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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141027017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914102701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914102701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-27
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Dienstag. 27. Oktavec 1Sl4. und bringt alle frindlichen Schiffe zum Cink'n, brennt alles »rinder, zerstört alle, die ihm seine Seeherrschast streitig machen wollen. Er rühmt sich, dass ein Sklave frei wird, sobald dieser britischen Boden be tritt; und er verkauft die Kinder seiner Armen mit sechs Jahren an die Fabriken, wo sie täglich sechzehn Stunden zur Arbeit angepeitscht werden. Er selbst erregt Revolutionen und erklärt dann den Krieg im Namen von lsicsetz und Ordnung. Ein Engländer tut alles, das Beste wie das Schlechteste, aber er tut nie unrecht. Er tut alles aus Grundsatz. Er führt Krieg aus patriotischen Grundsätzen, macht Völker zu Sklaven aus reichspolitischcn Grundsätzen, hält zu seinem Könige aus loyalen und schlägt ihm den Kopf ab aus republikanischen Grundsätzen. Sein Losungs wort ist immer die Pflicht, und er vergisst niemals, daß die Nation, die ihre Pflicht mit ihrem Interesse in Widerspruch kommen läßt, verloren ist." — „Die Engländer neigen immer so lange auf die Seite der Tugend, als es sie kein Geld oder Nach denken kostet." — „Der Engländer ist der erfolgreichste Mensch der Welt, einfach, weil er den Erfolg in Form von Geld und sozialer Vorherrschaft höher schätzt als alles sonst, besonders höher als die Kunst, zu der er sich, abge sehen von seiner Kulturafsektation, mit einer halb misstrauischen, halb verachtungsvollen Neugier ver hält. und höher natürlich auch als einen offenen Kopf, geistige Vertiefung, Wahrheit, Gerechtigkeit und so weiter." — „Selbst wenn Homerule so unzuträglich wäre, wie eines Engländers Essen, so unmässig wie sein Trin ken, so schmutzig wie sein Rauchen, so liederlich wie seine Häuslichkeit, so käuflich wie seine Wahlen, so mörderisch gierig wie sein Handel, so grausam wie seine Gefängnisse und so erbarmungslos wie seine Wege — selbst dann wäre Irlands Anspruch auf Selvstverwaltung noch immer so berechtigt, wie der Englands." — „Der englische Imperialist, der die Besiegung Englands durch eine fremde Macht als das furcht barste politische Unglück ansieht, glaubt, dass die Be siegung einer fremden Macht durch England eine Wohltat für die Besiegten sein würde." — „Engländer glauben an nichts, als an den Sol daten, der eine positive Landplage ist. an den Gentleman, der eine Landplage im Komparativ, und an die Dame, die eine Landplage im Superlativ ist Und so, denke ich, wird die Welt endlich doch der Dummheit des Engländers müde werden und ihn in seine Hütte zurückschicken, gleich dem Fischer in dem schönen Märchen, der der Herr von Sonne und Mond zu sein begehrte, weil seins geringen Tugenden durch ein oder zwei Erfolge belohnt worden waren." — Bernard Shaw ist Irländer: wir müssen also etwas von dem vernichtenden Urteil abziehen, das er über den Charakter des heutigen Engländers fällt, über seine Gewissenlosigkeit und seine raffinierte Schlauheit, überall andere Völker aufeinander zuhetzen, den Konflikt kräftig zu schüren und sich dann selbst mit einem Minimum von Opfern den grössten Gewinn zu holen. Aber auch wenn wir die Charakteristik mildern, bleiben doch noch so viel