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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.10.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141003021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914100302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914100302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-03
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Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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veue 2. Nr. 504. Nveno«Nusgave. Vie Nrutralität Griechenlanö» unö -ie Pre^r. Athen, Z. Oktober. In seiner gestrigen Kanin: er re de Nagte ver Ministcrpräst. deut, das) die Presse die ütegierung in ihrem Be streben, die Neutralität aufrechtzuerdaltcn, nicht unterstützt habe, im Gegensatz zur öffentlichen Mciulinq Vcmcelos empfahl neuer lich dringend, d i e N eutrakitüt strikte zu b e vbamre n. Sulgarien und Nußtan-. Soft«, ll. Oktober. Unter Hinweis aus die Haager Konvent io» und die strenge Neu. iralität Bulgariens hat die bulgarische Ne gierung das Eriuchen Rußlands ab gelehnt, die Durchfuhr non Kriegs material ans Rußland nach Serbien zu geltatten. Die Lage in -er Türkei nach Aufhebung -er Kapitulationen. Konstantinopel, 3 Oktober. Der Souder- aus sch uh der Pforte nun Studium der durch die A nshebuug der Kapitulatic> neu geschaffenen Lage bar, wie verlautet, seiner Meinung dahin Ansdrmk gegeben, das; bi? auf weitere? Prozesse von Ausländern vor den entsprechenden >toni»taten verhandelt werden sollen. Dieser Bcicbtuß wurde vom Ministerrar genebnngt. Auftukr -er Neuserben. Konstantinopel, t!. Oktober. Nach dem „Osmani schen Lloyd" haben die Muselmanen in Ipek, Prizrend, Uestüb und anderen Orten die Waffen gegen die Serben erhoben. Die Serben hätten einem etwa WlM Mann starken albanischen Heer drei Bataillone <nt- gegcngestellt, von denen zwei aufgcricbcn worden seien 20 000 Albanesen ständen vor Ucsküb und hätten die Stadt zur llcbergabc ausgcfordert. Gelegentlich einer serbenseindlichen Versammlung in '.Vkonastir sei es zu einem Zusammenstoß ge kommen, bei dem zwölf serbische Gendarmen getötet worden seien. Eiserne Kreuze. Das Eiserne Kreuz wurde verliehen dem Haupt mann und Batteriechef in der 3. Rcscrvedivision des Feldartillerieregiments 0 T h c o d o r S ch i e m a n n, Sohn des Geh. Ncgierungsrats Prof. Theod. Schie mann, dem Leutnant und Regimentsadjutanten im lllanenregiment 8 von Prittwitz und Gasf- ron, Sohn des Admirals von Pritlwitz und Gaffron, dem Rittmeister a. D. und Eskadronführer im Schweren Reiterregiment l Waldemar von Henninges, Gestiitsdirettor des Landgestiits Kreuz, und dessen Bruder, Oberleutnant und Rcgi mcntsadjutant im Feldartillerieregiment 10 Hen nin g v o n Henninges, Söhne des verstorbenen Generalleutnants Benno von Henninges, der 1870 das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse erhielt, dem Haupt mann der Reserve im 0. Gmrderegiinent H e r m a n n von Grolman, Landgerichtsdircttor in Kiel, dem Oberstleutnant in einem Reserve Infanterieregiment Wilhelm von Grolman, dem Hauptmann im Grenadierregiment 7 Heinrich non Grolman, alle drei Söhne des verstorbenen früheren Gouoer ueurs des Znoalidenhauses in Berlin, General der Infanterie von Grolinan, der sich 1870 71 das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse erwarb. Wegen hervorragend tapferen Verhaltens vor dem Feinde wurden Oberst Mathis ilnzwijchei an seiner Verwundung