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veue 2. Nr. 5^8. Nveno-ttusgüve. Leipziger Tageblatt. Frettsy. lS. Oktober lSl4. Vie Vertreibung -er Nu^)en aus Ungarn. Wien, 1». Oktober. Aus dem Krieqspreßquartier wird amtlich gemeldet: Die Vertreibung der Russen aus dem Marma. roser Komitat erfolgte nach einer Reihe sieg reicher Einzelgefechte. An diesen Aktionen hatten auch die Mitglieder der polnischen und u 1 rat- nischen Legionen bervorragenden Anteil. Die Angehörigen beide, Legionen zeichneten sich durch ihr mutiges Verhallen aus Hindenburg über -le Vauer -es Krieges. Aus Vriren wird dem ..V. T." berichtet, das, ei» Mädchen aus Briren dem Generalobersten o. Hin denburg einen Grus, iandte und als Antwort eine Feldpostkarte folgenden Inhalts erhielt: „Herzlichen Dank für freundliches Meingedenken. Der Krieg dauert hoffentlich so lange, bis sich alles unserem Willen fügt. v H i n d e n b u , g, Generaloberst." Siegreich: Kämpfe im Oberelfaß. Zürich, t». Oktober. lEig. Drahtmeldg.) Schweizerischen Zeitungsnachrichten aus Elsah- Lotbrineen ,«folge ist es den deutschen Truppen in einer Reihe schwerer Gefechte gelungen, die Stellungen der Franzosen aus elsässischem Bove» c i n z » n e h m e n. Der legte Durchbruchsoerjuch der Franzosen bei Volte nsberq und Pfirt ist wiederum an dem siegreichen Vorgehen tr, deutschen Truppen ge scheitert. Infolgedessen sind die französischen Vortruppen nach Belfort zurück» qeno m m c n worden. Ein englisches Flugzeug zur Landung gezwungen. Berlin, 16. Oktober. Ein englisches Flug- zeug wurde u Nocdfrankreich durch Artillerie zur Landung gezwungen und die Insassen ge fangengenommen. Der eine Insasse ivar Oberst Grcl), :in Bruder des Staatssekretärs. Portugal, der Zreunü Englands. Mailand, tli. Oktober. (Eigene Drahtnach richt.) Einer „Secolo".Meldnng aus Lissabon zufolge ist di« Kriegs « rklärung Portugals an Deutschland wieder zweifelhaft geworden, und zwar infolge der Eroberung Ant- werpens durch die Deutschen und infolge der an der spanischen Grenze ausgetretenen monarchischen Um triebe. Zn Badajoz sind wieder fast alle Führer der portugiesischen Monar chisten versammelt, ohne das, di« spanische Regie rung Maßnahmen dagegen treff«. Die Zeitung „Diario" in Lissabon wurd« wegen eines Aussehen erregenden Artikels, der Portugal vor dem Schicksal Belgien» warnte, beschlag nahmt. London, 16. Oktober. Das „Reutersche Bureau" erfährt: Die Empfindungen vollständiger Sympathie des portugiesischen Volkes für Großbritannien steigen seit Kriegsbeginn beständig. Portugal muh aus alle Möglichkeiten gefaßt und bereit sein, Großbritannien überall und jeden Augenblick zu unterstützen, wo es nötig sein wird. Die Meldung, daß Portugal Deutschland den Krieg erklärt hat, ist unrichtig. Urmia von -en Kur-en besetzt. Der Konstantinopeler Mitarbeiter des „B. L" meldet: Aus sicherer Quelle erfahre ich daß Urmia an der persischen Grenze von türkischen Kurden besetzt wurde. Der dortige russische Konsul wurde vertrieben Boykott von Kirchenliedern? Das englische kirchliche Organ „The Guardian" hat eine Diskussion darüber eröffnet, ob man nicht die deutschen Kirchenlieder und ihre Kom positionen gleich alles, was deutsch ist, boykot tieren solle. Besonders wird auf Luthers „Ein' feste Burg" und auf Gerhardts „Befiehl du deine