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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141027017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914102701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914102701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-27
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Nach einem geistvollen Ausspruch Nietzsches ver körpern die Söhne zumeist die geheimsten Sehnsüchte ihrer Väter. Was diese als Untugend an ihnen ,» unterdrücken suchen, ist der eiaene unerfüllte Wunsch. Aehnlich kann es ganzen Völkern ergeben. Die Engländer bekämpfen an den ,,deutschen Barbaren" eine Regsamkeit und handelsmännische Anpassungs fähigkeit. die ihnen abgeht. Die Franzosen das verlorene Gut einer geistigen und körperlichen Organijationskraft. Der Haß der Belgier trifft im innersten Grund Reste des eigenen germanischen Wesens, die man. vor aller Hinneigung zum Fran- zosentum, in sich selbst nicht vernichten kann, daher in seiner reinsten Ausprägung bekämpit. Maeterlinck (bei aller seiner Deutjchfeindlichkeit wollen wir gerecht kleiden), ein echter Dichter, bankt den Erfolg seiner Werke in Deutschland einer der deutschen verwandten Art. Er ist Mystiker und Ro mantiker. Um deutsche Tome schlingt sich seine Sehnsucht, und mit dem verklärenden Blick des Deutschen sieht er Italien und seine Renaissance. In der urdeutschen Gestalt des Till Eulenspiegel schildert Charles de Coster sein Volk und den Elaubenskampf gegen die Spanier. Der große Ly riker Emile Verharren bot der franrösischen Sprache als Bereicherung gleich d'Annunzio in Italien deutsche lyrische Rhythmen und Tropen. Was wir an den führenden Geistern der Jetztzeit in Belgien feststellen, galt zu allen Zeiten. Immer wenn die Flamen mit deutscher Art und Kunst in Berührung und in regem Austausch standen, blühie ihre Kultur Die der romanischen Rasse angehörenden Spanier mit ihrem fanatischen Glaubenshaß zerstörten Frei heit und Kultur der Belgier. Daher sei es Symbol für die Deutschen, unter deren Herrschaft zurzeit Belgien steht, daß ihr hoher Bundesgenosse, der Kaiser von Oesterreich als seinen höchsten Orden das goldene Vlies, den toiEv <llor, trägt. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, Feind und abtrünniger Vasall des Franzosenkönigs Lud- , wig XI., hat diesen Orden gegründet. Auf dem Ge- mälde Rogiers van der Weyden im Museum zu Brüssel trägt ihn dieser Fürst. Mit Maria von Burgund, der Gemahlin Maximilians, des letzten Ritters, kam er ans Haus Habsburg. Die alten Kathedralen zu Antwerpen. Brügge, Löwen erinnern an unsere deutschen Dome. Wohl ist kunsthistorisch erwiesen, daß die Gotik zuerst in Frankreich ihr« Ausgestaltung sand; aber der Name selbst weist nicht zu Unrecht gen Deutschland. Ihre reinste Form aus der Ausdrucksnotwendigkeit des Wesens erhielt die Gotik in beutichen Landen. Und wen erinnerten die Rathäuser und Belsrieds Wehrtürme von Löwen und Mecheln nicht an deutsche Städte- bilder? Wie ein Fremdling steht die romanischen, Wesen entsprossene Madonna Michelangelos in der Liebsrauenkirche zu Brügge, betreten wir aber das nahegelegene Johannishojpital, so umfängt uns mit dem Geiste Memlings deutsche Art. Die Beziehungen der flämischen Kunst, bis mit der Sehnsucht nach Italien der Niedergang begann, zu deutscher Kunst spürt man allenthalben und oft weist man nicht, ob Deutscher oder Flame Lehrer und Schüler. Gebender und Nehmender, war. Es ist