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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191410254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19141025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19141025
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-25
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Vene 2. Nr. 544. Sonmags-ttusgäbe. Leipziger Tagebtatt. Sonntss, 25. Otrioüer 1Sl4. Glanzleistungen -er „Emüen" unö ihre Wirkung. Rom. 21. Oktober Die „Irkbuna" erfährt au« Kalkutta, -aß der Kreuzer „Emden" dem en g- lijchen Handel bereits ungeheure Schläge »ersetzt hat. Die Zahl der französischen und russischen Schisse, dir die „Emden" versenkt habe, sei viel großer als man ahne. Als die Nachricht in Kal kutta cinlraf, das; die „Emden" die ersten fünf englischen Schisse in E-rund gebohlt habe, bemächtigte sich der Stadt große Aufregung. Kein Schiff wagte mehr, den Hasen zu verlassen. Der ganze Handel ist lahmgelegt und die Kricgsvcrsiä-erung eingestellt. Uebrigcns wurde allgemein anerkannt, datz das Benehmen der deutschen Seeleute tadellos ist. Wie der „Tribuna" .Korrespondent nom Gouver neur von Bengalen erfuhr, rvar der Durchbruch der „Emden" durch eine kombinierte Berfolgung eng lischer, russischer, französischer und japanischer Schiffe eine unerhörte Leistung und nur dadurch möglich, das; die „Emden" die Funtensprüche der jeindlichen Schisse aussing. Um die begreifliche Aufregung über die Taten der „Emden" einigermaßen zu dämpfen, erläßt die englische Negierung in Bombay folgende Erklärung: Bombay, 21. Oüeber. (Neule;dürog Die Ne- gierung in Bombay veröffentlicht eine Erklärung wegen des deutschen Kreuzers „Emden", laut der alle M e e r e sst r a ß e n wieder genügend sicher sind l??f. Offenbar um den Eindrnä dieser „Sicherheits erklärung" zu vertiefen, zeigt die Admiralität in London an, das; auf die „Emden" und aus die anderen deutschen Kreuzer, die durch ihre kühnen Streisfahnen den englischen Handel labmgelcgt haben, von mehr als siebzig verbündeten Kreuzern Jagd gemacht wird: London, 21. Oktober. Die Admiralität veröffent licht eine Erklärung über die non deutschen Kreuzern versenkten Schiffe, in -er es heißt: Man glaubt, daß acht oder neun d e u t sch e K i e u z e r sich im Atlantischen, Stillen und Indischen Ozean besuchen. Ucker 70 l!) britische, japanische, französische und russische Kreuzer, ungerechnet die Hilfskreuzer, wirken zur Aufsuchung der deutschen Kreuzer zusammen. Die gewaltige Ausdehnung der Ozeane und Tausende von Duseln und Inselgruppen ge statten den feindlichen Schiffen, sich fast unbeschränkt zu bewegen. Die Auffindung und Vernichtung der lerndlichen Kreuzer isi daher hauptsächlich Sache der Zeit, der Geduld und des Glückes. Englische Handelsichifsc sind vorwiegend darum aus gebracht worden, weil sie den Instruktionen der Admiralität zuwiderhandelten. Die Anzahl -er verloren gegangenen Schiffe ist im Verhältnis zur Gesamtzahl viel geringer, als man vor -em Kriege befürchtet batte. Nur 39 t?> von 1MM englischen Schiffen auf großer Hahn wunden vom Heinde ver senkt, also eins von hundert. Die Versicherungs prämie für Schiffsladungen, die beim Beginn der Heindseligteiten 5 vom Hundert betragen hat, steht jetzt auf 2 vom Hundert. Trotz der stattlichen Anzahl der Verfolger er scheint der englischen Admiralität, sch Herzlich belehrt durch peinliclre Erfahrungen der letzten Wochen, der Erfolg nicht sicher. Da» ungeduldige Volt wird zur Nutze vermahnt. Nich! kurzerhand läßt sich das schwierige Geschäft erledigen. Das stolze England bildet sich ein, Allherrscher zur See zu sein, und vermag doch leibst nicht mit Hil'e von zwei, drei Veibündelen der flinken E-egner, die diesem Wahn von Allgewalt so läsierlich spotten, rasch Herr zu werden. Es braucht Zeit zu deren Be wältigung und noch mchr Glück. auf daß es sie wirklich erwisch.'