Symptome oün innerer und äusserer Unzulänglich leit, dass wir keinen Anlass haben. Englands Ehr geiz, die Welt allein zu beherrschen, noch heutzutage als berechtigt und begründet anzuerkennen. die Gesinnung -er Schweizer un- poincare. Wir hatten dieser Tage mitgeteilt, dass deutsche Witzblätter in der Schweiz verboten wurden. Wie wir der Zuschrift eines Deutschschweizers entnehmen, soll es sich nicht um eine einseitige Massregel handeln: vor einiger Zeit sei auch ein französisches illustriertes Blatt verboten worden. Im weiteren wird in der Zuschrift auseinandergesetzt, dass immer wieder auf den Unterschied zwischen dem Verhalten der Deutsch schweizer und ihrer Presse und dem der französischen Schweizer verwiesen werden müsse. Namentlich siehe Gens ganz unter französischem Einfluss. Die schwei zerische Regierung verdiene keinen Vorwurf, da sie die Neutralität auch bei der Behandlung der Press: peinlich wahre. Diese Tatsache ist auch von uns wiederholt an erkannt worden. Gleichwohl ist nicht zu übersehen, dass das Treiben der Franzosenfreundc in ..-in Stein vom Herzen, als endlich all die vielen italienischen Arbeitslosen, die auf Kosten der ita- lienischen Regierung in die Heimat zurückbefördert wurden, glücklich an Bord warm und unser Schiff nach etwa zwölfstündigrm Aufenthalt die für uns feindliche Küste Afrikas verliess, ohne dass es zu der befürchteten Festnahme gekommen war. Ursprünglich hatten wir die Absicht, in Tunis den Dampfer zu wechseln, um ein Schiff zu besteigen, das uns nach Palermo bringen sollte. Wir taten es aber nur aus dem Grunde nicht, weil wir nicht mehr feindliches Land betteten wollten. Hierdurch sind wir einer grossen Gefahr entronnen, denn, wie wir fpäter aus italienischen Zeitungen erfuhren, ist gerade dieser Dampfer auf der Fahrt von Tunis nach Palermo in der Näh: der Insel Pantrlleria von einem englischen Kriegsschiff angehalten und auf die Anwesenheit deutscher und österreichischer Mili tärpflichtiger hin untersucht worden. Am nächsten Tage erreichte die „Etruria" mit dem Hafen Cagliari in Sardinien auch das neutrale Italien, von dem aus wir ungehindert die Heimreis: nach Deutschland antreten konnten. In Sassari, das auch auf Sardinien liegt, und wo wir uns noch einige Tag: aufhielten, mussten wir zwar noch ein mal die Verfolgungen eines Geheimpolizisten er tragen, doch war dies mehr amüsant als gefährlich. Svät:r erfuhren wir, dass jetzt zur Kri:gszeit in Italien alle Ausländer polizeilich beobachtet werden, und das geschah in der Tat selbst mit hohen Herr- schäften in Rom. Der Konsul in Sassari, Marchrse Niccolo di Suni della Plaaargia, empfahl uns dring.'nd, uns so bald wie möglich nach Nom zu begeben und dort auf dem deutschen Generalkonsulat vorzustellen. Als wir in Rom ankamen, war gerade Papst Pius X. gestorb:n. Wir hätten g:rn der seltenen Feier einer Papstwahl beigewohnt, doch wurden wir durch unser militärisches Verhältnis gezwungen, nach kurzer Vorstellung auf dem deutsch:« G«n:ralkonsulat die Weiterreise in die Heimat sofort anzutreten. Die Fahrt von Rom nach Zürich nahm mehr als vierund- zwanzig Stunden in Anspruch, da das italienisch« Eis:nbahnministerium wegen der Mobilisation einer seits und des auffallend geringen Personenverkehrs anderseits die meisten Züge nach dem Norden ein- gezog:n hatte. In wundervoller Fahrt.durchquerten wir dir herrliche Schweiz, die diesmal jedoch einen eigen tümlichen Eindruck auf