ge storben), Major Eonsbrnch und Hauptmann Relle, sämtlich vom Infanterieregiment Nr. 186, vom Kaiser durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse ausgezeichnet. Weitere Met-ungen. * Aul Anordnung de - preussischen Knttu^- miiusters sollen nach dein „V T" in der Provinz Posen dort, wo Lehrermangel bestehl, Geistliche polnischen Religion nun>'nc!n erteilen. Vie hundert Tage. Ils Roman ans dem Iabre 1815 von M. von Witten. Der Baler war davvngestürml. Die Doehler halle keinen Versuch mehr ge macht, ich: zuriickzul>alteii. Mit brennenden Augen starrte sie nneutwegt und ohne ein Le- bcnszeichei: von sich zu geben, auf die Tür, hinter der er verschwunden Poll Heister Herzensangst mühte sich Otto, sic ihrer dumpfen Erstarrung zu entreißen. Er kniete, neben ihr nieder, überschüttete sie mit Liebkosungen, bat, flehte, schalt — kein Wort der Erwiderung ram von ihr.» Lippen. Endlich, um iliren Zorn zu reizen, nno dadurch vielleicht dem Schmerzensstrvme, der, sich nach innen er- gießen, sie zu ersticken drohte, ein Ventil zu schaffen, gestand er ihr, daß er von der Absicht des Vaters, sie auszusuchen, gewußt, daß er cs aber nicht über 'ich gebracht habe, ihr jenen Bries auszuhcindigen. 'Auch das fruchtete nichts. Mil aufcinandergepreßten Lippen, mit gänzlich ver ständnislosem Blick hatte sie nur einmal das .Haupt nach ihm hingewandl, um es dann sofort wieder der Tür zuzulebren. Da rist ihm die Geduld. „Zum Wetter in-ch mal! >i-annst du lern Wort für mich finden?! Ich muß wieder zum Dienst! —" Er hatte die S:ahluhr unter dem blauen Uniforimeock hervorgczogcn und blickte nun ganz erschrocken aus das vergilbte Ziffer blatt. „Teufel noch eins! In fünf Minuten muß ich wieder zur Stelle sein!" Er suchte nach seinem Tschako, den er vorhin irgendwohin geworfen. „Tosta - sei doch vernünftig! Lege dich schlafen! Morgen früh sieht sich alles ganz an. ders an." Er rüttelte sie unsanst an der Schütter. Auch seht keine Antwort. „Na — der kann's nichts helfen!" Ein Pfiff durch die Zähne. Er stülpte den Tschako aufs Haupt. „Adieu! — Daß die Frauen so unver. nünftig sind!" Zorn heuclwlud ging er zur Tür. Langsam. Bei jedem Tritt hoffend, daß sie ihn zuriictrusen werde. Als cs aber nicht gescl-ah, da warf ec in hell ausjlackernder Wut die Tür hinter sich zu und sprang die Treppe hinab. --- Als der Morgen emporstieg, kehrte Otto von Jäger Wn Dienst zurück. Noch war jenseits der Leipziger Tageblatt. Sonnstrenü, 3. Oktober 1914. liegt ein Lazarett. Die Straßen sind wie ausge» storben, Im Dorfe Haucourt beginnen die Bilder des Schreckens. Hier reiht sich Ruine an Ruine. Durch Granaten und Schrapnells mußten die Franzosen aus dem Dorfe geworfen werden. Audun le Roman — welche Stätte -es Grauens! Alle Häuser zerschossen und abgebrannt und die hohen Pappel bäume zwischen den Häusern verkohlt. Eine ältere Frau, die einen Karren vor sich her schiebt, ein wenig Kohlen darauf, hinter ihr drei verwahrloste Kinder — das sind die einzigen Lebe wesen, denen wir in einer früher blühenden Ortschaft mit etwa Einwohnern begegneten. Wir kommen nach Mars la Tour. Am Ein gänge des Ortes halten vordem französischen Krieger denkmal mehrere Karren, aut denen deutsche und französische Verwundete liegen. Vor diesem Postament auf dem w.r stehen, hielt alljährlich am 10. August der Bischoi von Nancy seine flammenden Revanche reden. Der Ort ist von Ambulanzwagcn, Munttions- tarren und Pferden vollgestopft. Soldaten waschen