. Drum faßt euch in Geduld, vieUicbe Vettern! Di: indischen Handelsherren werden zweifellos der Mahnung der Londoner Admi ralität mehr Gehör schenken, als der selbstgefälligen Versicherung des Vizekönigs von Indien. Der Handel wird also noch eine Zeitlang lahmgelegt bleiben. Und dann noch eins: Nicht :>9. wie die englische Admiralität behauptet, sondern .'>2 englische Handelsschiff« wurden von den deutschen Kreuzern bereits versenkt. Als man in London das letzte Mal Angaben über di: Verluste der Handels marine macht.', nannte man die Zahl Dazu kommen nun noch die sechs neuen Opfer der ..Emden" und die sechs neuen Opfer der „Karlsruhe", die insgesamt 1h Schiffe auf gebracht hat. Zusammen also 52. Was an der Mit teilung einer hoben englischen Admiralität zu be richtigen war. Vie Mannschaft -es entführten Unter seebootes in französischen Viensien. Mailand, 2-1. Oktober. Die „Gazetta del Popolo" schreibt: Die Angelegenheit des entführten Unterseebootes nahm täglich seltsamere Hormen an. Während die Negierung es der Firma überließ, sich um die Rückkehr des Bootes zu kümmern, hab« inzwischen die M a n n s ck a f t desBootes, lauter technisch durchgedildete Leute, ihren Familien wissen lassen, daß die französische Regierung ihr sehr gute Angebote für einen E i n t r i t t in die Arsenale gemacht habe, und sie daher wohl nicht mehr zurückkehren werden. Ueber -ie ^u-enftage in Rußlan- schreibt d:r Petersburger Korrespondent der Genfer „Guerre sociale" seinem Blatte: Nachdem im gegenwärtigen Kriege jüdische russische Soldaten heldenhafte Taten ausgeführt hatten, erwartete man die Bewilligung irgend welcher N.'chte an die Juden. Nichts ist in dieser Hinsicht geschehen. In dem Zuge, in dem sich am 10. Auguit auf der R:ije nach Moskau der Zar mit seinen Ministern befand, wurde die Iudenfrage l>«sprochen. Der Kriegsministcr General Suchom- linow war für die politische Emanzi pation d.r Juden. Die Minister Kasso und S ch t s che g l o w i t o w waren dagegen. Das Manifest des Zaren blieb stumm über diese Frage. Seit einigen Tagen beginnt die nationalt Presse Petersburgs von neuem eine antisemi tische Propaganda. Minister Kasso hält alle willkürlichen und einschränk.nden Maßnahmen gegen jüdische Studenten und Schüler weiter aufrecht. Der Minister des Innern befahl den Gouverneuren, di.' Juden im Ghetto zurüclzuhalten. Nach dem „Njctsch" werden jüdische Frauen und Kinder, die aus d.'n vom Feinde überschwemmten Gebieten ge flohen sind, wieder zurückgeschafft, während ihre Männer und Väter sich zu Tausenden in den Kämpfen töten ließen. Vie Rusien fetzen Preise für -en Kopf feindlicher Heerführer aus! * Wien, 2l. Oktober. Aus dem Kriegspresse quartier wird gemeldet: Die Methode der ruisischen Kriegführung findet durch eine aus zuverlässiger Quelle stammende Nachricht neuerlich eine Illustration. Hiernach haben die Russe n auf die Gefangen nahme oder den Tod eines unserer T r u p p e n s ü h r e r einen Preis von 80000 Rubel ausgesetzt. Nun erklärt sich ein An chlag aus diesen Kommandanten, der glücklicherweise er folglos blieb. Wien, 2t. Oktober. In Besprechung eines An schlagversuches auf einen österreichisch ungarischen Truppenführer schreibt die „Neue Freie Presse": „Das tugendhafte England und das wegen d-'S selbstverschuldeten