uns machte, da — wie in D:utschland — alle Bahnhöfe, Tunnel und Eisen bahnbrücken militärisch bewacht warm. Aufenthalt konnten wir hier leider nicht nehmen, beim es zog un» nach der Heimat, um endlich^ unsere Pflichten gegrn da» Vaterland rrfülle« P» »nnea. 8 Leipziger Tageblatt. Nr. S47. Morgrn-Aosgadr. Seltt 3 Genf und anderen Städten herausfordernd genug ist. Wenn die deutsche Kolonie beschuldigt wird, ihrer seits durch die Herausgabe eines Blattes, das zunächst unter dem Namen „Drpkche Suiss:" erschien, den Kampf verschärft zu haben, so steht die Berechtigung dieses Vorwurfs dahin Jedenfalls wurde der Heraus geber veranlasst, den Namen umzuändern. Das Blatt nannte sich nun „Le Nouvellist«", was die Franzosen freunde nicht hinderte, in der gröbsten Weise gegen die Verkäufer vorzugeyen. Und nun ist gar, wie wir der „Baseler Nat.-Ztg." entnehmen, P r ä s i d e n t P o i n c a rin den Genfer Kleinkrieg verwickelt worden: aber, wie wir gleich hinzufügen wollen, hat er es verstanden, sich auf gute Weise abzufinden. Das ging so zu: Der Heraus geber des Blattes „La guerre mondiale", ein Mon sieur Debrit, halte dem Präsidenten einen offenen Brief eines Herrn Montchal zur Begutachtung übersandt. Dieser Brief war an den Vorsteher des Justiz und Poli.zeidepartements des Kantons (Kens gerichtet und enthielt den Vorwurf, dass vor einigen Jahren dem Genfer Bürger Bertoni (bekannter Anarchist) das Betreten des Genfer Bodens unter sagt worden sei, wogegen man jetzt die ausländischen Herausgeber und Mitarbeiter des „Nouoelliste", die sich doch wie „Agents prooocateurs" (!) aufjpielteu, schalten und walten lasse. Und was schrieb nun Poincare? Er ist gerührt von der franzosensreund lichen Gesinnung des Briefschreibers, allein den Brief selbst findet er, „nach einfachem gesunden Menschen verstände beurteilt, unzutreffend und nicht opportun". Er fährt fort: „Es scheint mir, er (der Brief) spreche den edelsten Traditionen hohn, durch di« Ihr schönes Land sich ehrt: der weitherzigen Gastfreundschaft und der Ach tung der Ueberzeugungen anderer. Er beleidigt Ihr Volk ebenso wie das meinige, indem er sie für un fähig erachtet, das Lesen einer Meinungsäusserung zu ertragen, welche mit ihrer Ansicht nicht übcreinstimmt, unfähig auch, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Irrtum zu treffen. Wäre das Blatt, das Sie erwähnen, mit jener hinterlistigen Geschicklichkeit redigiert, welche die Ur teilsfähigkeit durch Ueberraschungen lähmt, so würde ich begreifen, dass man sich dagegen verteidigte. Aber nach den Nummern, die Sie beilegen, zu schliessen, scheint die Zeitung von einer abgeschmackten Un geschicklichkeit zu sein. Sie nützt sogar, indem sie direkt das Gegenteil von dem bewirkt, was sie bezweckt. Ich füge noch bei, dass man Leute mit Unrecht als „ekelhaft" bezeichnet, die, weil sie erachten, ihr« Hei mat werde dort, wo sie leben, verleumdet. Opfer bringen, um das zu verbreiten, was nach ihrer Anficht die Wahrheit ist. Und wenn sie sich auch irren, so verdient immerhin ihre Ueberzeugungs- treue Achtung." Im weiteren wendet sich Poincar« gegen den blin den Rassenhass, den die Presse predige: er missbilligt di« Angriffe der französischen Presse auf die ger manische Rasfe: „Wir kämpfen für das Recht gegen eine feudale Tyrannei, die für Europa un erträglich ist. Aber als echten Söhnen der Revolution liegt es uns ferne, di« Vernichtung eines Volkes zu wollen." Wie man