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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.10.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141021020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914102102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914102102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-21
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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an Deutschland damit begründen wird, datz die Deutschen unter dem Vorwande der von Einge borenen heroorgerusenen Unruhen in da» por tugiesische lebtet von Niazza einge drungen seien und dort einen Unteroffizier und vier eingeborene Soldaten erschossen hätten. Das Lissabonner Kabinett soll bereit» darüber Erklärungen von Deutschland »erlangt baben. Zeit gestern abend verlassen viele in Portugal wohnende Deutsche das Land und begeben sich nach Spanien. In Gibraltar sollen 16 Transportschiffe zur Abholung der portugiesischen Truppen bereit liegen. die Italiener in valona! Mailand, 21. Oktaler. Der „Secolo" meldet au» Rom: Nach unseren speziellen Informationen ist gestern Balona vo» einer Kompanie Marine soldaten beseht worden. Bölkerrechtowidrige französische Maßnahmen. Ern Reutertel.'gramm vom 1 l. Oktober meldet aus Bordeaux, das; der französische Iustizminister an alle Departementchcfs eine Instruktion erlass:» hat, mit der Beschlagnahme alles Berinögens deut scher und österreichisch ungarischer HcrndKshäuser sortzufahrcn, gleichgültig, ob diese Häu'er ihre Tätig keit seit der Kriegs.rklarung eingestellt haben od:r nicht, selbst in den Fällen, in delien sie sich in den Schuh einer dritten Partn, französischer Verbündeter od:r neutraler Staaten gestellt haben. Einstellung -es Zunken-pruchverkehrs in Amerika. : Rotterdam, 21. Oktober. Aus Washington wird gemeldet, datz die Regierung der Vereinigten Staaten in dem Bundesgebiet keinen Funkspruchver kehr mit Funkenst.'llen der kriegsführend:n Länder zulatzt. Dasselbe gilt von Drahtungen in verabredeter oder geheimer Schrift aus diesen Ländern nach den Vereinigten Staaten. Alle Funkenmelduugen. gleich viel welcher Herkunft, sind der Zensur unterworfen. Vie deutschen in Aegppten. Die Deutschen in Aegypt:» wurden von den dor tigen Militärbehörden genötigt, folgendes Schrift stück zu unterschreiben: 1. Der Inhaber dieses Scheines darf nicht ohn: schriftliche Erlaubnis des Generalkommandos der britischen Militärmacht in Aegypten: »> versuchen, Aegypten zu verlass:», oder st) sich in den Stunden von . . . bis . . . von seiner Wohnung zu entfernen, oder o) eine Waffe tragen oder im Besitz von Waffen oder Munition sein. 2. Er soll keine Tierbindungen geschästlich:r oder anderer Art mit den Feinden Englands oder mit Personen im Lande unterhalten, die gegen die In ter.>ssen Englands und s:iner Verbündeten sind. 3. Er soll auf keine Sveise Anlasi zur Beunruhi gung oder zu Feindseligkeiten gegen England oder seine Vcrbünd:tcn g.