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Leipziger Tageblatt« Sette 8. Nr. 542. alorgen'Nusyrmr Nll? Leipzig unä llmgeb«ng "eipsig, 24. Oktober. Ucber 2 Milli»»«» stä»,Ische Unterstützung«» für strieg«rfamlli«». Der Rat schreibt den Stadtverordneten: Am 7. August d. I. haben Sie unserer Vorlage über die Unterstützung derFamilien der zu. den Mahnen einberusenen Mannschaften zugestimmt und damit die Unterstützungskvmmissio» ermächtigt, die Mindestleistungen des Reiches auf die Friedenssätze zu erhöhen, im Bedarfsfälle also so zu ergänzen, datz bis auf weiteres monatlich erhalten 1 Ehefrau 34.20 .4t, 1 Ehefrau init 1 Kinde 45,60 .§, 1 Ehe frau mit 2 Kindern 57,lX» ./t, 1 Ehefrau mit 3 oder mehr Kindern 68,40 ./4 und die übrigen ansprucks berechtigten Personen monatlich je 11.40 ./ä Für Unterstützung der Kriegerfamilien haben Sie uns ein Berechnungsgeld von monatlich 700000 .46 bewilligt. Diesem Betrag lag die Annahme zugrunde, datz etwa 14 500 Ehefrauen und 15000 Kinder zu unterstützen wären. Diese Schätzung hat sich aber als zu niedrig erwiesen, und zwar hauptsächlich infolge davvii, datz ein grosser Teil des Landsturms eingezogen und datz durch das Gesetz vom 4. August d. I. der Kreis der anspruchsbercch- tigten Personen erweitert worden in. Es sind bis heute 24 453 Anträge auf Kriegsunterstützung gestellt worden und noch täglich kommen neue hinzu. Am An fang dieses Monats wurden bereits 20470 Familien unterstützt. Dazu kommen noch rund 13Muntergesetzlicher Vormundschaft stehende uneheliche Kinder, deren Väter zum Kriegsdienste einberufe» sind Diese Kinder erhalten in der Regel, wenn sic bedürftig sind und die Verpflichtung des Vaters zur Ge währung des Unterhalts festgestellt ist monatlich 11,40 ./L Insgesamt sind bis zum 0. d. M. 2125 300 ./L ausgezahlt worden. Dieser Betrag ver teilt sich auf die Zeit vom 1. August dis zum 15. Ok tober, also auf reichlich 10 Wochen, so das; bis jetzt auf eine Woche reichlich 212000 ./ä und auf einen Monat etwa 956 400 entfallen. Dieser Betrag wird sich durch Zugänge wahrscheinlich noch so erhöhen, datz künftig mit einem Monatsauswande von rund 1000 000 gerechnet werden mutz. Hierzu tritt der erhebliche Betrag, den Sie auf unseren Antrag dafür bewilligt haben, datz die «ladt Leipzig die zur freiwilligen Fortsetzung der Kranlenkassen-Mit- gliedschast erforderlichen Beiträge übernommen hat. Eine letzte Erinnerung. „. . . . Bleibt die Erinnerung noch " So heisst es im Liede. Die Erinnerung an Glück und Lust, an Frohsinn und Sonnenschein, die mit freundlicher Sonne alle Schatten der Trübsal vertreibt und lichte Hrlle breitet, wo Finsternis lagert. In diesen Tagen, da Tausende von ihren Lieben Abschied genommen und nichts als die Hoffnung auf das Wiedersehen als Pfand zurückbehalten haben, tritt der wohltätige Einflus; der Erinnerung auf das Gemüt der Menschen :mit stärkster Gewalt in die Erscheinung. Rur will die Erinnerung Anlehnung haben, will sich anregen lassen durch ein Etwas, und sei es auch noch so klein. Ein Bild genügt ihr, jeder kleine, unscheinbare Gegenstand, der im Leben eines lieben Anverwandten eine grotze Rolle gespielt bat. Aus dieser Erkenntnis entspringt wohl der In- halt zahlreicher Zuschriften, die an uns gerichtet sind und uns bitten, daraufhin zu wirken, datz das Eiserne Kreuz, das einem gefallenen Krieger nicht