Wege" in Wes lens Uebcrsetzung er- Karte vom nordwestlichen Selgien. innert. Das Blatt sagt jedoch selbst, diese Lieder seien ein Schatz heiliger Poesie und das Erbe jeder christlichen Kirche. Die englischen Kirchen seien Luther sehr zu Dank verpflichtet, so day sie sich durch den Boytott nur selbst schaden würden. verbotene Sammlungen für -ie Montenegriner. Mailand, 16. Oktober. Die Regierung verbot, den Blättern zufolge, die eingeleitcten Samm lungen für die notleidenden Monte negriner, die von mehreren ententefreund- lichcn Zeitungen der Lombardei veranlaßt worden waren, auf Grund der Neutralität des Königreichs. Die aus Umwegen über Skutari hier einlaufenden montenegrinischen Zeitungen berichten von einer ernsten Lage der Nahrungsmittelver sorgung Montenegros, nachdem keine rus sischen Getreideschiffe mehr durch die Dardanellen kommen. Die Beziehungen zwilchen Tokio und Peking gespannt. Frankfurt am Alain, 16. Oktober. Die „Franks. Ztg." meldet aus London: Der „Daily Telegraph" erhielt ein Telegramm aus Peking, daß die Be schießung Tsingtaus durch die Japaner zunächst eine Be r z ö g c r u n g erlitten habe, weil infolge des Mangels an Straßen sich die Munitionstransporte verzögerten. — Die diplomatischen Be ziehungen zwischen Tokio und Peking sind nach dieser englischen Quelle gespannt. Eiserne Kreuze. Das Eiserne Kreuz erhielten ferner: Der Ober leutnant im Infanterie-Regiment 178 Hans Diedrich, der Oberleutnant der Landwehr und Kompanicfiihrer im Reserve-Infanterie-Regiment 20 Artur Riedewald, der Hauptmann im In fanterie-Regiment 81 KarlFranz, der Oberarzt im Infanterie-Regiment 102 Dr. med. Kurt Kittel, Assistenzarzt an der Dresdner Frauen klinik, der Hauptmann Grahl von der Untcroffi- zierschulc, zurzeit Dataillonsführcr im Reserve-In- santerie-Neaimcnt 103. der Leutnant der Reserve im Grenadier-Regiment 101 Hell mut Hankel, Sohn des verstorbenen Professors Hankei-Dresden, der Stabsarzt der Reserve im Fcldartillerie-Negi« ment 6t Dr. med. Fritz Weiß wange in Dresden, der Stabs- und Bataillonsarzt im In fanterie-Regiment 139 Dr. G r o ß m a n n aus Chem nitz, der Unteroffizier im Infanterie-Regiment 104 Max Klopfer, der Ingenieur bei den Wanderer- Werken. Herbert Wester mann im gleiclsen Regiment, der Ziauptmann im Infanterie Reai- inent 139 Walter von Minckwitz fer wurde gleichzeitig zum Major befördert), der Hauptmann und Batteriechef im Feld-Artillcrie-Regimcnt -18 Lcoahardi, der Leutnant und Adjutant Ru dolf Leonhardi, der Leutnant der Reserve Klaas und Unteroffizier Jenke im gleichen Regiment, der Oberstleutnant im Husaren-Regimcnt 19 Bobsien fl. Klasse), der Sergeant in der Kavallcrie-Ersatz- Abteilung XII Paul Eberhardt ser erhielt die Friedrich August-Bredaille in Silber) aus Crim mitschau, der Soldat im Infanterie-Reoiment 105 Lehrer Erich E n g e l m a n n - Neukirchen sihm wurde gleichfalls noch die Friedrich-August-Medaille in Silber verliehen). Weitere Mel-ungen. * Berlin, 16. Oktober. Die Schiffahrt auf dem Rhein-Nhäne-Kanal zwischen Straßburg und Mülhausen und auf dem Rhein-Marne-Kanal von Straßburg bis Gondrcxang und darüber hinaus über den Saar-Kohlen-Kanal bis Saar, brücken ist wieder freigegeben worden. London, 16. Oktober. Nach dem „Daily Tele graph" hat die Negierung verschärfte Be- st immungen üb.'r die