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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141019010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914101901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-19
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Die sll)tutzskier der Weltausstellung sür Buchgewerbe und Graphik. , * Leipzig, 19. Oktober. Im Ehrenjaale der Holle des Deutschen Buch gewerbes, dem nämlick-en Raume, der am 6. Mai die glänzende Eröffnungsfeier iah, versammelte sich gestern nachmittag eine große Zahl geladener Gäste, um der Feier des Schlusses der Ausstellung bei zuwohnen. Neben den Spitzen unserer staatlichen und städtischen Behörden bemerkten wir vor allem die Vertreter des weltberühmten Leipziger Buchhandels in großer Zahl. Da gab es wohl keine bedeutende Firma, die nicht einen der ihrigen entsandt hatte. Aber wie hatte sich das Bild verändert! Wenn jemand am ß. Akai dem Präsidenten der Ausstellung, Geheimrat Dr. Vollmann, gesagt hätte, daß er in Uniform, in militärischer Ä^ehr seine Abschieds rede halten würde — er Härte wohl ungläubig dazu gelächelt. Und doch geschah es gestern so. Aus dem Manne des Geistes war ein Mann der Waffen ge worden. Aber nur äußerlich. Daß er sich dessen be- wutzt ist: am letzten Ende ist es doch der große lebendige Geist, der die Welt regiert und das Menschentum zu den Höhen wahrer Kultur empor trägt, das ging aus seiner glänzenden Ansprache her vor. Und auch die anderen Redner waren sich dessen bewußt: hier stehen wir auf einer Stätte, die der Verbreitung des Edlen und Guten dienen sollte und trotzalledem auch gedient h a t. Daß nicht die Hoff nungen erfüllt wurden, die man hegte — an dem Willen der Deutschen hat cs nicht gelegen. Und so lag denn eine gewisse Wehmut über der Versamm lung, und dabei doch eine hohe feierliche Stimmung, wie sie nur der Ernst einer so gewaltigen Zeit, wie mir sic jetzt durchleben, hcrvorbringen kann. Der Lehrergesangverein unter Leitung des Professors Sitt war dazu berufen, die Feier einzuleiten. Als Beethovens unsterbliches „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" verklungen war, betrat Gxheimrat Dr. Volkmann das Rednerpult. Seine Ansprache lautete folgendermaßen: Hochverehrte Versam m lung! Ais wir am b. Mai in diesem Ehrensaale uns zujammensauden, um in Anwesenheit Seiner Majestät des Königs, unseres allerhöchsten Protek tors, die Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik feierlich zu eröffnen, da ahnte niemand unter uns, welche furchtbar ernste Wendung der Welt und damit auch unserer Ausstellung in so kurzer Zeit bovorstehe, und mit welch andersarti gen Empfindungen wir heute unserem Werke eine stille, innerliche Schlußfeier weihen würden. Vor den Vertretern aller der Staaten, die man noch bis vor kurzem unter dem gemeinsamen Ramcn der Kulturnationen zusammenwßte, haben wir es damals ausgesprochen, bah wir ein großes Fricdenswcrk schaffen wollten, das in edlem Wettstreit der geisti gen Waffen der Menschheit die Völker einander näherbringen sollte: und nun ! Meine Damen und Herren, es märe Ihnen allen gewiß verständlich, wenn angesichts dieses grau samcn Gegensatzes zwischen Hoffnung und Er füllung, angesichts dieser Zerstörung nicht nur eines großen Teiles unserer ehrlichen, mühevollen Ar beit, sondern auch unserer reinen und idealen Lebensauffassung, die uns dabei leitete, heute ein Wort der Klage aus unseren Herzen und von unseren Lippen käme. Aber Sie haben