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Morgen-Ausgabe. für Leipzio »n» Vorort» Sur» unser, kr«a»r VkAUASpcklfk» unS Sp«Stt»urr rmal«üglt» Ino stau. o»drochtr mono««» 1.«» M., »ierieliLdriich 3.7» M. Sei Ser »»IchüK»N»U», unfern Ztltalen un» Nu»gab»NeU»n adgedolt! ni»nariIch>M.,vt»rt»l>Shrltch3U1. Vurch unser« »»»«Srtiaen ZUIalen In» yau» gebracht: monatlich t.r» m., o'.erteljSkrllch 4.so IN. kur» Sie Post: Innerhalb deutsch, lanSo unS Ser »rutschen Kolonien monotll» IS« M., vlerteliührlich 4^» M., auoschllehlich postbesteUnel». Preis »er Einzelnummer I» Pf. 3n Leipzig, Sen Nachbarorten uns Sen ivrten mit eigenen Zllialen wir» »te fidcnSausgade noch am fidenü üe» rrschetnea» in» yau» aeliesert. hmrdelsSeitmrg /lrntsblalt des Rates und des pollreuuntes der Stadt Lerpzro NeSaktion un» SeschSftosieU«: ^»hanaiogass« Ur.4. o Zernsprech-Mnschluß Nr. I4»4L, >4443 an» 14-44. ISS. Jahrgang fü' Anzeigen aa» Leipzig an» Umgebung »>, /inzeigenpreife. Ifpoui„5»tiez„l,r»pk.,»i»n.rlam„«ii,>m., »VN auewart« 3» Pf., Nekiamen 1.20 m.. Klein» Anzeigen »iepetitzeil« nur ropf.b.wt«»rrhol.rtab.,Aa,eigenv»a0,k»r»«a im amtlichengeil »iepetit zeil» ro ps. Seschüftoan,eigen mit plahvorschrtft >m Preis» erh»bt. Nadatt na» Laris, oeiiagear ch»sam«ausl.»M.»ao Laas«a» aaosch«. Postgebühr. Anzeigen-sinnabm«: Fohanniogasse», bei sämtliche« Filialen Seo Leipzig« Lagedlatte» un» oliea Annoncio-expeSitionen »eo 3n- uns Nuol-inSe». da»leipzigerLagedlatt erscheint Werktag» rmal,S»an»u.Zei»rtag»imaI. 0rr»n»rNrSakltoa:3oS«a2«U»o17.Zernipr«ch.naschluS: bonsa itr. 447. !lt. 525. Donnerstag, üen 15. Oktober. ldl4. Vie vecieutung der Meirung von Lille. Gefecht bei Brügge. — Fliegerangst der pariser. — Die schrecklichen Ulanen. — König Georg von England betet für die Hindus. — Empörung in der Kapkolonie. — Gute Nachrichten aus Kamerun. — Die Amerikaner spüren die Wirkungen des Krieges. * Es geht ruckweise. Lille ist besetzt. Lille liegt 11 Km von der belgischen Grenze in mitten eines sehr bevölkerten und gewerbe fleißigen Gebietes, hat aber auch als Festung besondere Bedeutung, und zwar als Mittelpunkt zur Verteidigung der Departements Nord und Pas-de-Calais. Es traf sich diesmal, daß der Bericht des Großen Hauptquartiers fast gleich zeitig mit einer Bekanntmachung des französi schen Kriegsministeriums über die Kriegslage erschien, und es ist also möglich, die Angaben zu vergleichen. Der französische Bericht meldet gleichfalls die Einnahme von Lille. Er ver brämt diese leidige Tatsache durch Mit teilungen über eine Angriffsbewegung, die von Hazebroucl und Bethune aus erfolgt sein soll. Nun steht aber nach dem Be richt des deutschen Hauptquartiers vom 12. Okt. fest, daß Hazebrouck, eine kleine, wenige Kilo meter von Lille westwärts liegende Stadt, be reits am 11. Oktober genommen wurde. Wenn also von dort aus ein Vorstoß unternommen wurde, so hat er sich, was der französische Bericht verschweigt, mittlerweile erledigt. Immerhin scheint die Meldung, die überdies von Fort schritten bei Arras und Albert, Orten zwischen Amiens und Lille, spricht, die Annahme zu be stätigen, daß in dieser Gegend versucht wurde, die Verbindung mit den neu angerückten englischen Streitkräften herzustellen, ver mutlich in der Hoffnung, nicht nur die deutsche Stellung an der Aisne unhaltbar zu machen, sondern auch — eine sehr eilige und dringliche Sache—Antwerpen Hilfe zu bringen. Eine LVeile mag dieser Versuch bedrohlich ge wesen jein, nämlich solange Antwerpen stand hielt, er war aber gescheitert, als die belgische und englische Besatzung die Flucht antrat und unterwegs keinen Halt zu gewinnen vermochte. Der gestern nachmittag eingegangcne Bericht sagt zwar nur kurz, daß der Feind seinen eiligen Rückzug westwärts „zur Küste" fortjetze und verfolgt werde; allein das bestätigt doch wohl die