nui der Sirmze ihre Wäsche, vor der Mairie wird eben ein Rind geschlachtet. Mitten in den Munitions- tolonnen halten wir. Weiter geht unsere Fahrt zum Armeekommando. Wir parieren Pu^ceux. Unsere Kraftwagen sausen bergan dein Schloße zu, in oem das Kommando der Belagerungsarmee einquartiert ist. Bor dem Schloß blühende Blumenbeete, Wachtposten ringsumher. Wir treten in die Parterrcsäle des Schlosses, dessen Besitzer Baron Wangen vonGeroldseck ist; seine Ahnen standen lange in österreichischen Diensten. In einem kleinen Salon mit Möbeln in gelbem Seldendainau, reizenden Terrakottasiguren und seinen Spitzenoectchen am dem Kamin werden wir dem Generalstabschef der Belagerungsarmee vorgestellt. Wir verdauten ihm einen prächtigen lleberbliü aus dre milnürhche Situation im nordöstlichen Fraul- reich, vor allem längs des französichen Fortgürtcls zwischen Toul und Verdun. Die bisherigen Operationen der Belaqernncfonrmee. Im Einklang mit den großen Operationen der deutschen Armee, die mit ihrem Unten Flügel etwa die Gegend von Verdun erreichte und dann rechts ausholend mit dem rechten Flügel aus Paris ein setzte, wurde eine Operation angeordnet, deren Ziel das Durchbrechen der Maässorts zwischen Verdun und Toul war. Die hierzu bestimmten Kräfte haben vor etwa zehn Tagen ihre Ope rationen damit begonnen, daß ihre Hauptmaste im Zentrum vorgeschoben wurde, während nicht uner hebliche Teile der Durchbruchsarmcc deren rechte Flante gegen Verdun und die linke gegen Toul sichern mußten Auf der ganzen Linie haben sich sowohl in der Front als auch an beiden Flanten teilweise sehr schwere Kämpfe abgeipiclt. dleberall aber ist cs den deutschen Truppen gelungen, den Gegner zu werfen, trotzdem dieser zu seinen Angriffen und I Gegenstößen sehr zahlreiche starke nnd schwere Artillerie I aus den Festungen Toul und Verdun verwendete. Es wurde abschnittweise vorgegangen. Die natür lichen Befestigungen am Ostrand der Ente Lor raine waren von den Franzosen sehr geschickt ausgenützt, indem sie ctagenartitzc Stellungen über einander angelegt und schon im Frühjahr ausgebaut hatten. Sie waren für Operationen, wie sie jetzt stattfinden, vollkommen vorbereitet. Der erste Abschnitt der Operationen dec Be lagerungsarmee bestand in der Betämpfung dieser Stellungen am Ostrand der CBe Lorraine. Sie endete mit der Wegnahme dieser Stellungen und mit dem Vorschieben der an den Flanken verwen dete?! Truppenteile. Auch hier fanden nnd finden noch Kämpfe statt. Die Franzosen vcttuchcn hier — allerdings vergeblich — die deutschen Flanken zu bedrohen. Aber es war nicht allein mit der Wegnahme der Stellungen am Ostrande der C>'>te Lorraine getan, auch iu den waldigen Bergen, die sich vom Ostrand bis an die Maas er strecken, sind die deutschen Truppen auf starke», teil weise nicht ungeschickt geführten Widerstand gestoßen, indem die Franzofen auf verdeckten Waldwege?: ans der Richtung Liouville vorstießen, um immer wieder die deutschen Flanken zu belästigen. Gegen Ver dun ist der Feind derart zurückgedrängt, daß er schwerlich in der Lage ist, bedeustame Vorstöße zu unternehmen. * Die Eitlltiihme von Camp Pes Nomnins. Je sicherer die Flanken wurden, um so stärker tonnte das Vorgehen gegen die vier Forts Troyon, Les Pa raches, Camp des Romains und Liouville erfolgen. Zunächst wurde Camp des Romains angegriffen, binnen 21 Stunden war das Feuer dieses Sperrforts zum Schweigen gebracht- Donnerstag abend schon sind Truppen nach St. Mtyiel