Ausfuhr von Wolle und Wollwaren erlassen, wodurch der Handel auf den neutralen Märkten wesentlich eingeschränkt wird. * Am Mittwoch nachmittag fand in Dessau die Einweihung des städtischen Ehrenfriedhofes statt, der im Süden der Stadt neben dem Krema torium errichtet worden ist. Mit der Einweihung der für dort verstorbene deutsche Krieger bestimmten Beerdigungsstätte war zugleich die erste Bei setzung verbunden: der Hauptmann und Kom paniechef Leopold Werner, dessen Großvaters Bildnis in Marmor gehauen im hiesigen Landes museum steht, wurde mit militärischen Ehren unter Teilnahme von Vertretern der Negierung und der Stadt zur letzten Ruhe gebettet. * An den Kämpfen um Antwerpen hat auch ein Sohn des Premierministers Asquith teilgenommen. * Die Stadtverordneten von Greifswald baden einstimmig dem Eroberer von Antwerpen, General v. Bcseler. einem geborenen Greifs walder, das Ehren bürgerrecht verliehen. * Die Reichshauptstadt unterstützt, wie Ober bürgermeister Wermuth gestern in der Stadtverord netenversammlung aussührte, jetzt 64 000 Krieger- f a m i l i e n. * Nach dem „Daily Telegraph" hat die Regierung verschärfte Bestimmungen über die Aus fuhr von Wolle und Wollwaren erlassen, wodurch der Handel auf den neutralen Märkten wesentlich eingeschränkt wird. Oie Hoffnung der Zranzosen. An die sagenhafte Menschenfüllc Ruß lands knüpft sich die unerschütterlich« Hoffnung der Franzosen. In bezug auf ihre eigene Kraft sind sie ziemlich bescheiden, aber das Bewußtsein, in dem Kampfe der Sieben gegen Zwei auf der Seite der Mehrheit zu stehen, erfüllt jeden Franzosen mit fester Zuversicht auf die endgültige Niederlage der Deutschen, der Vernichtung des Hauses Hohenzollern, „dieser Dynastie", wie der „Figaro" schreibt, „deren Verstand und Gefühl so ganz und gar soiolemment) antieuropäisch ist, vor deren Hochmut und raub» gieriger Anmaßung die Welt seit drei Jahrhunderten nicht aufgehört hat zu zittern." Im Bund mit so vielen Freunden kann Frankreich nicht unteraehen, wie 1870. Der „T e m p s" vom 3. Oktober schreibt in seinem Leitartikel: „Es ist 44 Jahre her, daß Frankreich in dem Kampfe stand, in dem Deutschland cs so heftig verwunden sollte. Um diese Kämpfer machte Europa einen Kreis, ohne zu intervenieren, und diese wenig wohlwollende Neutralität war für uns ein schlimmer Nachteil. Heut« hat sich die Situation geändert. Bittere Erfahrungen haben Europa gezeigt, wie teuer cs ihm zu stehen kommt, daß es in seinem Zentrum dieses aufsaugende und tyrannische Deutsche Reich hat entstehen lassen. In unserem Kampfe für die allgemeine Befreiung haben wir heute mit uns England, die Beherrscherin der Meere, Rußland, das unerschöpfliche Menschen reservoir, »md dieles erstaunliche Belgien, da» nach einer langen Ruhe seine militärischen Tugenden, die einem Cäsar Respekt einslößten, wiederfindet, di« Serben, deren Heldenmut den Sieg erzwingt, und sogar die tapferen Japaner." Doch die wirksamst« Hilfe erwartet man von den Russen, an deren Riesenmacht die deutschen Armeen zerschellen und verbluten müssen. „Es ist das Schicksal Deutsch lands", schreibt ein Berichterstatter des „Figaro" vom östlichen Kriegsschauplatz, „das in diesen Ebenen verspielt. Wenn seine Verteidigungslinie durch, krochen wird, folgt der Einfall in Schlesien, Oppeln und Breslau werden