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Dresdner Nachrichten : 26.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193206269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19320626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19320626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-06
- Tag 1932-06-26
-
Monat
1932-06
-
Jahr
1932
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.06.1932
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Nr. 287 Selle 2 lich hervorgerufene tnnerpolitische Spannung müaltchst in den Hintergrund treten zu lassen und ^ibt den Süddeutschen einfach Fristverlängerung ftir ihre Antwort. Unterdessen bat der Mißbrauch des Föderalismus für Parteizwrcke de» Zentrums in allen nationalen Kreisen lebhaften Unwillen erregt. Was hat auch die Aushebung des Untsormverbot» sitr das ganze Reichsgebiet mit dem Eigenleben der Länder zu tun? Im Gegenteil, wenn Polittker das Eigenleben der Länder bereit ivaren zu vernichten, dann waren «S Zen« trum-lente aus dem Sltden. Herr Erzberger au» Wiirtiemberg hat durch seine Steuerreform den verhäng- niSvcllen Zentralismus großgezogen, der Deutschland durch Zerstörung der Läiidcrfiuanzen auf kaltem Wege zum Ein heitsstaat machen möchte. Herr Wirth aus Baden hat vor noch nicht allzu langer Zeit Thüringen, weil ihm dessen Innenminister nicht gefiel, die Polizeigelder sperren lassen. Thüringen mnstte den StaatSgerichtSbos anrusen, um sein Recht zu bekommen. Heute wird das Reich den Staats» gcrichtöhof anrusen müssen, um auch die Zentrumöfronde zur Anerkennung der NechtSgrundsätze der von ihr mltge- schafsei.cn ReichSversassnng zu erzwingen. In Wirklichkeit geht es nicht um Länderrechte, die von niemandem bedroht sind, sondern um das Schicksal der Zen» trumSpariei. WaS Herr Held und Herr Bolz vollstthren, ist eine t-er schon immer gerissenen ZentrnmStaktik wür dige ^--ichlriernng des Tatbestandes. Seit dem Umsturz ist die ZentrnmSvartei die einzige dauernde Machthaberin in Deutschland gewesen. ES hat am liebsten mit links und, wenn es nötig», auch vorübergehend mit Unterstützung der Rech»,''» geherrscht. Wurde die nationale Bewegung stark, so versuchte das Zentrum sie „auszulvckeru", zu verunreini gen »nd schließlich zu sprengen, nm aus diese Weise wieder EntschltcbuugSsreiheit zwischen links und rechts zu be kommen. Diese lange Zeit erfolgreiche Taktik scheiterte schliestlich am Zusammenbruch der E r f ü l l u n g S Politik, die der bürgerlichen Mitte ihre Existenz kostete, an der strik ten Weigerung der D c n t s ch n a t i v u a l e n, ohne Garan tien mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten und am mäch- — «Dresdner Nachrichten" — tigen Aufstieg der «attonalfo»ialtsten. Jetzt steht da» Zentrum, nachdem e» von den Rfichsregteruna au», geschaltet worben ist utzb den Verlust seiner letzten Macht stützen in den Ländern zu befürchten hat, vor der Gefahr, durch «inen Wahlsieg der Rechtsparteien, der diesen bi« be rühmten öl Prozent der Wähler bringen soll, dauernd von der ReichSpolitik auöaeschaltet zu werben. Da aber der linke Flügel der Partei rein gewerkschaftlich-materiell ein gestellt tst, bereit, auch die religiösen Ideale parteitaktischen Vorteilen weitgehend zu opfern, würde für ihn eine solche bauernde Ausschaltung von der Macht eine Gefährdung des anscheinend so festen Parteiturms bedeuten. Denn eine un fruchtbare Opposition, die sich derselben Mittel wie die So- »ialdemokrati« bedient, müsste schliestlich den kleineren rechten und