eingerückt und Freitag, am 25. September, wurde, nachdem die Aufklärung auf dem westlichen Maas ufer begonnen hatte, der Sturm auf Camp des Romains begonnen. Im Dunkel der Nacht stürmten deutsche Truppen das Lorgelände des Forts. Die Franzosen kämpften heldenmütig, aber sie konnten dem Ausräuchern ihrer Grabenwehren durch Behelfhandgranaten, welche die deutschen Pioniere handhabten, ebensowenig wider stehen, wie den» bayerischen Hausschlüssel — wie die Bayern ihren Gewehrkolben neunen. Die Behelfsgranate gleicht einer Maurer kelle. auf welcher Sprengkörper befestigt sind, welche eine Zündschnur verbindet. Auch Brandröhren, die raffiniertesten Räucherbomben, die man ersinnen kann, taten beim Sturm ebenfalls ihre Schuldigkeit. Die Pioniere schoben auf langen Stangen die Brandröhre?: in die Ocffnungcn der Graben wehren, um die französischen Mannschaften zu betäuben, welche hier die Flankierungs geschütze bedienten. O?t kam es vor, daß die deutschen Soldaien die französische?: frag'.cu, ob sie von den Vrandröhrcn noch nicht genug hätten und sich er geben wollten. D:c Antwort: „Wir lebe?: noch und deshalb kämpfen wir!" entsprach dem Heldenmut, mit dem sich die Franzosen an dieser Stelle ver teidigten. And die deutsche Frage: „Na, Kinder, habt ihr wirklich noch nicht genug?" wurde laut, bis die Helden von: Camp des Romains betäubt und be sinnungslos zusammemankcn. Die Verluste der Franzosen auf dem Camp des Nomains wäre?: sehr bedeutend. Trotzdem wurden gegen lOctO Gefangene gemacht Ihr Abzug erfolgte uurr: militäciichen Ehre?:, den Offizieren wurden die Tegcn belassen. Zwei deut che Regimenter leisteten cie Ehrenbezeigung, die deußchen Fahnen senkte?: sich grüßend, als d:e Besiegten vom Camp Les Romains rorüberzogen. W?r sähe?: sie einige ^tuuden später in St.Ben ois an Woevre, großgewachsene, starke und frische Gestalten, keine Jünglinge mehr. Die Mehrzahl trug die Blauhosen der Artillerie, nur wcni e In fanteristen waren darunter. Gierig tranken die Leute das Wasser, das sie erhielten. Das Aussehen aller mar reinlich und gut. En: Schimmer der Befrie digung strich über ihre Gesichter, als wir ihnen sagten, daß sie brillant geschossen hätten. Dann lauschten sie wieder ernst den: Kanonendonner, der aus Lionville kam. Les Parochcs und Troyon haben ihr Feuer am Sonuabeno eingestellt Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. „Die Deutschen in Erwartung ihrer schweren Geschütze." Unter dieser Ucbcrschnft bringen die Londoner „Times" eine Korrespondenz des „Observer" vom W. September aus Antwerpen zum Abdruck. Wir lesen da: „Mit jedem Tag scheint sich die fieberhafte Tätig keit um Belgiens neue Hauptstadt zu vermehren, denn es wird immer deutlicher, daß die Deutschen, denerr durch die zahlreichen Ausfälle aus Antwerpen so viel Schaden erwuchs, fest entschlossen sind, die Festung, wen?: immer möglich, zu nehmen. Dio kleine, ausgezeichnet arl'ütende Fliegertruppe brachte in Erfahrung, daß die Deutschen, die in einer Ent- ternuug von zehn bis zwölf Meilen vor -en äußerster Forts verschanzt liegen, cs für vcrloiene Mühe halten, bis nicht -ie großen Geschütze hcrbeigcbracht und in Tätigkeit gesetzt wceden könnten. Nur kosten die Vorbereitungen zu diesen: Plane viel Zeit. Die Geschütze sind in acht Teile zerlegt und cs bedarf -er vereinigten Krait von :>> Zugmaschinen, um sie in Stellung -u bringen, nachdem die besonders dafür vorbereitete?: U n terlng e n hergcstcllt sind. Man braucht