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Mitteilung«« aus der Sesamtratsfitzung a» rs. Mat 1917 Vorsu OberbSrgermetster Geheimer Rat Dr. Ditlrich. k. Di« SW. haben vom AauShaltpla« 1917 a) Konto 21 «Jugendfürsorge', d) Konto 43 .Städtische Krankenhäuser za St. Jakob und St. Georg and Anhang', et Konto S .Schulamt und höhere Schulen', a) Konto 81 Ledäude', e) Konto 24 ^Salbungen, Jagden und Fischerei', y Konto 89 .Bauhöfe und Straßenwalzen, x) SonderhauShaltplan .Johannishospital' Ans. 20, 21, 24, 26 27, 2S, 32, 38, 34, 3. Anhang Ans. 2, 23, 6. viS 10. Anhang «ach den Anträgen de» RakeS genehmigt. Dagegen haben sie zu »i Konto 8 .Armen- und Fürsorgewesen', d) Konto 12 .Park-, Garten- und Baumanlagen' nebst Anhang, c) Sonderbaushaltplan .Evangelische Schulgemeinde', cl) Sonderyaushaltplan .Johannishospital' XI. Anhang teilweise abweichende Beschlüste gefaßt. Die Anträge zu Konto 12 werden der zuständigen Stelle überwiesen. Zm wesentlichen wird den Beschlüssen beigetreten. Soweit Zustimmung vorliegt, ist daS Erforderliche zu besorgen. Bei Beratung von Konto 6 .Schulamt und höhere Schulen' haben die Stadtverordneten beschlossen, den Rat um eine Vorlage zu ersuchen mit Vorschlägen darüber, wie begabten Schülern und Schülerinnen der Oberklasse der Volksschule die Erlangung höherer Schulbildung — auch im Falle der Bedürftigkeit — ermöglicht werden kann. Das Ersuchen wird dem Schulamt überwiesen. 2. Die Stadtverordneten haben zugestimmt a) der Vorlage über die Ausgabe von lO-Pf.-Gutscheinen durch die städtischen Kasten, b) der Versetzung von 80 Beamkenstellen aus der Gchallsklaste L V nach der Klasse Liv, c) der Bewilligung eines Berechnungsgeldes von 8800 zur Be- schaffung zweier Pferde für die Desinfektionsanstalt, 6) der Nachbewilligung von 30000 -4t Mehrkosten für die Pflaste rung der Fahrbahnen der Frankfurter Straße, e) der Bewilligung eines Berechnungsgeldes von 6800 -tt für den Bau einer Fußgängerbrücke über das Dölitzer Wehr, k) dem Verkaufe von etwa 8 Quadratmeter Straßenland am Grund stück Windorfer Straße 30. Das Erforderliche ist zu besorgen. 3. Dem Einbau eines Jungviehstalles in die Scheune des ehemaligen Schwarzburgerschen Gutes zu Taucha haben die Stadtverordneten zu gestimmt unter Bewilligung von nur 2500 -4t (statt 4810 -4t) und unter der Bedingung, daß der Pächter die aufzuwendenden Kosten mit 8 Proz. verzinst und tilgt. Die Angelegenheit wird dem Hochbauamt und dem Grundstücksamt überwiesen. 4. Die Stadtverordneten haben den Stadtverordneten Wildung zum Mitglieds des Aufsichtsrats der Kleiderverwertungsgesellschaft m. o. H., .Kleiderstelle der Stadt Leipzig, gewählt. Das Erforderliche ist zu besorgen. 5. Man nimmt KennkinS von einem Dankschreiben der Firma L. F. Weithas Nachf. für die Glückwünsche des Rates zur Feier des 100jährigen Bestehens der Firma und von einer Einladung der Ilnlver- sikät zur Feier des Geburtstages S. M. des Königs. 6. Ferner nimmt man Kenntnis von dem Sommerfahrplan der Königlichen Eisenbahndirektion Halle. Man beschließt wegen der mangelhaften Verbindung mit Berlin erneut vorstellig zu werden. 7. Einverständnis wird damit erklärt, -ah der Einheitspreis für daS Fleisch, das auf die Zusahfleischkarte geliefert wird, bis auf weiteres deibehalten wird. 8. Bewilligt werden 6300 -4t für die Befestigung des östlichen Fuß wegs der Wicderitzscher Straße, und zwar r) zwischen Eöthner Straße und Straßenüberführung endgültig in 3 Meter Breite mit Schwellen und Zemenkplatten, b) zwischen Skraßenunter- und -Überführung einstweilen mit alten Granilplatten und Mosaikpflaster in rund 2 Meter Breite. 