bäuerlichen Flügel vor den Kops stoben. Die Abkehr PapenS vom Zentrum und der wütende Kampf, den die Partei gegen den Reichskanzler führt, sind ein Zeichen dafür, dast baS scheinbar unerschütterliche Zentrum vor der Gefahr bangt, von der große» Krise der Mittel parteien erfasst zu werben. Deshalb läuft die ganze Zen- trumSpolttik darauf htuauS, die Schlttsselstelluug der Partei am 81. Juli zu behaupten. Der föderalistische Lärm, den man namentlich in Sübdeutschland veranstaltet, tst et,» recht bedenklicher versuch, durch den Appell an die instinktive Ab neigung de» Volkes gegen den Zentralismus Mitläufer zu gewinnen, die die befürchteten Wahleinbusten wieder aus- gleichen. Dabet tst man bezeichnenderweise bemüht, gewisse Brücken nach rechts nicht völlig abzubrechen. Menn daS Zentrum durch Stimmenthaltung die endgültige Wahl des Nationalsozialisten Kerrl zum preustischen LaudtagSpräsi- benten ermöglicht hat, so geschah daS tu der Absicht, künftige Verhandlungen in Preusten nicht völlig unmöglich zu machen. Trotzdem ist die Zentrumsfronde tin Süden, weil sie ein reines Agitationsmanöver ist, angesichts des Enb- kampfeS um die Tribute unverantwortlich. Sie hat aller dings die skrupellose Partelsclbstsucht des Zentrum» mit brutalster Deutlichkeit enthüllt und manchen Zweifel über den staatspolitischen Wert dieser Partei geklärt. i8-«mtm>ettztm- tr« »««Wdmdtm» verN«, Sv. Junt. Die Sitzung de» Preußischen Land« tag», dte am Freitag um 11 Uhr vormittag» begonnen hatte, fand am Sonnabend früh um v,80 Uhr ihr Ende, womit «ine in der Geschichte brr deutschen Parlamente noch nicht bagewesene Sttzung»dau«rvon18kSt«nben zu verzeichnen tst. Gegen Schlust der veratungen herrschte tm Haus — weit über Sv« Abgeordnete htelten durch — schon eine recht gehobene Stimmung, die sich besonder» in gegen seitigen Zurufen schärsster Art «usterte. Gegen 1 Uhr nachts «ahm der Landlag de« national« sozialistischen Antrag auf Anfhebnng des «er»ot,S der politische« Anfzüge «nd versammln«» gen mit den Stimmen der Nationglso-laliste«, der Deutsch« nationalen «nd der Kommunisten an. Siegen v Uhr morgen» trat das HauS abschliessend in die Beratung de» nationalsozialistischen Antrages ans gestaffelte Besteuerung der hohe»» und h 0 ch sten Einkommen ein. Der Antrag wurde mit den Stimmen der Nationalsozialisten und der Kommunisten angenommen. In diesem Antrag wird -le Staatöregierung ersucht, bet der ReichSregterung ausS dringlichste vorstellig zu werben, um sofort eine Aendernng der Sinkommenftenerftaff«, lung durch Notverordnung zu erreichen. Der steuerfreie EtnkommenSteil soll von 720 ans 2400 Mark erhöht werden, für Ehefrau und untcrhaltSberechtigte Kin- der von bisher 8 auf 13 Prozent und von bisher höchstens 600 Mark auf nunmehr höchsten» Silin Mark. Dte Ein kommensteuer bet Einkommen bi» zu 8NN0 Mark soll von IN auf 8 Prozent ermässigt werden. Dte bisher 12>4pro- zentige Einkommensteuer bet Etnkommenteilen von 8000 bis 12 00» Mark soll bestehen bleiben, während bet den Etn- kvmmcntetlen über 12NNN Mark eine Staffelung ein treten soll, dte mit SN Prozent beginnt und für den Ein kommenteil über 46 NNN Mark auf 86 Prozent steigt. Ferner soll durch ReichSgcsetz die volle Erfassung der Gewinne von Kapitalgesellschaften, tnSbesondcre Grvhbanken, Trusts und Konzernen mindestens in Höhe der Versteuerung der cin- kommenstcuerpfUchtigen Einkommen nuter Erhöhung der Kvrperschaststencr gewährleistet und durchgcsührt werben. Die Staatsregierung soll bei der RelchSregicrung gegen die