tatsächlich so viel Material, um die Unterlage genügend stark zu bauen, daß Wochen vergehen, bis alles klapp?. Die Geschosse wiegen über AD» Pfund und -er Schlag beim Abfeucr?: ist so fürchterlich, daß die Artilleristen, besonders geschulte Ingenieure von Krupp, weit zurückstehe!: mästen. Es wird erzählt, -aß jedes Gestbätz tausend Schlisse abfcucrn kann. Ai: vielen Punkten naben die Deutschen begonnen, solche Unterlagen für die mächtigen Ge chütze zu bauen, allein ob cs ihnen gelingen wird, diese Vor bereitungen zu Ende -n fuhren, ist eine andere Frage. Dies wir- ihnen sicher nicht gelingen, wenn der Plan der Belgier crusgc führt wird. 8vdrsMwL8vdAso LLenMtz «. <<I immai k-iiv !4. i e!. 12Ü8R Kor verlangen nach einem geregelten Börsenverkehr in Paris. Pari», 3. Oktober. Ter „Teinps" fordert für die Wiederkehr einigermaßen norma ler Verhältnisse im Wirtschaftslc den die baldige Wiedereröffnung der Pa eifer Börse. Im anderen Falle werde sich sonst ,allmählich ein freier n n t o n : r o l l i e r barer K u l i s s e n v e r t e h r zweiter Ordnung herausbildeu, worin die zu Notverkänfen ge zwungenen Wertpapierbesitzer ihre solange un verkäuflichen Wertpapiere zu wucherischen Pre, feu schon jetzt zu veräußern suchten. Nur durch einen geregelten Börsenverkehr wäre eine Er holung der vor Ausbruch des Krieges begebenen W/.prozenttgen anwrtisablen Anleihe möglich. Diese Erholung müsse eintreteu als notwendige Folge der Verfügung der Regierung, wonach die vollgezahltcn Stücke gegen die demnächst wahrscheinlich zu ! Prozent zu begebende Kriegsanleihe zu Ll Prozent in Zahlung gegeben werden können. Ter „Teinps" iv e die gesamte öffentliche Meinung beklage?: bitter, daß auf diese Weise gerade die weniger kapitatträf tigcn Zeichner nnd die im Felde stehenden Ka pitalisten, die dadurch an der Vollzahlnng ge hindert sind, der Vorteile der beabsichtigten Um wandlung in Kriegsanleihen nullt teiluciftta wer den können. Tas Blatt gib: zu, daß man allgemein auf die Banken schlecht zu sprechen sei. Die Kundschaft habe hoc Kriegsausbruch ver-- irauensvoll die verfügbaren Gelder bei den 'Zanken deponiert: aber schon bei der Mobil machung wurde die Auszahlung von Guthaben eingestellt, nnd -ie iin Zusammenhang damit bestehende Unzufriedenheit der Bevölkerung be steht bis jetzt, wein: auch die Moraiornims-Ver- fügungen gewisse Nüclslcht aus die T'posilcn gläubiger nehmen. Tie Hauptschuld au der ganzen mißlichen Lage sei der vcrfväretei: Be gebung der .'ll/K prozcntigcn amortisablcn 'An leihe zuzuschreiben, die in dein kritische,: Augen blick schon ans den: Marlt lastete. Tie Börsen kammer sollte daher zur Durchführung der Liquidation die 'Anleihe unter solidarischer Garantie ihrer Mitglieder aufnehmen und gleich zeitig amtlich einen K o m p c n s a t i o n s k u r s zur Geßinmsadn jcttuag sestsetzen. Tas dazu be nötigle Kapital mußien die Bang ne de France oder oje Eaiffe de Depots et Eonngnati ans vorstreckcn Unerläßlich sei auch eine rasche nnd zuverlässige Benachrichtigung über die Ein- lösung der Kupons im Fiileressr aller Wertpapierbefitzer. vom westlichen Kriegsschauplatz. Bus dem Fort ^ongwij. Grones Hauptquartier Les Westens, 28. September. Der junge Tag lag noch über den luxemburgischen Fluren, als unsere sieben Autos — die fremden Militär-Attaches gehören zu unserem Quartier — in Staubwolken gehüllt -er belgischen Grenze zufausten. Wir müssen ein Stück Belqierland passieren, um immer südwärts