mehr angeheftet werden konnte, an dessen Angehörige ausgehändigt werde. Wir können diese Bitten nur unterstützen. Gewiss ist es bei allem Schmerz um den Verlust des Teuren für die Hinterbliebenen tröstlich, datz der Beireffende den Heldentod gefunden hat, aber fchneller wird die Ruhe dem Herzen zurückkehrcn, wenn die Augen auf dem schlichten Eijenkreuze ruhen können, das die Brust des Helden zieren sollte. Unsere oberste Heeres leitung hat durch so manche Verordnung bewiesen, datz sie den Empfindungen des Volkes gern Rechnung tragen möchte: vielleicht entschliesst sie sich auch in diesem Falle, den Wunsch zahlreicher deutscher Familien zu erfüllen. Nelsen von Privatpeksonen an -le Front o-er in feinüliche Lanüesteile. Für die Ausstellung von Ausweisen an Privat Personen zu Reisen an die Front oder in die durch deutsche Truppen besetzten feindlichen Lan desteile sind nach der gestrigen Rümmer des preutzischen Armeeoerordnungsblattes folgende Grund sätze zu beachten: 1. Die Ausstellung von Ausweisen an Privatpersonen steht nach sorgfältiger Prüiung der zur Begründung des Antraaes vorgebrachten Tatsachen autzer dem Kriegsministerium lediglich dem Oberkommando in den Marken, dem stellvertretenden Generalkommando und dem Grotzen Generalstab zu. Die Nachgeord neten Kommandobehörden haben die Eesuchsteller hierauf aufmerksam zu machen und sind berechtigt, die vorgelegten Ausweispapiere der Gesuchsteller auf ihre Gültigkeit zu prüfen. 2. Für die Ausstellung der Ausweise müssen Militär papiere, polizeiliche Ausweise, Bescheinigungen der Staats- oder städtischen Behörden vorgezeigt werden. 3 Das Kriegsministerium stell! die Ausweise nur auf unmittelbares schriftliches Ansordern der Reichs ämter oder der preutzischen Staatsbehörden aus. 4. Richt statthaft ist die Ausstellung von Aus weisen für Privatpersonen, die sich mit Einzel liebesgaben zur Front begeben oder mit Ausrüstungsstücken. Lebensmitteln, Zigarren usw. Handel treiben wollen. Mr die Zu lassung von Photographen und Schlachten malern ist die Genehmigung des stell vertretenden Generalstads einzuholen, der über die Ausstellung der Ausweise entscheidet 6. Für Han delsfirmen, die gemätz 8 53 L der Betleidungsordnung am Etappenhauptort, am Sitze des Gouvernements oder der Kommandantur in den von dem deutschen Heere besetzten Gebieten eine Zweiganstalt einrichten wollen, ist vor Ausstellung des Ausweises die Genehmigung des zuständiaen Gouverneurs lKom- Mandanten^ oder der Etappeninspekteure ein zuholen. 7. In Uebereinstimmung mit dem Generalquartiermeister ist die Ueberführung von Leichen mit der Eisenbahn aus dem Operations- und Etappengebiet in die Heimat nicht zu gestatten. Soll die Ueberführung einer Leiche durch Kraftwagen erfolgen, so darf dies nur mit Zustimmung der zuständigen Etappeninspektion ge schehen. Rach eingeholter Zustimmung der Etappen inspektion darf die Erteilung des Ausweises erfolgen. Es ist anzunehmen, datz diese Verordnung auch für Sachsen Gültigkeit hat be,w. datz in kurzem eine dementsprechende Verordnung des sächsischen Kriegsministeriums erscheint. * Das Eiserne Kreuz erhielten Leutnant der Land wehr Dr. Werner Klinkhardt. Inhaber der Verlagsbuchhandlung Dr. Werner Klinkhardt und der Fa. Klinkhardt L Biermann in Leipzig: Ober» leutnant d. R. Dr. Walter Mueller ^m Inf.» Reg. Rr. 170, Stadtrat in Magdeburg. Sohn des Fabrikbesitzers August Mueller in Leipzig, Leutnant d R im 2. Bat. Gren.