Bombardements der Kathedrale von Reims die Kulturweit zum Protest auzrufende Frankreich werden nach den Erfahrungen, die mit den Formen der Kriegführung in diesen Ländern gemacht worden sind, auchden Meuchelmord, auch das Dingen von Mördern gegen feindliche Heer führer um Geld sicher beschönigen oder min destens verschweigen. Dennoch bleibt es eine Schande für alle Ententemächte, Las; ihr Bundesgenosse eine A t 1 e n t a t s m a ch t geworden ist, und das ist nicht zum ersten Male. Bomben, Revolver. Dolch und ge dungene Mörder haben nach untrüglichen Beweisen in der Geschichte immer zu den Hausgeräten der russischen Politik gezählt. Neu ist jedoch, daß sic diese Werkzeuge nunmehr auch im Kampfe mit redlichen Soldaten anwenden. Das muß sie mit Schmach bedecken für alle Zeiten." japanische Selagerungsgejchütze vor Tsingtau. Von der holländischen Grenze wird dem „B. T." gemeldet: Aus Peking wird nach London gemeldet, daß die japanischen Belagerungsgeschütze nun mehr bei Tsingtau ausgestellt seien rin der allgemeine Angriff jederzeit beginnen könne. Internationale Seaufsichtigung -er Gefangenenlager! Pari«, 24. Oktober. Der „Petit Parisien" meld«t: Der Pariser Deputierte Deep les schlug die Ein setzung einer i n t e r na t i o n a l en K om mi s f i on vor zur Inspizierung der Gefangenen. Die Kommission, deren Voriitz deraineri kanische Botschafter führen soll, soll Delegierte in die deutschen und französischen Städte entsenden, wo Kriegsge fangene untergebracht sind. Vle internierten Selgier. Rotterdam, 24. Oktober. <Eig. Drahtbericht.) Aus Terneuzen wird gemeldet, daß gestern und vorgestern gewaltige Gruppen von internierten Soldaten durchgesührt wurden. Bis zum 21. Oktober waren es etwa 32 500 Mann. Vie neue Antwerpener Zeitung. Aus Rotterdam wird der „Deutschen Tagesztg." gemeldet: Gestern erschien die e r st e N uminer der Antw > rpener Zeitung, die in dem von dem Gemeinderatsmitglied Weylcr verfaßten, in wür digem Tone gehaltenen Leitartikel die Ein wohner zu einer ruhigen, angemessenen Haltung ermahnte. ver Dampfer „Vaterland" mit Seschlag belegt. Rotterdam, 24. Oktober. Der Riesendampfer „Vaterland" -er Hamburg Amerika-Linie wurde mit Vejchlag belegt wegen einer angeblichen Forde rung der englischen Firma Waring and Grllon jür Innenausstattung und Maler arbeiten. Das Sch.ff wird nunmehr den Hafen von New Nork nicht verlassen können, bevor die Forde rung bezahlt wird, sogar nicht, falls der Dampfer an ein neutrales Land verkauft wird. wertvolle Feststellungen. Brüssel, 24. Oktober. Leutnant Pfeil vom 0. Reserve - Fußartillerie - Regiment stellte am Tage Les Einzuges der deutschen Truppen in Ant- werpen vom Turm der Kathedrale fest. Lag gegen ' ,5 Uhr nachmittags vom Fort Tete de Flandre, sowie aus den Schützengräben, die sich längs der scheide ;udlich befanden, wwie von den auf der Schelde befindlichen Seeschiffen die wenlichen Teile der «tadr, insbesondere die Grande Place und die Kathedrale beschossen wurden. Leutnant Pfeil beobachtete wiederholt Schrapnell schüsse unmittelbar vor oer Kathedrale und Granat- Ichüjse in der Nähe des Rathauies und der Kathedrale. Derielbe Ojfizier stellte am gleichen Vormittag aus zunickgelasseiien Ausrüstungsstücken und Waffen fest, das; in den von englischen Truppen besetzten Schlössern Meimhof.Tröyente und Pulhof große Ver- w ii st u n g e n angerichtet worden waren. Sehr wert volle Möbelstücke waren vollständig zerschlagen, grope Gemälde und Bilder sowie Leder- und Samtmöbel waren zerschnitten, die Schränke durchwühlt und der Inhalt umhergeworsen. In einem