fahrend die französische Grenze zu erreichen. Ter Grenzpfeiler fliegt vorbei und wir Halter: vor Lougwy, den: vom Kronprinzen er oberten Sperrforl. Tiefe Gräben zeichne?: hier die Sturmstellung der Deutschen, deren Artillerie nordöstlich im Walde Hinte» Hallancey stand. Hier arbeitete sich die deutsche Insauterie unter dem deckenden Feuer der schweren Feldgeschütze heran; von Stellung zu Stellung hob sie Schützengräben aus den: Gelände ans, an der Höhe sahen wir die zickzackförmigen An- iiaherungsgräben, an die der Gegner nicht heran schießen kau?:, und daun den letzten Schützengraben. Durch quadratisch einge,zäunte Drahtverhaue, unter denen noch Belästige Bäume lagen, ging es dann im Sturm auf das Fort, das einen: Trümmerhaufen gleicht. Nur die Kirchturinmauern stehen noch, mit verkohlten Sparren geziert. Wir fahre?: talwärts in die industriereiche Stadt Longwy. Die Maschinen stehen still. Fensterladen und Geschäfte sind verrammelt. Irr einer Schule Grenze alles ruhig geblieben. Er wählte absicht lich eiiren weiteren Umrveg. Lockte ihn etwa die Schönheit des Morgens? Ein märchenhaftes Halblicht lag über der schweigenden Stadt und den nördlichen, waldreichen Höhen. Im Osten der violette Schimmer des nahenden Tages gestirns, der langsam anfblühte wie rosensarbene Rosen — im Westen das blaue Halbdunkel der sinkenden Nacht mit ihren verlöschenden Sternen. Hart klapperte der Hnfschlag seines Rosses über das Pflaster. - Ein fremder Mißton in dieser Zanberivelt. Er pfiff ein keckes Soldatenlied. Er ivollte es gegen sich selber »licht Wort, haben, wie sehr Toskas stnuliiie Verzweiflung ihn die Naciit über heimlich geängstigt — wie diese Angst wuchs, je näher er den: Hanfe kam. Wie würde er sie wiedcrfinden? Was würde der Tag bringen'? Endlich hatte er fein Pferd dem Burschen übergeben, der seiner schon vor den: Hanse war tete. Mit hocyklopfendem Herzen betrat er dann den engen Korridor seiner kleinen Wohnung. Nun öffnete er die Tür des Schlafzimmers. Nein — hier war sie nicht. T:e Betten standen unbenutzt. — Weim sie etwa —! Ihn: schwin delte. Er wußte nicht, wie er ins Wohnzimmer hinüberaelommen. Gott sei Donk! Gott sei Denk! T« saß sie — am Fenster. Schwarzblau' zeichnete sich ihre herrliche Gestalt gegen den auslencbtenden Svnnenball ab. Mit tiefer, beinahe feierliche Ruhe erhob sic sich. Er sah ihren fahlen, schlaffen Gesichts zügen die durchwachte Nacht nur zu deutlich an. Aber die Augen hatten doch wieder einen Schiru mer von Leben. Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie, von den Gemütsbnoegungen der verflossenen Nacht nnd besonders der letzten Augenblicke durchschüttert, fast heftig und zog sie voll L-cid und Inbrunst an die Lippen. „Toska! Toska!" „Vergib, >venn ich dich gestern abend jo in: Zorn von mir scheiden ließ," sagte sie voll schmerzvoller Sanftmut und mit einer stimme, die in ihrer spröden Tonlosigkeit an eine zer. sprnngenc Glocke gemahnte. „Das Erlebte hatte mich wie mit einem Faustschlag nieder gefchmet. tert. Die ersten Stunden dieser Nacht sie ivarcn die furchtbarsten meines Lebens. — End lich, endlich hat mir Gott aus den: Labyrinth meiner Verzweiflung einen Ausweg gezeigt! Otto!" Tiefe, klingende, leuchtende Wärme glomm nun in ihrer Stimme, in ihren Augen ans. Dabei legte sie zaghaft und doch mit zittern dem Flehen die Hände un: seinen Hals. „Otto! Du wirst diesen Weg betreten — den einzigen, der zum Wiederaufbau unseres Glückes führt'?" „Welchen