keines bis her von uns vernommen und werden keines ver nehmen! Zu groß und gewaltig sind die welt geschichtlichen Ereignisse, deren Gang auch über uns yinweggeschritten ist. als daß nicht jedes persön liche und einzelne Wünschen und fühlen dagegen vollkommen verstummen müßte. Und was ist auch wohl der Schmerz, der uns bekrönen bat. verglichen mit dem Schmerz einer einzigen Frau oder Mutter in dieser Zeit, sei es bei Freund oder Feind! Wie klein aber ist auch das. was wir hier zu wirken versuchten, gemessen an der Frage unserer gesam ren nationalen Existenz, um die es sich jetzt für uns handelt! Daran lassen Sie uns alle recht ein dringlich denken, wenn uns einmal wehmütige Empfindungen beschleichen wollen. Aber auch daran lassen Sie uns oft und gern denken, wie vieles von dem, was unsere Welt Kulturausstellung gewollt und erstrebt hat, doch schließlich verwirklicht worden ist und nun als un oerlierbarer Besitz der Allgemeinheit gehört. Und wenn jetzt draußen auf blutigem Feld ein Stück Weltgeschichte gemacht wird, so dürfen wir trotz allem mit freudigem Stolze behaupten, dafz wir drinnen «in Stück Kultur geschickte geschaffen haben, dessen Wert und Wesen gleichfalls nicht jo bald vergehen wird. Aus vollem Herzen wiederholen wir daher heute am Schlüsse unserer Ausstellung den Dank, dem wir zur Erösfnung schon aufrichtigen Ausdruck verliehen haben: an Seine Majestät den König und das königliche Haus, an die Hohen Reichs und Staatsbehörden, an die Ständekammern und unsere Städtischen Kollegien, an unseren unermüd- lieycn Herrn Staatskommissar und den Kommissar der Srädt Leipzig, an die Behörden und Kom missare der fremden Staaten, an alle Vereine und Personen aus dem Gebiete von Gewerbe, Wissen schaft und Kunst, die uns in reichem Matze geför dert haben, insbesondere die Mitglieder der zahl reichen Ausschüsse und des Preisgerichts, die Stif ter wertvoller Gaben, die als dauerndes Zeugnis unserer Ausstellung bewahrt bleiben werden, end lich an alle treuen Beamten und Mitarbeiter, deren noch ein großes Teil schwieriger Arbeit mit uns harrt. Sie alle dürfen das frohe Bewußtsein mit sich nehmen, datz die große und edle Sache, der sie, jeder in seiner Weise, gedient und geholfen haben, nicht untergehen wird, und datz sie nicht um sonst gestrebt und gerungen haben, wenn auch die Frucht jetzt im Sturme des Völlergewitters nicht >o rasch reifen wird, wie im Sonnenschein des Frie dens. Schöne, weitausblickendc Zukunftspläne sind auch unserem Deutschen Buchgewerbe verein, dem Veranstalter der Ausstellung, oor- läujig zunichte gemacht worben, und das neue, groß angelegte Buchgewerbe- und Schristmuseum, das aus der Ausstellung unmittelbar heroorgehen lallte, wird wohl nun, nebst manchem, was damit zusammcnhängt, einige Zeit auf sich warten lassen müssen. Aber der Geist, aus dem diese Pläne geboren wurden, ist nicht ertötet oder auch nur geschwächt, das wollen wir hier öffentlich einmal bekennen und geloben. Und wenn uns einst der ehrenvolle Friede geworden ist, von dem wir nicht etwa hoffen, sondern wissen, datz er uns werben mutz, wenn wir das Schwert wieder mit der Föder, den Wasfenrock mit dem Arbeitskleid ver tauschen dürfen, dann wird man die Männer des Deutschen Buchgewerbes auch aus dem friedlichen Plane wiederfinden, in edlem, nie rastenden Wett streit für Deutschlands Grütze, für die Kultur der Welt. sBeisall.) So schließen wir denn jetzt unser grotzes Werk in der festen Zuversicht, datz es ein Anfang sein wird, und