Kürzung der Rentenbezüge sttr Kriegsopfer, Sozialrentner «nd Erwerbslose protestieren «nd die Nichtdnrchsührung der letzten Notverordnung verlangen. DaS Vermögen sämtlicher P a r t e t b « chb c a m t c n innerhalb PreustenS in Staat, Kommunen und öffentlich- rechtlichen Körperschaften und Unternehmungen soll sofort sichcrgcstellt werden, um im einzelnen daraufhin untersucht zu werden, wie wett e» in Ausbeutung der Amtsstellung zu eigenem Vorteil erworben wurde. Soweit da» sestgestellt wird, soll da» vermögen, unbefchadet der strafrechtlichen und disziplinarischen Verfolgung der Partctbuchbeamten in doppelter Höhe beschlagnahmt und der A r b e i t S b e s ch a f - fung dienstbar gemacht werben. Ebenso soll mit sämtlichen im Zusammenhang mit dem Barmat- und Sklarekskandal kompromittierten Persönlichkeiten verfahren werden. I» feierlicher, an allen Anschlagsäulen zu veröffentlichender Aufforderung sollen die preustischen Minister aufgefor- bert werden, rückwirkend ab 1. Januar auf den 12 000 Mark jährlich übersteigenden Teil ihres Gehalte» zu verzichten. Schliestlich soll die StaatSrcgierung bet der NeichSrcgierung vorstellig werden, dast die v o h u st e u c r e r st a t t u n g von 1031 sofort nachgcholt wird. RelMannerE in Swilkau mmleiit Ktgondorlvdt «tos „vraeüuer blavbrlvdtva" Zwickau, 25. Junt. vor der Strasabteilung des Zwickauer Amtsgerichtes fand jetzt -die Privatklage de» national sozialistischen Pfarrers Dr. Engel, Werdau, gegen den sozialdemokratischen Agitator, Oberleutnant z.Sce a.D., Dr.rer. pol. Klotz, statt, dessen Namen durch seine verprügelung im Reichstag auch in den deutschen Gauen bekannt wurde, in denen er noch nicht durch seine Reichobannerredcn unrühmliche» Aussehen erregt hatte. Dr. Klotz ist sehr cmpsindltch, sobald cü um die Sozialdemokratie geht. Nachdem er bet einer nationalsozialistischen Versammlung, in der er als Dis kussionsredner gegenüber Pfarrer Dr. Engel auftrat, sehr schlecht abgeschulten hatte, versuchte er e» mit einem „Offenen Briese" in» Sächsischen Volköblatt", in dem er öffentlich erklärte, Dr. E n g e l h a b e v v n A » s a n g b i ö z u En d e b e w u st t gelogen. Das war gcwist flir einen Pfarrer eine un erhörte Beleidigung, aber Klotz tat noch mehr. Er erklärte, seine Nufgabe werde erst beendet sein, wenn er Pfarrer Dr. Engel aus Amt und Brot gejagt habe. DaS liest sich der Geistliche nicht gefallen, und nun hatte sich Dr. Klotz vor dem Gericht zn verantworten, vor dem er grostc AgitationSrcden zu halten versuchte, so dast der meist halb zum Zuschauerraum Gewandte wiederholt ausgcfordert werden muhte, bei der Sache zu bleibe». Die Zeugenaus sagen waren ziemlich belanglos. Dagegen waren dlc Aus führungen des Anwaltes Dr. Engels bedeutsam, der er klärte, der Angeklagte sei hinreichend dafür bekannt, dast er täglich Kübel von Schmutz auf nationalsozialistische Führer anSgicste. Wenn man ihn in jedem einzelnen Falle belangen wollte, würde er wohl selten ansterhalb de» GerlchtSsaaleS zu sehen sein. Einmal aber müsse Leuten seines Schlages das Handwerk gelegt werden, »nd es sei durchaus nicht ver wunderlich, dast es zu den bekannten Vorgängen im Reichs- tag gekommen sei. Die Handlnngöwclsc gegenüber Pfarrer Dr. Engel sei um so verwerflicher, al» er mit sciuem An griff nicht nur einem politischen Gegner habe entgcgcntretcn, sondern diesen aus seinem Amt bringen wollen. DaS Urteil des Gerichtes lautet wegen ösfentlicher Beleidigung ans 200 Mark Geldstrase, ersatzweise zehn Tage GesiingniS. Die Kosten