sicher mehr als Zufall, wenn eines der lieblichsten Werke Riemlings, der Ursulaschrein, die Heilige schildert, die mit ihren 11000 Jungfrauen in Köln von Hunnen händen fiel, aber beschützt von einem deutschen Fürsten. Den glänzenden Abgesang flämischer Kunst bildet das Lebenswerk Rubens'. Auf deutschem Boden, in Siegen oder in Köln, kam er zur Welt. Er wäre wie damals so viele an Italien verloren gegangen, hätte er nicht in Erzherzog Albrecht von Oesterreich einen Beschützer gesunden, der ihn an die Heimat zu fesseln wußte. 1609 ernannte er ihn mit hohem Gehalt zu seinem Hofmaler. Auch seine Gattin Isabella, Tochter Philipps Ik. und Statthalterin der Nieder lande, übertrug Rubens ihre Gunst. Von seiner Hand hängen die Bildnisse diesen Fürstenpaares im Museum zu Brüssel. Als mit Jnfant Ferdinand, Kardinal-Erzbischof von Toledo, ein Spanier, die Statthalterschaft ergriff sank die Kultur Belgiens in den lethargischen Schlaf, den dogmatische Unduld samkeit immer verbreitet. Die beireiten nördlichen Niederlande aber begannen ihre Blüte und haben bis zur Stunde nicht vergessen, wie verwandt sic deutscher Art sind, was sie ihr danken. l)r. ll. 6. Leipzig, 27. Oktober. Liederabexd von Eire« PaNt. Ja jetziger streitbarer Zeit ist das Erscheinen ausländi>ct)er Künstler kaum recht erwünscht, es seien denn solche von sicherer Neutralität ober jene, die rm Rahmen vaterländischer Veranstaltungen auf treten. Tie Sängerin, in deren Adern englisches und griechisches Blut fließt, beanspruchte als SckMlerin Rtaric Hedmvndts immerhin einiges Interesse. Tas sehr schöne Stimmaterial ver langt noch, m.hr an Ausgl ich mg, der Vortrag weit mehr "Innerlichkeit, die Vorcrag.'iv-isc mehr Mitteitungchähigkeit und darstellerischen Stim mungswechsel. In dec Acußerung des Affekts zeigte sich mehrere Male übertreibendes, auch die Jnwnationsceinheit beeinträchtigendes Anfänge c- tum, in der Wiedergabe Schnocrtschcr und Schu- mannscher Gesänge viel fleißig Gelerntes, aber zu wenig Eignes. Recht gut gelangen der bei fällig aufgenvinmenen Kunslnovizin Lieder von Tvvräk und Wolf, deren Gefühlsausdrnck in engerem Nahmen gehalten war. Am Blüthner betätigte sich Herr Paul Aron als musikalisch tüchtiger, uur hier und da einmal im F-orte zu stark auftragender Begleiter. Lu^en kZc-jxrütr. H. Musikalische Unterhaltung im Hause Ttlla Schmidt-Ziegler. Daß es sich noch als nouoendig er weist, den vielen durch Stundenausfall geschädigten Musiklehrern- und -lohrerinnen Leipzigs vermittelst öffentlicher Wohltätigkeit zu Hilfe zu kommen, sollte nun allmählich ein mahnendes Zeichen sein für die Urheber genannter Uebelstände. Ist es nicht be trübend zu sehen, wie plötzlich die besten Fortschritte, ein regelmäßiger Lehrplan, der für die Heranwachsende Jugend voll guter Verheißungen war, jäh unter brochen werden und die geistige Weiterentwicklung, die doch mit den materiellen Siegen draußen Hand tn Hand gehen soll, unterbunden wird und stockt. Ab gesehen von tatsächlichen Hindernissen aber zumeist stockt durch eine erste, panikartige Gedankenlosigkeit der „Drotgeber". Nicht nur Ruhe ist die erste Bürger pflicht, sondern auch ein wohlüberlegtes Einstehen — jeder für seine Person — dafür, daß das gesamte Ge triebe nach allen Kräften aufrechterhalten bleibt und nicht eine urplötzliche künstlerische Baisse ein tritt, die uns Deutschen gar am Ende noch mit einem Schein von Recht zu „Barbaren" stempelt. Selbstlose Künstler taten sich zum guten