Ledersofa steckte noch ein englisches Seitengewehr. Vos „bescheidene" Englan-. Nach Stockholmer Blättern hebt die Londoner Prejse einmütig hervor, daß England nicht an einen Frieden denken kann, wenn nicht wenigstens Helgoland zerstört und zurückgegeben wird, „dieser Platz, dessen Abgabe ein Verbrechen gegen die Nation, gegen das Reich war." -- Diese Friedens bedingung wird in Deutschland überall nur ein Lächeln Hervorrufen, wie die „V. Z." ganz recht be merkt. Englische verleum-ung. vtb. Mit großer Hartnäckigkeit wiederholt die englische Presse dle Behauptung, daß der Kaiser am 19. August in A achen einen Armeebefehl erlassen Hube, in welchem von dem verächtlichen Heere des Generalieldmarschalls French die Rede ge wesen sei. Diese Meldung beruht ihrem vollen Umfang nach auf Erfindung. Der Kaiser war seit Be ginn des Krieges weder in Aachen noch erließ er den behaupteten Armeebefehl. Englische Kriegsgebete. Wie sehr es den englischen Regierunosireisen ge lungen ist, die Wahrheit über den Krieg zu verschleiern und ein völlig verzerrtes Bild der deutschen Zustände in alle Schichten zu tragen, geht in bezeichnender Weise auch aus den englischen Kriegsgebeten hervor. So heißt es z. B. in einem offiziellen „Für unsere Feinde" überschriebenen Kirchengebet, das dem „B. L." dieser Tage zur Ver fügung gestellt wurde, u. a.: „Zeige Deutschland und seinem Kaiser das Un recht, ohne gerechte Ursache anzugreifen. Mache ihnen klar, daß du nichts segnen kannst, was nicht von dir ausgeht, und überzeuge sie. daß alle die jenigen, welche das Schwert nehmen, sollen durch das Schwert umkommen." Und aus England zurückgekehrte Frauen berichten, daß sie zugegen gewesen waren, wie am Schlüsse des Gottesdienstes in englischen Kirchen nach den üblichen Gebeten auch noch in folgender Weise gebetet wor den sei: „Herr Gott, nun haben wir für die Unfern gc betet: aber getreu der christlichen Lehre wollen wir nun auch für unsere Heinde beten. Du hast den Geist des Deutschen Kaisers mit Wahnsinn um- uachtet, du hast den deutschen Kronprinzen veranlaßt, Selbstmord zu begehen: nun laß, o Herr, deines Zornes genug sein und sei ihnen wieder gnädig!" Vie Lage in Persien. Konstantinopel, 2l. Oktiöer. In hier cinge troffenen persischen Blättern wird di: reforma torische Tätigkeit der persischen Re gierung auf allen Exbieten geschildert und u. a. erwähnt, daß zwei neue G:ndarmerie-Regimcnter in Aserbeidschan und Chorassan gebildet sind. Die Parteigänger des entlassenen Generalgouvern.'urs von Aserbeidschan versuchten auf Antrieb von rus sischer Seite Unruhen h:rvorzurufen, aber ohne Er folg, da die Negierungstruppen gegenwärtig infolge der Verminderung der russischen Truppenzahl an Zahl überl'gen sind. Der russische Einfluß in Aserbeidschan nimmt täglich ab. Der Historiker Achmed Ra slim beginnt im „Tasvir-i Ekfiar" mit der Veröffentlichung einer Artikclrcihe über die geschichtlichen Traditionen, die die Ukraine mit der Türkei verbinden, die eine Zeitlang über jenes Land herrschte. fluf Grün- geraten. London, 24. Oktober. Die „Times" melden: Das britische Torpedoboot „Dryaden" ist an der Nordküste Schottlands auf Grund gelaufen. Tie Mannschaft wurde gerettet. Protest -er jkan-inav'ifchen han-els- vertretungen gegen Englan-. Lhristiania, 23. Oktober. Die norwegische H a n o e l s k a m m e r in London ließ Len leitenden engliichen Zeitungen einen Protest gegen die engliichen Preßbeichuldigungen zugehen, daß Skandinavien Petroleum, Getreide und Kohlen nach Deutschland liefere Wie die Statistik erweise, sei die norwegische Einfuhr der genannten