besetzt. Wenn es widersteht, wird sein Ruin verzögert. Aber schon gegenwärtig ist es unfähig zur Offensive, und wäre es einmal zweimal, dreimal siegreich, könnte es, selbst wenn es seine geschwächte und demoralisierte sl) Armee aus Frankreich zurückziehen würde, jemals dir über tretende Flut aushalten, die es zu verschlingen droht?" Wie man sieht, sind die französischen Zeitungs schreiber unverbesserliche Phantasten. /lur Leipzig und Umgebung Leipzig, 16. Oktober. Zamttiennachrichtea. Vermählt: .Herr Tr. Phil. Hubert Dumke und Helen« geb. Wahl in L.-Gohlis. Geboren: Herrn Äarl Lust und Frau Marie geb. Beyer in L.-Tellerhausen ein Knabe. Gestorben: Herr Fabrikbesitzer Arno Emil Trimer in Leipzig, 71 Jahre alt. Einäscherung: Sonnlag vormittag 11 Uhr Südsriedhof. — Herr August Priemet in L.-Connewitz, Hildebrand» slraste J3, 47 Jahre atz. Beerdigung: Sonntag vormittag 11 Uhr vom Trauerhause aus. — Frau Anna verw. höltzel geb. Hentschel in L.»L«l!erhausen, Paulinenstraste IS, 64 Jahre alt. Beerdigung: Sonntag vormittag Veit Uhr vom Trauer hause aus. * Das Eiserne Kreuz haben erhalten Rechtsanwalt Dr. Eugen Saupe, Oberleutnant d. R. beim In» lanterie-Regiment Nr. 139; Assessor Dr. Hans Leng« nick in Leipzig. Leutnant d. N. im Schützen-Regi ment Nr. 108, z. Zt. beim Landwehr - Inkanterie« Regiment Nr. 102; Stud. jur Vizefeldwebel im 120. Infanterie-Regiment (Ulm) Rudols Lampe, Sohn des Stadtrats Lampe in Leipzig. * Ordensverleihung. Der deutsche Kaiser, König von Preugen hat dem Musikalienverleger Robert Forberg, Inhaber der Musikalienhandlung Rod. Forberg in Leipzig, dem Herzoglich Sächsischen Hof« Musikalienhändler Carl Reinecke, Mitinhaber der Hofmusikalien- und Buchhandlung von Gebrüder Reinecke in Leipzig, und dem Königlich Württem« bergischen Hosmusitalienverleger Ernst Eulenburg, Inhaber des Musikverlags Ernst Eulenburg in Leipzig, den Roten Adlerorden 4. Klasse verliehen. Die Deutsche Burschenschaft und der Krieg. Di« Deutsche Burschenschaft hat sofort nach der Mobil« machung, am 2 August, durch Rundschreiben alle Burschenschaften ausgesorderl, ihr Haus vaterlän dischen und wohltätigen Zwecken zur Versügung zu stellen. Dementsprechend ist von allen Burschen schaften, die Häuser besitzen, verfahren. Es nehmen von der Deutschen Bur.chenschgft über 6000 Alte Herren und Aktive am Kriege teil. Gefallen sind bis jetzt über 150 Burschenschafter, die gleiche Anzahl ist mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. Aus ihrem Vaterländischen Stiftungssond hat die Deutsche Burschenschaft 10000 ,/k dem Roten Kreuz überwiesen und 20 000 .H Kriegsanleihe gezeichnet. " Auszeichnung. Die Königliche Kreishaupt- Mannschaft Leipzig hat dem Eisenhobler Franz SodrsidMLLviürivll Lömebiirz Ki-immalkvbv 8tr. 21. HO 1298R Vor Vie dunckert Oage. 3äj Neman aus dem Jahre 1815 von M. von Witte». Ney, der tapferste der Tapferen, der Mar schall von Frankreich, der Fürst von der Moskwa, er hält ungeduldig vor der ungeheuren Reiter inasse, zum Angriff bereit. Stolz schweift sein Auge über tue herrlichen Truppen der Kürassiere, der Dragoner, der Karabiniers, der Gardercitcr, der (Grenadiere, der Lanciert und Chasseure zn Pferde. Da — endlich! — erreicht ihn seines Kaisers Besch! f Sein Pferd tänzelt, er hebt sich im Bügel und schwentt den Degen. „Vive I'omporeur!" Cin Echo ans Tausenden von kehlen ant wortet ih:n. Und nun reitet ,r, an der Spitze oon fünf- lausend Reitern im Trab, in die Bodensenkung hinab Einer gewaltigen Meercswogc gleich slu. teu die Massen durch das mannshohe Getreide der Geländemulde, allen Verlusten zum Trotz, dcir jenseitigen Hang von Mont-Lt.