Zweck zu sammen. Erfreulich war es, unter den Komponisten einem Mann zu begegnen, der auch mit Leipzig als Musikstadt eng verknüpft gewesen. Vierzig Jahre sind es her, daß Herzogenberg als Mitbegründer des Leipziger Bachvereins sich ein Verdienst erwarb, lieber ein Dezennium lang war er der Mittelpunkt des geistigen und geselligen Lebens der Pleistestadt. Aus der Brahmsnachsolge war er einer der besten Jünger des Meisters; Wahlverwandtsck>ast verbindet sie. Feines Stil- und Formgefühl verleiht seiner inusikalischcn Architektur den Reiz, der sich zwar noch vielen verschloßen zeigt. Man sollte bei diesen Ge legenheiten intimster Hausmusik einmal Herzogen bergs Es-Dur-Quintett Op. 43 auffuhren. Seine Legenden gefielen gestern sehr, es war auch ein Ge nuß, dem Zwiegesang von Bratsche und Klavier zu lauschen. Frau Tilla Schmidt-Ziegler und Herr Carl Herrmann wetteiferten an Weick>e des Tons mitein ander. In den folgenden Liedern von Brahms ward die Bratsche mit ihrer schmelzenden Süße zu einer starken Konkurrenz für den Eesangspart der Frau Olga Pannewitz, die sich aber tapfer gegen zwei In strumente hielt. Eine echte kleine Sonntagsgabe wurde zum Schluß gereicht. Die Herren O. Fischer, A. Gleißberg und C. Schaefer bliesen so mit aller Anmut zu Tritt, daß, schloß man die Augen, sich in mitten eines Friihlingreigcns von Pan und dem Nymphlein Syrinx angeführt, wähnen mochte. Das ist aber ein Anachronismus, denn die Melodei erfand Beethoven und nannte sie Trio Op. 81. lv. 8. b Konzert des Leipziger Turngau-Sängcrbrndes. Die Herren Carl Schiebold und Richard Backofen, die sich in die Leitung des zum Besten für die Leipziger Kriegsnotspende abgehaltenen Kon * Aus den Städtischen Theatern. In der heutigen Aufführung „Fidelio" wird Kammersänger Erich Klinghammer zum ersten Male den Pizarro singen. Vom Gewandhaus. Für die Hauptproben der Gewandhauskonzerte bleibt der Beginn nach wie vor auf 10^ llyr angesetzt. * Noch einmal Leoncaoallo. Wie wir jüngst auf Grund eines Schreibens Sonzognos an den Ber liner Verleger Fürstner mitteilten, hat sich Leonca- vallo an dem bekannten italienischen Künstler protest gegen die angebliche Zerstörung des Reim ser Doms nicht beteiligt. Jetzt wird der „V. Z." in der Angelegenheit noch ein Brief zur Verfügung gestellt, den Leoncaoallo an eine Dame der Berliner (Gesellschaft gerichtet hat. Das Schreiben, das für sich selbst spricht, lautet: „Viareggio, Mitte Oktober 1914. Gnädige Frau und liebenswürdige Freundin! Ich erhebe nachdrück lich gegen die Meldungen verschiedener deutscher Kettungen Einspruch, wonach ich mich im römischen Künstlerverein bei einer Verhandlung über die Reimser Kathedrale gehässig und undankbar gegen Deutschland gezeigt haben lall. Tie Tagesordnung des Protestes, der die Empfind lichkeit der Deutschen erregen konnte, wurde in einer Versammlung angenommen, die der römische Künstler verein zur Verhandlung über die Vorgänge in Reims einberufen hatte. Ich habe mich keineswegs an ihr beteiligt, sondern meine Abwesenheit entschuldigen laßen. Es ist mir also gar nicht möglich gewesen, auf die Form der Tagesordnung einzuwirken, und ich zertes teilten, hatten für ein künstlerisch einheitliches Programm Sorge getragen. Und mit besonderer Freude war es zu begrüßen, daß sich auch die gesang lichen Darbietungen Fräulein Röhners und des Soloquartetts „Mendelssohn", die ihre Kräfte tn selbstloser Weise zur Verfügung stellten, in jeder Weise dem Rahmen des