de» Verfahren» hat der Verurteilte zu tragen, der auch Dr. Engel die diesem entstandenen Auslagen zu ersehen hat. Pfarrer Dr. Engel wird von der dnrch Dr. Klotz erhobenen Widerklage freigcsprochc». In der Be gründung wird nochmals zum Ausdruck gebracht, dast das Tun des D r. Klotz als höchst verwerflich be zeichnet werden müsse. Nie Btltung »er „Mrservarlei" gescheitert Berlin, 24. Juni. Vom ArbeitSauSschnst für Bildung einer zusammensassenden bürgerlichen Partei wird eine Mitteilung veröffentlicht, in der es unter anderem heisst: Die Feststellungen de» Arbeitsausschusses haben zu der Erkenntnis geführt, bah unter dem Druck der bevorstehen den RctchStagvwahl das weitgestecktc Werk der angcstrebtcn Sammlung nicht zu einer der Zukunstsbedeutung der Auf gabe entsprechenden Durchführung gebracht werden kann. Weit über die Notwendigkeiten de» Augenblicks aber steht dauernd baS grobe Ziel der bürgerlichen Sammlung. Ftir diese» Ziel wirb die au» dem Arbeitsausschuß erwachsend« Gemeinschaft ihre Bemühungen sortsetzcn und auSbaucn. Deutschbuloartscher AanöelSvrrtrao ratifiziert Sofia, 24. Juni. Heute wurde hier der bentsch-bulaa- risckc Handel», und SchifsahrtSvertrag unterzeichnet, der beiden Ländern da» Recht der Meistbegünstigung einräumt. Der Vertrag gilt auf ein Jahr «nd läuft still schweigend weiter, wenn er nicht gekündigt wird. Das Reich rum Surchgretsen entschlossen verbot» ist authentisch nach wie vor nichts bekannt. ES «r- lautet nur, bah sich diese Regelung aus Artikel 0 der SDer- sassung voraussichtlich stützen werde. Dieser Artikel besagt: Möglichkeiten und Absichten vraktmolcluog unaoror Sorltoor Sobriltloltong Berlin, 25. Juni. Wie bereit» kurz gemeldet, unter- n rinnen sowohl die nationalsozialistische SA.-Führung alS auch die preußische LandragSsraktion der Nationalsozialisten in de» waten Abendstunden des Freitags unter dem un mittelbaren Eindruck weiterer schwerer kommunistischer Ausschreitungen Schritte bei dem Vertreter des NeichS- wel>r:ni::ister» von Schleicher, Oberst von Bredow, und beim Reichsinnenniiiiister von Gaul. Neber da» Er gebnis dieser Schritte wurde von -en Nationalsozialisten eine umfangreiche Darstellung gegeben, die im wesentlichen darin gipfelt, dast der Neich-innenministcr zngesagt habe, sich sofort über da» von den Nationalsozialisten vorgelegte Belastungsmaterial mit dem preustischen Innenminister Severing in Verbindung zu setzen und in kürzester Frist Mastnah men gegen die KPD. zu treffen »nd auf der anderen Seite eine allgemeine Aushebung de» Demonstration-Verbot» für da» ganze Reich spätestens bi» Mittwoch zn vertilgen. Au» dem Reichsinnenministerium erhalten wir dazu eine Darstellung, die zwar in -er Form sich nicht unwesent lich von de» nationalsozialistischen Verlautbarungen unter scheidet, -er Lache »ach aber aus dasselbe hinau-lausen dürste. Wie wir hören, trifft e» nicht zu, dad die National sozialisten in ihren gestrigen Besprechungen gewifsermasten ultimative Forderungen gestellt hätte». Auch in der Frage der Aushebung der Demonstrationsverbote hätten Forderungen dieser Art um so weniger erhoben werde» können, al» der Reichsminister de» Innern bereit» in seinem an die Länderregiernngen nach der letzten Län- derkonfercnz gerichteten Schreiben eine einheitliche Regelung sowohl de» ilnisormverbot» al» anch des in einigen Län dern bestehenden Demonstration-Verbots gefordert habe. Da aber nnn die R e i ch - r c g e l u » g in Ergänzung -er letzten politischen Notverordnung nach -er Fristverlängerung