-ben. 4. Er soll in blindem Gehorsam allen Befehlen des Generalkommandanten der britischen Militär macht in Aegypten g:horchen. Ich, d:r Unterzeichnete, habe von obigen Be stimmungen Kenntnis genommen und willige für meine Person und die mitunterschriebencn'Mitglie der meines Haushalts ein, mich ihnen zu untrr- werfen. Lügen im Amtsblatte -es russischen Krlegsmmisteriums. Ein Artikel von Sokolowsky im „Russischen Invaliden" enthält nach Angabe des „Nutzlose Slowo" folgende niedrige Verleumdung unserer Truppen: „Mit feurigen Zeilen, mit der ganzen Kraft flammender Entrüstung möchte ich die Erzählung eines Offiziers wiedergeben über die Ankunft von vier russischen Soldaten in Petersburg, die sich in deutscher Gefangenschaft befunden haben und später von den Deutschen wieder aus der Ge fangenschaft entlassen worden sind, nachdem man ihnen die Zunge h e r a u s g e r i s s e n hatte." Dazu bemerkt die „Norddeutsche Allge meine Zeitung": „Das; der russische Kriegsminister in seinem Amtsblatt solche elende Lügen verbreiten lässt, ist ein starkes Stück. Offenbar sucht man sich Entschuldigungen für die Greuel- taten der Kosaken zu konstruieren " So gemein diese Lügerei des Organs des russi schen Kriegsministeriums auch ist, so wenig braucht man sich angesichts der unterschiedlichen gebrochenen Ehrenwörter des russischen Kicgsministers ujw. über diesen ethischen Tiefstand der russischen Offiziere zu verwundern. Eiserne kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner: der Regi mentsarzt Stabsarzt der Reserve Dr. Hans Butter aus Dresden (ihm wurde auszerdem das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens mit Schwer tern verstellen); der Stabs- und Bataillonsarzt im Reserve-Infanterieregiment 101 Dr. med. Eugen Hopf, Stadtrat zu Dresden: der Hauptmann im Reserve-Infanterieregiment 133 Curt Berg mann: der Oberleutnant im Garde-Reiterregiment Werner Freiherr von Beschwitz, Ordonnanz offizier bei der 23. Neservedivision; der Oberleutnant der Reserve im 4. Jägerregiment zu Pferde Spiegel, Regierungsannmann in Oschatz: der Leutnant der Reserve des Garde-Reiterregiments und Führer der 6. Munitionskolonne, I. Abteilung des Futzartillerieregiments 19 Graf Karl-Max von Rex, Sohn des sächsischen Gesandten in Wien, Exz. Graf von Ncr: der Leutnant im Husarenregi ment 2t) Ulrich Freiherr von Bcschwitz; der Leutnant im Husarcnregiment 19 Waller Kruger, Sohn des Direktors Krüger der Säch sischen Maschinenfabrik in Chemnitz: der Vizefeld webel der Reserve im Reserve-Infanterieregiment 104 Paul Müller aus Chemnitz: der Leutnant der Reserve im bayrischen Insanteriercgiemnt 19 Dr. Döge, Lehrer am Kgl. Gymnasium zu Chemnitz; der Leutnant der Reserve im Infanterieregiment 181 Amtsrichter Dr. R o i tz s ch - Chemnitz; der Leutnant der Reserve Architekt Heinrich Straumer, Sohn des verstorbenen Konrektors Pros. Dr. Straumer-Chemnitz; der Feldwebel in einer Begleit truppe der Etapl»en-Inspektion der dritten Armee Arthur Kunze, Kolonnenführer der Meeraner Sanitätskolonne; der Meldereiter im Iägerbataillon Nr. 13 Unteroffizier Neumann aus Ateerane; der Oberstleutnant z. D. Scholz, Bataillonskom mandeur im Landwehr-Krenadierregiment 100 saußerdcm das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienst ordens mit Schwertern), der Leutnant der Reserve im Feldartillerieregiment 30 Dr. Eichhorn, Assi stent an der Bergakademie Freiberg sausierdem das Ritterkreuz 2. Klasse vom Zähringer Löwen mit Schwertern); der Leutnant im Fusiartilleriercgiment Nr 3 Hanschild, Direktor des Freiberger Bank vereins. Weitere Mel-ungen. Der bei einem Dragonerr.'giment