Aussichtslosigkeit eines etwaigen Versuches, mit diesem geschlagenen und zum Teil aufgelösten Heere noch irgend etwas auszurichten, es sei denn vielleicht die Rettung über den Kanal. Wir erwarten, daß diese Rettung nicht gelingt. Wir würden sonst bald einen neuen Bericht der britischen Admiralität über eine Helden leistung der englischen Marinetruppen zu lesen bekommen. Wie schon mitgeteilt, haben aller dings die belgischen Befehlshaber über das Heldentum der Engländer in Antwerpen ihre eigene Ansicht, behaupten sie doch, daß grade die englischen Marinetruppen zuerst und am eiligsten aufgcbrochen seien, um einen Vor-' sprung zu gewinnen und ihre Geschütze in Sicherheit zu bringen. Was der französische amtliche Bericht sonst noch bringt, ist nicht von Belang. Dagegen verzeichnet der deutsche Bericht die Fortdauer des Kampfes um Reims und — um die Kathe drale! Die Franzosen haben zwei schwere Batterien bei der Kathedrale aufgestellt, sicher nicht aus Frömmigkeit, um im Schatten der Kirche zu fechten, sondern einfach weil ihnen diese Stellung zweckdienlich erscheint. Von Bordeaux und Paris, von London wie von Rom schreit man die Welt voll mit dem Ge jammer über die deutsche Barbarei, die eines der herrlichsten Kunstwerke bedrohe; in Reims aber feuert man nach wie vor vom Platze der Kirche aus auf die deutschen Stellungen und be nutzt die Türme als Signalstation. Man pfeift mit Granaten auf Gefühlsanwandlungcu, die man den Deutschen überläßt. Wie der Bericht an- deutet, irrt man sich, ivenn man glaubt, man könne auf diese Weise die dcutsctie Artillerie zum besten staben. Lange >vird auch dort Vordringen der Oesterreicher in Galizien. Wien, 14. Oktober. Amtlich wir- berichtet: )n -er Linie Stary—Sambor—Me-yka sin- befestigte Stellrrnzen -es Fein-es. Nufere Truppen greifen an. Diese Nämpfe nehmen an Ans-ehnnng zu. In -en Narpatben nahmen wir Loronya nach viertägigen Rümpfen un- verfolgen -ie Ausfen gegen wy,ko. Aleinere erfolgreiche Gefechte mit zurüekgeyen-en fein-lichen Abteilnngen fanden auch im Visfotal statt. Der stellvertretende Lhef -es Generalstabes . von Noefer, Generalmajor. in der Front das Spiel nicht mehr weilcrgchen. Nach einer Meldung eines K.le^üve.ichtcrstatters sind die deutschen Schützengraben stellenweise so nahe an die französischen h.rangerückt, daß sich die Soldaten wie die Helden Homers vor Beginn des Kampfes Schimpsworte znrufcn. Wenn das vielleicht auch nicht sehr hübsch ist, so wird cs doch manchen Spaß geben, bis der volle blu tige Ernst einsctzt, und das wird bald ge schehen. Der französische Schlachtbericht. Paris, 13. Oktober. Eine amtliche Bekannt- machung von 3 Uhr nachmittags besagt: 1. Auf unserem linken Flügel habe» unsere To lösten ans der Gegend vonHazebrouck- Böthune gegen die feindlichen Truppen, Sie zum großen Teil ans Kavallerie bestehen und aus der Linie BaiUeul—Estaires—La Bafföe kamen, wieder sieDsfensive ergriffen. Tas von einer Territortalabteilung gehaltene Lille ist von den Tent,chen angegriffen und besetzt worden, Zwischen Arras nnd Albert haben wir Fortschritte „em acht. 2. Im Zentrum haben wir in der Gegend von Berry-au-Bac gleichfalls Fortschritte ge macht und sind leicht gegen Souain westlich der Argonnen und nördlich Malancourt zwischen den Argonnen und der Maas vorgegangen. Auf dem rechten Maasujer sind unsere Truppen, die die Maashöhen im Osten von Verdun besetzt halten, südlich der Straße Verdun—Metz vorgegangen. 2n der Gegend von Apremont haben wir auf unserem rechten Flügel ein wenig an Boden gewonnen und auf dem linken einen Angriff zurückgeschlagen. 