nicht ein Ende! Der heutige grotzc Gedenktag des 18. Oktober sei uns dazu ein glückverheißendes Zeichen. (Lebhafte Zustimmung.) Hierauf gab Herr Oberbürgermeister Dr. Ditt- r i ch dem Danke der Stadt Leipzig Ausdruck, indem er ungefähr folgendes ausführte: Der Präsident der Weltausstellung für Buch gewerbe und Graphik, Herr Geheimer Hofrat Dr. Vollmann, habe in der ihm eigenen, in den letzt vergangenen Zeiten so manches Mal bewunderten meisterhaften Weise den Gefühlen Ausdruck ge geben, die alle, die sich hier zur Schluhfeier ver sammelt Hütten, in dieser Stunde bewegten, datz jedes Wort mehr ihren Eindruck nur schwächen hietze. Die Worte des verehrten Herrn Präsi denten hätten allen noch einmal lebendig vor die Augen gestellt unsere herrliche Bugra in ihrer Be deutung auf dem weiten Gebiete des geistigen wie wirtschaft ichen Lebens. Sie hätten aber auch ahnen la sen die ungeheure geistige wie physische Arbeit, d e notwendig war, um dies Werk vorzu bereiten und, wie geschehen, durchzuführen. Wer wie ich, betonte der Herr Oberbürgermeister, den Vorzug gehabt hat, von Anfang an Einblick zu tun in dieses Werden, Wachsen und Sichvollenden, darf aus vollster Ueberzeugung aussprechen, datz damit eine Arbeit geleistet worden sei, so einzigartig, datz sie für alle Zeit ein Ruhmesblatt bleiben wird in dem grotzen Buche, in dem verewigt werden die Errungenschaften unseres deutschen Volkes, seine zähe, ausdauernde Atbeitsfreudigkeit und seine eherne Pflichttreue. Dank, wärmster Dank gebühre deshalb allen den Männern und Frauen, die in selbstloser Hingabe für das hohe Ziel der Ausstellung ihre Zeit, Ar beitskraft und Erfahrung zur Verfügung gestellt hätten, herzlichster Dank vor allem aber dem Manne, der begeistert für die hohe Bedeutung des Buchgewerbes und, als langjähriger Vorsteher des Deutschen Buchgewerbevercins ausgestattet mit reichsten Erfahrungen, es sich zur Leoensausgabe gemacht, seine ganze Kraft daran gesetzt hatte, eine Ausstellung ins Leben zu rufen, die in der Tat ge eignet wär, eine weitgreifende Entwicklung des Buchgewerbes in allen seinen Zweigen nicht bloß zu fördern, sondern vor allem in ihren Grundlagen zu sickern. Diesen Dank im Ramen der Stadt Leip zig in dieier Stunde aussprcchen zu dürfen, sei ihm eine hohe Ehre und tiefempfundene Freude, wisse er sich dock in seiner Auffassung eins mit der ge sonnen Bürgerschaft der Stadt Leipzig. Und mit diesem Dank« verbinde er den ehr erbietigen Dank des Rates der Stadt Leipzig an die Eiertreter des befreundeten und engverbündeten Oesterreich-Ungarischen Reiches sowie der neutralen Staaten, die bis heute der Aus stellung ihre Förderung hätten zuteil werden lassen. Unvergessen werde bleiben, welche Bedeutung ihre Teilnahme für das Gelingen des grotzen Werkes gehabt habe. Einen herzlichen Dankcsgrutz rufe er endlich noch zu den Ausstellern, die durch ihre tat kräftige Unterstützung einen Uebcrblick über das gesamte Buchgewerbe ermöglicht hätten, wie er grotzartiger wohl kaum geschaffen werden könnte. Wenn auch der Ausbruch des Krieges ein gut Teil der Hoffnungen zerstört habe, deren Verwirk lichung der Verlauf der Ausstellung bis zu diesem Zeitpunkt« bereits gewährleistet hatte, so sei doch heute schon gewitz, datz die grotze tiefgrün dige Arbeit nicht vergeblich sein werde, datz sie in der Zukunft um so sicherer ihre Früchte tragen werde, als ernste Arbeit immer ihren Lohn finde. Dem deutschen Volke seien in den vergangenen Jahrhunderten wahrlich oft