für Banern spätestens für Dienstag kommen der Woche zu erwarten ist und die NeichSregiernng ganz ossenüchtlich entschlossen ist. ihren politischen Willen durchzusetzen. hätte e- eines ultimativen Schrittes -er Nationalsozialisten gar nicht bedurst. Der NeichSinnen- minister von Ganl hat daS von den Nationalsozialisten vor, gelegte Material als austcrordentlich ernst beurteilt und er wird noch im Laufe des Sonnabends eine Rück sprache mit dem preustischen Innenminister Severing haben. Uebcr die Einzelheiten der vom Reiche in Aussicht ge nommenen Aufhebung des Demonstration»- und Unisorm- ,,Soweit ein Bedürfnis für den Erlast einheitlicher Bor, schrlsten vorhanden ist, ha« das Reich dte Gesetzgebung über 1. dte WohlsahrtSpslege, 2. den Schutz der öffentlichen Ordnung und Sicherheit." Auf diesen Absatz 2 wird sich -aS Vorgehen de» Reiche» stützen. Austerdem kann nach Artikel 48 der Reichspräsident ein Land, da» die nach der Rcich-verfassnng und den Reichs- gesehen obliegenden Pflichten nicht erfüllt, mit Hilfe der bewaffneten Macht dazu auhalten. Er kann ferner auf Grund diese» Paragraphen, wenn im Reiche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet wird, die zur Wiederherstellung -er öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Masinahmen treffen und erforderlichenfalls mit Hilfe -er bewaffneten Macht ein schreiten. Absatz 4 diese» Artikels besagt, -ast bei Gefahr im Verzug die Länderregierung für ihr Gebiet einstweilen Maßnahmen treffen kann, die aber anfverlangen de» Reichspräsidenten oder des Reichstags auster Kraft zu setzen sind. Unumstritten hat demnach der Reichspräsident die Möglichkeit, den politischen Willen der Reichsregierung, auch was die Aushebung des Nnisorm- nnd De« monftrationsverbots angeht, durch,«setze«. In Kreisen der Reichsregierung steht man auch auf dem Standpunkt, dast bet der steigenden Not in Deutschland, die nicht sofort zu beheben sein wird, eine vorübergehende straffere Organisierung der Sicherheits organe in Reich und Ländern geboten erscheint. Im NeichSInnenministerinm will man nicht, dast die Nationalsozialisten zu einer Sclbslhilscaktivn schreiten. Das verbietet die Autorität des Staates, der für öffentliche Ruhe und Sicherheit besorgt zu sein hat. Die offene nnd ver schleierte Widersetzlichkeit einiger Länder gegenüber -er vom Reiche geplanten Konzentration -er Staatsmacht hat aber gewisse Linkokreise geradezu zur Fortsetzung ihrer auf reizenden »nd verbrecherischen Propaganda des Wortes nnd der Tat ermuntert. Diesem Zustand kann nur ein Ende gemacht werden, wenn mit allen verfügbaren Mitteln sofort und radikal durchgegrissen wird. ES ist nachgerade unverständlich, -ast sich gewisse Länder durch ihre kurzsichtige Obstruktionspolitik dazu verleiten lassen, diese Zusammenhänge zu übersehen und dadurch, wenn sicherlich anch nur vorübergehend, die föderalistischen Grundsätze der NeichSgcstaltung in Frage zu stellen. WikMaWerdttUMN ter deutschen Wdustrie Gegen „Sozialisierung -er Verluste" Berlin, 24. Juni. Der Neichsverband der Deutschen Industrie hat zur wirtschaftspolitischen Lage und den letzten gesetzgeberischen Notmastnahmcn eine Entschlic st u n g gesastt, in der zunächst mitgeteilt wird, dast die deutsche Industrie geschlossen hinter der ReichSregterung in ihrem Kampfe um anstenpolitische Ziele in-bcson-cre in der Abrüstung», und Reparations frage stehe Weiler nimmt die Industrie mit Genugtuung non der Absicht der Regierung Kenntnis, einen grundsätz lichen Trennungsstrich gegenüber