9. Genehmigt werden die Depukakionsbeschlüsse zu a) dem III. Nachtrag zur Ortsbauordnung über die Umlegung der Kosten für Parke usw., b) dem Ortsgeseh über die Erhebung von Bauabgaben im Gebiete des Bebauungsplans Leipzig—Möckern am Tauchaer Wege, c) dem I. Nachtrag zum Bebauungsplans Leipzig—Stötteritz. Zu 1 ist den Stadtverordneten — soweit erforderlich — Mitteilung zu machen, zu 8 und 9 sind sie um Zustimmung zu ersuchen. Insgesamt wurden in der Sitzung 42 Punkte erledigt. Jahresfeier der Leipziger Misfio« n. Die öffentliche Versammlung der Evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig am gestrigen Abend im Festsaale des Zentral theaters wurde durch Superintendent v. Cordes mit einer Be grüßungsansprache eröffnet, in der er besonders den zwei alten Missions veteranen Gehring und Kabis, die in diesen Tagen 40 Jahre lang im Dienste der Mission stehen, sowie den Vertretern der Mission^ in Kurland und Polen herzliche Willkommensgrüße entbot. O. Cordes, der selbst seit 45 Jahren an der Missionsarbeit beteiligt ist, gab alsdann einen interessanten Rückblick über die Entwicklung der Mission in der Heimat während dieser Zeit. Er schloß mit dem Wunsche, daß der Missionssinn und die Missionsfreudigkeit in immer weitere Kreise dringen möge. Alsdann schilderte Pastor Faßmann aus Schmölln, ein Mitbegründer der Dschaggamission, seine mannigfachen Kriegserlebnisse in unserer deutsch-ostasrikanischen Mission. Seit 1893, dem Beginn der Missions arbeit unter der dortigen Heidenwelt, bis zum Kriegsausbruch hatte die Christianisierung besonders im Kilimandscharogebiet sehr erfreuliche Fort schritte gemacht. Diese jahrzehntelange Arbeit sei nun durch den Welt krieg zum größten Teil vernichtet. Noch schlimmer sei es den Missions leuten in Kamerun und Deutsch-Südwestafrika ergangen: dort habe der Feind die Missionare in dir Gefangenschaft geführt und die Missions stätten zerstört. Missionar Hammitzsch, zurzeit Diakonatsvikar in Oschatz, schilderte alsdann in anschaulicher Weise seine Erlebnisse in Indien. Dort wird gegenwärtig die Missionsarbeit zum größten Teil von schwedischen Missionaren wcitergeführt. Im Laufe des Abends machte ferner Missionsdirektor Professor O. Paul u. a. eine Reihe Mitteilungen über das Sammclergebnis und bat dringend um weitere Zuwendung von Gaben für die Mission. Gesang und Gebet beschloß die würdig verlaufene Jahresfeier. * * * * Der Evang.-luther. Zentralverein für Mission unter Israel beging seine Jahresfeier im Evangelischen Vereinshausc. Generalsupcr- intendent Dr. B r a u n e - Rudolstadt wies in seiner Begrüßungs ansprache auf die Not -er Juden, namentlich der Ost juden, während des Krieges hin, worauf Sekretär Pastor v. Har- ling in einem längeren Vortrag die Stellungnahme Luthers zu den Juden eingehend behandelte, und im Anschluß daran den Jahres bericht erstattete. Danach hat das verflossene Jahr der Mission mancher- lei Schweres gebracht. In herzlichen Worten gedachte der Redner des Heimganges deS Geh. Hofrats Professor v. So hm, der lange Jahre im Direktorium der Mission mit Eifer und großer Treue tätig gewesen ist. Herzliche Dant-.esworte richtete er dann an den Vorsitzenden des Landesverbandes, Grafen Vitzthum von Eckstädt, der mehrere Jahrzehnte lang stets an den Versammlungen in Leipzig