, daß auch das schönste Schlußmantfest die Tatsache nicht ver schleiern könnte, daß man keine Endlösung gefunden hat und -aß die allgemeine Unsicherheit fortbauert. Deshalb will man dann wenigstens «tue Höch st summe festsehen, die an sich noch kein« Gültigkeit hat, die nur besagen soll, daß iiber sie hinaus Deutschland in keinem Falle etwa» zu leistest hätte, wie auch schließlich Amerikas Entscheidung ausfällt. Diese Höchstsumme würbe sich dann se nach der Haltung der Bereinigten Staaten verringern, doch bliebe bas Ausmaß noch späteren Verhandlungen vorbehalten. Auch dieser Plan zeigt, -aß man mit einer deutschen ZahlungSbereitschast rechnet und seine Vorschläge darauf gründet. Besonder» die Engländer machen hier in Optimismus und suchen den Anschein zu erwecken, al» ob Deutschland mit sich reden lassen würde. Diese Stimmungsmache, der von deutscher Seite energischer «nt- gegenaetreten werden sollte, ist sehr gefährlich. Gegen über den ganz konkreten französischen Behauptungen, die Amerikaner wünschten selbst nicht, daß Deutschland ein ¬ fach aus seinen Tributverpflichtungen entlassen würde, hört man in Kreisen, die der deutschen Delegation nahestehen, daß eS sich hier «m ein offenbar bestelltes Telegramm des französischen Botschafters in Washington handelt, das nicht ernst genommen «erden könne. Warn« sorgen wir da nicht «m so mehr sür schleunigste Aufklärung in Washington? ES trifft zu, daß über -en Inhalt -eS geplanten Schluß manifestes mit der deutschen Delegation F ühlung genom men wurde. Hier sucht bekanntlich Macdonal- seine BurgfriedenStbee, Frankreich seine Sicher- hettSsor-erung zu verankern, und hier will man Deutschland, falls man eS wenigstens im Prinzip zahlungs bereit machen kann, vermutlich sehr unverbindliche Zn« knnstSwechsel auf die Herstellung der Gleichberechtigung «nd die Beseltignng gewisser Diskriminationen auSstellen. Wie man am späteren Abend aus ausländischen Grup pen hört, wollen die fünf Gläubigermächte ihre heutigen Ausarbeitungen noch heute abenü der deutschen Delegation übergeben mit -em Ersuchen, die deutsche Stellungnahme hierzu bis morgen früh d. h. bis zum Wieder zusammentritt -er Gläubigerkommissionen, zu übermitteln. Dadurch würde sich die deutsche Delegation noch heute vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt sehen. Erfolg Aerriots in -er Kammer Part», 1. Juli. Ministerpräsident Herriot nahm am Freitagnachmittaa an der Kammersitzung teil, um die Ab geordneten um ihre Zustimmung zur dringende« Beratung de» Finanzprogramms zu ersuchen, das am Vormittag vom Ministerrat gebilligt worden war. Bet seinem Eintritt in den Sitzungssaal brachten ihm die Rabtkalsoztaltsten und die Sozialisten stürmische Ovationen dar. Die Kammer stimmte sofort über den Antrag HerriotS ab und beschloß mit großer Stimmenmehrheit, die Beratung des Finanz- Programms bereits am Montag aufzunehmen. Man rechnet damit, baß das Programm bereits am Montagabend ver abschiedet werden kann, um dann sofort dem Senat zuge- lettet zu werden. Stimmungsmache mlt bestellten Telegrammen vraktderlokt auoor« naob l^euounoo «nkounckton V.-U.