sieht, ist diese ideal gehaltene Antwort sehr klug auf die Stimmung der Gesamtschwett be rechnet. Poincar,'- tadelt den Uebcreifer eines schwei zerischen Frawzosenfreundes, um desto sicherer die Ge sinnung der Deutschschweizer einzunchmcn. Freilich: jein« Begründung, Frankreich kämpfe gegen dro feudale Tyrannei Deutschlands, wird allen denkenden Schweizern unangenehm auffallen. Denn — der Verbündete Frankreichs heisst Russ land! Letzte Depeschen und Ferrrfprechmeldrmgen. kein Unfall -es dres-ner Lazarettzuges. Dresden, 26. Oktober. (Eigener Draht bericht.) Alle in Betracht kommenden amtlichen Stellen erklären von einem Unfall des Dresd ner Lazarettzuges keinerlei Nachrichten zu haben. Es handle sich um leere Gerücht«, (die auch in Leipzig verbreitet waren. Die Red.), Vie Chemnitzer Infanteriebriga-e bei -er Erstürmung Lilles. Chemnitz, 26. Oktober. (E i g. Drahtber.) Hier lief folgendes Schreiben ein: „Unserer lieben Garnison teil« ich in dank barstem Empfinden zu unserem Herrgott mit, dass die verstärkte Chemnitzer Infanterie brigad« das Soldatenglück gehabt hat, durch Erstürmung der Südosttore der befestigt.'n Stadt Lille di« Uebergabe auf Gnade und Ungnade zu erwirk««. Die Verluste sind zwar schmerzlich, aber des hohen Preises wert. Allen Chemnitzern herzliche Grüsse. Generalmajor Värensprun g." Aum Sesuch -es Erzherzog-Thronfolgers in Polo. Wien, 26. Oktober. Das „Neue Wiener Tageblatt" schreibt: Dem Besuch des Thron folgers in Pola kommt eine besondere Be deutung zu. Als Erbe seines Oheims zeigt der Thronfolger die Absicht, die treue Fürsorge fort zusetzen, die Erzherzog Franz Ferdinand unserer Kriegsmarine stets bewiesen hat. Er brachte da bei die Grüsse des Kaisers für die Nach folger der Helldcn von Lissa, die auch ohne grosse Unternehmungen zur See bewiesen, daß sie alte Ueberlieferung lebendig und treu bewahren. Der Untergang der „Zenta" im Kampfe gegen die ganze französische Flotte, die kühne Fahrt des „Ulan", die tapferen Raids der Torpedoboote, die Be schießung Antivaris und die Gefechte mit dem grössten französischen Kreuzer „Waldeck- Rousseau" und der Widerstand der Küstcnsorts gegen ohnmächtig gewordene Angriffe sind slam m ende Z je j ch c n der ;, uk n n ft." Vie Herr poincarj Konsul von Frankreich rver-en wollte. R»s«ndaal, 28. Oktober. (Eigener Draht bericht.) Ans Bordeaux wird gemeldet: Royalistische Blätter, an denen jetzt kein Mangel herrscht, befürworten di« Ernennung Poin- carös zum Konsul, damit allen inneren Hän deln und Streitigkeiten bi» auf weiteres ein Riegel vorgeschoben sei. Eines dieser Blätter schreibt logar, es hätte zwischen dem leider dahingegangcnen Grafen Mun und Poincare ein stillschweigendes Einver ständnis bestanden, wonach die verfassungsmässigen Schranken der Präsidentschaft aufgehoben und Poin- car6 zum Konsul von Frankreich ernannt werden sollte. Die Austreibung der deutschen Streitkräfte wäre zum Anlass einer feierlichen Sitzung der Na tionalversammlung in Versailles und zur Abstimmung über den Regierungsantrag gewählt worden. Alle diese Gerüchte sind inzwischen dementiert worden. Einig« Volksvertreter sind aber trotzdem entschlossen, die Regierung im November zu interpellieren. Vie zwei , Hauptaktionen Mailand, 26. Oktober. (Eig. Drahtber.) Der Pariser Korrespondent des „Corriere della Sera" melden unter dem 2.">. Oktober nachts: Auf besonderen Wunsch des Königs Albert hi«lt der sozialistische Minister Dan derselbe