Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe. svr r»>p?«g UN» Vorort, »ur» unser, rr»,«e unSepeditrurrrmaiiä-U» in» hau» gebracht; msnatU» t.4L M., virrtriiäbrNch S.7S M. Sei üer cheichüftssteU«, unsirn Ziliaira un» NusgodrsleUen adgekoit: monatlich iM..oi«rt«is»hriichrm. durch unser, auswärtig«» Ziiiaien in» hau» gebracht: monatlich I.»» M., virrtrllShrllch e.ra M. kur» »i, Post: innerhalb vrutsch. Iaa»o un» Srr »rutschen Kolonien monatlich l.ro M., vierteijährUch 4^0 M-, auaschliehlich postbestellael». Preis »<r «iuzeinummcr io Pf. vn tripzig, Sen Nachbarorten un» Sen chrtrn mit eigenen ZUiaira wir» Si, NdenSouoyobe noch am stden» Sc» erscheinen» in» hau» neiirsert. ^curdelsFeitung ^rrrtsblockt des Rockes und despolizercrrnckes der Stadt Leipzw «»Sattlon un» «eschaftastell«: lohanniagaff« Ur. I. » ;,rnsprech-s«oschluS Nr. ,4»»r. t»»42 un» i»»»4. los. Jahrgang kür Nnzeigen au» relpzig UN» Umgebung »i, /inzelgenpreise. ,spait>,«petineilettpf.,»"n.«am»,.u.,m., von auswart» r» ps» Nrkiamcn I.eo m., Kirin« fln,eigen »ieprtitreil« au» rop».d.wieScrkol.Nab..Knzei,eavoa0eh»r»«« im amtlichen keil »ieprtit- zeit« L» Pf. chefchäftaaa,eigen mit piaavorschrift 'M prell» erh-ht. Nada« na» raris. vrilagen: »elamtouN.LM.SasLaufen» au»fchi.po»g»dühr. stnzrigkn-stanahmr: ?ohannl»galfe», dri sämtlichen filiairn »,s kelpzigee Lagrblattr» un» all«» Knn»acen-«>cpe»itioa«n »«« In- un» Fusion»«», do»L,ip,ig,rrogebiatt »rschrint Werktag» »mal, Sonn»u.Zriertag»lmal. derüner Nr»atlion:vnücnZrUcal7,zcrn,prech«nnschIu-: Hansa Nr. 4»7. Nr. S2S. 1S14. Vannsdea», ürn 17. Dklober. knglanäz surcdt vor einer deutschen Landung. Aumuülnaeil Englaitds an Holland. — Verzweifelte Tage der belgischen Flüchtlinge. — Der Raubzug der Russen in Galizien. — Die Tage in Warschau. — Englische Anklagen gegen Eburcbill. — Persien und die Türkei. I Fremde Fürsten auf »rutschen Thronen. O Berlin, 15. Oktober. Aus dem Herzogtum K o b u r g - G o t h a ist in mitten der Ariegswirren die Anregung zu eurer Reform gekommen, die von Rechts wegen schon längst m Friedenszeiten halte vorgeuommen werden sollen: Ausländer sollen hinfort für die Thronfolge im Herzogtum nicht mehr in Frage kommen dürfen. Die Anregung könnte, -gerade aus den besonderen Verhältnissen des Coburger Landes heraus, auf den ersten Blick nicht recht begründet erscheinen: auch der der zeitige Herzog ist als Ausländer, ist als britisck-er Prinz geboren und ist doch durch und durch ein Deutscher geworden. Aber man wird vielleicht mit einigem Recht daraus antworten: das sei eine Ausnahme, ein sympathischer Glückszusall, der die Regel durchbreche, nicht sie aufhcbe. Zu dem ist der damalige Herzog von Albany als Mabe nach Deutschland gekommen und hat hier seine bestimmenden Eindrücke fürs Leben emp fangen. Es gilt aber nachgerade grundsätzliche Vorkehrungen zu treffen; ein für allemal — und nicht nur sür das Äoburger Land — die Gefahr oder, wenn man lieber will, die Möglichkeit ab zuwenden, daß (was doch auch und vor gar nicht langer Zeit vorgekommen ist) auf Grund ver staubter Erbverträge ein Landfremder, unter umständen ein uns und unserer Art durchaus Abgeneigter plötzlich, manchmal ihm selber nicht einmal willkommen, sich unter die deutschen Bundesfürsten versetzt sieht. Man kann, scheint uns, auch in dieser Zeit, wo wir mit Recht alle bedacht sind, einander zu schonen und gegenseitig Rücksichten zu üben, das Problem ganz ruhig und ohne Leidenschaft ab handeln. Auch ohne die Empfindungen von Deutschlands hohem Adel zu verletzen, der aus den Lchlachtfetdern so tapfer in Reih und Glied eine Pflicht tut und dessen Söhne in Prozent ützen, die sie ehren, den Blutzins dem Vater- ande entrichteten. Tie