Weg?" „Du mußt deinen Abschied nehmen!" „Du bist von Sinnen!" Er machte sich los — tra» von ihr fort. Sie aber war sofort wieder an seiner Seite. Mit wie zum Gebet meinandergerungenen Hän den, mit feuchten, flehenden, beschwörenden Augen. „Otto — ich bin reich! Reicher als du glaubst! Wir werden von allen: äußeren Zwang befreit miteinander ein glückseliges Leben führen — ein Leben der Liebe!" „In Frankreich etwa'?" höhnte er. „Nein! Nein! Das werde ich nie von dir verlangen! Nur mit der Waffe in der Hand dürft ihr einander nicht gegennbcrtreten — mein Vater nnd du. Das — das ertrüge ich nicht! — Aber ich will mit dir gehen, wohin du willst nach Spanien, nach Italien — auch nach Deutsch land — du hast die Wahl!" „Sehr gütig!" Gallebitter klang's. Er lehnte rittlings gegen die Kante des runden Tisches, der vor dem steifbeinigen Sofa stand. Jählings dann wandte er sich mit einen: Ruck gegen sic, ergriff ihre Hand und preßte sie mit ettiem so schmerzhaften Druck, daß sic leise auf. schrie. „Toska! Bist du dir denn des Unsinns aar nicht bewußt, den du da redest? Ich den Abschied nehmen? In eben dem Augenblick, da der Entschcidungskampf wider Navoleon ans- gefochten werden soll?!" „Otto - bedenke, wem: du meinem Va- ter —!" Ein irres Flunmern schlug auS ihren Augen. „Nicht auszudenken wär's!" Tie schlug die Hände vorS Gesicht. Heißes Erschrecken und zugleich tiefes Mit leid erfaßte ihn. „Armes Kind!" Er zog sie an sich, lehnte ihrer: blonden Kops an seine Schulter und strich ein paarmal sanft darüber hin. „Davor wird mich die Gute Gottes bewahren, daß ich deinem Vater ein Leid znfügcn muß! Aber ich bin unschuldig daran, oaß das Schicksal uns einander gegennberstellt." Ganz unwillkürlich lies; er sic wieder fahren. „Wie er zu dem Korsen gehören will, so gehöre ich mit einem tansendmal größe ren Rechte zu meinem Könige, zu meinem Volk und Vaterland, das dieser Tyrann geknechtet, verhöhnt und mit Füßen ^getreten! Wir haben - seine Ketten in blutigen Ählachten zerrissen —. jetzt naht er, um sie uns von neuem anznlegen. Flucti nnd Schande über jeden Deutschen, der sich feige aus den Reihen der heiligen Frei. yeitSkcnnpfer stehlen will! Dreimal Fluch und Schande über mich, wenn ich den Mut dazu fände!" „Das — das ist deine Antwort auf meine Bitte?!" würgte sie hervor. „Ich kann keine andere geben! So wahr mir Gott helfe!" „Auch dann nicht, wenn diese Alltwort unser Glück für alle Ewigkeit cinsargen würde?" „Toska — blick mich nicht so an! Auch dann nicht! Auch dann nicht!" schrie er ihr in wüten- der Qual entgegen. Seine Zähne knirschten auf. einander. Die Nägel seiner zur Faust ge. krümmten Finger grnbcn sich mit schmerzhaftem Druck in seine Handflächen ein. „Daß du es weißt: Ich bin eins mit meinem Volk, init mer- ncm Vatcrlande! — Und du, Toska, du bist mein Weib! Du gehörst zu mir!" Wild nnd drohend umschlang er sic plötzlich. „Ich lasse dich keinen: andern!" „Laß mich! Laß mich! Um Gottes willen! Erbarmen!" Sie stieß ihn von sich. Ein so tödliches Entsetzen malte sich auf ihrem wachsweißen Gesicht, daß er bis ins Herz durchkältet, in seinem heiligsten Empfinden ver- letzt, sich von ihr abwandtc. „Verzeih'", sagte er rauh. Wie splitterndes Eis klirrte das eine Wort durch den Raum. Und dann mit schwerer Zunge: „Bin müde — vom Dienst. Muß ruhen. Adio." Schwerfällig, mit baumelnden Gliedern ging er hinaus. lForlfetzung in der jSonntagrmsgaL«,)
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