eine feurige Ansprache unter dem Donner der Kanonen an die kämpfend.» belgischen Soldaten. Eine andere Hauptaktion scheint sich in den nördlichen Argonncn und um Verdun zu entwickeln Verschärfung -er rustisch-perstschen Spannung. Konstantinopel, 28. Oktober Wie ein hie siges Blatt Teheraner Zeitungen entnimmt, herrscht in der ganzen Provinz Chorassan infolge der Grausamkeiten, die von russischen Ko saken in verschiedenen Ortschaften und namentlich im Gebiete der Stadt Mesched begangen worden sind, große Aufregung. Eine große Anzahl von Einwohnern in der Umgebung der Stadt wurden in Furcht und Schrecken versetzt. Die Bevölkerung flüchtete nach Mesched. Die Kosaken wei gerten sich sogar, den Ratschlägen des russische» Kon suls zu entsprechen. Ein i» Teheran abgehaltener außerordentlicher Ministerrat beschloß, in Petersburg Vorstellungen zu erheben und in Mesched eine Kommission einzusetzen, zu der der russische Konsul beigezogen werden soll. Da Mesched «ine heilige Stadt der Perser ist, werden die russischen Grausamkeiten in ganz Persien eine Er regung zur Folge haben, und es wird hierdurch neben der Frage von Aserbeidschan als neue bedeutsame Frage die Chorassansrage aufgerollt werden. Rntl-eutsche Liga in Listabon. Paris, 2V. Oktober. Dem „Temps" zufolge hat sich in Lissabon eine antideutsche Liga ge bildet. Ihr Gründer ist das Mitglied der Akademie der Wissenschaften Cabretra. Vorsitzender ist General Monteiro, Delegierter in Frankreich Tavier de Carvaphe. Vie neuen Nöte in Albanien. Athen, 26. Oktober. (Meldung der Agence d'Ath^-- nes.) Die Albanesen griffen das epirotisch« Korps von Moschopolis an. Es gelang den Epiroten, die Angreifer zurückzuschlagen. Der Füh rer des Korps, T r i p o l i t a t i s, f i e l im Kampfe. Wien, 26. Oktober. Die „Neue Freie Presse" er hält Mitteilungen über die Verhältnisse in Südalbanien, in denen die Frage nahegelegt wird, in welcher Weise trotz des Umstandes, dass f a st alle Unterzeichner der Londoner Be schlüsse sich im Kriege befinden, die Beschlüsse der Mächte hinsichtlich dieses Landes gesichert werden könnten. Es liege nahe, dass als einzige neu trale Macht unter den Teilnehmern der Londoner Botschasterkonferenz Italien hierzu berufen sein könnte. Es sei anzunehmen, dass Italien sich dieser Aufgabe im Einvernehmen mit den übrigen Mächten, besonders mit Oesterreich-Ungarn, auch unterziehen werde. Es würde sich dabei in der Praxis um Massregeln für humanitäre und polizei liche Zwecke in der Gegend von Valona handeln, die überdies den Wert hätten, keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, dass die zwischen den Mächten hinsichtlich Albaniens getroffenen Abmachungen trotz des Weltkrieges aufrechterhalten bleiben. Konstantinopel, 26. Oktober. Bei der Besprechung der Nachrichten aus Albanien gibt die türkische Presse der Ueberzeugnng Ausdruck, dass Italien jeden Anlass zu einer Meinungsverschieden heit mit Oesterreich-Ungarn vermeiden werde. Wenn es zu einer Intervention gezwungen werde, würde es sich auf Südalbanien beschränken, um den griechisch-albanis h-n Konflikten ein Ende zu bereiten. Italien entsen-et Kriegsschiffe nach valona. Rom, 26. Oktober. Die „Agen.zia Stefan!" er fährt: Kestern ist das Kriegsschiff „Dandolo" in Begleitung des Hochseetorpedobootes „Llimene" in Valona eingetroffen, wo sich bereits die Schiffe „Aqordat" und „Quarto" befanden. „Dandolo" hatte Sanitätspersonal an Bord, um in Valona