-SoockvrdsrIolsturvtaUar» < Unmögliche Verschlüge »er «iüubigcr Lausanne, 1. Juli. Der von den Gläubigermächten ge- meinsam ausgearbeitete Plan ist in den Frettagabendstunden der deutschen Abordnung offiziell noch nicht übermittelt worden, ist jedoch inoffiziell in großen Zügen der'deutschen Abordnung bekanntgeworden. In internen Beratungen der deutschen Abordnung sind die Mitteilungen über den ge meinsamen Plan der Gläubigermächte eingehend durch beraten worden. Eine endgültige Stellungnahme von deut scher Seite zu diesem Plan wird erst erfolgen, wenn die für Sonnabend erwartete offizielle Bekanntgabe in der Bürosttzung und insbesondere die von Deutschland geforderte Mitteilung über die Höhe der Restzahlung erfolgt ist. Ueber den Inhalt dieses Planes liegen vorläufig nur Mitteilungen von französischer und englischer Seite vor, die jedoch keineswegs al» vollständig angesehen werben können und deshalb hier nur unter allem Vorbehalt wieder gegeben werden. Nach diesen Mitteilungen enthält der Plan der Gläubtgermächte folgende Einzelheiten: Der Vorschlag der Gläubigermächte an Deutschland wirb in der Form einer großen Erklärung der deut schen Abordnung vorgelegt, die als Abschluß der Lausanner Konserenz von de« Konserenzmächten ««ge nommen «erden soll. Die Erklärung enthält zunächst acht Punkte, die in ber großen Rede Macdonalds in ber osstztellen Sitzung der sechs einladenden Mächte am Donnerstag aufgestellt wurden «nd über die nach den Erklärungen Macdonalds be reits vollständige UeVerein st immung zwischen sämt lichen Konserenzmächten erzielt wurde. Der Vorschlag -er Gläubtgermächte enthält sodann fol gende Reaelungder Trtbutsrage: Die deutsche Re gierung hinterlegt bei -er Baseler BIZ. zugunsten -er Gläubtgermächte ReichSbahnbondS in Höhe einer Summe, -te endgültig erst am Sonnabend von den Gläubtgermächten festgelegt werben wird. Währen- einer Dauer von drei bis fünf Jahren tritt «in vollständiger Zahlungsaufschub für Deutschland «in. Nach dem Ab- lauf dieser Frist werben diewielchSbahnvon-s in den Han- -et gebracht, jedoch nur unter ber Voraussetzung, daß -er Kur» -er Uounaanleth« eine bestimmte Höhe erreicht hat. Die alliierten Gläubtgermächte verpflichten sich, mit allen Mitteln bei der amerikanischen Negierung für ein« Streichung ber internationalen Schulden etn»usetzen. Fall» die amerikanisch« Regierung die Streichung ablrHnt, werden drei Viertel der deutschen ReichSbahnbondS vo« den alliierten Gläubiaermächte» den Vereinigt«« Staate« al» Abzahlung für ihre Schulden «vergeben. Da» restliche Viertel der deutschen ReichSbahnbondS wird bei der gemein samen Kusse sür den Wtederausba« Europas, jedoch zuguu» sie« Frankreichs, eingezablt. Falls di« vereinigten Staaten aus eine Streichung der interalliierte« Schulden eingehen, werden drei Viertel der ReichSbahnbondS ber deut schen Regierung wieder zurückerstattet. In diesem Kall würbe big deutsch« Regierung somit uu« et» Viertel ber ««- sängltch festgesetzte« ReichSbahnobligatio«e« ,« entrichte« haben. Dieser Vorschlag enthält somit «ine Mindest, ««d eine Höchstgrenze für die Restzahlung an die alliierten Mächte. Als Gesamtbetrag, de« Deutschland nach diesem Vorschlag zahlen soll, wird am heutigen Abend in englischen «nd französische« Sreisen ei« Betrag von vier bis sechs Milliarden genannt, von denen im Falle der Schuldenstretchung dnrch die amerikanische Regierung ein Viertel, jedoch im nega tive« Falle die Gesamtsumme in der Form vo« ReichSbahnbondS z« entrichte« ist. Kerner soll die dentsche Regierung «ach dem Vorschlag der Gläubigermächte verpflichtet «erden, die Verzinsung «nd Amortisierung der