-Hean hinauf, bis in aas englische Zentrum hinein. Die Ka nonen sind erobert, wohl sechzig an der Zahl, aber Protzen und Pferde fehlen, sic wegzu schaffen, .yammer und Nägel sie zn verderben. ,,.r iarru're, daß die Leiber der Rosse den '."l, a hl'H weile.', di' le.'.te Stufe der Höhe hinan. Ein Stutzen: zwanzig schach brettartig ausgestellte Bataillone drohen, Gewehr im Arm, den Anstürmenden entgegen Aber kein Schuß fällt. Trompeten schmettern. Todesmutig preschen die franzüsisclxn Netter gegen die feind liche Infanterie an — mit verhängtem Zügel, den Säbel hoch in der Lust, die heißen Leiber vorn über den Pferdekopf gebeugt. Ta: ..Gebt F. v!" Gäule stürzen, ül rsctüagen sich, liegen mit zerbrochenem Genick, Kürassiere, Gardereiter wäl zen sich in ihrem Blute. Und doch werden hier und da die ersten Nethen der englischen Infanterie niedergcritten, aber immer von neuem klingt es: „Schließt die Glieder!" Die Ucberlühnen werden niedergehauen. Engländer, Braunschweiger, Hannoveraner, Nassauer, — sic halten stand: soviel Karrees, so viel Felsen im Meer. Und jetzt wirft sich Lord Uxbridge mit einem großen Teil seiner noch unberührten Reiterei den schon ermüdeten französischen Reitern entgegen. Die raffen sich von neuem. Ney stürzt sich mit ihnen von neuem auf den Feind. Cin jähes Er schrecken durchzittcrt die Cumberland-Husaren, sie machen kehrt, in toller Flucht gcht's auf der Brüsseler Straße zurück. Wenn jetzt französische Infanterie zur Stelle, dann wäre Napoleon Frankreichs Thron gerettet! Aber die Infanterie fehlt. Die noch unberührten Garden stelzen weit zurück, bei Belle-Alliance. Napoleon gibt sic nicht her. Napoleon kann sie nicht hergebcn. Im Osten drohen die Uv-nßen. Ney muß zurück. Aber für die ermatteten französischen Reiter gibt eS drunten in der Geländemulde keinen Schutz. Die englischen Kanoniere sind zu ihren nicht beschädigten Kanonen zurückgekehrt — die Karrees haben sich in lange Reihen aufgelöst — mit einem Hagelwetter von Kleingewehrfeucr und Kartätschen wird Ney mit den Seinen über- schüttet. Ich Ney gähn Ekel und Wut. Stürzt heute Napoleon, so erwartet ihn, der den Bourbonen die Treue gebrochen, morgen der Galgen, furchtbarer Tod für einen, der in unzähligen Schlachten gestanden. Unmöglich! Er muh von neuem vor. Sieg oder schwach- voller Untergang! Er verdoppelt seine Scharen. Zehntausend Rosse stamvfen den Boden. Die Erde zittert In ungeheurer Flut schwellen die unzähligen Reitergeschwadcr die Höhe hinan, wieder über die Batterien hinweg, auf das eng lische Fußvolk zu, da» sich Wied« zu Vierecken zusammengeschlossen. Im Trab reiten sie an. Totenruhig stehen die zkarrees. Erst die letzten dreißig Meter reiten die Pferde in tollem Galopp gegen die Menschcnmaucrn an. Ganze Glieder werden überritten. Von allen Seiten stürzen Reiter herbei, englische, französische Reiter — zu wilden Klumpen ist alles geballt — Fahnen werden erobert — Flüchtende in Haufen jagen auf der breiten Straße nach Brüssel zurück — immer