3. In den Vogeien und imElsaß sind keine Veränderungen eingetreten. Zusammenfassend kann man sagen, daß der gestrige Tag Fortschritte unserer Truppen auf verschiedenen Punkten des Schlachtfeldes ge bracht hat. Eine amtliche Bekanntmachung von 11 Uhr abends besagt: Es ist nichts zu melden außer dem Bor in arsch in der Gegend von Berry - au - Bae. Vie Pacher beschweren sich über -ie Un tätigkeit -er französischen Zlieger. Kopenhagen, 14. Oktober. „Nationaltidende" meldet aus Paris: Hier herrscht allgemeine Ent- rllstung über die drei st en deutschen Flie- gerbesuche. Die Blätter fragen, ob die fran zösischen Flieger Ferien haben, und verlangen von der Regierung energische Eegenmaßregeln. Turin, 14. Oktober. Der deutsche Flieger, der Montag früh Paris überflog, hat, wie sich jetzt herausstellt, nicht eine, sondern insgesamt fünf B o m b e n niedergeworsen. Die auf den Nord, bahn Hof heradgeworfene Bombe, die, wie ge meldet, das Dach des Bahnhofsgebäudes durchschlug, fiel zwischen zwei zur Abfahrt b e r e i t st e h e n d e Züge, die mit Pafiagieren dicht besetzt waren. Sie verursachte eine furchtbare Panik, doch soll kein Mensch ums Leben gekommen sein Der Sachschaden war bedeutend. Die vier anderen Bomben haben in anderen Straßen außer großen Eebäudeschäden drei Personen getötet und mehrere schwer verletzt. Die gesamte Pariser Preße spiegelt die namenloie Entrüstung der Pariser Ein wohnerschaft wider. Von der Regierung werden stürmisch wirksamere Maßregeln verlangt, um ein für allemal die Möglichkeit auszuschließen, daß deutsche Flugzeuge überhaupt Lis nach Paris Vordringen können. Der rusiische Schlachtbericht. Petersburg. 13. Lltobcr. Nach einem Be richt des Großen Generalstabs dauern die Opera tionen an der Front fort, die sich aus der Gegend von Warschau längs der Weichsel und des San bis PrzemySl und wc.ter südlich bis an den Tnjestr erstreckt. In Ostpreußen ist keine Veränderung eingetrcten. Gefecht bei Srügge. Rotterdam, 14. Oktober. „Nicuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus Sas-van-Eent vom 13. Oktober: De belgisch-englischen Truppen, die aus Gent in der Nich.ung auf Brugge ab marschiert waren, sind von Seu Deutschen ver folgt und gestern abend ein geholt worden. Heute vonutltag war der Kampf rn vollem Gange. Amsterdam, 14. Oktober. „Nieuws van den Dag" meldet aus Salzas te vom 13. Oktober: Gestern hier eingetroffene Deutsche stellten die von den Belgiern zerstörte Brücke wieder her. Land- wchrtruppcn waren heute morgen damit beschäftigt, westlich von Salzacte Laufgräben aufzuwerfen. E.nige Bahngleise waren zerstört und die Telegraphen- und Telcphonapparate vom Bahnhof wes,genommen. Zn der Richtung von Secbrügge ist anscheinend ein Gefecht im Gange. Den ganzen Vormittag über war von dort her Kanonendonner vernehmbar. Rotterdam, 14. Oktober. Der „Nieuwe Rotter damsche Courant" meldet aus Mariembourg vom 13. Oktober: In Brügge fiel eine Bombe auf eine Kaserne. Vie Lage in Seat. Amsterdam, 14. Oktober „Nieuws van den Dag" meldet aus Sas-van-Eent vom 13. Oktober: Aus Gent wird berichtet, dag die Bewohner sich den Deutschen gegenüber freundlich verhalten. Das gegenseitige Verhältnis sei gut. Die Deutschen erklärten die Genter für brave Leute, denen sie durchaus nichts Böses tun würden Amtliches über -en Auszug" -er belgischen Negierung. Paris, 14. Oktober. Die „Agence Havas" meldet aus Bordeaux: Da die belgische Regierung in Belgien nicht mehr Freiheit genug besaß, um ihre Autorität auszuüben, bat sie Frankreich um Gastfreundschaft und drückte den Wunsch aus, ihren Aufenthaltsort nach Le Havre verlegen zu dürfen. Die Regierung der Republik antwortete alsbald, daß sie ebenso, wie sie der französischen und belgischen Armee eine gleiche Fürsorge angedeihen lasse, von ganzem Herzen die belgische Regierung auf nehmen werde und ihr volle souveräne Rechte bei Ausübung ihrer Hoheit und ihrer Regierungspflich ten zusichere. Der Marineminister begab sich nach Havre, um die belgische Regierung zu empfangen. Das gesamte bei ihr akkreditiere d i o l o in a t