Eigenschaft, daß Deutsche, )ie außer Landes gehen, ihrem Voltstum ent fremdet werden, beschränkt sich nicht nnr auf die Meise der Fürsten. Auch Goschen und Bunsen sind schließlich deutschen Geblüts. Und auch Herr v. Rennenlampf wurde in den: Hause eines deut schen Landedelmannes geboren. Es kann auch keine Rede davon sein, den Herzögen von Mect- lenburg-LtreUtz und Oldenburg, tue, seit Gene rationen in Rußland lebend, zu Vollblutrussen geworden sind, daraus irgendeinen Vorwurf zu machen: nicht so tue Abstammung wie Umgebung und Erziehung entscheiden am letzten Ende über die nationale Zugehörigkeit. Rur dem soll vor- gebeugr werden (und ihm muß sogar vorgebeugt werden), daß ein so Erzogener, der mit dem Teutseylum längst nichts mehr gemein hat als den Ramen seines Geschlechts, eines Tages zur Herrschaft über ein deutsches Bundesgebiet bc. rufen werden könnte. Das stno Anomalien, die nur historisch zu erklären sind; die sich noch *. herschreiben aus der Zeit des souveränen Fürsten staats, wo man Läuver veräußerte, verervte und verschenkte wie Gutshöfe. Unseren heutigen Empfindungen aber schlagen soleye Bräuche ins Gesicht und, was höher gilt, sie können neben, her noch allerlei ernsthafte Gefahren bergen. In diesem Zusammenhang (in den sie ge. hört) sei uns gestattet, auch noch auf eine andere Gefahrenquelle hinzuweisen. Es ist dieser Tage berichtet worden, daß eine durch iyre Heirat der Sphäre der deutschen Bundesfürsten ange. hörende Dame iyre russischen Sympathien, die sie im Grunde nie verhehlte, durch eine Propaganda der Tat bekräftigt und ihren russischen Mädchen namen wieder angenommen habe. Wir wissen nicht, was und wie viel an der Rachricht wahr ist. Daß sie nicht sofort und nicht bisher demen. tiert wurde, läßt bei den verwandtschaftlichen Beziehungen der fürstlichen Frau immerhin allerlei unbehagliche Schlüsse zu. Auch aus einem anderen Zentrum deutschen Höschen Le- bens hat es sich in den letzten Wochen geregt, haben wir, weil dort eine von Geburt dem Hause Romanow zuzuzählendc Dann im W.twen- schleier lebt, eine Apologie unseres Landesfein- des, des Zaren Ritolaus le,en müssen. Ge- schehene Tinge sind ja nicht mehr zu ändern. Aber sür die Zukunft sollte man sich diese Er,ahrungen doch zur Lehre dienen lassen. Es ruht kein Segen auf diesen deutsch-russischen Fürstcnchen. Die nach Deutschland verpflanzten russischen Großfürstinnen haben sich bis aus wenige Aus- nahmen — einer von ihnen hat sogar einst Schiller gesungen bei uns nie heimisch ge- iüblt. ksfn der kleinbürgerlichen Enge der deut schen Residenzen trauerten sie dem Prunk und den breiten Verhältnissen des Petersburger Ho fes nach, motiert.n sich heimlich und waren froh, wenn sie an das Großfürsten-Eldorado an der Riviera flüchten konnten. Die deutschen Prin zessinnen ab.r, die nach Rußland heiraieten, sind sogar ausnahmslos unglücklich geworden. Ob- schon die meisten - von ihnen, darin leider ihren rassischen Standesgcnossinnen durchaus unähnlich, Ration und angestamm ten Glauben, sobald sie in Wirballen die Grenze überschritten halten, eilends abtaten. Die Zeit nach dem Kriege, der das Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland von Grund aus wan delte, wird, so ist zu hoffen, diese Tinge von selbst ändern. « . . Vie Deutschen auf -er Verfolgung. Amsterdam, 1V. Lktober. Tie Z itnng „Nicuivs vau den Tag" mc.det aus < ränge vom t 5. Lktober: 20 000 Deutsche brfii den sich in Maid eg cm. Tie 8 uglau der ziehe» sich an dauernd zurück. Belgische «oloatcn über schreiten fortgesetzt die Grenze. Maldegcm liegt ö l lick, von Brügge, etwa 4 Kilometer von Ser holländischen Grenze entfernt- Aber die Besetzung von (pikende werden von dort