genug schon schwere Prüfungen auferleat worden, immer habe es durch Gottes Gnade in sich die Kraft gefunden, sie zu überwinden. Und so blicken wir, schlotz der Herr Oberbürger meister seine Worte, auch heute am Ende der Aus stellung mit vollem Vertrauen in die Zukunft, in sonderheit in di« Zukunft des graphischen Gewerbes, wissen wir doch: Mit Gottes Hilfe halten wir durch. (Beifall.) Herr Verlagsbuchkändler Mu ton aus Haag, der Vorsitzende der Niederländischen Abtei lung, nahm sodann das Mort zu folgenden Aus führungen: Hochgeehrter Herr Präsident! Als ich bei der Sondereröffnung der niederländi- sä-en Abteilung als Vorsitzender des niederländischen Regierungskomitees die Ehre hatte, Sie als Prä sidenten der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik begrüben zu können, war es mir eine Freude, unserer Bewunderung Ausdruck zu geben für das jenige, was Sie und die Ihnen im Direktorium zur Seite stehenden Herren zustande gebracht hatten. Ich konnte dies nicht allein aussprechen im Namen des Komitees, sondern auch im Namen der vielen an wesenden niederländischen Aussteller. Damals und auch während der Ausstellung hatte es lebhaften Eindruck gemacht, wie sehr Sie stets be strebt waren, Ihren Gästen, welche Sic zur Teilnahme an Ihrem grotzen Unternehmen eingeladen hatten, entgegen zu kommen, und auf welche sympathische Weise Sie auch unter den sehr schwierigen Aufgaben Ihren Gästen Ihre Fürsorge ehrenamtlich gewidmet haben. Gestatten Sie mir als Vertreter neutralen Staates, Ihnen dafür den Dank ? , " des niederländischen Regierungskomitees auszu sprechen. Ich bedauere lebhaft, datz die Niederlande sich genötigt gesehen haben, außer Wettbewerb zu bleiben, aber wo wir so nah dem Kriegsschauplatz so vieles davon empfinden, war es nicht möglich, diejenigen Herren als Preisrichter zu entsenden, welche dafür am meisten in Betracht kommen würden, da jeder notwendig in seinem Geschäft und bei seiner Familie bleiben mutzte, und außerdem die Zugverbindungen damals so sehr unterbrochen waren. Um so mehr freut es uns, heute hier anwesend sein zu können, am Tage, da Ihre Ausstellung, ihr großes Schaffen und Werden, geschlossen wird, welche Sie trotz -er vielen Schwierigkeiten so bewundernswert aufrecht erhalten haben, damit wir Ihnen persönlich, geehrter Herr Dr. Volkmann, und den Ihnen zur Seite stehenden Herren, mit denen wir so angenehm und freundschaftlich zusammen gearbeitet haben, unseren herzlichen Dank darbringcn können. Mit Stolz können Sie Ihr ganzes Leben auf dieses große kulturhistorische Ereignis zurückblicken, wodurch Sie sich auch außerhalb Ihres Vaterlandes so viele Freunde und Verehr'er er worben haben. Ich bitte Sie, überzeugt zu sein. daß unter diesen Freunden und Verehrern wir in den ersten Linien stehen. (Beifall.) Als Vertreter der Kgl. Staatsregicrung sprach hierauf Herr Kreishauptmann v. Burgsdorfs das Schlußwort mit nachstehenden Ausführungen: Hochgeehrte Anwesende! Ein stolzes und schönes Werk, ja, man kann wohl sagen ein Riesenwerk, das eine Fülle geistiger und körperlicher Arbeu in sich schloß, geht heute zu Ende. Alles dasjenige, was sich bei einem solchen Abschied Schönes, Gutes und Rühmenswertes sagen läßt, das ist von meinem Herrn Vorredner schon in er schöpfender und formvollendeter Weise gesagt und hervorgehoben worden. Es bleibt für mich daher nicht viel zu sagen übrig. Und doch möchte ich als Staatskommissar, der ich von Ansang an das Forlschreiten der Ausstellung mit Liebe und