DaweS» «ud Aounganleihe weiter, «führe« «nd in zehn Jahresraten vo« 117 Millionen die durch das einjährige Hoovermoratorin« »»« 1. Juli 19V bis znm 1. Juli ISIS ausgeschoben« Summe z» tilgen. Für die von den alliierten Mächte« geforderte Verbindung der interalliierten Schuldenreaelung mit der Tributregelung ist eine „elastische" Formulierung gesunde« worden, die endgültig erst am Sonnabendvormittag fest gesetzt «erde« soll. Nach den Mitteilungen von englischer und französischer Seite finden gegenwärtig noch Besprechungen über bie end- gültige Festlegung dieses Plan» statt, der in groben Zügen in -er Frettagsttzung vereinbart worben ist. Die ab- schließende Ausarbeitung dieses Vorschläge» soll am Sonn- abendvormtttag gemeinsam mit Serri ot und Neville Chamberlain erfolgen, worauf ber Vorschlag sodann ber deutschen Negierung übermittelt werden wirb. Vefuch -es Relchsaußenmlntfters In Genf Senf, 1. Juli. ReichSaußenmtnister v. Neurath be suchte heute die deutsche AbrüstungSbeleaatton in Genf. Botschafter Nabolny gab ein Frühstück, an dem n. a. Henderson, Gibson, Sir John Simon, Mabsubetra und Litwinow tetlnahmen. Freiherr v. Neurath konnte seine ursprüngliche Absicht, an der außerordentlichen Völker- bunbSversammluna tetlzunehmen, nicht auSftthren, da er am frühen Nachmittag wieder nach Lausanne zurückkehren mußte. E, Der Reichskanzler v. Pap en empfing heute nach, mittag um 6 Uhr den Besuch de» italienischen Außen- Minister» Grandt. Votier Direktor -es Snternattomtten Arbeitsamtes Senf, 1. Juli. Der bisherige stellvertretende Direktor de» Internationalen Arbeitsamtes, Butler sLnglanb), ist heute abend vom BerwaltungSrat zum Direktor de» Internationalen Arbeitsamtes gewählt worden,. , Antravbaiwr Auslan-szins Die Zinssätze in ber ganzen Welt sinken unaufhörlich. DaS ist keine abnorme Erscheinung, sondern galt bisher für jede Krise. Unnatürlich war lediglich, daß die ZinS- senkung so spät eintrat. Denn in einer Krise werden Gel der, die bisher in ber Produktion festlagen, infolge der zurückgegangenen Beschäftigung frei und suchen neue An- lagemögltchketten. Da das Angebot naturgemäß größer ist als die Nachfrage, sinkt ber Preis des Kapital», ber ZinS- fuß. In dieser Erscheinung liegt eine der stärksten Kräfte für bie Wteberankurbelung ber Wirtschaft. Denn billiger ZinS regt den Unternehmungsgeist an, weil er die Bor- auSsetzung für ein rentables Arbeiten mit geborgtem Gelbe ist. Die gegenwärtige große Krise hat bisher von einem gröberen Angebot freiwerbender Gelder nichts gespürt. Im Gegenteil, mit der Zunahme ber Krise ging Hand in Hand in fast allen Ländern eine starke Verknappung des Kredit». Die Ursachen dafür sind in den Tributen und den politi- schen Schulden zu erblicken. Sie haben eine Anhäufung de» Goldes in Frankreich und Amerika bewirkt. Die übrigen Kulturstaaten wurden vom Gold mehr oder minder stark entblößt. Da baS Gold als DeckungSgrunblage dient, ivar die Folge «ine über die Produkttonsschrumpfung hinaus- gehende Geldverknappung, bie sogenannte Deflation. Hinzu kam, daß die durch die wachsende Krise hervor, gerufene VertrauenSerschütterung zu Kreditkündigungen und Gelbabzügen und damit zur Zahlungsunfähig keit der Schulbnernattonen führte. Die Kredite froren ein. Der au» politischen Gründen geführte Krieg mit gol- denen Kugeln, den Frankreich namentlich gegen England führte, zwang Großbritannien