Artikel eher unter als über der Normale. Außerdem beziehe sich das norwegische Ausfuhrverbot auf die genannten Artikel. Einen ähnlichen Protest sandten dänische und schwedische Institutionen an englische Zeitungen, Ehrenzulagen für Inhaber -es Eifernen Kreuzes. Die verfassungsmäßige Regelung einer Ehren- zutage für Inl>abcr des Eisernen Kreuzes aus dem Kriege von 1914 wird demnächst erfolgen. Nach den bisherigen Bestimmungen erhalten die Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1870/71 vom Feldwebel ab wärts, uw- zwar wenn sie die 1. Klasse erworben haben, eine Ehrenzulage von monarlich :> .tt, wenn sie die 2. Klasse besitzen, dieselbe Enrenzulage, sofern sie daneben das preußische Militärehrenzeichen 2. Klasse oder eine diesem gleich zu achtende mili tärische Dienstauszeichnung besitzen, lieber den U m - fang der Lhrenzulagen, die an die Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1914 gewährt werden sollen, sind noch keine Festsetzungen getroffen. Es ist bisher nur bestimmt, daß alle mit dem Besitz des Militärehrenzeichens 1. und 2. Klasse verbundenen Vorzüge auf das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse übergehen. Zu diesen Vorzügen gehören auch die Ehrenbezeigungen der Wachtposten. Eiferne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner: der Unter- offizier der Reserve im Grenadierregiment 100 Hans Vutpius, Sohn des Eiienbahn-Obersckretärs a. D. Vulpius in Dresden Plauen, der Feldwebel im In fanterieregiment 139 Kurt Schreite r, derStabs- arzt der Reserve Dr. med. Johannes Beyer, Sohn des verstorbenen Pastors Beyer in Kaditz bei Dresden, der Oberleutnant der Reserve im Feld- artillerie-Regiment 28 Dr. jur. Fritz Schettler, dem kürzlich das Ritterkreuz des Albrechisordens mit Schwertern verliehen worden war, der Leutnant Zm Kampfgetnrnmel auf -er Magiera-höhe. Von unserem nach dem ösieneichijchen Kriegsschauplatz entsandten Kriegsbe richterstatter erhalten wir folgenden, vom Kriegspreßquartier genehmigten Bericht: Orsterreichischev Kriegspreßquaciier, Oktober. Wir besuchten das Schlachtfeld, aus dem gegen wattig unsere von Süden und Westen onvriiigenden Armeen mit den Russen ringen. Im Rad in en der Ge: amt läge betrachtet, sieben sich liier bei Przemysl unser rechter und der russische linke Flügel gegenüber. Die Gesamtfronl reicht von hier bis hinauf n a ch War; cha u. Wir haben noch immer eine oe- tröchrliche Ueberzahl gegen uns. Außerdem haben ich die Russen überall eiugegraben und sehr stark ver- ichanzt. Sie sind Meister in der Kunst, eine solche Widerstandskraftige Position henustellen Sagte doch ein Batterietommandant draußen, daß sic sogar be lonierte Batterien teilten. Wir fuhren im Auto mobil auf der Straße nach Nizauiowicc etwa 20 Kilo nieder südlich, bis wir ausstiegen und nach Nowe M iasto hinausmarjchierten. Dor dem Ort Nowe Miasto. der an der Eisen bahn nach Przemysl liegt, trafen wir zahlreiche Tiains zur Verpflegung der Truppen im Gefecht und Munitionskolonnen, die schön geordnet jeder auf sei nem Platze standen, während die Soldaten sich ganz rergnügt gehen ließen. Di« Fahrkllchcn brodelten, und die Kutscher lagen aus Stroh neben den Pferden und schliefen ungestört von -em Donner der Kanonen, die gleich hinter dem Ort aufgestellt waren. Wir passierten den Fluß Wiar, neben dem von Pionieren hergcstellten Notsteg, da die große Zcmentbrücke da neben von den Uniriqen früher gesprengt worden ist. Während wir mit dem ins Gefecht marschierenden Bataillon neben dem Steg gingen, platzten zahl lose Schrapnells neben dem Ort leibst. Aber als wir