teilgenommen habe, aber diesmal wohl zum letzten Male erschienen sei, da sein Alter von 88 Jahren, wie er erklärt habe, ihm längere Reisen nicht mehr ge statte. Was die Missionsarbeit betrifft, so hat ihr der Krieg wieder enge Grenzen gezogen. Erfreulicherweise sind die Gaben im ver gangenen Jahre reichlicher geflossen. Die Gesamteinnahmen betragen 30794 M. (gegen 25 760 M. im Vorjahre), denen 28119 M. (30 919 M.) Ausgaben gegenübersiehen. Viel Liebe spreche aus den zahlreichen Gaben. Diese Opferfreudigkeit sei wohl darauf mit zurückzuführen, daß daS Schicksal der Juden und ihre große Not durch die Kriegswirrrn die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich gelenkt habe. Wahrschein lich werde -ie Revolution in Rußland für die dortigen zahlreichen Juden von großer Bedeutung werden, und es sei nicht unmöglich, daß für sie jetzt eine neue Zeit komme. Unwahrscheinlich erscheine auch die Oeff- nung Palästinas für die Einwanderung der Juden, der Zionismus habe gegenwärtig gute Aussichten zur Verwirklichung seiner Ziele. Weiter berichtete Pastor v. Harling über die Missionskonfercnz in Halle: die nächste Konferenz werde voraussichtlich in Nürnberg abgehalten werden. Gemeinsame Gesänge umrahmten die Jahresfeier, der sich ein geselliges Beisammensein im Missionshaus« anschloß. Eine Schauspieler - Begräbnisstätte auf dem Alten Sohannisfriedhofe iä. Als im Jahre 1883 die hinter dem Johannishospital befind liche Abteilung des Alten Johannisfrtedhofes in eine Parkanlage um gewandelt wurde, da ließ man die Denkmäler einiger bekannter Per sonen, die dort ihre Ruhestätte gefunden hatten, zum Zeichen der Er innerung stehen, und noch heute lugen sie aus dem Grün hervor und mahnen uns daran, daß unser Fuß über einem einstigen Friedhof wan delt. Zu diesen Denkmälern gehört auch das des Schauspielers Eduard Stein. Es steht, wenn man von der Hospitalstraße aus zum Täubchenweg geht, ziemlich dicht an der jetzigen Friedhofsmauer, nahe der erstgenannten Straße. Der Künstler, dessen wirklicher Name Franz Mathias v. Treuenfeld war, geboren in Austerlitz am 9. April 1794, gehörte dem Leipziger Stadttheater während der ganzen Küstnerschen Direktionszeit an. Er spielte am EröfsnungSabend, den 26. August 1817, die Rolle des Don Cesar in der .Braut von Messina.' Dauernd ist er der Liebling des Leipziger Publikums gewesen; seine Rede war .Musik und Poesie.' Nach kurzer Krankheit starb er am 10. Mai 1828, einen Tag bevor Küstner seine Dirsktionszeit mit Calderons .Leben ein Traum' beschloß: gerade in diesem Eiück Halle Stein so manchen Triumph als Siegismund gefeiert. Von den Grabstätten, die wir nun nachstehend nennen, ist kein« Spur mehr vorhanden. Neben Stein ruhte an der Seils ihres Gatten Friedrich Werner, der Kassierer am ötadtthcater war (s 1841), die Sängerin Corona Werner geb. Becker, geboren am 9. Juni 1795 in Weimar, gestorben am 25. Mai 1825. Sie war die Tochter jener un vergeßlichen Christiane Neumann, Gattin des Wöchners (Regisseur) Heinrich Becker, die von Goethe als «Euphrosnna' verherrlicht wurde und deren Denkmal im Park zu Weimar Goethe selbst mit Inschriften ausstattetc. An der Tochter Corona Becker, deren sich Goethe nach dem 1799 erfolgten frühzeitigen Tode der Mut er annahm, hatte der Altmeister allerdings keine rechte Freude, denn gegen seinen Willen verheiratete sie sich mit dem schon genannten Friedrich Werner, und das Paar verließ dann hennlich Weimar. In Leipzig