-Reg. „Kaiser Wilhelm I." Rr. 110 Hans Jünke, Sohn der Privat« Jünke in Leipzig. * Jub'läum. Der Werkmeister Hermann Seliger in Leipzig-Reudnitz begeht heute das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Dampf buchbinderei vorm F. A. Barthel in Leipzig. Hospital- stratze 21. * Treue Mieter. Am 1. Oktober 1914 wohnte Herr Stadtverordneter und Kaufmann Moritz Liebold 25 Jahre im Hause Wilhelmstratze 7 zu Leipzig-Gohlis. Ter Hausbesitzerverein Leipzig- Gohlis nahm Veranlassung, dem Jubilar die Glück wünsche des Vereins zu übermitteln. * Freiwillige Helser überall. Heute hat die 19. Bezirksjchule in L. - Eutritzsch einen an sehnlichen Ballen Wollwaren für „unsere Soldaten im Felde" obgeliefert. Die Mittel dafür waren vor einigen Wochen im Lehrerkollegium aufgebracht worden. Das gekaufte Garn wurde unter Anleitung der Handarbeitslehrerin von grotzen und kleinen Schülerinnen zu zahlreichen Socken. Kniewärmern und langen Müffchen mit Halbhandschuh verstrickt. Die Kinder zeigten sich eifrig beim Stricken, und es machte ihnen besondere Freude, die fertigen Gegen stände mit Päckchen Tabak, Zigarren, Schokolade, Rähzeug und anderen nützlichen Sachen zu füllen. Sogar nette kleine Widmungen in Venen waren in der Hoffnung auf eine Feldpostkane verfasst worden. Möge diese Sendung unseren tapferen Kriegern recht viel Freude bereiten! * Die Kriegsausstellnng auf der Bugra wird ent gegen Len ersten Beschlüssen bereits am Sonntag, den 25. Oktober geschlossen. * Ein Kriegsfamilienabend der Andreasgemeinde findet morgen. Sonntag abends 8 Uhr, im „Elysium", Eliienstratze 72. statt. Herr Dioisionsofarrer Krömer wird über „Erfahrungen in der Lazarettseelsorge" sprechen. Autzerdem werden musikalische und andere Vorträge vom Jünglingsverein und anderen Ee- meindegliedern geboten. * Zum Besten der Kriegsnotspende findet heute. Sonaoend. abends 8 Uhr. im „Panorama" eine Musikaufführung statt. Die beliebten wöchent lichen Musikaufführungen im „Panorama" haben sich stets eines lebhaf en Besuches ersreut, .der auch der heutigen Aufführung zu wünschen ist. * Liebesgaben für die 5. Kompanie des Landwehr- Jnfanterie-Regiments Nr. 107, das jetzt in Polen sich befindet, werden gern angenommen in der 29. Be zirksschule, Pariser Stratze 4/6, Leipzig-Gohlis. * Vaterländische Künstlcrabende in den Blumen sälen. Die Kunst, den Zeitverhältnissen sich anzu passen, verbürgt den Erfolg. Dielen Satz befolgt auch der Leiter der beliebten Kleinkunstbühne „Blumensäle", Herr Direktor Reimann, indem er zu billigen Eintrittspreisen reiche künstlerische Genüsse bietet. Namhafte Brettlträste erfreuen durch zeitgemätze Vorträge, besonders fesselt das auf die Gegenwart umgeprägte reizende Bühnenstück „Kurmärker und Pikarde", das einst das besondere Wohlgefallen Les Kaisers Wilhelm I. erregte Künstlerisch hochbedeutende Vorführungen bringt Professor A. E. Wurmd mit seinen lebenden Bil- dern. Es handelt sich hier um Aktstudien nach Wiener Modellen, die in allen Grotzstädten bisher den unbedingten Beifall der Künstlerschaft und aller ästhetisch Empfänglichen gefunden haben. Sonnavenü, 24. Oktober 191< * Die Fleischer.Znnung zu Leipzig bat dem Deut» scheu Roten Kreuz, sowie der Krieg» not» spende der Stadt Leipzig die Summe von je 3000 M. überwiesen. Dem