noch folgende Einzelheiten gemeldet: Ostendeist am Donnerstag von den Deut schen besetzt worden. Als die deutschen Truppen sich Ostende näherten, waren dre englischen Truppen schon teilwe.se eingeschifft, teilweise nach Süden ab gezogen. Die Ueberreste der belgischen Armee — nach einer Mitteilung des „B. L." angeblich 30000 Mann — waren nach Süd west en ab marschiert. Der Dienst am belgischen Grenzbahnhofe Esschen wird von deutschen Marine soldaten versehen. Einer der Seeleute waltet am Schalter, ein zweiter ist Kontrolleur, zwei fahren auf der Lokomotive mit, ein anderer ist als Schaffner tätig. Dem „B. L." wird dann noch berichtet: Die Deutschen bewachen sämtliche nach Holland führenden Straßen, so daß der Uebertritt den Belgiern nur aus Wäldern und auf Mooren möglich ist. Die Deutschen besetzten auch bei Heerte das Kapuzinerklo st er, dessen Mönche nach Breda entflohen. Antwerpen muß die deutsche Garnison beköstigen. Rotterdam, 16. Ottober. Der „Nieuwe Rotter- damsche Courant" meldet aus Rojendaal: Die deutsche Behörde forder.e von der Stadt Antwerpen den vollständigen Unterhalt der 15000 Mann starken Garnison. Die Vorschrift, daß die Türen bewohnter Häuser nachts geöffnet bleiben müssen, wurde rückgängig gemacht. Zn Antwerpen sind mehrere Restaurants eröffnet worden, in denen deutiche Offiziere vertehren. Die Preise der Lebens mittel sind noch billig. Man ißt in einem jener Restaurants ganz vorzügliche Sachen für 1'/-—2 Fronten für einen (Sang. Vie belgischen Flüchtlinge. Kopenhagen, 16. Oktober. „Nationaltidendc" ,neld:t aus London: Fortgesetzt kommen noch belgische Flüchtlinge in England an, es sind nun insgesamt 16V 000 Personen. Tausende von Heimen öffnen sich ihnen. Zweitausendfünf hundert verwundet: belgische Soldaten sind gestern angekommen. König Albert will bei der Armee bleiben, die Königin weigert sich, ihn zu verlaßen. Rotterdam, 16. Oktober. Dem „Nieuwe Rotter- damschen Courant" wird aus Sluys vom 15. Okto ber gemeldet: Die Zahl der Flüchtlinge aus dem nordwestlichen Belgien, die hier durchgekommen sind, wird auf 6V VVV geschätzt. Ihr Zu st and ist unbeschreiblich: es gibt sür sie keine Unter- kunft, so daß viele di« Nacht auf der Straße zubrin- gen mußten. Es herrscht Mangel an Nah rungsmitteln. Die Bäckerläden sind leer. Alle Baucrnwagen sind requiriert, um die Leut« nach Breskens zu bringen; aber auch dort ist alles voll. Zwanzig groß« Boote, die sonst für die Beförde rung der Zuckerrüben benutzt werden, sind ganz mit Flüchtling.'» besetzt. Der schuldige Churchill. London, 16. Oktober. Die „Morning Post" setzt die Angriffe auf Churchill fort und sagt: Die Behörden von Antwerpen betrachteten die Ueberaabe als unvermeidlich. Aber Churchills Besuch veranlaßte die Aenderung des Planes, da er versprach, britische Truppen zur Verteidigung Antwerpens zu senden. Er sandle dann aber nur eine kleine Abteilung, darunter Freiwillige mit nur einigen Wochen Ausbildung. Die „Morning Post" betont, Churchill habe die Hauptverantwortung, denn er sei die Seele der britischen Expedition nach Ant werpen gewesen. Das Blatt lobt zwar die mutige Haltung Churchills bei Beginn des Krieges, erklärt aber, nach dem, was geschehen sei, müsse man lagen, daß seine Eigenschaften in der jetzigen Stellung ihn zu einer Quelle vonGesahren undSorgen für die britische Natron machen. Englands Furcht vor einer deutschen Landung. Bereits in der gestrigen Abcndnummer gaben wir die von starker Besorgnis beeinflußte Aeußerung des militärischen Mitarbeiters der „Times" wieder, wonach sich England nunmehr darauf gefaßt machen müsse, in der Hei m a t angegriffen zu wer den. Diese Stimme ist nicht vereinzelt, sondern sie bringt nur die allgemeine Stimmung zum Ausdruck. Das geht auch aus folgender Drahtmcldung hervor: Bc rli n, 16. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Aus London wird über Rotterdam der „Nat.-Ztg." be richtet: Man betrachtet hort das Borrücken der Deutschen zur Küste mit ernster Besorg nis, und es erheben sich bereits zahlreiche Stimmen, die Vorschläge machen, welche Maßregeln im Falle einer deutschen Invasion unter nommen werden sollten. Trotz dieser Besorgnis geht aus der Haltung der Blätter, die zum Teil eine günstige Zuversicht ausdrücken, hervor, daß man in England an eine unmittelbare Erfahr nicht glauben will oder, besser gesagt, nicht glauben kann. E- scheint ganz außer dem Eedankenbereich zu liegen, daß das Land sich selbst verteidigen müsse. Charakteristisch aber ist es, daß unter der en glischen Küsten bevölkerung eine Bewegung sich bemerkbar zu machen beginnt, die Orte zu verlassen, um sich nicht einer Gefahr auszusehen, die vielleicht näher ist, als die Oeffentlichkeit zugcbcn will. Zn Dover, Folkestone und Ramsgate sollen an die Ein wohner Kundmachungen gerichtet worden sein, in denen Verhaltungsmaßregeln erteilt werden. Zn London wird nachdrücklich gefordert, daß nunmehr die englische Flotte in Tätigkeit treten muß. hollanü veranlaßt öle belgischen Flüchtlinge zur Heimkehr. Dem „Berl. L.-A." wirv aus Rotterdam weiter gemeldet, Laß Holland unter der belgischen Invasion nach wie vor leide. Tie Zahl der Flüchtlinge kommt einem Viertel der belgischen Landesbewohner gleich. Holland aber ist wegen der Knappheit anEetreioeckorräten schon seit 3 Wochen aus Graubrot angewiesen Gestern, so heißt es in dieser Meloung, fuhren um 12, 3 und 7 Uhr aus Rosendaal Züge nach Antwerpen ab Holländische Eisenbahnbeamte führten sie bis Löschen. Dort wurden sie von belgischen Eijenbahnbeamten, die in deutsche Dienste getreten sind, übernommen. Aber nur sehr wenig Belgier benutzten die Gelegenheit, nach ihrer Hennat zurückzutehren, nnd im ganzen wurden nur 350 Fahrtarten gelöst. Unter den 350 Reisenden waren sogar noch viele deutsche und holländische Handelsreisende, Vertreter von allerhand Firmen, Büro- beamie usw. In Vlissingen kann in den Schulen kein Unterricht staitfinden, weil die Schulgebäude mit Flüchtlingen überfüllt sind. Nach einer anderen Meldung oeginnen zumal die befserge st eilten Belgier allmählich an die Rückkehr zu denken, weil ihnen von der holländischen Regierung nach Ablauf von 12 Tagen mit der zwangsweisen Heimbeförderung ge droht worden ist. Nachdem durch die in anderen Grenzorten eingetroffenen Antwerpener mitgeteilt worden ist, das Leben unter der deutschen Regierung sei durchaus erträglich, beginnen sie die Koffer zu packen und in Droschken, Lastwagen und anderen Gelegendeitsvchikeln nach Antwerpen und Umgebung zurückzukchren. Allmählich vermindert sich die Zahl der ungebetenen Gäste. Bloß das arme Volk, dem es in Holland vorläufig noch besser geht als in der Heimat, richtet sich in den Baracken «in und läßt sich von den Komitees ernähren. Abfertigung englischer Zumutungen durch Holland. Amsterdam, 16. Oktober. „Algemeen Handels blad" schreibt: Es ist die Pflicht der Presse neu- traler Länder, sich gegen die kriegführenden Länder unvarte lisch zu erweisen und sich alles dessen zu enthalten, was diese beleidigen könnte. Aber diese Verpflichtung belastet die Presse der kriegführenden Länder mit der gleichen Pflicht. Es muß ihr schlechterdings verboten sein, neutrale Länder herauszufordern und zu beleidigen. Das „Handelsblad" wendet sich darauf gegen einen Artikel in der „Saturday Review", der vor schlägt, England solle Seeland während des Krieges pachten oder kaufen und an Belgien geben. Dies müsse die künftige