Ganzen aufs beste einfügten. All die vorgetragenen Männerchöre, Soloquartetto und Lieder für Sopran standen in Beziehung zu den gegenwärtigen Zeitverhültnissen. Und auch die beide Teile des Konzertes verknüpfende Ansprache des Herrn Seminaroberlehrera Fritz Groh nahm Bezug auf die schwere, doch auch so gewaltige und große Zeit, die wir jetzt durchleben, in der u. a. aus geführt ward, daß die Turner ihre olympischen Spiele nicht erst 1916, sondern bereits dieses Jahr feiern. Redner gedachte mit kraftvoll markigen Worten und Begeisterung der Tugenden, die diese Tage gezeitigt haben, die unser Volk über alles auf der Welt stellen. Die neuerstandene Einheit sei ein Sieg, den wir in diesem Kriege errungen haben, ehe er zu Ende sei. Die mit reichstem Beifall aufgenommene Ansprache ließ der Redner ausklingen mit Jahns trefflichen Worten: „Großes ist geschehen. Größeres wird noch kommen. Der Morgen des neuen deutschens Lebens hat begonnen." Machtvoll durchbrauste hierauf „Deutschland, Deutschland über alles" den bis auf den letzten Platz dichtgcfüllten Saal des Zoologischen Gartens. Der Sängerbund bestand gestern mit allen Ehren. Aufs neue legte die stattliche Schar mit den sechs dargebotenen Chören Zeugnis davon ab, mit welchem Fleiß und welcher Hingabe auch jetzt noch in den Ucbungsabenden gearbeitet wird. An der klangvollen, dem Inhalt der Chöre und ihrer ein zelnen Strophen fein angepassten Vortragsweise, an der guten Beachtung der dynamischen Zeichen mußte man seine Freude haben. Ein gleiches gilt von dem Sologuartett „Mendelssohn", das sich namentlich mit der klanglich wie nach feiten des Ausdrucks wohl ansgearbeiteten Wiedergabe einiger volkstümlicher Gesänge den lebhaftesten Bestall der Zuhörerschaft zu erringen wußte. Taß schließlich auch Frl. Margarete R ö ß n c r. das geschätzte Mit glied unseres Operettentheaters, stürmisch gefeiert wurde, war vorauszusehcn. Auch gestern entzückte die Künstlerin mit ihrer klangschönen, leicht an sprechenden Sopranstimmc wie mit dem schlicht na türlichen. aber gerade daher höchst wirkungsvollen Vortrag die Herzen aller. In Frl. E. Philipp stand ihr eine feinsinnige Begleiterin zur seste. Mit dem allgemeinen Gesang „Deutsche Hiebe", Text von Schiebold. von dem zuvor ei» Jvsanteristenlied erst malig gesungen ward und niel Anklang fand, wurde das in jeder Hinsicht erfolgreich verlaufene Konzert beschlossen. kann keine Verantwortung dafür übernehmen. Eben sowenig konnte icb, da ich der Versammlung fern geblieben, meine eigene Meinung über die au gewor fene Frage kund tun. Ich wehre mich somit gegen die Unterschiebung einer feind lichen Gesinnung, wovon die Zeitungen gesprochen haben —, ein Vorgehen, da, mich aufs hoch ste eroittert hat. Ich hoffe, daß diese aufrichtige und ehrliche Darlegung j« d e s M : ß o e rst ci n d n is ze r st r e n e n wird. In voll ster Ehrerbietung bitte ich Sie, dies öffentlich bekannt iigebru und sende Ihnen die besten Grüße. Ihr er gebensier gez. Leoncaoallo." * Das Museum des Kgl. Sachs. Altertums-Vereins in Dresden, das im Palast des Großen Garten» uutergebracht ist, hat in den letzten Jahren unter Direktor Prof. Berling eine ganze Reihe wert voller, bis dahin unbekannter Erwerbungen gemacht. Aus alten sächsischen Kirchen find ein spätgotischer Altar (um 1'eIO), ein Totenscyild in Barockarbeit, aus der Kirche zu Colmuitz Uebcrreste vou Wand Malereien übernommen worden, die von Cora Gur- IM iu die Zeit um 1400 gestellt