diesen wenige Minuten später betraten, sahen wir, baß niemand sich darum kümmerte. Gleich am Ortseingang ist in der großen Mühle ein >,ilssplatz eingerichtet, kenntlich an der weißen Fahne mit dem roten Kreuz. Hier iahen wir die ersten Verwundeten. Zumeist waren es Leichtver wundete, Sic selbst aus der Feuerlinie hierherkamen. Wir erstiegen die Höhe und trafen hier den Genera Ist ab einer Infantorie-Trup- pcndi Vision sowie einen B r i g a d c st a b. Der Divisionär leitete von hier aus den Fortgang des Gefechtes. In einigem Abstande beobachtete durch ein mächtiges Sck)«renfernrohr ein Generalstäbler die seindlichcii Stellungen, während an einem Feldtele phon im Graben dahinter ein Hauptmann Meldun gen aufnahm und Befehle weitergab. Wir kamen gerade im glücklichen Moment an, denn während wir dabei waren, uns ein,einen Offizieren des Stabes porzustellcn, eilte ein General herbei, der dem Divi sionär meldete: „E xzellenz, ich melde gehor- s a m st, die Russen ziehen sich auf Sal- vczc zurück!" Sofort gab der Brigadier, der dabeistand, Beseh! an den Brigadestab. Uns zur Rechten begann der Wald, der in der Frühe noch in dem Besitz der Russen war. jetzt aber uns gehörte. Hier war M ann a n M a n n g e - rauft worden. Bajonetttolben halten furchtbare Arbeit yetan. Roch jetzt hieben die russijchcn Gra naten hinein, und Mann um Mann sahen wir die Verwundeten herauohumpeln. Dafür wurde uns auch ein herzerquickender Anblick zuteil: Während wir aus der Senkung, in der ein kleiner Bach floß, wieder aus die nächste Höhe emporstiegen, wurden aus dem Wald gefangene Russen gebracht. Drei starke Trupps, auch Offiziere darunter, kamen da her. Viel zu wenig noch immer für unsere Augen. In der Lenkung hatten wir eine Kompanie ge trosten, die sich hier langsam sammelte. Sie gebörte zu den Abteilungen, die am Morgen hatten zurück gehen müssen. Sctt vier Tagen standen diese Braven im Feuer, l-rtten auf offenem Felde dem Feinde aegenüber geschlafen, hatten noch im Morgen grauen sich mit dem doppelt starten ii-egner Herum gebissen, waren geworfen worden und gingen ruhig mit leerem Magen, aber mit vollen Patronentaschen non neuem vor. Der General, der gerade vorlxiknm. rief ihnen ein paar ainmunternde Worte zu. und ge horsam sct'oben sie sich wieder die Höhe hinauf, den Geschützen und Gewehren des hartnäckigen Feindes entgegen. Wir teilten mit ihrem Hauptmann den letzten Schluck Tee und das letzt« Endchen Salami und kletterten dann mit ihm den Hang hinauf. Oben sah man die Stell u »gen der Russen bereits mit freiem Auge sehr deutlich: in zwei Etagen die Schützengräben übereinander, auf dem Kamm oben die Artillerie. Allerdings von dieser nur die Deckung. Während wir sie gerade mit den Gläsern absuchten, schlugen fünf bis sechs Granaten vor uns hinein, so daß die Bäume aus dem Kamm unter den aufgerisse- nen braunen Erbmassen minutenlang ganz verschwun den blieben. Auch die weißen Schrapnellwöllchen hingen unausgesetzt über den Schützengräben. A der die Russen halten aus. Tapfer sind sie, und überdies sind ihre Deckungen vorzüglich. „Sie haben", erzählt der Hauptmann, „an den Deckungen zu ar beiten begonnen gleichzeitig mit der Belagerung von Przemysl, und jetzt kriegen wir sie nur mit Flankenseuer heraus. Dagegen sind sie emp findlich. Aus der Magier« haben sie in der kurzen Zeit eine Festung ersten Ranges gemacht, aber kriegen werden wir sie doch! Seit fün; Tagen raufen wir uns mit ihnen herum, aber jeden Tag kommen wir ein Stück näher." Da sahen uns die Russen herankommen und nah men die Kompanie unter Feuer. Sie schießen Hauptfach