dienende zweite Sohn des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von Hess:n, P r i n z M a x i m i l i a n von Hessen, ist durch einen Schutz in den OberschenlK ver wundet worden. In der Wut über die erfolgreiche Tätigkeit der deutsch:» Flotte geht „Daily T.'legraph" so weit, zu behaupten, die Erfolge seien allein dem verräterischen Gebrauch einer neutral:» Flagge, der holländisch:» nämlich, zu verdanken. Diese unverschämte Behaup tung soll natürlich die Holländer gegen uns auf hetz :n. Ilm in Zukunft unliebsamen Überraschungen durch deutsche Unterseeboote vorzubeugen, hat die englijchc Negierung P r : i s e von 200 bis 1000 Pfund Sterling den Fisch : rbooten zu- lesichert, die bei Sicht deutscher Schiffe sofort der Admiralität Mitteilung machen und dies: Meldung irgendeinen Erfolg oder w:nigstens die Vermeidung eines Verlustes bewirkt. Wie der „Franks. Ztg " aus Pari s gemeldet wird, hat die dortige Gesellschaft der dra matischen Schriftsteller, Komponisten und M u s i k o e r l c g e r beschlossen, an deutsche Schriftsteller und Komponisten oder deren Rechtsver treter kein Honorar mehr auszuzahlen. — Tun wir doch desgleichen! Lor- Hal-anes militaristische Re-e gegen -en Militarismus. Es ist entschieden erheiternd, zu beobachten, wie in England die leitenden Staatsmänner verzweifelte Anstrengungen machen, den Massen etwas milita ristischen Geist einzuflötzeu. Sic glauben dies am wirksamsten durch Reden zu erreichen, die den Kampf gegen den deutschen militaristischen Geist prokla mieren. Ja, wenn man diesen Geist doch kaufen könnte! Man täte es wahrscheinlich gern! Aber dies ist leider ein Artikel, den Deutschland nicht ex portieren kann noch will. Da aber nun mal alles Gute in England von jenseits der Nordsee, der deut schen See, kommen muh, so muh der deutsckie Mili tarismus herhalten, um im englischen Gemüt einen Funken zu entzünden, der zu loderndem militaristi schen Feuer anwachsen soll. Zunächst traten Grey und Churchill als nicht ungeschickte Heerruscr für den Kampf gegen den deurichen Militarismus auf. Neuerdings versucht Lord Haldane sein Glück, nach dem die wuchtigen Ereignisse unserer Tage rücksichts los über seine schön gedachten Friedensvcrmittlungs- pläne, nicht durch unsere Schuld, hinweggegangen sind. Am 10. Oktober hat er in Rewcastle-on Tyne zwei Weldeversammlnngen abgchalben. Wie wir im „Daily Telegraph" vom 12. Oktober lesen, sagte Lord Haldane, die Engländer seien im Kriege, weil es ihre Eilige Pflicht wäre, im Kriege zu sein. Sie kämpften für das Recht. Er wäre keiner von denen, die jetzt die seine en Eiqew siten der germanisäzen Rasse leugneten, aber alle diese grohen Eigenschaften seien einem unwürdigen Zweck unterworfen wor- :rrschakt jenes milita ristischen Geistes gestellt worden, der ausgerottet werden sollte. Hätten wir in diesem Streite beiseite geslandrn und unsere Hände gefaltet, Frankreich würbe zerschmettert und zu einer deut- lchen Provinz gemacht worden sein, B e l g i e n w ä r e d e m D e u t s ch e n R e i ch ein verleibt, Holland würde gefolgt sein, und Ruhland wäre möglicherweise an Besitz beschränkt worden. Und wo würden die Engländer sein? Ohne Freunde in der Welt, entehrt und erniedrigt! Ihre Zeit würde zwei oder drei Jahre später gekommen sein, und sie würden allein