Grenze Hollands sein, wenn wieder die Rede vom Frieden sei. Das „Handcisblad" lenkt die Aufmerksamkeit des britischen Gesandten im Haag aus diese schänd liche Beleidigung eines neutralen Landes, das ehrlich bemüht ist, seine Pflicht gegen alle Nach barn zu tun, und das seine Neutralität zu eigenem großen Verlust mit aller Macht fesrhält und den britischen Schiffbrüchigen und Znternierten sicher keinen Grund zu Klagen über Hollands Neutralität gibt. Das Blal. fährt fort: „Da unsere eigene Regierung so streng sorgt, daf, unsere Presse die Neutralität gegen England nicht verletzt, so möchten wir fragen, ob nicht die britische Regierung die britische Prelle ebenfalls mahnen kann, Holland nicht zu beleidigen und zu beschimpfen. Kann es eine größere Kränkung geben, als den Vorschlag, Seeland, das mit Holland das Herz der Niederlande bildet, von England kaufen zu lassen und hinzuzufügen, daß beim Frieden diese Grenze doch an Belgien fallen müsse?" Das „Handelsblad" wendet sich dann gegen die Stelle des Artikels der „Saturday Review", daß in Kriegszeiten das Recht dem KriegsteHt weichen müsse, das das Recht des Stärkeren sei, und sagt: „Wenn Wochenschriften, wie die „saturday Review", so a»s roheste Militaristen schreiben, ent steht die Besorgnis, daß die Achtung vor dem Völkerrecht in England bereits mehr als erschüttert ist. Die neutralen Staaten müssen oavon Kenntnis nehmen." Das „Handelsblad" beschäftigt sich ferner mit einem Artikel des „Spectator", der bedauert, daß Holland neutral geblieben und nicht Partei für Deutschland ergriffen habe, da die Neutralität für England keine Hilfe, sondern nur eine Be lästigung sei. Das „Handelsblad" schreibt dazu: „Die Neutralität ist ein schwerer Harnisch, der wenig beschirmt, aber unsäglich drückt. Jedenfalls dürfte der Träger eines solchen Harnischs, der das Schwert nicht gebrauchen darf, nicht obendrein beleidigt werden." Zzanzöstjche hostnungsseligkeit. T Berlin, 16. Ottober. zEjg. Drahtm.) Die Franzoien zeigen nach wie vor ireudige Zuversicht, wenigstens aus dem Papier. Dem „Lotalanzciger" wird nämlich aus Mailand be richtet: Nach dem Pariser Korrespondenten des „Corriere oella Sera" berechtigt die Lage vor der Front zu den besten Hoffnungen. Besonders günstig sei die Lage auf den beiden Flügeln, am linlen an der Grenze Belgiens und am rechten bei Verdun. Die Besetzung von Ppern zeige, daß die Verbindung mit dem belgischen Heere bereits her gestellt und ein Zusammenarbeiten der beiden Heere gesichert sei. Die Folgen werde man bald sehen. Die Deutschen dehnten ihre Front in Belgien immer werter aus, stießen dabei aber auf denselben ehernen Widerstand wie auf der Front in Franlrerch. Oestlich von Verdun machten die Deutschen die verzweifeltsten Anstrengungen, um sich der eisernen Umklammerung ihrer vorgeschobenen Stellung bei St. Mihiel zu entziehen. Für Verdun sei nicht die geringste Gefahr vorhanden, solange cs den Deutschen nicht gelingt, ihre schweren Belagerungsgeschütze in Stellung zu bringen. Das habe aber nach Meinung des Be richterstatters und der Pariser Kritiker noch gute Weile. Warten wir's ab. Vielleichts kommt's recht bald ganz anders. Vie Kämpfe in Frankreich. London, 16. Oktober. Die „Morning Post" meldet über di« Kämpf: in Frankreich: Zn S«r letzten Woche machten die Deutschen heftige An griffe, um das Zentrum der Verbünde ten zu durchbrechen. Si« wurden j:doch zu» rückg«schlagen. Aber die Kämpfe sind sehr ernst, es gibt Zeiten, wo die Deutschen Terrain zu g:- winncn scheinen, aber im ganzen bleiben die Stel lungen die gleich:». Zn der letzten Nacht sah ich, berichtet der Korrespondent, wie 100 000 (?) Mann französische Infanterie auf schnellen Motorwagen