Deutschen Flei schergesellen-Bund, sowie der National» Stiftung für die Hinterbliebenen der im Krieg« Gefallenen wurden je 500 M. übermittelt. Autzerdem ist beschlossen worden, 10 000 M. zur Unterstützung von bedürftigen Innun gsmit gliedern, die sich im Kriege befinden bzw. deren Familienangehöri gen, zur Verfügung zu stellen. Ferner wurde di» Einleitung einer Sammlung von Liebes gaben in Gestalt von Fleisch- und Wurstwaren be schlossen. an der sich auch die der Innung nicht an gehörenden selbständigen Leipziger Fleischer betei ligen können. Diese Spende soll mittels besonderen Transportes an die im Felde stehenden Truppen unserer Stadt Leipzig abgesandt werden. Auf da» in Anbetracht des ausserordentlichen Eesellenmangpls an den Rat der Stadt Leipzig gerichtete Gesuch um Befreiung der Fleischerlehrlinge bi» auf weiteres vom Besuch der Fortbildungs schule bzw. um Einschränkung des Unterrichtes, Hai der Schulausschutz der Stadt Leipzig beschlossen, den Unterricht bis zum 31. Dezember 1914 wöchent lich nur einmal und zwar Mittwochs, nach mittags von 3—6 Uhr für die im ersten Lehrjahr» stehenden und von 3—7 Uhr für die im zweiten und dritten Lehrjahre stehenden Lehrlinge festzusetzen. Der Freitagsunterricht fällt demnach bis zu diesem Zeitpunkte aus. Bezüglich des von der General versammlung bereits beschlossenen Neu- bzw. Um baues des der Innung gehörigen Etablissements „S ch l o tz k e l l e r", wurde beschlossen, nunmehr mit den architektonischen Vorarbeiten zu beginnen. Es soll zunächst ein engerer Wettbewerb unter eini gen Architekten veranstaltet werden. l'. Durch einen Taschendiebstahl empfindlich ge schädigt wurde am Donnerstag eine in L.-Plagwitz wohnhafte Arbeitersehefrau. Es wurde ihr nämlich während des Marktes auf dem Königs platze das Portemonnaie mit 250 aus der äußeren Schürzentasche gestohlen. Wahrnehmungen über den Dieb sind bisher nicht bekannt geworden. Die Kriminalpolizei bittet gegebenenfalls um dies bezügliche Mitteilungen. Vergnügungen. Z in zrüniaS-Pavillon. Lichtspielhaus wird nur noch kurze Zeil die reizende MUitärhunioreske „Frankern Leutnant" vorgesührt. Zeder, der diesen Film gesehen hat, wird noch heute von der genußreichen Vorführung entzückt sein, die Darsteller haben mit großer Hingabe ihre Rollen gespielt. Für Friß, der zu Stubenarrest von seinem Toter, welcher Oberst seines Regiments ist, wegen Kartenspielen» ver urteilt >vorder, ist, legt sich seine Schwester, «in schmuckes Mädchen in Husarenuniform, ins Mittel und geht sozusagen für ihn durch» Feuer. Mehr soll nicht verraten »»erden, böchstens, daß di« Sache noch gut abläust. Auch di« anderen Filmdarstellungen wie „Eine Heirat im Expreßzuge"^ dar Drama „Die Hexe" und andere »»eitere erregen großes Znleresse. .Bon nächstem Dienstag an beginnt das allerneueste Kriegsspiel „Nun wollen wir sie dreschen", bcki dem auch außerdem wieder die Eiko-Aoch« vom Kriegsschau plätze die neuesten Bilder bringt. Sächsischettächkichtrn ' Schneeberg, 22. Oktober. Mittwoch nacht starb nach langem, schwerem Leiden Bürgermeister a. D Dr. jur. Carl Heinrich v. Woydt, Ehrenbürger der Stadt Schneeberg. Für das Interesse unserer Stadt hatte der Verstorbene in lanazähriger Amtszeit eine sehr rührige Tätigkeit entwickelt. Peter^straße E/cke treuster-E>o.jse krdseschosz u l.5toch. erfolgt fseu'ke Sonnaöend NQcfrmttQtz? 4 Uhr