gemeinsam mit den Ortsbehörden eine Sanitätsstation zu errichten und die elenden Verhältnisse der geflüchteten Epiroten zu bessern. Italien hat schon früher inSkutari undDurazzo solche Sanitätsstationen errichtet. Das Kriegsschiff „L a , l a b r i a", dem sich bald di« „Aetna" zugesellen wird, beginnt bereits Kreuzfahrten an der Küste von Mittelalbanien, um Einschmuggeln von Waffen und Munition und die Lan dung von Bewaffneten zu verhindern. Es hat sich- in der Tat herausgeftellt, daß beabsichtigt war, Bewegungen hervorzurufen, durch die die Be schlüsse der Londoner Konferenz über Neualbanien verletzt morden wären. Afghanistan, -ie Pforte un- persten. Frankfurt o. M., 26. Oktober. Die „Franks. Ztg." meldet aus Konstantinopel: Ein einflugreuyes Mitglied des jungtürtischcn Komitees für Einigkeit und Fortschritt, das zu Beginn des Ausbruches des europäischen Krieges mit besonderem Auftrag nach Afghanistan entsandt wurde, ist dort glücklich angelangt. Es wurde von dem Emir empfangen, der wiederum einen seiner treuesten Räte, den Emir Ali Afghan hierherschickte, vor aussichtlich zu dem Zweck«, sich über bi« Vorschläge des türkischen Vertrauensmanns an Ort und Stelle zu vergewissern, dann auch, uni sich über die allge meine Lage im Kizalifatssitz zu unterrichten. Der Emir Eli Afghan musste, als Diener nner hoh>en persischen Persönlichkeit verkleidet, die be schwerliche und gefahrvolle Reis« nach Konstanti nopel zurücklegen. Er hatte in der kurzen Zeit seines Hierseins mehrfach wichtige Besprechungen mit den leitenden türkischen Männern. Vorgestern wurde er nach der Feier des Semalik dem Sultan vor gestellt. Ein: Sonderkommission mit einem eigenhändigen Schreiben des Sultan-Khalifen an den Emir ist unterwegs Der Abschluss eines Der träges zwisch-rn Afghanistan und der Türkei wird als vollzogen angenom men. Der Schah von Persien hatte durch Vermitt lung des seit voriger Woche hier weilenden Prinzen MirzaRiza Khan, der früher den Posten eines persischen Botschafters in Stambul bekleidete, um die Entsendung türkischer Jnstruktionsoffi- ziere gebeten. Dem Wunsche wurde von der Pforte durch vorläufige Enlsenduna von sieben Offizieren nach Teheran willfahrt. In gut unter richteten Kreisen wird versichert, dass zwischen der Türkei und Persien ein Biindnisver, trag abgeschlossen worden sei. versuche einer Erweiterung -er Schiffahrt nach Archangelsk. Christiania, 26. Oktober. Amtlich wird gemeldet, dass, wi: früher schon mitgeteilt worden ist, ver sucht werden soll, die Schiffahrt nach Archangelsk länger als gewöhnlich offen zu halten. Der Minister des Aeussern hat von d«r Gesandtschaft in Petersburg :ine Mitteilung er halten, wonach Russland einen Eisbrecher von 6006 Pserdekräften in Kanada angekauft und in Archangelsk bereits in Dienst gestellt habe. Zwei andere Eisbrecher seien schon von früher vorhanden, ein von privater Seit: gekaufter Eis brecher mit 1600 Pserdekräften sei von Kanada unterwegs. Zur Einführung -es neuen Fürstbischofs von Sreslau. ivtb. Berlin, 26. Oktober. Der „Reichs- und Staatsanzeiger" meldet: Nachdem durch den am 4. März 1914 erfolgten Tod des Kardinal-Fürst bischofs Dr. von Kopp der bischöflich: Stuhl von Breslau zur Erledigung gekommen war, hat nach Massgabe der bestehenden Vorschriften am 27. Mai durch das Domkapitel zu Breslau die Wahl eines neuen Fürstbischofs stattgefunden, die auf den bis herigen Bischof von Hildesheim, Dr. Adolf Bertram, gefallen ist. Dieser hat durch päpst liches Breve vom 8. September die Bestätigung zur Ausübung seines bischöflichen Amtes erhalten. 