Eifer verfolgt habe, noch besonders betonen, datz auch die König!. Staatsregicrung den Werdegang der Ausstellung mit Aufmerksamkeit ver- iolgt und ihrerseits alles getan hat, um dieses schöne Werk, dieses Dokument der geistigen Kultur aller Zeiten und Völker, zu fördern: sah doch die Staats regierung zu ihrer Freude und Genugtuung, daß fast alle Kulturvölker sich mit Eifer und Fleiß an dem friedlichen Wettkampfe beteiligten und daß ein Werk entstand, auf das alle beteiligten Staaten mit ihren Ausstellern stolz sein konnten. Ganz besonders stolz konnte aber gerade unsere Staatsregierung sein, kam doch auf der Ausstellung die Eigenart und die Be deutung Leipzigs auf dem graphischen und buch gewerblichen Gebiet« in ganz hervorragender Weise zur Geltung. Mitten hinein aber in diese friedlichen Kultur bestrebungen traf der frivol uns aufgedrungene frevel hafte Krieg. Tief« Trauer erfüllte uns alle und mit großem Schmerz fürchteten wir alle, di« schönen Erfolge der Ausstellung in Frage gestellt zu sehen. Die Aus- stellungslectung aber — es kann dies nicht rühmend genug hervorgehoben werden — hielt unentwegt mit Mut und Tatkraft und unter aufopferungsvoller Be teiligung der meisten Aussteller die Fahne der Aus stellung hoch. Und es gelang ihr durchzuhalten und sogar durch Einberufung des Preisgerichts einen be friedigenden Abschluß der Ausstellung zu erreichen. Nunmehr aber hat die Ausstellung zwar ihr äußer liches Ende erreicht, aber sie wird in Zukunft, dessen sind wir sicher, und für alle Zeiten uns erhalten blei ben in dem, was sie geleistet hat; sie wird allezeit blei ben ein hervorragender Ma rksteininder Geschichte der Graphik und des Buch gewerbes. Dies verdankt sie zweifellos mit allen den Männern und Frauen, die selbstlos, unter grotzen Opfern an Mühe und Zeit ihr Bestes für das Ge lingen der Ausstellung dargebracht haben. Zu diesen Männern und Frauen möchte ich zählen die Mitglieder des Direktoriums und der Ausschüsse und alle diejenigen, die sich helfend und ratend diesen zur Seite gestellt haben. Ich habe als Kommissar ihre Tätigkeit kennen und allenthalben hoch ein schätzen gelernt. Es gereicht mir daher heute zu ganz besonderer Ehre und Freude namens der Kgl. Staats regierung den herzlichsten Dank und die vollste An erkennung aussprcchen zu können. Ganz besonders aber verdient hat diesen Dank Herr Geheimer Hofrat Dr. V ol k ma n n, der seit Jahren in der selbstlosesten Werse seine ganze Kraft und sein ganzes Können für die Ausstellung eingesetzt hat, und der deshalb schon von Sr. Majestät dem König trotz der jetzigen schwe ren Zeit in wohlverdienter Weise ausgezeichnet wor den ist. Und wenn ich nunmehr zum letzten Male mei nes Amtes als Staatskommissar walte, so tue ich dies mit dem herzlichen Wunsche, daß die von der Ausstellung geschaffenen Werte bleibende sein mögen für das Buchgewerbe und die Graphik und weite Kreise unseres Volkes, und daß trotz aller Ungunst der Zeiten unsere „Bugra" Ihnen allen in guter Erinnerung bleiben möge. Und so erkläre ich denn nun im Allerhöchsten Auftrage unseres Protektors die Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 für ge schlossen. Wie aber unser erster Gruß am ß. Mai unserem erhabenen Protektor galt, so lassen Sie auch den letzten ausklingen in dem Rufe: Seine Majestät der König, unser Allergnädigster Protektor, >:r lebe hoch und nochmals hoch und abermals hoch! In das Hoch stimmte die Versammlung begeistert ein. Dann erklang, vom Lehrer-Gesangverein