gehörte Corona Werner (den Vornamen führte sie nach ihrer Taufpatin Corona Schröter) der Küstnerschen Bühne von Anbeginn an, starb aber, wie ihre Mutter, eines frühzeitigen Todes. Weiter hatten neben Stein ibrc Ruhestätte gesunden Frau Mrg- dalena Sckmelka (geb. 1778. gcst. 1831), die aus der Künftlcrfamilia der Allram stammte und unter der Küstnerschen Direkiionszcit die Rollen der Müller gab, sowie Emma Jahn, die, ehe sic zu größerem Ruhm gelangen konnte, ein früher Tod der Bühne entriß. Und endlich ruhte hier noch ein Mann mit ganz bekanntem Namen: Johann Gottlob Lorhing, geb. zu Berlin am 12. Mai 1775, gest. zu Leiozig am 2. Dezember 1841, der Vater des berühmten Komponisten Albert Lortzing. Er war eigentlich gelernter Kaufmann und, nachdem er schon in Lieb- haberthealern gespielt hatte, ging er mit 35 Jahren völlig zur Bühne über. Mit seiner Frau Charlotte Sophie geb. Seidel und mit seinem Sohne Albert Lorhing kam er 1833 nach Leipzig, wo er unter der Direktion Ringelhardt die Kassiercrftclle am Theater übernahm, während seine Frau im Fach der Mütter und komischen Allen auftrat und sein Sohn als Schauspieler und Sänger crzelliertc. Denn ehe Albert Lortzing der Leiter des Orchesters wurde, war er schon als Perm in .Donna Diana', als Iwanow in seiner Oper .Zar und Zimmermann', als Dickson in der .Weißen Dame' und in vielen anderen Rollen vor Leipzigs Publikum getreten und hatte vielen Beifall geerntet. In Leipzig ver brachte er die glücklichste Zeit seines Lebens. Lortzings Vater war der letzte, der in jener ,Künstler-Ecke' des alten Jchannisfriedhofes seine Ruhestätte fand. Es ist gut. daß uns heute wenigstens das dem Schauspieler Stein gesetzte Denkmal an jene Zeilen noch erinnert. Vermischtes * Die Hauptsache. .Ist einer unter euch, der als Kutscher beim Herrn Oberst in Betracht käme?' — .Ich!' — .So, versteh'» Sie sich denn gut auf Pferde?' — «Das nicht, aber ich heiße Johann!' * Alles umsonst. .Ach, Herr Redakteur, ich habe nur ein Ideal, ich möchte in Ihrem Blakt meine Gedichte gedruckt sehen.' — «Bester, verehrter Herr Doktor, Sie können mir unmöglich die Roheit zutrauen, daß ich Ihnen Ihr einziges Ideal raube.' * Der Zweifler. .Da wird immer von Sokrates geredet, daß er ein so weiser Mann gewesen ist. Wenn er so weise war, warum hat er sich denn die Tanthippe zur Frau genommen?' * Was im Tornister steckt. .Na, Justav, oller Knabe, wat machst'n?' — .Nee sowal! Nu such 'ck schont zwee Stunden meinen Affen durch un durch. Jloobste, ick kann den Marschallstab find'», der wo in je'm Dornischter drinne sin soll?!' * AuL der Reitschule. .Ja, zu welcher Waffe wollen Sie ntln eigentlich? Flieger oder Ulan? Beides zusammen geht nicht.' * Angenehmer Gast. «Na, Müller, wie hat dir's geschmeckt?' — .O — danke — manchmal ist's in unserer Kompanie auch nicht bester, aber mehr gibt's immer.' * Jedermann an seinen Platz! Kranuschke, können Sie rad- fahren?' — «Jawohl, Herr Feldwebel!' — .Na, dann fahren Sie mal mit dem Einrad auf den Misthaufen.' * Dom Landfiurmbctaillan Kalau. Fritze: «Du, was ist denn das, ein Reporter?' — August: «Das ist ein Mann, der von R e h und Porter lebt.' — Fritze: .Da weiht du vielleicht auch, waS ein Chaos ist?' — August: «Ein Ckaos ist, wenn sich ka Oos (kein Aas) mehr auskennt.' — Fritze: «Da kannst du mir vielleicht auch sagen, ob Nero ein Diktator war?' — August: .Nee, rok war er, dick later aber auch!' (Gefr. Paul Erich Carisohn, «Liiler Krieasztg.')