zu kämpien gehabt haben, und niemand hätte sie betrauert. Besser sei es, ruhmreich unterzugehen als unterzugehen, wie es unvermeidlich geschehen wäre, in Schimpf und Schande. „Wir müssen gewinnen", fuhr er fort, „wenn wir nur die Geisteseigenschaften haben, die, wie ich glaube, wir tatsächlich besitzen: Mut, Entjchlutzkraft und unerschütterliche Beharrlichkeit. Deutschland wag wunderbar vorbereitet sein, aber die Rüstungen werde» ausgewogen im Kampf gegen ein Volk, das die Hilfsquellen hat wie wir. Es ist zwei Monare her, dah Deutschland versuchte, Frankreich zu zer schmettern, aber es ist noch immer nicht in Paris. Es wollte dort Ende August sein, aber unsere glän zende kleine Armee mit der grohen französischen baben es zuriickgetrieben, und heute ist seine Armee in einem verhältnismäßig kleinen Teil Frankreichs zusammengedrängt. Im Auge behaltend, dah der erste Schlag mißlang, können wir die Lage vom Be völkerungsstandpunkt betrachten. Deutschland hat eine Bevölkerung von 65 000 000 und Oesterreich hat 50 000 000, macht zusammen 115 000 000, aber wir haben -11000 000, Frankreich 38 000 000 und Nutzland hat über 170 000 000. Also haben jene 115 000 000 gegen 250 000 000. Nun zu den Armeen. Wir setzen die deutsche Armee, sagen wir, auf 6 000 000, aber ! Nutzland kann 6 000 000 und mehr mobilisieren; I Oesterreich kann 2 000 000 Mann und wir und Frank- ! reich können zwischen 3 000 000 und -1 000 000 mobili sieren. Selbst in den Truppen haben wir eine be merkenswerte Ilebcrlegenheit. Ich unterschätze nicht die Gröhe der Aufgabe, die vor uns liegt, aber ich denke, der Angriff r st e'rledigt und der richtige Kampf be ginnt nun unter viel weniger gün stigen Zeichen für Deutschland, als dies vor zwei Monaten der Fall war." Zum Schlutz bemerkte Haldane, er habe acht Lebensjahre damit verbracht bei dem Versuch, bessere Beziehungen zwischen England und Deutschland her zustellen, aber ein übler Geist habe alles das in Deutschland weggewischt und das Leben dieser Nation gesangengenoinnien und es auf einen üblen Zweck eingestellt. Er schlotz: „Mit der Entschlutzkraft unseres Landes, wenn sie nur grotz und stark genug ist, mutz man siegen Lasst uns jeder guter Zuver sicht, lasst uns alle starken Glaubens sein, und alles wird gut gehen!" Co Haldane. Diesen starken Glauben und diese feste Zuversicht brauchen wir uns nicht erst zu wünschen, wir haben sie und sind durch die Ereignisse nicht irre geworden. Der „Daily Telegraph" meldet zwar von vielem Beifall, aber nicht, wieviel Rekruten durch Haldanes Rede gewonnen wurden. tt. IV. AUS Leipzig una Umgebung Leipzig, 21. Oktober. Zamttiennachrichten. Vermählt: .ocir Ai^icniu tx'uiiicittcr Borckacd 1» Glcüviv und Maucl geb. L-uttcr in Leipzig. <»eb»rrn: vvrni narl Buchwli und Frau üisiabrth geb. Eller in Eyihra ein ztnade. bteüarbrn: vcrr L^uxus ulinac in Leipzig, Turnertzr. LI, Beerdiounji Freilag vvrm. >,,tt Uhr Lüdfricohof. — Fmu venn-lle Luise verw. UirchichuUehrer Keller in L.-Lchleubig, Braiilvuellr. vu 3">>re alt. Beerdigung Freitag nachm. 2 llkr ,1ol>att»i-Nriedhoi. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 22. Oktober. Keine wesentliche Witterungsändcrung. Sonnenaufgang 6 Uhr 10 Minuten, -untergang 4 Uhr 58 Minuten. Mondausgang 11 Uhr 32 Minuten, -untergang 6 Uhr 19 Minuten. Wetternakbrichten vom 21. Oktober. Vom Pöhlberg: Ununterbrochen starker Nebel. Pilotausstieg. Erdboden: Westnordwest 2; 100 Meter: Nord west 2; 700 Meter: Westnordwest 3; 800 Meter: Wol- kengrcnze. * Das Eiserne Kreuz erhielten die Brüder Martin Nauen bürg, Leutnant d. L. 2., Trainbat. 12, und Siegfried Naucnburg, Leutnant d. R. und Adjutant 1. Bat. 139, Zahnar.st, 1. Ajsistent und Hilfslehrer an der Universität Leivzia; Offiziers stellvertreter im 106. Inf.-Regt. Kleitz, Inspektor der Berlinischen Lebensoersicherungsgeselljchaft in Leipzig; Oberleutnant d. L. und Führer einer Mu nitionskolonne Dr. jur. Max Gehlen, Verlags buchhändler in Leipzig; Unteroffizier im 106. Land- wehr-Inf.-Regt. Postbote Johannes Müller; Gre nadier im Res.-Regt. Nr. 100 Otto Rotzbera, Schlosser in der Maschinenfabrik von Karl Krause; die Schaffner bei der Trotzen Leipziger Straßenbahn Georg Vie weg und Waller schweler. * Die Literarische Montagsgcsellschast wird im November wieder mit ihren Vortragsabenden beginnen; der Tag wird noch bekanntgegeben. Wie seither, soll auch ferner besonders die moderne Lite ratur gepflegt und dabei der wertvolleren neuen Kriegsdichtung die gebührende Beachtung geschenkt werden. Auch musikalsiche und Eesangsvorträge sind in Aussicht genommen, so datz die Abende eine will kommene, der Zeit angemessene würdige Ablenkung von den Tagesereignissen versprechen. * Vom Leipziger Palmengarten. Nachdem die Leipziger Zentralthoatcr Aktiengesellschaft den Gast wirtschaftsbetrieb im Leipziger Palmen garten aufgcgcben hat, wurde dieser von der Palmen garten-Gejell chaft wieder selbst übernommen und mit der Führung der bisherige Geschäftsführer im Pal mengarten, Herr Kurth, als Wirtschaftsdirektor be traut. Die neue Direktion will in Küche und Keller Vorzügliches zu mässigen Preisen bieten und legt be sonders Wert darauf, den Wünschen der Besucher und Vereine in weitestgehendem Matze Rechnung zu tragen. * Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig-Land. Die Kasse zählte am 30. September 27 467 Mitglieder, und zwar 17 540 männliche und 9927 weibliche. Es entfallen 22 9-3 auf versicherungspflichtige und 4564 aus oersicherungsbercchtigte Personen. Von den Versichernngsvflichttaen waren 6192 in der Land wirtschaft Beschäftigte, 2124 Dienstboten, 83 unständig Beschäftigte, 8 im Wanderaewerbe Beschäftigte und 135 Lehrlinge ohne Entgelt. Der Gesamtzugung im Monat September be trug 950 An Meldungen, einichlietzlich zur Inva liden- und Hinterbliebenenversicheruna gingen im Derichtsmonate ein 4226 An- und 3496 Abmeldungen. Krankenanmeldungen erfolgten von 751 er- Svdreibmssvdinoil L kernelmk. n Ci-immnixetio 8tr. 24. Io!. 12980. 8m vir vunaert Lage. 14s Roman aus dem Ialire 1815 von M. von Witten „Laßt uns nicht trauern um diese Toten, die letzten, die dieser listige Krieg erheischt. Sie starben den schönsten Tod, den Tod fürs Vaterland. Lasst uns nicht trauern! Aus ihrem Blute steigt der Freiheit Morgenrot empor für uns und unsere Kinder - unsre Enkel! Wisst ihnen Dank dafür — Euer Lebelang! Ehrt fie Tag für Tag durch ein pfstcbttrcuc'S, gottfürcb- tiges Leben!" Tie Salven krachen Freundeshände werfen als letzten Grus) die .Handvoll Erde hinab iil die Gräber. Fast ehrfurmtsvvll schreiten die Kameraden dabei an Gottfried