worden und ob ihrer frühen Entstehungszeir und der guten künstlerischen Ausführung wertvolle Altertumsschätze darstellen. Vom alten ausgelassene» Annenfriedhos in Dresden sind mehrere interessante Grabdenkmäler ins Museum gekommen. Am bedeutendsten ist aber wohl ein 19 Bilder zählender Schatz aus dem ehemals zu Sachsen gehörigen Schlosse Pretzsch, der von der preu ßischen Militärbehörde als Geschenk dem Verein über lassen wurde. Sechs dieser überlebensgroßen Bild nisse sind in Tempera gemalt und werden der Mitte des IG Jahrhunderts und Künstlern aus der Werk statt Lukas Cranachs zugeschrieben. Sie stellen den Kaiser Maximilian ll., Moritz v. Sachsen, Ludwig bei Rhein, Friedrich v. Brandenburg, Wilhelm von Jülich, Cleve und Berg und Heinrich Julius z» Braunschweig dar. Landschaftsmaler G. A. Rasmussen f. Am Freitag ist der bekannte norwegische Landschafts maler G. A. Nasinnsse n inBcrli n einem Herz, schlag erlegen. Rasmussen ist einer der ältesten jener Gruppe, die ihrer Kunst nach ebensowohl Norweger als Deutsckze sind. Als Zwanzigjähriger kam er nach Düsseldorf und war dort in den Jahren 63 bis 63 Akademieschiiler namentlich unter Gude. Wenn es Gude nie so recht gelingen wollte, über die ältere, ein wenig kleinliche Düsseldorfer Art hinauszu kommen, so vermochten seine norwegischen Schüler ihre Heimat schon wesentlich stolzer und monumcn- taler zu empfinden. Rasmussen war der erste, der die große Einheitlichkeit einer Fjordlandschaft empfand und der namentlich in die Schilderung der Berge eine Wucht hineinbrachte, wie sie die norwegischen Maler bis dahin kaum kannten. Erst in späten Jahren ver ließ er Düsseldorf, um sich dauernd in Berlin anzu- siedeln. Aeußerliche Gründe mögen bei diesem Ent schluß mitgespielt haben. * Kundgebung Münchner Professoren. Zahlreicl)e bekannte Professoren der Atünchner Hochschulen und mit ihnen eine Reihe anderer Münchner Persönlich keiten haben eine eindrückliche Kundgebung in vielen Hunderten Exemplaren nach allen Teilen Italiens verbreitet. Die Darlegungen wollen das italienische Volk über die Haltung Deutschlands und des Auslandes aufklären. Hochschulnachrichten. Da eine große Anzahl Greifswalder Professoren im Felde steht, sind mehrere Vertretungen erforderlich geworden. In der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät hat die nationalökonomischeu Vorlesungen an Stelle der Pro fessoren Kähler und Gebauer der frühere Syndikus der Handelskammer zn Halberstadt Dr. Otto von Boenigl übernommen. In der philosophischen Fakultät ist für dieses Semester Professor Dr. phil. et jur. C. F. Lehmann-Haupt mit der Ver tretung des Faches der alten Geschichte betraut wor den. — Wie ans Breslau gemeldet wird, ist der Privatdozent an der Universität Dr. Alfons Hilka mit der Verwaltung des Ordinariats der romanischen Philologie an der Universität Bonn beauftragt worden. — Der bekannte Internist, Wirklicher Ge heimer Rat Exzellenz Professor Dr. med. Wilhelm Erb in Heidelberg begeht ani 27. Oktober das 5>l> iährige Doktorjubiläum. ver Kuf aes Lebens. tj Roman von Karl Rosner. Als er aufwachte, stand die Baronin vor ihm und lachte in ihrer lieben und diskreten Weise. Sie machte ein so amüsiertes Gesicht, daß er selbst mitlachen mußte und mit komischem Schrecken nach der Uhr sah. Es war elf Uhr vorbei — er hatte also doch, und zwar ganz tüchtig geschlafen! Tie Baronin fetzte sich zu ihm und nahm eine Stickerei aus ihrem Täschchen. Sie wäre, sagte sie, im