von neuem weiß der Taktiker Wellington, der längst seinen Platz unter der Ulme ver lassen und sich mitten in eins der Karrees be geben hat, die ihm gebliebenen Truppen zusam- mcuzuscharen und richtig zu verteilen. Wieder und wieder erneuert Nry in wütender Raserei den Angriff. Wieder und wieder weist Welling ton ihn mit kalter Stirn zurück. Ausharrcn bis auf den letzten Mann! steht in seinen eisernen Zügen geschrieben. Sein Auge überfliegt die kleine Schar, die ihm geblieben. Kaum dreißig tausend Mann. Aber die besten der Besten sind's! Die zähesten der Zähen. Und sie stehen noch! Noch stehen sie! Wie lange noch?! Daß doch die Preußen kämen! * * . Droben aus der Hohe über dem Schlößchen Frischermont hält noch immer Blücher mit seinem ^>tabe. Tie Stunden qualvollsten Harrens dehn- tcn sich ihnen zu martervollen Ewigkeiten. End lich, endlich, es ist viereinhalb Uhr, sind die beiden vordersten Brigaden Bülows dicht auf. geschlossen zu beiden Seiten des Waldweges vcr deckt aufmarfchierl. Die Reservelavallcric hin. ter dem Walde. Denn die beiden andern Infan- terie-Brigaden sind noch weit znrück. So geht es aus dem langgestreckten Höhen- rücken auf das Dors Plancenoit zu. Die grünen Husaren voran. Der Fcldmarschall an der Spitze. Otto dicht neben ihm. Eine kleine feindliche Reiterabteilung, die herangeplänkeit, wird ge- warfen. Aber da preschen auch jchan stärkere Rcitermajscn heran. Sie zwingen den Feldmar- schall, sich bis hinter das Fußvolk zurückzuzichen. Kaum, daß dieser Angriff zurückgewiesen, werfen sich auch schon französische Schützen dem Aor- wäctsstrebcn der Preußen in den Weg Aber jetzt — fast daß die Brigade Hilter das Dors Plan cenoit schon erreicht hat, — jetzt rücken starke französische Kolonnen gegen die Preußen heran. Die stürzen sich dem Feinde entgegen. Ein wil der Kampf entbrennt um das Torf und die an liegenden Höhen. Noch sind die Preußen zu schwach. Tie letzte Infantericbrigade fehlt noch immer! Und das Korps Pirch ist noch weit zurück. Plancenoit aber muß geuommen werden! Trüben bei La Haye Saint scheinen die Ver bündeten zu unterliegen! Eine französische Bat terie fährt dort neben dem hcißumstrittenen Ge höfte auf. Und daran vorüber wogen die unzähligen Ncitcrgeschwader Neys von neuem die Höhe von Mont-St.-Jean hinan! Blücher entsendet Otto von Jäger an Ge neral Zieren, der mit seinem Korps den etwas nördlicheren Weg üb.r Oh.in eingeschlagen. Er soll sofort sich nach Plancenoit heranziehen. Aber als Otto den General Zielen erreicht, ist eben auch dec General von Müssling, der preußische Bevollmächtigte beim Stabe Welling tons, bei ihm eingctroffen. Tic Not bei den Verbündeten ist groß. Nicht nur La Haye Saint, auch Papelotte und La Hape sind ihnen entrissen. Tie Brigade Omptcda nahezu vernichtet, die von Acten und KiclmannSegge ansS äußerste geschwächt — das Zentrum des Herzogs beginnt zu wanken. Und dabei brausen immer von n nein die wilden Kavallcricmasscn NeyS in wütendem Anprall gegen die heldenmütigen Verteidiger von Mont- Et.-Ican heran. Wie lange vermögen sic noch standznhalten? Müssling beschwört Zielen, dem linken Flü gel des -Herzogs zu Hilfe zu eilen. Und Zielen? — — — Bei Belle-Alliance aber steht der Kaiser, Mit düsterem Blick starrt er über das Schlachtfeld. tForlsetzun« tn der Morgenau»-aVe.tz ' ,