lick auf die heranrück en den Reserven, die daher viel meyr gefährdet sind als die vordersten Schwarmlinien. Wir wollen aber, trotz seinem dringenden Abraten. den Versuch wagen, uns näher heranzujchlcichen. Wir krochen an den Wald heran, bis wir einen freien Ausblick hatten. Der war auch lohnend genug. Keine drei hundert Schritt vor uns lag die eigene Schwarm linie, und etwa tausend bis.zwölfbundert Schritt da hinter die der Russen. Gerade brach ein Teil unserer Linie vor, machte den Sprung nach vorwärts und warf sich dann blitzschnell nieder, um sich einzu graben. Beinahe jedoch hatten wir diese Genug tuung teuer bezahlt. Wir standen an der Waldli- siere und beobachteten atemlos vor Spannung das Vorgehen unserer Truppen. Da plötzlich pfeift es links von uns wie ein Pfeil zwischen unsere Köpfe durch, pfeift am rechten Ohr vorbei, pfeift und pfeift und pfeift. Die Russen haben uns gesehen, halten uns für irgendeinen Stab und nehmen uns aufs Korn. Also zurück! Und mehr auf unser Heil als auf uniere Würde bedacht kriechen wir zu rück und machen erst weiter unten halt. Hier be gegnen wir dem Brigadier, der — im Wald gedeckt — mit seinem Stabe vorrückt. In der Nacht hat er wie seine Soldaten auf freiem Felde geschlafen, jetzt treibt er sie unermüdlich vorwärts. Er ladet uns ein, die Vorrückung mitzumachen und uns den Schluß angriff anzuschen. Aber unsere Zeit ist um, wir müssen zurück, um zum Rückmarsch der Truppen recht zeitig im Ort zu sein. Wir wünschen ihm also recht baldigen Sieg und marschieren zurück auf einer etwas anderen Linie als auf der beim Vorgehen. Aber mals ist uns das Glück hold, denn wir kommen an eine der Haubitzbatterien, die gegen die Magierahöhe im Kampfe steht, und haben Gelegenheit, die Ab gabe zweier Salven mitan zusehen. Dann eilten wir zu unserem Nowe Miasto zurück. Als wir auf den Notsteg kamen, begannen die Russen die Gehöfte am linken Dorfcnde zu beschießen. Schrapnells und Granaten sausten hinein, und nun züngelten rote Flammen auf. In der Nähe stand die schrvere Haubitzbatterie, die ihnen immer unangeneh mer wurde. Sie vermuteten sie hinter dem Ort un schönen alle die armen Häuser in Brand, aber er wischt haben sie unsere Batterien nicht. 'Nach einstündiqcm Marsch waren wir wieder bei unseren Automobilen, die sich auf dem Hinweg müh selig durch di« anmarschierenden Truppen und Muni- tionskolonnen hindurchgequält hatten. Auch mehre ren schweren Haubjtzba'.terirn oegegncten wir, die zur Verstärkung herangezogcn wurden. Gegen Abend waren wir in der Stadt, aber unaufhörlich rollten die Donner der Geschütze an der Magiers. Von Przemysl wurden wir darauf auf den soge nannten T a t a r e n hü g e l geführt. Es ist die höchste Erhöhung innerhalb des Fortgürtels, von wo aus man einen großartigen Ueberblick hat. Leider war die Atmosphäre voller Dunst, und wir sahen nicht viel. Außer einem Fesselballon und einem Aeroplan, der nordwärts flog, sahen wir nicht deutlich die Höhen, an denen wir vorgestern gewesen waren. Sie verschwanden im Nebel, nur wie ganz leichte Wölk chen sah man über ihren Kämmen die Schrapnell explosionen, und in braunen Schwaden hing der sich sammelnde Keschützrauch über den Kämmen. Arier unaufhörlich grollte und rollte es, und wenn man sich vorjtellte. was alles an Menschen hinter diesem Lärm, hinter diesen Nebel- und Rauchwolken hungerte, darbte, schoß und kämpfte und blutete, dann bekam man ein« Vorstellung von dem ungeheuren Ringen, das sich zu unseren Füßen abspielte. Ernst Klein, Kriegsberichterstatter.
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