5. M. der Kaiser und König hat mittelst Allerhöchster Urkunde vom 10. Oktober dem Bischof Dr. Bertram di« nachgesuchte landesherrliche Aner kennung als Fürstbischof von Breslau zu erteilen geruht. Die Urkunde ist dem Fürstbischof am 26. Oktober durch den Minister der geistlichen pp. An gelegenheiten ausgehändigt worden, nachdem der Bischof den durch Verordnung vom 13. Februar 1887 vorgeschriebenen Eid geleistet hat. Eröffnung -er Universität Zrankfurt a. M. Frankfurt a. M., 26. Oktober. In der Aula der neu:n Universität fand mittags zur Eröff nung eine kleine Feier statt, bei der der Rektor Prof. Dr. Wachsmuth betonte, dass unter den gegenwärtig.'« Berhältnissen von einer feierlichen Eröffnung Abstand genommen werden müsse. In grossen Zügen schilderte der Rektor die Vorgänge, die zur Gründung der Universität führten Mit Ver lesung der eingegangenen Glückwünsche fand der Eröffnungsakt sein Ende. Erkrankung -er Königin Elisabeth von Rumänien. Wien, 26. Oktober. Das „Neue Wiener Tagblatt' meldet aus Bukarest: Die Erschütterungen, denen Königin Elisabeth ausgesetzt gewesen ist, haben ihre Gesundheit so beeinflusst, dass sie das Äetthüten muss. Vorerst wird die Königin noch in Bukarest bleiben. Nach ihrer Erholung wird die Königin nach Curtea d'Argesch übersiedeln. (krdstoft. Turin, 26. Oktober. Heute vormittag 4 Uhr 13 Minuten wurde hier ein heftiger Erdstoss verspürt. Irgendein Schaden ist nicht angerichtet. Turin, 26. Oktober. Nachrichten aus einigen Gegenden Piemonts melden, dass das Erdbeben leichten Schaden angerichtet hat. So wurden in Giaveno, Rivoli, Rubiana, Aoig- liana und Bussoleno sowie in einigen Dör fern bei Pinerolo mehrere Häuser nicht schwer be schädigt. In Giavmo wurde ein Kind getötet. Ein Haus in San Michela und ein altes Gebäude wur den stark beschädigt. Das Erdbeben wurde auch in Ligurien verspürt. — Wie das „Kiornale d'Jtalia" berichtet, ist das Erdbeben auch in Sa voyen gespürt worden. Vie Pest in Listabon. Rom, 26. Oktober. Es steht nun fest, schreiben die hiesigen Blätter, dass in Lissabon nicht die Lungen- pest, wie gestern gemeldet wurde, sondern die Beulen pest wütet. Es handelt sich nicht um vereinzelte Fälle, sondern um eine Epidemie. Die Pest sott ersichtlich die kriegerische Begeisterung Portugals etwas gedämpft haben. IM" Unsere gestrig« Abendausgabe umfaßt 4 Seiten, die vorliegende Ausgabe 1b Seiten, zusammen 14 Leiten. dauptschnstteiter: lr. «eratz. Wetten»«rch«r. Berantwortliche Lchriitleiter: für Politik «r. Arn» G»»1tz«r: dir LandeMz.iiiing Valider Lchindler: Mr Leipziger und iachirsche Ängklegexh.^cn -lrnold Fäake: jur Kunst und Wissen« j'^ast Lr. Krieprich Lrdrrcht: sür Mujik vuae» Lechuitz; (öertckt 2. Haarteld: sur die «eise«, VLder- und Berkehrtzeituna Lubtaiq »r»«r. — Fite den Anzeigen,:>! Seiar. «alter. Perlog: irt»»»ch»r lachedlatt, Gesellschast ini'. be>ch ranfter Kattun». ' Druck: Fischer L 4 irrsten. ELinMch in Leipzig. .1„ichriilen sind nicht persönlich zu cdrettieren. >on>ein an de« Perlag. die Redaktion oder di« Geschäftsstelle deö Leipziger Tageblattes, Gesellschaft mit beschrankter Dastung, zu richten. Unperlangten Manuskripten Ist stet« da» Nach porto »eizusilgen. Für Ausbauahru«, und Nüchgabe wird fein« Ar»»-« «dor»»NW»r^
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