Schneider vorüber, der an dem einen (Krade steht. Ungebeugt in aufrechter Haltung. Nur die Lippen zucken und die Hände schlingen sich in heissem Abschieds weh ineinander. Sein Auge hangt an dein teuren Antlitz da unten, auf dem ein so wnnder- lnrrer, leuchtender Friede ruht. Ist es nicht, als ob es.zu ihr hinauf lächle: Traure nicht, mein guter Kamerad! Mein liebes teures Weib. Ich starb mit Freuden für unser Vaterland! Es ist frei! Frei! Traure nicht, Erdmuthe! Daheim wartet unser Kind! Erzielte cs in unfern, Geiste, in unserer Liebe — und immer, immer bin ich bei dir. bei euch! Nun rinnen doch ein paar schwere Tränen langsam über Gottfried Schneiders Wangen. Noch einmal grüsst er inst den Augen hinab. Leb wohl! Leb wohl ! Daun tritt er mit totblassem Antlitz, aber erhobenen .Hauptes zurück. — Da erst wird er es wie durch einen Schleier gewahr: der Feldmarschall reitet mit seinem Stabe vorüber. Im Schritt — die Feldmütze lüftend. Sein grosteS blaues Auge uinjängt die offenen Gräber mit einem herzbewegenden Ans druck. Erft weiterhin hält er fein Pferd an und wendet Ach mit der Avage nach den Namen der Gefallenen an einen der Ulanen. Als er die Antwort erhalten, lüftet er noch einmal die Mütze und grüsst feuchtschimmcrnden Anges zu den Gräbern hinüber. * « * * Eitrige Stunden später steht Erdnuuhe, noch unmer in der Uniform eines Unteroffiziers der Freiwilligen Jäger an einem der hohen Bogen fenster eines kleinen Saales des Schlosses St. Eloud. Auch jetzt noch liegt in der Haltung nichts von Gebeugtheit. Aufrecht hält sich der Kopf. Ja, es spricht ein Etwas von stolzem, wenn auch schmerzvollem Glück aus Wesen und Geberde, eine stille Grösse, die aus der Seele strahlend, sic umgibt uud ihr eine geistige Schön heit verleiht. In tiefem, ernsten Sinnen blickt sie wie vor zwei Tugen hinab ans das herrliche Landschafts bild kies unten zu ihren Fristen, hinab ans das Häusermeer von Paris, das die Kuppeln seiner Dome überragen, an dem die blangrane Seine, vom tiefen Grün des Bois de Boulogne um schlungen, voriibcrranjcln, über dein jm Hinter gründe das düstre Wahrzeickieu des Montmartre droht und dann auf Jssy — aus Fssn, vor dessen Toren ihr qualvolles Ahnen zur Wahrheit wurde, Jssy, das mit blutigen Lettern in ihr Herz ein gegraben. Tränen verdunkeln ihren Blick. — Aber nun kommt mit einem Male ein hoch, gespannter Ausdruck in ihr Gesicht Doch als bald läßt die Spannung wieder nach — sic schüttelt das Haupt. Eine Täuschung war's! Noch immer bleibt dransten auf den langen Korridoren alles ruhig. Sie müssen noch immer nicht fertig sein! Selk nahezu vier Stunden verlmndclt der Feld, marschall nun schon mit Frankreichs Abge- sandten um die Bedingungen der Kapitulation von Paris! Wer hätte wohl ein so rasän's Ende des Krieges sich träumen lassen, damals, als die ^banonen von ThionvUle die Rückkehr des Ver- barmten vvn Elba in seine Hauptstadt verkün- detcn? Nicht mehr als hundert Tage waren seit jenem 20. März ins Land gegangen, da er unter dem tosenden Jubel der Seinen in Paris einge- zogcn, bis zu dein Tage, da er ein Geschlagener GotlcS, von allen verlassen, in die Hauptstadt Frankreichs zurückk.chrte, nein! znrncksloh! Was hatten diese hundert T'ge der Welt nir Enttäuschungen, für Gram und Leid — aber auch für Jubel und Glück