Bestrebungen zu ziehen, »ie immer mehr aus einen StaatSsoztaliS- m u » hi-auSlausen. Der Neichsverband hat sich auch kritisch mit -en -eucii Steuern und den alten, die erweitert wur den, befaßt und daraus hingcwiesen, dast die Absicht der Neim-ie-Lernng, den Weg -er Erschließung neuer Elunahmc- ouelleu in Zulunst nicht weiter zu beschreiten, nicht genüge, um -ie schiveren Bedenken gegen die neuen steuerliche« Maßnahmen zu beheben Zur Kassen, und Finanzlage wird vor allem auch eine organische Senkung der Ausgaben ge fordert. wozu cs in erster Linie der schleunigen Jnangrisf- nahme einer grosten v c r w a l i u u g S r e s o r m sowie einer Ne'orm -er Lozia'vcrncberung und ÄrbeitSloscnsürsorge be- d irie Die Industrie stehl aus dem Standpunkt, daß diese Reform auch deswegen dringend notwendig ist, um -i« soziale Fürsorge soweit wie irgend möglich überhaupt zu erhalten. Zur Handelspolitik wir- erklärt, -ast zur Vergrößerung deS d««tsch«n Prod«ktio«S, «nb Ho«, delSvolnmens weder eine einseitige Exportpolitik ge» triebe«, noch eine ausschließlich binnen«irtschastltch« Orientierung erstrebt werden dürfe. In erster Linie wird eine Senkung aller Faktoren -er Pro duktionskosten. eine restliche Ausnutzung aller Kreditmöglichkeiten und die Wiederherstellung mög lichst freier Produktionsbedingungen gefordert. Der Staat müße sich soweit wie irgend angängig von Eingriffen in baS Wirtschaftsleben sreihalten und der freien Initiative von Unternehmer und Arbeiter weitgehenden Spielraum lassen. Temenlsprcchcnd lehnt der Neichsverband nach wie vor sede Art von Subvention, wie auch jede Maßnahme Re auf «ine „Sozialisierung der Berluste" hinauölänst, entschieden ab. Ferner erwartet der Neichsverband -er Deutschen Industrie von der Neichöregierung, daß sie unter dem angekündigien „organischen Umbau -er Wirtschaft" die Beseitigung aller Fesseln versteht, die einer natürlichen Wiederbelebung der Produktion tm Wege stellen und unter denen -ie deutsche Wirtschaft unter Verfälschung der individualistischen Wirt schaft in -er Nachkriegszeit zu leiden Halle. In diesem Zu sammenhang wird ausdrücklich betont, daß die deutsche Handelspolitik nicht zu einem Mittel gemacht werden dürfe, sich auf Kosten der Exportwtrtschast einseitig gewisser unbequemer Bindungen zu entlc-igcn. Ferner müsse auch die Devisenbewirtschaftung unter sorgfältigster Beachtung unserer handelspolitischen Interessen gehandhabt werden. Schließlich tritt der Neichsverband mit allem Nach- druck für Aufrechterhaltung des privatwirtschaftlichen Systems nn- dte Beseitigung entstandener Fehler ein. Der weit überwiegende Teil der „Fehler deS kapita« liftifchen Systems" sei aber eine Folge beS paatS» sozialistischen Charakters der WirtschastS«, Finanz, und Sozialpolitik in der Nachkriegszeit» durch die das privatwirtschasiliche System eines wesentlichen Teils seiner normalen Funktionen beraubt worden sei. Im Vorstand berichtete Baurat Dr. Ntepert über die Verhandlungen, die Innerhalb des NelchSverbandeS über die in -er Presse vielfach erörterten Strömungen auf Einfüh rung eine» BesörüerungSmonopolS für Güter tm Ueberlandvcrkehr geführt worden Nnd. Die überwiegende Mehrheit der Industrie habe ein derartiges Monopol ab gelehnt, wobei aber anerkannt wurde, -aß eine volkS- wirtschasillch gesunde V e r k c h r S v c r t e i l u n g zwischen Kraftwagen »nd Eisenbahn gefunden werden müsse. Zu nächst bleibe die Auswirkung der Berorbnung vom S. Okto ber 1081 abzuwartcn.
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