Garten ein wenig spazieren ge gangen, um sich die Anlagen ein bißchen anzu sehen und dabei wäre sie auch bis da herauf gekommen und hätte ihn entdeckt; als sie eben wieder hätte gehen wollen, wäre er erwacht. „Und Fräulein Elwert?" „Fräulein Elwert ist noch im .Hause. Sie hat noch einiges zu ordnen und wollte nach kommen — hoffentlich findet sie mich hier oben." So kamen sie ins Plaudern. Gr machte sie aus den Ausblick aufmerksam, zeigte ihr den Lauf der Traun und wies ihr die kahlen Mauer kronen des Loser, die Trisselwand, den Koppen und die mächtigen Linien des Dachsteines, die sich klar aus der weiten Ferne hoben. Tann sprach sic. Der Garten uns das ganze Haus hatten den besten Eindruck auf sie gemacht, und sie wollte sich mindestens ein paar Wochen hier häuslich niederlassen. Sie wäre, wie sie ihm erzählte, „eigentlich nach Wien zuständig", aber sie triebe sich mit ihrer Gesellschaftern!, dem Fräulein Eliuert, nun schon seit einem hal ben Jahre in der Welt umher. Erst wären sie in Paris gewesen, dann in der Schweiz, und jetzt wollten sie „zur Nachkur" noch eine Weile iu Aussee bleiben. Im Herbst sollte es nach Wien zurückgeheu — wo es ja doch am schönsten sei! rann lenkte sie das Gespräch wieder auf den Toktor Cornelius hinüber. Sie sand, daß er ihrem Sohne ein wenig ähnlich sehe — das wäre ihr gleich ausgefallen. Namentlich, wenn er lachte, dann hätte er manchmal einen Zug um die Augen, den auch ihr armer Sohn gehabt. „Gehabt — Frau Baronin?" Sie nickte still. „Cr ist tot — schon seit ein paar Jahren. Cr wird in Ihrem Alter gewesen sein, als er starb." Der Doktor wiegte bedauernd den Kopf. „Darf ich fragen, was ihm gefehlt hat, Frau Baronin?" „Cr war nicht krank — das war ja das Schrecklichste. Cr war ein lebcnsfrischcr, leb hafter Mensch — vielleicht ein wenig zu leb haft. — Cr war Offizier —" Sic sprach nicht weiter hierüber, und doch lag in den wenigen Sätzen und iu dem Tone, in dem sie gesprochen wurden, die ganze Lei densgeschichte einer Mutter, der vom Tod plötz lich und hart all das entrissen worden war, wo für sic gelebt und gehofft hatte. Durch sein Mitgefühl an ihrem Schmerze stand sie dem Doktor Cornelius nun gleich so nahe, als ob er sie seit langer Zeit gekannt hätte. Cs war ihm, als müßte es ihr eine Linderung sein, wenn sie fühlte, daß auch er nicht allzu glücklich durch das Leben ginge, und als sie ihn dann fragte, was denn ihn nach Aussec geführt hätte, da erzählte cr ihr auch so manrbes aus feinem Leben und seinen Leiden. Cr sprach ihr von der kleinen archäologischen Expedition, von seiner ersten Erkrankung, und erzählte, wie es dann weiter gekommen war. Er wunderte sich selber darüber, wie leicht cr sich das alles von der Seele sprach, während er ihr so gegenüber saß und während seine Hände mit den Seiden strähnen spielten, die vor ihm ans dem Tische lagen. Er mar sonst keine sehr mitteilsame Natur — aber hier tat es ihm wohl, sich einmal aus sprechen zu können, sich manches aus dem In nern loszulöseu, dafür er bisher kaum jemals Worte gesunden hatte. Die Baronin stickte — manchmal seufzte sie. Sie hörte diese seltsam ruhige Summe neben sich, und eine leise Traurigkeit kam über sie. Mitten in diesen Erzählungen kam Fräu lein Elwert. Sie grüßte höflich und ernst, setzte sich mit an den Tisch und begann gleich der Baronin zu arbeiten. Und da wurde cs auf einmal still, cs war, als ob keinem mehr etwas einsiele; die Damen stickten, und Doktor Cor nelius spielte mit