zur Aufgabe der Goldwäh rung. Seinem Beispiel folgten über zwanzig Staaten. Die internationalen Kreditbeziehungen wurden nahezu völlig unterbrochen, zumal das ungelöste Tribut- und Schuldenproblem nach wie vor wie ein Alp druck auf ber Welt lastete. So konnten sich lange Zett bie natürlichen Heilmittel jeder Krise, billige Zinsen und großes Gelbangebot, nicht durchsetzen. DaS Vertrauen war durch die große Krebttkrtse des vorigen Sommer», durch die ungeklärten Währung», und Trtbutverhältnisse nicht nur bet uns, sondern auch bet den anderen Nationen so weit gehend erschüttert, daß die Inhaber von Bankguthaben diese in Banknoten umwandelten und sie lieber zu Hause in alt modischen Truhen aufbewahrten, als sie gegen hohen ZinS der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Die Wirkungen ber Deflation wurden zunächst überall verstärkt. Gleich zeitig blieben die Zinssätze hoch und die Warenpreise fielen weiter. Die Produktion wurde also von zwei Setten stark entmutigt. Nur langsam aber doch fortschreitend beginnt sich da» Vertrauen wieder zu heben. Namentlich in Amerika und England mehren sich die Stimmen, die eine großzügige Kreditpolitik ber Notenbanken bet billigsten Diskontsätzen verlangen. Diese Forderungen haben auch die gehamsterten Geldbeträge teilweise an» Tageslicht gelockt. Die Geld märkte wurden wieder flüssig, dadurch sanken bie Zinssätze in London und Neuyork auf 1 vis IX Prozent. Auch die Diskontsätze ber Notenbanken wurden nicht unbedeutend herabgesetzt. Vor kurzem ermäßigte Neuyork den Dis kont auf 2X Prozent und London antwortete nunmehr mit einer Herabsetzung ans 2 Prozent. In Deutschland machen sich freilich die gleichen Tendenzen viel langsamer geltend. Aber die Entwicklung hat auch hier zu einer fühl baren Entspannung geführt. So konnten deutsche Banken gruppen sowohl dem Reich wie auch Preußen verhältnis mäßig leicht gröbere UevervrücknngSkrebite zur Verfügung stellen. Freilich sind bi« Erleichterungen für die deutsche Wirtschaft auS einem sehr bedeutsamen Grunde bisher kaum spürbar. Die Zinsbelastungen, die uns aus den Auslandsschulden erwachsen, sind unverändert hoch geblieben, im Gegensatz zu ber Entwicklung in den Gläu- btgerlänbern selbst. Deshalb ist es bringend notwendig, baß die deutschen Vertreter aus ber Stillhaltekon« ferenz, die am Freitag In London begonnen hat, eine ZinSsenkung in dem Ausmaße fordern, bie in einem einigermaßen befriedigenden Ber. hältnt» zu der tatsächlichen Zinshöhe der Gegenwart steht. Der Gläubiger, ber in seinem eigenen Land für seine Gelber oft nicht mehr als 1 Prozent Zinsen bekommt, hat bis jetzt von seinem deutschen Schuld- ner ohne Schwierigkeiten 7, ja ost bi» zu ü Prozent Zinsen erhalten. Diese heute phantastisch anmutenben Zinshöhen Haven sich noch aus ber Zeit fortgeerbt, in ber Deutschland riesige Beträge im Ausland aufnahm und in einem heute nicht mehr verständlichen Optimismus dafür Zinsen zu zahlen sich bereit erklärte, wie sie in der gleichen Höhe nicht einmal eine mittelamerikanische Republik zu zahlen willen» wäre. Unterdessen sind diese Zinsen für Deutsch land au» drei Gründen zu einer sehr schweren Be lastung geworben. Einmal sind durch bie Stelaerunq de» Geld werte» infolge ber Weltbeflation die Schuldenlasten ge- walttg gestiegen. Deutschland muß weit mehr Ware« im Ausland verkaufen, als zur Lett de, Schulbenaufnaßv»