i s ch e Korps und eine bestimmte Anzahl von Beamten werden sich nach Le Havre e i n s ch i f f e n. Die französische Regierung ergriff alle Maßnahmen, um die belgischen Minister so gut wie möglich unterzu bringen. Die Fragen des internationalen Rechtes, die durch diese Uebersiedlung aufgeworfen werden, sollen derart gelöst werden, daß sie unseren Verbündeten zur vollkommenen Genugtuung ge reichen. Die belgische Regierung wird sich des Rechtes der Exterritorialität erfreuen und Portofrei, hcit und Vorrang im telegraphischen Verkehr ge nießen. Die belgische Regierung wird sich der Rechte erfreuen, welche dem Heiligen Stuhle von Italien im Garanticgc etz zugenchcrt werden. Vec Reichskanzler in örüsiel. Brüssel, 14. Oktober. Reichskanzler v. Bcthmann Hollweg ist in Begleitung des Chefs des Zivil kabinetts des Kaisers Valentini, des Gesandten Treutlcr und des Botschafters Mutius heute mittag hier cingctroffen. von -er öerennung Antwerpens. D Berlin, 14. Oktober. Aue Rotterdam wird dem „Berl. Lok.-Anz." gemeldet: Die Verluste der Belgier und Engländer waren e r - schreckend groß. In den Schützengräben war es geradezu entsetzlich. Die glänzend schießende deutsche Artillerie tötete öfters mit einer einzigen Granate 40 bis 50 Mann auf einmal. Nach der Ucbergabe der Stadt war die Kathedrale noch kurze Zeit infolge von Flugfcuer in Gefahr. Die Deutschen aber halfen kräftig, das Feuer von der herr lichen Kirche sernzuhalten. Don der Bürgerschaft Antwerpens sind bei dem Bombarde ment im ganzen nur 12 Personen getötet worden. An Schiff nach Englan-. D Berlin, 1t. Otober. Aus Rotterdam wird der „Nat. Ztg." gemeldet: Es wird berichtet, daß ein sehr großes britisches Geschwader von Transport fahrzeugen vor Ost ende angekommcn ist, um gegebenenfalls die frühere Antwerpener Besatzung einschiffen zu können. Rückbeför-erung -er Antwerpener Flüchtlinge. Rotterdam, 14. Oktober. Die niederländische Re gierung hat sich mit der Lettischen Miliiärbehörde über die Rückbeförderung der Flücht linge nach Antwerpen verständigt. Die Rück beförderung wird allmählich geschehen. Kundgebung -es -rutschen Gouverneurs in Antwerpen. Amsterdam, 14. Oktober. Der „Nieuwe Rotter damsche Courant" meldet aus Rosendaal vom 13. Oktober: Der gestrigen Erklärung des Bürger meisters und der Schöffen von Antwerpen über die Rückkehr Flüchtiger wurde nachstehender Anhang des deutschen Gouverneurs in Antwerpen in deutscher und holländischer Sprache hinzugefügt: „Vorstehende Erklärung ist mit meinem vollständigen Einoer st ändnis erlassen. Im Falle, daß feind liche Akte irgendwelcher Art vorkommen sollten, kann natürlich keine Garantie dafür übernommen werden, daß alsdann mit den Schuldigen nicht auch di« Un schuldigen leiden. Der Term.n von fünf Tagen für die Rückkehr gewißer Klassen der Bevölkerung wird auf zwölf Tage verlängert." Ferner wird in der Erklärung des Gouverneurs mitgcteilt, daß befohlen sei, keine Dörfer zu verbrennen und daß den bürgerlichen Behörden anbcfohlen werd«, Dürgcrwachcn aus sorgfältig ausgcwähltcn Männern zu wählen, um dem unerwünschten Verhalten auf rührerischen Personen zu wehren, so daß die Bürger selbst Garantien dafür schaffen, daß keine Schwierig keiten cintretcn. In Antwerpen tut die gewöhnliche Polizei mit ihrer üblichen Waffe Dienst wie bisher. Belgische Soldaten, auch solche in Zivilkleidung, sollen nach ihrer Rückkehr als Kriegsgefangene behandelt werden. Von den Antwerpener Flüchtlingen mitgebrachte Pferde, Fuhrwerke. Automobile und Viehbestände sollen bei schnell«! Rückkehr frei di« Zollschranken passieren. Jeder dürfe sein mitgenommenes Eigentum unge hindert nach seinem Wohnplatz zurückbringen. Die Regelung des Vahnverkehrs soll durch die holländische Regierung geschehen. — Vorstehende Mitteilung erfolgte mit Zustimmung der holländi schen Regierung.