vor getragen, der Weihegesang aus Mozarts „Zaub:r- flöte". Zwei Tondichter, deren Stern von dem uns verbündeten Reiche zu uns herüb.'rstrahlt, hatten der Ausstellung die letzte große Note gegeben. Kunst un- Wissenschaft. Leipzig, Ist. Oktober. Reue» Theater. >„Lvhengriii.") Die Elsa der Züricher (Mastin Luise Modes-Wolf inter essierte. Zunächst feine mädchenhafte Erscheinung, die der Einbildungskraft des Zuschauers ent- gegenkani, dann auch wohl durchdachtes, natür liches und nuancenreiches Spiel, das des Mei sters Intentionen Gerechtigkeit wider,ahrcu ließ, keinesfalls theatralisch wirkte, sondern vielmehr dem Wesen der Mnsii entsprach und sich häufig auch mimischerseits chcuatteristisch ane-t rügte. Wie dem Zuschauer, bot die Künstlerin dem Hörer ebenso erfreulicl)c Gaben. Fhr Sopran ist nicht übermäßig groß, wohl aber hell, klar sowie warmer Töne fähig und imstande, sich auch gegen den Ansturm des Orchesters und inner halb großer Ensembles zu behaupten. Musi kalische Art der künstlerischen Mitteilung und gewissenhafte Behandlung von Wort nnd Aus sprache werden, wie hier, eine Sängerin jeder zeit noch empfehlen helfen und ihr Wieder kommen willkommen erscheinen lassen. Bon wei terem Interesse war es, Eäcilie Rüsche-Eudorf nach langer Panse in einer neuen Gestalt zu sehen. Verhielt sich ihre Ortrud in den ersten Szenen zuweilen verhältnismäßig etwas gleich mäßig und spielte sie, sich damit zugleich manche Erleichterung schassend, also intensiv in die Szene hinein, daß sie dem Zuschauer oft lange genug den Rücken znwandte, so erhob sie sich im zweiten Akte zu erstaunlicher Höhe darstelle, rischer, gesanglicher und munialiscber Leistungs kraft, die wieder den Reiclnnm innerer Fülle und immer neues entwickelnde Intellekt nach, wies und lebhaft vcraulchaulichle. Sehr zustatten kamen der Künstlerin die wundervollen tiefen Tone ihres umfangreichen Soprans, und von wahrhaft dramatischer Wirkung war u. a. auch der Anruf der Götter. Jedenfalls standen Er scheinung und Gebühren mit ihrem dämonischen Einschlag in deutlich scharfem Gegensatz zu der Zartheit und Zurückhaltung von Luise Modes- Wolfs Elsa, die aber in der Domszcne sich zu- rückiaud zu energischer Abwehr. Luxen Lexnitr. I. Gcwandhauskammrrmusik. Beethoven führte allein das Wort. Und das mit Recht. Weiß er doch ganz besonders in dieser Zeit durch seine Musst, „die veredelte Sprache der Seele", Trost zu spenden, vor allem aber auch frohe Zuver sicht und mutvolle Entschlossenheit im Herzen verständnisvoller Zuhörer zu wcckeu. Er, der so oft den heroischen Kampf und endlichen Sieg in einer idealen Welt in Tönen zum Ausdruck gebracht, hielt auch gestern die Zuhörerschaft, die allerdings nur zur Hälfte den Saal füllte, in Bann. Taut der geistvollen Auslegung nnd trefflichen Ausführung waren die beiden mit lünstlerischem Feinsinn anserwählieu Werke von eindringlicher Wirtnng: sowohl das Es-Dur Ouartett Opus lL7, von dem Schumann sagt, daß in ihm wie in dem in Eis-Moll nebst einigen Ehöreu und Orgelsacheu Sebastian Bachs die äußersten Grenzen menschlicher Kunst und Phan taste erreicht seien, wie auch das heldenhaft kraft voll sich erhebende B Dur Trio Opus 07. Um die klangschöne und dnnamiscn aufs feinste aus gearbeitete Wiedergabe des Quartetts machten sich die Herren Konzertmeister Wollgandt, Wolschle , H e r r m a u n nnd Professor Klengel ganz besonders verdient. Mit Hilfe ihres treftlichen können:- und eines ausgezeichne tcu Zusammenspiels brachten die