gebracht! Und was für Gram und Leid, was für Jubel und Glück erwuchs aus ihrem Schofle! — Prenflen war frei! Frankreich, das über mütige Frankreich Napoleons, lag besiegt, ge- demütigt nn Staube! Und das; das so war, das dankte Prenflen vor allem dein zähen, zjelbe- wussten Willen seines Blücher. Erdinnthe Irak vom Fenster fort, hinein in den Saal. Mik beflügeltem Schritt durchmass sie das spiegelblanke Parkett des hellen Raumes von einem Ende bis zum andern. Blücher! Dieser greise, jugendliche Held, in dem die Seele des ganzen denlsch.n Volkes mit nll ihrem glühen den Freiheitsverlangcn sich zu eiserner Tatkraft verdichtet zu haben schien! Und bei aller Helden- gröflc zeigte sich immer von neuem, in jedem Augenblick des Lebens - in Leid und Glück — seine edle, vornehme Gesinnung, seine tiefe, reine Menschlichkeit. Wie wohl h.stle er ihr heute wieder getan! Kaum, das; er vor Jssy die Ulanen ver lassen und sich zu einem der anderen Lager Plätze des Zletenswen Korps begeben hatte, war der Unteroffizier Schneider vor den Oberst von Stnttcrheiiil besohlen worden, welcher ihm mit geteilt, das', er, Schneider, zur Dienstleistung beim Stabe des Fürsten versetzt sei und sich sofort in das Hauptquartier nach St. Eloud zu begeben habe. Wie hatte Erdmuthens Frauenscele dein greisen Helden für diese Zartheit der Empsin düng Dank gewußt! Ware sie ihrem Gefühle ge. iolgi, so wäre sie am Uebsken sofort aus dem Heere getreten. Aber ihr war, als dränge Ulrichs -eele in ihr, bis zum letzten Augenblicke aus zuhalten. Und so bedeutete Blüchers feinfühlige Anordnung eine grofle Wohltat für sie. Gesprochen freilich hatte sie den Fcldherrn noch nicht. Als sie hier oben auf dem Schlosse ein getroffen, waren die Verhandlungen über die Uebergabe, zu denen Blücher auch den Herzog vvn Wellington hatte bitten lassen, bereits im Gang. So harrte sic denn hier im Saale, wohin man sie gewiesen, auf den Feldherrn. Harrte, bis das grofle Wert zum Abschluß gebracht sein würde. Und erschöpft von allen Erschütterungen der letzten Tage und Stunden, sank sie nun in einen der hochlehnigen, blauscidenen Sessel am Kamin und deckte die Rechte über die Augen. -- Endlich weckte sie ein fester, sporenklirren- der Schritt. Eine Stimme, voll von Herzens wärme zitterte: „Mädel! Komm j» meine Aruic!" Blücher stand mitten in dein kleinen Saale. Mit ansgebreiteten Annen. Und Erdmuthe flog vlme Besinnen, wie in die Arme eines Vaters, hinein. Die mitfühlende Liebe des Greises l^attc sic nun doch um ilirc Fassung gebracht. Ein heim liches Weinen stieg aus ihrer Brust herauf. Er lies; sie ein p.inr Augenblicke ruhig gewähren. Und während sie, immer wieder «ufschluchzend. das Gesicht an seiner Schulter verbarg, strich er ihr ein paarmal tröstend über das kurze blonde Haar. „Kind, wenn du wüsstest, wie mtch'S schmerzt," brachte er dabei mit halber Stimme über die Lippen. „War ein prächtiger Kerl! Gönnte euch beiden so von Herzen euer Glück." Noch einmal stieß sie das Schluchzen. Dann l,ob sie, gefaßter, wenn auch noch mit Tränen ,n den Augen, das Haupt. „Seien Durchlaucht nicht böse —!" „Ach wo, Durchlaucht!" unterbrach er sie heftig, nm seine Bewegung zu verdecken. „Für dich bin ich Vater Blücher!" (Fortsetzung in der Morgenau^a-«Z
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