den Seiden strähnen und den überhängenden Blättern des wilden Weines, der die Laube umrankte. Durch die immer noch tau frische Luft drangen vou dem Markte die Hellen Schläge der Kirchenglocken in gleichmäßigem Takte herauf. Tann schwiegen die Glocken, aber wie ein leises Zittern stand der Nachhall ihrer Schläge noch in der Luft, und es war, als ob die drei Menschen da oben nun schwiegen, weil sic fürchteten, die feierliche, andächtige Ruhe der mittägigen Natur zu stören. — Eine Biene summte vorbei — knapp an des Doktor Cor nelius' Ohr summte sie hin — immer weiter — immer leiser — und dann glaubte er sie nur noch zn hören. Tic Mrronin ließ die Hände mit der Arbeit in den Schoß sinken und atmete tief: „Schön ist das doch alles!" Der Doktor nickte, dann lächelte er ein wenig und nahm den Faden des Gespräches dort wieder auf, lvo er früher gerissen war: „Ja — schön ist es — cs ist die Stimmung, die unsereincu vielleicht sentimental machen könnte, — — wenn wir nicht doch darüber hinaus wären." Das Fräulein sah fragend zu ihm ans, und die Baronin, der cs war, als läge doch ein Unterton vou Wehmut in seiner Stimme, wehrte ab: „Herr Doktor — Sic sollen das Scbönc ohne Bitterkeit genießen — —" Er aber inüittelle iiaclidcnlsam den Kops. „Bitterkeit? Das ist es wirllich nicht Fm übrigen — das Leben Hal mich bisher nicht be sonders verwöhnt — diese kleinen Versuchungen nehme ich als Annelnnlichke.ten, als ein kleines Luxusmittel, das mir „mäßig genossen" nicht schadet — nicht als mehr." „Sic drücken die Augen zu und lächeln ironisch, wenn die Schönten tomml Sic wollen eS nicht hören, wenn das Leben ruft," sagte die Baronin. „Wozu soll ich mir selbst den Abschied schwer machen? Sv wie ich jetzt bin, gehe ich leicht — es wäre das größte Unglück für einen Menschen in meiner Lage, wenn er das Leben noch lieben lernte. — Ist es nicht so, Frau Baronin?" Tie Baronin antwortete nicht, aber Fräu. lein Elwert fragte: „So fürchten Sie sich vor dem Glück, Herr Toktor?" Ihre Augen waren mit einer fragenden Spannung auf ihn ge richtet. Er vermied es, sie auzuseken. Ein dünnes Lächeln trat um seinen Akund. „Fürchten — ich kenne es nicht - ich lvciß, daß es mich — so paradox das klingt — nur unglücklich machen könnte — wo ich jetzt doch in meiner Ruhe so leidlich zufrieden bin; fürchten —? — ich möchte es nicht mehr lernen — es hätte früher kommen müssen." Er fühlte, wie unter dem klar auf ihm ruhenden Blick des Mädchens eine nervöse Un ruhe über ihn kam. Es war ihm nun plötzlich unsicher und unbehaglich zu Mute, und sein Rücken suchte wieder nach einer Lehne. Nach einer Weile aber sagte cr kurz und hastig: „Nein, Fräulein, -- ich bin wirklich fertig mit dem Leben - ich lfabe keine sogenannte Sehnsucht mehr, gewiß nicht — anch keine unterdrückte Sehnsucht mehr" Wieder ruhte ihr Blick aus ihm, und er fühlte, daß er ein wenig rot wurde Er ärgerte sich darüber, und konnte cS doch nicht hindern. Es tvar ihm nun auf einmal, als ob cr sich selbst auf einer Lüge ertappt hätte, ohne daß er sich aber sogleich Rechenschaft über den Grund seines Empfindens hätte geben können. Und dann hatte er das (Gefühl, sich zu weit eingelassen zu haben. Das verstimmte ihn. So saßen sie noch eine Weile sttlt borsammen. Dann griff er eine Tose aus seiner Tasche. „Darf ich rauchen?" „Geiviß, Herr Doktor — aber ist Ihnen denn das nicht schädlich?" (Fortsetzung in der Abendausgabe.)
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