den reichen Gedanken- und GesühlSgehalt dieses Werkes zu vollster Geltung. Nicht weniger Lob erwarb sich im Verein mit dem Primgeiger und Violon cellisten des Gewandhausquartetts Herr Pro fessor Josef Pcmbaur jr. mit dem technisch wohlgelungenen, echt musikalischen und klang lich fein abgewogenen Vortrag des Trios, dessen Klavierpart mit erdenklicher Feinheit und star ker Ausdruckskraft vermittelt ward. Lurt Hermann. II. Musikalische Abendunterhaltung in Billa Dodel zum Besten des Roten Kreuzes. Täglich mehren sich die Verwunderen, nnd täglich möchte man auch die Gaben der Liebe für sie mehren. So bot denn abermals die zu dem Zweck ins Leben gerufene Veranstaltung in Villa Dodel wM- kominencn Anlaß, einen Teil der ungeheuren Dankesschuld abzutragen, die das deutsche Volk, eben im besonderen die Daheimgcbliebenen, dem deutschen Krieger gegenüber haben. Der Ge danke, einem unserer Verwundeten, wenn auch indirekt, zu einer kteinen Freude zu verheljeu, muß ja für jeden Künstler eine wunderbare Genugtuung sein, so recht den eigentlichsten In begriff aller echten Kunst enthüllend: Wohl Inn. Von dieser Mission überzeugt zu sein, läßt das vollkommen verinnerlichte Spiel Josef Pem- baurS erkennen. Seine große Meisterschaft spen dete zwei Werke Liszts, sür die ihm die Zu hörer nachdrücklichst dankten. Die Räume waren erfüllt von den steigenden wallenden Fluten orchestraler Klangwirkung, über die der Mysti ker und brünstig gläubige Tondichter den heili gen Franz schreiten ließ. Modernen kompo nisten widmete sich Fran Stelling-Rosenthals zarter Sopran, darunter einem Marr und Smigcljki zn begegnen besonders erfreulich war. Des letzteren sehr apartes „Im Mai" sollten sich Sängerinnen, die über leichtbeschwingte Töne verfügen, zunutze machen. Eine Intrcida andächtigen Stiles verdankte man den Herren F. W. Dodel und Fr. Moritz, der sich auch wieder als Begleiter am Blüthner bewährte, mit dem gemeinsamen gehaltvollen Spiel auf zwei Flügeln einer Andante von Brahms. Den Schlug des Abends bildete ein von Fräulein H. Wardegg und Herrn Moritz gebotenes Melo dram, nachdem zuvor genannte Dame mit Rezi tationen zeitgenössischer Dichter ein aufmerk sames Auditorium bekannt gemacht hatte. Wie der eignete diesem Abend jener besondere Reiz, der dem Zusammenwirken verschiedener Fak toren entspringt, dem harmonischen künstlerischen und geselligen Geben und Nehmen. Den Gast gebern sei dafür allseitig Dank gesagt. L. 8. O - Ueber die Verteilung des Nobelschen Friedens preises wird aus Stockholm berichtet: Auf einen Vorschlag, den Friedenspreis dieses Jahr überhaupt nicht zu verteilen, sondern als Ägitationsfonds für die Friedensidee zu verwenden, hat der Vor sitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Präsident Lövland, erklärt, daß er jetzt keine bestimmte Antwort geben könne, da die Verteiler des Preises nach den Vorschriften verpflichtet sind, den Preis zu verteilen, wenn irgend jemand der Vorgeschlagenen würdig erscheint. Die Ansichten der Zeitungen gehen auseinander. „Intelligcnssedlerne" meint, daß eine Verteilung des Preises unter den jetzigen Umständen Heiterkeit erwecken würde, während „Dagbladet" die Frage aufstellt, ob Europa eigentlich jetzt zum Lachen geneigt sei. „Unsere beste Verteidigung ist und muß sein, daß der Fricdensgedonke in der Welt an Macht gewinnt, und wenn irgendein Geeigneter sich findet, so soll der Preis auch in diesem Jahre verteilt werden"
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